Disclaimer: Tolkien alles, ich nix!
Nicht mein Tag!
Sie hatten ihm Ruhm und Ehre versprochen. Und natürlich reiche Beute unterwegs, sonst hätte er sich gar nicht erst darauf eingelassen.
Es klang alles so einfach, als sie ihn in Umbar angeworben hatten. Eine ganze Flotte würde den Fluß entlang segeln und unterwegs brandschatzen und rauben, was ihnen begegnete. Und am Ende ihrer Reise würden sie dabei helfen, eine weitere Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Alles ganz einfach und unproblematisch. Er würde mit Schätzen beladen nach Hause zurück kehren.
Natürlich hatte er sein Kreuz auf dem Papier gemacht, seinen Säbel geschärft und seinen Platz auf einem der Schiffe eingenommen.
Und tatsächlich lief die Fahrt genau so, wie man es ihm versprochen hatte. Die Dörfer und kleinen Städte am Ufer des Flusses waren leichte Beute und die Flotte ließ einen brennende Spur hinter sich.
Die Piraten verbrachten einen großen Teil ihrer freien Zeit damit, ihre Beute zu zählen, zu sortieren und mit ihren Kameraden zu tauschen.
Das Leben war wunderbar und wegen ihm hätte es ewig so weiter gehen können.
Jedoch, wie es mit guten Zeiten allzuoft der Fall ist, endete es viel zu abrupt.
Er hätte mißtrauisch werden sollen, als er eines Morgens nach einem besonders wilden Traum aus der Hängematte fiel. Ein Tag, der so begann, konnte nichts gutes bringen!
Im ersten Dorf, das sie überfielen, gelang es einem Bauernlümmel, ihm einen mit seinem Dreschflegel zu verpassen, bevor er ihn einen Kopf kürzer machte.
Er wurde immer noch nicht mißtrauisch.
In der kleinen Stadt, die als nächstes dran kam, hatte er es auf eine reich geschmückte Frau abgesehen. Doch durch den Schlag, den er zuvor eingesteckt hatte, war er nicht so schnell wie sonst und ein Kamerad erreichte die Beute zu erst.
Mißmutig sah er zu, wie der andere Pirat der Frau zuerst den Schmuck und dann die Kleider vom Leib riß, sich in ihr Erleichterung verschaffte und ihr schließlich die Kehle durchschnitt.
„ Verdammt, das hätte ich sein können!" dachte er.
Unverständlicher Weise wurde er immer noch nicht mißtrauisch.
Als er später seine Beute sortierte, kam ein Kamerad auf ihn zu und wollte mit ihm tauschen.
„ Gib mir die Kette da, die wird meiner Alten gefallen."
Doch die Kette war sein aller erstes Beutestück und erwollte sie seiner Mutter schenken, also schüttelte er den Kopf.
„ Nun komm schon", zeterte der kleine, dicke Pirat. „ Ich geb dir dafür das Silberbesteck, das ist viel mehr wert."
Und schon grabschte er nach der Kette und warf seinem Kameraden den Beutel mit dem Besteck vor die Füße.
Die nachfolgende Rangelei wurde mit viel Gejohle beobachtet und schließlich vom Kapitän mit Fußtritten aufgelöst.
Als der kleine dicke mit den Rastalocken jedoch erklärte, ihm seien Kette und Besteck gestohlen worden, da wurde er endlich mißtrauisch. Daß der Dicke der Schwager des Käptens war machte die Sache auch nicht besser.
Die zwanzig Schläge mit der neunschwänzigen Katze überzeugten ihn endgültig davon, daß dies nicht sein Tag war. Dabei konnte er sich noch glücklich schätzen, daß er heute kämpfen sollte, denn sonst hätte er mehr Schläge einstecken müssen.
Und so saß er mit schmerzendem Rücken und übelster Laune auf einer Taurolle als sie den drei einsamen Gestalten am Ufer begegneten.
Für einen Moment glaubte er an ausgleichende Gerechtigkeit, als der Pfeil den Dicken traf, doch der Anblick der Geisterarmee, die auf ihn zu kam, verdrängte solche Gedanken sofort.
Bevor er von namenlosem Grauen bei lebendigem Leibe verzehrt wurde dachte er nur:
„ Verdammte Scheiße, heute ist wirklich nicht mein Tag!"
ENDE
