Liebe und andere Katastrophen
Jordan Cavanaugh ging nach der Arbeit in sehr bedrückter Stimmung nach Hause. Sie hatte Woody mit einer anderen Frau gesehen und wusste nicht, was sie davon halten sollte. 'Warum fühle ich mich bei diesem Gedanken, dass eine andere Frau in seinem Leben existiert, so mies? Ich bin doch nicht etwa eifersüchtig? Warum sollte ich das sein? Woody und ich sind nur Freunde.' Sie war völlig verwirrt. So ein Gefühlschaos kannte sie von sich nicht. Trotzdem gingen ihr die Bilder nicht aus dem Kopf. Leider konnte sie nicht mit ihrem Vater sprechen, da er auf unbestimmte Zeit nicht erreichbar war. Ihr Vater hatte Boston auf unbestimmte Zeit und mit unbekanntem Ziel verlassen. Sie fühlte sich so allein, als sie auf ihrem Sofa saß. Sie verbarg ihren Kopf in ihren Händen, weil ihr bewusst wurde, dass sie für Woody mehr als nur Freundschaft empfand. Sie liebte ihn. Jetzt war es zu spät. Sie hatte es zu spät erkannt. Sie war sauer auf sich selber, weil sie eine große Chance zum Glücklichwerden nicht genutzt hatte. Nur weil sie Angst vor Nähe, Liebe und Zuneigung hatte. Nun gab es eine andere Frau, die ihm wichtig war, die er liebte. Sie fing an leise zu weinen. Sie war unglücklich und fühlte sich verloren. Sie merkte das erste Mal, dass sie im Grunde sehr einsam war. Sie hatte Freunde, aber es gab niemanden, der sie auch mal in die Arme nahm und für sie da war.
Woody hatte einen Schatten gesehen, als er versuchte, sich Laurie Drabbers vom Leib zu halten. Er wusste nicht, dass es Jordan war. "Laurie, zwischen uns wird es keine Beziehung geben. Ich liebe eine andere Frau. Akzeptiere diese Tatsache und beende diese Szene." Er wollte sie einfach stehen lassen, aber sie hielt ihn am Ärmel fest. "Stell mir deine Freundin vor. Erst dann glaube ich es dir. Du hast mich schon einmal gelinkt. Es hat gedauert bis ich dich hier gefunden habe." Für einen Moment dachte er daran, dass Jordan seine Freundin spielen könnte. Den Gedanken verwarf er gleich wieder, weil er sich unwohl fühlte. Er wusste nicht, ob Jordan mitziehen würde. Für so eine Sache wollte er sie nicht missbrauchen. Dazu war sie ihm zu wichtig. Sie war die einzige Frau, mit der er gerne zusammenleben wollte. Woody war wütend. "Laurie, reise ab. Es bringt nichts. Ich habe sie wahrscheinlich gerade verloren." Er riss sich von ihr los und ließ sie stehen.
Jordan ging Woody aus dem Weg. Sie wollte nicht von ihm angesprochen werden, sofern es nicht dienstlich war. Es fiel allen auf, dass Jordan blass und traurig war. Mit Lily konnte sie nicht reden, weil diese im Urlaub war. Es konnte sonst keiner an sie herankommen. Ihre Verzweiflung fiel irgendwann Renee Walcott auf. Sie hatte auch bemerkt, dass sich Jordan sehr verändert hatte. Sie stritten nur noch selten. Einmal nahm sie Jordan bei Seite: "Was ist mit Ihnen los? Haben Sie Liebeskummer?" Jordan nickte und hielt mit Mühe Tränen zurück. "Am Besten gehen wir in Ihr Büro und sprechen dort weiter." Renee nahm Jordan am Arm und ging mit ihr in ihr Büro. Dort setzten sich die beiden nebeneinander aufs Sofa. "Und jetzt erzählen Sie mal", forderte Renee sie auf. Jordan erzählte ihr, was sie im Park beobachtet hatte. Dabei liefen ihr Tränen übers Gesicht. Die Staatsanwältin hörte ihr aufmerksam zu und gab ihr einen Rat. "Was halten Sie davon, wenn Sie für heute Feierabend machen?" fragte Ms Walcott. "Ich rede mit Garret. Ich sage ihm, dass es Ihnen nicht gut ist." "Nein, das geht nicht. Ich muss zurück zu Nigel in den Autopsiesaal. Trotzdem danke für das Gespräch." Über Jordans Gesicht huschte ein schattenhaftes Lächeln.
Jordan ging nach Feierabend sofort nach Hause, obwohl sie noch in der Bar nach dem Rechten sehen musste. Danach war ihr nicht zu Mute. Nach dem Gespräch mit Renee fühlte sie sich seltsamerweise ein wenig besser.Sie hatte sich gerade etwas Salat gemacht, als es an ihrer Wohnungstür klopfte. Woody stand davor.
"Was willst du?" fragte sie unwirsch.
"Ich muss unbedingt mit dir reden."
"Darüber, dass du eine andere Freundin hast und zu feige bist, es mir zu sagen?" platze es aus Jordan hinaus. Am liebsten hätte sie diesen Satz zurückgenommen, aber dafür war es zu spät.
"So ist das nicht. Ich habe nichts mit Laurie. Ganz im Gegenteil, ich versuche sie loszuwerden", erwiderte er.
"Das kannst du jedem erzählen! Ich habe euch doch gesehen. Und jetzt verschwinde!"
Jordan schmiss die Tür mit einem lauten Knall zu. Sie warf sich auf ihr Sofa und weinte. Noch hatte sie nicht die Kraft den gegeben Rat zu befolgen. Woody blieb wie erstarrt stehen. Er wollte gerade gehen, als er ein leises Schluchzen hinter der Tür hörte. Er klopfte an ihre Tür. Keine Reaktion!
"Jordan mach auf!"
"Hau ab, Woody! Ich will nicht mir dir reden. Es gibt nichts zu besprechen."
Gegenüber öffnete sich eine Tür. "Sie sollten besser gehen, junger Mann. Sonst rufe ich die Polizei." Eine ältere Frau stand in der Tür. Woody drehte sich zu ihr um, zeigte wortlos seine Dienstmarke und verschwand. Er war verzweifelt, weil er Jordan mehr als alles auf der Welt liebte. Und jetzt litt sie. Nur weil er sich Laurie nicht vom Hals halten konnte. Er war stinksauer auf diese Frau.
Woody ließ Jordan gewähren. Wenn er sie drängte, riskierte er sie ganz zu verlieren. Das war nicht sein Ziel. Er wusste, dass sie irgendwann mit ihm reden würde.
Währenddessen machten sich Ihre Kollegen Sorgen um sie. Sie hatte sich so sehr verändert, dass es auch Lily sofort auffiel, als sie wieder aus dem Urlaub zurückkam. Lily sprach: "Was ist eigentlich mit dir los, Jordan. Du bist so auf einmal so zurückhaltend.geworden. Das passt nicht zu dir. Ob es zu mir passt oder nicht, ist nur meine Angelegenheit. Damit muss ich leben", erwiederte sie. Jordan freute sich darüber, dass Renee Walcott so diskret war. Das bekam sie mit, als Lily die Staatsanwältin ansprach. Sie hatte mitbekommen, dass zwischen den Frauen ein freundlicher Ton herrschte. "Entschuldigen Sie, Ms Walcott. Wissen Sie, was mit Jordan los ist? Ich bekomme kein Wort aus ihr heraus." "Darüber rede ich nicht. Das ist etwas, was nur sie und mich etwas angeht." Damit betrat Renee Garrets Büro.
Inzwischen nahm Jordan ihr Handy und rief Woody an.
"Hallo Woody, hast du Lust heute Abend mit mir zu Abend zu essen?"
Er strahlte durch das Telefon: "Aber gerne, Jordan. Was hälst du davon, wenn du so gegen acht zu mir kommst und ich für dich koche?"
Sie lächelte: "Aber gerne. Ich freue mich. Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen. Hast du sonst noch etwas vor?"
"Nein, also um acht bei mir? Ich muss Schluss machen. Mein Boss steht hinter mir. Tschüss Jordan."
"Ich freue mich. Tschüss Woody."
Garret wunderte sich über das gute Verhältnis, dass zwischen Renee Walcott und Jordan herrschte. Als Renee bei ihm auftauchte, sprach er sie direkt darauf an: "Was ist eigentlich zwischen Jordan und dir vorgefallen? Ihr versteht euch plötzlich so gut. Ihr habt doch vorher immer nur gestritten." Renee schüttelte den Kopf:" Das geht dich nichts an. Es ist privat zwischen Jordan und mir. Mir gefällt ihre Veränderung. Sie ist viel umgänglicher. Passt es dir etwa nicht?" "Doch schon. Es ist nur so ungewohnt. Die kratzbürstige, aufbrausende und ständig meckernde Jordan ist fast volständig verschwunden. Ist es etwas, was ich wissen sollte?" fragte Garret. "Nein!" erwiederte Renee.
Jordan trank im Pausenraum eine Tasse Kaffee, als sie durch Zufall folgendes Gespräch zwischen Nigel und Lily hörte: "Nigel, weißt du, was mit Jordan passiert ist? Das ist ja jetzt eine völlig andere Frau. Sie ist so ruhig geworden.Das ist nicht mehr die aufbrausende, ständig meckernde Jordan. Mir sagt sie es nicht." "Da bin ich auch überfragt. Sie versteht sich komischerweise sehr gut mit Ms Walcott." Jordan war völlig überrascht. Sie ahnte nicht, dass die letzten Wochen so gravierend waren. Es war ihr nicht aufgefallen. Sie war so mit ihrem Kummer beschäftigt, dass sie nicht auf ihre Kollegen geachtet hatte.
Abends ging sie zu Woodys Apartment. Er hatte bereits gekocht und erwartete sie bereits. Nachmittags hatte er eingekauft. Jordan wollte sofort anfangen mit ihm zu sprechen, aber er nahm sie behutsam am Arm und führte sie zu Tisch. "Jetzt essen wir erst mal. Dann reden wir." Er lächelte sie liebevoll an. Sie aßen gemeinsam und danach setzten sie sich auf sein Sofa und Woody fing an: "Ich versichere dir, dass ich nie etwas mit Laurie Drabbers hatte. Sie will das schon seit der Highschool, aber ich habe sie immer wieder zurückgewiesen. Nachdem der Vater meiner Freundin mich nicht gut genug für seine Tochter fand, hätte ich mich fast auf sie eingelassen. Ich habe mich dann aber für Boston entschieden und es nicht bereut. Ich liebe dich, Jordan." Jordan schaute ihn an. "Das mit Laurie wusste ich nicht. Ich liebe dich auch." Sie wollten sich gerade küssen, als es klingelte. Woody ging zur Tür und zu seiner unangenehmen Überraschung stand Laurie vor der Tür.
"Was willst denn hier?"
"Störe ich etwa? Bist du nicht allein?"
Woody wollte gerade antworte, als Jordan aus dem Hintergrund kam und sich neben ihn stellte. Laurie starrte das Paar an: "Wer ist diese Frau? rief sie hysterisch. Sie erinnerte sich an die Worte von Max: 'Denke an die Zukunft und nicht mehr an die Vergangenheit. Lebe Jordan!' Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie wusste, dass das ihre letzte Chance war glücklich zu werden. Das, was sie jetzt sagte, ließ Woody aus allen Wolken fallen. Er warte nur mit Mühe Haltung.
"Ich bin Woody Verlobte!"
Laurie starrte die Beiden nur an und sagte entsetzt: "Ich werde jetzt gehen. Du wirst mich nie wieder sehen. Ich hoffe, du weißt was du tust. Diese Frau ist eine Nummer zu groß für dich."
Damit drehte sie sich um und verließ das Treppenhaus. Woody schaute Jordan fragend an:
"Ist das dein Ernst? Du willst mich wirklich heiraten? Trotz deiner Ängste?"
"Mein Vater hat mir gesagt, bevor er ging, dass ich in die Zukunft sehen soll. Und Renee Walcott hat mir gesagt, dass ich mich mit dir aussprechen soll und dich festhalten soll, falls du mich noch willst."
Er schloss die Tür und nahm sie in die Arme: "Na klar will ich." Seine Gefühle konnte er nicht beschreiben. Sie pendelten zwischen unglaublichem Glück und totalem Wahnsinn. Mehr konnte er nicht sagen, weil Jordan ihn küsste. Er drückte sie fester an sich und erwiderte den Kuss erst zärtlich und dann immer leidenschaftlicher. Jordan war noch nie so glücklich gewesen. Sie genoss die Sicherheit und Geborgenheit in seinen Armen.Sie fühlte sich wahnsinnig gut. Das hatte sie vorher noch nie in den Arme eines Mannes gefühlt. Sie wusste jetzt, dass er der Richtige war.
"Lass mich nie wieder los", flüsterte sie ihm ins Ohr.
"Das tu ich doch gerne." Woody ließ die Umarmung noch enger werden. Er genoss es, als sich Jordan an ihn schmiegte. Über alles hatte sie ihre Erschöpfung vergessen. Sie schlief in seine Armen ein. Er legte sie in sein Bett und wollte eigentlich gehen, als sie ihn festhielt und ihn zwang zu bleiben. Er nahm sie in die Arme und schlief einige Minuten später ebenfalls.
