Nach der Trauung verschwanden die Kissen und Throne. An ihrer Stelle bauten sich Tische und Stühle auf. Noch während dieses Vorgangs fing es an, über alle Anwesenden blanken Reis zu regnen. Die meisten der Hexen und Zauberer versuchten unter irgendwelchen Gegenständen Schutz zu finden, da die harten Reiskörner, die aus weiter Entfernung auf sich herabprasselten, nicht gerade angenehm wahren.
Mr. Weasley war enttäuscht über die Wirkung seiner Inszenierung und überlegte fieberhaft, was er falsch gemacht haben könnte, denn schließlich funktioniert es bei den Muggel doch auch.
Plötzlich traf ihn die Erleuchtung. Ja, es konnte gar nicht anders sein. Er schwang kurz seinen Zauberstab und herab rieselte schöner, klebriger, weißer, weichgekochter Reis.
„Oh, ah, ist das schön das muss ich mir merken. Manchmal haben sogar Muggel schöne Bräuche!"
Percy schien schier begeistert von dem Reisregen zu sein, was seinen Vater ungeheuer freute und vielleicht der erste Schritt einer Annäherung der Beiden bedeutete (Mr. Weasley konnte seinem Sohn noch immer nicht verzeihen, dass er damals zu Fudge gehalten hatte).
Hermine, Ron und Harry konnten über die weiße Pracht nur staunen.
„Hoffentlich hört dieser Regen noch vor dem Festessen auf. Ich glaube nicht, dass Reis in Drachenwein und dem ganzen anderem Essen schmeckt", flüsterte Hermine halb lachend halb ernst.
Ron sah seine Freundin vergnügt an. „Du machst dir ja nur Sorgen um den Wein, du Schnapsdrossel."
Hermine schnaubte gespielt verächtlich.
„Schon gut", versuchte Harry zu beruhigen. „Ich mache mir nur Sorgen, dass wir während dem Essen abgeschossen werden. Seht ihr die Kinder da? Die bauen Schnee-äh-Reisbälle."
Jetzt beäugten auch Ron und Hermine die Kinder.
„Ich glaube nicht, dass die sich das trauen. Nicht mit den Elter oder Großeltern." Ron weiß mit dem Kopf in die Richtung der Malfoys und seiner Mutter. „Außerdem, wenn die sich gegenseitig bewerfen, dann sind sie beschäftigt und stören nicht", fügte er noch grinsend hinzu.
„Ron!", seufzte Hermine leicht resigniert, während er nicht zu wissen schien, was falsch an seinen Worten sein sollte.
Mit dem Auftauchen des Hochzeitsmenüs hörte der Reisregen tatsächlich auf, denn selbst Mr. Weasley sah ein, dass Reiskörner Drachenwein nicht gerade veredelten. Alle Gäste nahmen an der Tafel Platz.
An der Spitze dinierte natürlich das glücklich strahlende Brautpaar, danach kamen ihre Eltern, Tauzeugen und Brautjungfern, Verwandte und Freunde. Dracos Eltern saßen Mr. und Mrs. Weasley direkt gegenüber und man merkte, wie schwer es ihnen fiel, ein Gespräch miteinander zu beginnen.
„Das ist ja wirklich eine ausgefallene und phantasievolle Hochzeit", begann Mrs. Malfoy schließlich zaghaft das Gespräch. Mr. Weasley der ihre Worte als Kompliment auffasste strahlte sie an.
„Ja, nicht? Das sind alles alte Muggeltraditionen. Ich habe wirklich lange recherchiert. Hermine, Harry und Mrs. Snape haben mir wertvolle Tipps dazu gegeben. Ja, ja und sogar George und Fred helfen mir dabei, aber erst später." Bei den letzten Worten zwinkerte er ihr zu.
Dies gefiel nun Mr. Malfoy überhaupt nicht. Erst wurde seinem Sohn diese Art von Hochzeit aufgezwungen (eine Hochzeit wie ein Muggel, also wirklich!) und dann erdreistete sich dieser arme Schlucker seiner Frau zuzuzwinkern. Mit rotem Gesicht und übertrieben höflicher Stimme fragte er:
„Nun ja, sie müssen ja sehr viel Zeit in die Hochzeit gesteckt haben. Bewundernswert! Wie sieht es sonst bei ihnen aus? Sind sie denn befördert worden?"
„Nein" Artur Weasley verkrampfte sich leicht.
Mr. Malfoy fuhr fort: „Ich dacht nur, dies alles hier muss ja Unmengen gekostet haben. Schon alleine die Ringe und diese komischen Wesen – wie heißen die gleich, Pferde? Ich meine, es wäre ja nicht angebracht, wenn unsere Kinder für solche Dinge aufkommen müssten." (Nicht, dass eine echte Zaubererhochzeit billiger gekommen wäre.)
„Natürlich wäre das nicht richtig", meldete sich Mrs. Weasley ärgerlich zu Wort. „Aber lassen sie uns an so einem Tag nicht über solche Dinge reden. Was ist mit ihnen? Was macht ihre Arbeit im Moment?"
„Ähm, danke es läuft im Moment sehr gut. Lucius wird wahrscheinlich bald befördert."
Zur allgemeinen Überraschung antwortete Mrs. Malfoy nachdem sie ihren Mann mit einem Blick zum Schweigen gebracht hatte.
Die Weasleys stellten überrast fest, dass irgendetwas in der Familie vorgefallen sein musste. Zu einen sträuben sie sich nicht gegen Dracos Brautwahl und dann schien es, als hätte sie zu Hause das Regime übernommen, was eigentlich undenkbar war. Vielleicht hatte dies auch mit Ginnys und Dracos Liebesgeschichte zu tun. Damals war Ginny noch Anwältin gewesen und ihr wurde Dracos Fall zugewiesen.
Es war schon nach dem Krieg und Draco wurde beschuldigt ein Todesser gewesen zu sein. Sie war nicht begeistert gewesen, den verhassten Slytherin verteidigen zu müssen, doch nach und nach verliebten sich die beiden ineinander.
Auf beiden Seiten waren Freunde und Verwandte gegen diese Verbeindung gewesen. Doch zum Glück stellte sich heraus, dass Draco wirklich unschuldig war. Er schien auch eine kleine Wesensänderung durchgemacht zu haben, denn auf einmal beschrieb ihn Mrs. Weasley als: „So ein lieber Junge".
Ron, Fred, George und Harry mochten ihn trotzdem noch nicht. Doch alle versuchten Ginny zuliebe miteinander auszukommen, was auch Draco einige Überwindung kostete.
O
Nach dem Essen sollte der Brautstrauß geworfen werden. Also mussten sich alle alleinstehenden Frauen hinter der Braut versammeln. Die muggelstämmigen Mädchen wahren erst einmal 10 Minuten damit beschäftigt, den Frauen aus Zaubererfamilien zu erklären, was es damit auf sich hatte. Als es auch die Letzte begriffen hatte, machten sich alle bereit und starrten aufgeregt zur Braut, die ihnen kokett den Rücken zudrehte. Endlich segelte der Strauß durch die Luft fast gleichzeitig zogen die Hexen ihre Zauberstäbe und versuchten durch Fangzauber, Magnetzauber oder was ihnen sonst noch so einfiel, die Blumen zu ergattern.
Diese schwebten in der Luft da sie sich, von den verschiedenen Zaubern in alle Richtungen angezogen, nicht von der Stelle bewegen konnten.
Snape sah verblüfft zu und bemerkte flüsternd zu seiner Frau, die auch Lehrerin war: „In der Schule solltest du zumindest den Mädchen so das Duellieren beibringen, ich habe noch nie gesehen, dass einige von denen jemals so schnell beim Zaubern gewesen währen."
Professor McGonagall, die sich in der Schar Hexen eher am Rand gehalten hatte, schüttelte nur kurz den Kopf, zog ihren Zauberstab und zeigte damit direkt auf ihren Arm, der sofort zu wachsen begann.
Verblüfft verfolgten alle Anwesenden wie sich der Arm in die Luft schwang und mit einem gezielten Griff den Brautstrauß schnappte, um sich dann wieder auf Normalgröße zusammenzuziehen.
Erst herrschte erstaunte Stille, dann brach tosender Beifall aus, in den langsam auch die anderen unverheirateten Hexen einstimmten.
Professor McGonagall kommentierte lächelnd: „Die Blumen wären da oben durch die ganzen Zauber doch nur zerrissen worden. Wäre doch schade gewesen."
Trotzdem gab es noch den ganzen Abend Spekulationen darüber, wer nun ihr Zukünftiger sein könnte, auch wenn kein befriedigendes Ergebnis erzielt wurde, nur viel Gelächter.
Der Einführungswalzer des Brautpaares war sehr romantisch und stimmungsvoll, auch wenn sich Ginny im Nachhinein nicht mehr sicher war, wie oft ihr Draco auf die Füße getreten war. (Ein Malfoy konnte zwar alles, nur alle anderen Zauberer hatten Probleme, sich an seinen hervorragenden Tanzstiel zu gewöhnen.)
Darauf folgten die anderen Paare, wobei Ron und Hermine eine beeindruckende Performance hinlegten.
Sie hatten in ihren letzten beiden Unlauben Herms Eltern besucht und in einer Muggeltanzschule Unterricht genommen. Allerdings hatten sich Hermines alte Muggelfreunde und -bekannten sehr gewundert, was sie sich für einen Freak geangelt hatte, der schon über einen einfachen Staubsauger in helle Begeisterung geraten konnte. Aber vielleicht war das für die tägliche Hilfe im Haushalt sehr praktisch und wer konnte schon wissen , was für Qualitäten er noch verbarg.
Punkt 16 Uhr wurde die prachtvolle, fünfstöckige Torte gebracht. Sie hatte haargenau den gleichen rosa Farbton wie die Kleider der Brautjungfern und war mit weißen Sahneherzchen übersäht. Auf ihrer Spitze thronte eine exakte Marzipannachbildung des Brautpaares, die wirklich anfing zu tanzen (es wurde sogar gemunkelt, dass die Puppen den Walzer um Längen besser beherrschten als das Brautpaar).
Feierlich und stolz überreichte Mr. Weasley dem jungen Paar ein großes Messer um die Torte anzuschneiden. Zur Überraschung aller Anwesenden stürzte sich, jedes Mal, wenn Draco oder Ginny zu einem Schnitt ansetzten, eine ihrer Nachbildungen dazwischen und schrie fürchterlich. Als Ginny den kleinen Draco noch versehentlich mit der Spitze des Messers antippte fing dieser an fürchterlich zu bluten. Ginny und Draco in groß, konnten sich nach der ersten Schrecksekunde vor Lachen kaum noch halten.
Ginny, die einen Finger auf die blutige Stelle gelegt hatte um zu sehen, ob sie noch genießbar war, stellte lächelnd fest: „Mhhhmmm, Draco du bist ja richtig lecker, hätte ich gar nicht gedacht, dass dein Blut nach Himbeersirup schmeckt."
Lediglich Mr. Weasley war entrüstet und hielt nach seinen beiden Zwillingen Ausschau, die sich schon wohlweißlich aus seiner Reichweite verzogen hatten und jetzt am Rand dem Geschehen mit Unschuldsminen folgten.
Leider bemerkten die beiden Mrs. Weasley zu spät, die sich hinter ihnen aufgebaut hatte. Zum unverdienten Glück der beiden entschied sie sich dafür, ihre Schimpforgie auf später zu verschieben. Jetzt begnügte sie sich lediglich damit, einen neuen Beschwörungszauber auszuprobieren, der die Zwillinge dazu zwingen sollte, die Hochzeit nicht unangenehm zu stören.
Trotz der vielen gegensätzlichen Gäste ging das Fest sehr friedlich und in ausgelassener Stimmung weiter. Außerdem verhielten sich die Zwillinge erstaunlich brav.
Percy fragte sich schon ernsthaft, ob er einen Heiler für sie holen sollte. Andererseits war es seiner Meinung nach umso besser, je länger dieser Zustand anhielt, auch wenn andere enttäuscht darüber zu sein schienen.
Schließlich widmeten sich die Gäste doch noch der Torte. Professor Snape, dessen heimlich Liebe Marzipan war, hatte sogar eine der Figuren ergattert. Nun saß er entspannt und gut gelaunt auf seinem Platz und verzehrte mit sichtlichem Genuss die zappelnde Ginny. Neben ihm lümmelte ein genauso strahlender Ron (abgesehen von ein paar giftigen Blicken in Snapes Richtung, wie konnte dieser nur mit solcher Begeisterung seine Schwester aufessen!) und lies sich seinen Marzipan Draco auf der Zunge zergehen.
