Die Feier war im vollen Gange und Ginny tanzte gerade mit ihrem Bruder George, als dieser sie an den Rand der Tanzfläche bugsierte und feierlich erklärte: „Dies ist nun eine Brautentführung. Du wirst jetzt mit uns mitkommen und dein edler Gemahl muss dich retten."
Daraufhin setzte er sie vor sich auf seinen Besen und düste davon. Fred, Harry, Hermine und Ron folgten.
Mr. Weasley übernahm die Aufgabe dem verdutzten Bräutigam zu erklären, was er nun zu tun hatte.
O
Draco machte sich auch augenblicklich auf die Suche, begleitet von Crabbe und Goyle. Noch während des Starts überlegte Draco fieberhaft, wohin Ginny von ihren Brüdern wohl verschleppt worden sein könnte. Etwas Gemeines würde es hoffentlich nicht sein - außer Mrs. Weasleys Zauberspruch wirkte nicht. Allerdings war sie eine sehr gute Hexe, und so hatte er Grund zu Hoffnung.
O
Fred und George fingen an zu maulen. „Oh Mann, ich bin echt froh, dass wir überhaupt weggekommen sind, wieso muss uns Mum immer den Spaß verderben?" „Ja, und den Gästen hat unser Gag wirklich Spaß gemacht. Zum Glück müssen wir jetzt nichts mehr machten, nur noch mit dir feiern Ginnylein"
Ginny sah ihre Brüder zweifelnd an. „Der Zauberspruch hat nicht zufällig euren Charakter verändert, oder?"
George grinste. „Das währe ja noch schöner. Nee, Mum war zwar fies, aber zum Glück haben wir das hier schon längst vorbereitet und müssen nichts mehr tun." Ginny schüttelte kichernd den Kopf. „Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr nicht zu gemein zu Draco seid. Nur vielleicht ein bisschen, ja?"
„Oh Mann, Hermine versprich mir, dass du zu mir nie so gemein sein wirst und mich vor denen da beschützt", flüstert Ron seiner Freundin zu. Natürlich blieb das nicht ungehört.
„Wie wollt ihr beide auch heiraten?", fragten Fred und George entsetzt. Das ging nicht, dass ihre jüngeren Geschwister früher heirateten als sie selbst. Hermine sah verlegen in die Runde. „Darüber haben wir ehrlicherweise noch gar nicht gesprochen. Aber sind wir nicht bald da? Das da vorne müsste es doch sein."
Verblüfft über den plötzlichen Themenwechsel wandten sich alle in die angegebene Richtung und setzten zur Landung an.
„Was zum Merlin wollt ihr den hier?", fragte Ginny verblüfft.
Sie waren im Verbotenen Wald auf einer kleinen Lichtung gelandet. Um sie herum knackte es und irgendwo heulte ein Wehrwolf, aber von einem Fest oder etwas Ähnlichem war keine Spur zu sehen.
Fred grinste. „Freust du dich über unsere Überraschung? Wenn nicht, würde ich an deiner Stelle hoffen, dass dein Herr Gemahl bald auftaucht. Wir gehen dann mal."
Hermine ergriff schnell das Wort, um die entsetzt blickende Ginny zu beruhigen. „Natürlich feiern wir nicht hier und alleine lassen wir dich auch nicht. Siehst du den Schwimmreifen in der Mitte der Lichtung? Das ist unser Portschlüssel, damit kommen wir genau an unser Ziel."
Wenige Minuten später wahren alle fünf von der Lichtung verschwunden.
O
Erstaunt blickte sich die Braut um, hier war sie doch schon einmal gewesen. Ihr Verdacht wurde bestätigt als ein Hund, eine Ente und eine Maus in menschlicher Größe vorbeischlenderten.
„Klasse! Sind wir etwas im Disney Land?", rief sie begeistert. „Draco wird sterben, wenn er hier herkommt".
„Na ja, immerhin kann er dir dadurch seine wahre Liebe beweisen", warf Harry trocken ein.
Im Märchenschloss betraten sie einen großen Saal. Dort hatten sich mittlerweile auch ein paar der anderen Gäste eingefunden und tranken schon fröhlich Wein, Sekt, Cola und Saft aus bunten Micky Maus Bechern. Wobei sich nicht alle Anwesenden an die Muggelgetränke heranwagten und lieber abstinent blieben.
O
Draco hatte derweil die Richtung von Hogwarts eingeschlagen. Das war der einzige Ort, der die Entführer und ihn verband.
Andererseits konnte das Versteck auch nur mit Ginny und ihm zutun haben, wer wusste das denn schon?
Also würde als nächstes das Gerichtsgebäude an die Reihe kommen, oder Askaban?
Nein, das würden sie doch nicht wagen.
Noch während er seinen Gedanken nachhing erreichten sie Hogwarts. Sie stürzten an verdutzt blickenden Schülern vorbei in die große Halle, doch die war leer.
„Hm, verdammt, hier sind sie nicht. Oder sollen wir halb Hogwarts auf den Kopf stellen?" Draco wand sich schicksalsergeben dem Ausgang zu, noch nicht ganz entschlossen, wo er als nächstes suchen sollte. „Und ihr wisst ganz sicher nichts, Crabbe, Goyle?"
Ein Blick in ihre Gesichter überzeugte ihn, dass sie genauso ahnungslos wie er waren.
Sie hatten die Einganshalle schon halb durchquert, als ein sehr aufgeregter und schrecklich zorniger Mr. Filch auf sie zukam.
„Was haben sie hier zu suchen. Sie sind keine kleinen stinkenden Schülerkröten von hier oder haben irgend eine andere Daseinsberechtigung! Nicht genug, dass ich ihre Anwesendheit lange genug ertragen musste. Sie werden mich jetzt augenblicklich in meine neue Folterkammer, äh Büro begleiten!"
Daraufhin trieb er den frisch gebackenen Bräutigam vor sich her. Draco wusste nicht ganz was ihm geschah.
Machte der alte Filch Scherze?
Nein, der nie!
Aber eine Folterkammer in Hogwarts? Immerhin war Dumbledore der Direktor und würde so etwas nicht erlauben. Außerdem war er doch so etwas wie ein Gast hier, auch wenn er zugegebenermaßen nicht eingeladen worden war. Doch Filch war schon an seinem Ziel angelangt. Draco wappnete sich.
„Mr. Filch was wollen sie von uns? Für solche Kindereien haben wir im Moment keine Zeit, wir sind auf wichtiger Mission. Ich schlage vor, dass wir unsere Unteeredung auf ein anderes Mal verschieben oder ganz absagen."
RATSCH kam es laut aus Goyles Richtung. Er hatte sich während Dracos Worten malerisch neben ihm aufgebaut. Leider hatte das sein Anzug endgültig nicht mehr mitgemacht. Jetzt hatte er damit zutun, die geplatzte Hose - oder das was davon übrig war- an ihrem Platz zu halten.
Mr. Filch funkelte die drei schadenfroh an. „Sie werden jetzt eintreten!"
Und wieder folgten sie Filch überrumpelt.
Der Raum war schummrig beleuchtet und alle möglichen seltsamen Geräten hingen an den Wänden oder lagen in einem riesigem Regal.
War das da ein eingelegter Menschenkopf?
Die drei wollten das gar nicht wissen.
Draco zog instinktiv seinen Zauberstab und hielt ihn schützend vor sich. „Sie sind verrückt, absolut durchgeknallt."
„Was wollen sie von uns?", fragte Crabbe zaghaft. Doch Filch beachtete ihn nicht weiter.
Durch ein kleines Abflussgitter im Boden schien ein klägliches Wimmern zu dringen, von dem Gestank gar nicht erst zu sprechen.
„So, so, Sie meinen, dass Ihnen hier ihre Zauberkraft heraushilft," wandte sich der Hausmeister an Draco. „Das hat der da unten auch gedacht."
Irre lachend drehte Filch sich um.
Der Gestank war mittlerweile so bestialisch, dass die drei Freunde kaum noch denken konnten. Benommen sahen sie zu, wie das Abflussgitter aufglitt und langsam stiegen sie in den dunklen Abflussschacht. Unten angekommen, hörte das Wimmern auf und statt des Gestanks breitete sich ein süßlich duftender Feilchengeruch aus.
Innerhalb einer Sekunde waren die Draco und Co. aus der Trance erwacht und sahen sich erschreckt und angewidert um. Das konnte doch nicht wahr sein, dieser Hausmeister würde fliegen sobald er, Draco Malfoy, sich hier befreit hatte.
Crabbe und Goyle waren allerdings schon längst in Panik geraten, was auch verständlich war, wenn man bedenkt das ihr Gefängnis einem Massengrab glich. Rechts und links an den Wänden lagen in Abständen von etwa einem Meter Skelette verstreut.
„Kommt Jungs, irgendwo muss es hier ja rausgehen, schließlich will ich meine Hochzeitsnacht nicht verpassen," befahl Draco scheinbar gelassen. Zum Glück fielen seine zitternden Knie in der Dunkelheit nicht auf.
Kaum war Bewegung in die Gruppe gekommen dröhnten laut Fanfaren durch den Tunnel. Die drei warfen sich synchron zu Boden und lugten erschreckt durch ihre Finger als Musik einsetzte.
Ein Skelettpärchen war vom Boden aufgestanden und fing grazil an zu tanzen. Langsam kamen immer mehr Skelette hinzu und bewegten sich gefühlvoll zu der Musik. Draco, Crabbe und Goyle standen buchstäblich die Münder offen. Sie wagten nicht, sich zu bewegen und sahen fassungslos der Darbietung zu.
Schließlich trat ein Skelett vor. Es schien weiblich zu sein (soweit man das bei einem Knochengerüst beurteilen konnte), denn es hatte lange rote Haare, das Gebiss war mit rotem Lippenstift umrandet und sie hatte angeklebte Wimpern an den leeren Augenhöhlen. Allerdings sah sie wütend aus, ballte ihre Faust und fing mit einer Stimme die erschreckend Ginnys ähnelte an zu singen:
„Hang down your head, Dray Malfoy,
Hang down your head and cry,
Hang down your head, Dray Malfoy,
Poor boy, youre bound to die.
I met her on the mountain
And there took her life,
I met her on the mountain
And stabbed her with my knife
Hang down your head Dray Malfoy…
This time come tomorrow,
Reckon where I´ll be?
If it hadná been for Grayson
I´d been in Tennessee.
Hang down your head Dray Malfoy…
This time come tomorrow,
Reckon where I´ll be?
In some Lonesome valley,
Hangin' from a white oak tree.
Hang down your head Dray Malfoy…"
Draco wahr mehr als wütend. Das würde er ihnen heimzahlen. Wie konnten sie es wagen, Ginny und besonders ihn so würdelos darzustellen. So wütend wie er war, hatte er schon fast wieder Mitleid mit seinen zukünftigen Opfern.
Doch viel Zeit sich etwas passendes auszudenken hatte er nicht, da die Show schon weiterging. Wie aus dem nichts waren ein Dutzend Knochenmädchen aufgetaucht, alle mit rosa Schleifchen um den Kopf, und fingen an fürchterlich zu kreischen. Aus dem Boden wuchs eine große (so groß wie es eben in einem Abflusstunnel geht) Bühne. Zwei, diesmal männliche Skelette, hatten auf der Bühne Stellung bezogen, worauf die Mädchen noch lauter kreischten. Den drei Zuschauern platzte beinahe das Trommelfell. Zum Glück schien die Lautstärke genau so berechnet worden zu sein, das ein menschliches Ohr sie gerade noch aushalten konnte. Das größere der Skelette, mit schwarzen Strubbelhaaren, grünen Glasaugen und Tätowierungen auf sämtlichen Knochen, schnipste mit den Fingern. Die Musik setzte ein, die Mädchen wurden ein bisschen ruhiger und er fing an zu singen:
„Me with the floorshow
Kicking with your torso
Boys getting high
And the girls even more so
Wave your hands if your not with the man
Can I kick it?
(Yes you can)
I got
(Funk)
You got
(Soul)
We got the gift
Gonna stick it in the goal
It's time to move your body"
Robbie Williams – Rock DJ
Bildete sich Draco das nur ein, oder erinnerten ihn die beiden Gestalte da oben auf absurde Art an Ron und Harry?
Dem anderen Skelett, mit einer roten Haartolle auf dem Kopf, schien der Einsatz von „Harrys" Skelett allerdings nicht zu gefallen. Es schnipste seinerseits mit den Fingern und statt des vorigem Liedes setzte neue, langsame Musik ein. Der Rotschopf griff nach seinem Mikrofon und fing an mit dunkler Stimme zu singen:
"Wise men say
only fools rush in,
but I can't help
falling in love with you.
Shall I stay?
Would it be a sin,
if I can't help
falling in love with you."
Elvis – Can't help falling in Love
Draco mochte diese Art von Musik, auch wenn er sich noch nie zuvor gehört hatte. Störend war nur, dass als das Skelett mit den Hüftknochen schwang, wieder ein fürchterliches Gekreische anfing. In den nächsten fünf Minuten wechselten sich die beiden Sänger immer wieder mitten in ihrer Darbietung ab. Es war ein lustiger Wettstreit und alles Gruselige war spätestens jetzt zunichte gemacht.
Als nächstes lehnte sich ein blondes Skelett an einen Laternenpfahl. Woher war der den jetzt schon wieder aufgetaucht? Er hatte einen Zylinder auf dem Kopf und blickte gedankenverloren auf die rote Rose in seiner Hand. Mit Dracos ungewöhnlich heller Stimme fing er an zu singen:
„Every night in my dreams
I see you, I feel you
That is how I know you go on
First across the distance
And spaces between us
You have come to show you
Go on
Near, far , wherever you are I believe
That the heart does go on
Once more you open the door
And you're here in my heart
And my heart
Will go on and on
Love can touch us one time
And last for a lifetime
And never let go
Till we're on
Love was when I Loved you
One true time
I hold to
In my life
We'll always go on
Near, far, wherever you are I believe
That the heart does go on
Once more you open the door
And you're here in my heart
And my heart will go on and on
There is some love
That will not go away
You're here, there's nothing I fear and I know
That my heart will go on
We'll stay forever this way
You are safe in my heart
And my heart
Will go on and on"
Celine Dion – My heart will go on
Crabbe und Goyle gaben sich ehrlich Mühe nicht laut zu lachen, aber Draco nahm ihnen das übergroße Grinsen auf ihren Gesichtern trotzdem übel. Dennoch wollte er kein Spielverderber sein und wenn er ehrlich war, war das hier doch ein klein wenig lustig. Immerhin saß er am Tag seiner Hochzeit hier im Abflussschacht und sah Skeletten beim Tanzen zu, echt komische Ironie.
Zu guter Letzt stöckelte die Skelettginny auf den echten Bräutigam zu und reichte ihm einen Brief. Draco riss ihn auf und konnte es kaum glauben, da war doch tatsächlich ein Hinweis auf seine wahre Braut. Er las ihn laut seinen Begleitern vor:
„Sehr geehrter Herr Bräutigam Draco Malfoy,
wie du siehst, sind wir doch so frei und überaus großzügig, dir einen Hinweis auf deine Frau Gemahlin zu geben. Also mach dich sobald du dies hier gelesen hast auf den Weg zu ihr, denn im Moment bist du am absolut falschen Ort. Und wenn du noch länger wartest wird sie aussehen wie diese andere Ginny, weil sie sich so nach dir verzehrt. Nebenbei werden dich dann ihre Familie und Freunde auch hassen. Also fliege an Hagrids Hütte vorbei in den Verbotenen Wald, nach ca. einer Viertelstunde wirst du auf eine Lichtung gelangen und von dort aus direkt zu ihr."
„Hä, was wollen die denn im Verbotenen Wald?"
Langsam schien Draco die Nerven zu verlieren, sein Gesicht war selbst für ihn unnatürlich weiß. Doch mit bewundernswerter Selbstdisziplin (oder war es doch der Ekel vor diesem Loch?) kletterte er in Windesteile aus dem Abflussschacht, schwang sich auf seinen Besen und brauste durch das Schloss davon.
Erschreckte Schüler sprangen ihm aus dem Weg und einen rempelte er so stark an, dass er sich fünf Meter weiter auf dem Boden wiederfand. Crabbe und Goyle versuchten ihm zu folgen, blieben aber ein wenig zurück, da sie Mühe hatten, sich die erbosten Schüler vom Leib zu halten.
Als die beiden endlich die Lichtung erreichten, hatte Draco sich schon umgesehen.
„Na da seit ihr ja endlich. Wo wart ihr denn so lange?" Er schaute fragend in die Runde.
Doch die Antwort wartete er gar nicht erst ab. Grinsend zog er seinen Zauberstab hervor und schwubdiewub lies er die angezauberten Schweinerüssel verschwinden. Bloß bei der Gesichtsfarbe war er sich nicht so ganz sicher, ob das noch Überreste der Schweinehaut waren oder ob die beiden vor Wut so rosa angelaufen wahren.
„Wer hat das den gemacht?" fragte Draco neugierig.
„Schüler", nuschelte Crabbe
„Hä?"
„VERDAMMTE SCHÜLER, SO EINE KLEINE SCHLANGE, DEREN VERDAMTEN WURM VON FREUND DU UMGEFLOGEN HAST"
„Oh, ist ja schon gut. Ihr wurdet also von einem kleinen Mädchen verzaubert", Draco lachte lauf auf. „Und welchen schönen Fluch habt ihr ihr dann auf den Hals gejagt?"
Die beiden sahen sich verlegen an und es setzte betretenes Schweigen ein. Draco musterte seine Trauzeugen abschätzig. Was waren seine Freunde doch für Schlappschwänze.
Schließlich brach Crabbe das Schweigen. „Na ja, schließlich waren die viel mehr als wir und da hätten wir schon ein bisschen Zeit gebraucht und schließlich wollten wir dir ja so schnell wie möglich folgen."
„Ein bisschen Zeit? Ich hoffe für euch, dass die Schüler schon in der 7. Klasse waren, sonst gibt es keine Entschuldigung."
„Na ja, da könnte schon ein Siebtklässler dabei gewesen sein. Außerdem sind wir ja auch schon Ewigkeiten aus der Schule draußen und wer merkt sich denn schon die ganzen Zaubersprüche von damals?"
Draco gab es auf und konzentrierte sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe, Ginny zu finden. Crabbe und Goyle hatten sich mittlerweile ebenfalls umgesehen und verwundert festgestellt, dass die Entführte nirgends zu sehen war.
Um einen besseren Überblick zu bekommen marschierte Draco auf die Mitte der Lichtung zu. Dort im hohen Gras lag irgendetwas Buntes, das musste er vorhin ganz übersehen haben. Als er näher herankam, erspähte er einen komischen Kunststoffring in schrillen Farben und komischen Figuren darauf – aus der Muggelwelt, wenn er das richtig erkannte. Seine beiden Freunde betrachteten den Schwimmreifen argwöhnisch. Immerhin konnte man ja nicht wissen, was dieses Ding alles konnte, vielleicht war es eine gefährliche Waffe? Im Verbotenen Wald gab es schließlich alle möglichen Gefahren, das war allgemein bekannt. Todesmutig tippte Goyle mit einem Finger an den Reifen und siehe da, auf einmal war er spurlos verschwunden.
Crabbe war schon zehn Meter weit gerannt, als Malfoy ihn zurückrief. Ihm war aufgegangen, was es mit diesem bunten Etwas auf sich hatte. Und nach ein Paar Minuten Überzeugungsarbeit glaubte auch Crabbe ihm, dass es sich hierbei nur um einen Portschlüssel handeln konnte.
O
Draco fand sich in einem großen Saal wieder. Er brauchte etwas, bis er seine Umgebung realisiert hatte. Gab es so etwas denn überhaupt? Einen Raum, der hauptsächlich in Rosa- und Goldtönen gehalten war?
Und was war das?
Menschengroße Gestalten, die als Mäuse und was sonst noch alles verkleidet waren. Immerhin kam ein hübsches schwarzhaariges Mädchen auf ihn zu und führe ihn durch dieses schreckliche Schloss. Allerdings fand Draco es schon etwas eigenartig, dass seine Führerin ständig von von sieben Männlein umringt war.
Von weitem drang schon Gelächter auf sie zu. Kurze Zeit später betraten die elf einen großen Saal, den Draco genauso scheußlich fand, wie alles, was er bisher vom Schloss gesehen hatten. Draco erspähte Ginny sofort und steuerte geradewegs auf sie zu. Die umarmte ihn stürmisch.
„Oh endlich bist du da, ich hatte schon Angst, dass du uns gar nicht mehr findest", seufzte sie.
Draco, der sich eindeutig unterschätzt fühlte, entgegnete eine Spur zu trocken: „Ginnylein, ich würde dich doch immer finden. Da brauchst du dir echt keine Sorgen zu machen."
Die Gäste waren mittlerweile auch fast vollzählig eingetroffen und stießen, jeder mit einem Glas Sekt bewaffnet, auf die frisch Vermählten an. Als Nächstes war wieder einmal Tanzen angesagt, nur dass es sich diesmal um Square Dance handelte und die Hexen und Zauberer die Schritte erst lernen mussten, was einiges Chaos verursachte.
Gegen Ende dieser feuchtfröhlichen Feier wurde das Brautpaar schließlich feierlich in ein Schlafgemach geführt. Ginny schrie vor Entzücken auf (sie hatte eindeutig zu viel Sekt getrunken), als sie das rosa Himmelbett erspähte. Draco dagegen blieb mit entsetzter Mine in der Tür stehen.
„Das könnt ihr doch nicht mit mir machen. Oh Mann, ich hab ja alles mitgemacht aber das!"
Ron beobachtete mit sichtliche Freude Draco, der zweifelnd zwischen der strahlenden Ginny (immerhin wurden bei ihrem anblickt seine Gesichtszüge ein wenig weicher), dem riesigen rosa Bett und dem anderen pink-blauem Mobiliar verzweifelt hin und her sah und sich nicht entscheiden konnte einzutreten. Doch mit Todesmut und Ginny fest fixierend beugte er sich seinem Schicksal und ging hinein.
Oh, diesen Zwillingen, die hier zweifelsfrei alles geplant hatten, würde er es schon noch zeigen! Schließlich war dies seine Hochzeit und bis jetzt waren ihre Späße ja noch irgendwie lustig gewesen, aber dieses Zimmer für seine, Draco Malfoys, Hochzeitsnacht, das ging zu weit.
Draco haderte noch eine ganze Weile mit seinem Schicksal während sich Ginny fröhlich singend im Bad für die Nacht zurechtmachte. Draco war im Gegensatz zu ihr schon längst fertig. Er war zwar um einiges eitler als sie, aber auch der glorreicher Entwickler revolutionärer neuer Zaubersprüche, die es ihm erlaubten, in Windeseile perfekt gestylt und sauber zu sein. Das Teilen dieses Wissens mit den Wesley-Brüdern hatte ihm sogar deren Anerkennung gebracht, auch wenn sie ihm immer noch nicht vollständig trauten.
Endlich war sogar Ginny fertig. Sie sah großartig aus, in diesem hauchdünnem Negligee und duftete verdammt gut nach Rosen. Ihr Auftritt machte schon fast dieses scheußliche Zimmer wett. Gemeinsam ließen sie sich in die rosa-goldnen Kissen sinken, bereit die Nacht der Nächte zu erleben (auch wenn es doch nicht das erste Mal war).
Noch bevor etwas passieren konnte, machte es wieder einmal Plopp. Erschreckt sahen sich beide um. Um sie herum war Meer. Sie schwammen auf einem Floss, in einem gemütlichem – diesmal weißem – Himmelbett liegend. An ihrem Fußende lag eine kleine Nachricht.
Hallo ihr beide,
falls ihr euch wundert, wo ihr seid, ihr befindet euch auf dem direktem Weg in die Flitterwochen. Da ihr erst am Nachmittag ankommt, bleibt euch genügend Zeit auszuschlafen. Essen und trinken ist am Ende des Floßes in einem Korb untergebracht.
Viel Spaß in den Flitterwochen.
„Wer zum Teufel hat das geschrieben?", fragte Draco gähnend.
„Das weis ich auch nicht, aber ist das hier nicht traumhaft, Draco?" Ginny sah ihren Ehemann liebevoll an. Er hatte ihre letzten Worte gar nicht mehr gehört und war glücklich an seine Ehefrau gekuschelt eingeschlafen. Ginny lag noch eine ganze Weile wach und sah zu wie die Sonne schon aufging.
Ende
