Ich weiß zwar nicht, wozu ich noch weiterschreibe...aber vielleicht verirrt sich mal wer hierher...
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Kapitel 3
Mein lieber Alfred! Mein einzig wahrer, geliebter Alfred! Was hast du da nur angestellt? Ich stand vollkommen regungslos vor den zusammengefallenen Regalen. Vater wird uns umbringen… Es wunderte mich dass er nicht bereits auf der Matte stand. 5 umgeworfene Bücherregale, und eine Menge seiner Lieblingsbücher hatten auch Schaden davon getragen…Vater bringt mich um. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht… "HERBERT VON KROLOCK!" Ich zuckte zusammen. Ich wusste dass er hinter mir stand…auch wenn ich seine Stimme durch das ganze Schloss gehört hätte, so laut und durchdringend war sie. Ich wusste, solange ich denken konnte, dass mein vater aufbrausend sein konnte. Shr aufbrausend. Wenn ihn etwas wirklich wütend gemacht hatte, konnte er schlimmer sein als der Teufel höchstpersönlich. Ich drehte mich langsam zu ihm um…und die Entschuldigung blieb mir im Hals stecken. Wie sah mein Vater denn aus! Seine sonst so geordneten Haare waren zerzaust, und er sah aus, als hätte er sich in windeseile anziehen müssen. Er schien mir außerdem etwas aus der Puste, und als ich Sarah neben ihm entdeckte, die sich in einen Bademantel gehüllt hatte, musste ich nur 1 und 1 zusammenzählen. Ich verkniff mir ein Grinsen, denn das Gesicht meines Vaters war alles andere als belustigend. Er hatte die Augen verengt, und wenn Blicke töten könnten, hätte er sogar einen Untoten in die Hölle schicken können. Seine Mundwinkel zuckten beunruhigend, und auf seiner hohen Stirn pochte eine kleine Ader. Ich wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, doch bevor ich auch nur einen Ton hervorbringen konnte, gebot mir mein vater einhalt. "Sag…keinen…Ton" knurrte er, und ich sah, wie Sarah neben ihm zusammenzuckte. Diese unangenehme, ja fast schon bösartige Seite kannte sie wohl noch nicht. Und im Moment sah er wirklich zum fürchten aus.
Mit einem letzten giftigen Blick ging er näher an das Chaos heran. Plötzlich regte sich etwas unter einem Haufen Bücher. Das musste Alfred sein, und ich wollte mir garnicht ausmalen, was mein Vater tun würde, wenn er ihn als Übeltäter entlarven würde. Alfred streckte den Kopf mit den herrlichen großen Augen unter den Büchern hervor, eine besonders dicke Ausgabe von einem Schiller-Werk auf dem Kopf. Meinem Vater schien fast der Geduldsfaden zu reißen als Alfred das Buch von seinem Kopf nahm und einige Seiten herausfielen. "Hoppla" hörte ich seine engelsgleiche Stimme. Er sieht ja wirklich zum fressen niedlich aus, wenn er Angst hat. Aber...in dem Moment hatte ich selbst Angst um ihn.
Ich wollte einfach nur weg von hier. Weg von diesem unheimlichen Schloss, weg von diesem aufdringlichen Grafensohn von einem vampir….aber am meisten wollte ich diesem Blick des Grafen entgehen. Ich spürte, wie ich unter seiner imposanten Gestalt immer kleiner wurde und schließlich völlig verängstigt zwischen den Büchern hockte. "Alfred?" Ich zuckte zusammen. Seine Stimme klang wie das Grollen vor einem gigantischen Unwetter…und das stand wohl auch bevor. "Ja, Exzellenz?" fragte ich zurück. Meine Stimme zitterte wie Espenlaub, genau wie der Rest von mir. "Würdest du mir freundlicherweise sagen was hier passiert ist?" Ich verkroch mich, sodenn das möglich war, noch weiter in die Bücher, allerdings ohne den Grafen aus den Augen zu lassen. "Müssen Sie Herbert fragen" murmelte ich leise. Die Hand des Grafen zuckte bedenklich. "Geht es etwas deutlicher, junger Freund?" Sein Blut musste kochen, so wütend wie er aussah… "Fragen Sie Ihren Sohn, Exzellenz!"
Stille. Von einer Sekunde zur anderen. Mein Alfred war wirklich SEHR laut gewesen…so würde ich nicht mit meinm Vater sprechen, nichtmal, wenn er gute Laune hätte. Und was das schlimmste war, jetzt hatte ich wieder den schwarzen Peter. Langsam drehte sich mein vater zu mir um. "Herbert, ich will jetzt eine Erklärung für das ganze, oder ich werde deiner lieben Tante erklären müssen, wie ihr Neffe NOCH EINMAL sterben konnte!" Noch immer war seine Stimme sehr ruhig, aber ich wusste, das konnte sich ändern. Ich wich einen Schritt zurück und wollte gerade ansetzen, als ich erneut unterbrochen wurde. "Breda, Liebster…" ertönte eine samtige Stimme neben mir. Ich traute meinen Ohren nicht. Soweit waren wir also schon…aber…sie nannte ihn beim Vornamen! Es wunderte mich, dass er das bei seiner durchaus vorhandenen Eitelkeit zuließ… Mein Vater riss den Blick von mir los und sah Sarah stattdessen an. Von einer Sekunde zur anderen wandelte sich sein Gesichtsausdruck. Die Kälte aus seinen Augen verschwand etwas, seine Gesichtszüge entspannten sich. Ein kleines Lächeln stahl sich über seine Lippen...und schließlich tat er etwas, was ich noch nie bei ihm erlebt hatte. Er streckte seine Hand Sarah entgegen…die sie strahlend ergriff und sich zu ihm ziehen ließ. "Lass die beiden. Die Regale stehen ganz schnell wieder…und die Bücher lassen sich ersetzen…" Ihre milde Stimme war wirklich beruhigend, klang so unschuldig, auch wenn es ihr Blick garnicht war. Und mein Vater erst! Ich hatte schon viele Frauen in seinem Arm gesehen, aber nie hatte ich ihn seit dem Tod meiner Mutter eine Frau so betrachten sehen. Normalerweise verflog sein Interesse nach dem eigentlichen Biss schnell wieder, spätestens nach der ersten Nacht. Aber jetzt…er wirkte mit einem Schlag so jung. Und was da in den Augen beider zu lesen war…naja, ich sag's lieber nicht…
Diese Augen…so unergründlich, so stahlblau, so tief. Er sah irgendwie süß aus, wenn ihm einzelne Haarsträhnen ins Gesicht hingen. Dennoch strich ich sie ihm vorsichtig aus der Sicht, so ein hübsches Gesicht will man ja betrachten. Er sah so liebevoll aus, hielt mich so sanft im Arm, dass man garnicht glauben könnte, dass er so ein mächtiges und starkes Wesen sein könnte. Ich spürte die Blicke seines Sohnes auf uns…aber bitte, mich störte das nicht. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen innigen Kuss auf die Lippen… Meinen Lippen waren mittlerweile so kühl wie seine, und trotzdem hatte ich dieses Gefühl einer sengenden Hitze in meinem Gesicht, in meinem gesamten Körper… Ich wollte ihn jetzt eigentlich dazu überreden, die Beiden alleine zu lassen, doch mein Geliebter dachte garnicht daran, sich von mir zu lösen. Der Kuss schien nicht enden zu wollen…
Mir fiel die Kinnlade herunter, und ich konnte feststellen, dass Herbert genauso überrascht aussah. Wo war die mächtige Aura, die Brutalität, die Autorität des Grafen hin! Er sah im Moment nicht bedrohlicher aus als jeder andere Mann. In diesem Moment sah ich mich ebenbürtig. Ich hatte Sarah noch nicht aufgegeben, egal was ich mitansehen musste. Meine Hoffnung zerbrach nicht, als ich sie in den Wald rennen sah. Meine Hoffnung zerbrach nicht, als sie sich weigerte, mit mir aus dem Schloss zu flüchten. Sie hielt bestand, als sie dem Grafen bereitwillig ihren Hals darbot, sogar als Sarah mich zu einem Vampir machte hoffte ich noch auf ihre Liebe. Dieser Anblick war ein erneuter Schlag ins Gesicht. Zu sehen dass diese Bestie MEINE Sarah so liebevoll im Arm hielt, ihr so nah war, schien mir das Herz zu zerreißen… Ich rappelte mich auf und ging, unbemerkt von den beiden, zu Herbert hinüber. Sein Blick war mindestens so finster wie meine Verwünschungen, die ich dem Grafen, eine nach der anderen, an den Kopf warf.
Mir war, als hätte mein Vater mir ins Gesicht geschlagen, dieser Anblick war ebenso demütigend. Da stand mein Vater, diesen gewöhnlichen Bauerntrampel, der sich mal herausgeputzt hatte, im Arm. Wo hatte er nur seinen Anstand gelassen! Früher hätte er nie auch nur daran gedacht, seine Geliebte in gegenwart anderer zu umarmen, geschwiege denn zu küssen! Jedenfalls nicht SO! Ich spürte eine ungemeine Eifersucht in mir aufkochen. Sarah wickelte meinen Vater um den Finger und zog ihn von mir weg. Ich sah es wie ein unabwendbares Schicksal auf mich zukommen: Mein Vater würde nurnoch Zeit für SIE haben und ich, sein Sohn. Ich würde eine Randfigur werden! Ich blickte neben mich, und sah, das Alfred die Beiden ebenso anfunkelte wie ich. Wenn er so entschlossen aussieht, würde ich ihm bis ans Ende der Welt nachlaufen…hach… … Plötzlich packte er mich am Arm. "Ich muss mal mit dir reden…" murmelte er und zog mich mit sich. Ich war verwirrt. Plötzlich so kontaktfreudig? Konnte mir nur recht sein, dachte ich, und wurde mit einem letzten Blick auf unser neues "Traumpaar" aus dem Zimmer gezerrt.
ich nahm nichts mher um mich herum war. Meine Sinne waren betäubt, vernebelt. Ich nahm nurnoch SIE war. Ihren Duft, der mir in die Nase stieg, ihre weichen Lippen auf meinen, ihr zierlicher Körper denn ich trotz der Kleidung sehr genau spürte… Ich kam mir vor wie im Delirium, wie in einem Traum. Langsam, sehr langsam, und nur widerwillig, löste ich mich von ihr. Sie hielt die Augen noch eine Weile geschlossen. und lehnte dann den Kopf gegen meineBrust. "Wo ist denn dein Sohn abgeblieben?" fragte sie plötzlich, und jetzt erst fiel es mir auf. Wir waren alleine. Herbert und Alfred hatten sich in Luft aufgelöst, alles andere hätte ich gehört oder sonstwie wahrgenommen… ...oder etwa nicht? Ich seufzte. Sarahs Anwesenheit würde wieder ein mächtiges Theater seitens meines Sohnes hervorrufen. Das war jedesmal so…als ob ich ihn vernachlässigen würde! Er war lange das einzige, was mir lieb und teuer war! Empörend, dass er sowas auch nur denken kann! Ein Schmerz durchzuckte plötzlich meine Schläfen, und ließ mich leicht zusammenzucken. "Breda? Was hast du?" erklang Sarahs besorgte Stimme neben mir. Diese Frau bemerkte auch alles. "Nichts, mein Sternkind. Aber…wenn ich mich aufrege kriege ich immer Kopfschmerzen." Sie lächelte mich mütterlich an und nahm meine Hände in ihre. Du gehst jetzt ins Kaminzimmer, setzt dich in deinen Lieblingssessel, und ich koche dir einen Tee. Und KEINE Widerrede!" fügte sie schnell hinzu, als ich ansetzte, zu widersprechen. Jetzt kommandierte sie mich schon herum. "Jetzt halt deinen gräflichen Dickkopf im Zaum und komm…" sagte sie, leicht ungeduldig, aber noch immer bezaubernd lächelnd. Resigniert folgte ich ihr.
Ich zog Alfred in das Zimmer, aus dem er mich ungewollt verjagt hatte und warf die Tür hinter mir ins Schloss. herbert strahlte mich überrumpelt, aber nicht minder erwartungsfroh an. "Keine flaschen Hoffnungen…aber…ich glaube, uns beiden ist etwas ein Dorn im Auge." Herbert schluckte kurz, sah mich dann aber nicht minder entschlossen an. "Du redest von der neuen…" er macht eine Pause, und betonte das folgende Wort besonders abfällig "…Liebschaft meines vaters?" Ich nickte. "Genau die. Wir…sollten uns überlegen wie wir da ein wenig Zwietracht säen knnten…" meinte ich und grinste unvermittelt. Keine zwanzig Minuten später verließen wir das Zimmer, beide mit einem sehr selbstsicheren Grinsen im Gesicht. "Dann bringen wir das Boot mal ein bisschen zum schaukeln…"
