Disclaimer: Alles gehört Tolkien und ich hab keinerlei Rechte an seinen
Werken. Außerdem gibt's noch einen Minnidisclaimer am Ende...ansonsten
würde ich vielleicht schon zu viel über die story verraten...
Dann noch ein riesiges Dankeschön an meine neue Betaleserin Mara, die das zweifelhafte Vergnügen hat sich jetzt um alle meine Rechtschreib- und Kommafehler zu kümmern *knuddel*
Danke, danke für die lieben reviews, siehe Schluss, ihr seit super, bitte macht weiter so...*froii*
Warnung *g*: Ein Teil ist zu nächtlicher Stunde und unter Einfluss von Wodka entstanden (Wenn ihrs gelesen habt werdet ihr wissen welchen teil ich mein *lol*) und bei dem Rest hatte ich einen leichten Sonnenstich weil's so heiß war:)
Kapitel 9:
"Ravena, beeil dich gefälligst! Wir sind schon viel zu spät dran!", tönte von unten die Stimme eines entnervten jungen Mannes.
"Dann werden einige Minuten mehr oder weniger auch keinen Unterschied mehr machen, also beruhige dich!" Sie betrachtete ein weiteres mal skeptisch ihr Spiegelbild. Wie glichen sich doch die Situationen - erst vor einigen Tagen hatte sie schon einmal auf diese Weise hier gestanden. Sie seufzte auf. Wenigstens ging es dieses mal nicht um das Erscheinen auf einem Ball.
"Nur um ein kleines Rendezvous mit dem Elb meiner Träume." Sie legte, in einem vergeblichen Versuch die tausend Schmetterlinge in ihr zu bändigen, eine Hand auf ihren Bauch. Plötzlich spürte sie einen ermutigenden Klaps auf ihrer Schulter.
"Deine Sorgen sind vollkommen unbegründet, Ravena. Du siehst wundervoll aus.", Esmee lachte, "Und wenn er sich nicht schon längst in dich verliebt hätte, dann würde er dir spätestens heute Nacht verfallen." Durch den Spiegel schaute Ravena ihrer Freundin in die Augen. Sie versuche ein Lächeln zustande zu bringen.
"Deine Worte in Erus Ohren." Wieder einmal war es Esmee gewesen, die sie herausgeputzt hatte. Für diesen Anlass hatte sie Ravena ein waldgrünes Kleid geliehen. Auch wenn es in nichts mit der prachtvollen Ballrobe zu vergleichen war, betonte es ihre Figur doch vorzüglich. Erneut musste sie, nicht ganz neidlos, Esmees Gespür für solche Kleiderfragen bewundern. Ihre störrischen Haare hatte sie gebändigt, indem sie sich zwei Strähnen um ihren Kopf herum geflochten hatte. Der Rest hing in langen Wellen über ihren Rücken und ihre freien Schultern. Als einzigen Schmuck hatte sie sich ihre Lieblingsblumen, Margeriten, mit ins Haar gebunden, sodass sie nun eine Blütenkrone auf dem Kopf trug. Nicht zum ersten und auch bestimmt nicht zum letzten Mal fragte sie sich, wozu dieser Elbenprinz sie noch alles treiben würde. Noch vor einer Woche hatte sie sich nicht im geringsten um ihr Aussehen geschert und nun brachte sie schon Stunden vor dem Spiegel zu. In diesem Moment klang erneut die Stimme zu ihnen herauf.
"Von Esmee bin ich das ja gewohnt, aber dass nun auch noch du damit anfangen musst, Stunden vor dem Spiegel zuzubringen." Belustigt wandte Ravena sich an die hinter ihr stehende Esmee, die nur resignierend mit den Schultern zuckte.
"Mir scheint, als müssten wir deinem 'Beinaheverlobten' bei Zeiten einmal Manieren beibringen." Dabei schlich sich ein teuflisches Lächeln auf ihre Lippen, das sie beinahe ihre Aufregung vor der heutigen Nacht verlieren ließ.
"Und mir scheint es, als hättest du vor, diese Zeiten schon sehr bald anbrechen zu lassen.", erwiderte Esmee, während sie sich verschwörerisch zu ihrer Freundin hinabbeugte. "Was hast du vor?"
"Nun, ich habe ihm doch noch eine Revanche für die gestohlenen Kleider versprochen, und ich gedenke meine Versprechen immer zu halten." Konspirativ steckten die beiden ihre Köpfe zusammen. Ravena würde ihm und sich selbst beweisen, dass sie durchaus noch ganz die alte sein konnte.
***********************************************************************
Als die drei Freunde mit Siägäs altem Karren in Richtung Stadt fuhren dämmerte es bereits. Die Sonne verabschiedete sich an diesem letzten Festtag in ihrer vollen Pracht. Für wenige Augenblicke wurde die Blaue Stadt in ein gleißendes Orange gehüllt. Gebannt beobachteten sie alle das bunte Farbenspiel der Kristalle, die das Schloss zierten. Sie spalteten das Licht in die verschiedensten Farben und ließen so viele kleine Regenbögen über den Dächern Gadaras entstehen.
Da in der Stadt zu dieser späten Stunde bereits kein Durchkommen mehr war, waren sie gezwungen ihren Wagen vor den Mauern abzustellen und die letzten Meter zu Fuß zu gehen. Dabei ließ sich Siägä lange über der Frauen liebster Freund, den Spiegel, aus. Esmee und Ravena konnten nicht anders als sich hinter seinem Rücken immer wieder verstohlen zuzulächeln. Sollte er nur reden - schon bald würden sie ihm diese Vorurteile aus dem Kopf treiben.
Als sie dann endlich durch das Stadttor hindurch waren, ließen sie zunächst einmal all die verschiedenen Szenerien auf sich wirken. An jeder Straßenecke gab es etwas anderes zu bewundern. Hier zeigten einige Artisten ihre Künste, dort wiederum gaben Geschichtenerzähler ihre Märchen Horden von staunenden Kindern zum besten. Besonderer Beliebtheit erfreute sich ein Theaterstück, das die Zerstörung des einen Rings erzählte. Frodo und Sam wurden von zwei kleinen Kindern dargestellt, die von Zeit zu Zeit ihren Text durcheinander brachten und somit immer wieder für einige Lacher sorgten. Doch nicht zuletzt gab es überall in der Stadt genügend Bier und Musik, was die Menschen bei bester Laune hielt. Anstatt traurig darüber zu sein, dass das Fest schon bald zu Ende sein würde, wollte man ein letztes Mal ausgelassen feiern, bevor der Alltag wieder jedermann einholen würde.
Immer wieder ertappte sie sich dabei wie ihre Augen die Menschenmassen nach einem ganz gewissen Elb durchforsteten. Er hatte ihr versprochen, dass er sie finden würde, doch plötzlich überfielen sie einmal mehr ihre Selbstzweifel. Wenn er sie wirklich hätte sehen wollen, dann hätten sie doch einen Treffpunkt oder eine Uhrzeit ausmachen können. Stattdessen war sie nun gezwungen in Ungewissheit auszuharren. Was, wenn er sich doch nur einen Spaß mit dem kleinen Menschenmädchen erlaubt hatte, das so dumm gewesen war, sich in einen Elb zu verlieben? Doch gleich darauf schalt sie sich selbst. Legolas war bestimmt nicht so! Das Elbenvolk war grundsätzlich nicht so verdorben wie die Menschen - zumindest hatte ihr Vater sie das gelehrt. Sie seufzte. Immer wieder diese ständigen Grübeleien, die zu nichts führten - eine weitere Veränderung, die sie diesem Elb zuschrieb. Plötzlich entdeckten die drei jemand, der sich winkend einen Weg zu ihnen bahnte.
"Na endlich, da seid ihr ja. Was hat euch aufgehalten?" Das war das Stichwort für Siägä. Mit einer gespielt theatralischen Armbewegung deutete er auf Esmee und Ravena.
"Frauen."
Ravena bemerkte sehr wohl, dass sein Tonfall noch ein 'du weißt ja wie die sind' implizierte, doch bevor Siägä sich erneut über sie auslassen konnte, ergriff eine schlichtende Esmee das Wort.
"Ceylan, es ist schön dich zu sehen.", begann sie mit einem freundlichen Lächeln, "Sind die anderen auch schon da?"
"Ja, wir warten nur noch auf euch." Ein plötzlicher Blick auf Ravena ließ seine Kinnlade etwas herunter klappen. "Ra... Ravena?", fragte er etwas irritiert.
"Ja, Ravena. Und wenn du jetzt nicht gleich deinen Mund wieder zumachst, setzt es was.", gab sie, von Ceylans Reaktion etwas verunsichert, wirsch zurück. Der tat auch sogleich wie geheißen und versuchte umständlich sich zu entschuldigen.
"Ähm, tut mir Leid. Wirklich, Ravena.", startete er kläglich, "Es ist nur, du siehst heute so... na ja, so anders aus."
"Ceylan, du verstehst es wirklich einer Frau ein Kompliment zu machen.", erwiderte sie sarkastisch auf dieses zweifelhafte Kompliment. Ravena konnte nicht mehr an sich halten - was, wenn Legolas auch so auf sie reagieren würde? Plötzlich vernahm sie die Stimme einer sehr amüsiert klingenden Esmee nah an ihrem Ohr.
"Beruhige dich, Ravena.", flüsterte sie, "Ich denke, das hat er als Kompliment gemeint." Das rief sie wieder zur Raison. Ceylan war in der Tat alles andere als eine Ausgeburt an rhetorischen Fähigkeiten - vielleicht sollte es ja wirklich keine Beleidigung gewesen sein. Also beschloss sie, dem mittlerweile vollkommen rot angelaufenem jungen Mann, ein freundliches Lächeln zu schenken.
"Ist schon in Ordnung, Ceylan. Ich hab wohl etwas überreagiert." Beinahe hätte Esmee laut aufgelacht. Sie hätte niemals gedacht, dass das noch möglich gewesen wäre, aber seit Ravena sich in diesen Elbenprinzen verliebt hatte, war sie noch chaotischer geworden als sie es ohnehin schon gewesen war. Zumindest Ceylan schien sich derweil mit dieser Antwort zufrieden zu geben. Gemeinsam gingen sie zu ihren Freunden.
Beim allgemeinen Tanz und Trank gelang es Ravena dann endlich etwas von ihrer Spannung loszuwerden. Sie war gerade dabei sich ausgelassen mit Siägä über die Tanzfläche zu bewegen, als sie eine Straße weiter einen Tumult bemerkte. Anscheinend schienen nicht wenige Menschen etwas oder jemanden anzufeuern. Neugierig geworden ging sie, von ihrem Freund gefolgt, auf den Auflauf zu. Doch so sehr sie sich auch bemühte, über die vielen Köpfe konnte sie nicht hinweg sehen. Als sie mit ihrem Blick hilfesuchend ihre Umgebung erkundete entdeckte sie eine Mauer, die hoch genug war, um einen perfekten Blick auf das Geschehen frei zu geben. Entschlossen hielt sie darauf zu. Doch kaum war sie einige Schritte gegangen, spürte sie auch schon einen Griff um ihre Hand, der sie zurückhielt.
"Siägä, was soll das? Lass mich los.", forderte sie entrüstet. Niemand würde sie so einfach aufhalten.
"Ravena, hör bitte einmal auf mich und lass es sein. Du weißt doch ganz genau, dass wieder etwas geschehen wird."
"Ach was, mach dich nicht lächerlich!" Damit befreite sie sich aus seinem Griff und setzte ihren Weg fort. Siägä blieb nichts weiter übrig, als ihr aufseufzend zu folgen - allerdings nicht ohne noch einen letzten Versuch zu starten, Ravena zum aufgeben zu bewegen.
"Dein Kleid, du wirst es ruinieren." Das brachte sie allerdings nur dazu höhnisch aufzulachen.
"Wer von uns ist denn jetzt das Mädchen?", zog sie ihn amüsiert auf. Angesichts seiner großspurigen Töne, die er nur einige Stunden vorher gehalten hatte, erlaubte ihm seine Ehre nun keinen Rückzieher. Ein weiterer Seufzer entfuhr seiner gequälten Seele - sie schaffte es doch immer wieder, den Spieß umzudrehen. Die kurze Mauer war an ihrem Ende abgebrochen, sodass sie beinahe wie auf einer Treppe hinaufsteigen konnte. Ravena lobte sich selbst, als sie merkte, dass dabei noch nicht einmal ihr Kleid schmutzig geworden war. Gespannt schaute sie nun nach unten. Zwei Männer saßen sich an einem einfachen Tisch gegenüber und tranken einen auf den anderen. Neben ihr lachte Siägä laut auf.
"Ein Trinkduell! Und deswegen all diese Umstände. Komm, lass uns wieder gehen." Er machte sich bereits an den Abstieg, doch dieses mal war es Ravena, die ihn zurück hielt.
"Nein, warte noch. Das kann doch noch ganz lustig werden." Also blieben sie und schauten zu. Die Regeln schienen sehr einfach zu sein. Man trank nacheinander in einem ziemlich hohen Tempo einen Schnaps auf den anderen und der, der zuerst k.o. ging, würde der Verlierer sein. Als die beiden sich dazu gesellten, waren die beiden Kontrahenten bereits gut bei der Sache und in einem mehr als angeheiterten Zustand. Plötzlich kippte einer der beiden, nachdem er seinen Mund nur um Haaresbreite verfehlt hatte, rückwärts vom Stuhl - und blieb liegen. Begeistert bejubelten die Menschen ihren Sieger. Der hatte sich mittlerweile auf seine recht wackeligen Beine gestellt und lief nun mit hochgerissenen Armen im Kreis herum, um seinen Triumph voll auszukosten. Das schien ihn zu neuen Höchstleistungen anzuspornen.
"Na, wer von Euch kann mir das nachmachen?", grölte er laut in die Menge. Niemand schien es zu wagen die Herausforderung anzunehmen, denn obwohl er augenscheinlich schon eine Menge intus hatte, war er bekannt dafür ganz Gadara unter den Tisch saufen zu können. Doch plötzlich stieg eine Art Buchmacher auf den Tisch.
"Ist denn hier niemand trinkfest und mutig genug, sich dem Vernichter entgegenzustellen?", verlangte er mit einer sich beinahe überschlagenden Stimme zu wissen. Immer noch getraute sich niemand hervor zu treten.
"So wie die Wetten momentan stehen, würde jeder, der sich gegen den Vernichter durchsetzen kann, ein nettes Preisgeld von 80 Silberlingen mit nach Hause nehmen." Angesichts dieser hohen Summe ging ein Raunen durch die Menge. Von ihrem Aussichtsplatz war auch Ravena aufgeschreckt. 80 Silberlinge! Das war zwar nicht ganz soviel wie bei dem Bogenschießen, doch mehr als genug, um Tarek heilen zu können. Sie maß ihre Chancen ab. Was den Alkohol anging war sie alles andere als ein Unschuldslamm - eine Tatsache, die sie dem Umstand zu verdanken hatte, dass sie sich während ihrer Flucht aus Ithilien mit vielen finstereren Gestalten herumgetrieben hatte. Sie konnte eine ganze Menge vertragen, aber war es genug um den Vernichter zu besiegen? Sie beobachtete seine wackeligen Beine und kam zu dem Schluss, dass er nicht mehr allzu lange würde durchhalten können. Noch bevor der vollkommen entsetze Siägä sie zurück halten konnte, war sie auch schon von der Mauer gesprungen.
"Hier!" Die Menge verstummte kurz, um sich nach dem neuen Herausforderer umzuschauen, "Ich will gegen ihn antreten!", verkündete sie mit fester Überzeugung. Als die Menschen erkannten, dass es sich um ein Mädchen handelte, brachen sie in ein lautes Gelächter aus, doch Ravena war alles andere als geneigt sich das gefallen zu lassen. Resolut stemmte sie ihre Hände in die Hüften und gab lauthals kund: "Ich werde diesen Vernichter besiegen!"
Das erzeugte noch mehr Gelächter, doch nichts desto trotz war man bereit sie antreten zu lassen - versprach dieses Duell doch eine Menge Spaß. Indessen konnte und wollte Siägä nicht glauben, was seine Augen ihm gerade gezeigt hatten. So dumm und unüberlegt konnte noch nicht einmal Ravena sein! Ihren Willen, anderen zu helfen, in allen Ehren, aber sie musste doch einmal aus einem ihrer Fehltritte eine Lehre ziehen - hätte das Bogenschießen sie doch schon beinahe ihren Kopf gekostet. Kopfschüttelnd harrte er der Dinge, die dort kommen mochten.
Ravena setzte sich an den Tisch - Auge in Auge mit dem Vernichter. Dass Legolas sie jeden Augenblick in einem Zustand vollkommener Trunkenheit entdecken könnte, verdrängte sie in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins. Sie hatte sich jetzt auf wichtigeres zu konzentrieren. Nachdem der Ausrufer noch einmal die Regeln erklärt hatte, schüttete er jedem zehn Gläser mit dem stärksten Schnaps, der in ganz Gadara zu finden war, voll. Auf sein Kommando hin begannen sie, eines nach dem anderen hinunterzuschütten. Nach dem ersten Glas hatte Ravena alle Mühe nicht angeekelt ihr Gesicht zu verziehen - irgendetwas sagte ihr, dass sie vielleicht doch etwas länger hätte nachdenken sollen, bevor sie sich schon wieder so kopflos in Schwierigkeiten gestürzt hatte. Aber nun war es zu spät für jegliche Ausflüchte. Mutig kämpfte sie sich von Glas zu Glas. Nach dem vierten spürte sie, wie ihr nüchterner Magen gegen seine Misshandlung rebellieren wollte, doch sie zwang sich, es zu unterdrücken. Sie musste einfach durchhalten - sie musste für Tarek durchhalten! Einen kurzen Blick auf ihr Gegenüber verriet ihr, dass es ihm auch nicht sehr viel besser zu gehen schien. Das Tempo, mit dem er seine Gläser leerte verlangsamte sich von mal zu mal.
Nach dem Fünften merkte sie, wie die Anfeuerungsrufe der Zuschauer immer dumpfer wurden und in den Hintergrund traten. Nach dem Sechsten schienen sich die Gläser vor ihr zu verdoppeln, sodass sie alle Schwierigkeiten hatte, eines zu ergreifen. Nach dem Siebten spielte sich alles um sie herum in einer einzigen großen Zeitlupe ab. Nach dem Achten wäre sie beinahe von ihrem Stuhl gefallen - erst in allerletzter Minute wollte es ihr gelingen, nach der Tischkante zu greifen. Ravena stand vor ihrem neunten Glas. Alles um sie herum drehte sich. Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Einzig und allein die Erinnerung an Tarek half, ihren Kampfgeist aufrechtzuerhalten. Sie sah auf den Tisch, wo vor ihr vier Gläser standen. Vier? Sie stutzte. Aus den Tiefen ihres Unterbewusstseins meldete sich eine Stimme, die behauptete, dass dort eigentlich nur noch zwei Gläser stehen dürften. Sie war sehr stolz auf sich, als sie den einzig logischen Schluss zog, dass sie doppelt sehen musste. Ravena griff nach einem Glas und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es auch tatsächlich existierte kippte sie den Inhalt ein weiteres Mal herunter. Sie spürte, wie alles in ihrem Körper gegen seine Behandlung rebellierte, doch sie konnte es sich nicht leisten aufzugeben - nicht jetzt, wo sie schon so weit gekommen war.
Der Vernichter war schon seit dem fünften Glas nicht mehr das, was sein Name versprach, aber auch er hielt tapfer durch. Er wollte sich gerade unter dem Jubel der Zuschauer an sein zehntes Glas wagen, als seine Augäpfel sich gefährlich verdrehten und er hinterrücks von seinem Stuhl fiel. Ravena hatte gewonnen! Dass sich der Jubel über diesen Sieg etwas in Grenzen hielt, mochte daran liegen, dass sämtliche Anwesenden ihr Geld auf den Vernichter gesetzt hatten und nun die einigen mehr, die anderen weniger von ihrem Vermögen verloren hatten. Ravena interessierte das indes herzlich wenig, war sie doch in höchstem Maße damit beschäftigt, ihren Mageninhalt bei sich zu behalten. Nur noch am Rande bekam sie mit, wie ihr der Buchmacher grinsend ein Säckchen Geld in die Hand drückte. Er hatte ein gutes Geschäft gemacht. Sie nahm es und steckte es sich unbewusst in den Ausschnitt. Ihr einziges Bestreben galt nun, sich so schnell wie möglich von dieser Menge zu entfernen und sich ein stilles Plätzchen zum übergeben zu suchen. Plötzlich war sie sich sicher, dass sie noch irgendetwas wichtiges vergessen hatte - etwas sehr wichtiges sogar. Was konnte das nur sein?
Ihrer Flucht wurde ein abruptes Ende gesetzt, als sie gegen etwas Hartes rannte. Beinahe wäre sie nach hinten gefallen, doch das Hindernis fing sie erstaunlich schnell auf.
"Ravena!", hörte sie eine fassungslos klingende Stimme, "Was habt ihr getan?" Langsam, ganz langsam hob sie den Kopf. Ihre Augen weiteten sich in maßlosem Entsetzten. Plötzlich wusste sie, was sie vergessen hatte.
"Legolas."
************************************************************************
"Legolas, mein Freund, beruhige dich! Sie wird dir bestimmt nicht weglaufen." Amüsiert versuchte Randulf mit dem Elb schritt zu halten. Dieses Mädchen schien ihm ja ganz gehörig den Kopf verdreht zu haben. Zur Zeit benahm sich Legolas noch schlimmer als jeder liebestolle Mensch. Nicht, dass er ihn nicht verstanden hätte. Etwas sagte ihm, dass Ravena ein ganz außergewöhnlicher Mensch war und wenn er sich nicht sicher gewesen wäre, dass sie Legolas Gefühle erwidern würde, hätte er bestimmt sein Glück bei ihr versucht.
"Ist es denn so offensichtlich?" Der Elb seufzte resignierend, während er sich dazu zwang, seine Schritte zu verlangsamen. Randulf lachte.
"Darauf willst du bestimmt keine Antwort. Sei nur froh, dass Gimli und die anderen noch nicht zu uns gestoßen sind." Beide mussten sie über diese Vorstellung lachen. In den letzten Tagen hatte Legolas wahrlich mehr als genug unter ihren freundschaftlichen Attacken zu leiden gehabt.
"Aber Legolas?" Der Hauptmann wurde plötzlich wieder ernst.
"Ja?"
Randulf wusste nicht so recht, wie er beginnen sollte. "Glaube mir, ich bin der letzte, der euch diese Beziehung neiden würde, aber dir ist bestimmt nicht entgangen, dass sie sterblich ist." Harm zeichnete sich auf Legolas schönen Gesichtszügen ab.
"Ich weiß.", gab er schließlich zu. Wie oft schon hatte er sich in den letzten Tagen seinen Kopf über dieses Problem zerbrochen? "Ich weiß", wiederholte er es noch einmal mehr für sich, als für seinen Freund.
"Aber", fuhr er leise fort, "jede Faser meines Körpers verlangt nach ihrer Nähe und wer bin ich, dass ich es wagen würde, mich gegen mein Herz zu stellen."
"Doch ich hörte, dass Elbenherzen zuweilen sehr zerbrechlich sein können."
Schicksalsergeben schaute der Prinz seinem Freund in die Augen. "Das sind sie."
So gingen sie schweigend nebeneinander her - immer auf der Suche nach einem unverkennbaren Rotschopf. Plötzlich vernahmen Legolas feine Ohren einen nahen Stimmenaufruhr. Er machte Randulf darauf aufmerksam und gemeinsam gingen sie auf die Suche nach der Quelle des Lärms. Als sie um die Ecke bogen, konnten sie einen empörten Menschenauflauf erkennen. Neugierig näherten sie sich dem Mob. Randulf sprach kurz mit einem herumstehenden Mann.
"Hast du etwas herausgefunden?", fragte Legolas, als der Hauptmann wieder zu ihm zurückgekehrt war. Randulf konnte sich nur schwerlich das Grinsen verkneifen.
"Du wirst es nicht glauben." Diesmal fand er kein Halten mehr. Mit beiden Armen schlug er sich auf die Oberschenkel, während er von einem krampfartigen Lachanfall gepackt wurde. Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln.
"Was werde ich nicht glauben?" Legolas war sich nicht sicher, was er von dem Verhalten seines Freundes halten sollte.
"Die Menschen sind wo wütend, weil...", erneut prustete er los, "... weil ein Außenseiter bei einem Trinkwettbewerb gewonnen hatte und sie deswegen ihr gesamtes Geld verspielt haben."
"Aha, und was ist daran so lustig?" Der Elb wurde sichtlich wütend, weil er Randulf jeden Satz einzeln aus der Nase ziehen musste, doch der schien das entweder nicht zu bemerken oder es einfach nur zu ignorieren.
"Du", ein abermaliges Lachen, "du weiß nicht, wer der Außenseiter war."
Langsam aber sicher begann das Brett vor dem Kopf des Elben zu schwinden. Er ahnte etwas, doch er war sich nicht sicher, ob er es wirklich hören wollte. "Sag mir, dass das nicht wahr ist."
"Um den Mann zu zitieren: ,ein Mädchen, dessen Haare an einen in flammen geratenen Waschbär erinnern'" Für Randulf gab es noch immer kein halten. Legolas´ entsetztes Gesicht war einfach zu viel. Seine Geliebte hatte gerade bei einem Trinkwettbewerb einen Koloss mit dem Namen 'der Vernichter' unter den Tisch gesoffen! Na, wenn das nicht zum lachen war, wollte er sich sofort in einen Zwerg verwandeln. Er hatte sich gerade wieder unter Kontrolle bekommen, als etwas 'Rotes' gegen die Brust des Elben lief. Glücklicherweise gelang es Legolas dieses 'Etwas' schnell genug aufzufangen, sodass es nicht wieder nach hinten fallen konnte.
"Ravena!", die Stimme des Prinzen rang um Fassung, "Was habt Ihr getan?". In einer einzigen Zeitlupe hob das Mädchen den Kopf. Was sie dann sah schien ein maßloses Entsetzten in ihr auszulösen.
"Legolas", stellte sie unglücklich fest. Schon war es wieder um Randulfs Selbstbeherrschung dahin. Ein weiteres mal prustete er los. Das gab Ravena den Rest. Schnell hatte sie sich an dem verblüfften Elb vorbeigeschmuggelt und war um die nächste Ecke verschwunden. Sie fühlte sich fürchterlich und war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Schon wieder hatte sie alles zunichte gemacht. Sie erinnerte sich an die entsetzten Augen des Elben. Er würde sie nun für eine Trinkerin halten und nichts mehr von ihr wissen wollen. Tränen traten in ihre Augen und je stärker sie versuchte, sie zurückzuhalten, desto mehr von ihnen kullerten ihre Wangen hinab. Irgendwo tief in ihrem Inneren hatte sie nicht vergessen, dass sie gerade einem Menschen das Leben gerettet hatte, doch ihr Geist war von dem Alkohol noch so benebelt, dass sie es noch nicht richtig fassen konnte. Schließlich merkte sie, dass ihr Magen nun unwiderruflich seinen Tribut fordern würde. Sie stützte sich an einer Mauer ab und übergab sich kläglich. Nur am Rande bemerkte sie, wie ein paar sanfte Hände ihr dabei die Haare aus dem Gesicht hielten.
Nachdem sie geendet hatte fühlte sie sich erleichtert, wagte es aber, aus Angst, dass er es sein könnte, nicht ihren Kopf zu heben. Stattdessen blieb sie so stehen wie sie war, schluchzend das Gesicht dem Boden zugewandt. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Rücken, die zärtlich auf und ab strich und ihr damit etwas von ihrer Spannung nahm. "Ravena." Urplötzlich verkrampfte sie sich wieder. Er war es tat sächlich. Sie wollte, dass er ging, wollte, dass er sie nicht in solch einem erbärmlichen Zustand sah.
"Geht!", befahl sie ihm mit erstickter Stimme.
"Ravena.", bat er, doch sie schüttelte nur seine Hand ab und kauerte sich noch näher an die Wand. Legolas konnte sich des Eindrucks eines in der Falle sitzenden Tieres nicht erwehren.
Oh, es war so peinlich! Sie fühlte sich so gedemütigt. Weshalb nur konnte er nicht einfach verschwinden und sie alleine lassen? Nie mehr würde sie ihm in seine schönen, blauen Augen schauen können.
Indessen kam Legolas sich recht hilflos vor. Er wusste nicht, weshalb sie das getan hatte, doch er glaubte sie bereits gut genug zu kennen, um sagen zu können, dass sie keine Säuferin war. Er wollte ihr so gerne helfen, doch im Moment ließ sie ihn nicht an sich heran. Sie wollte, dass er ging, aber er brachte es nicht übers Herz, sie in diesem Zustand alleine zu lassen. Also stand er nur etwas verloren neben ihr. Plötzlich spürte er einen leichten Druck auf seinem rechten Arm. Als er sich umdrehte, erkannte er eine blonde Schönheit. Sie lächelte ihm zu.
"Geht, bitte. Ich werde mich um sie kümmern."
"Aber...", versuchte er einzuwenden, doch sie ließ in etwa so viel mit sich reden, wie Herr Elrond am heutigen Nachmittag. Bestimmt zog sie ihn von seiner Geliebten weg. Der junge Mann, den er bereits mehrere Male mit Ravena gesehen hatte, nahm sich seiner an und führte ihn von den beiden Frauen fort. Ein letzter Blick über die Schulter zeigte ihm, wie Ravena weinend in der Umarmung der Blonden zusammenbrach. Sein Herz wollte laut aufschreien.
**********************************************************************
"Und sie hat das tatsächlich alles nur für diesen Jungen getan, diesen Tarek?" Ungläubig starrten Legolas und Randulf Ravenas Freund an. "Auch das Bogenschießen?" Siägä nickte.
"Auch das Bogenschießen." Nun, nachdem dieser Junge ihm die gesamte Geschichte erzählt hatte, stahl sich ein erleichtertes Lächeln auf Legolas Lippen. Er hatte sie also nicht falsch eingeschätzt. Er empfand sogar Bewunderung für ihr uneigennütziges Verhalten - ein Verhalten, das seiner Erfahrung nach nur sehr selten unter Menschen zu finden war. Er musste wieder an den Zwischenfall mit dem Pferd denken. Schon damals hatte er sich von ihrer Selbstlosigkeit überzeugen können. Plötzlich musste Randulf wieder lachen.
"Was gibt es denn nun schon wieder?" Legolas war von Randulfs Ausgelassenheit sichtlich befremdet.
"Na, du musst doch zugeben, dass es ziemlich lustig ist, mein Freund." Auf einen irritierten Blick des Elben fuhr er fort: "Sie will diesem Jungen das Leben retten, aber alles, was sie bekommt ist eine Einladung zu dem Ball. Sie muss sich ziemlich veräppelt gefühlt haben.", erneut musste er lachen, "und wir Helden dachten noch, wir würden ihr damit wer weiß was für eine Freude machen."
Siägä sah irritiert von einem zum anderen und fragte sich, weshalb sie sich so für Ravena interessierten. Sollte hinter dem Kuss des Elben doch mehr gesteckt haben? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass Ravena seit dem Fest nicht mehr sie selbst zu sein schien. Siägä seufzte auf. Seitdem sie hergekommen war, hatte er sich immer als ihr älterer Bruder gefühlt und nun war alles dabei, aus seinen Händen zu gleiten. Er schwor sich, dass er niemandem erlauben würde, ihr weh zu tun - falls es dafür nicht schon zu spät war. Er musste an das Bild denken, das Ravena erst vor einigen Minuten geboten hatte.
Noch während diesem zweifelhaften Wettbewerb war er Esmee holen gegangen. Sie hatte ein besonderes Händchen, wenn es darum ging, solche Situationen zu meistern und tatsächlich: Kaum hatte er ihr alles berichtet, hatte sie auch schon die Initiative ergriffen. Während sie Ravena suchen gegangen waren, hatte sie ihm aufgetragen, dem Elb alles zu berichten. Nun konnte er nur noch hoffen, dass alles wieder ins Lot kommen würde.
"Schaut, da sind sie ja!" Alle drehten sie sich nach der piepsigen Stimme um. Siägä konnte vier kleine Persönchen ausmachen und vermutete, dass es sich dabei um die Hobbits handeln musste. Hinter sich hatten sie einen Zwerg und noch einige Elben im Schlepptau, die er nicht genau zuordnen konnte. Siägä gelang es vor lauter Staunen nicht mehr, den Mund zu schließen - immerhin befand er sich gerade der Gemeinschaft des Rings gegenüber. Wer hatte nicht einmal davon geträumt?
"Sam, komm her, ich will dir jemanden vorstellen", begrüßte Legolas den heraneilenden Hobbit. Damit begann eine allgemeine Begrüßungsrunde, während der Siägä allen anwesenden Gefährten und den Elben Glorfindel und Haldir vorgestellt wurde. Der Junge fragte sich, womit er diese Ehre wohl verdient haben mochte und noch mehr, weshalb sie diesen letzten Festtag unter dem gemeinen Volk verbrachten. Plötzlich gewahrte Siägä noch zwei weitere Männer, die sich zu ihnen gesellten. Er war sich ziemlich sicher, den einen der beiden schon einmal gesehen zu haben, doch er wusste nicht mehr zu sagen, bei welcher Gelegenheit das gewesen sein könnte. Er war noch nicht sehr alt. Er hatte zerzauste braune Haare und den Ansatz eines Bartes. Außerdem schien seine durchweg in braun gehaltene Kleidung auch schon einmal bessere Zeiten gesehen zu haben. Alles in allem wirkte er etwas abgerissen, doch da die anderen ihm einen sehr großen Respekt entgegenbrachten, beschloss auch Siägä, nichts Falsches zu sagen. Der zweite Mann dagegen hatte ein beträchtliches Alter. Sein weißer Bart reichte weit über seinen Bauch und sein spitzer Hut erinnerte sehr an einen Zauberer. Plötzlich hielt Siägä in seinen Überlegungen inne. Zauberer? Konnte es wirklich möglich sein? Tatsächlich wurde ihm der Alte als Gandalf vorgestellt. Der andere machte sich selbst bekannt.
"Junger Mann, ihr könnt mich Streicher nennen." Die übrigen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, die Siägä nicht recht zu deuten vermochte. Aragorn hatte also einmal mehr beschlossen, sich inkognito unter das Volk zu mischen. Das versprach interessant zu werden.
"Sagt, macht sie öfters solche Sachen?"
"Bitte?" Siägä, der es noch immer nicht fassen konnte, dass er tatsächlich den Gefährten gegenübersaß, wusste zunächst nicht, was der Herzog meinte.
"Ravena.", erklärte er, "Macht sie öfters solche Sachen?" Das wiederum ließ die Neuankömmlinge aufhorchen, sodass Randulf ihnen die Geschichte mit dem Trinkwettbewerb zum besten geben musste. Nachdem sich alle köstlich darüber amüsiert hatten, starrten sie Siägä nun erwartungsvoll an.
"Nun ja, manchmal schon." Siägä, der Ravena vor all diesen bedeutungsvollen Personen nicht noch mehr in Verlegenheit bringen wollte, versuchte abzuwiegeln, doch Pippin hatte beschlossen nachzuhaken.
"Manchmal?", fragte er neugierig.
"Na ja, vielleicht auch öfter." Das offensichtliche Interesse der Gefährten lockerte seine Zunge. Ein oder zwei heitere Anekdoten würden doch niemandem schaden. "Einmal, sie war gerade erst in Gadara angekommen, fand sie im Wald ein Stinktier, das in einem Tellereisen eingeklemmt war. Also rettete sie es und nahm es mit nach Hause, um dort seine Wunden zu heilen. Natürlich sagte sie niemandem etwas davon. Doch eines morgens, als das Tier schon wieder so gut wie gesund war, war es plötzlich verschwunden. Sie schlich in jedes Zimmer um es wieder zu finden, doch was sie auch tat, es war vergebens." Er kicherte.
"Und dann?", verlangte Merry zu wissen. Er ahnte schon, was kommen würde - war ihm doch auch einmal etwas ähnliches geschehen!
"Dann hörte man einen Schrei. Wir stürzten alle in das Zimmer, aus dem es gekommen war. Dort stand eine etwas ängstliche Frau im Nachtgewand auf einem Hocker und hielt abwehrend den Nachttopf vor sich. Vor ihr das Stinktier, das sich von ihrem Schrei so erschreckt hatte, dass es zu allem übel auch noch seinen, ihm so eigenen, Geruch absonderte."
"Und Ravena? Wie hatte sie reagiert?", fragte Randulf lachend.
"Das einzige, was sie dann noch herausbrachte, war ein 'Ach Waldemar, da bist du ja'".
Auch Legolas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ja, das war seine Ravena. Sogar in den unmöglichsten Situationen konnte sie noch ihren Humor bewahren. Ob es ihr wohl schon wieder besser ging? Lange würde er die Ungewissheit nicht mehr aushalten können. Ein plötzliches erbleichen Siägäs veranlasste ihn dazu, sich umzudrehen. Sein Herz machte einen kleinen Aussetzer, als er Ravena mit ihrer Freundin erblickte. Endlich war sie wieder da. Allerdings drehte sie sich sofort wieder um und ging. Esmee wollte ihr hinterher, doch dieses mal war es an Legolas, sie aufzuhalten.
"Nein, lasst mich!" Damit war er auch schon in der Menge verschwunden, die bösen Blicke die Esmee Siägä zuwarf, nicht mehr wahrnehmend.
********************************************************************
Oh, wie war sie wütend. Wütend auf sich, wütend auf Siägä, wütend auf die ganze Welt. Sie wusste, dass ihr Verhalten im Moment mehr als kindisch war, aber soviel Mühe Esmee sich auch gegeben hatte - noch spürte sie die Nachwirkungen ihres Rausches. Dabei war es ihrer Freundin sogar gelungen sie davon zu überzeugen, dass der Elbenprinz ihr ihr Verhalten sicherlich verzeihen würde - doch mit anzusehen, wie sie sich über sie lustig machten war einmal mehr zu viel für sie. Wie konnte Siägä sie vor ihrem König nur so blamieren? Er würde dafür zahlen! Es war höchste Zeit ihren Plan in die Tat umzusetzen.
********************************************************************
Legolas kämpfte sich durch die Massen von Menschen - immer nach ihr Ausschau haltend. Doch sie war so schnell verschwunden, dass er sie nun vollends verloren zu haben schien. Er wollte die Hoffnung bereits aufgeben, als sie ihn an diesem Abend nun schon zum zweiten Mal anrempelte.
Ravena wollte es nicht glauben. War dieser Elb magnetisch, oder weshalb landete sie ständig an seiner Brust? Denn daran, dass es der Elb war, den sie umgerannt hatte, bestand kein Zweifel - kannte sie doch nur ein Wesen, dem dieser liebliche Geruch zu eigen war. Sie murmelte eine Entschuldigung und versuchte, sich zu verdrücken bevor sie gezwungen war, Legolas in die Augen zu schauen. Doch er ließ sie nicht entkommen. Mit seinem linken Arm umfasste er ihre Hüfte und zog sie näher an sich heran. Ravena, die in beiden Händen einen Becher trug, war unfähig sich zu wehren, wenn sie denn nicht den Inhalt verschütten wollte. Also ließ sie es auch geschehen, als Legolas mit den Fingern seiner freien rechten Hand ihr Kinn hochhob und sie damit zwang ihn anzusehen. Um den unausweichlichen Moment noch etwas länger hinauszuzögern schloss sie ihre Augen.
"Seht mich an, Hiril nîn, meine Dame." Seine Stimme so nah an ihrem Ohr ließ sie erschrocken ihre Lider aufreißen - und genau in seine Augen schauen. Vielleicht vernebelte der Alkohol ja noch immer ihre Sinne, doch sie konnte keinen Vorwurf in ihnen entdecken. Stattdessen fand sie nur Wärme und Zuneigung und... Liebe? Sie wagte es nicht zu hoffen. Dennoch startete sie einen hilflosen Versuch sich zu entschuldigen.
"Ich... ich bin... ich meine, ich wollte...", weiter kam sie nicht, denn Legolas versiegelte ihre Lippen mit seinem Zeigefinger. Der sanften Berührung folgte unwiderruflich ein leises Zittern ihres Körpers.
"Shhh. Ich weiß, weshalb Ihr das getan habt." Sie spürte seinen Blick noch intensiver werden. War das überhaupt noch möglich?
"Ihr, ihr wisst es?", fragte sie ungläubig. Er nickte nur.
"Nicht jeder hätte so gehandelt.", wieder war seine Stimme nicht viel mehr als ein leises Flüstern, das angenehm ihr Ohr liebkoste. Sie war unfähig zu antworten. Was hätte sie auch erwidern sollen? Langsam, sehr langsam stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen, um die letzten Zentimeter zwischen ihren Lippen und denen des Elben zu überwinden, als etwas sie so stark in die Seite traf, dass sie gemeinsam zu Boden fielen. Erst im letzten Moment konnte Legolas seinen Fall abfedern, sodass er nicht mit seinem ganzen Gewicht auf Ravena landen würde. So sehr der Elb auch Ravenas Attacken genoss - diesen zwei betrunkenen Streithähnen hätte er im Moment am liebsten den Hals umgedreht.
"T...tut unnnns l...leid" Damit machten sie sich aus dem Staub. Legolas seufzte auf - lange würde er diese ewigen Unterbrechungen nicht mehr ertragen können. Da spürte er plötzlich eine schüchterne Berührung an seiner Brust.
"Ähm, könntet Ihr bitte von mir herunter gehen?" Erst jetzt bemerkte er, dass er immer noch auf Ravena lag. Etwas beschämt darüber, dass er im Moment nur an sich gedacht hatte, stand er auf und half anschließend auch ihr. Beinahe schüchtern standen die beiden sich nun gegenüber. Schließlich ergriff Ravena das Wort.
"Vielleicht sollten wir wieder zu den anderen zurück. Die wundern sich bestimmt schon wo wir bleiben." Nicht ohne ein wenig Bedauern stimmte Legolas ihr zu.
"Aber vorher", fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, "muss ich noch etwas erledigen." Damit nahm sie den Elb an der Hand und zog ihn bis zum nächsten Bierstand hinter sich her. Als Legolas ihr Ziel erkannte, befürchtete er schon das Schlimmste. War sie am Ende vielleicht doch dem Alkohol verfallen? Er hatte gehört, dass das unter Menschen keine Seltenheit war. Indessen war Ravena bereits, mit der Bitte um zwei weitere Becher Bier, an die Theke herangetreten. Während der Wirt ihr nun einschenkte, versuchte der Elb alles mögliche um sie eines besseren zu belehren.
"Ravena! Ich glaube kaum, dass Ihr wisst, was Ihr da tut.", begann er also vorsichtig.
"Aber natürlich weiß ich das!", erklärte sie ihm so, als hätte sie ein kleines Kind vor sich stehen. "Während unserem Sturz sind mir beide Becher umgekippt, sodass ich mir jetzt wieder zwei neue holen muss." Das war doch die natürlichste Sache der Welt! Legolas lächelte nachsichtlich. Sie schien immer noch betrunken zu sein- ein Wunder, dass sie sich überhaupt noch auf ihren Beinen halten konnte. Als der Elb einen Moment nicht hinschaute kippte Ravena, mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht, eine Flüssigkeit in einen der Becher.
"Das mag sein. Dennoch denke ich nicht, dass ihr noch weiteren Alkohol zu Euch nehmen solltet." Irritiert sah Ravena auf die beiden Becher, die sie in ihrer Hand hielt. Plötzlich fing sie an zu kichern. Sie konnte es nicht fassen- jetzt fing sie auch noch an zu kichern! Ihr Kopf war wieder klar, doch ihren Körper hatte sie noch nicht wieder unter Kontrolle. Es war gerade so, als könne sie sich selbst, ohne die geringste Eingreifmöglichkeit, zuschauen.
"Aber das ist doch nicht für mich!", und plötzlich verstand sie. "Ihr...Ihr glaubt also wirklich ich wäre eine Säuferin?" Das Kichern wich einem verdächtigen Druck hinter ihren Augen und ihr, lediglich zum beobachten verdammter Geist, betete, dass sie nun nicht auch noch anfangen würde Tränen zu vergießen.
Legolas hätte sich am liebsten seine Zunge abgebissen. Nun stand sie wieder kurz vor dem Weinen. Beschwichtigend nahm er sie in seine Arme.
"Shhh.", Trost spendend strich er ihr über den Rücken, "so war das doch nicht gemeint." Als er merkte, dass sie unter seinen Berührungen ruhiger wurde, hauchte er ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. "Alles wieder gut?" Ihr Nicken ließ ihn erleichtert aufatmen. Mit Erstaunen, aber auch mit Freude, registrierte der Elb, dass es ihr anscheinend sehr wichtig war, was er von ihr hielt. Plötzlich sah er seine Chance gekommen, ihr das Bier aus der Hand zu nehmen.
"Dann ist es also für mich?", fragte er sie vergnügt, indem er sich einen der beiden Becher schnappte. Erst als er ihn schon an den Lippen hatte, reagierte sie.
"Nein!" Sie schrie beinahe. Bestimmt griff sie nach seinen Händen, sodass der Elb innehielt. Er schien enttäuscht zu sein.
"Also nicht für mich?" Dem Dackelblick, den er jetzt aufsetzte, konnte sie einfach nicht wiederstehen. Noch im Kampf mit sich selbst nickte sie.
"Also gut, aber dann nehmt diesen hier." Damit reichte sie ihm den anderen Becher. Irritiert schaute der Elb sie an.
"Macht dass denn einen Unterschied?" Zu ihrem großen Leidwesen fing sie wieder an zu kichern. Es wäre nicht auszudenken gewesen, was geschehen wäre, wenn Legolas von dem Becher getrunken hätte- der war ganz alleine für Siägä bestimmt.
***********************************************************************
"Hier Siägä, ein Becher Bier für dich." Misstrauisch beäugte Siägä den Becher, den Ravena ihm gerade vor die Nase hielt.
"Und da ist wirklich nur Bier drin?" Er kannte Ravena und er wusste, dass sie zuweilen auf die verrücktesten Ideen kommen konnte - vor allem, wenn es um Rache ging. Dummerweise hatte sie noch immer die offene Rechnung wegen der Sache am Fluss zu begleichen, sodass er ständig auf der Hut vor ihr sein musste.
"Aber natürlich", säuselte sie mit ihrem zuckersüßesten Lächeln. Die übrigen beäugten die Szene mit nicht wenigem Interesse. Sie wussten nicht, wie Legolas es geschafft hatte, aber seit die beiden zurück waren, merkte man Ravena ihre Trunkenheit kaum noch an.
Indessen war Siägä sich sicher, dass tatsächlich etwas faul an der Sache war, doch seine Ehre erlaubte es ihm nicht, vor den Gefährten unhaltbare Vermutungen zu äußern. Also nahm er schweren Herzens den Becher entgegen und begann zu trinken. Ohne eine Miene zu verziehen sah Ravena ihm dabei zu. Neugierig wartete Legolas nun auf das, was geschehen würde. Er hatte Ravena ihr Geheimnis um diesen merkwürdigen Becher nicht entlocken können. Als Siägä einmal kurz absetzte um ihr ein zaghaftes Lächeln zu schenken, stahl sich ein zufriedener Gesichtsausdruck auf ihr Gesicht. Unverzüglich begannen auch die anderen über den vollkommen irritierten Siägä loszuprusten. Haldir war gezwungen sich die Tränen aus den Augen zu wischen.
"Oh, Legolas. Das ist gut. Ich hoffe du weißt, auf was du dich da einlässt."
**************************************************************
Disclaimer: Die Idee mit dem ominösen "etwas" im Becher hab ich auch mal in dem Film 'der Patriot' gesehen und davon gehört mir natürlich auch nichts
so, das wäre geschafft. Ich weiß, ich hab eigentlich schon früher ein neues Kapitel versprochen, aber dann ist das Wetter so schön geworden und eine böse Migräne gekommen...*g* Also bitte reviewt mir weiter, ich freue mich immer riesig über jede einzelne:)
@Black Pearl: jaja, was reviews nicht alles bewirken können *g* es freut mich, dass dir die Version hier besser gefällt. Ich weiß auch net, was mich da vorher geritten hatte...ähm ja, Christina hatte das neunte Kapitel zum Glück noch net hochgeladen, aber ich hab mich trotzdem verschämt in die Ecke verzogen *g*
@Murmel: bald sind alle meine arbeiten rum, aber morgen müsst ihr noch mal Daumen drücken bidde:) das heißt für mich etwas mehr zeit zum Blödsinn verfassen *g*
@Tanlaith: upsili...ich hab da so oft rumüberlegt welcher Arm es sein müsste, dass ich jetzt am Ende doch noch den falschen genommen hab *menno*;) dabei war ich mir so sicher...also das blut von ihrem rechten Arm muss an seiner linken Hand kleben *g* ich bin eigentlich auch immer so pingelig, weil wenn's im Detail nicht stimmt, dann is die ganze Geschichte nicht mehr 'glaubwürdig'...
@Michiru-Chan: Moulin Rouge gehört auch zu meinen Lieblingsfilmen:)
@omi_wetterwachs: Ich hatte meine lieblings-schokoladenliferantin auch schon vermisst:) also ich hoffe du bist jetzt net zu sehr enttäuscht, weil es jetzt keine Haldir, Glorfindel, Gimli stelle gibt, aber ich glaube, das wäre einfach zu viel geworden...und GIB MIR LEGOLAS WIEDER!! Wie soll ich denn ohne die Hauptperson weiterschreiben? *rofl*
@Yvonne: freut mich, dass du den reviewbutton endlich gefunden hast *froiii*:) Ne leider hab ich so ein Türchen noch net gefunden. Des entspringt fast alles meiner merkwürdigen Phantasie...*g*
So und dann danke ich noch feannen und leve-chan:) Macht nur alle weiter so *g*
Dann noch ein riesiges Dankeschön an meine neue Betaleserin Mara, die das zweifelhafte Vergnügen hat sich jetzt um alle meine Rechtschreib- und Kommafehler zu kümmern *knuddel*
Danke, danke für die lieben reviews, siehe Schluss, ihr seit super, bitte macht weiter so...*froii*
Warnung *g*: Ein Teil ist zu nächtlicher Stunde und unter Einfluss von Wodka entstanden (Wenn ihrs gelesen habt werdet ihr wissen welchen teil ich mein *lol*) und bei dem Rest hatte ich einen leichten Sonnenstich weil's so heiß war:)
Kapitel 9:
"Ravena, beeil dich gefälligst! Wir sind schon viel zu spät dran!", tönte von unten die Stimme eines entnervten jungen Mannes.
"Dann werden einige Minuten mehr oder weniger auch keinen Unterschied mehr machen, also beruhige dich!" Sie betrachtete ein weiteres mal skeptisch ihr Spiegelbild. Wie glichen sich doch die Situationen - erst vor einigen Tagen hatte sie schon einmal auf diese Weise hier gestanden. Sie seufzte auf. Wenigstens ging es dieses mal nicht um das Erscheinen auf einem Ball.
"Nur um ein kleines Rendezvous mit dem Elb meiner Träume." Sie legte, in einem vergeblichen Versuch die tausend Schmetterlinge in ihr zu bändigen, eine Hand auf ihren Bauch. Plötzlich spürte sie einen ermutigenden Klaps auf ihrer Schulter.
"Deine Sorgen sind vollkommen unbegründet, Ravena. Du siehst wundervoll aus.", Esmee lachte, "Und wenn er sich nicht schon längst in dich verliebt hätte, dann würde er dir spätestens heute Nacht verfallen." Durch den Spiegel schaute Ravena ihrer Freundin in die Augen. Sie versuche ein Lächeln zustande zu bringen.
"Deine Worte in Erus Ohren." Wieder einmal war es Esmee gewesen, die sie herausgeputzt hatte. Für diesen Anlass hatte sie Ravena ein waldgrünes Kleid geliehen. Auch wenn es in nichts mit der prachtvollen Ballrobe zu vergleichen war, betonte es ihre Figur doch vorzüglich. Erneut musste sie, nicht ganz neidlos, Esmees Gespür für solche Kleiderfragen bewundern. Ihre störrischen Haare hatte sie gebändigt, indem sie sich zwei Strähnen um ihren Kopf herum geflochten hatte. Der Rest hing in langen Wellen über ihren Rücken und ihre freien Schultern. Als einzigen Schmuck hatte sie sich ihre Lieblingsblumen, Margeriten, mit ins Haar gebunden, sodass sie nun eine Blütenkrone auf dem Kopf trug. Nicht zum ersten und auch bestimmt nicht zum letzten Mal fragte sie sich, wozu dieser Elbenprinz sie noch alles treiben würde. Noch vor einer Woche hatte sie sich nicht im geringsten um ihr Aussehen geschert und nun brachte sie schon Stunden vor dem Spiegel zu. In diesem Moment klang erneut die Stimme zu ihnen herauf.
"Von Esmee bin ich das ja gewohnt, aber dass nun auch noch du damit anfangen musst, Stunden vor dem Spiegel zuzubringen." Belustigt wandte Ravena sich an die hinter ihr stehende Esmee, die nur resignierend mit den Schultern zuckte.
"Mir scheint, als müssten wir deinem 'Beinaheverlobten' bei Zeiten einmal Manieren beibringen." Dabei schlich sich ein teuflisches Lächeln auf ihre Lippen, das sie beinahe ihre Aufregung vor der heutigen Nacht verlieren ließ.
"Und mir scheint es, als hättest du vor, diese Zeiten schon sehr bald anbrechen zu lassen.", erwiderte Esmee, während sie sich verschwörerisch zu ihrer Freundin hinabbeugte. "Was hast du vor?"
"Nun, ich habe ihm doch noch eine Revanche für die gestohlenen Kleider versprochen, und ich gedenke meine Versprechen immer zu halten." Konspirativ steckten die beiden ihre Köpfe zusammen. Ravena würde ihm und sich selbst beweisen, dass sie durchaus noch ganz die alte sein konnte.
***********************************************************************
Als die drei Freunde mit Siägäs altem Karren in Richtung Stadt fuhren dämmerte es bereits. Die Sonne verabschiedete sich an diesem letzten Festtag in ihrer vollen Pracht. Für wenige Augenblicke wurde die Blaue Stadt in ein gleißendes Orange gehüllt. Gebannt beobachteten sie alle das bunte Farbenspiel der Kristalle, die das Schloss zierten. Sie spalteten das Licht in die verschiedensten Farben und ließen so viele kleine Regenbögen über den Dächern Gadaras entstehen.
Da in der Stadt zu dieser späten Stunde bereits kein Durchkommen mehr war, waren sie gezwungen ihren Wagen vor den Mauern abzustellen und die letzten Meter zu Fuß zu gehen. Dabei ließ sich Siägä lange über der Frauen liebster Freund, den Spiegel, aus. Esmee und Ravena konnten nicht anders als sich hinter seinem Rücken immer wieder verstohlen zuzulächeln. Sollte er nur reden - schon bald würden sie ihm diese Vorurteile aus dem Kopf treiben.
Als sie dann endlich durch das Stadttor hindurch waren, ließen sie zunächst einmal all die verschiedenen Szenerien auf sich wirken. An jeder Straßenecke gab es etwas anderes zu bewundern. Hier zeigten einige Artisten ihre Künste, dort wiederum gaben Geschichtenerzähler ihre Märchen Horden von staunenden Kindern zum besten. Besonderer Beliebtheit erfreute sich ein Theaterstück, das die Zerstörung des einen Rings erzählte. Frodo und Sam wurden von zwei kleinen Kindern dargestellt, die von Zeit zu Zeit ihren Text durcheinander brachten und somit immer wieder für einige Lacher sorgten. Doch nicht zuletzt gab es überall in der Stadt genügend Bier und Musik, was die Menschen bei bester Laune hielt. Anstatt traurig darüber zu sein, dass das Fest schon bald zu Ende sein würde, wollte man ein letztes Mal ausgelassen feiern, bevor der Alltag wieder jedermann einholen würde.
Immer wieder ertappte sie sich dabei wie ihre Augen die Menschenmassen nach einem ganz gewissen Elb durchforsteten. Er hatte ihr versprochen, dass er sie finden würde, doch plötzlich überfielen sie einmal mehr ihre Selbstzweifel. Wenn er sie wirklich hätte sehen wollen, dann hätten sie doch einen Treffpunkt oder eine Uhrzeit ausmachen können. Stattdessen war sie nun gezwungen in Ungewissheit auszuharren. Was, wenn er sich doch nur einen Spaß mit dem kleinen Menschenmädchen erlaubt hatte, das so dumm gewesen war, sich in einen Elb zu verlieben? Doch gleich darauf schalt sie sich selbst. Legolas war bestimmt nicht so! Das Elbenvolk war grundsätzlich nicht so verdorben wie die Menschen - zumindest hatte ihr Vater sie das gelehrt. Sie seufzte. Immer wieder diese ständigen Grübeleien, die zu nichts führten - eine weitere Veränderung, die sie diesem Elb zuschrieb. Plötzlich entdeckten die drei jemand, der sich winkend einen Weg zu ihnen bahnte.
"Na endlich, da seid ihr ja. Was hat euch aufgehalten?" Das war das Stichwort für Siägä. Mit einer gespielt theatralischen Armbewegung deutete er auf Esmee und Ravena.
"Frauen."
Ravena bemerkte sehr wohl, dass sein Tonfall noch ein 'du weißt ja wie die sind' implizierte, doch bevor Siägä sich erneut über sie auslassen konnte, ergriff eine schlichtende Esmee das Wort.
"Ceylan, es ist schön dich zu sehen.", begann sie mit einem freundlichen Lächeln, "Sind die anderen auch schon da?"
"Ja, wir warten nur noch auf euch." Ein plötzlicher Blick auf Ravena ließ seine Kinnlade etwas herunter klappen. "Ra... Ravena?", fragte er etwas irritiert.
"Ja, Ravena. Und wenn du jetzt nicht gleich deinen Mund wieder zumachst, setzt es was.", gab sie, von Ceylans Reaktion etwas verunsichert, wirsch zurück. Der tat auch sogleich wie geheißen und versuchte umständlich sich zu entschuldigen.
"Ähm, tut mir Leid. Wirklich, Ravena.", startete er kläglich, "Es ist nur, du siehst heute so... na ja, so anders aus."
"Ceylan, du verstehst es wirklich einer Frau ein Kompliment zu machen.", erwiderte sie sarkastisch auf dieses zweifelhafte Kompliment. Ravena konnte nicht mehr an sich halten - was, wenn Legolas auch so auf sie reagieren würde? Plötzlich vernahm sie die Stimme einer sehr amüsiert klingenden Esmee nah an ihrem Ohr.
"Beruhige dich, Ravena.", flüsterte sie, "Ich denke, das hat er als Kompliment gemeint." Das rief sie wieder zur Raison. Ceylan war in der Tat alles andere als eine Ausgeburt an rhetorischen Fähigkeiten - vielleicht sollte es ja wirklich keine Beleidigung gewesen sein. Also beschloss sie, dem mittlerweile vollkommen rot angelaufenem jungen Mann, ein freundliches Lächeln zu schenken.
"Ist schon in Ordnung, Ceylan. Ich hab wohl etwas überreagiert." Beinahe hätte Esmee laut aufgelacht. Sie hätte niemals gedacht, dass das noch möglich gewesen wäre, aber seit Ravena sich in diesen Elbenprinzen verliebt hatte, war sie noch chaotischer geworden als sie es ohnehin schon gewesen war. Zumindest Ceylan schien sich derweil mit dieser Antwort zufrieden zu geben. Gemeinsam gingen sie zu ihren Freunden.
Beim allgemeinen Tanz und Trank gelang es Ravena dann endlich etwas von ihrer Spannung loszuwerden. Sie war gerade dabei sich ausgelassen mit Siägä über die Tanzfläche zu bewegen, als sie eine Straße weiter einen Tumult bemerkte. Anscheinend schienen nicht wenige Menschen etwas oder jemanden anzufeuern. Neugierig geworden ging sie, von ihrem Freund gefolgt, auf den Auflauf zu. Doch so sehr sie sich auch bemühte, über die vielen Köpfe konnte sie nicht hinweg sehen. Als sie mit ihrem Blick hilfesuchend ihre Umgebung erkundete entdeckte sie eine Mauer, die hoch genug war, um einen perfekten Blick auf das Geschehen frei zu geben. Entschlossen hielt sie darauf zu. Doch kaum war sie einige Schritte gegangen, spürte sie auch schon einen Griff um ihre Hand, der sie zurückhielt.
"Siägä, was soll das? Lass mich los.", forderte sie entrüstet. Niemand würde sie so einfach aufhalten.
"Ravena, hör bitte einmal auf mich und lass es sein. Du weißt doch ganz genau, dass wieder etwas geschehen wird."
"Ach was, mach dich nicht lächerlich!" Damit befreite sie sich aus seinem Griff und setzte ihren Weg fort. Siägä blieb nichts weiter übrig, als ihr aufseufzend zu folgen - allerdings nicht ohne noch einen letzten Versuch zu starten, Ravena zum aufgeben zu bewegen.
"Dein Kleid, du wirst es ruinieren." Das brachte sie allerdings nur dazu höhnisch aufzulachen.
"Wer von uns ist denn jetzt das Mädchen?", zog sie ihn amüsiert auf. Angesichts seiner großspurigen Töne, die er nur einige Stunden vorher gehalten hatte, erlaubte ihm seine Ehre nun keinen Rückzieher. Ein weiterer Seufzer entfuhr seiner gequälten Seele - sie schaffte es doch immer wieder, den Spieß umzudrehen. Die kurze Mauer war an ihrem Ende abgebrochen, sodass sie beinahe wie auf einer Treppe hinaufsteigen konnte. Ravena lobte sich selbst, als sie merkte, dass dabei noch nicht einmal ihr Kleid schmutzig geworden war. Gespannt schaute sie nun nach unten. Zwei Männer saßen sich an einem einfachen Tisch gegenüber und tranken einen auf den anderen. Neben ihr lachte Siägä laut auf.
"Ein Trinkduell! Und deswegen all diese Umstände. Komm, lass uns wieder gehen." Er machte sich bereits an den Abstieg, doch dieses mal war es Ravena, die ihn zurück hielt.
"Nein, warte noch. Das kann doch noch ganz lustig werden." Also blieben sie und schauten zu. Die Regeln schienen sehr einfach zu sein. Man trank nacheinander in einem ziemlich hohen Tempo einen Schnaps auf den anderen und der, der zuerst k.o. ging, würde der Verlierer sein. Als die beiden sich dazu gesellten, waren die beiden Kontrahenten bereits gut bei der Sache und in einem mehr als angeheiterten Zustand. Plötzlich kippte einer der beiden, nachdem er seinen Mund nur um Haaresbreite verfehlt hatte, rückwärts vom Stuhl - und blieb liegen. Begeistert bejubelten die Menschen ihren Sieger. Der hatte sich mittlerweile auf seine recht wackeligen Beine gestellt und lief nun mit hochgerissenen Armen im Kreis herum, um seinen Triumph voll auszukosten. Das schien ihn zu neuen Höchstleistungen anzuspornen.
"Na, wer von Euch kann mir das nachmachen?", grölte er laut in die Menge. Niemand schien es zu wagen die Herausforderung anzunehmen, denn obwohl er augenscheinlich schon eine Menge intus hatte, war er bekannt dafür ganz Gadara unter den Tisch saufen zu können. Doch plötzlich stieg eine Art Buchmacher auf den Tisch.
"Ist denn hier niemand trinkfest und mutig genug, sich dem Vernichter entgegenzustellen?", verlangte er mit einer sich beinahe überschlagenden Stimme zu wissen. Immer noch getraute sich niemand hervor zu treten.
"So wie die Wetten momentan stehen, würde jeder, der sich gegen den Vernichter durchsetzen kann, ein nettes Preisgeld von 80 Silberlingen mit nach Hause nehmen." Angesichts dieser hohen Summe ging ein Raunen durch die Menge. Von ihrem Aussichtsplatz war auch Ravena aufgeschreckt. 80 Silberlinge! Das war zwar nicht ganz soviel wie bei dem Bogenschießen, doch mehr als genug, um Tarek heilen zu können. Sie maß ihre Chancen ab. Was den Alkohol anging war sie alles andere als ein Unschuldslamm - eine Tatsache, die sie dem Umstand zu verdanken hatte, dass sie sich während ihrer Flucht aus Ithilien mit vielen finstereren Gestalten herumgetrieben hatte. Sie konnte eine ganze Menge vertragen, aber war es genug um den Vernichter zu besiegen? Sie beobachtete seine wackeligen Beine und kam zu dem Schluss, dass er nicht mehr allzu lange würde durchhalten können. Noch bevor der vollkommen entsetze Siägä sie zurück halten konnte, war sie auch schon von der Mauer gesprungen.
"Hier!" Die Menge verstummte kurz, um sich nach dem neuen Herausforderer umzuschauen, "Ich will gegen ihn antreten!", verkündete sie mit fester Überzeugung. Als die Menschen erkannten, dass es sich um ein Mädchen handelte, brachen sie in ein lautes Gelächter aus, doch Ravena war alles andere als geneigt sich das gefallen zu lassen. Resolut stemmte sie ihre Hände in die Hüften und gab lauthals kund: "Ich werde diesen Vernichter besiegen!"
Das erzeugte noch mehr Gelächter, doch nichts desto trotz war man bereit sie antreten zu lassen - versprach dieses Duell doch eine Menge Spaß. Indessen konnte und wollte Siägä nicht glauben, was seine Augen ihm gerade gezeigt hatten. So dumm und unüberlegt konnte noch nicht einmal Ravena sein! Ihren Willen, anderen zu helfen, in allen Ehren, aber sie musste doch einmal aus einem ihrer Fehltritte eine Lehre ziehen - hätte das Bogenschießen sie doch schon beinahe ihren Kopf gekostet. Kopfschüttelnd harrte er der Dinge, die dort kommen mochten.
Ravena setzte sich an den Tisch - Auge in Auge mit dem Vernichter. Dass Legolas sie jeden Augenblick in einem Zustand vollkommener Trunkenheit entdecken könnte, verdrängte sie in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins. Sie hatte sich jetzt auf wichtigeres zu konzentrieren. Nachdem der Ausrufer noch einmal die Regeln erklärt hatte, schüttete er jedem zehn Gläser mit dem stärksten Schnaps, der in ganz Gadara zu finden war, voll. Auf sein Kommando hin begannen sie, eines nach dem anderen hinunterzuschütten. Nach dem ersten Glas hatte Ravena alle Mühe nicht angeekelt ihr Gesicht zu verziehen - irgendetwas sagte ihr, dass sie vielleicht doch etwas länger hätte nachdenken sollen, bevor sie sich schon wieder so kopflos in Schwierigkeiten gestürzt hatte. Aber nun war es zu spät für jegliche Ausflüchte. Mutig kämpfte sie sich von Glas zu Glas. Nach dem vierten spürte sie, wie ihr nüchterner Magen gegen seine Misshandlung rebellieren wollte, doch sie zwang sich, es zu unterdrücken. Sie musste einfach durchhalten - sie musste für Tarek durchhalten! Einen kurzen Blick auf ihr Gegenüber verriet ihr, dass es ihm auch nicht sehr viel besser zu gehen schien. Das Tempo, mit dem er seine Gläser leerte verlangsamte sich von mal zu mal.
Nach dem Fünften merkte sie, wie die Anfeuerungsrufe der Zuschauer immer dumpfer wurden und in den Hintergrund traten. Nach dem Sechsten schienen sich die Gläser vor ihr zu verdoppeln, sodass sie alle Schwierigkeiten hatte, eines zu ergreifen. Nach dem Siebten spielte sich alles um sie herum in einer einzigen großen Zeitlupe ab. Nach dem Achten wäre sie beinahe von ihrem Stuhl gefallen - erst in allerletzter Minute wollte es ihr gelingen, nach der Tischkante zu greifen. Ravena stand vor ihrem neunten Glas. Alles um sie herum drehte sich. Sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Einzig und allein die Erinnerung an Tarek half, ihren Kampfgeist aufrechtzuerhalten. Sie sah auf den Tisch, wo vor ihr vier Gläser standen. Vier? Sie stutzte. Aus den Tiefen ihres Unterbewusstseins meldete sich eine Stimme, die behauptete, dass dort eigentlich nur noch zwei Gläser stehen dürften. Sie war sehr stolz auf sich, als sie den einzig logischen Schluss zog, dass sie doppelt sehen musste. Ravena griff nach einem Glas und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es auch tatsächlich existierte kippte sie den Inhalt ein weiteres Mal herunter. Sie spürte, wie alles in ihrem Körper gegen seine Behandlung rebellierte, doch sie konnte es sich nicht leisten aufzugeben - nicht jetzt, wo sie schon so weit gekommen war.
Der Vernichter war schon seit dem fünften Glas nicht mehr das, was sein Name versprach, aber auch er hielt tapfer durch. Er wollte sich gerade unter dem Jubel der Zuschauer an sein zehntes Glas wagen, als seine Augäpfel sich gefährlich verdrehten und er hinterrücks von seinem Stuhl fiel. Ravena hatte gewonnen! Dass sich der Jubel über diesen Sieg etwas in Grenzen hielt, mochte daran liegen, dass sämtliche Anwesenden ihr Geld auf den Vernichter gesetzt hatten und nun die einigen mehr, die anderen weniger von ihrem Vermögen verloren hatten. Ravena interessierte das indes herzlich wenig, war sie doch in höchstem Maße damit beschäftigt, ihren Mageninhalt bei sich zu behalten. Nur noch am Rande bekam sie mit, wie ihr der Buchmacher grinsend ein Säckchen Geld in die Hand drückte. Er hatte ein gutes Geschäft gemacht. Sie nahm es und steckte es sich unbewusst in den Ausschnitt. Ihr einziges Bestreben galt nun, sich so schnell wie möglich von dieser Menge zu entfernen und sich ein stilles Plätzchen zum übergeben zu suchen. Plötzlich war sie sich sicher, dass sie noch irgendetwas wichtiges vergessen hatte - etwas sehr wichtiges sogar. Was konnte das nur sein?
Ihrer Flucht wurde ein abruptes Ende gesetzt, als sie gegen etwas Hartes rannte. Beinahe wäre sie nach hinten gefallen, doch das Hindernis fing sie erstaunlich schnell auf.
"Ravena!", hörte sie eine fassungslos klingende Stimme, "Was habt ihr getan?" Langsam, ganz langsam hob sie den Kopf. Ihre Augen weiteten sich in maßlosem Entsetzten. Plötzlich wusste sie, was sie vergessen hatte.
"Legolas."
************************************************************************
"Legolas, mein Freund, beruhige dich! Sie wird dir bestimmt nicht weglaufen." Amüsiert versuchte Randulf mit dem Elb schritt zu halten. Dieses Mädchen schien ihm ja ganz gehörig den Kopf verdreht zu haben. Zur Zeit benahm sich Legolas noch schlimmer als jeder liebestolle Mensch. Nicht, dass er ihn nicht verstanden hätte. Etwas sagte ihm, dass Ravena ein ganz außergewöhnlicher Mensch war und wenn er sich nicht sicher gewesen wäre, dass sie Legolas Gefühle erwidern würde, hätte er bestimmt sein Glück bei ihr versucht.
"Ist es denn so offensichtlich?" Der Elb seufzte resignierend, während er sich dazu zwang, seine Schritte zu verlangsamen. Randulf lachte.
"Darauf willst du bestimmt keine Antwort. Sei nur froh, dass Gimli und die anderen noch nicht zu uns gestoßen sind." Beide mussten sie über diese Vorstellung lachen. In den letzten Tagen hatte Legolas wahrlich mehr als genug unter ihren freundschaftlichen Attacken zu leiden gehabt.
"Aber Legolas?" Der Hauptmann wurde plötzlich wieder ernst.
"Ja?"
Randulf wusste nicht so recht, wie er beginnen sollte. "Glaube mir, ich bin der letzte, der euch diese Beziehung neiden würde, aber dir ist bestimmt nicht entgangen, dass sie sterblich ist." Harm zeichnete sich auf Legolas schönen Gesichtszügen ab.
"Ich weiß.", gab er schließlich zu. Wie oft schon hatte er sich in den letzten Tagen seinen Kopf über dieses Problem zerbrochen? "Ich weiß", wiederholte er es noch einmal mehr für sich, als für seinen Freund.
"Aber", fuhr er leise fort, "jede Faser meines Körpers verlangt nach ihrer Nähe und wer bin ich, dass ich es wagen würde, mich gegen mein Herz zu stellen."
"Doch ich hörte, dass Elbenherzen zuweilen sehr zerbrechlich sein können."
Schicksalsergeben schaute der Prinz seinem Freund in die Augen. "Das sind sie."
So gingen sie schweigend nebeneinander her - immer auf der Suche nach einem unverkennbaren Rotschopf. Plötzlich vernahmen Legolas feine Ohren einen nahen Stimmenaufruhr. Er machte Randulf darauf aufmerksam und gemeinsam gingen sie auf die Suche nach der Quelle des Lärms. Als sie um die Ecke bogen, konnten sie einen empörten Menschenauflauf erkennen. Neugierig näherten sie sich dem Mob. Randulf sprach kurz mit einem herumstehenden Mann.
"Hast du etwas herausgefunden?", fragte Legolas, als der Hauptmann wieder zu ihm zurückgekehrt war. Randulf konnte sich nur schwerlich das Grinsen verkneifen.
"Du wirst es nicht glauben." Diesmal fand er kein Halten mehr. Mit beiden Armen schlug er sich auf die Oberschenkel, während er von einem krampfartigen Lachanfall gepackt wurde. Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln.
"Was werde ich nicht glauben?" Legolas war sich nicht sicher, was er von dem Verhalten seines Freundes halten sollte.
"Die Menschen sind wo wütend, weil...", erneut prustete er los, "... weil ein Außenseiter bei einem Trinkwettbewerb gewonnen hatte und sie deswegen ihr gesamtes Geld verspielt haben."
"Aha, und was ist daran so lustig?" Der Elb wurde sichtlich wütend, weil er Randulf jeden Satz einzeln aus der Nase ziehen musste, doch der schien das entweder nicht zu bemerken oder es einfach nur zu ignorieren.
"Du", ein abermaliges Lachen, "du weiß nicht, wer der Außenseiter war."
Langsam aber sicher begann das Brett vor dem Kopf des Elben zu schwinden. Er ahnte etwas, doch er war sich nicht sicher, ob er es wirklich hören wollte. "Sag mir, dass das nicht wahr ist."
"Um den Mann zu zitieren: ,ein Mädchen, dessen Haare an einen in flammen geratenen Waschbär erinnern'" Für Randulf gab es noch immer kein halten. Legolas´ entsetztes Gesicht war einfach zu viel. Seine Geliebte hatte gerade bei einem Trinkwettbewerb einen Koloss mit dem Namen 'der Vernichter' unter den Tisch gesoffen! Na, wenn das nicht zum lachen war, wollte er sich sofort in einen Zwerg verwandeln. Er hatte sich gerade wieder unter Kontrolle bekommen, als etwas 'Rotes' gegen die Brust des Elben lief. Glücklicherweise gelang es Legolas dieses 'Etwas' schnell genug aufzufangen, sodass es nicht wieder nach hinten fallen konnte.
"Ravena!", die Stimme des Prinzen rang um Fassung, "Was habt Ihr getan?". In einer einzigen Zeitlupe hob das Mädchen den Kopf. Was sie dann sah schien ein maßloses Entsetzten in ihr auszulösen.
"Legolas", stellte sie unglücklich fest. Schon war es wieder um Randulfs Selbstbeherrschung dahin. Ein weiteres mal prustete er los. Das gab Ravena den Rest. Schnell hatte sie sich an dem verblüfften Elb vorbeigeschmuggelt und war um die nächste Ecke verschwunden. Sie fühlte sich fürchterlich und war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Schon wieder hatte sie alles zunichte gemacht. Sie erinnerte sich an die entsetzten Augen des Elben. Er würde sie nun für eine Trinkerin halten und nichts mehr von ihr wissen wollen. Tränen traten in ihre Augen und je stärker sie versuchte, sie zurückzuhalten, desto mehr von ihnen kullerten ihre Wangen hinab. Irgendwo tief in ihrem Inneren hatte sie nicht vergessen, dass sie gerade einem Menschen das Leben gerettet hatte, doch ihr Geist war von dem Alkohol noch so benebelt, dass sie es noch nicht richtig fassen konnte. Schließlich merkte sie, dass ihr Magen nun unwiderruflich seinen Tribut fordern würde. Sie stützte sich an einer Mauer ab und übergab sich kläglich. Nur am Rande bemerkte sie, wie ein paar sanfte Hände ihr dabei die Haare aus dem Gesicht hielten.
Nachdem sie geendet hatte fühlte sie sich erleichtert, wagte es aber, aus Angst, dass er es sein könnte, nicht ihren Kopf zu heben. Stattdessen blieb sie so stehen wie sie war, schluchzend das Gesicht dem Boden zugewandt. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrem Rücken, die zärtlich auf und ab strich und ihr damit etwas von ihrer Spannung nahm. "Ravena." Urplötzlich verkrampfte sie sich wieder. Er war es tat sächlich. Sie wollte, dass er ging, wollte, dass er sie nicht in solch einem erbärmlichen Zustand sah.
"Geht!", befahl sie ihm mit erstickter Stimme.
"Ravena.", bat er, doch sie schüttelte nur seine Hand ab und kauerte sich noch näher an die Wand. Legolas konnte sich des Eindrucks eines in der Falle sitzenden Tieres nicht erwehren.
Oh, es war so peinlich! Sie fühlte sich so gedemütigt. Weshalb nur konnte er nicht einfach verschwinden und sie alleine lassen? Nie mehr würde sie ihm in seine schönen, blauen Augen schauen können.
Indessen kam Legolas sich recht hilflos vor. Er wusste nicht, weshalb sie das getan hatte, doch er glaubte sie bereits gut genug zu kennen, um sagen zu können, dass sie keine Säuferin war. Er wollte ihr so gerne helfen, doch im Moment ließ sie ihn nicht an sich heran. Sie wollte, dass er ging, aber er brachte es nicht übers Herz, sie in diesem Zustand alleine zu lassen. Also stand er nur etwas verloren neben ihr. Plötzlich spürte er einen leichten Druck auf seinem rechten Arm. Als er sich umdrehte, erkannte er eine blonde Schönheit. Sie lächelte ihm zu.
"Geht, bitte. Ich werde mich um sie kümmern."
"Aber...", versuchte er einzuwenden, doch sie ließ in etwa so viel mit sich reden, wie Herr Elrond am heutigen Nachmittag. Bestimmt zog sie ihn von seiner Geliebten weg. Der junge Mann, den er bereits mehrere Male mit Ravena gesehen hatte, nahm sich seiner an und führte ihn von den beiden Frauen fort. Ein letzter Blick über die Schulter zeigte ihm, wie Ravena weinend in der Umarmung der Blonden zusammenbrach. Sein Herz wollte laut aufschreien.
**********************************************************************
"Und sie hat das tatsächlich alles nur für diesen Jungen getan, diesen Tarek?" Ungläubig starrten Legolas und Randulf Ravenas Freund an. "Auch das Bogenschießen?" Siägä nickte.
"Auch das Bogenschießen." Nun, nachdem dieser Junge ihm die gesamte Geschichte erzählt hatte, stahl sich ein erleichtertes Lächeln auf Legolas Lippen. Er hatte sie also nicht falsch eingeschätzt. Er empfand sogar Bewunderung für ihr uneigennütziges Verhalten - ein Verhalten, das seiner Erfahrung nach nur sehr selten unter Menschen zu finden war. Er musste wieder an den Zwischenfall mit dem Pferd denken. Schon damals hatte er sich von ihrer Selbstlosigkeit überzeugen können. Plötzlich musste Randulf wieder lachen.
"Was gibt es denn nun schon wieder?" Legolas war von Randulfs Ausgelassenheit sichtlich befremdet.
"Na, du musst doch zugeben, dass es ziemlich lustig ist, mein Freund." Auf einen irritierten Blick des Elben fuhr er fort: "Sie will diesem Jungen das Leben retten, aber alles, was sie bekommt ist eine Einladung zu dem Ball. Sie muss sich ziemlich veräppelt gefühlt haben.", erneut musste er lachen, "und wir Helden dachten noch, wir würden ihr damit wer weiß was für eine Freude machen."
Siägä sah irritiert von einem zum anderen und fragte sich, weshalb sie sich so für Ravena interessierten. Sollte hinter dem Kuss des Elben doch mehr gesteckt haben? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass Ravena seit dem Fest nicht mehr sie selbst zu sein schien. Siägä seufzte auf. Seitdem sie hergekommen war, hatte er sich immer als ihr älterer Bruder gefühlt und nun war alles dabei, aus seinen Händen zu gleiten. Er schwor sich, dass er niemandem erlauben würde, ihr weh zu tun - falls es dafür nicht schon zu spät war. Er musste an das Bild denken, das Ravena erst vor einigen Minuten geboten hatte.
Noch während diesem zweifelhaften Wettbewerb war er Esmee holen gegangen. Sie hatte ein besonderes Händchen, wenn es darum ging, solche Situationen zu meistern und tatsächlich: Kaum hatte er ihr alles berichtet, hatte sie auch schon die Initiative ergriffen. Während sie Ravena suchen gegangen waren, hatte sie ihm aufgetragen, dem Elb alles zu berichten. Nun konnte er nur noch hoffen, dass alles wieder ins Lot kommen würde.
"Schaut, da sind sie ja!" Alle drehten sie sich nach der piepsigen Stimme um. Siägä konnte vier kleine Persönchen ausmachen und vermutete, dass es sich dabei um die Hobbits handeln musste. Hinter sich hatten sie einen Zwerg und noch einige Elben im Schlepptau, die er nicht genau zuordnen konnte. Siägä gelang es vor lauter Staunen nicht mehr, den Mund zu schließen - immerhin befand er sich gerade der Gemeinschaft des Rings gegenüber. Wer hatte nicht einmal davon geträumt?
"Sam, komm her, ich will dir jemanden vorstellen", begrüßte Legolas den heraneilenden Hobbit. Damit begann eine allgemeine Begrüßungsrunde, während der Siägä allen anwesenden Gefährten und den Elben Glorfindel und Haldir vorgestellt wurde. Der Junge fragte sich, womit er diese Ehre wohl verdient haben mochte und noch mehr, weshalb sie diesen letzten Festtag unter dem gemeinen Volk verbrachten. Plötzlich gewahrte Siägä noch zwei weitere Männer, die sich zu ihnen gesellten. Er war sich ziemlich sicher, den einen der beiden schon einmal gesehen zu haben, doch er wusste nicht mehr zu sagen, bei welcher Gelegenheit das gewesen sein könnte. Er war noch nicht sehr alt. Er hatte zerzauste braune Haare und den Ansatz eines Bartes. Außerdem schien seine durchweg in braun gehaltene Kleidung auch schon einmal bessere Zeiten gesehen zu haben. Alles in allem wirkte er etwas abgerissen, doch da die anderen ihm einen sehr großen Respekt entgegenbrachten, beschloss auch Siägä, nichts Falsches zu sagen. Der zweite Mann dagegen hatte ein beträchtliches Alter. Sein weißer Bart reichte weit über seinen Bauch und sein spitzer Hut erinnerte sehr an einen Zauberer. Plötzlich hielt Siägä in seinen Überlegungen inne. Zauberer? Konnte es wirklich möglich sein? Tatsächlich wurde ihm der Alte als Gandalf vorgestellt. Der andere machte sich selbst bekannt.
"Junger Mann, ihr könnt mich Streicher nennen." Die übrigen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, die Siägä nicht recht zu deuten vermochte. Aragorn hatte also einmal mehr beschlossen, sich inkognito unter das Volk zu mischen. Das versprach interessant zu werden.
"Sagt, macht sie öfters solche Sachen?"
"Bitte?" Siägä, der es noch immer nicht fassen konnte, dass er tatsächlich den Gefährten gegenübersaß, wusste zunächst nicht, was der Herzog meinte.
"Ravena.", erklärte er, "Macht sie öfters solche Sachen?" Das wiederum ließ die Neuankömmlinge aufhorchen, sodass Randulf ihnen die Geschichte mit dem Trinkwettbewerb zum besten geben musste. Nachdem sich alle köstlich darüber amüsiert hatten, starrten sie Siägä nun erwartungsvoll an.
"Nun ja, manchmal schon." Siägä, der Ravena vor all diesen bedeutungsvollen Personen nicht noch mehr in Verlegenheit bringen wollte, versuchte abzuwiegeln, doch Pippin hatte beschlossen nachzuhaken.
"Manchmal?", fragte er neugierig.
"Na ja, vielleicht auch öfter." Das offensichtliche Interesse der Gefährten lockerte seine Zunge. Ein oder zwei heitere Anekdoten würden doch niemandem schaden. "Einmal, sie war gerade erst in Gadara angekommen, fand sie im Wald ein Stinktier, das in einem Tellereisen eingeklemmt war. Also rettete sie es und nahm es mit nach Hause, um dort seine Wunden zu heilen. Natürlich sagte sie niemandem etwas davon. Doch eines morgens, als das Tier schon wieder so gut wie gesund war, war es plötzlich verschwunden. Sie schlich in jedes Zimmer um es wieder zu finden, doch was sie auch tat, es war vergebens." Er kicherte.
"Und dann?", verlangte Merry zu wissen. Er ahnte schon, was kommen würde - war ihm doch auch einmal etwas ähnliches geschehen!
"Dann hörte man einen Schrei. Wir stürzten alle in das Zimmer, aus dem es gekommen war. Dort stand eine etwas ängstliche Frau im Nachtgewand auf einem Hocker und hielt abwehrend den Nachttopf vor sich. Vor ihr das Stinktier, das sich von ihrem Schrei so erschreckt hatte, dass es zu allem übel auch noch seinen, ihm so eigenen, Geruch absonderte."
"Und Ravena? Wie hatte sie reagiert?", fragte Randulf lachend.
"Das einzige, was sie dann noch herausbrachte, war ein 'Ach Waldemar, da bist du ja'".
Auch Legolas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ja, das war seine Ravena. Sogar in den unmöglichsten Situationen konnte sie noch ihren Humor bewahren. Ob es ihr wohl schon wieder besser ging? Lange würde er die Ungewissheit nicht mehr aushalten können. Ein plötzliches erbleichen Siägäs veranlasste ihn dazu, sich umzudrehen. Sein Herz machte einen kleinen Aussetzer, als er Ravena mit ihrer Freundin erblickte. Endlich war sie wieder da. Allerdings drehte sie sich sofort wieder um und ging. Esmee wollte ihr hinterher, doch dieses mal war es an Legolas, sie aufzuhalten.
"Nein, lasst mich!" Damit war er auch schon in der Menge verschwunden, die bösen Blicke die Esmee Siägä zuwarf, nicht mehr wahrnehmend.
********************************************************************
Oh, wie war sie wütend. Wütend auf sich, wütend auf Siägä, wütend auf die ganze Welt. Sie wusste, dass ihr Verhalten im Moment mehr als kindisch war, aber soviel Mühe Esmee sich auch gegeben hatte - noch spürte sie die Nachwirkungen ihres Rausches. Dabei war es ihrer Freundin sogar gelungen sie davon zu überzeugen, dass der Elbenprinz ihr ihr Verhalten sicherlich verzeihen würde - doch mit anzusehen, wie sie sich über sie lustig machten war einmal mehr zu viel für sie. Wie konnte Siägä sie vor ihrem König nur so blamieren? Er würde dafür zahlen! Es war höchste Zeit ihren Plan in die Tat umzusetzen.
********************************************************************
Legolas kämpfte sich durch die Massen von Menschen - immer nach ihr Ausschau haltend. Doch sie war so schnell verschwunden, dass er sie nun vollends verloren zu haben schien. Er wollte die Hoffnung bereits aufgeben, als sie ihn an diesem Abend nun schon zum zweiten Mal anrempelte.
Ravena wollte es nicht glauben. War dieser Elb magnetisch, oder weshalb landete sie ständig an seiner Brust? Denn daran, dass es der Elb war, den sie umgerannt hatte, bestand kein Zweifel - kannte sie doch nur ein Wesen, dem dieser liebliche Geruch zu eigen war. Sie murmelte eine Entschuldigung und versuchte, sich zu verdrücken bevor sie gezwungen war, Legolas in die Augen zu schauen. Doch er ließ sie nicht entkommen. Mit seinem linken Arm umfasste er ihre Hüfte und zog sie näher an sich heran. Ravena, die in beiden Händen einen Becher trug, war unfähig sich zu wehren, wenn sie denn nicht den Inhalt verschütten wollte. Also ließ sie es auch geschehen, als Legolas mit den Fingern seiner freien rechten Hand ihr Kinn hochhob und sie damit zwang ihn anzusehen. Um den unausweichlichen Moment noch etwas länger hinauszuzögern schloss sie ihre Augen.
"Seht mich an, Hiril nîn, meine Dame." Seine Stimme so nah an ihrem Ohr ließ sie erschrocken ihre Lider aufreißen - und genau in seine Augen schauen. Vielleicht vernebelte der Alkohol ja noch immer ihre Sinne, doch sie konnte keinen Vorwurf in ihnen entdecken. Stattdessen fand sie nur Wärme und Zuneigung und... Liebe? Sie wagte es nicht zu hoffen. Dennoch startete sie einen hilflosen Versuch sich zu entschuldigen.
"Ich... ich bin... ich meine, ich wollte...", weiter kam sie nicht, denn Legolas versiegelte ihre Lippen mit seinem Zeigefinger. Der sanften Berührung folgte unwiderruflich ein leises Zittern ihres Körpers.
"Shhh. Ich weiß, weshalb Ihr das getan habt." Sie spürte seinen Blick noch intensiver werden. War das überhaupt noch möglich?
"Ihr, ihr wisst es?", fragte sie ungläubig. Er nickte nur.
"Nicht jeder hätte so gehandelt.", wieder war seine Stimme nicht viel mehr als ein leises Flüstern, das angenehm ihr Ohr liebkoste. Sie war unfähig zu antworten. Was hätte sie auch erwidern sollen? Langsam, sehr langsam stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen, um die letzten Zentimeter zwischen ihren Lippen und denen des Elben zu überwinden, als etwas sie so stark in die Seite traf, dass sie gemeinsam zu Boden fielen. Erst im letzten Moment konnte Legolas seinen Fall abfedern, sodass er nicht mit seinem ganzen Gewicht auf Ravena landen würde. So sehr der Elb auch Ravenas Attacken genoss - diesen zwei betrunkenen Streithähnen hätte er im Moment am liebsten den Hals umgedreht.
"T...tut unnnns l...leid" Damit machten sie sich aus dem Staub. Legolas seufzte auf - lange würde er diese ewigen Unterbrechungen nicht mehr ertragen können. Da spürte er plötzlich eine schüchterne Berührung an seiner Brust.
"Ähm, könntet Ihr bitte von mir herunter gehen?" Erst jetzt bemerkte er, dass er immer noch auf Ravena lag. Etwas beschämt darüber, dass er im Moment nur an sich gedacht hatte, stand er auf und half anschließend auch ihr. Beinahe schüchtern standen die beiden sich nun gegenüber. Schließlich ergriff Ravena das Wort.
"Vielleicht sollten wir wieder zu den anderen zurück. Die wundern sich bestimmt schon wo wir bleiben." Nicht ohne ein wenig Bedauern stimmte Legolas ihr zu.
"Aber vorher", fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, "muss ich noch etwas erledigen." Damit nahm sie den Elb an der Hand und zog ihn bis zum nächsten Bierstand hinter sich her. Als Legolas ihr Ziel erkannte, befürchtete er schon das Schlimmste. War sie am Ende vielleicht doch dem Alkohol verfallen? Er hatte gehört, dass das unter Menschen keine Seltenheit war. Indessen war Ravena bereits, mit der Bitte um zwei weitere Becher Bier, an die Theke herangetreten. Während der Wirt ihr nun einschenkte, versuchte der Elb alles mögliche um sie eines besseren zu belehren.
"Ravena! Ich glaube kaum, dass Ihr wisst, was Ihr da tut.", begann er also vorsichtig.
"Aber natürlich weiß ich das!", erklärte sie ihm so, als hätte sie ein kleines Kind vor sich stehen. "Während unserem Sturz sind mir beide Becher umgekippt, sodass ich mir jetzt wieder zwei neue holen muss." Das war doch die natürlichste Sache der Welt! Legolas lächelte nachsichtlich. Sie schien immer noch betrunken zu sein- ein Wunder, dass sie sich überhaupt noch auf ihren Beinen halten konnte. Als der Elb einen Moment nicht hinschaute kippte Ravena, mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht, eine Flüssigkeit in einen der Becher.
"Das mag sein. Dennoch denke ich nicht, dass ihr noch weiteren Alkohol zu Euch nehmen solltet." Irritiert sah Ravena auf die beiden Becher, die sie in ihrer Hand hielt. Plötzlich fing sie an zu kichern. Sie konnte es nicht fassen- jetzt fing sie auch noch an zu kichern! Ihr Kopf war wieder klar, doch ihren Körper hatte sie noch nicht wieder unter Kontrolle. Es war gerade so, als könne sie sich selbst, ohne die geringste Eingreifmöglichkeit, zuschauen.
"Aber das ist doch nicht für mich!", und plötzlich verstand sie. "Ihr...Ihr glaubt also wirklich ich wäre eine Säuferin?" Das Kichern wich einem verdächtigen Druck hinter ihren Augen und ihr, lediglich zum beobachten verdammter Geist, betete, dass sie nun nicht auch noch anfangen würde Tränen zu vergießen.
Legolas hätte sich am liebsten seine Zunge abgebissen. Nun stand sie wieder kurz vor dem Weinen. Beschwichtigend nahm er sie in seine Arme.
"Shhh.", Trost spendend strich er ihr über den Rücken, "so war das doch nicht gemeint." Als er merkte, dass sie unter seinen Berührungen ruhiger wurde, hauchte er ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. "Alles wieder gut?" Ihr Nicken ließ ihn erleichtert aufatmen. Mit Erstaunen, aber auch mit Freude, registrierte der Elb, dass es ihr anscheinend sehr wichtig war, was er von ihr hielt. Plötzlich sah er seine Chance gekommen, ihr das Bier aus der Hand zu nehmen.
"Dann ist es also für mich?", fragte er sie vergnügt, indem er sich einen der beiden Becher schnappte. Erst als er ihn schon an den Lippen hatte, reagierte sie.
"Nein!" Sie schrie beinahe. Bestimmt griff sie nach seinen Händen, sodass der Elb innehielt. Er schien enttäuscht zu sein.
"Also nicht für mich?" Dem Dackelblick, den er jetzt aufsetzte, konnte sie einfach nicht wiederstehen. Noch im Kampf mit sich selbst nickte sie.
"Also gut, aber dann nehmt diesen hier." Damit reichte sie ihm den anderen Becher. Irritiert schaute der Elb sie an.
"Macht dass denn einen Unterschied?" Zu ihrem großen Leidwesen fing sie wieder an zu kichern. Es wäre nicht auszudenken gewesen, was geschehen wäre, wenn Legolas von dem Becher getrunken hätte- der war ganz alleine für Siägä bestimmt.
***********************************************************************
"Hier Siägä, ein Becher Bier für dich." Misstrauisch beäugte Siägä den Becher, den Ravena ihm gerade vor die Nase hielt.
"Und da ist wirklich nur Bier drin?" Er kannte Ravena und er wusste, dass sie zuweilen auf die verrücktesten Ideen kommen konnte - vor allem, wenn es um Rache ging. Dummerweise hatte sie noch immer die offene Rechnung wegen der Sache am Fluss zu begleichen, sodass er ständig auf der Hut vor ihr sein musste.
"Aber natürlich", säuselte sie mit ihrem zuckersüßesten Lächeln. Die übrigen beäugten die Szene mit nicht wenigem Interesse. Sie wussten nicht, wie Legolas es geschafft hatte, aber seit die beiden zurück waren, merkte man Ravena ihre Trunkenheit kaum noch an.
Indessen war Siägä sich sicher, dass tatsächlich etwas faul an der Sache war, doch seine Ehre erlaubte es ihm nicht, vor den Gefährten unhaltbare Vermutungen zu äußern. Also nahm er schweren Herzens den Becher entgegen und begann zu trinken. Ohne eine Miene zu verziehen sah Ravena ihm dabei zu. Neugierig wartete Legolas nun auf das, was geschehen würde. Er hatte Ravena ihr Geheimnis um diesen merkwürdigen Becher nicht entlocken können. Als Siägä einmal kurz absetzte um ihr ein zaghaftes Lächeln zu schenken, stahl sich ein zufriedener Gesichtsausdruck auf ihr Gesicht. Unverzüglich begannen auch die anderen über den vollkommen irritierten Siägä loszuprusten. Haldir war gezwungen sich die Tränen aus den Augen zu wischen.
"Oh, Legolas. Das ist gut. Ich hoffe du weißt, auf was du dich da einlässt."
**************************************************************
Disclaimer: Die Idee mit dem ominösen "etwas" im Becher hab ich auch mal in dem Film 'der Patriot' gesehen und davon gehört mir natürlich auch nichts
so, das wäre geschafft. Ich weiß, ich hab eigentlich schon früher ein neues Kapitel versprochen, aber dann ist das Wetter so schön geworden und eine böse Migräne gekommen...*g* Also bitte reviewt mir weiter, ich freue mich immer riesig über jede einzelne:)
@Black Pearl: jaja, was reviews nicht alles bewirken können *g* es freut mich, dass dir die Version hier besser gefällt. Ich weiß auch net, was mich da vorher geritten hatte...ähm ja, Christina hatte das neunte Kapitel zum Glück noch net hochgeladen, aber ich hab mich trotzdem verschämt in die Ecke verzogen *g*
@Murmel: bald sind alle meine arbeiten rum, aber morgen müsst ihr noch mal Daumen drücken bidde:) das heißt für mich etwas mehr zeit zum Blödsinn verfassen *g*
@Tanlaith: upsili...ich hab da so oft rumüberlegt welcher Arm es sein müsste, dass ich jetzt am Ende doch noch den falschen genommen hab *menno*;) dabei war ich mir so sicher...also das blut von ihrem rechten Arm muss an seiner linken Hand kleben *g* ich bin eigentlich auch immer so pingelig, weil wenn's im Detail nicht stimmt, dann is die ganze Geschichte nicht mehr 'glaubwürdig'...
@Michiru-Chan: Moulin Rouge gehört auch zu meinen Lieblingsfilmen:)
@omi_wetterwachs: Ich hatte meine lieblings-schokoladenliferantin auch schon vermisst:) also ich hoffe du bist jetzt net zu sehr enttäuscht, weil es jetzt keine Haldir, Glorfindel, Gimli stelle gibt, aber ich glaube, das wäre einfach zu viel geworden...und GIB MIR LEGOLAS WIEDER!! Wie soll ich denn ohne die Hauptperson weiterschreiben? *rofl*
@Yvonne: freut mich, dass du den reviewbutton endlich gefunden hast *froiii*:) Ne leider hab ich so ein Türchen noch net gefunden. Des entspringt fast alles meiner merkwürdigen Phantasie...*g*
So und dann danke ich noch feannen und leve-chan:) Macht nur alle weiter so *g*
