A/N Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, wow, soooooo viele reviews *vor freude kreischt und weint* das ist wirklich Wahnsinn, im positiven Sinne, ich bin ehrlich sprachlos:) Danke, danke, danke, ihr seid wirklich einfach nur phantastisch *vor Freude alle Wände hochspringt* 

Umso mehr tut es mir leid, dass ich euch schon wieder so lange hab warten lassen. Leider hat die Schule wieder angefangen und damit auch der Stress. Ich bin jetzt in meinem letzten Jahr und weil wir hier in Rheinland-Pfalz ein vorgezogenes Abitur haben werd ich schon im Januar mein schriftliches Abitur schreiben *schon jetzt kalte Füße bekomm* Also was ich damit eigentlich nur sagen will ist, dass die Wartezeiten zwischen den Kapiteln, so leid es mir auch tut, kaum weniger werden, denn vor dem schriftl. Abi schreib ich von Oktober bis Dezember noch alle meine Kursarbeiten...und zwischendrin muss ich ja auch noch irgendwie zwei Jahre Unterrichtsstoff fürs Schriftliche wiederholen/lernen...*sigh*

Also bitte, bitte habt die Geduld. Ich kann's mir einfach nicht mehr erlauben nachts noch bis drei oder vier Uhr zu schreiben, wenn ich um sechs schon wieder aufstehen muss (ich hab nämlich nachts immer meine kreativen Schübe *lol* und ja ich hab wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank *rofl*)

Ähm ja, aber jetzt genug davon, dass ich mich aber auch nie kurz halten kann *seufz*;) hier jetzt das neue Kapitel, ich fürchte leider es wird nicht ganz an das letzte herankommen, aber ich hoffe es wird euch wenigstens en bissla gefallen, reviewt mir doch bitte weiter so zahlreich *bettel*:)

Wie immer geht dann natürlich auch noch ein riesiges Dankeschön an meine geplagte Beta Mara:) Was würde ich nur ohne dich machen? *knuddel*

***

Disclaimer: Immer noch der selbe wie in den vorherigen Kapiteln...

Kapitel 13

Noch hielt die Nacht sie eng umschlungen, zwei Liebende in zärtlicher Umarmung. Es bedurfte keines gesprochenen Wortes zwischen ihnen, denn jeder wusste wie der andere fühlte, was er dachte. So saßen sie denn im weichen Sand, der sich  sanft an ihre nackten Füße schmiegte, ihre Herzen zu einer Einheit verschmolzen. Ab und an würden sie sich ansehen, sich gegenseitig in die Abgründe ihrer Seelen schauen und ihren unausgesprochenen Bund mit zärtlichen Küssen besiegeln.

In Wunder betrachtete Legolas das Geschöpf in seinen Armen, betrachtete ihr schönes Gesicht, das im Mondenschein wie Porzellan schimmerte, in seiner Ebenmäßigkeit nur durch kleinste Sommersprossen unterbrochen – gerade so, als wäre dem Schöpfer dieses Kunstwerkes für einen kurzen Moment der Pinsel ausgerutscht, sodass sich die Farbe, einem Sternenregen  gleich, in feinen Spritzern über ihre Wangen ergießen konnte. Er lächelte. Ein Ausrutscher, der ihm seine Geliebte nur umso reizvoller erscheinen ließ. Wie um seine Gedanken unterstreichen zu wollen, hauchte er tausend innige Küsse auf ihre kleine Nase.

Genussvoll schloss sie ihre Augen, die sanften Berührungen ihres Geliebten mit allen Sinnen genießend, nicht wollend, dass dieser schönste aller Träume jemals aufhörte. Ein Traum, ja, es musste ein Traum sein. Wie sonst könnte sie seine süßen Lippen auf ihrer Haut spüren, ihr tausend Sensationen beibringend? Lippen, die in ihrer nie enden wollenden Zärtlichkeit noch so viel mehr versprachen, so viel mehr erahnen ließen. Ja, es konnte einfach nur ein Traum sein, musste ein Traum sein. Noch wollte es ihr nicht in den Sinn, dass all seine Berührungen, all seine Liebesschwüre wahrhaftig waren. Noch begehrte der kleine Rest ihres Verstandes auf, wollte ihr weiß machen, dass alles, was in dieser Nacht geschah, nur ein Erzeugnis ihrer Fantasie war.

Frieden, zum ersten Mal seit der Ruf der See ihn ereilt hatte empfand er wieder Frieden, dieses allumfassende Gefühl mit der Welt um sich herum in vollkommenem Einklang zu sein. Die Rastlosigkeit der letzten Jahre war von ihm abgefallen wie ein alter Mantel, kaum dass er das erste Mal von ihrem Wesen umfangen worden war. Soweit es ihn betraf würde er für den Rest seines unsterblichen Lebens hier an diesem Strand sitzen bleiben können, geborgen in den Armen seiner Geliebten, gefangen in ihrem Geruch, der sich schon längst mit der salzigen Meerluft vermischt hatte, nur der Mond als Zeuge ihrer Liebe. Mit einem zufriedenen Seufzer ließ er von ihren weichen Lippen ab, küsste sich seinen Weg an ihrem Hals entlang, nur um gleich darauf seinen Kopf auf ihre Brust zu betten, sich ganz und gar in Ravena verlierend.

Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schlang sie ihre Arme um ihn und hauchte einen sanften Kuss auf sein goldenes Haar, das im Schein des Mondes beinahe silbern schimmerte. Da war er, der stolze Krieger, geborgen in ihrer innigen Umarmung. Beglückt erkannte Ravena, dass er ihr ganz und gar vertraute, sich ihr ganz und gar hingab – wie sonst könnte er ihr seinen ungeschützten Nacken darbieten? Sie hatte ihn beobachtet. Ständig war er auf der Hut. Sogar wenn er ruhte schien er jeden Winkel auf die Möglichkeit eines Angriffs hin abzuschätzen. Nur wenn er mit ihr alleine war, konnte er entspannen, sich gehen lassen und auch verwundbar sein. Mit einem Lächeln küsste sie seinen Nacken. Es erfreute sie, selbst wenn das bedeutete, ab und an von Banditen überfallen zu werden.

„Ich liebe dich!" Leise flüsterte sie ihm diese drei Worte zu, kitzelte mit ihrem Atem die empfindliche Spitze seines Ohres. Ich liebe dich, noch lagen ihr die Worte fremd auf der Zunge. Seit dem Verlust ihrer Familie waren sie nicht mehr über ihre Lippen gekommen. Sicher, es hatte immer wieder Menschen gegeben, die ihr viel bedeuteten. Es hatte andere Männer gegeben, vor Legolas, doch nie wieder hatte sie jemandem diese Worte schenken wollen, nie wieder hatte sie jemanden an sich heran gelassen – wer wusste denn schon, wann man wieder auseinandergerissen wurde? Aber nun war es doch geschehen, sie hatte ihr Herz verloren und war gewillt das Risiko einzugehen, für Legolas.

Abrupt hob er den Kopf, grinste sie verschmitzt an. Ravena schwante nichts gutes. Oh, wie gut kannte sie diesen Gesichtsausdruck inzwischen! Immer wenn er sich auf die Züge des Elben stahl endete es damit, dass sie ihm in den unmöglichsten Position ausgeliefert war. Hatte er nicht das letzte mal so ausgesehen, als er sie in das Hirsefeld entführt hatte? Ihre Ahnung sollte sie nicht täuschen. Noch bevor sie sich recht versah fand sie sich auch schon unter ihrem lachenden Elb wieder, wehrlos, die Arme von seinen Händen über ihrem Kopf fixiert. Zu ihrem großen Erstaunen musste sie feststellen, dass es ihr nichts mehr ausmachte ihm derart ausgeliefert zu sein, sie vertraute ihm, liebte ihn.

„Ich weiß." Das Verschmitzte war noch immer nicht aus seinen Augen gewichen. Amüsiert erkannte sie, dass er spielen wollte. Nun gut, das konnte sie auch. Soweit sein fester Griff es ihr zuließ richtete sie ihren Oberkörper auf, brachte ihre Lippen zu seinen – und nutzte die Ablenkung um seine Hüften unauflöslich mit ihren Schenkeln zu umklammern. Bevor der verdutzte Elb noch etwas unternehmen konnte hatte sie den Spieß auch schon umgedreht und sich auf Legolas gerollt. 

„Und mehr hast du dazu nicht zu sagen?" Neckisch beugte sie sich etwas nach vorne, ihr offenes Haar in unendlich scheinenden Wellen auf die Brust des Elben fließend. Er musste an Wasserfälle denken, die ungezähmt in bodenlose Tiefen stürzten. Er liebte ihr Haar, liebte es, wie sich diese rote Flut mit seinem eigenen Haar vermischte. Verträumt griff er nach einer Strähne, roch daran.

„Pfirsich", murmelte er verzückt. Er setzte sich auf, die noch immer auf seinen Hüften sitzende Ravena mit sich ziehend, als wäre sie leichter als jede Feder. Wie ein Detektiv verfolgte er die Spur des Duftes, roch sich an der Strähne ihres Haares entlang. Als ihn die Fährte zu ihrem Hals führte liebkoste er diese Trasse aus Marmor mit aller Zärtlichkeit, die seine Lippen aufbieten konnten. Ein entzücktes Seufzen entfloh ihrer Kehle. Nicht zum ersten und auch bestimmt nicht zum letzten Mal fragte sie sich, in welche Sphären er sie wohl noch zu führen vermochte – brachte sie ein simpler Kuss doch schon fast um den Verstand.

Widerwillig nahm sie ihre aufkommende Müdigkeit zur Kenntnis. Uneingeladen hatte sie sich in ihre Glieder geschlichen, ihre Lider immer schwerer werden lassen. Schließlich konnte sie ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Legolas ließ ein warmes Lachen erklingen.

„Du bist müde, mein Engel." Sie musste sich eingestehen, dass er recht hatte. Seit fünf in der Früh auf den Beinen, forderte der anstrengende Tag nun seinen Tribut. War es wirklich erst wenige Stunden her, dass sie sich ihren Prinzen geangelt hatte? Sanft drückte sie ihn wieder in den Sand zurück, erkundete mit der flachen Hand seine muskulöse Brust, nur der dünne Stoff seines Hemdes zwischen seiner und ihrer Haut. So schön. Sie wanderte nach oben, erreichte schließlich die Kuhle zwischen seinem Hals und seiner rechten Schulter, erkundete sie mit den Spitzen ihrer Finger, sich der Reaktion seines Körpers auf ihre unschuldigen Berührungen durchaus bewusst seiend.

„Ich liebe diese Kuhle zwischen deinem Hals und deiner Schulter, weißt du das?", sie lächelte ihn an, „Sie sieht aus, als warte sie nur darauf, dass ich meinen Kopf darauf bette. Ich bin müde Legolas, so müde, schließlich bin ich nur ein Mensch, nur ein Mensch." Sie plapperte. Sie hatte das Stadium der Müdigkeit erreicht, während dem die Worte aus einem sprudelten wie die Springbrunnen aus den Mündern der Statuen im Schlosspark. Ob sie in seinen Augen jetzt an Ansehen verlor? Konnte sie nach all den Peinlichkeiten überhaupt noch an Ansehen verlieren? Wieder blickte sie in seine Augen, diese bodenlosen Zisternen, so schön. So sehr sie auch suchte, alles was sie finden konnte war seine Liebe zu ihr. Eine Liebe, so grenzenlos wie der Sternenhimmel, der sie beide umgab, sie einschloss. Mit einem seligen Seufzer schmiegte sie sich mit ihrem Kopf schließlich an die Stelle zwischen Hals und Schulter. Die Stelle, die nun ihr ganz allein gehörte, die sie für sich beansprucht hatte. Kaum dass sie seine Haut berührt hatte, dass sie seinen Arm spürte, der sie eng an sich heran zog, war sie auch schon in einen tiefen, traumlosen Schlummer gefallen.

Allein Legolas konnte keinen Schlaf finden, zu bewusst war er sich des warmen Körpers seiner Geliebten neben ihm, zu deutlich spürte er die Auswirkungen ihrer sinnlichen Berührungen am eigenen Leib. Verschmitzt betrachtete er ihr schlafendes Gesicht. So unschuldig, dabei musste sie doch wissen, was sie ihm schon mit der kleinsten ihrer Berührungen antat. Er ergriff ihre Hand, die leicht wie eine Feder auf seiner Brust ruhte und hauchte einen sanften Kuss darauf. 

„Ich liebe dich auch, Ravena." Ihm war, als würde das Lächeln auf ihren Lippen noch eine Spur breiter werden.            

***

Noch bevor sie die Augen öffnete, spürte sie bereits seine sanften Lippen auf ihren, seine Arme, die sie fest umschlungen hielten. So musste sich Dornröschen gefühlt haben, als sie nach hundertjährigem Schlaf von ihrem Prinzen wach geküsst worden war, dachte sie, noch in der Welt der Träume weilend. Ihr Schlummer war so tief, so friedlich gewesen, dass sie ewig hätte ruhen können, ruhen in seinen Armen. Doch sie musste keine hundert Jahre warten, denn der Prinz war schon da, einzig und allein um sie zu erlösen. Wieder spürte sie seine Lippen, fordernder diesmal, seine Umarmung fester werdend. Niemals würde sie sich aus dieser Umarmung wieder befreien können, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf, niemals wieder würde er sie frei geben, nun gehörte sie auf ewig ihm. Zu ihrer Verwunderung hatte dieser Gedanke nichts beängstigendes mehr an sich, denn das war es, wonach ihr Herz verlangte, ja, regelrecht schrie.

Endlich gab sie seiner stillen Forderung nach, erwiderte den Kuss, die Augen immer noch geschlossen haltend. Ohne das Spiel ihrer Zungen zu unterbrechen schlang sie ihre Arme um seinen Nacken, zog ihn noch näher zu sich heran. Nein, nie wieder wollte sie von ihm getrennt sein. Schließlich sah sie ihn doch an, jedes Wortes beraubt. So schön. Sofort hatte sie sich wieder in diesem Azurblau seiner Augen verloren, diesen unendlichen Ozeanen, in denen es für sie noch so viel zu entdecken gab. Lächelnd fuhr sie mit ihrer Hand über seine Wange, vorsichtig, gerade so als wolle sie testen, ob er auch wirklich da war.

„Es ist alles Wirklichkeit.", brachte sie schließlich doch noch heraus, beinahe ungläubig. Legolas lächelte sie an. Dieses warme Lächeln, es ließ ihr tausend Schauer auf einmal durch ihren Körper jagen.

„Ja, alles ist Wirklichkeit und nun wirst du mich nicht mehr los, nie wieder, für den Rest unseres Lebens." Er lachte, lenkte sie mit seinem zärtlichen Knabbern an ihrem Ohrläppchen von dem augenscheinlichen Fehler seiner Formulierung ab. Sollte es nicht ‚für den Rest deines Lebens' heißen? War er denn nicht unsterblich? Für immer an diese Gefilde gebunden? Doch von welcher Wichtigkeit war das jetzt? Die Natur würde ihren unabwendbaren Lauf nehmen und alles, was in diesem Moment zählte, waren seine Lippen, seine Zunge, die sich langsam, ihren Hals hinab, zu ihrem Dekolleté bewegte, ihr immer wieder Seufzer der Entzückung entlockte. Doch noch bevor er dazu verführt wurde, weiter zu gehen, hielt er inne. Bedauernd blickte er sie an.

„Melamin, es gibt einen Grund, weshalb ich dich schon jetzt geweckt habe, kaum dass die ersten Strahlen der Sonne ihren Weg über den Horizont gefunden haben."

„Du willst dich von deinen Freunden verabschieden." Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage. Überrascht sah Legolas sie an. Wie gut sie schon in ihm lesen konnte. Zögernd nickte er, womöglich war es das letzte mal, dass er seine Freunde sah. Indem er sich an Ravena gebunden hatte, war ihr Schicksal nun auch zu dem seinem geworden. Wenn sie sterben würde, würde auch er aus dieser Welt scheiden. Ein Leben ohne seine Geliebte? Es würde ihm trister erscheinen, als eine nie enden wollende Dunkelheit. Ob sie bereits etwas ahnte?

„Dann sollten wir uns aufmachen. Ich kann mir vorstellen, dass wir etwas länger als gewöhnlich für den Weg brauchen werden." Kichernd hauchte sie ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen.

„Ach ja? Was könnte uns nur aufhalten?" Genüsslich vertiefte der Elb ihren Kuss, sich nie wieder von ihren Lippen trennen wollend. „Das zum Beispiel?" Abermals verzauberte sie ihn mit diesem vergnügten Lachen, das sein Herz gleich um einiges schneller schlagen ließ.

„Zum Beispiel." Nein, erleichtert erkannte er, dass sie noch nichts von seinem Schicksal ahnte. Es war noch zu früh. Wenn sie es wüsste, würde sie ihn sofort verstoßen, in der falschen Hoffnung, ihn damit retten zu können. Er würde es ihr erklären, ja, aber erst, wenn die Zeit dazu reif war.

***

„Wo Legolas wohl bleibt? Er wird uns noch verpassen."

„Vielleicht ist er wieder von den Banditen überfallen worden?" Aufgeregt wuselten die vier Hobbits durch das Wirrwarr auf dem Schlosshof, immer auf der Suche nach dem Elb. Wie ein großer Bienenschwarm liefen die vielen Diener und Knappen hektisch von einem Ort zum anderen, die letzten Vorbereitungen für die Abreise der beiden Gruppen nach Bruchtal und Lorien treffend. Erst als Merry die beruhigende Hand Glorfindels auf seiner Schulter spürte, kam er zur Ruhe – für den Moment jedenfalls.

„Ich denke, um Legolas braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Der war heute Nacht anderweitig beschäftigt." Beim Gedanken an die Szene, deren Zeugen Haldir und er geworden waren, zierte ein amüsiertes Grinsen sein schönes Gesicht. Endlich hatten sie sich gefunden. Ihre Blindheit für die Gefühle des jeweils anderen musste doch fast schon schmerzhaft gewesen sein – schließlich hatte sogar der Zwerg sofort gesehen, wie die Dinge standen. Er freute sich sehr mit Legolas für dessen Glück. Im Leben eines Elben war der Tag, an dem man seine zweite Hälfte fand ein ganz besonderer. Dennoch konnte er sich des ein oder anderen sorgenvollen Gedankens nicht erwehren. Sie war sterblich und Glorfindel war sich sicher, dass Legolas den Verlust seiner Liebe nicht überleben würde – doch wer konnte schon mit Bestimmtheit vorhersagen welche Pläne Eru hegte?

„Oh", Pippin legte seine Stirn in Falten, „Ohhhhhhh" Die übrigen Hobbits tauschten ebenfalls wissende Blicke aus.

„Ob er dann noch rechtzeitig zurück sein wird?" Beinahe schüchtern wagte es Frodo, die Frage zu stellen.

„Etwas Zeit hat er ja noch.", Glorfindel lachte, „ich will ja nicht hoffen, dass er uns schon so bald vergessen hat."

„Das würdest du mir wirklich zutrauen, mein Freund?" In dem herrschenden Trubel hatte noch nicht einmal der Bruchtalelb bemerkt, wie Legolas in den Kreis seiner Freunde getreten war – mit Ravena an seiner Hand.

„Nun, wir haben in der letzten Woche ja oft genug miterleben dürfen, zu welch verwunderlichem und nie geahntem Verhalten die Liebe führen kann." Mit einem Schmunzeln auf den Lippen beobachteten die Freunde, wie sich die Wangen des Paares verräterisch verfärbten.

„Ach sieh mal einer an, der Herr Elb geruht auch mal wieder ein Lebenszeichen von sich zugeben!" Ein sehr amüsierter Zwerg gesellte sich mit Haldir und Randulf zu ihrer kleinen Gruppe. „Allerdings würde ich an deiner Stelle in den nächsten Tagen auf der Hut sein, es gibt da einen jungen Recken, der sehr empört über dein unehrenhaftes Verhalten gegenüber der Dame war." Mit einem Lachen deutete er auf Ravena. „Es hat mich einiges an Mühe gekostet, ihn davon abzuhalten, euch nachzustellen."

Erschrocken schlug sich das Mädchen an den Kopf. Siägä! Ihn hatte sie ja vollkommen vergessen! Sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie er wohl reagieren würde, wenn er sie zusammen mit Legolas sah. Einmal mehr verwünschte sie sein Bedürfnis, sich ständig zu ihrem Beschützer aufzuspielen. 

„In der Tat, Legolas, hat dir denn niemand beigebracht, dass man Damen nicht in Hirsefelder entführt?" Erschrocken über Haldirs Kommentar sog Ravena die Luft ein. Wieso nur schienen bereits alle über den gestrigen Tag bescheid zu Wissen? Wenn Blicke hätten töten können, wäre der Zwerg jetzt auf der Stelle vom Blitz erschlagen worden. Als wäre sie nicht schon nervös genug. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, was Legolas' Freunde wohl von ihrer Liebe hielten – war sie doch als einfache Magd alles andere als Standesgemäß. Sicher, Legolas hatte ihr mehr als einmal versichert, dass das keine Rolle spielte, aber dachten auch sie so? Dachte auch seine Familie so? Plötzlich spürte sie Legolas seinen Händedruck verstärken. Überrascht sah sie auf, schaute ihm in diese wunderschönen Augen, verlor sich in ihnen. Er schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, das sie sofort entspannen ließ. Sie liebten sich, was zähle da die Meinung anderer?

„Wer brauch bei solchen Freunden noch Feinde?", meinte Legolas lachend, Haldirs Frage ignorierend. Längst hatte er es aufgegeben, sich ihrer Scherze zu erwehren und auch Ravena schien sichtlich lockerer zu sein, selbst wenn der rote Schimmer auf ihren Wangen noch nicht so recht weichen wollte. Wieder lächelte er sie verträumt an, wie sehr er sie doch vergötterte. Ein etwas entnervter Gimli fuchtelte wild mit seiner Hand vor Legolas' Blickfeld herum.

„Na das wird mir ein Spaß mit den turtelnden Täubchen hier. Sie vergessen ja jetzt schon alles um sich herum. Ich hege die Befürchtung, dass ein verliebter Elb noch um einiges schlimmer zu ertragen ist, als man es für gewöhnlich erwarten kann."

Freudig schaute Legolas zu seinem Freund. „Du bleibst auch hier, Gimli?"

„Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich mir das entgehen lasse? Ihr braucht doch jemand der euch rettet, wenn ihr mal wieder in die Hände von skrupellosen Banditen oder Ähnlichem geratet. Außerdem scheint mir dieser Siägä ein ganz vernünftiger junger Bursche zu sein." Legolas fehlten die Worte. Während den drei Jahren, die die beiden nun schon gemeinsam durch Mittelerde wanderten, war ein ungewöhnlich starkes Band der Freundstaft zwischen ihnen entstanden, sodass er den Zwerg, allen Sticheleien zum trotz oder gerade deswegen, sehr vermisst hätte. „Außerdem hat der Baron schon verlauten lassen, dass es ihm eine große Ehre sei, uns noch etwas länger beherbergen zu können."

„Danke, mein Freund." Legolas war sichtlich gerührt von der Umsichtigkeit seines Freundes.

„Ja ja, schon gut, ich hoffe, du fängst jetzt nicht auch noch an wie ein Schoßhündchen zu flennen. Pah, sentimentale Elben!", murrte er abwiegelnd in seinen Bart, keiner Gefühlsregung überführt werden wollend. Legolas und Ravena warfen sich amüsierte Blicke zu. Der Zwerg war aber auch zu komisch und seine Indiskretionen schon längst verziehen. In diesem Moment trat ein Diener an Haldir heran.

„Herr, alle Pferde sind zur Abreise breit."

„Nun, dann heißt es jetzt wohl entgültig Abschiednehmen. Mit Glorfindel und Herr Elrond werden wir ja noch einen Teil des Weges zurücklegen, aber dir Randulf, wünsch ich eine reibungslose Heimkehr. Es war mir eine große Ehre, sich wieder einmal mit dir im Bogenschießen zu messen. Und auch wenn der hochdekorierte Hauptmann der Leibgarde des Königs beinahe von einer Bürgerlichen besiegt worden wäre, sollst du wissen, dass du keineswegs in meinem Ansehen gesunken bist." Lachend umarmte er seinen scherzenden Freund. Mit einem Seufzer dachte Randulf an all die Sticheleien, die ihn noch erwarteten, wenn sich die Geschichte dieses Turniers erst einmal unter seinen Kameraden in Minas Tirith herumgesprochen haben würde. Anschließend wandte der Hauptmann sich dem Mädchen zu, deren Wangen, an ihre Enttarnung erinnert, geradezu glühten.

„Ravena, du glaubst gar nicht wie sehr ich es bedaure, dass du kein Mann bist. Ich hätte dich noch heute mit nach Minas Tirith genommen und dich zu einem Krieger ausbilden lassen." Mit Argusaugen beobachtete ein eifersüchtiger Legolas, wie Randulf nun auch seine Geliebte zum Abschied in die Arme schloss. Ravena würde ihn vermissen. Gerade während dem Ball hatten sie sich sehr gut verstanden. Sie war sich sicher, dass sie gute Freunde geworden wären und  wer weiß, wenn sie Legolas nicht schon vorher getroffen hätte, sogar noch mehr. Doch nun gehörte ihr Herz einzig und allein dem Elbenkrieger.

„Ich hoffe du verzeihst mir Randulf, wenn ich nicht so denke." Lachend nahm er Ravena wieder in seine eigenen Arme und verabschiedete sich nun seinerseits von seinem Freund. Denn Freunde waren sie, dem Anschein von Eifersucht zum Trotze. 

So ging es denn immer weiter bis jeder jeden umarmt und verabschiedet hatte. Schließlich kam sogar der Baron mit dem König selbst, um allen Lebewohl zu sagen. Auch Aragorn hatte schon Gimlis Erzählungen über das Hirsefeld lauschen dürfen und es erfreute ihn nun zu sehen, dass Ravenas Entführung allem Anschein nach von Erfolg gekrönt war. Er wünschte den beiden alles Gute. Ach, was würde er dafür geben, um dabei sein zu dürfen, wenn Thranduil das erste Mal auf das Mädchen traf. Beinahe beneidete er Gimli um dessen Platz in der ersten Reihe. Nun, zumindest konnte er dann sicher sein, aus erster Hand informiert zu werden. Wieder einmal bemerkte er erstaunt, dass sie Ulfert wie aus dem Gesicht geschnitten war. Er hoffte wirklich, dass er und Saphria noch am Leben waren. Die Nachricht ihres mutmaßlichen Todes hatte ihn mehr geschmerzt als er bereit war zuzugeben.

Schließlich saßen sie alle auf. Trotz der frühen Stunde schien es, als sei die gesamte Stadt auf den Beinen um sein Königspaar zu verabschieden. Gimli, Ravena und Legolas beobachteten den feierlichen Auszug von der Schlossmauer aus. Da ritten sie nun dahin, zurück nach Minas Tirith, Lothlorien und Bruchtal und er, er würde hier bleiben, bei seiner Geliebten, seinem Leben. Als er spürte, wie sie sich mit ihrem Rücken vertrauensvoll an seine Brust lehnte, schlang er beide Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, ihren einzigartigen Pfirsichduft einatmend.

„Wirst du es nicht eines Tages bereuen, hier geblieben zu sein?" Noch immer konnte sie ihr unermessliches Glück kaum fassen. Wieder und wieder verlangte es sie, seine Stimme zu hören, die ihr versicherte, nicht zu träumen.

„Nie und nimmer." Unsagbar glücklich drehte sie sich zu ihm um, schenkte ihm einen Kuss, so sanft wie die morgendliche Briese, die mit ihren Haaren spielte. Doch noch während sich ihre Lippen berührten, wurde sie von einem gleißenden Lichtstrahl geblendet. Es war ein Vorbote der aufgehenden Sonne, der mutig die Schlossmauer erklommen hatte und nun über   die hohen Zinnen der Schlossmauer schien. Erschrocken riss sie sich von Legolas los.

„Oh nein, wie hoch die Sonne schon steht. Ich muss doch arbeiten und meine Chefin duldet keine Verspätungen."

„Dann sollten wir uns auf machen... Ich kann mir vorstellen... dass wir etwas länger... als gewöhnlich... für den Weg... brauchen werden.", wiederholte er ihre eigenen Worte, seinen Redefluss immer wieder durch zärtliche Küsse unterbrechend. Ein schelmisches Lachen entfloh ihrer Kehle.

„Das Gefühl habe ich auch." Als sie sich suchend nach dem Zwerg umdrehten, war keine Spur von ihm zu finden. Gerade als Legolas damit begann, sich zu fragen, ob er nicht vielleicht doch alles nur geträumt hatte, deutete Ravena auf eine kleine Gestalt, die die letzten Stufen zum Schlosshof hinunter sprang. Selbst aus dieser großen Entfernung war sich Legolas sicher, Gimli über frisch verliebte Elben lamentieren zu hören. Mit einem amüsierten Lächeln wandte er sich wieder Ravena zu.

***

Legolas' Vermutungen sollten sich bewahrheiten. Sie benötigten in der Tat wesentlich länger als gewöhnlich um das kurze Wegstück zurückzulegen. Nicht zuletzt deswegen, weil sie alle zwei Meter stehen blieben um gegenseitig innige Zärtlichkeiten auszutauschen. Vorrüberkommende Bauern schüttelten entweder den Kopf über so offen zur Schau gestellte Liebkosungen oder belächelten das junge Glück, versonnen an ihre eigene Jugend zurückdenkend. Aber trotz aller Ablenkung hatten sie es schließlich doch noch geschafft, an Ravenas Zuhause anzukommen. Es widerstrebte Legolas aufs höchste, sie schon so bald wieder frei zu geben, jetzt, wo sie sich gerade erst gefunden hatten. Immer wieder küsste er sie, den Zeitpunkt ihrer Trennung, so weit wie möglich hinauszögernd. Wie süß ihre Lippen schmeckten. Ihm war, als könne er allein von ihren Küssen überleben, jedwede Nahrung verschmähend.

„Legolas!" Ravenas Stimme war kaum mehr ein Hauch. Noch niemals in ihrem Leben hatte ein simpler Kuss solche Emotionen in ihre hervorrufen können. Kaum dass sie in der Gegenwart dieses Elben war, kannte sie sich selbst nicht wieder.

„Ja?" Wieder küsste er sie, ein verzweifelter Versuch sie am sprechen zu hindern, sie noch etwas länger in den Armen halten zu können.

„Ich muss gehen." Es wollte ihr nur schweren Herzens gelingen sich von ihm zu lösen, doch wenn es etwas gab, dass ihre Chefin auf den Tod nicht duldete, dann war es Unpünktlichkeit. Ravena wollte sich gar nicht erst ausmalen was geschehen würde, wenn sie Legolas  nun vor der Tür ertappen würde. Seufzend kam der Elb schließlich zu der Erkenntnis, dass er sich wohl doch noch bis zum Abend gedulden würde müssen, bis er seiner Geliebten mit weiteren Zärtlichkeiten seine Liebe offenbaren konnte. Plötzlich war er unheimlich froh, dass Gimli bei ihm geblieben war. Alleine würden die Stunden bis zum Abend langsamer dahinschleichen als eine Schnecke, die die Straße überqueren wollte. Dennoch gedachte er sie nicht gehen  zulassen, ohne sich noch einmal angemessen von ihr verabschiedet zu haben.

„Noch ein Kuss?" Ravena hätte diesen blauen Augen wahrscheinlich jeden Wunsch erfüllt. Noch bevor sie sich recht versah, lag sie auch schon wieder in den Armen des Elben, gefangen in einem leidenschaftlichen Kuss.

„Du bist spät."

Ertappt schraken die beiden auseinander.

„Siägä!"

Er hatte sich lässig an den Türrahmen gelehnt, ein undefinierbares Lächeln auf den Lippen und eine Mistgabel in der linken Hand. Irgendwie war Legolas bei dem Anblick nicht ganz geheuer zumute. Der Junge war bestimmt immer noch enorm wütend auf ihn. Wenn jemand seine Schwester in ein Hirsefeld entführt hätte, wäre derjenige sicherlich auch nicht heil wieder herausgekommen.

„Siägä, was willst du mit der Mistgabel?" Beschützend stellte Ravena sich vor ihren Geliebten. Ihr würde Siägä doch bestimmt nichts tun? Angesichts der Reaktion der beiden konnte sich der Junge nur schwer ein Lachen verkneifen. Sie hielten ihn nicht wirklich für fähig, mit einer Mistgabel auf einen Elben loszugehen? Einen Krieger noch dazu? Er musste sich eingestehen, dass die Vorstellung etwas Verführerisches an sich hatte, doch er machte sich keine Illusionen über seine Unterlegenheit Legolas gegenüber, sollte es zu einem richtigen Kampf kommen. In der Tat hatte Gimli Siägä sogar überzeugen können, dem Elb eine Möglichkeit einzuräumen, seine Aufrichtigkeit zu beweisen. Eine große Leistung, bedachte man seine Wut als er gemerkt hatte, dass der Elb mit Ravena in dem Hirsefeld verschwunden war. Doch der Zwerg hatte immer wieder beteuert, dass Legolas' Absichten redlich und seine Gefühle aufrichtig waren. Nun, das würde sich alles noch zeigen. Für den Moment genoss er es lediglich, die beiden etwas hinters Licht führen zu können.

„Euch liegt also etwas an Ravena? Wieso ist sie dann zu spät? Wenn meine Mutter merkt, dass sie mit ihrer Arbeit im Verzug ist, wird sie fürchterliche Schwierigkeiten bekommen.", fuhr er Legolas an, Ravenas Frage ignorierend und seine Maskerade noch etwas aufrecht erhaltend. Mit Zufriedenheit registrierte Siägä das bestürzte Gesicht des Elben.

„Das tut mir leid." Legolas meinte es ernst. In seiner Verliebtheit schien er ständig zu vergessen, dass Ravena immer noch ihre Pflichten zu erfüllen hatte. Schon einmal hatte er sie von ihrer Arbeit abgehalten, damals, als sie von den Banditen überfallen worden waren. Ob sie deswegen wohl auch Schwierigkeiten bekommen hatte? Plötzlich bemerkte er, wie ihm die Schamesröte bis in die Ohrspitzen schoss. Wieso musst ihn erst dieser Junge darauf hin weisen? „Kann ich mich nicht irgendwie nützlich machen? Sozusagen um ihren Arbeitsausfall auszugleichen?"

Überrascht zog Siägä eine Augenbraue hoch. Diese Wendung hatte er nun nicht erwartet. Vielleicht hatte Gimli ja doch recht mit seinen Äußerungen über den Prinz? Plötzlich fiel sein Blick auf die Mistgabel in seinen Händen. Unverzüglich verzogen sich seine Lippen zu einem zufriedenem Grinsen. Er konnte die Liebe des Elben ja auf eine kleine Probe stellen – und sich nebenbei auch noch vor dem Stallausmisten drücken.

„Ihr wollt Euch also nützlich machen?" Er drückte dem Elb die Mistgabel in die Hand, „Dann misstet den Stall aus und melkt die Kühe. Letzteres sollte Ravena eigentlich schon vor einer Stunde erledigt haben."

„Siägä!" Entsetzt rief das Mädchen seinen Namen aus. Wie konnte er nur! Legolas war ein Prinz. Er hatte bestimmt noch nie eine Kuh gemolken, geschweige denn einen Stall ausgemistet. Angesichts Siägäs Unverschämtheit stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Das war nun aber wirklich die Höhe. Umso überraschter war sie, als sie plötzlich Legolas' Lachen vernahm.

„Schon in Ordnung, sagt mir nur, wo der Stall ist."

Fassungslos drehte sie sich zu ihm um und sah ihn eindringlich an. „Legolas, du musst das nicht machen. Siägä will sich nur um seine Arbeit drücken."

„Und ich will nicht, dass du wegen mir Schwierigkeiten bekommst. Also wo ist nun der Stall?" Ein köstlich amüsierter Siägä erklärte sich schließlich bereit, ihm den Weg zu weisen. Nachdem er der völlig perplexen Ravena noch einen letzten Kuss auf die Lippen gehaucht hatte, folgte Legolas dem Jungen, die Mistgabel in seinen Händen.

***

Mit noch etwas unsicheren Schritten tapste das kleine Kätzchen in der beschaulichen Wohnstube umher. Nun, nachdem es satt und von seiner Mutter sauber geleckt worden war, beschloss es auf Entdeckungsreise zu gehen. Also hatte es die Behaglichkeit des warmen Kaminfeuers, sowie seine Geschwister verlassen um in die große, weite Welt zu ziehen. Eine Welt, die für den Augenblick lediglich aus einer kleinen, aber dennoch gemütlichen Stube bestand. Was es hier nicht alles zu entdecken gab! All diese eigenartigen, neuen Gerüche, diese komischen Holzgestelle. Natürlich handelte es sich dabei um Tische, Stühle, sogar Schränke, doch für all dies kannte das winzige Kätzchen noch keine Namen. Aber am merkwürdigsten waren wohl diese übergroßen Wesen, die lärmend um einen reichlich gedeckten Tisch saßen. Hmm, wie gut das roch. Neugierig geworden machte es sich auf diese Riesen näher in Augenschein zu nehmen.

Mutig schlich es sich an den großen Beinen vorbei um unter den Tisch zu gelangen. Als es schließlich sein Ziel erreicht hatte, schaute es sich mit großen Augen um. Plötzlich fiel ihm ein etwas klein geratener Riese auf, dessen baumelnde Füße noch nicht einmal den Boden erreichten. Erstaunt legte es den kleinen Kopf schief. So etwas hatte das Kätzchen ja noch nie gesehen. Es schaute sich weiter um, seine gesamte Umgebung auf einmal wahrnehmen wollend. Plötzlich gewahr es zwei Beinpaare, die unter dem Tisch miteinander spielten und sich gegenseitig neckten. Doch genauso wie ihre Beine waren auch ihre Hände ineinander verkeilt. Wieder legte das Kätzchen seinen Kopf zur Seite. Was sie wohl gerade dort machten? Schließlich kam es zu dem Schluss, dass es bei diesem lustigen Spiel auch mitmachen wollte. Übermütig stolperte es schließlich auf die Füße der beiden zu und versuchte mit ihnen zu kämpfen. Dabei bemühte es sich fortdauernd das Fauchen seiner Mutter nachzuahmen. Enttäuscht stellte es fest, das nicht mehr als ein harmloses Miauen dabei herauskam. Es nahm sich vor, solange zu üben, bis es genauso gut fauchen konnte wie seine Mutter.

„Nanu, wen haben wir denn da?" Angsterfüllt bemerkte das Kätzchen, dass es, von einer großen Hand gepackt, nach oben gezogen wurde. Wieder versuchte es zu fauchen, wieder kam nichts weiter als ein klägliches Miauen heraus. Auch die Zähne wollten nicht so recht ihren Dienst tun. Immer dann, wenn es gerade zubeißen wollte, zog der Riese auch schon seine Finger weg. Beinahe beleidigt über diese Ungeheuerlichkeit fügte sich das Kätzchen schließlich seinem Schicksal.

Lächelnd beobachtete der Elb das kleine, zitternde Wollknäuel in seinen Händen, das ihn nun mit großen Augen musterte. Es war kaum größer als seine Handfläche. In der Hoffnung es zu beruhigen, streichelte er sanft sein samtiges Fell.

„Wie heißt es denn?" Neugierig wandte er sich an die neben ihm sitzende Ravena. Zufrieden stellte er fest, dass sie ihre Beine schon wieder um seine eigenen geschlungen hatte.

„Der Kleine hat noch keinen Namen."  Nun fuhr auch sie mit ihren Fingern über das weiche Fell, streifte dabei wie zufällig Legolas' Hand. Wenn der Elb es nicht besser gewusst hätte, würde er meinen, Ravena wolle ihm mit ihren Berührungen vor versammeltem Haus den Verstand rauben. Sein ganzer Körper verlangte, ja schrie geradezu, nach ihr. Doch vor Ravenas Chefin und den wachsamen Augen Siägäs würde er sich wohl oder übel zusammenreißen müssen. Dennoch genoss er das gemeinsame Zusammensein. Es erfreute ihn, dass er allseits akzeptiert wurde. Wohl nicht zuletzt deswegen, weil er ungewöhnliches Geschick im Umgang mit den Kühen bewiesen hatte. Er kicherte. Also hatte ihn sein Vater wirklich nicht umsonst mit der Arbeit in den Stallungen bestraft, wenn er als Kind etwas angestellt hatte. Sogar Siägä schien ihm angesichts seiner guten Arbeit etwas offener gegenüber zustehen. Aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet?

„Aber so ein mutiges Kätzchen braucht doch einen Namen." Der gesamte Tisch lachte und gab allerlei Vorschläge ab, doch keiner davon wollte dem Elb so recht zusagen. Wieder betrachtete er das kleine Tier, das sich mittlerweile in seiner Hand zusammengerollt hatte und genüsslich am Schnurren war. „So ein mutiges Kätzchen braucht einen ganz besonderen Namen."

„Wie wäre es mit Rundin?"

Legolas seufzte gespielt theatralisch auf. „Aber Gimli, du kannst doch einer Katze keinen zwergischen Namen geben." Zu seinem Leidwesen, war Gimli ausgerechnet dann aufgetaucht, als er gerade dabei war, die Kühe zu melken – natürlich nur, um sich zu vergewissern, dass Legolas Ausbleiben nichts mit einer erneuten Entführung zu tun habe. 

„Was hast du gegen einen zwergischen Namen?", wollte Gimli entrüstet wissen, doch Legolas schien ihn kaum zu beachten.

„Ich bin für Dimthon." Unverzüglich miaute das Kätzchen sein Einverständnis. Auch wenn es noch nicht verstand, was alles gesprochen wurde, merkte es wohl, dass es sich in der Hand dieses Riesen gut aushalten ließ.

„Es scheint mir, als sei er einverstanden.", lachte Ravena, „also Dimthon." Alle waren sie nun zufrieden, einzig und allein Gimli schien auch weiterhin beleidigt zu bleiben. Erst dem Mädchen gelang es, ihn aufzumuntern.

„Ach komm schon Gimli. Gönn Legolas doch den kleinen Sieg. Du hattest doch heute schon Gelegenheiten genug, ihn zu ärgern." Auf dem Gesicht des Zwerges entstand ein breites Grinsen als er an Legolas dachte, wie er auf einem Schemel hockend, die Kühe gemolken hatte. Natürlich wäre er kein Zwerg gewesen, wenn er diese Gelegenheit den Elben aufzuziehen ungenutzt hätte verstreichen lassen. Doch nun war es Legolas, der Ravena mit offenem Munde anschaute.

„Du fällst mir in den Rücken?"

„Ich beruhige doch nur den Zwerg." Den letzten Satz hatte sie ihm ins Ohr geflüstert. Ob es wohl Zufall war, dass ihre Hand dabei ausgerechnet auf seinem Oberschenkel ruhte? Die Stelle brannte heißer als Feuer und es kostete ihn alle Selbstbeherrschung die er aufbringen konnte, sie nicht einfach zu küssen. Sofort waren alle Zwerge der Welt vergessen.

„Mir dünkt, dass sie dich bereits um den kleinen Finger gewickelt hat." Gimli kicherte in Einvernehmen mit Siägä in seinen Bart hinein. Es kostete das Mädchen wirklich nur einen Blick in die Augen des Elben, um ihn alles um sich herum vergessen zu machen. Doch auch Siägäs Mutter waren die heimlichen Liebkosungen nicht entgangen. Endlich schien das Mädchen einen anständigen Mann gefunden zu haben, einen der sie aufrichtig liebte. Dabei hatte sie die Hoffnung doch schon aufgegeben. Mehr als einmal hatte sie sich gefragt, wieso Ravena sich nicht mit einem einfachen Bauern zufrieden geben konnte, so wie Ceylan. Aber nun würde doch noch alles gut ausgehen. Zufrieden biss sie in ihr Brot. Wenn den beiden nur nicht mal noch ein Strich durch die Rechnung gemacht werden würde.

***

„Ich bin so froh, dass du hier geblieben bist, Legolas." Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, presste ihren Körper so nah es nur ging an den des Elben und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge.

„Ich bin auch froh, dass ich hier geblieben bin, Melamin." Legolas verstärkte seine Umarmung noch, die letzten Minuten mit seiner Geliebten genießend, und hauchte ihr einen sanften Kuss aufs Haar.

„Da wir also alle froh sind, können wir dann ja endlich gehen! Es ist schon dunkel und wer weiß, was sich hier des Nachts alles auf den Straßen herum treibt." Ungeduldig tappte der Zwerg von einem Fuß auf den anderen. Konnten die beiden sich nicht einmal verabschieden ohne gleich ein Drama daraus zu machen? Immerhin hatten sie doch jetzt alle Zeit der Welt. Aber die zwei schienen sich nicht allzu viel aus einem ungeduldigen Zwerg zu machen.

„Morgen werde ich wiederkommen, Liebste." Sanft legte er seine Finger unter ihr Kinn und zwang sie somit, ihn anzuschauen. Anstelle einer Antwort versiegelte sie seine Lippen zu einem langen, innigen Kuss. So hätten sie ewig stehen bleiben können, wäre neben ihnen nicht ständig ein genervter Zwerg auf und ab gelaufen. Also blieb ihm nichts mehr anderes übrig, als ihre Hand zu nehmen und einen letzten Kuss darauf zu hauchen, bevor er sich endgültig verabschiedete – zumindest für diese Nacht. 

Lange sah sie ihnen nach, selbst dann noch, als sie schon längst am Horizont verschwunden waren. Als sie sich schließlich doch abwandte, um wieder ins Haus hineinzutreten, zierte ein seliges Lächeln ihr Gesicht. Sie war sich sicher, noch immer zu träumen. Glücklich schloss sie die Hintertür, von der aus sie ihren Geliebten verabschiedet hatte. Just in diesem Moment trat ein reichlich verblüffter Siägä ein, der Ausdruck auf seinem Gesicht war schwer zu deuten.

„Was ist Geschehen, Siägä?" Es war doch wohl nicht immer noch wegen Legolas? Seitdem er ihn zum Stallausmisten genötigt hatte, war eigentlich nichts ungewöhnliches mehr zwischen den beiden Männern vorgefallen.

„Ich weiß es nicht.", in seiner Stimme schwang ein ungewöhnlicher Ernst mit, „Aber da wartet jemand in der Stube auf dich. Er ist angekommen, als du mit deinem Elb draußen warst und hat sich nach dir erkundigt."

„Er?" Überrascht schaute sie Siägä an. Wer, um Himmels Willen, konnte denn um diese Uhrzeit noch nach ihr verlangen? Plötzlich bemerkte sie, dass Siägä sie regelrecht anstarrte. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Ob er sich vielleicht nur einen Scherz erlaubte?

„Ja, er. Ich bin mir nicht recht sicher. Komm und sie ihn dir selbst an." Damit schritt er voran, eine völlig verwirrte Ravena hinter sich her ziehend. Doch als sie die Stube schließlich erreichten, hatte sie sich soweit wieder gefasst, dass sie resoluten Schrittes eintreten konnte.

„Nun, welcher ominöse Herr wartete denn nun...auf...mich." Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Entgeistert starrte sie auf den großen Mann, der mitten in der Stube stand. Bei ihren Worten hatte er sich zu ihr umgedreht, ein nervöses, ja, beinahe schüchternes Lächeln auf den Lippen.

„Ravena." Seine Stimme klang rau und angespannt. Der Mann, der sie aus wachen, grünen Augen anschaute, nahm mit seiner Größe und den breiten Schultern den gesamten Raum ein. Eine Flut von roten Haaren fiel ihm wild über die Schultern und über seine linke Wange verlief eine lange Narbe. Das Mädchen war unfähig, sich zu rühren. Sie kannte diese Stimme, kannte diesen Mann und doch – es war schon so lange her, dass sie sie zuletzt gehört hatte. Sicher spielten ihre Augen ihr nur einen Streich, sicher war sie nun vollkommen verrückt geworden. So viel Glück an einem einzigen Tag gab es einfach nicht, nicht für sie. Und doch, dieser Traum war einfach zu schön um ihn so schnell wieder entfliehen zu lassen.

„Vilem?" Ihre Stimme brach bereits. Unzählige Tränen bahnten sich ungehemmt den Weg an ihren Wangen hinab.

„Vilem!" Mit einem aufgelösten Schluchzer warf sie sich in die Arme des Mannes, den überraschten Blicken der übrigen keine Beachtung schenkend.

***

So, wie hat's euch gefallen? Hinterlasst mir doch ne kurze Review, bitte?

@Black Pearl: Wow, danke:) du hast mich mit deiner Review soooo glücklich gemacht *froii* ich bin danach nur noch mit nem riesengroßen Honigkuchengrinsen im Haus rumgetanzt *hihi* danke noch mal!!:)

@Tanlaith: dasselbe gilt auch für dich:) einfach Wahnsinn, ich hab mich wirklich unheimlich über dein Feedback gefreut. Und was die Sache mit dem ‚Unsterblichkeit aufgeben' angeht...also diese Entscheidung steht, soweit ich informiert bin nur der Linie von Elrond zu...der Stand der Dinge in dieser Fic ist im Moment der, das Legolas solange mit Ravena zusammenbleibt bis sie stirbt und dann selbst an seiner Trauer zu Grunde geht...das Problem bei der Sache: Legolas bleibt an Mandos Hallen gebunden, während Ravenas Seele dahin entschwindet wo auch immer die Menschlichen Seelen hingehen...also auch keine Lösung für die Ewigkeit...ich denke in der Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, bzw. geschrieben *lol*

@Tikey: dir auch ein riesiges Dankeschön:) ich hoffe die anderen Kapitel haben dir auch gefallen? *g* Ich fang übrigens auch manchmal mit dem letzten Kapitel an und ich kann auch leider meistens nicht wiederstehen den letzten Satz eines Buches immer zuerst zu lesen *hihi*

@Lauriél: es ist das 13te, es gibt nur ein paar zweigeteilte Kapitel*g* es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt:)

@Miriel: und ich bin ehrlich überwältigt von deinem Feedback, danke, danke, danke:)

@Michiru-chan: Upsi, da hab ich dann aber kräftig was falsch verstanden*lol* das war mal wieder typisch ich *g*

@dora: Da muss ich dir recht geben. Ich hab ja selbst das Gefühl, dass der Legolas in meiner Geschichte ‚out of charakter' ist. Andererseits ist der Buchlegolas aber auch wieder ganz anders als der Filmlegolas und obwohl Orlando Bloom seine Arbeit wirklich mehr als gut gemacht hat*hihi* muss ich gestehen, dass ich ‚Buchlegolas' noch ne spur lieber mag:) und der is eben schlagfertig und humorvoll, stellenweise wirklich witzig und außerdem scheint er ständig am singen zu sein *lol* naja, ich hoffe dir gefällt die Geschichte trotz allem auch weiterhin:)

@Asadriel: Wow, wie lange hast du denn gebraucht um all das zu lesen? *g* ich glaube die Geschichte hat mittlerweile schon mehr als hundert Seiten...:) und ich bin sehr gerne schuld an deiner Gänsehaut *froii* genau das ist es ja was ich zu erreichen hoffe *jubel*

@Queran: danke:) es freut mich, dass sie dir gefällt, aber obl is doch mittlerweile wieder online:)

@Murmel: Ich werde mich hüten dich zu verärgern *hihi* und ich hab ja jetzt eine Beta, die mir dann immer schon vorher sagt, was nicht gut ist:)

@ChiaraM: ich hoffe meine letzte mail ist angekommen *g* nur um sicher zu gehen *lol* ich freu mich schon riesig auf dein nächstes Kapitel und ich hoffe, dass dich deine Muse bald wieder küsst:)

Sooo, dann gibt's noch ein riesiges Dankeschön an feanen, Dionne, Sanctus, Krümel, Calen, Knuddelwuddel und Cherryleen. Fühlt euch alle geknuddelt:) Nochmal, ihr seid einfach nur super, phantastisch und mir fehlen jetzt ehrlich die Worte *schnüff*:) bitte bleibt doch am reviewen:)