Disclaimer: Juti. Alles was man schon aus einem dicken, genialen Buch namens "Herr der Ringe" oder einem anderen Werk von Großmeister J. R. R. Tolkien kennt, gehört nicht mir und ich verdiene mit dieser Story kein Geld.

Hey ho, an alle da draußen, die sich die Mühe machen das zu lesen. Merci pour la Review. Freue mich immer wieder drüber. *g* Hoffe das nächste Chap gefällt euch.

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Kapitel 5

Nell schreckte auf und blinzelte dem Morgenlicht entgegen. Sie musste wohl eingeschlafen sein. Etwas Dunkles hatte sich ihres Traumes bemächtigt, aber sie konnte es nicht genau ausmachen - ein Schatten... Die Prinzessin schüttelte den Kopf. Sie würde nur kurz an die frische Luft gehen müssen. Dann würde sie wieder einen klaren Kopf bekommen. Anscheinend war die letzte Nacht doch anstrengender gewesen, als sie gedacht hatte.

Ihre Patientin war schlafgewandelt, als Nell gerade frisches Wasser holen wollte. Eine kleine Ewigkeit schien vergangen zu sein, bevor sie sie wiedergefunden hatte - tanzend auf dem Rasen. Jedoch hatte das Mädchen sich leicht in das Zimmer zurückführen lassen. Immerhin wusste sie nun, dass ihre Patientin körperlich wieder gesund war.

Nell wechselte das Stirntuch. Die Elbe fing an im Schlaf zu sprechen. Die Prinzessin lauschte angestrengt und versuchte etwas zu verstehen. "Féagil" glaubte sie zu hören, doch sie kannte niemanden mit diesem Namen. Es half ihr daher nicht weiter.

Plötzlich schrie das Mädchen auf und Nell beobachtete, wie ihre Augen klar wurden. Sie lächelte die Elbe an, als sie ihren Kopf zu ihr wandte.

"Maer aur.* Schön zu sehen, dass Ihr endlich wach seid."

Die Verwirrung stand der Elbe ins Gesicht geschrieben: "Wo... bin ich?"

"In Sicherheit", antwortete Nell mit ruhiger Stimme, "Wie fühlt Ihr Euch?"

"Als wäre ich in einen Wirbelsturm geraten."

"Das ist unter diesen Umständen normal", die Prinzessin lächelte angesichts des fragen Blickes ihrer Patientin, "Ich erkläre es Euch später." Sie würde dem Mädchen erst einmal Zeit zum Nachdenken geben, damit es nicht zu viel auf einmal wurde. "Ihr braucht keine Angst zu haben. Dort drüben steht eine Schüssel mit frischem Wasser und im Schrank hängen frische Sachen für Euch. Ich lasse Euch für eine Weile allein, dann könnt Ihr Euch in Ruhe zurechtmachen und anziehen. Das tut Euch bestimmt gut. Und danach beantworte ich Euch alle Fragen. In Ordnung?"

"Mmhhh...", murmelte die Elbe, die sich immer noch mit großen Augen umschaute.

Nell nickte ihr noch einmal aufmunternd zu. "Ich schicke jemanden vorbei, der Eure anderen Kleider zur Wäsche abholt." Dann verließ sie den Raum, um einen kleinen Spaziergang zu machen.

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Tropfnass schlich Legolas durch den Garten. Diese Abkühlung war notwendig gewesen. Wenn ihn allerdings jetzt jemand zu Gesicht bekam, würde er Gesprächsstoff für die nächsten einhundert Jahre sein. Es war schon vollkommen ausreichend, dass anscheinend jeder im Unkreis von einhundert Meilen von seinem letzten Ungol-Abenteuer wusste. Natürlich nicht den wahren Ablauf.

In der letzten Version, die ihm zu Ohren gekommen war, war er zu einem muskelbepackten Elben geworden, der es an Kräften fast mit den Maiar aufnehmen konnte. Und statt vier Ungols waren es plötzlich vierzig. Vielleicht war es ja seine eigene Schuld. Wenn er sich öfter bei offiziellen Anlässen zeigen würde, wüssten sie wenigstens das er nicht ihrem Idealbild des perfekten Elben entsprach weder, dem Äußeren noch den Fähigkeiten nach, ganz zu Schweigen von seinem Charakter. Das dieser ganz und gar nicht ohne Fehl und Tadel war, hatte er am Vortag schon schmerzlich erfahren müssen.

Er sah an sich hinunter. In diesem Zustand konnte er auf keinen Fall zu seinen Gemächern gehen. Das Risiko des entdeckt Werdens war zu groß. Legolas schaute sich um und die Hallen der Heiler, die ihren Standort hinter dem See hatten fielen ihm ins Auge. Sie lagen am nächsten und so viel er wusste, waren dort im Moment nicht viele Patienten untergebracht. Folglich war es die einzige Möglichkeit nicht als Verrückter angesehen zu werden, der allmorgendlich in den Schlossteich sprang. Natürlich hätte er die Sachen auch ausziehen können, aber die Vorstellung, dass ihn jemand nackt durch das Schloss schleichen sah, behagte ihm noch weniger. Also würde er sich in den Hallen nach trockener Kleidung umsehen müssen.

Das Schloss lag im Osten, daher lief er zum Westeingang, um nicht Gefahr zu laufen von dort beobachtet zu werden. In den Hallen schlüpfte er durch die erstbeste Tür und war froh, das Zimmer leer vorzufinden. Es war wohl eine Art Vorratsraum, denn er beherbergte viele Schränke. Legolas schaute hinein und fand Tücher, um sich abzutrocknen. Nachdem er sich seiner nassen Kleidung entledigt hatte, band er sich das Handtuch um die Hüften und suchte in den weiteren Schränken nach trockenen Sachen.

Das einzige, das er auftreiben konnte, waren einige der Gewänder, die gewöhnlich von den Heilern getragen wurden. Besser als nichts. Immerhin konnte er sich die Kapuze ins Gesicht ziehen, um unerkannt, zu seinen Zimmern zu gelangen. Er nahm die nassen Kleider und die Tücher mit. Er würde sie nachher in die Wäscherei bringen lassen.

Dann begab er sich hinaus in den Gang und wollte zum Osteingang gehen. Doch er hörte nach wenigen Metern eine vertraute Stimme näher kommen und dann anhalten. Es war Melonndil und sie sprach wohl mit einem der Heiler.

Falls sie ihn hier fand, wäre seine Schonfrist vorüber. Sie würde ihn auch in Verkleidung erkennen. Legolas hatte es den ganzen vorigen Tag zu Wege gebracht, nicht ihre Bahn zu kreuzen. Eigentlich hatte er gehofft, diese Taktik noch eine Weile fortführen zu können. Kurzentschlossen betrat er das nächstliegende Zimmer, schloss lautlos die Tür und drehte sich um.

Es verschlug ihm die Sprache und sein Unterkiefer klappte herunter. Am Fenster gegenüber stand eine Elbe. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt und das Handtuch, das sie um sich gewickelt hatte, hatte sich gelöst. Es war nur noch nicht heruntergefallen, weil sie es anscheinend festhielt. Sie wurde eingehüllt durch das Morgenlicht, welches durch das Fenster fiel. Das hatte er nun wahrlich nicht erwartet. Ein paar Sekunden - oder waren es Minuten, Stunden? - verharrte er, zu jeglicher vernünftigen Reaktion unfähig, auf seinem Platz und betrachtete das sich ihm bietende Bild. Dabei schweifte sein Blick über ihre zierlichen Schultern über ihre Hüften bis hin zu ihren langen, schlanken Beinen.

Sie begann zu Summen und Legolas erwachte aus seiner Starre. Er besann sich seiner wenigstens ansatzweise vorhandenen Manieren, drehte den Kopf zur Seite und räusperte sich. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er , wie sie sich erschrocken umdrehte und rot anlief. Ein verlegenes Schweigen entstand. Zur Überraschung des Prinzen hatte sie noch keinen hysterischen Schrei von sich gegeben und damit den gesamten Hofstaat mobilisiert.

Statt dessen versuchte sie verzweifelt, das Handtuch mehr um sich zu wickeln. Legolas kam sich entsetzlich unbeholfen vor und ignorierte die Hitze, die ihm in die Wangen stieg.

"Ja, nun", fing sie dann an, "Man sagte mir, dass jemand die alten Sachen abholen würde, ähm..." Allem Anschein nach hielt sie ihn für einen der Heiler, was, wenn man seine Erscheinung bedachte, absehbar war. Immerhin trug er ein passendes Gewand und bereits ein Bündel Wäsche unter dem Arm. Um die Situation nicht noch peinlicher zu gestalten, entschloss er sich den Irrtum nicht aufzuklären.

"...Ähm, sie...sie liegen dort auf dem...auf dem Stuhl, ähm..." Sie lief zu dem Möbelstück und gab ihm die Sachen, wobei sie das Handtuch krampfhaft umschlossen hatte. Legolas seinerseits versuchte, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren und den Blick nicht abschweifen zu lassen. Sie kam ihm seltsam bekannt vor. War es etwa...

"Also...ja...tja...", stotterte er und starrte ihr Gesicht an, das von Sekunde zu Sekunde röter wurde, "ja...ähm...Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?"

"Nein, ähm...ich denke nicht, danke."

"Gut, dann werde ich wieder gehen." Er drehte sich um und beeilte sich, zur Tür zu kommen.

"Ähm...Auf Wiedersehen", rief sie ihm nach.

Er wusste nicht genau, ob er das wollte. Die Peinlichkeit eines solchen Treffens war nicht sehr verlockend.

Draußen auf dem Gang begegnete er seiner Schwester. "Oh. Maer aur", begrüßte sie ihn, offensichtlich erstaunt ihn hier anzutreffen, "Ist der Retter gekommen, um die Gerettete zu besuchen? Wohl nicht, du siehst eher aus, als hättest du gerade dem Schrecken selbst ins Auge geblickt. Und wessen Kleidung trägst du denn?"

"Eine lange Geschichte", erklärte er hastig, "Vielleicht erzähl ich sie dir später."

Er drückte ihr schnell einen Gute-Morgen-Kuss auf die Wange und flüchtete dann Richtung Ostausgang.

"Melonndil sucht dich", rief sie ihm noch hinterher, doch er hörte sie kaum. Er zog sich die Kapuze über den Kopf, damit er unerkannt blieb und eilte auf das Schloss zu. Als er den See passierte, musste er dem dringenden Verlangen widerstehen, noch ein zweites Mal hineinzuspringen.

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Verwundert blieb Nell im Gang zurück und sah ihrem Bruder nach. Angestrengt versuchte sie zu verstehen, was gerade passiert war. Als sich das Geschehen jedoch jeglicher Logik verschloss, beschloss sie, ihn später auf den Vorfall anzusprechen.

Sie öffnete die Tür zum Zimmer des Mädchens und blieb rätselnd in der Tür stehen. Dieses hatte das blassblaue Kleid mit den ausgestellten Ärmeln angezogen, das Nell für sie bereit gelegt hatte - und es stand ihr, wie sie erwartet hatte sehr gut. Jedoch saß sie mit leicht gesenktem Kopf auf dem Bett. Nell sah, dass ihre Ohrenspitzen rot angelaufen waren und fragte sich, weshalb sie nervös und mit weit aufgerissenen Augen den Kleiderstoff knetete.

Einen solchen Zustand hatte sie nicht erwartet. Falls Legolas wirklich gerade hier gewesen war, hatte er doch keinen so schockierenden Eindruck hinterlassen können, oder doch? Immerhin war sein Verhalten ebenfalls höchst seltsam ausgefallen. Nell zog die Stirn kraus. Ihr Bruder würde nachher einem ausgiebigen Verhör unterzogen werden, soviel stand für sie fest. Einstweilen würde sie erst einmal versuchen, etwas über die Herkunft der unbekannten Elbe herauszufinden.

"Da bin ich wieder"; sprach sie das Mädchen an.

Dieses zuckte zusammen. Allem Anschein nach hatte sie sie wohl noch nicht bemerkt.

"Entschuldigt, dass ich Euch erschreckt habe", Nells Lippen umspielte ein Lächeln, "Jetzt stehe ich für alle Fragen zur Verfügung. Ihr möchtet bestimmt zuerst wissen, wo Ihr Euch befindet. Man wacht ja nicht jeden Morgen in einer völlig fremden Umgebung auf." Als die Elbe nickte, fuhr sie fort: "Ihr befindet Euch im Düsterwald - genauer gesagt im Schloss König Thranduils. Er ist Regent über das Elbenreich hier. Mein Bruder hat Euch vor zwei Nächten auf unserem Pfad aufgelesen und Euch mit hierher gebracht. Er erzählte mir, Ihr wäret auf der Flucht vor einigen Ungols gewesen. Erinnert ihr Euch?"

Ein kurzes Aufflackern von Angst war in den Augen der Elbe zu erkennen, als Nell ihr nächtliches Abenteuer erwähnte. So etwas vergaß man wohl nicht allzu leicht.

"Ihr habt einen Tag und eine Nacht durchgeschlafen."

"So lange? Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu viel Mühe bereitet."

Nell dachte an die letzte Nacht und schüttelte dann den Kopf: "Keine Sorge."

"Und wer...wer seid Ihr?", wollte die Elbe weiterhin wissen.

"Entschuldigt, ich habe es versäumt, mich vorzustellen. Mein Name ist Nenellinwen. Aber meine Freunde nennen mich Nell. Ich schlage vor, wir einigen uns auch darauf und fahren per du fort. Ich mag förmliche Anreden nicht."

"Sehr gern", freute sich die Elbe, "Ich heiße Féathila, Fé ist mir allerdings lieber."

Nell grinste: "Ich sehe, wir sind uns gar nicht so unähnlich."

Plötzlich sprang Fé jedoch auf: "Was ist mit Féagil?"

Den Namen hatte Nell doch schon einmal gehört. "Wer ist Féagil?"

Féathila wanderte im Zimmer auf und ab. "Mein Bruder. Wir reisten zusammen und wollten einen alten Freund von mir hier besuchen, der im Düsterwald lebt. Und danach weiter nach Lórien gehen - zu meiner Tante. Sie hatte uns extra Soldaten geschickt, die uns begleiten sollten."

"Deine Tante scheint weit reichende Befugnisse zu besitzen. Wie lautet ihr Name? Vielleicht ist sie mir bekannt."

"Es ist Frau Galadriel."

Nells Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben: "Die Herrin von Caras Galadhon ist deine Tante? Welch hohe Ehre dich beherbergen zu dürfen."

"Nicht doch, das macht mich verlegen", meinte Fé mit roten Ohren, "Aber was machen wir mit meinem Bruder?"

Nell legt ihr beschwichtigend den Arm um die Schulter. "Beruhige dich, ihm ist bestimmt nichts passiert - zumal er lórienische Soldaten bei sich hat. Er wird wohl noch nach dir suchen. Ich werde ein paar Grenzwachen aussenden, die ihn finden werden."

"Ich danke dir sehr dafür."

"Und nun werden wir zwei ersteinmal frühstücken gehen. Unterwegs werde ich jemandem Bescheid geben wegen der Suche nach deinem Bruder."

Sie gingen den Flur entlang nach draußen.

Fés Miene war immer noch sehr bedrückt. "Ich hoffe diese Ungols haben sich nicht zum Ersatz auf Féagil gestürzt."

"Das glaube ich kaum", meinte Nell, "Mein Bruder hat dafür Sorge getragen, dass die sich auf niemanden mehr stürzen können."

"Ich hoffe, ich werde Gelegenheit haben, mich bei ihm dafür zu bedanken."

Nell lächelte. Ich denke, das wird sich einrichten lassen."

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Lustlos stocherte Legolas in seinem Essen herum. Im Moment hatte er keine Ruhe für solche Nebensächlichkeiten. Nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte nach seiner - nun ja... peinlichen Begegnung am Morgen, spukte ihm sein Traum wieder im Kopf herum. Er hasste prophetische Träume. Sie brachten nie gute Nachrichten und hinterließen einen bitteren Nachgeschmack. Meistens blieben sie ihm ein Rätsel, bis das Ereignis eintraf.

Dieser hier jedoch war von äußerster Wichtigkeit, das lag ihm im Gefühl. Er musste ihm auf den Grund gehen. Das lidlose Auge war das schrecklichste, das einem im Traum begegnete, noch jetzt rann ihm ein Schauer über den Rücken, wenn er nur daran dachte. Und außerdem konnte er sich nicht erklären, wie das alles mit Féathila zusammenhing.

"Maer aur", weckte ihn Elrohir aus seinen Gedanken. "Maer aur", erwiderte Legolas, "Ich muss wohl nicht fragen, wieso man dich heute einmal ohne deinen Bruder antrifft?"

"Ich befürchte", grinste Elrohir, "wir müssen zumindest heute morgen auf seine Anwesenheit verzichten. Der Met scheint ihm etwas zu Kopf gestiegen zu sein. Und da ich unseren stachelhaarigen Freund nirgends entdecken kann, wird ihn wahrscheinlich das gleiche Schicksal ereilt haben."

"Ich nehme es an."

Elronds Sohn blickte sich daraufhin um. Als er niemanden erblickte, setzte er sich Legolas gegenüber an den Tisch und wandte sich im Flüsterton an ihn, was den Düsterwald-Prinzen überrascht aufhorchen ließ. "Hör zu, eigentlich wollte ich es bereits gestern mit dir besprechen, aber das - Gelage - unserer beiden Langschläfer ließ keine Gelegenheit aufkommen. Ich hoffe inständig unser Vater erfährt nichts davon. Er würde nicht mehr zu halten sein, so ruhig er auch sonst ist. Seiner Meinung nach ist Beherrschung eine oberste elbische Tugend - vor allem was den Genuss von Met betrifft."

"Ja, das kommt mir bekannt vor", entgegnete Legolas, "aber welche wichtige Angelegenheit ist es, von der du sprachst?"

"Du weißt doch von dem Fest, dass dein Vater nach unserer Ankunft gegeben hat. Wir müssen uns übrigens auch noch darüber unterhalten, dass du uns mit der Schar Heiratswilliger allein gelassen hast."

Legolas grinste: "Dafür muss ich mich in der Tat entschuldigen, aber sprich weiter."

"Das Bankett ist doch von einigen Zwergen unterbrochen worden."

"Und?"

Etwa eine Woche bevor wir aufbrachen, hatten wir ein paar Zwerge in Imladris zu Gast. Sie waren in Begleitung von Mithrandir, deshalb haben wir sie bei uns rasten lassen. Ich persönlich war dagegen, aber Vater ist, wie du weißt sehr um Völkerverständigung bemüht - auch wenn es sich dabei um Zwerge handelt. Sei hatten noch so ein seltsames Wesen dabei. Mithrandir erklärte uns, es handele sich um einen ... wie war doch das Wort? ...Habbut? Gibbot?...nein, ich glaube es war ein Hobbit. Also, ich habe noch nie davon gehört. Für mich sah er einfach wie ein noch kleinerer Zwerg aus - nur ohne Bart und nicht so unsympathisch. Einige Tage nachdem sie wieder aufgebrochen waren, wurde das Verhalten unseres Vaters sehr seltsam. Er wandelte nachts durch die Gänge und verbarg sich stundenlang in seiner Bibliothek. Und kurze Zeit später hat er uns nach Düsterwald geschickt. Allerdings ohne uns seine Absichten mitzuteilen, vielleicht zur Sicherheit, ich weiß es nicht. Ich denke es hängt mit diesen Zwergen zusammen. Denn jene, die das Fest störten, wiesen sowohl Elladans als auch meiner Meinung nach eine verdächtige Ähnlichkeit mit denen auf, die bei uns eingekehrt waren. Ich habe es jedoch noch nicht deinem Vater gegenüber geäußert, weil er verständlicher Weise eine andere Haltung ihnen gegenüber einnimmt, als unserer. Und ich wollte keinen Streit heraufbeschwören."

"Keine Sorge, mein Vater ist zwar immer wieder erstaunt über die Ansichten deines Vaters, aber ich glaube er hat sich damit abgefunden", beruhigte ihn Legolas.

"Trotzdem glaube ich nicht, dass das alles purer Zufall ist."

"Nein, ich auch nicht", meinte Legolas nachdenklich, "Und deshalb werde ich diesen berüchtigten Zwergen nachher einen Besuch abstatten."

Elrohir nickte zustimmend und nahm sich etwas zu essen.

Sein Gegenüber allerdings hatte nach diesen neuen Informationen erst Recht keine Ruhe mehr. Bald schob er seinen Teller beiseite und sprang auf. "Ich glaube, ich werde das doch gleich hinter mich bringen."

Verdutzt schaute Elrohir ihm nach. Irgendwie schien sein sonst so ausgeglichener Freund aus dem Gleichgewicht geraten zu sein.

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Fé hatte Mühe Nell zu folgen, die eilig den Flur hinunter lief. "Komm, komm."

Irgendwie war alles immer noch sehr verwirrend. Wenn Féagil doch nur hier wäre. Jedoch fühlte sie sich in Gegenwart von Nell sehr wohl, als wenn sie sich schon sehr lange kannten.

"Komm, zum Speisezimmer geht es hier entlang."

Sie bogen um eine Ecke und folgten einem Säulengang, der sich nach einer Seite hin zum Garten öffnete. Ob es in Lórien auch so schön war?

Vorsichtig sah sie sich um und betete zu den Valar, dass sie dem Jungen, der vorhin ihre Sachen abgeholt hatte, nicht begegnete. Bei Eru, war ihr das peinlich. Noch nie in ihrem gesamten Leben hatte sie sich derart blamiert.

Von ihrem Fenster aus hatte sie zwischen üppigen Sträuchern und einem Blumenmeer einen kleinen Ausschnitt des Sees sehen können und hatte sie neugierig einen Elben beobachtet, der darin geschwommen war. Nachdem er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, hatte sie darauf, dass er vielleicht noch einmal zu sehen sein würde und vor sich hin geträumt. Und das nächste, woran sie sich erinnerte, war, dass sich hinter ihr jemand geräuspert hatte. Am liebsten hätte sie sich ein Loch im Boden gesucht und wäre nie wieder heraus gekommen. Glücklicherweise hatte er nicht angefangen zu lachen, so wie sie es erwartet hatte. Dann hätte sie vor lauter Scham wahrscheinlich freiwillig an die Tür zu Mandos Hallen geklopft. Weshalb geriet sie bloß immer in solche Situationen.

"Fé? Träumst du?", riss sie Nell aus den Gedanken. Fé schaute hoch und lief prompt gegen eine der Säulen.

"Achtung! Du solltest schon hinschauen, wohin du läufst", lachte Nell, als sie sicher war, dass nichts Ernstes passiert war.

Fé lächelte verlegen: "Ja, das hatte nicht viel von der viel gerühmten Elbeneleganz. Ich scheine ein Händchen dafür zu haben."

Plötzlich kam aus der Richtung des Speisezimmers ein blonder Elb gehastet.

"Gut, dass du gerade vorbeikommst", rief ihm Nell zu. Er schaute noch nicht einmal auf. "Später, Nell." Er rannte geradezu an ihnen vorbei. "Le...", begann Nell und brach ab. Entschuldigend sah sie Fé an. "Es tut mir leid. Normalerweise ist mein Bruder nicht so..." "Durcheinander?", schlug Fé vor, denn so deutete sie dieses Verhalten. "Zumindest war er es nicht, als er gegen die Ungols angetreten ist, sonst würde ich nicht hier stehen."

"Lass ihn das bloß nicht hören", warnte Nell, "das würde ihm vielleicht zu Kopfe steigen. Sein hübsches Gesicht ist schon viel zu viel für sein Ego."

"Das kann ich nicht beurteilen, das hat er ja geheim gehalten."

Nell grinste. "Ich stell ihn dir ein anderes Mal vor, wenn er nicht gerade eine brüderlichen Zerstreuungsphase durchlebt."

Inzwischen waren sie beim Speisezimmer angekommen, in dem nur ein einziger Elb saß.

"Elrohir! Aniron lle maer aur**", begrüßte ihn Nell, "Welche Umstände lassen Euch das Frühstück allein einnehmen?"

"Maer aur, Nenellinwen", erwiderte der Elb, der Elrohir hieß, "Nun Euer Bruder ist aus unerfindlichen Gründen soeben geflüchtet und ich hege die Befürchtung, dass weder Elladan noch Aldalor momentan in der Lage sind, mir Gesellschaft zu leisten."

"Dann war euer Abend gestern wohl erfolgreich."

Elrohir seufzte: "Wie man es nimmt. Aber wer ist dieses bezaubernde Wesen." Er blickte in Nells Richtung.

"Oh, verzeiht", lächelte Nell, "Das ist Féathila. Sie ist die Nichte der Hohen Frau Galadriel. Fé, darf ich dir Elrohir vorstellen, Sohn Elronds von Bruchtal."

Elrohir erhob sich und hauchte einen Kuss auf Fés Hand: "Ich bin hocherfreut die Ehre zu haben." Ein Hauch von Rosa huschte über ihr Gesicht. "Die Freude ist ganz meinerseits."

Nell trat zu Elrohir und wisperte ihm zu: "Untersteh dich, es zu versuchen."

Dieser ignorierte ihre Warnung und fragte sie statt dessen: "Ich wusste gar nicht das ihr solch hohen Besuch erwartet."

"Nun ja, der Besuch war auch etwas unerwartet. Ihr wisst doch von der unbekannten Elbe, die mein Bruder mitbrachte, als er vor zwei Nächten eintraf."

"Welch Frage, wer spricht nicht darüber."

Fé lief vor Überraschung rot an und Elrohir begriff.

"Dann seid ihr also die geheimnisvolle Schönheit. Ich kann durchaus nachvollziehen, warum der Prinz Euretwegen allein gegen vie Ungols kämpfte."

Fés Erstaunen war unübersehbar. "Vier? Prinz?"

Nell blickte sie verwundert an: "Hatte ich nicht erwähnt, dass es vier waren? Er will nicht damit prahlen."

Elrohir sah Nell interessiert an: "Viel wichtiger ist doch: Habt Ihr ihr etwa nicht erzählt, dass Euer Bruder der Thronfolger ist?"

"Thr...Thro...Thronfolger?" Fé musste sich setzen. Nicht genug, dass ein Prinz aus Bruchtal anwesend war, nein, ihr Retter war auch noch der Thronfolger von Düsterwald. Sie war offensichtlich mitten in die elbische Hocharistokratie geplatzt.

"Ach, hatte ich das auch nicht erwähnt?", fragte Nell nachdenklich, "es ist ja auch nicht so wichtig. Hauptsache ist doch, dass er ein ausgezeichneter Bogenschütze und Nahkämpfer ist. Sonst wäre er kaum imstande gewesen, dich zu retten." Ein gewisser Stolz schwang in ihrer Stimme mit.

"Wenn er der Thronfolger ist, dann bist du ja...", begann Fé von Neuem.

"Seine Schwester und somit Tochter Thranduils und Prinzessin von Düsterwald", schloss Elrohir, "Ich hoffe damit sind alle verwandtschaftlichen Beziehungen und Titelfragen geklärt."

"Das ist alles andere als nebensächlich. Ich habe mich doch gar nicht an das ganze Hofzeremoniell gehalten." Fé war äußerst entsetzt. Wenn ihre Tante davon erfuhr. Gar nicht auszudenken. Sie war noch nicht einmal offiziell am Hofe eingeführt und schaffte es schon die Elben anderer Reiche zu beleidigen.

"Beruhige dich Fé. Du hast doch gar nichts falsch gemacht", Nell lächelte, "Und selbst wenn, wäre es mir egal. Ich lege nicht sehr viel Wert auf diesen Zeremoniellfirlefanz."

"Zum Leid ihres Vaters", meinte Elrohir mit gespieltem Bedauern.

Nell sah ihn herausfordernd an: "Das sagt ja der Richtige." Sie wandte sich an Fé: "Herr Elrond hat mit ihm auch Mühe und Not, glaub mir. Übrigens, bevor ich es wieder vergesse..."

"Das scheint bei Euch zur Gewohnheit zu werden", warf Elrohir ein.

Die Düsterwald-Prinzessin bedachte ihn mit einem bösen Blick und fuhr fort: "Bevor ich es wieder vergesse: Unser Elb mit dem dreisten Mundwerk hat noch einen Zwillingsbruder, Elladan. Sei also auf der Hut, denn von Zeit zu Zeit kommt es den beiden in den Sinn mit dieser Eigenschaft ihre Spielchen zu treiben."

"Ich werde daran denken", versprach Fé, "Es tut mir leid, dass ich mich unbeholfen bin, aber ich bin bis jetzt nicht viel gereist und war die meiste Zeit bei meiner Cousine am Baraduin-Delta - etwas abgelegen also."

"Und welche Umstände verschlagen Euch nach Düsterwald?"

"Eigentlich bin ich auf der Durchreise, wenn man es so nennen will. Unser Ziel ist eigentlich Lórien. Meine Tante will mich bei Hofe einführen."

"Das ist interessant", Elrohir rückte näher, "Dann werden wird man sich wohl ab jetzt öfter begegnen."

Fé musste grinsen, als Nell entnervt mit den Augen rollte.

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Legolas rannte beinahe durch das Schloss. Er war begierig zu erfahren, was es mit den Zwergen auf sich hatte. Vielleicht würden dann die Zusammenhänge deutlich werden, denn er hatte das starke Gefühl, dass sie irgendwie mit seinem Traum verbunden waren. Erst als er in den Verliesen angekommen war, zwang er sich zur Ruhe.

Von tief unten hörte er jemanden rufen: "Ich bin Thórin Eichenschild und ich verlange mit dem Respekt behandelt zu werden, der mir zusteht."

"Wessen Schrei ist so laut, dass er fast bis nach oben dringt?", fragte er die nächste Wache. Erschrocken sprang der Elb von dem Stuhl auf, auf dem er gesessen hatte: "Eure Hoheit! Welch Überraschung. Nun, es handelt sich um einen der Zwerge, die wir vor zwei Tagen inhaftiert haben. Ich glaube, er ist ihr Anführer. Wir haben seines aufmüpfigen Verhaltens wegen in eine Einzelzelle gesperrt."

"Was ist mit den anderen? Wo sind die übrigen untergebracht?"

"Sie sind zusammen in einem der größeren Verliese." Er wies den Gang entlang, "Dort hinten. Aber ich denke der Aufenthalt bekommt ihnen nicht. Sie reden nur wirr. Von einem Drachen und einem Schatz, den sie unbedingt wiederholen wollen. Diese seltsamste Geschichte handelt von einem Bilbo und einem Unsichtbarkeitsring."

Legolas horchte auf: "Ein Unsichtbarkeitsring?"

"Verrückt nicht wahr, Euer Hoheit?"

"Mmhhh...", murmelte Legolas, "Danke für die Auskunft."

Er ging in die gewiesene Richtung und suchte nach dem Verlies der Zwerge. Das dunkle Gewölbe verbreitete eine gedrückte Atmosphäre. Nur spärlich wurden die Felswände mit einigen Fackeln beleuchtet. Bald schon hörte er tiefe Stimmen, wie sie nur Angehörige der Naugrim besaßen. Er näherte sich den Gitterstäben und lauschte dem Gespräch im Inneren der Zelle.

"Glóin, was machen wir nur, wenn sie uns nie mehr hier herauslassen?"

"Daran will ich lieber nicht denken, Balin. Ich habe eine Frau zuhause und einen sechzigjährigen Naseweis. Sie wird ihn verziehen. Der Junge braucht Disziplin, sonst treibt er sich nur in der Weltgeschichte herum."

Legolas konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Zwergenväter hatten offensichtlich ähnliche Sorgen wie Elbenväter.

"Ich weiß gar nicht, warum du so jammerst. Gimli ist doch gut erzogen. Wenn ich da an meine Bälger denke..."

"Also, ihr zwei. Könntet ihr euch zusammenreißen. Es gibt im Moment ja wohl wichtigere Dinge, über die wir nachdenken sollten, als Kindererziehung."

Reg' dich doch nicht gleich so auf, Dwalin. Du weißt, dass du dann immer so kurzatmig wirst."

"Ach, red nicht solchen Unfug."

"Ich habe Hunger."

"Sei ruhig, Bombur."

"Aber wenn es doch so ist."

"Wann ist es denn bei dir mal nicht so?"

"Ich hoffe Bilbo findet einen Weg, um uns hier herauszuholen."

"Na, mit dem Ring aus dem Nebelgebirge kann er doch bestimmt etwas anfangen. Immerhin kann er unsichtbar überall hineinkommen. Er ist doch unser Meisterdieb. Ihm wird schon etwas einfallen. Außerdem haben sich die Wachen über seltsame Dinge im Schloss unterhalten. Wenn das nicht Bilbo ist, wer denn sonst?"

"Hoffen wir, dass du recht behältst. Diese vermaledeiten Elben. Melkor soll sie holen."

"Ich habe immer noch Hunger."

Legolas wandte sich um. Er hatte genug gehört. Und darüber musste er dringend nachdenken. Eilig machte er sich auf den Rückweg. Der erstaunten Wache befahl er die Essensrationen der Zwerge zu erhöhen. Dann lief er zum Stall und schwang sich auf sein Pferd. Es hatte durchaus Vorteile, wenn man nicht auf einen Sattel und Zaumzeug angewiesen war.

"Zeig, wie schnell du laufen kannst, Ithilos. Wir machen einen kleinen Ausritt.", flüsterte er dem Schimmel ins Ohr. Das Pferd trabte an. Die Stallknechte konnten gerade noch aus dem Weg springen. Im Galopp ging es hinauf in den Hof.

Melonndil kam aus dem Schloss geeilt und stellte sich ihm in den Weg. "Legolas Thranduilen. Wo willst du nun schon wieder hin? Ich war noch nicht fertig mit dir. Du weißt, dass du mir nicht ewig entkommen kannst."

Legolas ließ sich leicht zur Seite hinabrutschen. "Ich bin spätestens heute Abend wieder da, Tante Mel, dann kannst du mich nach Herzenslust anschreien." Melonndil trat zur Seite. Legolas gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann richtete er sich wieder auf. Bevor er durch das Tor ritt, drehte er sich noch einmal um und zwinkerte ihr zu. Er war erfreut zu sehen, dass Melonndil ein kleines Lächeln nicht unterdrücken konnte.

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*Guten Morgen. **Ich wünsche Euch einen guten Morgen.

Notes: Und wieder einmal geschafft. Und: Das - eigentlich offene - Geheimnis der geheimnisvollen Unbekannten ist gelüftet. Finda lag also mit ihrer Vermutung richtig. Tja, alle wissen es, außer unserem Helden, aber der hat ja zu Zeit auch noch andere Dinge im Kopf - noch. :) Mein längstes Chap bis jetze. Ich glaube auch in der guten Nell finden sich einige mir bekannte Charakterzüge wieder. Ich muss aufpassen, sonst findet ihr noch ein Happening sämtlicher Leute statt, die ich kenne. Juti, ich hör jetz auf rumzuschwafeln. Hope to see your review next time. Bye.