Disclaimer: Juti. Alles was man schon aus einem dicken, genialen Buch
namens „Herr der Ringe"oder einem anderen Werk von Großmeister J. R. R.
Tolkien kennt, gehört nicht mir und ich verdiene mit dieser Story kein
Geld.
Hallichen, hallochen. Tut ma leid, dass es so lang gedauert hat, obwohl ich doch gemeint hatte, dass es dass nicht würde. *reumütig um Vergebung fleh* Aber das letzte Schulhalbjahr hat mich ganz schön in die Mangel genommen – selbst in den Ferien. Stress pur, sag ich euch. Deshalb wird's wohl in nächster Zeit immer a bisserl länger mit den neuen Chaps dauern.
@ Finda: Dafür leibe ich so lange Reviews wie deine;) Leider, leider is dieses Chap nich so lang wies letzte – auch wenn's länger gedauert hat. *theatralisch aufseufz* Hoffe es gefällt dir trotzdem.
@ Thuringwen: Jaja, der Aldalor. Ich muss zugeben, er is wohl mein heimlicher Held geworden. Deshalb freut es mich, dass er solchen Anklang findet. Werde mich redlich bemühen, deinen Ansprüchen nach mehr Szenen mit ihm gerecht zu werden;)
@ Eirien: Danke, danke, hoffe der Rest hat dir auch gefallen. Das Elbisch krieg ich nur mit elbischer Wörterliste einigermaßen gebacken. Fließend kann ich des net. Leider, leider :|
So und nu viel Spaß beim Lesen...
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Kapitel 8
Um Fassung ringend blickte Legolas auf die Elbe, die vor ihm stand. Er hatte nicht erwartet, dass das Mädchen, welches vorhin noch gegen einen Baum gelaufen war, ihm jetzt wie das grazilste Wesen Mittelerdes erschien. Wie um Erus Willen hatte sie sich so schnell derart verwandeln können? In ihrem Gesicht konnte er Entsetzen lesen. Sie hatte allem Anschein nach wirklich nicht gewusst, wer er war. Und nun steckten sie beide in dieser unglaublich peinlichen Situation. Glücklicherweise wussten die Umstehenden nichts von ihren beiden vorigen Treffen. Etwas unsicher versuchte er ein Lächeln hervorzubringen. Man musste es ja nicht noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war.
Jemand stieß ihn leicht in die Rippen. „Sag was", flüsterte Elrohir ihm zu. Hoffentlich hatte das jetzt niemand gehört.
„Ja,...mh...", räusperte sich Legolas, „Es freut mich Euch kennen zulernen."
„Tarien Féathila", hörte er die Stimme seines Vaters zu dem überirdischen Wesen vor ihm, „Das ist mein Sohn Legolas."
Féathila. Das Wort hallte in seinem Kopf nach. Er sah, wie sie lautlos seinen Namen sagte. Überrascht zog er die Augenbrauen nach oben. Dann war sie es wirklich? Stumm wiederholte er es. Féathila. Sein erster Gedanke als er damals im Wald ihre Augen gesehen hatte, war doch richtig gewesen. Aber...sie sah so verändert aus. Die Elbe, die hier vor ihm stand war eindeutig nicht mehr das kleine Mädchen, das er einmal gekannt hatte. Warum in Melkors Namen hatte sie nie erwähnt, dass sie Galadriels Nichte war? Er hatte nicht einmal gewusst, dass sie adlig war.
Legolas bemerkte, wie ein Féathila erstaunlich ähnlich sehender Elb sie anstupste. Ihr irritierter Blick schweifte durch den Saal. Als der seine ihren Augen folgte, registrierte er, dass jede einzelne Person im Raum sie anstarrte.
„Es...es freut mich ebenso", presste sie mit Mühe hervor.
Der König schien mitzubekommen, dass hier irgendetwas nicht ganz nach Plan verlief. „Und das, utinu en amin, ist Féathilas Bruder Féagil", überspielte er die Situation.
„Es ist mir eine Ehre, ein weiteres Mitglied der lórienischen Adelsfamilie kennen zulernen", begrüßte er den Elben. Daher kam also die Ähnlichkeit der beiden. Er reichte Fés Bruder die Hand. Seine Fassung war wieder fast hergestellt; aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er jedoch weiterhin verstohlen den dunklen Schopf von Galadriels Nichte unter dem rote Ohrenspitzen hervorlugten.
„Die Ehre liegt bei mir. Eure Fähigkeiten im Kampf sind weit über Düsterwald hinaus bekannt."
Legolas musste seine gesamte Konzentration aufbieten, um der höflich Erwiderung des Prinzen zu folgen. Seine Gedanken drohte ständig zu dessen Schwester abzuschweifen.
„Nun denn", erklang die Stimme des Königs, „Setzen wir uns zu Tische."
Legolas geleitete seine Schwester zur großen Tafel am anderen Ende des Raumes, wo sie sich links von Thranduil niederließen, während Fé an der Seite ihres Bruders rechts vom König Platz nahm. Féagil war auch sogleich in eine angeregte Diskussion mit dem Gastgeber vertieft.
Wie er hoffte unbemerkt blickte Legolas immer wieder zu Féathila hinüber. Er konnte sich noch nicht entscheiden, wie er die Tatsache, dass sie so erwachsen geworden war, aufnehmen sollte. Schließlich hatte er von ihrer körperlichen Entwicklung mehr gesehen, als er sollte. Konnte er sich jetzt noch vorstellen, dass das seine Kindheitsfreundin war?
„Weshalb bis du eigentlich so rot, tôror en'corm*?" Misstrauisch schielte Nell ihn von der Seite an.
„Bin ich das?"Sein Name war Hase. Unschuldig blickte er seine Schwester an.
„Ja, durchaus. Und außerdem scheine dich unsere Ehrengäste, besonders die weiblichen, sehr zu interessieren."Es war also doch nicht so unauffällig gewesen. „Möchtest du mir etwas erzählen?"bohrte Nell weiter.
„Ach, weißt du, seler en'corm, das ist eine lange Geschichte."
Sie sah ihn leicht zweifelnd an. „In letzter Zeit gebrauchst du diese Wendung äußerst inflationär. Ich fürchte unser Gespräch - von dem ich dir versprechen kann, dass es sehr bald stattfinden wird – wird sehr lang dauern. Wirklich, sehr lang."
Sie blickte zu ihren Ehrengästen. „Bei den Valar, ich habe ihm doch gesagt, er soll die Finger von ihr lassen."
Fragend schaute Legolas in das ärgerliche Gesicht seiner Schwester. „Wer soll die Finger von wem lassen?"
„Hast du keine Augen im Kopf?"fragte sie ihn in diesem Wie-kannst-du-nur- eine-so-dumme-Frage-stellen-Ton, „Unser Schwerenöter Elrohir hat Fé zu seinem nächsten Opfer auserkoren."
Legolas beobachtete seinen Freund, der neben Féathila Platz genommen hatte und sich nun angeregt mit ihr unterhielt. Was war denn daran so schlimm? „Bist du dir sicher? Normalerweise sehen seine Annäherungsversuche sehr viel auffälliger aus."
Als Antwort schüttelte Nell den Kopf, schaute ihn an, als wäre er der größte Dummkopf Mittelerdes, und murmelte irgendetwas von „Männern".
„Selbst wenn", meinte Legolas, „So wie ich Féathila kenne, wird sie sich von niemandem so leicht herumkriegen lassen." Das hoffte er jedenfalls irgendwie. Und das Mädchen, das er gekannt hatte, hatte sehr schnell hinter die Fassaden blicken können.
„Wie du Fé kennst?"wiederholte seine Schwester ungläubig, jedoch äußerst interessiert, „Ich dachte, du weißt nicht wer sie ist."
Na, da hatte er ja was angerichtet. „Ich hab doch gesagt, es ist eine lange Geschichte", erklärte er hastig.
„Oh ja, sehr, sehr, sehr lang. Und vor allem sehr, sehr bald", grinste ihn Nell an. „Übrigens", fuhr sie fort, „Weißt du eigentlich, dass die ständige Verweigerung von Mahlzeiten nicht gesund ist – selbst für einen Elben?" Sie blickte dabei auf seinen Teller, der sich seit Beginn des Mahles nicht geleert hatte. Er hatte das Essen darauf lediglich hin und her geschoben.
„Was ist nur los mit dir?"
„Legolas?"unterbrach der Vater die Geschwister.
„Ja, Adar?"
„Du und Nenellinwen, ihr könntet den Tanz eröffnen."
„Wie du wünschst, Adar."Legolas erhob sich und hielt Nell seine Hand hin.
„Nein, nein", wiegelte der König ab, „Du forderst natürlich Féathila auf."
Féagil war derzeit herangetreten. „Tarien Nenellinwen, dürfte ich um diesen Tanz bitten?"
Nell ergriff die Hand des Prinzen und stand auf. „Aber natürlich, sehr gern."
Hilflos sah Legolas den beiden hinterher, während sie zur Tanzfläche gingen. Hoffentlich überstand er das irgendwie ohne hinterher unter diversen Komplexen zu leiden. Steif wie ein Ent nahm er neben Féathila Aufstellung und bot ihr seine Hand an.
„Tarien Féathila, würdet ihr mir die Ehre erweisen, mir diesen Tanz zu schenken?"Sehr gut, seine sprachlichen Fähigkeiten waren noch abrufbar.
Zögernd schaute sie kurz zu ihm auf. Ihre Wangen färbten sich leicht. Sie schlug die Augen nieder. „Natürlich", antwortete sie ohne ihn anzusehen, nahm seine hand und folgte ihm zur Tanzfläche.
Dann standen sie voreinander, schauten betreten in verschiedene Richtungen. Das konnte ja heiter werden. Irgendwie musste er das Eis brechen. Er nahm Tanzhaltung ein. So wie sie es ihm selbst beigebracht hatte. Überrascht blickte sie ihn an. Die Musik begann zu spielen.
„Wie du siehst, habe ich nichts verlernt", meinte er leise. Sie schenkte ihm ein Lächeln und legte ihm zaghaft eine Hand auf die Schulter, schob die andere in die seine. In kleinen, fast schüchternen Bewegungen begannen sie, doch ihre Schritte wurden immer sicherer und schon bald durchtanzten sie den Raum, als hätten sie nie in ihrem langen Leben etwas anderes getan.
Betrübt über Féathilas anhaltendes Schweigen betrachtete er ihren gesenkten dunklen Schopf. „Wollen wir den Abend damit zubringen, weiterhin so zu tun, als hätten wir uns nichts zu sagen?"
„Das würde mich traurig machen", war ihre geflüsterte Antwort. Doch noch immer schaute sie nicht zu ihm auf.
„Mich auch."Endlich hob sie den Kopf und sah ihn, wenn auch leicht unsicher an. Ein Lächeln lag ihm auf den Lippen. Sie erwiderte die Geste. „Du bist besser geworden", bemerkte sie, den Anflug eines Grinsens nicht verbergen könnend, „Im Hinblick auf das Tanzen jedenfalls."
„Danke", erwiderte er mit verschmitztem Gesichtsausdruck, „Aber ich hatte ja auch zweitausend Jahre Zeit zum Üben."
„Legolas?"
„Ja?"
„Warum hast du es mir nie gesagt? Das du der Taren von Düsterwald bist meine ich."
„Das wusste ich damals nicht. Mein Vater hat mich damals von unserem Hof ferngehalten. Die Sommer verbrachte ich bei euch, die Winter in Imladris. Nur selten war ich hier, was mich oft sehr traurig machte. Ich dachte, mein Vater wäre einer der Minister, weil man mir immer erklärte, er habe viel mit Regierungsgeschäften zu tun. Dass er der König ist, hätte ich damals nicht für möglich gehalten."
„Er wollte dir wohl eine annähernd normale Kindheit ermöglichen."
„Wahrscheinlich", meinte Legolas nachdenklich, „Und warum hast du nie etwas gesagt?"
„Eine ähnliche Geschichte. Immer wenn man mir von Tante Galadriel erzählte, hieß es, sie wäre am lórienischen Hof. Aber dass sie gleich die Königin ist, daran hätte ich nicht im Traum gedacht."
Langsam begann sich die Tanzfläche weiter zu füllen. Legolas beobachtete, wie sein Vater sich mit Melonndil näherte und schmunzelte in sich hinein, als er bemerkte, wie sich sämtliche Hofdamen an Elladan und Elrohir heranpirschten. Jede von ihnen in der festen Überzeugung, unauffällig zu wirken und mit der Hoffnung bewaffnet, einer von beiden würde sie wohl auffordern. Falls das überhaupt möglich war, sah der arme Elladan sogleich noch ein wenig elender aus, während man Elrohir förmlich an der Nasenspitze ablesen konnte, wie er fieberhaft verschiedene Fluchtmöglichkeiten gegeneinander abwog.
Eru sei Dank, sah sich Legolas in diesem Moment von der Gefahr einer solchen Belagerung befreit. Der Grund dafür drehte sich immer noch mit ihm über die Tanzfläche und sah einfach atemberaubend aus – was man eigentlich nicht über seine Kindheitsfreundin denken sollte, immerhin war sie ja so etwas wie eine Schwester.
Als er vorhin den Saal betreten hatte, hatte er gewusst, dass er mit seiner Bekanntschaft der unbekleideten Art zusammentreffen würde, aber ihr Anblick hatte ihm schier die Sprache verschlagen. Diesmal hatte er sie sich nämlich genauer angesehen, da die Besonderheit ihrer beiden vorigen Treffen seine Aufmerksamkeit nicht abgelenkt hat. Aber als er dann hörte, dass sich um seine kleine Fé handelte, warf ihn das völlig aus der Bahn... Er hatte nicht den leisesten hauch einer Ahnung wie er sich nun ihr gegenüber am besten verhalten sollte.
„Legolas?"durchbrach ihre Stimme das Schweigen zwischen ihnen.
„Ja, Fé", entgegnete er und entlockte ihr mit der Aussprache ihres Namens ein Lächeln, bevor sie wieder ernster wurde.
„Ich konnte mich noch gar nicht dafür bedanken, dass du mir das Leben gerettet hast."
„Gern geschehen. Wenn ich gewusst hätte, um wen es sich da handelt... Aber sag mir, was verschlägt dich denn eigentlich zu uns in den Düsterwald?"
„Ob du es glaubst oder nicht, aber tatsächlich wollte ich dich besuchen."
„Mich besuchen?"
„Nun ich wurde an den Hof von Lórien beordert. Und da es meiner Ansicht nur einen kleinen Umweg bedeutete, wollte ich unbedingt einmal den Grünwald besuchen. Allerdings hast bei deinen Erzählungen vergessen zu erwähnen, welche furchtbaren Tiere in diesem Wald hausen."
Legolas spürte, wie sie bei den Gedanken an die Ungols, die sie beinahe das Leben gekostet hätten, leicht zitterte. Unbewusst zog er sie in einer beschützenden Geste näher zu sich.
„Damals gab es sie auch noch nicht, zumindest nicht hier. Mich würde es nicht wundern, wenn Mordor selbst sie ausgespuckt hätte." Zorn hatte sich in seine Stimme geschlichen, der in Bedauern umschwang. „Ich hätte dir meine Heimat gern in besseren Zeiten gezeigt. Aber es gibt noch heute einige Plätze, die noch die gleiche Schönheit ausstrahlen", erklärte er und fügte nach einem kurzen Zögern hinzu, „Der Waldsee zum Beispiel sieht noch genauso aus wie zur damaligen Zeit."
Er konnte beobachten, wie ihre Ohrenspitzen leicht rot wurden und konnte nicht verhindern, dass auch ihm Hitze in die Wangen stieg. Er hatte es bei ihrem Treffen zwar ganz gut überspielen können, aber dass sie ihn in dieser Situation überrascht hatte... Jedoch musste er zugeben, dass es ihm irgendwie geschmeichelt hatte, sie so aus der Fassung gebracht zu haben, dass sie hinterher wirklich gegen einen Baum gelaufen war.
„Du hast recht", antwortete sie schließlich, „Es ist...ähm...sehr schön dort."
Bevor er etwas erwidern konnte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Legolas drehte sich um. Elrohir stand vor ihm und grinste breit. Er hatte es also geschafft seinen Verfolgerinnen zu entkommen. „Darf ich abklatschen", fragte der Sohn Elronds, „Ich dachte mir, da du nun schon drei Tänze mit ihr absolviert hast, wirst du mir unsere Féathila auch einmal kurz überlassen."
Drei Tänze? Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie solange getanzt hatten.
„Ähm, sicher, wenn sie nichts dagegen hat."
„Natürlich nicht", meinte Fé. Widerstrebend ließ Legolas sie daher los und übergab sie an seinen Freund. Als er zu seinem Platz an der Festtafel zurückkehrte, konnte er die weiblichen Blicke spüren, die ihn mit Argusaugen verfolgten. Innerlich aufseufzend setzte er sich neben Elladan, frei nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stärker. Allerdings schien sein Freund im Moment nicht daran interessiert, denn nachdem ihn Legolas mit einem „Wie geht es dir, mellon'amin?"begrüßt hatte, reagierte Elladan mit einer noch grünlicheren Färbung seines Gesichtes. Dann schlug er sich die Hand vor den Mund und eilte nach draußen. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Legolas ihm hinterher. Armer Kerl.
Ja, da saß er nun, der Meute hilflos ausgeliefert, die langsam begann einen Belagerungsring um ihn zu ziehen. Das war ja schlimmer, als gegen sämtliche Ungols Düsterwalds anzukämpfen. Er entdeckte eine kleine Lücke – allem Anschein nach die letzte möglich Fluchtgelegenheit, bevor er eine der Damen auffordern musste. Dann würde er sie allerdings für den Rest des Abends nicht mehr loswerden. Schnell sprang er auf und nutzte seine Chance. Dann versuchte er in der Menge zu verschwinden. Er sah sich um und als er sicher sein konnte, dass ihm keine der Elbinnen gefolgt war, schlüpfte er durch eine Terrassentür nach draußen.
Als er den Pavillon am See erreicht hatte, nahm er auf der Brüstung Platz. Hier konnte man wenigstens noch seine Ruhe haben. Den Kopf an einen der Pfeiler gelehnt blickte er zum Himmel hinauf und suchte Frieden in der Betrachtung Earendils. Doch diesmal fand er ihn nicht.
Statt dessen blitzte die Bilder seines Albtraums wieder vor ihm auf: Féathila, wie sie hilfesuchend zu ihm herabsah; Féathila, wie sie verzweifelt nach ihm rief; Féathila, wie sie vom Ring verschluckt wurde.
Ein Stein schien in seiner Magengrube zu liegen und ein Kloß im Hals ließ ihn flach atmen, so heftig und unerwartet traf ihn der Schmerz. Er klammerte sich mit einer Hand an den Pfeiler und versuchte den Würgereiz zu unterdrücken.
Das hatte er völlig verdrängt. Er hatte sich bisher nur auf die Bilder konzentriert, die nichts mit ihr zu tun hatten. Wie eine Welle, unter der er zu ertrinken drohte, wurde er nun von der Erinnerung erfasst. Das durfte nicht geschehen, das würde nicht geschehen – nicht, wenn er es verhindern konnte, egal wie.
+++++++
Aldalor schluckte den letzten Rest von Nenellinwens Teemischung herunter. Er wusste nicht, was dort alles drinnen war, aber sie schien zu helfen - auch wenn es schwierig war das Getränk bei sich zu behalten.
Nachdenklich fuhr er sich durch die kurzen Haare, die seinen nun fast schmerzfreien Kopf zierten. Legolas' verwirrte Art gefiel ihm gar nicht. Es passte einfach nicht zu seinem Freund, der sonst die Aufgeräumtheit in Person war. Was konnte ihn also dermaßen aus der Bahn geworfen haben. Konnte das etwa nur mit dem Mädchen zu tun haben? Er bezweifelte es. Wegen einer Elbe hatte er sich noch nie so verhalten, selbst dann nicht, wenn er ernstere Absichten gehegt hatte, was jedoch noch nicht so häufig geschehen war – und außerdem noch nie zu einem handfesten Ergebnis geführt hatte. Was mochte nur dahinter stecken?
Grübelnd nahm er seine Uniform aus dem Schrank. Die Offiziere mussten sie zu offiziellen Anlässen zur Repräsentation tragen. Und wenn er seinen verwirrten Freund heute noch sprechen wollte, musste er sich wohl oder übel hineinzwängen und auf dieses Bankett gehen. Was tat man nicht alles?
In der Hoffnung, dass der Lärm des Festes die Hämmer in seinem Kopf nicht wieder in Bewegung setzen würde, begab er sich zum Saal. Auf dem Weg eilte Elladan vorbei. Aldalor konnte gerade noch aus dem Weg springen. Nenellinwens Spezialmischung hatte bei ihm wohl nicht die beabsichtigte Wirkung gezeigt. Für einen Moment dachte er darüber nach, ihm zu folgen. Allerdings wollte er ihm die Demütigung ersparen Zeuge seiner verkaterten Situation zu werden. Immerhin hatte Aldalor Erfahrung darin und ihm selbst hätte es auch nicht gefallen, wenn man ihn beim Rückwärtsfrühstücken zugesehen hätte. Daher entschied er sich dafür, seine ursprüngliches Vorhaben wieder aufzunehmen.
Nachdem er bei der großen offenstehenden Flügeltür angekommen war, verschaffte er sich an den Türpfosten gelehnt einen Überblick. Elrohir tanzte gerade mit dem weiblichen Ehrengast, Nenellinwen mit dem König, der männliche Ehrengast mit Melonndil. Keine Spur von Legolas. Schließlich entdeckte er ihn an der leicht erhöht stehenden Festtafel sitzend. Sein Gesicht drückte eine leichte Panik aus, deren Ursache eindeutig in den ihn umzingelnden Damen zu suchen war. Aldalor schüttelte leicht den Kopf. Dass das diesen Mädchen nicht peinlich war, sich dermaßen anzubieten. Es gab ja nun wahrlich bessere Möglichkeiten für einen Annäherungsversuch.
Er beobachtete, wie Legolas seine Lage abschätzte und dann plötzlich aufsprang. Aldalor hatte Mühe ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Er sah gerade noch, wie sich der blonde Schopf seines Freundes in Richtung Terrassentür bewegte und schließlich nach draußen verschwand. Hoffentlich hatte das sein Fanclub nicht mitbekommen. Ein Blick auf sie verriet, dass dem nicht so war. Ihr verwirrter Gesichtsausdruck entlockte ihm ein kleines Grinsen.
Als er seinem Freund folgte, nahm er belustigt so manchen empörten Blick des einen oder anderen Gastes wahr. Man hatte sich wohl immer noch nicht an seine neugestaltete Haarpracht gewöhnt. Er nickte ein paar Bekannten zu und sprach mit einigen.
Er hatte keine Eile, denn er wusste, dass Legolas beim Pavillon zu finden sein würde. Schließlich machte er sich gemächlichen Schrittes ebenfalls auf den Weg dorthin. Wenn er gewusst hätte, welcher Anblick sich ihm bieten würde, hätte er wohl sein Ziel zu erreichen gesucht.
Sein Freund saß mit dem Rücken zu ihm zusammengekrümmt auf der Brüstung. Mit dem rechten Arm fasste er sich an den hals, seine linke Hand krallte sich förmlich in das Holz des Stützpfeilers. Sein ganzer Körper zitterte.
Aldalor schluckte schwer. In einem solchen Zustand hatte er Legolas noch nie gesehen. Lautlos näherte er sich und blieb hinter dem Prinzen stehen.
„Es darf nicht passieren", hörte er ihn krächzend flüstern.
„Legolas", sprach Aldalor ihn mit ruhig an und legte Legolas eine Hand auf die Schulter, „Erzähl es mir, was darf nicht passieren."
Sein Freund hörte auf zu zittern, doch seine weiterhin verkrampfte Haltung verriet, dass es noch nicht vorbei war, um was immer es sich auch handelte.
„Meine Güte, Aldalor", Legolas versuchte seiner Stimme einen normalen Klang zu verleihen, „Hast du mich erschreckt. Es ist nichts. Mach dir keine Sorgen."
„Uumo nyar' amin nat' latuukenda!**"unterbrach Aldalor ihn wirsch, „Jeder Elb, der dich nicht so gut kennt wie ich, würde sehen, dass deine Verfassung alles andere als gut ist, um es einmal milde auszudrücken. Also lüg mich nicht an, sondern erzähle mir endlich, was zum Melkor noch mal mit dir los ist."Damit setzte er sich neben Legolas auf die Brüstung und blickte seinen Freund ernst von der Seite an, während er abwartete, ob seine Standpauke Wirkung zeigte. Er atmete scharf ein, als er sah, dass sämtliche Farbe aus dem Gesicht des Prinzen gewichen war.
„Der Schatten", begann Legolas dann endlich mit ausdrucksloser Stimme, den Blick starr auf das Wasser vor ihm gerichtet, „Ich befürchte, die Gerüchte stimmen."
Aldalors Augen wurden groß. „Du willst doch nicht etwa sagen..."
„Doch, es ist...", Legolas schluckte und zögerte, „...Ich befürchte, es ist...Sauron."Er spie den Namen fast aus.
Aldalor schloss kurz die Augen und atmete durch. Bei Eru, bitte nicht. „Wie kannst du dir so sicher sein?"fragte er mit dem letzten Funken Hoffnung.
„Aldalor", sprach Legolas weiter, jetzt eindringlicher und wandte ihm das Gesicht zu. In den Augen des Prinzen lag eine unermessliche Qual und seine Stimme war nur noch ein Flüstern: „Ich habe das Auge gesehen." Gequält schloss Aldalor erneut die Augen, er wollte es nicht wahrhaben. Warum nur hatte er es ihm nicht schon früher erzählt? „Verstehst du?", hörte er seinen Freund fortfahren, „Sein Geist hat die Mauern des Elbenzaubers durchbrochen und ist hier gewesen. Hier, im Hause meines Vaters."
„Aber...wann?"
„Gestern nacht. Ich habe es im Traum gesehen. Und vorher...vorher..." Legolas' Stimme brach. Aldalor legte ihm wieder beruhigend die Hand auf die Schulter. „Was war vorher?"
Des Prinzen Blick wandte sich wieder dem Wasser zu. „Das Mädchen, du weißt schon... Sie ist eine alte Freundin von mir, aus meiner Kindheit. Ich habe sie nur nicht gleich erkannt."Er lächelte wieder ein bisschen, was Aldalor wieder etwas mehr Zuversicht im Hinblick auf die Verfassung seines Freundes gab. „Ich habe immer die Sommer mit ihr zusammen verbracht. Das war noch bevor Nell geboren wurde und bevor ich dich kennenlernte."- Dann musste es wirklich schon sehr lang her sein. – „Sie war damals so etwas wie meine kleine Schwester, denke ich. Und sie bedeutete mir viel. Das tut sie heute noch, obwohl ich sie mehr als zweitausend Jahre nicht mehr gesehen habe." Er brach ab. Das Zittern hatte wieder angefangen.
„Und wie hängt das zusammen mit...du weißt schon?"
„Du hast doch von dem Ring gehört, dem Einen Ring, der verloren ging auf den Schwertelfeldern.
Nicht das auch noch. „Ja."
„Er ist mir ebenfalls erschienen und er hat sie... er hat sie... verschluckt. Und ich stand einfach nur da und war außer Stande, ihr zu helfen."
„Weiß sie etwas davon?"
„Natürlich nicht, wie soll ich ihr das denn bitte beibringen. Hör mal, ich habe übrigens vorausgesehen, dass ich dich werde sterben lassen!? Ich wollte mich nur schon einmal im Voraus dafür entschuldigen, ich hoffe du nimmst es mir nicht übel!?"Legolas lachte bitter, „Wohl kaum. Außerdem konnte ich gerade erst die Zusammenhänge erkennen. Bevor ich wusste, dass es sich bei unserem Ehrengast um Féathila handelt, konnte ich mir keinen Reim darauf machen, und habe diesen Teil außer Acht gelassen. Doch vorhin hat mich die Erinnerung daran fast erschlagen."
Sie schwiegen.
„Du solltest mit deinem Vater darüber reden, über die Sache mit dem Auge meine ich", schlug Aldalor vor und sah seinen Freund an.
„Das habe ich vor. Gleich morgen früh. Ich will das Fest nicht durch solche Nachrichten verderben."
Zufrieden stellte Aldalor fest, dass Legolas sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Auch wenn die Anspannung nicht völlig gewichen war, so sah er doch um einiges gelöster aus.
„Bis dahin", meinte Aldalor in bestimmten Ton, „Solltest du dich etwas ablenken. Stundenlanges Brüten bringt überhaupt nichts. Eher wirst du mir noch zu einem Nervenbündel. Du hast mich ganz schön erschreckt vorhin, weißt du das?"
Legolas versuchte zu grinsen. „Tut mir leid. Wahrscheinlich hast du recht. Es bringt nichts ständig darüber nachzugrübeln."
„So gefällst du mir schon besser."Aldalor drehte sich um und sprang von der Brüstung. „Und nun stellst du mir die Dame deines Herzens vor."
„Sie ist nicht die Dame meines Herzens", protestierte Legolas und stieg ebenfalls herunter, „Ich hege keine Gefühle für sie, die ich nicht auch Nell entgegenbringen würde."
„Natürlich nicht."Wer's glaubt... „Trotzdem will ich sie jetzt kennen lernen."
„Na schön."Sie machten sich gemeinsam auf den Rückweg. „Aber versprich mir, nett zu sein."
„Wann war ich das denn einmal nicht." Innerlich schüttelte Aldalor den Kopf. Wie blind Legolas doch manchmal sich selbst gegenüber war. Er schien es wirklich nicht bemerkt zu haben. Hoffentlich brach sie ihm nicht das Herz.
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*Bruderherz **Red keinen Blech!
Notes: So wieder eins g'schafft. Bin allerdings mit einigen Passagen nich so ganz zufrieden, wusste allerdings auch nich, wie ich sie hätte besser formulieren können. Naja, hoffe, es hat euch trotzdem ein bisschen gefallen. Wenn ja oder auch wenn nich – und jetzt alle zusammen – REVIEWN, REVIEWN, REVIEWN. *yeah* Schuldjung, manchmal geht's halt einfach mit mir durch ;) Juti dann vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Chap.
Hallichen, hallochen. Tut ma leid, dass es so lang gedauert hat, obwohl ich doch gemeint hatte, dass es dass nicht würde. *reumütig um Vergebung fleh* Aber das letzte Schulhalbjahr hat mich ganz schön in die Mangel genommen – selbst in den Ferien. Stress pur, sag ich euch. Deshalb wird's wohl in nächster Zeit immer a bisserl länger mit den neuen Chaps dauern.
@ Finda: Dafür leibe ich so lange Reviews wie deine;) Leider, leider is dieses Chap nich so lang wies letzte – auch wenn's länger gedauert hat. *theatralisch aufseufz* Hoffe es gefällt dir trotzdem.
@ Thuringwen: Jaja, der Aldalor. Ich muss zugeben, er is wohl mein heimlicher Held geworden. Deshalb freut es mich, dass er solchen Anklang findet. Werde mich redlich bemühen, deinen Ansprüchen nach mehr Szenen mit ihm gerecht zu werden;)
@ Eirien: Danke, danke, hoffe der Rest hat dir auch gefallen. Das Elbisch krieg ich nur mit elbischer Wörterliste einigermaßen gebacken. Fließend kann ich des net. Leider, leider :|
So und nu viel Spaß beim Lesen...
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Kapitel 8
Um Fassung ringend blickte Legolas auf die Elbe, die vor ihm stand. Er hatte nicht erwartet, dass das Mädchen, welches vorhin noch gegen einen Baum gelaufen war, ihm jetzt wie das grazilste Wesen Mittelerdes erschien. Wie um Erus Willen hatte sie sich so schnell derart verwandeln können? In ihrem Gesicht konnte er Entsetzen lesen. Sie hatte allem Anschein nach wirklich nicht gewusst, wer er war. Und nun steckten sie beide in dieser unglaublich peinlichen Situation. Glücklicherweise wussten die Umstehenden nichts von ihren beiden vorigen Treffen. Etwas unsicher versuchte er ein Lächeln hervorzubringen. Man musste es ja nicht noch schlimmer machen, als es ohnehin schon war.
Jemand stieß ihn leicht in die Rippen. „Sag was", flüsterte Elrohir ihm zu. Hoffentlich hatte das jetzt niemand gehört.
„Ja,...mh...", räusperte sich Legolas, „Es freut mich Euch kennen zulernen."
„Tarien Féathila", hörte er die Stimme seines Vaters zu dem überirdischen Wesen vor ihm, „Das ist mein Sohn Legolas."
Féathila. Das Wort hallte in seinem Kopf nach. Er sah, wie sie lautlos seinen Namen sagte. Überrascht zog er die Augenbrauen nach oben. Dann war sie es wirklich? Stumm wiederholte er es. Féathila. Sein erster Gedanke als er damals im Wald ihre Augen gesehen hatte, war doch richtig gewesen. Aber...sie sah so verändert aus. Die Elbe, die hier vor ihm stand war eindeutig nicht mehr das kleine Mädchen, das er einmal gekannt hatte. Warum in Melkors Namen hatte sie nie erwähnt, dass sie Galadriels Nichte war? Er hatte nicht einmal gewusst, dass sie adlig war.
Legolas bemerkte, wie ein Féathila erstaunlich ähnlich sehender Elb sie anstupste. Ihr irritierter Blick schweifte durch den Saal. Als der seine ihren Augen folgte, registrierte er, dass jede einzelne Person im Raum sie anstarrte.
„Es...es freut mich ebenso", presste sie mit Mühe hervor.
Der König schien mitzubekommen, dass hier irgendetwas nicht ganz nach Plan verlief. „Und das, utinu en amin, ist Féathilas Bruder Féagil", überspielte er die Situation.
„Es ist mir eine Ehre, ein weiteres Mitglied der lórienischen Adelsfamilie kennen zulernen", begrüßte er den Elben. Daher kam also die Ähnlichkeit der beiden. Er reichte Fés Bruder die Hand. Seine Fassung war wieder fast hergestellt; aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er jedoch weiterhin verstohlen den dunklen Schopf von Galadriels Nichte unter dem rote Ohrenspitzen hervorlugten.
„Die Ehre liegt bei mir. Eure Fähigkeiten im Kampf sind weit über Düsterwald hinaus bekannt."
Legolas musste seine gesamte Konzentration aufbieten, um der höflich Erwiderung des Prinzen zu folgen. Seine Gedanken drohte ständig zu dessen Schwester abzuschweifen.
„Nun denn", erklang die Stimme des Königs, „Setzen wir uns zu Tische."
Legolas geleitete seine Schwester zur großen Tafel am anderen Ende des Raumes, wo sie sich links von Thranduil niederließen, während Fé an der Seite ihres Bruders rechts vom König Platz nahm. Féagil war auch sogleich in eine angeregte Diskussion mit dem Gastgeber vertieft.
Wie er hoffte unbemerkt blickte Legolas immer wieder zu Féathila hinüber. Er konnte sich noch nicht entscheiden, wie er die Tatsache, dass sie so erwachsen geworden war, aufnehmen sollte. Schließlich hatte er von ihrer körperlichen Entwicklung mehr gesehen, als er sollte. Konnte er sich jetzt noch vorstellen, dass das seine Kindheitsfreundin war?
„Weshalb bis du eigentlich so rot, tôror en'corm*?" Misstrauisch schielte Nell ihn von der Seite an.
„Bin ich das?"Sein Name war Hase. Unschuldig blickte er seine Schwester an.
„Ja, durchaus. Und außerdem scheine dich unsere Ehrengäste, besonders die weiblichen, sehr zu interessieren."Es war also doch nicht so unauffällig gewesen. „Möchtest du mir etwas erzählen?"bohrte Nell weiter.
„Ach, weißt du, seler en'corm, das ist eine lange Geschichte."
Sie sah ihn leicht zweifelnd an. „In letzter Zeit gebrauchst du diese Wendung äußerst inflationär. Ich fürchte unser Gespräch - von dem ich dir versprechen kann, dass es sehr bald stattfinden wird – wird sehr lang dauern. Wirklich, sehr lang."
Sie blickte zu ihren Ehrengästen. „Bei den Valar, ich habe ihm doch gesagt, er soll die Finger von ihr lassen."
Fragend schaute Legolas in das ärgerliche Gesicht seiner Schwester. „Wer soll die Finger von wem lassen?"
„Hast du keine Augen im Kopf?"fragte sie ihn in diesem Wie-kannst-du-nur- eine-so-dumme-Frage-stellen-Ton, „Unser Schwerenöter Elrohir hat Fé zu seinem nächsten Opfer auserkoren."
Legolas beobachtete seinen Freund, der neben Féathila Platz genommen hatte und sich nun angeregt mit ihr unterhielt. Was war denn daran so schlimm? „Bist du dir sicher? Normalerweise sehen seine Annäherungsversuche sehr viel auffälliger aus."
Als Antwort schüttelte Nell den Kopf, schaute ihn an, als wäre er der größte Dummkopf Mittelerdes, und murmelte irgendetwas von „Männern".
„Selbst wenn", meinte Legolas, „So wie ich Féathila kenne, wird sie sich von niemandem so leicht herumkriegen lassen." Das hoffte er jedenfalls irgendwie. Und das Mädchen, das er gekannt hatte, hatte sehr schnell hinter die Fassaden blicken können.
„Wie du Fé kennst?"wiederholte seine Schwester ungläubig, jedoch äußerst interessiert, „Ich dachte, du weißt nicht wer sie ist."
Na, da hatte er ja was angerichtet. „Ich hab doch gesagt, es ist eine lange Geschichte", erklärte er hastig.
„Oh ja, sehr, sehr, sehr lang. Und vor allem sehr, sehr bald", grinste ihn Nell an. „Übrigens", fuhr sie fort, „Weißt du eigentlich, dass die ständige Verweigerung von Mahlzeiten nicht gesund ist – selbst für einen Elben?" Sie blickte dabei auf seinen Teller, der sich seit Beginn des Mahles nicht geleert hatte. Er hatte das Essen darauf lediglich hin und her geschoben.
„Was ist nur los mit dir?"
„Legolas?"unterbrach der Vater die Geschwister.
„Ja, Adar?"
„Du und Nenellinwen, ihr könntet den Tanz eröffnen."
„Wie du wünschst, Adar."Legolas erhob sich und hielt Nell seine Hand hin.
„Nein, nein", wiegelte der König ab, „Du forderst natürlich Féathila auf."
Féagil war derzeit herangetreten. „Tarien Nenellinwen, dürfte ich um diesen Tanz bitten?"
Nell ergriff die Hand des Prinzen und stand auf. „Aber natürlich, sehr gern."
Hilflos sah Legolas den beiden hinterher, während sie zur Tanzfläche gingen. Hoffentlich überstand er das irgendwie ohne hinterher unter diversen Komplexen zu leiden. Steif wie ein Ent nahm er neben Féathila Aufstellung und bot ihr seine Hand an.
„Tarien Féathila, würdet ihr mir die Ehre erweisen, mir diesen Tanz zu schenken?"Sehr gut, seine sprachlichen Fähigkeiten waren noch abrufbar.
Zögernd schaute sie kurz zu ihm auf. Ihre Wangen färbten sich leicht. Sie schlug die Augen nieder. „Natürlich", antwortete sie ohne ihn anzusehen, nahm seine hand und folgte ihm zur Tanzfläche.
Dann standen sie voreinander, schauten betreten in verschiedene Richtungen. Das konnte ja heiter werden. Irgendwie musste er das Eis brechen. Er nahm Tanzhaltung ein. So wie sie es ihm selbst beigebracht hatte. Überrascht blickte sie ihn an. Die Musik begann zu spielen.
„Wie du siehst, habe ich nichts verlernt", meinte er leise. Sie schenkte ihm ein Lächeln und legte ihm zaghaft eine Hand auf die Schulter, schob die andere in die seine. In kleinen, fast schüchternen Bewegungen begannen sie, doch ihre Schritte wurden immer sicherer und schon bald durchtanzten sie den Raum, als hätten sie nie in ihrem langen Leben etwas anderes getan.
Betrübt über Féathilas anhaltendes Schweigen betrachtete er ihren gesenkten dunklen Schopf. „Wollen wir den Abend damit zubringen, weiterhin so zu tun, als hätten wir uns nichts zu sagen?"
„Das würde mich traurig machen", war ihre geflüsterte Antwort. Doch noch immer schaute sie nicht zu ihm auf.
„Mich auch."Endlich hob sie den Kopf und sah ihn, wenn auch leicht unsicher an. Ein Lächeln lag ihm auf den Lippen. Sie erwiderte die Geste. „Du bist besser geworden", bemerkte sie, den Anflug eines Grinsens nicht verbergen könnend, „Im Hinblick auf das Tanzen jedenfalls."
„Danke", erwiderte er mit verschmitztem Gesichtsausdruck, „Aber ich hatte ja auch zweitausend Jahre Zeit zum Üben."
„Legolas?"
„Ja?"
„Warum hast du es mir nie gesagt? Das du der Taren von Düsterwald bist meine ich."
„Das wusste ich damals nicht. Mein Vater hat mich damals von unserem Hof ferngehalten. Die Sommer verbrachte ich bei euch, die Winter in Imladris. Nur selten war ich hier, was mich oft sehr traurig machte. Ich dachte, mein Vater wäre einer der Minister, weil man mir immer erklärte, er habe viel mit Regierungsgeschäften zu tun. Dass er der König ist, hätte ich damals nicht für möglich gehalten."
„Er wollte dir wohl eine annähernd normale Kindheit ermöglichen."
„Wahrscheinlich", meinte Legolas nachdenklich, „Und warum hast du nie etwas gesagt?"
„Eine ähnliche Geschichte. Immer wenn man mir von Tante Galadriel erzählte, hieß es, sie wäre am lórienischen Hof. Aber dass sie gleich die Königin ist, daran hätte ich nicht im Traum gedacht."
Langsam begann sich die Tanzfläche weiter zu füllen. Legolas beobachtete, wie sein Vater sich mit Melonndil näherte und schmunzelte in sich hinein, als er bemerkte, wie sich sämtliche Hofdamen an Elladan und Elrohir heranpirschten. Jede von ihnen in der festen Überzeugung, unauffällig zu wirken und mit der Hoffnung bewaffnet, einer von beiden würde sie wohl auffordern. Falls das überhaupt möglich war, sah der arme Elladan sogleich noch ein wenig elender aus, während man Elrohir förmlich an der Nasenspitze ablesen konnte, wie er fieberhaft verschiedene Fluchtmöglichkeiten gegeneinander abwog.
Eru sei Dank, sah sich Legolas in diesem Moment von der Gefahr einer solchen Belagerung befreit. Der Grund dafür drehte sich immer noch mit ihm über die Tanzfläche und sah einfach atemberaubend aus – was man eigentlich nicht über seine Kindheitsfreundin denken sollte, immerhin war sie ja so etwas wie eine Schwester.
Als er vorhin den Saal betreten hatte, hatte er gewusst, dass er mit seiner Bekanntschaft der unbekleideten Art zusammentreffen würde, aber ihr Anblick hatte ihm schier die Sprache verschlagen. Diesmal hatte er sie sich nämlich genauer angesehen, da die Besonderheit ihrer beiden vorigen Treffen seine Aufmerksamkeit nicht abgelenkt hat. Aber als er dann hörte, dass sich um seine kleine Fé handelte, warf ihn das völlig aus der Bahn... Er hatte nicht den leisesten hauch einer Ahnung wie er sich nun ihr gegenüber am besten verhalten sollte.
„Legolas?"durchbrach ihre Stimme das Schweigen zwischen ihnen.
„Ja, Fé", entgegnete er und entlockte ihr mit der Aussprache ihres Namens ein Lächeln, bevor sie wieder ernster wurde.
„Ich konnte mich noch gar nicht dafür bedanken, dass du mir das Leben gerettet hast."
„Gern geschehen. Wenn ich gewusst hätte, um wen es sich da handelt... Aber sag mir, was verschlägt dich denn eigentlich zu uns in den Düsterwald?"
„Ob du es glaubst oder nicht, aber tatsächlich wollte ich dich besuchen."
„Mich besuchen?"
„Nun ich wurde an den Hof von Lórien beordert. Und da es meiner Ansicht nur einen kleinen Umweg bedeutete, wollte ich unbedingt einmal den Grünwald besuchen. Allerdings hast bei deinen Erzählungen vergessen zu erwähnen, welche furchtbaren Tiere in diesem Wald hausen."
Legolas spürte, wie sie bei den Gedanken an die Ungols, die sie beinahe das Leben gekostet hätten, leicht zitterte. Unbewusst zog er sie in einer beschützenden Geste näher zu sich.
„Damals gab es sie auch noch nicht, zumindest nicht hier. Mich würde es nicht wundern, wenn Mordor selbst sie ausgespuckt hätte." Zorn hatte sich in seine Stimme geschlichen, der in Bedauern umschwang. „Ich hätte dir meine Heimat gern in besseren Zeiten gezeigt. Aber es gibt noch heute einige Plätze, die noch die gleiche Schönheit ausstrahlen", erklärte er und fügte nach einem kurzen Zögern hinzu, „Der Waldsee zum Beispiel sieht noch genauso aus wie zur damaligen Zeit."
Er konnte beobachten, wie ihre Ohrenspitzen leicht rot wurden und konnte nicht verhindern, dass auch ihm Hitze in die Wangen stieg. Er hatte es bei ihrem Treffen zwar ganz gut überspielen können, aber dass sie ihn in dieser Situation überrascht hatte... Jedoch musste er zugeben, dass es ihm irgendwie geschmeichelt hatte, sie so aus der Fassung gebracht zu haben, dass sie hinterher wirklich gegen einen Baum gelaufen war.
„Du hast recht", antwortete sie schließlich, „Es ist...ähm...sehr schön dort."
Bevor er etwas erwidern konnte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Legolas drehte sich um. Elrohir stand vor ihm und grinste breit. Er hatte es also geschafft seinen Verfolgerinnen zu entkommen. „Darf ich abklatschen", fragte der Sohn Elronds, „Ich dachte mir, da du nun schon drei Tänze mit ihr absolviert hast, wirst du mir unsere Féathila auch einmal kurz überlassen."
Drei Tänze? Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie solange getanzt hatten.
„Ähm, sicher, wenn sie nichts dagegen hat."
„Natürlich nicht", meinte Fé. Widerstrebend ließ Legolas sie daher los und übergab sie an seinen Freund. Als er zu seinem Platz an der Festtafel zurückkehrte, konnte er die weiblichen Blicke spüren, die ihn mit Argusaugen verfolgten. Innerlich aufseufzend setzte er sich neben Elladan, frei nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stärker. Allerdings schien sein Freund im Moment nicht daran interessiert, denn nachdem ihn Legolas mit einem „Wie geht es dir, mellon'amin?"begrüßt hatte, reagierte Elladan mit einer noch grünlicheren Färbung seines Gesichtes. Dann schlug er sich die Hand vor den Mund und eilte nach draußen. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Legolas ihm hinterher. Armer Kerl.
Ja, da saß er nun, der Meute hilflos ausgeliefert, die langsam begann einen Belagerungsring um ihn zu ziehen. Das war ja schlimmer, als gegen sämtliche Ungols Düsterwalds anzukämpfen. Er entdeckte eine kleine Lücke – allem Anschein nach die letzte möglich Fluchtgelegenheit, bevor er eine der Damen auffordern musste. Dann würde er sie allerdings für den Rest des Abends nicht mehr loswerden. Schnell sprang er auf und nutzte seine Chance. Dann versuchte er in der Menge zu verschwinden. Er sah sich um und als er sicher sein konnte, dass ihm keine der Elbinnen gefolgt war, schlüpfte er durch eine Terrassentür nach draußen.
Als er den Pavillon am See erreicht hatte, nahm er auf der Brüstung Platz. Hier konnte man wenigstens noch seine Ruhe haben. Den Kopf an einen der Pfeiler gelehnt blickte er zum Himmel hinauf und suchte Frieden in der Betrachtung Earendils. Doch diesmal fand er ihn nicht.
Statt dessen blitzte die Bilder seines Albtraums wieder vor ihm auf: Féathila, wie sie hilfesuchend zu ihm herabsah; Féathila, wie sie verzweifelt nach ihm rief; Féathila, wie sie vom Ring verschluckt wurde.
Ein Stein schien in seiner Magengrube zu liegen und ein Kloß im Hals ließ ihn flach atmen, so heftig und unerwartet traf ihn der Schmerz. Er klammerte sich mit einer Hand an den Pfeiler und versuchte den Würgereiz zu unterdrücken.
Das hatte er völlig verdrängt. Er hatte sich bisher nur auf die Bilder konzentriert, die nichts mit ihr zu tun hatten. Wie eine Welle, unter der er zu ertrinken drohte, wurde er nun von der Erinnerung erfasst. Das durfte nicht geschehen, das würde nicht geschehen – nicht, wenn er es verhindern konnte, egal wie.
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Aldalor schluckte den letzten Rest von Nenellinwens Teemischung herunter. Er wusste nicht, was dort alles drinnen war, aber sie schien zu helfen - auch wenn es schwierig war das Getränk bei sich zu behalten.
Nachdenklich fuhr er sich durch die kurzen Haare, die seinen nun fast schmerzfreien Kopf zierten. Legolas' verwirrte Art gefiel ihm gar nicht. Es passte einfach nicht zu seinem Freund, der sonst die Aufgeräumtheit in Person war. Was konnte ihn also dermaßen aus der Bahn geworfen haben. Konnte das etwa nur mit dem Mädchen zu tun haben? Er bezweifelte es. Wegen einer Elbe hatte er sich noch nie so verhalten, selbst dann nicht, wenn er ernstere Absichten gehegt hatte, was jedoch noch nicht so häufig geschehen war – und außerdem noch nie zu einem handfesten Ergebnis geführt hatte. Was mochte nur dahinter stecken?
Grübelnd nahm er seine Uniform aus dem Schrank. Die Offiziere mussten sie zu offiziellen Anlässen zur Repräsentation tragen. Und wenn er seinen verwirrten Freund heute noch sprechen wollte, musste er sich wohl oder übel hineinzwängen und auf dieses Bankett gehen. Was tat man nicht alles?
In der Hoffnung, dass der Lärm des Festes die Hämmer in seinem Kopf nicht wieder in Bewegung setzen würde, begab er sich zum Saal. Auf dem Weg eilte Elladan vorbei. Aldalor konnte gerade noch aus dem Weg springen. Nenellinwens Spezialmischung hatte bei ihm wohl nicht die beabsichtigte Wirkung gezeigt. Für einen Moment dachte er darüber nach, ihm zu folgen. Allerdings wollte er ihm die Demütigung ersparen Zeuge seiner verkaterten Situation zu werden. Immerhin hatte Aldalor Erfahrung darin und ihm selbst hätte es auch nicht gefallen, wenn man ihn beim Rückwärtsfrühstücken zugesehen hätte. Daher entschied er sich dafür, seine ursprüngliches Vorhaben wieder aufzunehmen.
Nachdem er bei der großen offenstehenden Flügeltür angekommen war, verschaffte er sich an den Türpfosten gelehnt einen Überblick. Elrohir tanzte gerade mit dem weiblichen Ehrengast, Nenellinwen mit dem König, der männliche Ehrengast mit Melonndil. Keine Spur von Legolas. Schließlich entdeckte er ihn an der leicht erhöht stehenden Festtafel sitzend. Sein Gesicht drückte eine leichte Panik aus, deren Ursache eindeutig in den ihn umzingelnden Damen zu suchen war. Aldalor schüttelte leicht den Kopf. Dass das diesen Mädchen nicht peinlich war, sich dermaßen anzubieten. Es gab ja nun wahrlich bessere Möglichkeiten für einen Annäherungsversuch.
Er beobachtete, wie Legolas seine Lage abschätzte und dann plötzlich aufsprang. Aldalor hatte Mühe ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Er sah gerade noch, wie sich der blonde Schopf seines Freundes in Richtung Terrassentür bewegte und schließlich nach draußen verschwand. Hoffentlich hatte das sein Fanclub nicht mitbekommen. Ein Blick auf sie verriet, dass dem nicht so war. Ihr verwirrter Gesichtsausdruck entlockte ihm ein kleines Grinsen.
Als er seinem Freund folgte, nahm er belustigt so manchen empörten Blick des einen oder anderen Gastes wahr. Man hatte sich wohl immer noch nicht an seine neugestaltete Haarpracht gewöhnt. Er nickte ein paar Bekannten zu und sprach mit einigen.
Er hatte keine Eile, denn er wusste, dass Legolas beim Pavillon zu finden sein würde. Schließlich machte er sich gemächlichen Schrittes ebenfalls auf den Weg dorthin. Wenn er gewusst hätte, welcher Anblick sich ihm bieten würde, hätte er wohl sein Ziel zu erreichen gesucht.
Sein Freund saß mit dem Rücken zu ihm zusammengekrümmt auf der Brüstung. Mit dem rechten Arm fasste er sich an den hals, seine linke Hand krallte sich förmlich in das Holz des Stützpfeilers. Sein ganzer Körper zitterte.
Aldalor schluckte schwer. In einem solchen Zustand hatte er Legolas noch nie gesehen. Lautlos näherte er sich und blieb hinter dem Prinzen stehen.
„Es darf nicht passieren", hörte er ihn krächzend flüstern.
„Legolas", sprach Aldalor ihn mit ruhig an und legte Legolas eine Hand auf die Schulter, „Erzähl es mir, was darf nicht passieren."
Sein Freund hörte auf zu zittern, doch seine weiterhin verkrampfte Haltung verriet, dass es noch nicht vorbei war, um was immer es sich auch handelte.
„Meine Güte, Aldalor", Legolas versuchte seiner Stimme einen normalen Klang zu verleihen, „Hast du mich erschreckt. Es ist nichts. Mach dir keine Sorgen."
„Uumo nyar' amin nat' latuukenda!**"unterbrach Aldalor ihn wirsch, „Jeder Elb, der dich nicht so gut kennt wie ich, würde sehen, dass deine Verfassung alles andere als gut ist, um es einmal milde auszudrücken. Also lüg mich nicht an, sondern erzähle mir endlich, was zum Melkor noch mal mit dir los ist."Damit setzte er sich neben Legolas auf die Brüstung und blickte seinen Freund ernst von der Seite an, während er abwartete, ob seine Standpauke Wirkung zeigte. Er atmete scharf ein, als er sah, dass sämtliche Farbe aus dem Gesicht des Prinzen gewichen war.
„Der Schatten", begann Legolas dann endlich mit ausdrucksloser Stimme, den Blick starr auf das Wasser vor ihm gerichtet, „Ich befürchte, die Gerüchte stimmen."
Aldalors Augen wurden groß. „Du willst doch nicht etwa sagen..."
„Doch, es ist...", Legolas schluckte und zögerte, „...Ich befürchte, es ist...Sauron."Er spie den Namen fast aus.
Aldalor schloss kurz die Augen und atmete durch. Bei Eru, bitte nicht. „Wie kannst du dir so sicher sein?"fragte er mit dem letzten Funken Hoffnung.
„Aldalor", sprach Legolas weiter, jetzt eindringlicher und wandte ihm das Gesicht zu. In den Augen des Prinzen lag eine unermessliche Qual und seine Stimme war nur noch ein Flüstern: „Ich habe das Auge gesehen." Gequält schloss Aldalor erneut die Augen, er wollte es nicht wahrhaben. Warum nur hatte er es ihm nicht schon früher erzählt? „Verstehst du?", hörte er seinen Freund fortfahren, „Sein Geist hat die Mauern des Elbenzaubers durchbrochen und ist hier gewesen. Hier, im Hause meines Vaters."
„Aber...wann?"
„Gestern nacht. Ich habe es im Traum gesehen. Und vorher...vorher..." Legolas' Stimme brach. Aldalor legte ihm wieder beruhigend die Hand auf die Schulter. „Was war vorher?"
Des Prinzen Blick wandte sich wieder dem Wasser zu. „Das Mädchen, du weißt schon... Sie ist eine alte Freundin von mir, aus meiner Kindheit. Ich habe sie nur nicht gleich erkannt."Er lächelte wieder ein bisschen, was Aldalor wieder etwas mehr Zuversicht im Hinblick auf die Verfassung seines Freundes gab. „Ich habe immer die Sommer mit ihr zusammen verbracht. Das war noch bevor Nell geboren wurde und bevor ich dich kennenlernte."- Dann musste es wirklich schon sehr lang her sein. – „Sie war damals so etwas wie meine kleine Schwester, denke ich. Und sie bedeutete mir viel. Das tut sie heute noch, obwohl ich sie mehr als zweitausend Jahre nicht mehr gesehen habe." Er brach ab. Das Zittern hatte wieder angefangen.
„Und wie hängt das zusammen mit...du weißt schon?"
„Du hast doch von dem Ring gehört, dem Einen Ring, der verloren ging auf den Schwertelfeldern.
Nicht das auch noch. „Ja."
„Er ist mir ebenfalls erschienen und er hat sie... er hat sie... verschluckt. Und ich stand einfach nur da und war außer Stande, ihr zu helfen."
„Weiß sie etwas davon?"
„Natürlich nicht, wie soll ich ihr das denn bitte beibringen. Hör mal, ich habe übrigens vorausgesehen, dass ich dich werde sterben lassen!? Ich wollte mich nur schon einmal im Voraus dafür entschuldigen, ich hoffe du nimmst es mir nicht übel!?"Legolas lachte bitter, „Wohl kaum. Außerdem konnte ich gerade erst die Zusammenhänge erkennen. Bevor ich wusste, dass es sich bei unserem Ehrengast um Féathila handelt, konnte ich mir keinen Reim darauf machen, und habe diesen Teil außer Acht gelassen. Doch vorhin hat mich die Erinnerung daran fast erschlagen."
Sie schwiegen.
„Du solltest mit deinem Vater darüber reden, über die Sache mit dem Auge meine ich", schlug Aldalor vor und sah seinen Freund an.
„Das habe ich vor. Gleich morgen früh. Ich will das Fest nicht durch solche Nachrichten verderben."
Zufrieden stellte Aldalor fest, dass Legolas sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Auch wenn die Anspannung nicht völlig gewichen war, so sah er doch um einiges gelöster aus.
„Bis dahin", meinte Aldalor in bestimmten Ton, „Solltest du dich etwas ablenken. Stundenlanges Brüten bringt überhaupt nichts. Eher wirst du mir noch zu einem Nervenbündel. Du hast mich ganz schön erschreckt vorhin, weißt du das?"
Legolas versuchte zu grinsen. „Tut mir leid. Wahrscheinlich hast du recht. Es bringt nichts ständig darüber nachzugrübeln."
„So gefällst du mir schon besser."Aldalor drehte sich um und sprang von der Brüstung. „Und nun stellst du mir die Dame deines Herzens vor."
„Sie ist nicht die Dame meines Herzens", protestierte Legolas und stieg ebenfalls herunter, „Ich hege keine Gefühle für sie, die ich nicht auch Nell entgegenbringen würde."
„Natürlich nicht."Wer's glaubt... „Trotzdem will ich sie jetzt kennen lernen."
„Na schön."Sie machten sich gemeinsam auf den Rückweg. „Aber versprich mir, nett zu sein."
„Wann war ich das denn einmal nicht." Innerlich schüttelte Aldalor den Kopf. Wie blind Legolas doch manchmal sich selbst gegenüber war. Er schien es wirklich nicht bemerkt zu haben. Hoffentlich brach sie ihm nicht das Herz.
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*Bruderherz **Red keinen Blech!
Notes: So wieder eins g'schafft. Bin allerdings mit einigen Passagen nich so ganz zufrieden, wusste allerdings auch nich, wie ich sie hätte besser formulieren können. Naja, hoffe, es hat euch trotzdem ein bisschen gefallen. Wenn ja oder auch wenn nich – und jetzt alle zusammen – REVIEWN, REVIEWN, REVIEWN. *yeah* Schuldjung, manchmal geht's halt einfach mit mir durch ;) Juti dann vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Chap.
