Disclaimer: Juti. Alles was man schon aus einem dicken,genialen Buch namens "Herr der Ringe" oder einem anderen Werk von Großmeister J.R.R. Tolkien kennt gehört nicht mir und ich verdiene mit dieser Story kein Geld.

Heyho, meine Lieben. Tada. Ja, ja, ich hab's doch tatsächlich noch vor der Abi-Endphase geschafft ein neues Chaplein fertig zu bekommen – und dann auch noch das längste, was ich bis jetzt geschrieben hab. Bin mal gespannt, wann ich wieder Zeit zum Weiterschreiben finde. Weshalb leben wir nicht in der Steinzeit? Dann gäbs wenigstens noch nich so viel Geschichte zum Lernen. Ich weiß, ich weiß, dann gäbs auch noch gar keine Schule, etc, etc. Ich wusste, dass das jetzt welche sagen. Seid doch nich so. Schreibt mir lieber noch eine kleine, vielleicht auch große Review. Fiel ja beim letzten Mal ganz schön mau aus.

@ Finda: Ja, das mit den Reviews hat ganz schön nachgelassen, aber ich hoffe einfach mal, dass es trotzdem noch ein paar gelesen haben. Aber deine super Riesen-Review hat's ja wieder rausgerissen. *knuddelt dich ganz doll* Bin ganz rot geworden. Dankeschön. Die Flussszene war die, bei der ich am wenigsten Schwierigkeiten hatte und die am spontansten aus meiner Feder geflossen ist. Freut mich, dass es dir so gut gefallen hat. Ich bin mir da immer nich so sicher. *knuddelt dich noch mal*

So und nu für alle das Chap. Viel Spaß dabei:

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Kapitel 10

Die Sonne stand bereits einige Zentimeter über den Baumspitzen Düsterwalds und ergoss ihr blassgoldenes Licht über das Elbenreich. Eine morgendliche Brise wehte warm durch Garten und um das Schloss.

Ein Schmetterling, in allen Farben des Regenbogens schillernd, setzte sich auf den Fenstersims des Speisezimmers des Schlosses und betrachtete die vergnügte Szenerie, die sich im bot. Ein paar Elben - eine Frau und vier junge Männer – saßen um einen Tisch herum und sprachen miteinander. Der Schmetterling legte den Kopf schief, als einer der Männer, der einzige mit kurzen Haaren, aufstand und wild mit Armen und Beinen gestikulierte. Daraufhin lachte die Elbenfrau hell auf und zwei der jungen Männer stimmten in das Gelächter mit ein - einer, der der Elbenfrau sehr ähnlich sah und einer, der wie der vierte Elbenmann aussah, der sich jedoch die Hand an die Schläfe hielt, als täte ihm etwas weh.

‚Seltsam, diese Elben', dachte der Schmetterling. Gern hätte er das Schauspiel noch länger betrachtet, doch eine Windbö, die vorbeistrich änderte seinen Plan. Er schwang seine zarten Flügel in die Luft und ließ sich vom Luftstrom tragen, der ihn geradewegs zu einem weiteren Fenster führte. Der leichte Wind trug hindurch und er befand sich nun in einem prächtigen Raum, der an den Wänden mit Bildern geschmückt waren, die das Waldelbenvolk zeigten und von einem Seefahrer erzählten, der zu den Sternen hinauffuhr. Von einer großen Flügeltür führte ein Weg, von ein paar hölzernen, reich verzierten Säulen gesäumt wurde zu einem Thron am anderen Ende des Raumes. Dort saß ein blonder Elb, einer der schönsten seines Volkes, und stützte sich auf scheinbar schwer auf die Lehnen seines hohen Sitzes. Vor ihm stand ein ebenfalls blonder Elb, der dem auf dem Thron wie aus dem Gesicht geschnitten war und nur ein wenig jünger wirkte. Er hielt den Kopf etwas gesenkt und ließ die Schultern hängen. Außer diesen beiden war der Raum leer.

‚Wie schade', dachte der Schmetterling. Er war schon viele Male durch diesen Raum geflogen und fröhliches Singen und Erzählen hatte ihn erfüllt. Doch heute lag etwas Bedrückendes in der Luft. Mit etwas hängenden Fühlern landete der Schmetterling daher auf der Hand des Elben auf dem Thron. Er blickte in ein ernstes Gesicht, das von einer schweren Bürde zu zeugen schien. Aufmunternd bewegte der Schmetterling die Flügel. Er wollte, dass die Freude zurückkehrte. Aber der blonde Elb hob nur etwas gequält die Mundwinkel und schüttelte fast unmerklich das Haupt. „Heute nicht", hörte der Schmetterling eine Stimme in seinem Kopf und war sich sicher, dass es die des Elben war.

Enttäuscht und traurig ließ der Schmetterling wieder die Fühler sinken und erhob sich etwas träge wieder in die Luft. Auch die sonst so kitzelnden Sonnenstrahlen würden heute seine Laune nicht mehr heben können.

‚Das tut mir leid.' Thranduil schaute dem Schmetterling hinterher, dessen Farben etwas blasser geworden zu sein schienen. ‚Ich wollte ihm nicht auch den Tag zu einem von Last beladenem machen.'

Er schlug die Augen nieder und sann noch einmal nach. Dann betrachtete er seinen Sohn. Was Legolas ihm gerade berichtet hatte, war wahrlich nichts Gutes. Schon seit längerer Zeit hatte auch der König Träume, die ähnliches prophezeiten. Bisher hatte er es nicht wahrhaben wollen, doch dass Legolas das lidlose Auge gesehen hatte, machte es zur Gewissheit: Sauron, der Verräter, war der Schatten, der in Dol Guldur hauste.

Was den König jedoch noch mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass der Feind schon wieder in einem Maße erstarkt war, dass es ihm ermöglichte, mit seinem Geist die Mauern des Elbenzaubers zu durchbrechen. Und nicht nur das, sondern auch noch in die Köpfe Schlafender eindringen, schien kein Problem mehr darzustellen. Wahrlich, das war kein guter Morgen.

„Utinu en amin, das sind fürwahr keine guten Neuigkeiten. Doch es ist gut, dass du mich unterrichtet hast." „Also glaubst du ebenfalls, dass der dunkle Herrscher etwas plant, Adar?"

„Deinen Berichten und der Tatsache folgend, dass gwarth en'ilya gwaith(1) eigentlich immer etwas plant, stimme ich deinen Befürchtungen zu. Aber was lässt ihn seine Aufmerksamkeit ausgerechnet auf uns richten? Es gibt in Mittelerde mächtigere Elbenvölker als das der Waldelben. Eigentlich müsste er die Macht von Lórien und Imladris viel mehr fürchten."

Thranduil beobachtete, wie sein Sohn schwer schluckte.

„Ich habe da eine Vermutung, Adar", meinte Legolas schließlich. Erstaunt hob Thranduil die Augenbrauen. „Nun denn, Legolas, amin nyaro, mani lle sinta.(2)"

"Ein Ring", begann der Prinz zögernd, "Ich habe einen Ring gesehen. Golden. Makellos. Mit flammenden Zeichen darauf. In der dunklen Sprache."

Großer, Iluvatar, bitte lass das nicht wahr sein. Müde schloss der König die Augen. Erinnerungen blitzten auf.

Er konnte besagten Ring vor sich sehen. An der Hand seines Besitzers. Mit grausamer Unerbittlichkeit führte er eine sensenartige Waffe; ein einziger Schlag genügte, um die ersten drei Reihen seiner Angreifer, bestehend aus Menschen und Elben, niederzumetzeln. Der widerliche Gestank des Schlachtfeldes stieg Thranduil in die Nase. Der Gestank von Tod, Verzweiflung und Hass.

Er konnte das Gemetzel vor sich sehen. Die leblosen übereinanderliegenden Körper, verstreut liegende Gliedmaßen. Männer, die zwischen den Leichen mit leeren Augen auf die Knie gingen oder anfingen zu weinen. Männer, die mit letzter Kraft gegen die unerschöpflichen Armeen aus Orks und anderen dunklen Kreaturen ankämpften.

Die Stimme des Herrn von Bruchtal wehte über das Szenario hinweg und schrie elbische Befehle, ignorierte die scheinbare Hoffnungslosigkeit des Kampfes. Thranduil stand mit seinem Pferd inmitten des Weltuntergangs und betrachtete seinen Vater, Oropher, der sich mit seiner Abteilung von Düsterwald-Elben zum Angriff formierte.

„Cronho!(3)"erschallte Elronds Stimme.

Die Formation Orophers stürmte zusammen mit einer aus Lórien und einer aus Imladris auf Saurons Heerscharen zu – Oropher, Elrond und Celeborn an der Spitze.

Als der Feind zum Schlag ausholte, konnten die Herrscher des Goldenen Waldes und Bruchtals ausweichen, doch der von Düsterwald wurde getroffen. Von der Waffe Saurons besiegt fiel er vom Pferd und wurde eines von vielen Opfern, die später in den Totensümpfen ihr Licht entzündeten.

Immer noch todesgierig, flammten die Feuerzeichen an der Hand des Feindes gleißend hell auf.

Thranduil zuckte zusammen. Sein Kopf fühlte sich an wie ein einziger Schmerz. Mit einem gequälten Aufstöhnen stützte er ihn mit seiner Hand, den Ellbogen auf der Thronlehne.

„Adar", erspürte wie sein Sohn seine andere Hand ergriff, „Adar, geht es dir nicht gut?"

Der König öffnete die Augen. Legolas hatte sich vor ihm hingekniet und blickte ihn erschrocken und besorgt ins Gesicht.

„Es geht schon wieder", beschwichtigte ihn der König, als der Schmerz langsam nachließ, und zwang sich zu einem kleinen lächeln. „Fahre fort, utinu en amin, was weißt du noch ?"

Legolas' Miene verriet, dass er den Worten seines Vaters nicht ganz traute. Trotzdem sprach er weiter: „Die Aufzeichnungen sagen, er mache unsichtbar, wenn man ihn aufsetzt. Jeden, außer Sauron selbst. Und am Morgen nach diesem Traum bin ich im Gang gestolpert, ohne dass etwas dort war, über das ich hätte stolpern können. Und danach hörte ich eine Stimme, die sich über mich beschwerte, dicht bei mir. Aber dort war niemand. Derjenige war also unsichtbar. Und, und, und die Zwerge ..."Die Stimme des Prinzen überschlug sich nun fast.

„Die Zwerge? Was haben die Zwerge ...? Beruhige dich, Legolas." Thranduil legt ihm beide Hände auf die Schultern; in festem Ton fuhr er fort: „Was ist mit den Zwergen?"

Legolas atmete tief durch, bevor er weitersprach. „Sie haben darüber geredet, dass ein gewisser ... Bilbo?!? ... im Nebelgebirge einen Ring gefunden hätte und dass die merkwürdigen Dinge, die im Schloss passiert sind, mit ihm zu tun hätten. Das heißt, er ist derjenige, über den ich gestolpert bin. ... Verstehst du, Adar? Er hatte vor meinem Fenster den Ring aufgesteckt, während Saurons Blick auf dem Schloss weilte. Vielleicht war der Ring ja der Grund. Immerhin ist er auch in meinem Traum erschienen. Vielleicht, vielleicht ist der Eine Ring im Besitz von diesem Bilbo."

Thranduil schluckte. Wenn es sich wirklich um den Einen Ring handelte, war die Tragweite noch gar nicht abzusehen. Jedoch ... „Utinu en amin, es muss nicht zwingend der Ring des Feindes sein. Du weißt doch noch, wie ich dir früher immer von den Zauberringen erzählt habe. In alter Zeit wurden viele geschmiedet. Und viele von ihnen verleihen die Gabe unsichtbar zu sein. Saurons Spitzel werden ihm also nur von Merkwürdigkeiten im Palast berichtet haben, sie konnten ihm nicht sicher sagen, ob es sich um den Einen Ring handelt. Wahrscheinlich ist daher nur, dass Sauron denkt, es wäre sein Ring. Er wird jeder Spur nachgehen, die er finden kann, denn nur sein Ring kann ihm die volle Macht zurückgeben. Um Näheres zu erfahren, sollte ich diese dreisten Zwerge mal einem kleinen Verhör unterziehen. Und du mein Sohn wirst als mein Stellvertreter nach Imladris reisen und Herrn Elrond in Kenntnis setzen. Der Weiße Rat ist in dieser Sache unabdingbar und ich bin mir sicher, dass er selbst auch schon eine Ahnung hat."

„Ich soll nach Imla...?"

Ein Klopfen unterbrach das Gespräch. Ein Soldat trat ein, der sehr schuldbewusst auf den Boden sah. Er verbeugte sich und blieb bei der Tür stehen. „Eure Majestät, Eure Hoheit."

„Was gibt es zu dieser frühen Stunde zu berichten, Soldat?" fragte der König erstaunt.

„Nun, Eure Majestät, ich bedaure es zutiefst. Wir waren wohl zu unachtsam gestern nacht. Sie waren noch da, als wir vor dem Fest unseren Rundgang machten. Doch als wir heute morgen ... heute morgen nachsahen waren sie plötzlich verschwunden. Wir wissen auch nicht genau, wie das passieren konnte. Aber..."

„Verschwunden?"fiel Thranduil in den Redefluss des Soldaten ein, „Wer ist verschwunden?"

„Die Zwerge, Eure Majestät."

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Nachdem sein Vater ihn entlassen hatte, lief Legolas den kleinen Säulengang zur Tür zurück. Unterwegs lächelte er den Soldaten aufmunternd an, der ängstlich an ihm vorbei zum Thron seines Vaters ging, um sich sein Donnerwetter abzuholen. Als Legolas gerade die Hand auf die Türklinke legte, wurde diese von außen geöffnet. Ein überraschter Diener hielt vor ihm inne und verbeugte sich rasch, was Legolas zu einem innerlichen Augenrollen veranlasste.

„Eure Hoheit", sagte der Diener in unterwürfigstem Ton.

„Was ist Euer Anliegen?"wollte der Prinz wissen.

„Ein Bote aus Lothlórien ist eingetroffen, Eure Hoheit, und er sagt, er wolle mit Euch sprechen."

„Mit mir?"

„Ja, Euer Hoheit."

Legolas vernahm hinter sich die aufbrausende Stimme seines Vaters. „Welche Unfähigkeit seitens meiner Wachen muss ich denn noch erdulden. Kann man sich denn bei dieser Nachlässigkeit hier überhaupt noch sicher fühlen?"

„Nun denn, bringt mich zu ihm", sprach er den Diener an, der ängstlich und erschrocken ob des plötzlichen königlichen Wutausbruches in Richtung Thron starrte.

Legolas Stimme ließ seinen Mund wieder zuklappen. „Sehr wohl, Euer Hoheit. Er steht gleich hier vorn in der Eingangshalle."

Seufzend folgte Legolas dem Diener aus dem Thronsaal. Das war wahrlich kein guter Morgen. Doch die Erklärungen seines Vaters schienen einleuchtend. Vielleicht war es doch nicht der Eine Ring. Dann hätte man immer noch das Problem mit dem Machtzuwachs des dunklen Herrschers, doch es wäre eine Sorge weniger. Und das beruhigte ihn ein wenig.

Doch dass er ausgerechnet jetzt nach Bruchtal reisen sollte. Er wollte Fé nicht allein lassen. Immerhin war er sich ihrer Bedeutung bei dieser Sache noch nicht bewusst. Seinem Vater hatte er noch nichts von ihrem Erscheinen in seinem Traum erzählt. Er wusste selbst nicht, warum.

„Maer aur, großer Bruder", riss ihn Nell aus den Gedanken, die zu ihm stieß, während er den Säulenwald der Eingangshalle hinter dem Diener durchschritt. „Welche geheimen Dinge habt ihr zwei denn solange da drinnen besprochen? Und komme mir jetzt bloß nicht wieder mit deinem ‚Das erzähle ich dir später'."

„Leider muss ich dir damit kommen, denn dir das hier in der Öffentlichkeit zu berichten, wäre äußerst unklug", erklärte Legolas und wies damit auf das geschäftige Treiben in der Eingangshalle.

„Du hast ja recht, aber wenn ich nicht bald erfahre, was dich in letzter Zeit so beschäftigt, werde ich dich einsperren, damit du nicht weglaufen kannst, bis du mir alles erzählt hast."

Legolas grinste: „Dazu musst du mich erst einmal erwischen."

Nell knufft ihn in die Seite. „Sei bloß nicht so überheblich."

Der Diener hielt an und trat zu Seite. „Eure Hoheiten, der Bote."

Nell sah ihren Bruder von der Seite an und flüsterte fragend: „Welcher Bote?"

Der Bote verbeugte sich. Die blattförmige Spange, die seinen Umhang zusammenhielt wies ihn eindeutig als Gesandten der Hohen Frau aus.

„Eure Hoheiten", verbeugte sich der Lóriener, „Die Herrin des Goldenen Waldes schickt mich, ihre Nichte und ihren Neffen zu holen."

Was hatte das jetzt zu bedeuten? Legolas blickte seine Schwester an, als ob sie die Antwort auf seine Frage hatte, doch sie schaute nur genauso fragend zurück.

„Aber, aber, sie sind doch gerade erst angekommen", erklärte Nell dem Boten irritiert.

„Es tut mir leid, Eure Hoheit, Tarien Nenellinwen", wandte sich der Bote an die Prinzessin, „Vor zwei Nächten kam meine Herrin zu mir und befahl mir sofort aufzubrechen und so schnell wie möglich ihre Nichte und ihren Neffen nach Lórien zu bringen. Ich bin so schnell geritten wie es Lothlóriens Pferde erlauben"

„Aber, aus welchem Grund denn?"Nell stieß ihren Bruder leicht in die Seite und sah ihn mit ihrem Nun-sag-doch-auch-mal-was-Blick an.

„Frau Galadriel meinte, ich solle mit Taren Legolas sprechen. Er wüsste, warum sie so auf Eile bedacht wäre", meinte der Bote.

Legolas' Gesicht drückte unverhohlene Überraschung aus. Er wüsste, warum? Weshalb er? Sie, sie hatte doch nicht etwa ... Sie musste in seinen Traum geschaut haben. Legolas wusste, dass die Hohe Frau große Macht besaß, aber dass diese so weitreichend war, hatte er nicht gewusst. Bis jetzt.

„Ich verstehe", antwortete er zögernd.

„Du verstehst?"flüsterte ihm Nell verwirrt, „warum...?"

„Folgt mir, ich bringe Euch zu ihnen", unterbrach Legolas seine Schwester an den Boten gewandt.

Halb verärgert lief sie neben ihm voraus. „Du wirst mir aber eine Menge erklären müssen, mein Lieber", zischte sie.

„Ist ja schon gut", beruhigte er sie leise, „Ich werde dir ja alles erzählen, aber erst mal musst du mir jetzt sagen, wo sich die zwei aufhalten."

Etwas beschwichtigt schaute Nell ihren Bruder immer noch skeptisch an, sagte zu der Sache jedoch nichts mehr, außer, dass sich alle derzeitigen Gäste gerade im Speisezimmer aufhielten.

Legolas war ihr sehr dankbar für ihr momentanes Schweigen. Er war sich immer noch nicht im Klaren darüber, ob er sich freuen sollte, dass Féathila bald unter der schützenden Obhut Frau Galadriels weilen würde, oder ob er sich darüber ärgern sollte, dass sie seiner schützenden Obhut entzogen wurde. Allerdings würde er sowieso sehr bald nach Bruchtal abreisen, was es leichter machte sich zu freuen, dass sie nach Lórien ging. Jedoch hätte er sie auf der Reise dorthin gern begleitet, um sicher zu gehen, dass sie auch heil ankam. Aber das konnte er nicht, weil er selbst einen Auftrag zu erfüllen hatte.

Das Speisezimmer war in der Nähe. Legolas konnte bereits Aldalors Stimme vernehmen. Was er wohl gerade wieder für haarsträubende Geschichten erzählte? Aldalor? Natürlich, Aldalor könnte sie begleiten. Dann wüsste er, dass alles unternommen werden würde, damit Fé sicher nach Lothlórien gelangte.

Inzwischen waren er und Nell beim Eingang zum Speisezimmer angelangt. Am Tisch saß eine fröhliche Gesellschaft bestehend aus Elrohir, Féagil, Féathila, einem scheinbar auf dem Wege der Besserung befindlichen Elladan und einem in seinem Element befindlichen Aldalor. Glockenhelles Elbengelächter hallte durch alle Gänge. Legolas fragte sich, ob er wissen wollte, was sein Freund gerade zum Besten gab.

„Und ich sagte zu der Dame: ‚Tut mir leid, Taren Legolas ist im Moment sogar für meine Person unauffindbar. Aber ich bin mir sicher, dass er sonst gern mit Euch tanzen würde.' Daraufhin fing sie furchtbar an zu weinen, denn sie war der festen Überzeugung Legolas hätte ihr einen Tanz versprochen und wäre dann einfach verschwunden. In ihrer Verzweiflung nahm sie den Vorhang des Fensters, vor dem wir standen, um ihre Tränen damit abzuwischen. Unglücklicherweise hatte sich unser Prinz in seiner Panik eben hinter jenem Vorhang versteckt. Und die Gesichtsausdrücke der beiden ..."

Gut, er hatte es lieber nicht wissen wollen.

„Ich befürchte, mellon'amin", rief er mit verschränkten Armen an den Türpfosten gelehnt dazwischen, „Du bist einmal mehr ein Opfer der Übertreibung geworden."

„Wenn man von Melkor spricht", erwiderte Aldalor, „Maer aur, mellon'amin. Ich wollte eigentlich nur unsere beiden Gastprinzen aufheitern. Sie sollten wissen, dass sie nicht die einzigen mit derart verzwickten Problemen sind."

„Ihren belustigten Mienen nach zu urteilen, ist dir das perfekt gelungen, warte nur bis ich mir irgendwann die Freiheit nehme, eine deiner Frauengeschichten auszugraben", meinte Legolas mit schelmischen Grinsen.

„Meine Frauengeschichten, also bitte, ich bin ein Kind der Unschuld", entrüstete sich Aldalor.

„Und ich bin ein Ork", meinte Legolas ironisch.

„Das", betonte Aldalor, „Hast du jetzt gesagt"." Prompt musste er einem Kissen ausweichen, das sich Legolas von einem Sessel bei der Tür geschnappt hatte.

„Ts", spielte er den Beleidigten, „Immer musst du gleich gewalttätig werden."

„Nein, das würde anders aussehen", antwortete Legolas sehr sachlich. Dann wandte er sich an Féathila und Féagil, die nebeneinander sitzend gespannt das Wortduell der beiden Elben verfolgt hatten: „Féathila, Féagil, da ist Besuch für euch."

„Für uns?"fragten sie ungläubig im Chor, „Wer kann das sein?"

Legolas und Nell traten zur Seite und der lórienische Bote trat ein. Er verbeugte sich feierlich in die Runde hinein. „Eure Hoheiten."

„Ich nicht", warf Aldalor dramatisch ein, „Was mich betrifft, so bin ich nur ein einfacher, normalunsterblicher Elb aus bescheidenen Verhältnissen. Aber ich fühle mich geehrt, dass Ihr mich für eine Hoheit hieltet."

Ob der seltsamen Miene des Boten auf diesen Ausbruch hin musste Legolas große Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht laut loszulachen. Schließlich schien der Bote beschlossen zu haben, den Einschub einfach zu ignorieren.

„Eure Hoheiten, Tarien Féathila und Taren Féagil. Eure Tante, die Hohe Frau Galadriel, hat den Wunsch geäußert, Euch so schnell als möglich in Caras Galadhon begrüßen zu wollen."

„Aber nach unserem Besuch hier, wären wir doch sowieso zu ihr gekommen. Weshalb sollen wir denn solche Eile aufbringen, dass sie extra einen Boten schickt? Sie schrieb mir doch, dass es in Ordnung wäre, wenn ich zuerst Düsterwald besuche", sprach Fé ihre Verwirrung aus.

„Die Gründe ihrer Majestät sind mir nicht bekannt, sie trug mir nur auf, Eure Hoheiten abzuholen."

„Sie wird es uns schon erzählen, wenn wir in Lórien sind, Fé", beschwichtigte Féagil seien Schwester, „Wir sollten ihrer Weisung folge leisten. Tante Galadriel tut nie etwas ohne einen triftigen Grund zu haben."

Missmutig verzog Fé den Mund: „Wenn es denn sein muss."

„Wir werden uns gleich nach dem Frühstück reisefertig machen", erklärte der Prinz von Caras Galadhon dem Boten.

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Aldalor spazierte neben seinem besten Freund den Säulengang vor dem Speisezimmer entlang. Nachdenklich musterte er ihn von der Seite. Er schien über irgendetwas nachzudenken. Doch äußerlich ließ er sich nichts von der Sache anmerken. Er würde ihm wohl etwas auf den Zahn fühlen müssen.

„Legolas, darf ich dich etwas fragen?"

Der Angesprochen grinste leicht. „Seit wann fragst du denn um Erlaubnis?"

„Mellon'amin", begann Aldalor, „Möchtest du mir etwas erzählen?"

Legolas zog die Stirn kraus: „Zum Beispiel?"

„Du möchtest mir als nichts von einer gewissen Elbendame, die wir beide kennen, erzählen, die ich heute morgen auf deinem Balkon gesehen habe und zwar in dem gleichen Kleid, das jene Elbendame schon am gestrigen Abend trug?"

Legolas seufzte und drehte sich zu Aldalor um. „Ich könnte dir jetzt erzählen, dass sie im Stehen eingeschlafen ist und ich sie in ihr Zimmer bringen wollte. Da ich aber nicht wusste, welches ihr Zimmer war, und ich nicht sämtliche Räume durchsuchen wollte, habe ich mich erdreistet sie in meinem Bett schlafen zu lassen, während ich auf dem Sofa schlief. Ich könnte dir weiterhin erzählen, dass sie vor mir aufgewacht ist, und wohl in aller Iluvatars Frühe hinausgeschlichen ist, um wahrscheinlich solche Vermutungen wie deine gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die Frage ist nur, ob du mir das glauben würdest, wenn ich es dir erzählte."

„Wenn du es sagst, glaube ich dir. Ich dachte nur, dass es mit euch beiden eventuell doch schneller gegangen wäre."

„Ich kann dir ja das uneingeschränkte Privileg zusichern, dass du alles als erster erfährst, wenn dich das beruhigt."

„Ja, dann könnte ich gleich viel ruhiger schlafen", meinte Aldalor sichtlich überzeugt, „Und nun verrate mir, warum du mich eigentlich sprechen wolltest, bevor ich dich mit meinem Verhör überfallen habe."

„Ich wollte dich bitten, Féathila und ihren Bruder nach Lórien zu begleiten. Ich muss sicher sein können, dass sie heil dort ankommen."

„Wobei du auf den weiblichen Part unseres Geschwisterpaares wahrscheinlich mehr Wert legst, nehme ich an."Als er bemerkte, dass Legolas seinen Kannst- du-nicht-einmal-ernst-bleiben-Blick aufsetzte, hob er beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut. Natürlich tue ich dir den Gefallen, zumal mir unsere gute Féathila und ihr Bruder selbst schon ans Herz gewachsen sind. Aber du musst mir vorher verraten, warum du nicht selbst den Beschützer spielst."

„Weil ich nach Bruchtal reisen werde, um Herrn Elrond und den Weißen Rat über den Insassen von Dol Guldur aufzuklären."

„Verstehe, dann hast du also mit deinem Vater gesprochen. Was hat er zu Fés Rolle in deinem Traum gesagt?"

„Ich hab es ihm nicht erzählt. Frag' mich aber nicht warum; ich habe selbst keinen Schimmer."

„Na, deine berühmte Intuition wird schon richtig gehandelt haben."

In diesem Moment kam Nenellinwen zu ihnen.

„Legolas"begann sie unvermittelt, „Hier stimmt irgendetwas ganz und gar nicht. Ich werde die beiden begleiten."

Die beiden Freunde zogen im Angesicht ihres sehr energischen Auftretens gleichzeitig ein Augenbraue nach oben.

„Schaut nicht so überrascht", meinte die Prinzessin, „Auch ich entdecke ab und zu meinen Hang zum Abenteuerlichen."

„Also wenn Adar nichts dagegen hat. Mich brauchst du nicht um Erlaubnis zu fragen."

Ihre Miene hellte sich auf. „Manchmal denke ich wirklich, du bist mein Lieblingsbruder."

„Ich werde die Tatsache ignorieren, dass ich vor allem dein einziger Bruder bin und das als Kompliment auffassen."

„Ich freue mich sehr, Nenellinwen", sprach Aldalor sie dann an.

„Weshalb? Weil Ihr mich dann endlich eine Weile los seid?"

„Nein", grinste er, „Weil wir dann zusammen verreisen werden."

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„Beeil dich, Fé", rief ihr Bruder vom Flur aus, „Die Pferde sind schon gesattelt."

Ihr Kopf ruckte nach oben. Hatte er es denn noch immer nicht gelernt? Sie öffnete den Mund, um ihn zurechtzuweisen.

„Keine Sorge", fügte er noch hinzu, „Deines natürlich nicht." Er steckte den Kopf durch die Tür. „Gib es zu: Du wolltest mich gerade empört darauf hinweisen, dass du ohne Sattel und Zaumzeug reitest."

Sie starrte ihn mit immer noch offenem Mund an.

„Wusste ich's doch", meinte er spitzbübisch und verschwand wieder auf dem Flur. „Beeil dich trotzdem. Der Bote unserer lieben Tante scheint es ziemlich eilig zu haben."

Ein wenig wehmütig packte Fé das Kleid, das ihr Nell geschenkt hatte, in die Satteltasche. Sie fand es sehr schade, dass sie schon wieder abreisen musste. Wenigstens würden Nell und Aldalor sie begleiten. Jedoch war sie ein wenig enttäuscht, dass Legolas ...

„Fé, beeile dich."

Genervt seufzte sie auf. Konnte man denn nicht einmal in Ruhe seinen Gedanken nachhängen. „Ich bin fertig", rief sie zurück, „Du kannst also aufhören, das ganze Schloss zusammenzuschreien."

Féagil steckte den Kopf wieder herein. „Das kannst du doch viel besser, seler'amin."

Sie beschloss, seine Spitze zu ignorieren. „Ich muss mich noch verabschieden gehen."

„Gut, währenddessen lass ich deine Sachen hinunterbringen. Aber du weißt ja ..."

„Wenn du noch einmal sagst, ich soll mich beeilen, kann ich für nichts garantieren."Sie zeigt drohend mit dem Finger auf ihn und machte sich auf die Suche nach Legolas. Zuerst versuchte sie es bei seinen Gemächern. Vorsichtig klopfte sie an die Tür.

„Er ist unten im Garten. Im Pavillon am See."

Erschrocken drehte sie sich um. Aldalor stand am Treppenabsatz und lächelte sie an.

„Falls Ihr gedenkt, Euch immer so anzuschleichen, werdet Ihr mich damit noch in Mandos Hallen bringen, aber ich danke Euch trotzdem."

„Nichts zu danken. Wir sehen uns im Hof."

Fé eilte die Treppe hinunter und lief durch den Garten. Sie würde dieses paradiesische Fleckchen Mittelerdes wirklich vermissen.

„Am besten, wir reisen gleich morgen ab."Fé hörte Stimmen noch bevor sie um die Ecke bog und der Pavillon in Sicht kam, obwohl sie fast zu flüstern schienen. Legolas und die Prinzen aus Bruchtal waren gerade in eine anscheinend äußerst wichtige Unterhaltung vertieft.

„Es hängt sicherlich mit der Sache zusammen, wegen der uns unser Vater hierher geschickt hat."

„Und vielleicht auch mit dem Boten."

„Sicherlich. Er meinte zu mir, ich wüsste, warum sie so plötzlich aufbrechen müssten."

„Du meinst Galadriel weiß davon?"

„Galadriel weiß alles. Das weißt du doch: Keine elbische Macht in Mittelerde ist größer als ihre."

„Lasst uns morgen früh losreiten."

Losreiten? Wohin? Und was hatte das mit ihrer Tante zu tun? Fé räusperte sich. Sonst käme vielleicht noch der Verdacht auf, dass sie lauschen wollte.

Alle drei drehten sich gleichzeitig und blitzschnell um. Etwas verschüchtert ob dieser heftigen Reaktion schaute Fé die Prinzen mit großen Augen an. Sie war sicher, dass sie ihre Waffen gezogen hätten, wenn sie welche dabei gehabt hätten. Was ging hier vor?

„Ich wollte mich nur verabschieden." Die drei entspannten sich wieder. Erleichterung erschien auf ihren Gesichtern.

„Natürlich, aber wir wären auch in den Schlosshof gekommen. Das lassen wir uns doch nicht nehmen", meinte Elladan und ging gefolgt von seinem Bruder auf sie zu. Er lächelte sie an. „Wir machen uns schon auf den Weg. Ihr zwei könnt ja nachkommen."Fé nickte.

Als die Zwillinge hinter der Wegbiegung verschwunden waren, erklomm sie die wenigen Stufen zum Pavillon, wo Legolas noch immer verharrte. Etwas blass im Gesicht schaute er sie an.

„Wie lange standest du dort denn schon?" Eine unbestimmte Angst war in seinen Augen zu lesen.

„Noch nicht lang. Ich habe nur mitbekommen, dass ihr morgen fortreiten wollt."

„Mehr nicht?"Unsicher betrachtete er sie.

„Legolas? Was geht hier vor? Möchtest du mir etwas erzählen? Wohin geht denn eure Reise? Ist das der Grund, weshalb du nicht mit uns nach Lothlórien kommst?"

Sie konnte förmlich spüren, dass er einen inneren Kampf mit sich ausfocht, auch wenn er versuchte, es vor ihr zu verbergen. Starr blickte er gerade aus durch sie hindurch. Seine Hände waren zu Fäusten verkrampft. Gestern nacht hatte er ähnlich ausgesehen. Und es hatte ihr Angst gemacht.

Sie legt eine Hand an seine Wange. „Ist alles in Ordnung?" Er zuckte bei ihrer Berührung leicht zusammen, doch dann schloss er die Augen, lehnte seinen Kopf in ihre Hand und legte seine darüber. Ein Kribbeln ging von ihren Fingerspitzen durch ihren Arm.

„Es ist nichts", antwortete er wie in der Nacht zuvor. „Wir reiten wegen einer sehr wichtigen Angelegenheit nach Bruchtal."Er öffnete die Augen und lächelte sie warm an. „Glaub mir, wenn es nicht so dringend wäre, könnte mich nichts davon abbringen, dich zu begleiten."

Das Kribbeln bemächtigte sich ihrer Bauchregion. „Wirklich nicht?"

„At Ilúvatar i beleg amin vestin(4)", versprach er, nahm ihre Hand von seiner Wange und küsste sacht ihre Handfläche. Dann nahm er sie in den Arm. „Ich werde auf meinem Rückweg einen kleinen Umweg machen und euch besuchen kommen."Legolas fuhr mit seiner Nasenspitze über ihre. „Was hältst du davon?"

Das Bild ihres Traumes blitzte vor ihr auf, als sie sich in seinen ozeanblauen Augen verlor, die sie fragend anblickten. Sollte sie ihn fragen?

„Fé, Legolas, wo seid ihr? Wir wollen aufbrechen", rief eine zerstreut wirkende Nell, die hinter der Biegung hervorkam.

Die beiden fuhren auseinander und blickten mit großen Augen in Richtung Nenellinwen, die sie zuerst etwas irritiert betrachtete, dann jedoch eine weise Miene aufsetzte und wohlwollend nickte. Fé konnte sich in etwa ausmalen, was gerade durch den Kopf ihrer Freundin ging.

„Wir wollen aufbrechen", wiederholte Nell noch einmal, während sie sich schwer tat das Zucken ihrer Mundwinkel zu verbergen. „Wenn ihr euch denn voneinander losreißen wollt, könnten wir den Boten beruhigen, der im Hof schon ungeduldig Gräben in den Boden läuft. Adar war schon da und hat sich verabschiedet. Ich soll dir seine besten Wünsche übermitteln, Fé. Er hofft, dass du uns bald wieder besuchen kommst. Und ich wette, sein Sohn hätte auch nichts dagegen."

Fé vermied es Legolas anzublicken und folgte der fröhlich erzählenden Nell in den Schlosshof, während ihre Finger sich nervös ineinander drehten. Neben ihr lief der Düsterwald-Prinz, kaute auf seiner Unterlippe und schien krampfhaft zu überlegen, wo er seine Hände lassen sollte.

In dieser Formation erreichten sie den Hof, wo ein reaktionsschneller Lóriener in Botenkleidung in Rekordgeschwindigkeit sein Pferd bestieg. Unsicher blickte Fé in die Runde, wobei ihr nicht entging, wie sich Aldalor und Nell wissende Blicke zuwarfen und ihr Bruder sich ebenfalls seinen Reim zu machen schien.

Fabelhaft. Dabei war doch gar nichts passiert. Auf der Reise würde sie sicher diverse Andeutungen über sich ergehen lassen müssen.

Mit gesenktem Kopf ging Fé zu ihrem Pferd. „Na, mein Schöner, wir haben uns ja auch lange nicht gesehen, Fuinandir." Sie tätschelte den Hals des Rappen.

„Das liegt daran, dass du bei einer Nacht- und Nebelaktion das Lager verlassen hast, ohne ihn mitzunehmen, geschweige denn deinen Bogen", meinte Féagil und sah sie leicht tadelnd an, während er ihr den Bogen und ihren Köcher entgegenstreckte.

„Wie lange willst du mir das denn noch vorhalten?" Schmollend nahm sie beides an sich.

„Bis du es dir abgewöhnst. Legolas kann ja nicht immer zur Stelle sein." Féagil setzte ein vielsagendes Grinsen auf. „Obwohl ich nicht denke, dass es dir viel ausmacht, von ihm gerettet zu werden", setzte er noch flüsternd hinzu. Fé zwickte ihn ins Bein, platzierte dann Köcher und Bogen auf dem Rücken und schwang sich dann auf ihren schwarzen Hengst, der wie Féagil es versprochen hatte, weder Zaumzeug noch Sattel trug. Bei Fuinandir konnte sie sich sicher sein, dass er nicht durchging.

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„Und denk dran..."

„Ich weiß, ich werde gut auf die Elbin deines Herzens aufpassen", versprach Aldalor in feierlichem und schon leicht genervtem Ton.

„Sie ist nicht..."

„Also, wem willst du das denn jetzt bitte noch erzählen, Bruderherz?" unterbrach ihn Nell.

Legolas drehte sich um und sah sie gespielt verärgert an. „Und seit wann ist es Sitte, seinen Lieblingsbruder zu belauschen?"

„Wie du heute morgen richtig bemerkt hast, bist du mein einziger Bruder. Du siehst, mir bleibt gar keine andere Wahl."Dann fuhr Nell in ernsterem Ton fort: „Mach dir keine Sorgen. Wir werden gut auf sie aufpassen. Ich weiß zwar nicht, weshalb du dir so viele Gedanken machst und erst recht nicht, warum du nicht mitkommst, aber wir werden auf unserer Reise viel Zeit haben. Dein Stachelhaarfreund hat bestimmt eine Menge, was er mir gern erzählen möchte."

„Ich denke, wir werden viel Spaß haben", meinte Aldalor und grinste.

„Erzähl bloß nicht wieder soviel Unfug über mich." Legolas sah seinen Freund warnend an.

„Wann tue ich das denn schon einmal?"

Er umarmte Aldalor noch einmal, bevor dieser sich in den Sattel schwang. Dann drückte er seine Schwester an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Deine erste große Reise. Dass kleine Elbinnen so schnell erwachsen werden."

„Bild dir auf deine dreißig Jahre mehr bloß nichts ein." Nachdem sie ihn ebenfalls auf die Wange geküsst hatte, bestieg sie Ithilai.

„Sieh einer an", rief Aldalor erstaunt aus. „Tja, unsere gute Féathila teilt die gleichen Gewohnheiten, was Pferde angeht wie unser Prinzlein."

Überrascht drehte sich Legolas um. Und wirklich saß Fé ohne jegliches Pferdegeschirr auf dem Rücken ihres Rappen. Obendrein war sie mit Bogen und Köcher ausgerüstet.

Nachdem er sich von Féagil verabschiedet hatte und sich hatte versichern lassen, dass dieser sowohl auf seine eigene, als auch auf Legolas' achten würde, trat er zu Fé.

„Ähm, mh"er räusperte sich, „Pass bitte ein bisschen auf Aldalor auf, er fürchtet sich immer, wenn er länger von zu Hause fort ist."

„Ich höre alles, mellon'amin", rief Besagter zwei Pferde weiter. Legolas grinste: „Und glaub nicht immer alles, was er von sich gibt...Und pass vor allem auf dich auf", meinte er dann ernster. Er lächelte ein bisschen schief: „Ich möchte keinen bösen Überraschungen vorfinden, wenn ich nach Lórien komme."

Sie beugte sich hinunter. „Amin vestin", flüsterte sie ihm ins Ohr und als ihr Atem über seine Ohrenspitze streifte, bekam er eine Gänsehaut. Dann fuhr sie kurz mit ihrer Nasen über seine, richtete sich wieder auf und deutete auf ihren Bogen. „Wie du siehst, bin ich nicht immer die schutzlose, kleine Elbe im Wald. Ich kann mich sehr gut verteidigen, wenn es nötig sein sollte."

„Ich habe es gesehen. Wir müssen unbedingt mal ein kleines Wettschießen veranstalten", grinste er.

„Herausforderung angenommen", antwortete sie mit erhobenem Haupt und reichte ihm die Hand. Mit festem Händedruck bekräftigten sie ihr Duell. Dann lockerte Legolas seinen Griff und strich ihr sanft mit dem Daumen über den Handrücken. „Tiro lle(5)", flüsterte er. Sie verflocht ihre Finger mit den seinen. „Amin vestin", wisperte sie zurück und ihre leise Stimme hinterließ einen angenehmen Schauer auf seinem Rücken.

„Mhm", räusperte sich der Bote lautstark neben ihnen. „Ich möchte ja nicht stören, aber wir sollten jetzt wirklich aufbrechen."

„Lye au'mentuva rato (6)", sagte er zum Abschied, bevor sie Fuinandir wendete und ihn Richtung Tor antrieb.

„Amin feithuva ten'ta (7)", gab sie zurück, als sich ihre Hände voneinander lösten.

„A'lye au'menta (8)", rief er ihr und den anderen hinterher. Féagil, Nell und Aldalor winkten zum Abschied zurück. Fé wandte ihren Kopf und sah ihn wehmütig an. Mit ihren Lippen formte sie stumme Worte, die er in seinem Kopf hören konnte: „A'lye au'menta, kwentr'amin tel'eldanarnea.(9)."

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(1) der Verräter aller Völker (2) Sag mir, was du weißt. (3) Angriff! (4) Bei Iluvatar dem Großen verspreche ich es. (5) Pass auf dich auf. (6) Wir sehen uns bald wieder. (7)Ich werde warten. (8) übertragen so viel wie: Auf Wiedersehen. (9) mein Erzähler der Sternengeschichten

Notes: So, ich hoffe, es hat ein paar von euch gefallen. Ich stand ein bisschen unter dem Einfluss meines erhöhten Süßigkeiten-Konsums (Nervennahrung zum Lernen). Aber ich hoffe, dass trotzdem was annehmbares dabei rausgekommen is. Für Kommentare is ja der Button unten links da;) Ansonsten schwafle ich euch heut mal nich zu (Hab ich ja oben schon genug gemacht;) , sondern sage: Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Bis zum nächsten Chap...