Disclaimer: Juti. Alles was man schon aus einem dicken, genialen Buch namens "Herr der Ringe" oder einem anderen Werk von Großmeister J. R. R. Tolkien kennt gehört nicht mir und ich verdiene mit dieser Story kein Geld.

A/N: Himmel hilf, war das eine Tortur, aber ich habe es tatsächlich doch geschafft. Hier ist nun zur Feier meines Abi-Resultates ein neues Kapitelchen für euch. Ich weiß, es hat ganz schön lang gebraucht, aber zwischen den ganzen Partys zum Abschluss der Prüfungen (und das waren wirklich viele) und dem Bangen wegen der Ergebnisse blieb meinem Kopf leider nur Platz für einer kleine, gemeine Schreibblockade, aber keine neuen Chap-Ideen. Aber da das ganze nun ausgestanden ist, konnte ich mit viel Mühe und einigen existenziellen Krisen – na ja, ganz so schlimm war's dann wohl doch nicht – etwas zusammenschustern, von dem ich hoffe, dass es einigermaßen Sinn ergibt. Weil ich mir da aber diesmal wirklich ganz und gar nicht sicher bin, bitte ich jetzt mal ganz inständig um Reviews. Bitte, erhört mein Flehen.

Isa: Danke, danke. -knuddel- Wollte für einen Kapiteleinstieg einfach mal was neues probieren und bin – wer weiß wie, vielleicht wegen meinem Nickname – auf die Idee mit dem Schmetterling gekommen. Hoffe, es gefällt dir auch weiterhin.

Finda: Danke erst mal fürs Daumendrücken. Hat v.a. in der mündlichen Prüfung sehr geholfen ;) Was soll ich sagen, bin wieder mal ganz rot geworden. -knuddel auch dich- Schön, dass die Story dir immer noch gefällt. Hoffe, du genießt deinen USA-Aufenthalt. Wünsch dir ganz viel Erfolg, Glück und was man da drüben noch so braucht :)

So, Leutz, jetzt gibt's aber wirklich das neue Chap. Viel Spaß und vergesst mir die Reviews net.

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Kapitel 11

Lonestar where are you out tonight?

This feeling I'm trying to fight

It's dark and I think that I would

Give anything

For you to shine down on me

How far you are I just don't know

The distance I'm willing to go

I pick up a stone that I cast to the sky

Hoping for some kind of sign

(Norah Jones – Lonestar)

Die kleinen Füße tapsten durch den Gang. Der Besitzer derselben huschte schnell von einem Stützpfahl zum nächsten, um nicht entdeckt zu werden. Eigentlich sollte er nämlich schon längst im Bett liegen, aber das Gewitter, dessen Blitze das Haus von Zeit zu Zeit erhellten, hatte ihn nicht schlafen lassen. Und außerdem war er viel zu neugierig auf den Neuankömmling, der am Abend mit den Zwillingen eingetroffen war.

Vorsichtig lugten die Kinderaugen um die Ecke, um nachzusehen, ob die Luft an der Tür zur Bibliothek auch rein war. Weit und breit war niemand zu sehen. Auf Zehenspitzen schlich der Junge durch die Tür und versteckte sich blitzschnell zwischen den Regalen, die bis zur Decke reichten und mit sehr alten Büchern gefüllt waren. Das Kind kannte hier jeden Winkel. Immerhin spielte er hier oft verstecken. Lautlos näherte sich der Junge dem großen Tisch in der Mitte des Raumes, der vom Schein einer einzelnen Kerze beleuchtet wurde.

Achtsam spähte er um ein Regal herum, um auszukundschaften, wer dort Platz genommen hatte. Die Zwillinge konnte er sehen und Herrn Elrond, aber der, wegen dem er gekommen war, saß mit dem Rücken zu ihm und das Kerzenlicht ließ nur eine dunkle und schemenhafte Silhouette erkennen. Wenn er mehr von dem Unbekannten erblicken wollte, würde er wohl auf die andere Seite des Raumes schleichen müssen.

Während er sein Vorhaben ausführte, fragte er sich, ob Elben aus anderen Teilen Mittelerdes auch anders aussahen, als die Elben aus Bruchtal. Immerhin hatte er noch nie welche aus Lothlórien oder Düsterwald getroffen. Man konnte sich in solchen Dingen ja nie sicher sein.

Endlich war er an seinem Ziel angelangt. Der Junge blickte wiederum sehr darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden, um das schützende Regal herum. Hoffentlich entdeckte ihn niemand. Seine Mutter würde ihm die Ohren lang ziehen. Jetzt hatte er den fremden Elben endlich im Blick. Seine Haare sahen aus wie flüssiges Gold und der Kerzenschein erhellte ein wachsames Augenpaar. Flackernde Schatten tanzten auf den edlen Gesichtszügen. Es schien ein unbestimmtes Leuchten von ihm auszugehen, ähnlich wie bei den Elben von Bruchtal, aber doch ein wenig anders. Er trug auch andere Gewänder, grüne und braune Wanderkleidung. Und neben ihm stand ein großer Elbenbogen an den Stuhl gelehnt.

Erst jetzt bemerkte der Junge, dass die vier Elben in ein Gespräch vertieft waren. Ihrem Tonfall zufolge musste es sich um etwas Wichtiges handeln. Sie redeten nur mit halber Lautstärke, so dass die kleinen Ohren genau hinhören mussten, um alles zu verstehen.

„Wahrlich, das sind keine guten Nachrichten, die Ihr mit Euch tragt, Prinz von Düsterwald", vernahm er Herrn Elronds Stimme. Der Fremde war also auch noch ein Prinz. Das Ganze gestaltete sich zunehmend interessanter.

„Ich wäre gerne mit Erfreulicherem zu Euch gekommen, Herr Elrond", erklang die Stimme des Prinzen in einem seltsamen Dialekt. Aber sie klang sehr schön und angenehm.

„Ich werde sofort Boten zu den Mitgliedern des Rates entsenden. Gegen diese Bedrohung muss etwas unternommen werden."

„Ich danke Euch. Mein Vater wird erleichtert sein, nicht mehr allein standhalten zu müssen."

„Der König unter Eichen und Buchen kann unserer Hilfe gewiss sein."

Plötzlich wurde der Elb aus dem Düsterwald unruhig und seine Augen durchsuchten den Raum – bis sie genau in die des Jungen schauten. Herrje, wie hatte er nur so leichtfertig seine Deckung aufgeben können. Er hatte kaum bemerkt, dass er ein Stück zu weit aus dem Schatten des Regals geraten war. Im Geiste konnte er schon die schimpfende Stimme seiner Mutter hören.

Die Augen des Elben blitzten schalkhaft. Sein Mund verzog sich zu einem amüsierten Lächeln. Herr Elrond, der gerade etwas hinzufügen wollte, hielt erstaunt über den Gesichtsausdruck seines Gegenübers inne und folgte seinem Blick, bis auch er den Jungen entdeckt hatte.

„Estel, was tust du denn noch um diese Stunde hier?" fragte er erstaunt. Auch die Zwillinge drehten sich zu ihm um.

„Ich...ich..."Der Junge seufzte und verließ seine Deckung ganz. Es nutzte nichts, wen er sich jetzt etwas ausdachte. Herr Elrond würde das sofort merken. Also konnte er auch gleich mit der Wahrheit herausrücken.

„Ich konnte nicht schlafen wegen des Gewitters und da wollte ich mir schon einmal den fremden Elb anschauen, Herr Elrond. Schließlich wollte ich nur wissen, ob Elben aus Düsterwald anders aussehen, als die Bruchtalelben."

Für einen Moment schienen die vier Gesichter vor ihm vor Überraschung erstarrt zu sein. Doch dann erschallte das Lachen des Prinzen aus Düsterwald, in das die Zwillinge bald einfielen. Der Herr von Bruchtal schmunzelte.

„Und?"fragte ihn der fremde Elb dann, „Was hast du herausgefunden?"

„Dass Ihr nicht sehr viel anders ausseht, als andere Elben, die ich kenne."

Der Prinz lächelte schelmisch und stand auf. „Dann bin ich ja beruhigt. Darf ich mich vorstellen? Meine Name ist Legolas."

Estel ging auf ihn zu und schüttelte die Hand, die der Elb ihm entgegen streckte. „Ich bin Estel."

„Freut mich. Wie alt bist du?"

„Ich bin zehn Jahre alt und bald werde ich ein großer Kämpfer werden."

Fachmännisch begutachtete Legolas ihn. „Davon bin ich überzeugt."

„Elladan, wärst du so gütig, Estel wieder in sein Zimmer zu bringen? Seine Mutter wird sich sonst noch Sorgen machen, wenn sie bemerkt, dass er verschwunden ist", meinte Herr Elrond.

„Gewiss, Adar", antwortete der Zwilling und stand auf. „Komm mit, du Held. Bevor du große Kämpfe bestreiten kannst, musst du erst noch ein wenig schlafen."

„Na schön", erwiderte Estel, „Aber du darfst Nana nichts erzählen."

„Meine Lippen sind versiegelt", versprach Elladan und ging mit dem Jungen hinaus.

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Nell stand auf der Plattform und ließ ihren Blick über Caras Galadhon schweifen. Die Elbenstadt schimmerte in silbrigen Tönen und helle Stimmen erfüllten die süße Luft mit fröhlichen Melodien. Hier und da blitzten die Sterne vom nächtlichen Himmel durch die Baumkronen hindurch. Sie konnte sich kaum satt sehen.

„Nenellinwen?"

Nell fuhr zusammen und wandte sich um. „Meine Güte, Aldalor, müsst Ihr mich derart erschrecken. Ihr hätte Euch wenigstens bemerkbar machen können."

„Es tut mir leid", antwortete Aldalor, der noch halb auf der Strickleiter stehend durch die Luke im Boden der Plattform schaute. Sein Grinsen jedoch ließ darauf schließen, dass er das nicht ganz so ernst meinte.

„Das sollte es auch", meinte Nell selbiges ignorierend, „Was hättet ihr gemacht, wenn ich gerade dabei gewesen wäre, mich umzuziehen."

Sein Grinsen wurde noch breiter. „Dann hätte ich natürlich taktvoll weggeschaut."

Nell rollte mit den Augen. „So seht Ihr schon aus. Was wollt Ihr eigentlich hier?"

„Ich wollte Euch darüber informieren, dass Herr Celeborn und Frau Galadriel uns im Audienzsaal erwarten."

„Dann sollten wir uns beeilen."

„Sehr wohl, Prinzessin."Damit stieg Aldalor die Leiter wieder hinab. Nell folgte ihm. Kurz vor dem Boden verfing sie sich jedoch mit dem Fuß zwischen zwei Sprossen.

„Ist alles in Ordnung?"rief Aldalor hinauf.

„Es geht schon, ich muss nur..."Mit einem kräftigen Ruck hatte sie ihren Fuß befreit. Leider verlor sie dabei auch ihr Gleichgewicht und fiel den Rest des Weges nach unten – wo sie von Aldalor aufgefangen wurde.

„Vorsicht, Prinzessin", meinte der und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.

Mit hochrotem Kopf fing Nell an zu schimpfen: „Spart Euch Euren Kommentar und lasst mich gefälligst herunter."Sie begann zu strampeln und Aldalor setzte ihre Füße behutsam auf der Erde ab. Hektisch ordnete sie ihr Kleid. Als sie sich umdrehte, merkte sie, dass Aldalor sie immer noch amüsiert beobachtete.

„Kein Wort", kommandierte sie mit erhobenen Zeigefinger, drehte sich um und marschierte davon.

„Ach, Nenellinwen", rief Aldalor ihr hinterher.

Nell blieb stehen und drehte sich langsam um. „Was denn?"

„Zum Audienzsaal geht es dort entlang."

Sie verzog keine Miene und ging schnurstracks an ihm vorbei in die entgegengesetzte Richtung.

Ihr eisernes Schweigen hielt bis zu einer großen Treppe stand, die um einen Baum herum zur oben gelegenen Plattform führte. Weshalb, um Erus Willen, hatten denn ihre keine Treppe. Dann wäre ihr diese unsägliche Peinlichkeit erspart geblieben.

„Müssen wir hier hinauf?"fragte sie ihren Begleiter. Schließlich wollte sie nicht schon wieder den falschen Weg nehmen.

„Ja, dort oben sind die königlichen Räume."

„Na dann, bei den Valar, bin ich nervös."Sie atmete tief durch. „Wie sehe ich aus?"Hatte sie das jetzt wirklich gefragt?

„Vee'vanima vee'lle magha na il're.(1)"Irgendetwas in Aldalors Blick konnte sie nicht richtig deuten.

„Macht Euch ja nicht lustig über mich", warnte sie in nicht ganz ernstem Tonfall.

Der Schalk kehrte in seine Augen zurück. „Das würde ich nie wagen, Prinzessin."

Statt eine Antwort zu geben, begann Nell die Stufen zu erklimmen. „Aldalor, weshalb lauft Ihr eigentlich die ganze Zeit hinter mir?" fragte sie ihn, als sie schon fast angekommen waren.

„Nun, jemand muss Euch doch auffangen, wenn Ihr wieder einmal aus dem Gleichgewicht geratet."

„Das ist nicht lustig", meinte sie und versuchte ernst zu klingen, musste aber wider ihres Willens lächeln.

„Natürlich nicht, Prinzessin."

Zwei Bedienstete nahmen sie oben in Empfang und führten sie in den Audienzsaal. Dort saßen auf erhobenem Thron Herr Celeborn und Frau Galadriel. Etwas unterhalb neben ihnen saßen Féathila und Féagil. Fé sprang auf und kam auf sie zu.

„Endlich seid ihr hier. Kommt mit; ich stelle euch vor."

Sie ging voran und blieb vor den Majestäten stehen. „Onkel, Tante, das sind die Prinzessin von Düsterwald, Tarien Nenellinwen Thranduilen o Taur-nu- Fuin und Offizier der königlichen Garde von Düsterwald, General Aldalor."

Nell machte einen tiefen Knicks. Aldalor verbeugte sich. Die Majestäten neigten leicht ihre Häupter.

„Willkommen in Caras Galadhon", sprach Herr Celeborn sie an.

„Es ist uns eine Ehre hier sein zu dürfen", erwiderte Nell.

„Und doch verbirgt sich hinter Eurer Anwesenheit mehr als die bloße Freude des Besuches in Lothlórien."

Nell sah Frau Galadriel überrascht an. Aldalor hatte ihr auf Wunsch ihres Bruders auf der Reise nach Lórien erzählt, was diesen seit Tagen so beschäftigt hatte. Konnte die Herrin des Goldenen Waldes von seinen Vorahnungen wissen? Den Erzählungen über die Macht der Hohen Frau zufolge war es durchaus möglich.

„Und ich bin dankbar dafür", fuhr Galadriel fort, „Der Bruder und Freund konnte sicher sein, dass Ihr Eure Aufgabe gut erfüllt. Sicher war und ist sein Wertvollstes in Eurer Obhut, während er die Hilfe des Weisen hinter den Zinnen des Nebelgebirges sucht. Doch werde ich weiteres mit ihm selbst besprechen. Schon in einigen Tagen werden wir ihn in Lothlórien begrüßen dürfen."

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Es war bereits weit nach Mitternacht, doch sie konnte einfach nicht einschlafen. So saß Fé in ihrem Nachtgewand auf ihrer Plattform an den Baumstamm gelehnt und blickte zu den Sternen hinauf, die durch eine Lücke im Blätterdach blitzten. Schon während des an die Audienz anschließenden Essens hatte sie sich die ganze Zeit über die Worte ihrer Tante Gedanken gemacht. Sie wollte gern glauben, dass sie von Legolas gesprochen hatte. Immerhin würde er dann bald hier sein.

In Caras Galadhon. Bei ihr.

Aber was hatten dann ihre übrigen Worte zu bedeuten. Sein Wertvollstes? Was konnte das denn sein? Ihr kam eine Ahnung, aber sie dachte nicht daran, das wirklich in Betracht zu ziehen. Nein, das war es bestimmt nicht. Sie ließ sich vom Licht Earendils verzaubern. Hoffentlich hatte er nicht wieder einen von diesen fürchterlichen Aussetzern bekommen.

Sie atmete tief durch. „Ach, Legolas..."

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Unbewegt stand er auf dem Balkon, der an sein Zimmer anschloss. Seine Kleidung bestand nur aus einer Hose, die locker auf seiner Hüfte saß. Der Sommerwind wehte leicht durch sein blondes Haar. Seit Tagen schon konnte er nicht mehr schlafen. Unruhe hatte sich in sein Herz geschlichen und er konnte ihren Ursprung einfach nicht ergründen. Er seufzte tief. Was war nur mit ihm los in letzter Zeit?

Rat suchend blickte er gen Firmament und sah Earendil. Er machte sich darauf gefasst, dass die Bilder wieder vor seinem inneren Auge auftauchen würden. Innerlich verkrampfte er bereits bei dem Gedanken daran. Er wollte das nicht schon wieder durchleben müssen. Sein ganzes Wesen wurde von einer klammen Angst befallen und er hatte nur noch den einen Gedanken.

„Féathila..."

„Amin tena lle, Kwentra'n'narn. Amin naa yassen lle(2)", flüsterte ihre Stimme in seinem Kopf und er konnte fast spüren, wie ihr Atem sein Ohr streifte. Ein wohliger Schauer durchlief ihn und seine Nackenhaare stellten sich auf.

„Lle vare thar'ksh nat'amin, Elenhên(3)", wisperte er mit geschlossenen Augen zurück. Er streckte eine Hand aus, wollte sie unbedingt berühren, bevor sie wieder verschwand. Ein leichtes Prickeln an den Fingerspitzen sagte ihm, dass sie gerade dasselbe tat. Doch als er ihre Hand umfassen wollte, griff er ins Leere und erst jetzt wurde ihm wieder bewusste, dass sie weit entfernt auf der anderen Seite des Nebelgebirges war. Er lächelte in sich hinein. Was stellte sie bloß mit ihm an? Irgendwie konnte er es sich nicht erklären.

Plötzlich vernahm er hinter sich eine Regung. Er wandte sich um. „Sagt, wie lange beobachtet Ihr mich schon, Herr Elrond?"

„Lange genug, Taren o Taur-nu-Fuin, um zu wissen, dass Ihr mir nicht alles erzählt habt."

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Enttäuscht wieder in die Wirklichkeit zurückkehren zu müssen ließ Féathila ihre ausgestreckte Hand sinken. Seine Anwesenheit war eine Illusion gewesen, doch sie wusste, dass es wirklich seine Stimme gewesen war, die sie gehört hatte. Sie wünschte sich die Verbindung noch einmal herstellen zu können, doch so sehr sie es auch versuchte, sie konnte ihn nicht mehr erreichen.

Aufgewühlt gab sie es auf schlafen zu wollen. Fé kletterte von ihrer Plattform und beschloss einen Spaziergang durch Caras Galadhon zu machen. Fast völlig schwarz hing die Nacht über der Stadt. Nur dann und wann unterbrochen vom Sternenschein oder einigen Lichtpunkten einzelner Plattformen. Nur die Wege waren klar erkennbar, denn ein seltsames, diffuses Leuchten ging von ihnen aus, so dass jeder nächtliche Wanderer sehen konnte, wohin er seine Füße setzte.

Sie hatte kein bestimmtes Ziel und überließ die Wahl der Richtung dem Zufall. Und nachdem sie einige Zeit in Gedanken versunken durch die Elbenstadt gestreift war, stand sie plötzlich auf einer Lichtung am Rande der Wohngebiete. Ein Rinnsal plätscherte hier vor sich hin und nährte einen kleinen See, der halb im Schatten der großen Mallornbäume des Waldes lag. Einige waren besonders seltsam gewachsen und ragten mit verschlungenen Ästen über das Wasser. Auf der glatten Seeoberfläche spiegelte sich das silberne Sternenlicht und die Mondsichel wieder.

Überwältigt blieb Féathila für einen Moment stehen. Dann trat sie langsam staunend auf das Wasser zu und ging mit den Füßen hinein, so dass das kühle Nass ihre Füße sanft umspielte.

„Ich dachte immer, ich wäre die einzige die so spät nachts noch durch die Wege des goldenen Waldes gebraucht - abgesehen von den Wachen natürlich."

Erschrocken machte Fé einen Satz. Wer sprach da zu ihr? Und was noch wichtiger war: Wo versteckte er sich?

Angestrengt blickte sie zu den Bäumen hinüber und starrte angestrengt in das Dunkel. Plötzlich sah sie eine Bewegung. Aus dem Schatten einer verwinkelten Baumkrone, deren Äste dicht über dem Wasser hingen, löste sich eine Gestalt.

„Wer spricht da?"fragte sie ihren noch gesichtslosen Gegenüber.

Die Gestalt trat aus dem Schatten heraus. Die Himmelslichter beleuchteten das dunkle, lange Haar einer wunderschönen Elbe. Sie trug einen silbrig schimmernden Mantel und kam langsam über die Lichtung auf Féathila zu. Aus der Nähe konnte sie die feinen Gesichtszüge der Elbe erkennen: Große dunkle Augen, hohe Wangenknochen und einen Mund, der sich zu einem Lächeln verzog.

„Meine Name", antwortete die Elbenfrau, „ist Arwen. Manche geben mir auch den Beinamen Undomiel."

„Ihr seid Arwen Undomiel, Tochter des weisen Herrn Elrond?" Ungläubig starrte Fé die Elbe an. Die Legenden über ihre Schönheit waren eindeutig wahr. Sie hatte noch nie eine so schöne Elbe gesehen.

„Ja, das bin ich. Und Ihr müsst Féathila sein. Ich kenne jedes Gesicht in Caras Galadhon, nur Eures noch nicht."Arwen musterte sie erstaunt. „Ich sehe, Ihr konntet wohl nicht schlafen."

„Woher...?"Überrascht schaute Fé an sich hinunter. Sie hatte völlig vergessen, dass sie noch ihr Nachtgewand trug. Ihre Wangen färbten sich leicht rot. Weshalb musste ihr so etwas immer passieren?

Arwen lachte leise. „Nur keine Sorge deswegen. Ihr seid nicht die Einzige, der es so ergeht."Sie öffnete ihren Mantel. Darunter kam ebenfalls ein Nachtgewand zum Vorschein. „Ich war nur besser vorbereitet. Kommt mit und erzählt mir etwas von Euch."

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„Das ist also der Grund, warum ich bereits bei Eurer Ankunft spürte, dass Euer Herz nicht mit Euch nach Bruchtal gekommen war", Elrond nickte bedächtig, „Ich denke, es ist fast sicher, dass Eure Traumbilder Galadriel nicht entgangen sind. Sie wollte offensichtlich ihre Nichte vor dem Schicksal bewahren, dass Ihr saht."

Legolas blickte den Herrn von Bruchtal an. „Gibt es eine Gewissheit, ob die Geschehnisse, die ich träumte tatsächlich wahr werden?"

Elrond seufzte. „Nun, das kann man nie so genau sagen. Schon eine einzige unserer Handlungen und Entscheidungen können die Zukunft ändern. Die Dinge müssen nicht zwingend so eintreten, wie Ihr sie gesehen habt."

Dem Elbenprinzen wurde etwas leichter ums Herz. „Dann gibt es also die Möglichkeit, dass ich sie davor schützen kann."

„Natürlich, die gibt es durchaus. Wenn der Rat den Schatten aus Dol Guldur vertreiben kann, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Gefahr für Féathila zumindest vorläufig gebannt ist." Ein Ausdruck von Traurigkeit erschien auf dem Gesicht des Elbenherrschers. „Wie leben in furchtbaren Zeiten, wenn es heute noch nicht einmal möglich ist, das Verliebt-Sein ungestört zu genießen."

Legolas' Ohrenspitzen wurden rot. „Wie kommt Ihr denn auf das Verliebt-Sein?"

Elrond lächelte milde. „Was dachtet Ihr denn, weshalb Ihr nachts kaum bekleidet auf Balkonen steht, nicht schlafen könnt und nach einer Elbe greift, die viele Meilen entfernt ist?"

Legolas blickte zu Boden. „Ich...ich habe ihre Stimme in meinem Kopf gehört."

Elrond schmunzelte. „Ihr könnt Euch glücklich schätzen. Manche Elben suchen Jahrtausende und einige Menschen ihr Leben lang, ohne das jemals das gefunden zu haben."

„Aber ich habe überhaupt nicht danach gesucht. Es ist einfach passiert." Legolas sprang auf und trat wieder auf den Balkon hinaus.

„Dann könnt Ihr Euch umso glücklicher schätzen," hörte er Elrond hinter sich.

„Aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."Er schickte einen tiefen Seufzer in die Nacht hinaus. „Es ist so überhand nehmend. Man kann es nicht kontrollieren."

„Nein, das kann man nicht. Schon viele haben es versucht und alle sind sie gescheitert. Ihr müsst es annehmen. Es ist ein Privileg."Elrond trat neben ihn.

„Aber, was tue ich, wenn es ihr nicht genauso geht?"

„Ihr habt doch gerade mit ihr gesprochen."

„Ja."

„Obwohl sie sich auf der anderen Seite des mächtigsten Walls in ganz Mittelerde befindet."

„Ja."

„Sagt, welchen Beweis braucht Ihr dann noch?"

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„So, so, du kennst also bereits meine Brüder?"Arwen lachte in sich hinein. „Ich hoffe, Elrohir ist dir nicht allzu nahe getreten."

Fé runzelte die Stirn. Sie unterhielten sich bereits seit mehreren Stunden und hatten den förmlichen Teil bereits hinter sich gelassen.

„Weshalb sollte er mir denn zu nahe getreten sein?"

„Weil normalerweise keine Elbe in ganz Mittelerde vor ihm sicher ist. Allerdings fürchtet er sich vor den Heiratswütigen auf den Banketten."

„Also, zu mir war er sehr nett."

Arwen lachte wieder. „Tja, meine gute Féathila, dann warst du wohl schon halb verloren, obwohl Nell dich wahrscheinlich gerettet hätte. Außerdem wird er es bei dir ja jetzt nicht mehr versuchen."

Fragend blickte Fé sie an. „Weshalb denn? Muss ich mir Sorgen machen?"

„Nein, das nicht, aber die Elben, die dir zu nahe kommen wahrscheinlich. Schließlich wollen sie sich nicht mit Düsterwalds Thronfolger anlegen."

Fé horchte auf. „Was hat Legolas denn damit zu tun?"

„Sagen wir, mir ist da etwas zu Ohren gekommen. Aber das findest du bestimmt bald selbst heraus. Wir sollten langsam zurückgehen, sonst macht man sich noch Sorgen um uns."

Arwen blickte nach oben, wo der Himmel bereits seine tiefe Schwärze verloren hatte und die Sterne begannen zu verblassen. Fé wurde bewusst, dass sie in der Nacht gar nicht auf den Weg geachtet hatte.

„Keine Sorge, ich kenne den Rückweg", meinte Arwen, die Féathilas suchenden Blick bemerkt hatte.

Zusammen machten sich die beiden Elbinnen auf den Weg zu ihren Plattformen, bevor die anderen Bewohner von Caras Galadhon erwachen und zwei Prinzessinnen in Schlafgewändern vorfinden würden.

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„Wir müssen den Rat einberufen."Elrond stand am Fenster der Bibliothek und sah gen Südosten. Er sandte seine Gedanken nach Lothlórien.

„Ich weiß. Im Spiegel sah ich, welche Traumbilder der Sohn Thranduils empfing. Beunruhigend ist, was er sah, und doch ahnten wir das Unheil schon seit langer Zeit."Galadriels Stimme hatte einen besorgten Klang.

„Mein Vorschlag ist es, dass der Rat nach zwei Mondwechseln zusammentritt. An unserem alten Versammlungsort."

„Das, Herr von Bruchtal, wäre auch mein Vorschlag gewesen. Denn in der Zeit davor werden noch viele Ereignisse stattfinden, die ein Treffen aller Ratsmitglieder unmöglich machen würde. Ich sehe Kämpfe, in die Mithrandir und auch König Thranduil gezogen werden."

„Ähnliches sah auch ich, doch ist mir Grund, Ausgang und Ort verborgen geblieben... Doch sagt mir, Herrin des Goldenen Waldes, wisst Ihr von des Königssohns Rastlosigkeit."

„Ja, ich weiß davon. Und auch die Ursache dafür, doch wird sich zeigen, ob es Auswirkungen auf die späteren Ereignisse haben wird. Wenn unser Blick in die Zukunft noch recht behalten soll, darf keiner der neun Wanderer von seinem Schicksal abgehalten werden, sonst wird die kommende Zeit in Mittelerde eine düstere sein."

„Dann muss verhindert werden, was ihm sein Traum offenbarte, denn falls das geschehen sollte, wird er bald darauf ebenfalls in Mandos Hallen wandeln."

„Nan'manka ta ilnaa na tampaya...?(4)"

„Falls dies eintritt, Hohe Frau, ist gefragt, wie groß die Macht der Elben Mittelerdes noch ist. Vee'sina nostal'en'templa caela ilnaya nir' coiasirar maghaya n'ala.(5)"

Sorgenvoll wandte Elrond sich ab und begab sich zu einem der Westfenster. Er hoffte inständig, dass sich doch noch alles zum Guten wenden ließ.

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(1) So wunderschön, wie Ihr es jeden Tag zu sein pflegt. (2) Ich höre dich, Geschichtenerzähler. Ich bin bei dir. (3) Du hast mich vor Bösem bewahrt, Sternenkind. (4) Doch wenn es sich nicht aufhalten lässt...? (5) Denn eine solche Magie wurde bisher selten angewandt.

Notes: So, Leutz. Liest mein Geschwafel hier unten eigentlich irgendwer? Egal, ich schreib's trotzdem ;) Wieder einmal ein Chap geschafft. Ich hoffe es hat euch gefallen. Die Sache mit dem Aldalor und der Nell hat sich spontan entwickelt. Weiß noch net, ob ich des weiter ausbaue. Mal schauen. Interessiert eigentlich jemanden, was die ganzen Namen zu bedeuten haben. Falls ja, melden. Erklärungen gibt's dann mit dem nächsten Kapitelchen geliefert. Und weil ich dieses Mal so unglaublich unsicher bin, denke ich es ist an der Zeit, mal nach einem Beta-Reader zu suchen. Sollte sich irgendwer dazu berufen, befähigt oder was auch immer fühlen, diese Story beta zu lesen, bitte über Mail melden. So, ich glaub des war's dann schon für dieses Mal. Danke für eure Aufmerksamkeit, bis zum nächsten Chap.