Disclaimer: Juti. Alles was man schon aus einem dicken, genialen Buch namens "Herr der Ringe" oder einem anderen Werk von Großmeister J. R. R. Tolkien kennt, gehört nicht mir und ich verdiene mit dieser Story kein Geld.
A/N: Hey folks. Falls es überhaupt noch mehrere sind. Hier is das neue Chaplein. Ich weiß es hat mal wieder ewig gedauert, aber ich weiß jetzt wieder genauer, wies weiter gehen soll, und hoffe, das nächste Kapitel kommt ein wenig schneller. Kann ich aber nich versprechen.
Isa: knuddel Danke für deine liebe Review und deine Unterstützung. Du siehst,das mit dem Welpenblick hat geholfen;) Ja, das mit Arwen und Estel. Eigentlich fand ich die Vorstellung relativ süß, dass er noch so klein ist, während sie, naja, schon so erwachsen ist. Namenserklärung gibt's ganz unten:)
So, na den hoffentlich viel Spaß beim Lesen. Und vergesst mir die Reviews net.
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Kapitel 12 – Teil 1
...Through the storm we reach the shore
You give it all but I want more
And I'm waiting for you [...]
My hands are tied
My body bruised, she's got me with
Nothing to win and
Nothing left to lose
And you give yourself away...
(U2 - With or Without You)
Der Wind fuhr durch ihre langen, dunklen Haare und ließ sie wild um ihr Gesicht tanzen. Der weiße Sand fühlte sich unter ihren Füßen an wie Samt. Die feinen Körnchen gaben nicht nach, als die Elbe langsam den Strand entlang spazierte. Eine unbestimmte Sehnsucht hatte sich schwer auf ihr Herz gelegt. Sie sah nach Osten auf das Meer hinaus, das in weiter Ferne hinter den Inseln von Nebeln verhüllt wurde. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg durch die dichten Wimpern. Wenn sie doch nur hätte dort bleiben können.
Dort? Wo befand sich dieses dort? Sie wusste es nicht mehr. Die Erinnerungen waren hinter den dichten Schleiern des Vergessens verborgen. Sie wusste nur, dass sie jemanden hatte zurücklassen müssen, den sie jetzt schmerzlich vermisste. Er war ein Teil von ihr gewesen und nun fühlte sie sich, als wäre sie nicht mehr vollständig. Noch nicht einmal an sein Gesicht konnte sie sich erinnern. Welch Schicksal hatte sie nur ereilt, dass sie es verdiente, auf solche Weise die Ewigkeit verbringen zu müssen? Sie spürte, wie ihr Herz zu brechen drohte und sank auf die Knie.
Die Spuren ihrer Tränen mehrten sich im Sand. Und Manwe hatte Mitleid mit ihr und sandte ihr Wehklagen, das die Luft erfüllte, mit dem Wind und den Möwen über das Meer hinaus an die Küsten Mittelerdes und zur Mündung des Großen Stromes. Und hier erreichten das Schreien der Möwen und das Flüstern des Windes die wachsamen Ohren eines Waldelben, der in seinem Gespräch mit einem Menschen und einem Zwerg innehielt und lauschte.
Legolas' Gesicht verschwamm und Féathila blickte hinunter auf die glatte Wasseroberfläche des Spiegels. Einer Regung unfähig starrte sie in die silberne Schale. Die Elbe am Strand war sie doch gerade selbst gewesen, oder nicht? Wie war sie nur nach Valinor gekommen? Und weshalb hatte sie ihr Gedächtnis verloren? Was war nur geschehen? Und wie viel Zeit lag zwischen jenen Bildern und diesem Moment, in dem die Emotionen und Fragen der Gestalt in der Vision noch wie ein Echo in ihr nachhallten?
„Ich kann dir die Antworten auf deine Fragen nicht geben."Die Stimme ihrer Tante drang wie durch eine Wand zu ihr hindurch.
Fé sah auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, um die Tränen zu vertreiben. In Galadriels Gesicht konnte sie Trauer und Mitgefühl sehen. „Warum...", setzte sie mit rauer Stimme an und räusperte sich. Sie begann erneut: „ Warum nicht?"
„Ich sah dieselben Bilder, die auch du gesehen hast. Doch auch ich habe nicht den Weg erkennen können, der dich vielleicht dorthin führen wird."
„Aber... wie kann ich das verhindern?"
„Vieles beeinflusst das, was vor uns liegt. Nur ein einziger Schritt kann entscheidend sein. Doch welcher dies sein wird, das können nur wenige vorhersagen."
Fé trat vom Sockel, auf dem die Schale stand zurück. Unsicher schaute sie zu Boden.
Eine Hand hob ihr Kinn an und ließ sie in die Augen ihrer Tante schauen, die sie aufmunternd anlächelte. „Lass dir dein Herz damit nicht schwer machen, Féathila. Es ist nicht gewiss, dass dir dieses Schicksal bestimmt ist."
Zaghaft lächelte sie zurück. Hoffentlich hatte Galadriel recht.
„Ich bin sicher, bald wirst du nicht mehr daran denken", fuhr die Herrin des Waldes fort und ein geheimnisvoller Ausdruck trat in ihre Augen, „Denn wir werden in nächster Zeit Besuch bekommen."
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Elrohir lehnte sich entspannt gegen einen der Pfähle, die die Außenwände abstützten und musterte belustigt seinen Freund, der seit einer Weile unruhig in seinem Zimmer umherstreifte. So nervös hatte er Legolas wahrlich noch nie gesehen.
Eine kleine Gestalt trat neben ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. Abschätzend musterte der Junge den Prinzen aus Düsterwald.
„Herrje, er hat sich wohl immer noch nicht beruhigt. Das letzte Mal war ich vor zwei Stunden hier."
Elrohir grinste breit über die Abgeklärtheit in Estels Stimme. Als hätte er bereits alles gesehen, was die Welt zu bieten hatte.
„Nein, Estel, er hat sich noch nicht beruhigt. Aber ich fürchte, wenn mein Vater ihm nicht bald den Brief aushändigt, den Legolas überbringen soll, wird er einen Graben in den Boden gelaufen haben."
„Oder er lässt den Brief einen Brief sein und reitet ohne Botschaft nach Lórien", kopfschüttelnd kam auch Elladan hinzu, „Ich könnte ihn allerdings auch von seinem Leid erlösen."
Grinsend hielt er einen Brief in die Höhe, der das Siegel von Bruchtal trug.
„Falls du ihn noch zappeln lässt und er es herausbekommen sollte, wird er dich vierteilen", meinte sein Bruder.
„Das will ich lieber nicht riskieren."Elladan näherte sich Legolas und sprach leise mit ihm, während er ihm das Papier übergab.
Legolas nickte und stürmte aus dem Raum hinaus in den Hof, wo Ithilos bereits fertig gesattelt auf ihn wartete. Die drei Beobachter folgten ihm etwas langsamer. Der Prinz von Düsterwald saß bereits auf seinem Pferd, als sie ebenfalls den Hof erreichten.
„Richte Aldalor, Féathila, ihrem Bruder und Arwen einen Gruß von mir aus", sagte Elrohir und setzte dann noch hinzu, „Und natürlich auch deiner Schwester – besonders deiner Schwester."
Elladan verdrehte die Augen. Hatte sein Bruder es etwa immer noch nicht aufgegeben. „Hör nicht auf ihn", wies er Legolas an, „Er hat nur schon das letzte Mal vergessen, als Nenellinwen ihn abgewiesen hat."
„Sie weiß nur nicht, was gut für sie ist", verteidigte sich Elrohir.
Legolas grinste. „Gib mir aber hinterher nicht die Schuld, wenn sie wieder schimpfend über dich herfällt."
„Anstatt mir Gedanken über Mädchen zu machen, würde ich lieber auf die Orks achten, die in den Bergen und den Wäldern lauern", unterbrach sie Estel und sah die drei Elben mahnend an.
„Sieh an. Da spricht der große Krieger", meinte Legolas und nickte dem Jungen zu, „Keine Sorge, ich werde schon auf mich aufpassen."
Damit wendete er Ithilos, trieb ihn an und ritt durch den großen Torbogen. Die beiden Elben und der Menschenjunge blickten ihm hinterher.
„Ohne Zweifel", meinte Elladan.
„Vollkommen aussichtslos, dass er da noch einmal herauskommt", stimmte Elrohir ihm zu, „Zumal er ja ein Elb ist. Da passiert so etwas nicht alle Tage."
„Der Glückspilz."
Verwirrt blickte Estel sie an. „Was ist denn mit ihm los?"
„Er ist verliebt – auch, wenn er es noch nicht ganz begriffen hat", antwortete Elrohir.
„Verliebt?" rief Estel aus, „Etwa in ein Mädchen?"
„Ja, in ein Mädchen."
„Das ist ja furchtbar. Ich werde mich nie verlieben", sagte der Junge bestimmt.
„Sei bloß nicht so voreilig. Früher oder später passiert das den meisten. Und du kannst es nicht einmal verhindern."
„Das werden wir ja sehen", waren Estels letzte Worte, bevor er sich umdrehte, davon stapfte und weiter vor sich hin murmelte, „Verlieben. Das ich nicht lache. Dafür habe ich als großer Krieger gar keine Zeit."
Amüsiert schauten die Zwillinge ihm hinterher.
„Die Zweifler trifft es immer am schlimmsten", stellte Elladan fest.
Sein Bruder grinste. „Da hast du zweifellos recht."
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Die Wachplattform am Rande der Stadt bot einen atemberaubenden Ausblick. Vor sich sah man das dichte Blätterdach des Waldes, das nur ab und zu einmal von Lichtungen und Hügeln unterbrochen wurden, auf denen Elanor wuchsen. Wandte man sich um, erhob sich majestätisch die Stadt, die vom Sonnenlicht durchflutet wurde. In der Nähe hörte man das Singen der Wasser Nimrodels.
Tief durchatmend betrachtete er das Szenario. Doch sein Blick wurde abgelenkt. Aldalor sah genauer hin. Tatsächlich. Er hatte richtig beobachtet. Unten zwischen den Bäumen lief eine in Männerkleidung gewandete Arwen leichtfüßig in Richtung der Grenzen. Sie führte doch etwas im Schilde.
„Aldalor, habt ihr etwas gesehen."Eine der Wachen war aufmerksam geworden.
„Nein, habe ich nicht", antwortete er. Er würde zu gern wissen, was die Prinzessin vorhatte. Und das würde er nicht herausfinden, wenn er sie verraten würde. Außerdem war es der Enkelin Galadriels bestimmt nicht verboten, sich frei im Wald zu bewegen. Doch ehe er weiter über seine Entdeckung grübeln konnte, erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Nenellinwens helles Lachen drang an sein Ohr. Angestrengt schaute er in die Richtung, aus der es kam. Auf dem Weg, der unter der Plattform hindurchlief, sah er zwei Gestalten, die sich näherten. Eine davon war die Schwester seines besten Freundes, die andere war der Bruder der Elbe, die das Herz seines besten Freundes gewonnen hatte. Die beiden schienen sich aufs Äußerste zu amüsieren und blieben unterhalb der Plattform stehen.
„Von dort oben hat man den schönsten Ausblick von ganz Lórien." Das war Féagils Stimme. „Ich hab hier schon oft den Wachtposten übernommen und kann sagen, das es fast jedem die Sprache verschlägt, der es zum ersten Mal sieht."
Dann begannen sie wohl die Leiter zu erklimmen, denn sie sprachen nicht weiter miteinander. Und kurz darauf erschien Nenellinwens Kopf. Einer der Wachmänner half ihr hinauf.
„Aldalor, welch Überraschung Euch hier zu treffen", rief sie aus, nachdem sie sich bei der Wache bedankt hatte.
„Die Überraschung ist ganz meinerseits", meinte er. „Aber ich muss Féagil wahrscheinlich enttäuschen. Ich habe noch nie miterlebt, wie Euch etwas die Sprache verschlagen hat, Nenellinwen."
„Ich habe das jetzt nicht gehört."Sie setzte ein empörtes Gesicht auf.
„Wirklich nicht? Ich kann es gerne wiederholen", bot er mit Unschuldsmiene an und musste sich bemühen, nicht zu grinsen.
„Was könnt Ihr wiederholen, Aldalor?"Féagil war hinzugekommen und sah ihn fragend an.
Während die Prinzessin ihn mit einem bösen Blick durchbohrte, unterhielt er sich ein wenig mit ihrem Begleiter, bevor dieser sich kurz mit den Wachen beriet.
„Darf ich fragen, welch Umstände Euch mit Féagil zusammenführen?"nutzte er die Gelegenheit, um sie zu fragen, „Die unnahbare Prinzessin von Düsterwald hat doch nicht etwa ihr Herz verschenkt?"
Ihr Gesichtsausdruck war undeutbar, doch nach einem kurzen Schweigen gab sie ihm eine Antwort: „ich wüsste zwar nicht, dass es Euch zu interessieren hätte, aber ich kann versichern, dass ich keineswegs in dieser Hinsicht an ihm interessiert bin. Er ist lediglich ein guter Gesprächspartner."Sie schien kurz zu überlegen. „Weshalb wollt ihr das denn wissen. Stört es Euch etwa?"
Das entwickelte sich jetzt doch in die falsche Richtung. „Nicht, das ich wüsste", erwiderte er.
Ein verlegenes Schweigen entstand. Aldalor biss sich auf die Unterlippe. Hoffentlich dachte sie jetzt nichts falsches. Bevor es noch schlimmer wurde, kam Féathilas Bruder wieder dazu.
„Nenellinwen, würdet ihr mir wohl die Ehre erweisen, heute mit mir zu Abend zu essen?"
Aldalor beobachtete, wie sich die Miene der Prinzessin kurz erschrocken verzog, bevor sie sich wieder fing. Anscheinend dachte ihr Begleiter anders als sie.
„Ähm", fing sie an, „Nein, danke... ähm, ich habe Aldalor versprochen, ihm bei einer Sache behilflich zu sein und gerade für mich gedacht, dass es heute gut passen würde."
Aldalor gelang es nur mit Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Hatte sie das? Er wusste von nichts.
„Welche Sache?"fragte er sie leise. Féagil hatte ihn trotzdem gehört. Misstrauisch sah er zwischen beiden hin und her.
„Die Sache", sagte Nenellinwen und sah ihn eindringlich und fast flehentlich an, „Ihr wisst schon."Sie trat ihm leicht auf den Fuß.
„Weiß ich das?"fragte er unschuldig.
„Natürlich", antwortete sie und trat heftiger zu. Sie wandte sich wieder an Féagil: „Er meint das nicht ernst. Es tut mir leid, aber ich habe wirklich keine Zeit."
Féagils Versuch seine offensichtliche Enttäuschung zu verbergen misslang. „Vielleicht ein anderes Mal."
„Ja, vielleicht", erwiderte Nenellinwen ausweichend und sah zu Boden.
Der Prinz wandte sich ab und unterhielt sich noch einmal kurz mit den Wachtposten.
„Das war aber ausgesprochen unhöflich von Euch", sprach Aldalor die Prinzessin erstaunt an. So kannte er sie gar nicht. Wenn sie mit all ihren Verehrern auf diese Weise umsprang, würde sich bald keiner mehr in ihre Nähe trauen.
Betreten sah sie ihn an. „Ich weiß, aber so verhindere ich wenigstens, dass er sich falsche Hoffnungen macht."
„Erstens hatte er die Hoffnungen wohl auch schon vor Eurem seltsamen Ausbruch gerade und zweitens hättet Ihr ihm das auch auf eine angenehmere Weise beibringen können."
„Ich war in Panik", verteidigte sie sich und mit einem kurzen Seitenblick auf den Prinzen fuhr sie fort: „Ihr würdet mir nicht zufällig den Gefallen tun, mich zurückzubegleiten."
Eigentlich müsste sie ja selbst mit der Situation, die sie sich da geschaffen hatte, auseinander setzen, aber ihrem verzweifelten Blick konnte er nicht widerstehen.
„Ihr habt mich überredet, aber nur, weil ihr die Prinzessin von Düsterwald seid und es mir befehlen könntet, falls ich mich widersetzen würde."
„Das vergesse ich Euch nie."Dankbar lächelte sie ihn an und küsste ihn kurz auf die Wange.
„Daran erinnere ich Euch, wenn ihr mir das nächste mal auf den Fuß tretet."
Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „So schwer bin ich ja nun auch nicht."
„Das kann ich wohl besser beurteilen", stichelte er.
Böse sah sie ihn an, bevor sie zur Leiter stolzierte.
Aldalor schüttelte leicht den Kopf und ging ihr schnell hinterher, ehe sie mit ihrem Geschick noch hinunterfiel.
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Kein Stern erhellte in dieser Nacht das Firmament über Mittelerde. Dichte Wolken, die jegliches Licht verschluckten, verdeckten den Himmel und tauchten die Welt in fast vollkommene Dunkelheit. So war auch Ithilos nahezu unsichtbar, als er seinen Reiter über die Ebene zwischen Anduin und Nebelgebirge trug, denn in der Nacht, konnte nur Mond- oder Sternenlicht seine Gestalt erhellen. Nachdem Legolas mit seinem weißen Hengst am Tag die Meilen schnell hinter sich gelassen hatte, ließ er ihn nun nur langsam gehen, denn die Schwärze, die über dem Land lag, war auch für elbische Augen nur schwer zu durchdringen. Feinde würden eher zu hören, denn zu sehen sein. Unaufmerksamkeit konnte ihn sein Leben kosten.
Es musste bereits weit nach Mitternacht gewesen sein, als das Pferd plötzlich unruhig wurde. Beruhigend tätschelte Legolas seinen Hals, doch auch her spürte, dass etwas – oder jemand – in der Nähe war. Er nahm einen fauligen Geruch wahr und als er noch einige Meter zurückgelegt hatte, drangen tiefe, krächzende Stimmen gedämpft an sein Ohr.
„Orks." Zähneknirschend schwang der Elb sich von Ithilos' Rücken. Dass die sich bei dieser Witterung wohl führten, war offensichtlich. Aber er hatte sie rechtzeitig bemerkt. Sie würden nichts von seiner Anwesenheit mitbekommen, wenn er es nicht wollte. Legolas legte seine Hand auf den Hals seines Schimmels und führte ihn vorsichtig weiter. Was zum Melkor machten sie außerhalb des Gebirges? Normalerweise waren sie doch zu feige, um die Verstecke zwischen den Felsen zu verlassen.
Als das Orklager in sein Blickfeld kam, bedeutete er Ithilos hinter einer Baumgruppe stehen zu bleiben. Legolas selbst schlich sich immer von Gebüsch zu Gebüsch hastend, um Deckung zu suchen, näher heran, bis er deutlich vernehmen konnte, was sie mit ihren kehligen, rauen Stimmen von sich gaben.
„Ich verstehe nicht, warum wir ausgerechnet dorthin müssen. Viel zu viele Elben da, wenn du mich fragst. Weshalb können wir nicht im Düsterwald auf Reisende lauern. Da ist es viel besser als in diesem dämlichen Elbenwald", grunzte einer der Orks missmutig.
„Genau", stimmte ihm ein anderer zu, „Wer hat sich diese blöde Idee überhaupt einfallen lassen."
„Ruhe", donnerte ein sehr stämmiger Ork, der vermutlich der Anführer dieser Gruppe war, „Wenn ihr meckern wollt, dann sagt es dem Großen Auge selbst. Es hat den Befehl gegeben. Aber ich verspreche euch, dass ihr diesen Besuch in Dol Guldur nicht überleben werdet." Ein dreckiges Lachen kam tief aus seiner Kehle.
„Das Auge selbst hat den Befehl erteilt, zum Elbenwald zu marschieren?" Der erste Ork blickt ängstlich zu seinem Anführer. „Warum?"
„In Dol Guldur erzählt man sich, das Auge hätte in einen der Sehenden Steine geblickt und in die Zukunft gesehen", antwortete der Stämmige, „Man sagt, einst werden neun Wanderer ausziehen mit einer gefährlichen Waffe, um den Dunklen Herrscher zu stürzen. Das will er verhindern und die Reisenden bereits um die Ecke bringen, bevor sie überhaupt von ihrer Reise wissen."Er lachte wieder. „Und wir dürfen jetzt etwas holen, was einen von ihnen in den sicheren Tod lockt. Er denkt, dann werden auch die anderen scheitern."
„Und warum müssen wir dazu in diesen dämlichen Elbenwald?"
Der Anführer schlug den fragenden Ork auf den Hinterkopf. „Weil sich dort das Lockmittel befindet, du verblödeter Sohn einer Beutelratte."
„Und wen sollen wir damit anlocken?", wollte der zweite Ork wissen. „Der wird das doch sicher nicht freiwillig rausrücken."
„Tja, für wen das gedacht ist, weiß ich auch nicht, aber er wird es nicht verteidigen können. Das Auge sagt, er befindet sich nicht im Wald der Elbenhexe."
Legolas hatte genug gehört. Mit Sicherheit hatte er gerade herausgefunden, dass hier ein Angriff auf Lothlórien geplant war. Er besah sich das Lager genau. Die Gruppe umfasste etwa dreißig Orks. Es war zu riskant, es allein mit ihnen aufnehmen zu wollen. Er würde versuchen die Wachen im Goldenen Wald zu warnen, schließlich war er allein sicherlich schneller, als dieser plumpe Haufen.
Vorsichtig schlich er zurück. Der Wind kam zwar von Süden, so dass sie ihn nicht wittern konnten, aber auch Orks stellten Wachen auf.
Es war, als ob er es geahnt hätte. Als Legolas die Baumgruppe, hinter der er Ithilos zurückgelassen hatte, fast erreicht hatte, sah er einen Ork auf das Versteck zugehen.
„Wo bist du, Pferdchen?", rief er mit lockender Stimme. „Hierher, Pferdchen, Pferdchen."Der Elb schlich näher heran, während die Wache mit Groll und einer gewissen Vorfreude in der Stimme flüsterte: „Ich habe dich schnauben gehört, Pferdchen. Du wirst ein gutes Fresschen abgeben."Er kicherte leise. „Und dein liebes Reiterlein auch."
Ein Schauer lief Legolas über den Rücken. Angewidert vom Wesen dieser Kreatur zog er langsam einen Pfeil aus dem Köcher auf seinem Rücken und nahm mit der anderen Hand seinen Bogen. Der Ork bog einige Äste der Baumgruppe zur Seite und streckte seinen Kopf in das Gebüsch.
„Ich hab dich, Pferdchen."Ein leises Zischen war das letzte, was der Ork wahrnahm, bevor der Elbenpfeil seine Halsschlagader durchbohrte. Röchelnd brach er zusammen und blieb über einem Ast hängend liegen.
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Wie hatte sie sich nur in diese Lage bringen können? Grummelnd und leise vor sich hin fluchend hing Nell nun schon geraume Zeit kopfüber von einem Ast herunter und hielt ein Elbenseil in der Hand, das unten zu einer Schlinge gebunden auf dem Boden lag.
„Aldalor?", zischte sie wütend in den nachtschwarzen Wald. „Aldalor? Ich hoffe sehr, Ihr habt Euch nicht aus dem Staub gemacht, sonst Gnade Euch Iluvatar."
Ein Strubbelkopf tauchte neben ihr auf. Aldalor ließ sich ebenfalls vom Ast hängen und grinste sie frech an. „Wie könnte ich Euch denn allein lassen, Prinzessin?"
Nell zog ironisch eine Augenbraue nach oben. „Aldalor, was tue ich hier?"
„Ihr wolltet mir doch heute helfen oder habe ich das nicht richtig mitbekommen?"
„Das beantwortet nicht meine Frage."
„Ihr übt, wie man Fallen stellt."
„Und das kann ich nur, indem ich kopfüber für mehrere Stunden an einem Baum hänge und ein Seil festhalte?"
„Nein, es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten, aber ich dachte mir, dass Ihr den armen Féagil sicher nicht für eine weniger kurzweilige Aktivität versetzen wolltet."
Nell brummte in sich hinein. So war das also; das war Aldalors Weg ihr zu zeigen, dass er ihr Verhalten gegenüber Fés Bruder nicht begrüßt hatte. Bei den Valar, das hätte er auch einfacher haben können. Hatte der Elb schon einmal etwas von Konversation gehört?
Sie seufzte resignierend. „Und wann ist die Übung beendet?"
„Normalerweise, wenn sich ein Tier in der Falle verfangen hat, aber da in diesem Teil des Waldes keine Tiere leben, die es sich lohnt zu jagen, denke ich, wir können jetzt aufhören."
Hatte sie das gerade richtig verstanden? Sie hatte diese Hangelei ohne jeglichen praktischen Nutzen mitmachen müssen?
„Aldalor", sagte sie mit drohendem Unterton in der Stimme, „Ich hoffe, das war ein schlechter Scherz."
„Nein." Er sah sie gespielt erstaunt an. „Ich denke wirklich, wir können die Übung jetzt beenden."
Nell musste sich zwingen ruhig zu bleiben. „Ich meinte den Teil mit den Tieren, die es sich nicht zu jagen lohnt."
„Ach das", Aldalor schien zu überlegen, „Doch, das habe ich auch ernst gemeint."
Sie konnte nicht mehr an sich halten. „Ihr meint also, ich habe hier völlig umsonst herumgehangen und mir das Blut in den Kopf wandern lassen und das Gefühl in meinen Beinen verloren", fauchte sie ihn lautstark an.
„Nein, aber doch nicht umsonst", meinte er mit überraschtem Gesicht, „Ihr habt doch dabei etwas für das Leben gelernt."
Das war eindeutig zuviel. „Oh, Ihr..."Sie fing an in seine Richtung zu boxen. Am liebsten hättet sie ihm mit ihrer Faust das Grinsen aus dem Gesicht gewischt. „Ich glaube es nicht. Wie könnt Ihr Euch erlauben...?"
Noch während sie versuchte, ihn zu treffen, zog er sich nach oben, hielt sich mit beiden Händen am Baum fest und schwang die Beine herum. Dann ließ er den Ast los und landete geschmeidig wie eine Katze auf dem Erdboden, der gefährlich tief unter ihr lag.
Dieser Feigling. „Kommt gefälligst wieder hoch, ich bin noch nicht fertig mit Euch."
„Ich denke, es wäre einfacher, Ihr würdet herunter kommen."
„Das entscheide ich immer noch allein."Sie verschränkte wütend die Arme vor der Brust und starrte schmollend vor sich hin.
„Wie Ihr meint, Nenellinwen, ich werde mich derweil schon auf den Rückweg machen."
Rückweg? Tatsächlich hab er das Seil vom Boden auf, das sie hatte fallen lassen und ging dann Richtung Caras Galadhon. „Ihr könnt mich doch hier nicht allein lassen", rief sie ihm hinterher, „Kommt sofort zurück."Sie gestikulierte wild in seine Richtung und fing vor Verzweiflung an, mit den Beinen zu strampeln. Allerdings löste sie sich so von ihrem Ast und ehe sie es sich versah, hing nur noch ein Bein darüber, während das andere frei in der Luft baumelte. „Hilfe", schrie sie aus vollem Hals, „Ich falle."
„Prinzessin", kam eine erschrockene Stimme von unten. Sieh einer an, jetzt konnte er Ihr also doch helfen.
„Aldalor", angesichts ihrer Situation kam nur noch ein kleinlautes Fiepsen aus ihrem Mund, „wie komme ich hier heil herunter?"
„Könnt Ihr Euch mit einem Bein nach oben ziehen?"
„Ich glaube, ich habe keine Kraft mehr in den Beinen."
„Ihr müsst es versuchen. Haltet Euch dann mit den Händen am Ast fest."
Das war eindeutig leichter gesagt, als getan. Mit in der Luft rudernden Armen, die versuchten, das Stück Holz über ihr zu ergreifen, begann sie sich hoch zuziehen. Dabei löste sich allerdings die Rinde des Baumes unter ihren Beinen und rutschte mit ihr zusammen herunter. Sie sah die Erde auf sich zukommen, schloss die Augen und stieß einen Mark erschütternden Schrei aus.
Nell fühlte, wie etwas sie umfassen wollte, und dann einen Aufprall. Aber es war nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Unter sich hörte sie ein Jammern. In der Hoffnung, nicht in Mandos Hallen aufzuwachen, öffnete sie vorsichtig ein Auge. Nein, auch wenn es noch finster war wegen der Nacht, befand sie sich doch eindeutig im Wald. Sie öffnete das zweite Auge und betastete immer noch liegend – schließlich könnte etwas gebrochen sein – den Untergrund. Da war definitiv etwas weiches.
„Könntet ihr wohl von mir herunter gehen, anstatt meinen Bauch zu abzutasten", kam ein jammervolles Stöhnen unter ihr hervor.
„Aldalor?"
„Wer denn sonst?"Sie hörte ihn schwer atmen. „Nenellinwen, Ihr liegt genau auf meinem Brustkorb und obwohl ihr eine so zierliche Schönheit seid, würde ich es doch begrüßen, wenn ich wieder Luft in meine Lungen bekommen könnte."
„Meine Güte, natürlich."Sie stützte sich mit der linken Hand auf.
„Das ist mein Gesicht", hörte sie seinen trockenen Kommentar.
„Oh, tut mit leid."Sie platzierte die Hand etwas weiter hinter. Dann stützte sie sich mit der rechten Hand auf. Sofort ertönte ein herzzerreißender Schmerzensschrei. Sie nahm die Hand hoch und setzte auch die weiter nach hinten.
„Entschuldigt", meinte sie, während sie umständlich aufstand, „Wo war meine Hand diesmal?"
„Glaubt mir", antwortete er mit ungewöhnlich hoher Stimme und räusperte sich dann, „Glaubt mir, das wollt Ihr gar nicht wissen."
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Wie ein Besessener fegte Legolas auf Ithilos' Rücken über die Grasebene; die Vorsicht, die er in der Nacht hatte walten lassen müssen, hatte er abgelegt, als die Morgendämmerung langsam das Land erhellt hatte. Vor einiger Zeit hatte er den Schwertel überquert und wusste, dass er, wenn er diese Geschwindigkeit beibehielt, bald die goldenen Baumkronen von Lothlórien am Horizont erblicken müsste. Ithilos flog geradezu über das Land, seine Hufe berührten kaum den Boden. Die weiße Mähne des Hengstes peitschte dem Elben ins Gesicht, der weit nach vorn gebeugt auf dem Rücken des Tieres saß.
Legolas Augen wanderten nach Südosten. Schwer hingen dort dunkle Wolken über dem Grünwald. Über Dol Guldur braute sich etwas zusammen. Er richtete den Blick wieder nach vorn, wo die Sonne langsam hervorkam und ihm zeigte, dass sein Ziel nun nicht mehr fern sein konnte.
„Noro'llim, Ithilos(1)", rief er dem Hengst gegen den Wind zu. „Ta naa sh'ummen(2)."
Bald darauf tauchten die ersten Ausläufer des Goldenen Waldes auf. Mächtige Bäume standen zuerst vereinzelt und dann immer dichter im hohen Gras. Legolas zügelte das Pferd und wechselte in den Trab, denn die Geschwindigkeit war im dichten Wald ohne befestigten Weg nicht mehr zu halten. So schnell wie möglich musste er eine der Wachen finden und sie über den geplanten Angriff der Orks informieren. Er verlangsamte das Tempo nochmals und stieg dann ganz ab. Die Schönheit des Waldes nahm zunächst seine gesamte Aufmerksamkeit ein. Noch nie war er im Goldenen Wald gewesen und hatte seine Pracht bewundern können. Nun strömten der Duft der Pflanzen, das Geräusch eines fließenden Baches und der Anblick der hochgewachsenen Mallornbäume auf ihn ein und vernebelten fast seine Sinne, denn dort auf einer Lichtung sah er sie im Sonnenlicht tanzten und ihr Lachen erfüllte sein ganzes Dasein.
„Prinz von Düsterwald", erklang plötzlich eine flüsternde Stimme in seinem Kopf. Er sah sich nach ihrem Ursprung um, doch er konnte niemanden ausmachen und als er wieder nach vorn blickte, war auch die Lichtung verschwunden. „Ihr kommt mit Botschaft in den Goldenen Wald", hörte er wieder die Stimme, „Und doch werden Eure Gedanken durch etwas anderes bestimmt."Wer sprach da zu ihm? „Re feitha ten'lle(3)."Wer...? Doch weiter kam er in seinen Überlegungen nicht.
Auf einmal fühlte Legolas etwas Kaltes an seiner Kehle. Er wagte nicht hinunter zublicken, sondern starrte nur geradeaus, während er sich selbst für seine Unachtsamkeit verfluchte. Hatte er nicht noch vor ein paar Tagen dem Hauptmann von Düsterwald eine Lektion in dieser Sache erteilt.
„Was haben wir denn da?"hörte er eine weiche, weibliche Stimme hinter sich – doch es war nicht die Stimme aus seinem Kopf – in der der Hauch einer Drohung mitschwang, „Einen Elbenkrieger, der nicht auf der Hut ist?"
Legolas seufzte innerlich. Bei Iluvatar, das hatte noch gefehlt. Das würde sie ihm ewig unter die Nase halten. Doch er hatte jetzt keine Zeit für diese Spielchen.
„Hat der Gedanke an die Nichte der Herrin deine Sinne verwirrt?"erklang die Stimme erneut. Legolas konnte ein unterdrücktes Lachen vernehmen. Mühevoll versuchte der Elb seine Verlegenheit zu verbergen. Hatte man etwa halb Mittelerde per Eilbotschaft über die Geschehnisse im Düsterwald unterrichtet? Er biss sich auf die Unterlippe. Für derartige Überlegungen war jetzt kein Raum.
„Du hast gewonnen, Arwen", resignierte er also und drehte sich um. Er blickte einer erstaunten Elbe ins Gesicht.
„Was ist geschehen? So leicht hast du doch noch nie aufgegeben. Oder habe ich mit meiner Vermutung recht?"Sie sah ihn herausfordernd an.
„Das geht dich gar nichts an", antwortete er. „Aber ich muss sofort mit einer der Wachen sprechen."Er überlegte kurz. „Und dann so schnell wie möglich mit Herrn Celeborn oder Frau Galadriel."
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(1) Lauf schneller, Ithilos.
(2) Es ist fast geschafft.
(3) Sie wartet auf Euch.
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Notes: So, es ist wieder mal geschafft, aber nun gibbet erstmal noch die Namenserklärung meiner selbsterdachten Charaktere:
Féathila=Mondgeist (weil man in ihren Augen nachts den Mond und die Sterne sehen kann) --- Féagil=Sternengeist (so ziemlich aus dem gleichen Grund, er hat nur noch niemanden getroffen, dem's aufgefallen ist, außerdem sind die zwei ja Zwillinge, da wollte ich was ähnliches haben;) --- Nenellinwen=Mädchen des singenden Wassers (Ja, keine Ahnug, weshalb, es klang so schön; ich kann sei ja mal was singen lassen;) --- Aldalor= der Namensteil alda ist Quenya und heißt soviel wie Baum (das sollte verdeutlichen, dass er seinen Freunde eine feste Stütze ist) --- Ithilos und Ithila==beides Sternenschnee (weil beide Pferde weiß wie Schnee sind und nachts im Sternenschein funkeln)
So, für längere Comments hab ich heute keine Zeit. Vielen Dank für dei Aufmerksamkeit. Reviewt fleißig. Bis zum nächsten Chap.
