Author's Note: Wir befinden uns in Hogwarts im Sommer 1975 nach der ZAG-Prüfung in Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Gerade ist Lily wutentbrannt weggestürmt.
Bevor es richtig damit losgeht, vielleicht noch ein Hinweis bezüglich der Altersunterschiede: Ich hab mal eine kleine Übersicht, wer wie alt ist, in mein Profil gesetzt.Bei den Blackschwestern z. B. hab ich HBP ignoriert und was die andern betrift, kann ich oft nur raten : )
Teil 1: Sommer 1975
1. Kapitel: Lily
You can go your own way. You can call it another lonely day. -- Fleetwood Mac
Mit 15 sah sich Lily Evans der schmerzhaften Erkenntnis gegenüber, dass die meisten Leute es einfach nicht wert waren, dass man sich ihretwegen ins Zeug legte.
Im Ernst: da opferte man seine kostbare Freizeit zwischen zwei ZAG-Klausuren, um sich mit dem größten Kotzbrocken anzulegen, den die Schülerschaft von Hogwarts je das Pech hatte ertragen zu müssen - und was tat der nicht weniger unausstehliche Mensch, dem sie versucht hatte zu Hilfe zu kommen? Als Dank dafür beleidigte er sie in übelster Weise, brachte sie dazu, die Selbstbeherrschung zu verlieren und ihm gegenüber gehässig und James Potter gegenüber übermäßig emotional aufzutreten. Potters widerlich-arrogantes Benehmen schrie eigentlich nach einem Satz heißer Ohren, der die Frage, ob sie mit ihm ausgehen würde, ein für allemal beantworten würde. Das Wort hingegen, das Severus ihr an den Kopf geworfen hatte, hallte immer noch in ihren Ohren wider, als sie raschen Schrittes ins Schloss zurückkehrte.
Arschlöcher, dachte Lily und kämpfte mit den Tränen. Ich wünschte, sie würden beide tot umfallen.
"Lily!" Hinter sich hörte sie Schritte. "Lily, warte doch!" Offenbar waren ihre Freundinnen ihr gefolgt. Toll, dachte Lily, jetzt kommen sie angerannt. Vorhin hätte ich Unterstützung gebraucht. Aber die werden sich hüten, Potter und Black irgendwas anderes zuzuwerfen als schmachtende Blicke. Sie drehte sich um, die Erregung auf ihren hübschen, sommersprossigen Zügen noch deutlich erkennbar.
"Alles in Ordnung?" fragte Susie Abott und blickte tatsächlich besorgt drein.
"Hab mich nie besser gefühlt," meinte Lily knapp und strich sich mit einer ungehaltenen Geste, die ihre Aussage Lügen strafte, das lange, dunkelrote Haar aus der Stirn.
"Ich dachte schon, die Jungs würden anfangen, dich auch noch zu verhexen." Die Bewunderung in Kates Stimme galt ganz offenkundig nicht Lilys Einsatz für Snape, sondern dem Gedanken an Potters und Blacks Fähigkeiten mit dem Zauberstab.
"Das hätten sie nur versuchen sollen," murmelte Lily, die sonst strahlend grünen Augen dunkel vor Abscheu. "Aber so mies bin ich nicht bei Flüchen und Potter weiß das auch. Wenn er nicht den Überraschungseffekt auf seiner Seite hat, traut er sich ja auch nicht an Snape heran."
„Vielleicht hättest du nichts sagen sollen," meinte Kate. "Das ist dieser Schleimbeutel doch gar nicht wert, dass du dich deswegen mit James anlegst."
„Das kann ich jetzt nicht gebrauchen, Kate," fauchte Lily. Und dachte: Wie kommt's, dass ich bei solchen Gelegenheiten immer allein dastehe? Okay, Snape rangiert nicht gerade sehr weit oben auf unserer Beliebtheitsskala, aber darum geht es doch nicht. Die Leute sind einfach feige, das ist das Problem.
Nur weiter, Lily, ertönte eine spöttische Stimme in ihrem Hinterkopf und Lily sah für einen Moment die verächtlichen Augen ihrer älteren Schwester vor sich auftauchen. Steiger dich nur in deinen Hass auf die Menschheit hinein. Auf die Idee, dass die andern normal sind und du der Freak bist, kommst du ja im Leben nicht.
Klappe, Petunia, dachte Lily und biss die Zähne zusammen. Sie merkte plötzlich, dass ihre Freundinnen ihr Mienenspiel aufmerksam bebachteten. Fantastisch, nun würden sie noch denken, sie sei nicht mehr ganz richtig im Kopf. Evans redet mit der Luft...
Doch Susie meinte nur mitfühlend: "Es lief wohl nicht so, wie du es dir erhofft hattest."
"Was?"
"Er lässt sich eben von niemandem was sagen. Mit der Große-Schwester-Masche brauchst du es, denke ich, nicht mehr zu probieren."
"Ich will ihn nicht bevormunden!" begehrte Lily auf, in Gedanken immer noch bei Severus. "Im Moment will ich ihm einfach nurden Schädel einschlagen, dann könnte man ein bisschen Verstand hineinstreuen."
Kate nickte verständnisvoll, doch Susie lächelte zu Lilys Überraschung feinsinnig. "Bis jetzt hat es jedenfalls gut funktioniert. Er ist ja nun schon ziemlich lange hinter dir her. Aber ich denke doch, es könnte nicht schaden, wenn du langsam etwas entgegenkommender wirst."
"Bitte?" keuchte Lily.
"Ach komm," meinte Susie liebenswürdig. "Vor uns brauchst du doch nicht so zu tun. Dass du nie ein gutes Haar an James lässt, das ist doch ein Trick, damit er sein Interesse an dir nicht verliert."
"WAS! Bist du noch ganz dicht? Diese arrogante Landplage würd ich nicht mal zum Kratzen anfassen! Der Penner sollte von der Schule fliegen, so wie er den Rest der Welt behandelt. Und überhaupt: ich hab von Snape geredet!"
Sie ließ die beiden einfach stehen und schlug den Weg zur großen Hallen ein. Rückblickend analysierte sie ihre letzte Aussage und stöhnte verzweifelt auf. Fantastisch. Jetzt würden die anderen denken - männerfixiert, wie sie nun mal waren - dass ihr heimliches Interesse Severus Snape galt! Dem war tatsächlich so - nur anders, als die Mädchen dank ihrer eigenen Eloquenz nun vermutlich dachten.
Dieser Tag war eindeutig durch nichts mehr zu toppen. Sie legte kurz die Handflächen auf ihre heißen Wangen und war sich sicher, dass sich über ihrem Kopf mittlerweile eine kleine Rauchwolke gebildet hatte. Sie betrat die große Halle und schlug sich durch das Gewimmel der Schüler bis zum Gryffindortisch durch, wo sie sich möglichst weit weg von ihrem angestammten Platz, wo sie immer mit Kate und Susie saß, niederließ. Was zur Folge hatte, dass sie sich ziemlich in der Nähe der "Herumtreiber" befand. Oder dort, wo diese normalerweise Hof hielten. Noch saßen dort nur Remus Lupin und Peter Pettigrew, wie Lily mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Mit etwas Glück konnte sie Essen fassen und sich wieder verdünnisieren, bevor die beiden anderen Knalltüten anrückten. Sie hatte immer noch nicht ausgetüftelt, wer die gegenwärtige Nummer 1 auf ihrer Liste mit Leuten-die-ich-erwürgen-könnte war: Snape oder Potter.
Lupin und Pettigrew machten ohne die beiden Anführer einen etwas verlorenen Eindruck, fand Lily. Remus Lupin war eigentlich ein netter Junge, mit dem man durchaus ein vernünftiges Wort reden konnte, wenn die beiden Oberidioten nicht dabei waren. Lily hatte sich schon oft gefragt, warum er sich mit diesen Pfeifen überhaupt abgab - und warum er alles tolerierte, was da abging, auch wenn er es offensichtlich nicht immer gut fand.
Bei Peter Pettigrew war die Sache schon etwas offenkundiger: er konnte nach all den Jahren sein Glück, mit den beiden beliebtesten Jungen der Schule befreundet zu sein, immer noch nicht fassen. Potter schien dieses Speichellecken zu gefallen. Er und Black behandelten Pettigrew nur geringfügig besser als Snape - das war jedenfalls Lilys Meinung, außer dass sie ihn niemals tätlich angriffen. Doch Lily war im Lauf der Jahre Zeugin vieler verbaler Spitzen geworden.
Was Sirius Black betraf, so war er Potter beinahe gleichgestellt. Beinahe. Aber da war noch das pikante Detail, dass der hübsche, temperamentvolle Sirius unter seinen eigenen Leuten, den traditionsbewussten Reinblütern, ein Paria war, ein Ausgestoßener. Manchmal kam es Lily so vor, dass trotz seiner immensen Beliebtheit gerade Potters drei engste Freunde... nun ja, irgendwie keine andere Wahl gehabt hatten, als sich mit ihm zu befreunden. Aus welchen Gründen auch immer.
Der Gedanke, dass Potter zwar von allen angebetet wurde (Lehrer eingeschlossen), es jedoch niemand wirklich mit ihm aushielt, deprimierte sie mit einemmal unsäglich. Sie wusste nicht, warum. Und noch ein anderes unangenehmes Gefühl stieg in ihr auf, als ob der kalte Finger einer Vorahnung sie berührt hätte. Wahrscheinlich war sie nach allem, was heute vorgefallen war, einfach überreizt. Sie dachte an ihre eigenen Freundinnen und ihre Laune verschlechterte sich noch mehr. Ihr Lage war vielleicht anders, aber deswegen nicht unbedingt besser als seine.
In dieser Schule gibt es nur die Coolen und die Mitläufer. Ach ja, und die Slytherins. Versager wohin man schaut. Apropos Versager: Potter und Black waren tatsächlich nirgends zu entdecken. Sie schaute zum Slytherin-Tisch hinüber. Snape war gleichfalls abwesend. Lily schlenzte sich Remus gegenüber auf die Bank und meinte schwach: „Bitte sag mir, dass sie sich gegenseitig umgebracht haben."
Remus sah sie besorgt an: "Du hast es noch nicht gehört?"
Lily sperrte Mund und Nase auf. "Wa-as?"
Author's Note: Mir schweben wöchentliche Updates vor. Bis zum Beginn des neuen Semesters werd ich mich hoffentlich dran halten können. Danach sehn wir mal.
Also lasst einstweilen was von Euch hören, Leute ; )
