So, bin endlich mit Kapitel drei fertig. Also erst einmal will ich mich für alle Reviews bedanken. Ich hoffe natürlich, dass der eine oder andere mir noch mal eins schreibt. Ansonsten, viel Spaß beim lesen!

Disclaimer: J.R.R Tolkien

Wie angelt man sich einen Hobbit
- oder -
Das Jahr, in dem Merry Brandybock erwachsen wurde


-Der erste Tag im Brandyweinschloß –

Früh am nächsten Morgen stand Estella vor dem nicht geraden kleinen Anwesen der Brandybocks. Die vielen runden Fenster des Smials lagen noch dunkel und verschlafen da und Estella fragte sich, ob so früh am Morgen überhaupt schon jemand wach war.

Es kostete sie schon viel Überwindung, das Gartentor zu öffnen und den Weg hoch zur Tür zu gehen. Doch plötzlich sprang ein großer grau- brauner Hund laut kläffend hinter einer Ecke hervor und stellte sich ihr drohend in den Weg. Er fletschte die Zähne und knurrte sie bedrohlich an.

Estella blieb stocksteif stehen. Na toll, dachte sie. Das fängt ja hervorragend an. Wenigsten wird dieser dämliche Köter ja wohl mit seinem Gekläffe jemanden geweckt haben. Doch vorerst passierte gar nichts. Der Hund setzte sich vor Estella und behielt sie genau im Auge. Estella wartete. An dem Hund vorbei zu gehen traute sie sich nicht. Die Sonne stieg immer höher, es musste schon auf zehn Uhr zu gehen.

Estella seufzte. So langsam begann sie das ganze ziemlich blöd zu finden. „Also hör mal zu.", sagte sie zu dem Hund. „Ich müsste jetzt so langsam mal zur Tür. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich finde es mittlerweile etwas albern hier so vor dir rum zu stehen. Ich geh jetzt an dir vorbei und du bleibst einfach ganz lieb sitzen. In Ordnung?"

Wie nicht anders erwartet gab der Hund keine Antwort, sondern musterte sie bloß weiterhin mit wachsamen Augen. Estella zuckte die Achseln und entschloß sich einen Versuch zu unternehmen. Diesen Beschluß bereute sie allerdings sehr schnell. Kaum hatte sie einen Schritt nach vorne gemacht, als der Hund auf seine vier Pfoten sprang und wieder zu bellen begann.

„Schhhh! Jetzt mach doch nicht so einen Aufstand." Sie wagte es, noch einen Schritt vor zu gehen. Plötzlich sprang der riesige Hund an ihr hoch und riss sie damit zu Boden. Estella landete unsanft auf dem Rücken und schrie leise auf. Der Hund setzte sich daneben um sie zu bewachen. Estella wagte sich nicht zu rühren. Der Hund knurrte bei der allerkleinsten Bewegung die sie machte.

Irgendwann wurde es ziemlich unbequem. Ein Stein pikste und drückte Estella unaufhörlich in den Rücken. Vorsichtig und ganz langsam versuchte sie sich um zu drehen. Doch der Hund, der immer noch kein Auge von ihr ließ, machte einen großen Satz, sprang auf sie und packte sie mit seinem Maul am Kragen. Estella stieß einen erschrockenen Schrei aus.

„Assam, hier hin! Was fällt dir ein?!?", rief eine energische Frauenstimme. Der Hund hob den Kopf und ließ, zur Estellas Erleichterung von ihr ab und lief in Richtung Smial davon. Estella hatte sich noch nie so sehr gefreut, eine Stimme eines Hobbits zu hören. Ihr kam es vor, als hätte sie Stunden da gelegen, dabei waren es in Wirklichkeit nur ein paar Minuten. Sie rappelte sich auf. Die Frau mit der energischen Stimme eilte ihr entgegen.

„Estella, das tut mir schrecklich leid!", sagte sie. „Hallo erst mal. Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst. Ich bin Esmeralda Brandybock, die Mutter von Merry."Sie streckte ihr die Hand entgegen. „Mein Mann", fuhr sie fort, „hat Assam vor ein paar Jahren als Wachhund gekauft. Manchmal nimmt er seine Aufgabe einfach ein bisschen zu ernst. Ich hoffe er hat dich nicht allzusehr erschreckt."

„Nein, nein, ist schon in Ordnung.", sagte Estella und warf einen misstrauischen Blick auf Assam, der jetzt, als könnte er kein Wässerchen trüben, neben Esmeralda Brandybock stand. „Wenn er sich erst mal an dich gewöhnt hat, wird er dich in Ruhe lassen.", sagte sie.

„Und wie lange braucht er, um sich an jemanden zu gewöhnen?", fragte Estella. Esmeralda zuckte die Achseln. „Das weiß ich auch nicht so genau. Aber komm doch am besten erst einmal rein.", sagte sie. Sie folgte Esmeralda ins Innere des Brandyweinschloßes. Neugierig sah sie sich um. Eigentlich sah es wie eine gewöhnliche Hobbithöhle aus. Nur das sie viel größer war und die Wände mit kostbaren Wandbehängen behängt waren. Über dem Kamin hing ein kostbar aussehendes Schwert. Daneben hing, wie sie vermutete, ein Wappen: Ein weißes Pferd auf grünem Grund. Es sah irgendwie... königlich aus. Aber Estella konnte damit nicht viel anfangen und schenkte ihm nicht weiter Beachtung. Esmeralda führte sie in die Küche und bat sie sich an den Küchentisch zu setzen.

„Kaffee oder Tee? Was möchtest du gerne trinken?", fragte Esmeralda. „Tee.", sagte Estella, die sich immer noch mit großen Augen umblickte. Merrys Mutter setzte das Teewasser auf und nahm dann neben Estella am Küchentisch Platz.

„Es ist wirklich sehr lieb von dir, dass du uns bei den Vorbereitungen helfen willst .", sagte sie. Wer redet hier von wollen ?dachte Estella bei sich. „Aber das ist doch selbstverständlich, Frau Brandybock! Es gibt bestimmt jede Menge zu tun."

„Ja das stimmt. Es ist wirklich sehr viel Arbeit ein Fest für so viele Hobbits vorzubereiten. Deswegen bin ich dir für deine Hilfe sehr dankbar." Der Teekessel pfeifte und Esmeralda Brandybock stellte Estella eine dampfende Tasse Tee auf den Tisch.

„Vielleicht ist es das Beste. Wenn du für die Zeit, die du hier hilfst, zu uns ins Brandyweinschloß ziehst." Estella verschluckte sich vor Schreck an ihrem Tee und begann zu husten. Verzweifelt rang sie nach Luft. Esmeralda klopfte ihr besorgt den Rücken. „Geht es wieder?", fragte sie, als Estella aufgehört hatte zu husten. „Ähm, ja danke. Aber ich glaube ich schlafe lieber zu Hause. Ich will ihnen keine Umstände machen." „Aber Mädchen! Du machst uns doch keine Umstände! Nein, nein, wenn du uns schon hilfst, dann wohnst du auch hier. Das ist ja wohl das Mindeste und genügend Gästezimmer haben wir allemal." „Ja, aber mein Pony Max, ich kann es nicht alleine zu Hause lassen. Und meine Eltern werden nicht mit ihm fertig. Er ist nämlich ziemlich widerspenstig, müssen sie wissen..."

Esmeralda schaute Estella verwundert und etwas ungläubig an. ´ Na prima., dachte sie. ´ Das ist die schlechteste Ausrede, die dir je eingefallen ist. Sie war wütend auf sich selbst. Und sie wollte auf keinen Fall ins Brandyweinschloß ziehen, wo dieser eingebildete Meriadoc wohnte. „Na dann holen wir Max doch auch her. Wir haben schließlich auch einen Stall mit Ponys. Da kommt es auf eins mehr oder weniger auch nicht mehr an." Estella lächelte gezwungen. „Komm.", sagte Esmeralda. „Ich zeig dir jetzt erst einmal dein Zimmer und dann schick ich meinen Mann los um deine Sachen und Max zu holen. Er kann auch deinen Eltern Bescheid sagen." Widerwillig ließ Estella sich von Merrys Mutter mitziehen.

Merry sah Stina ernst an. „Stina, kannst du dich noch an das Mädchen von gestern erinnern?" „Das dir das Ei an den Kopf geworfen hat?"Stina grinste. „Ja, genau das." „Klar, kann ich mich noch an die erinnern.", sagte Stina immer noch grinsend.

„Fein, pass auf. Dieses Mädchen heißt Estella und wird hier für die nächsten zwei Wochen arbeiten. Du musst mir helfen mich an ihr zu rächen."

„In deinem Alter macht man noch so was?", fragte Stina erstaunt. „Na ja, eigentlich nicht. Die Sache mit Estella ist eine außergewöhnliche Ausnahme." „Ah ha. Aber Merry, du weißt doch, Mädchen müssen zusammen halten!" „Stina, dieses Mädchen hat deinem Lieblingscousin ein Ei an den Kopf geworfen. Oder bin ich nicht dein Lieblingscousin?", er blickte das kleine Hobbitmädchen gespielt scharf an. „Doch... doch, natürlich bist du mein Lieblingscousin.", sagte Stina zögernd. „Deswegen musst du mir auch helfen. Den Gefallen tust du deinem Lieblingscousin doch bestimmt!" „Na gut...", sagte das Hobbitmädchen gedehnt. „Was soll ich denn machen?"

„Also ich dachte mir, dass du..." Es klopfte an der Tür. „Merry! Bist du da?", hörte er seine Mutter rufen. Seine Mutter trat ein. „Hallo, ihr beiden. Merry, ich wollte dich um einen Gefallen bitten." Wenig begeistert sah er seine Mutter an. „Was denn?" „Die junge Estella Bolger, du kennst sie doch, ist gerade hier eingetroffen. Sie kennt sich ja hier gar nicht aus und ich dachte mir du könntest sie ein bisschen herum führen." „Wie? Wieso ich denn?", fragte Merry. Esmeralda sah ihren Sohn an. „Ich habe keine Zeit dazu.", sagte er. „Meriadoc, es dauert keine halbe Stunde Estella den Smial zu zeigen." „Ich will aber nicht. Das Mädchen ist gefährlich!"

„Ach Meriadoc, jetzt red doch keinen Unsinn! Du führst sie rum; Ende! Sie ist im kleinen Gästezimmer, du weißt ja wo." „Wieso im Gästezimmer? Wohnt die jetzt etwa auch noch hier?!?", rief Merry. „Ja, sie wird hier die nächsten zwei Wochen wohnen. Hol sie bitte gleich in ihrem Zimmer ab." Merry stöhnte genervt. „Das ist ja das Letzte, das aller Letzte, dass die jetzt hier auch noch einzieht. Das hat mir gerade noch gefehlt!", fing er an zu schimpfen, als seine Mutter das Zimmer verlassen hatte. „Wieso haßt du Estella eigentlich so?", fragte Stina. „So schlimm kann sie doch gar nicht sein." „Stina, diese Hexe schmeißt mit Eiern um sich!" „Na ja, du warst ja auch nicht gerade nett zu ihr gestern Morgen." „Ach Stina, dass verstehst du nicht... Ich versteh es ja selber nicht.", fügte er leise hinzu. „Du bist für so etwas auch noch viel zu jung." Merry stand auf und öffnete die Tür. „Ich werde sie dann mal eben schnell herum führen, bevor es noch Streit mit meinen Eltern gibt."Er zog ein gequältes Gesicht.

Kritisch betrachtete Estella das Zimmer. Direkt gegenüber der Tür war ein großes rundes Fenster durch das freundlich die Morgensonne schien. An der linken Wandseite stand ein Bett und an der rechten ein Kleiderschrank. In der Mitte des Raumes befand sich noch ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Eigentlich war die Einrichtung für ein Gästezimmer recht hübsch. In dem Zimmer ließ es sich durchaus zwei Wochen aushalten. Ihre Sachen hatte Saradoc Brandybock, Merrys Vater, schon geholt. Sie entschloß sich erst einmal den Kleiderschrank einzuräumen und dann nach Max zu schauen. Der Einfachheit halber kippte sie ihre ganzen Sachen erst einmal auf den Boden um sie dann ordentlich auf Kleiderbügel zu hängen. Innerhalb ein paar Minuten hatte sie ein riesiges Chaos veranstaltet. Ihre Mutter hatte ihr so viele Anziehsachen eingepackt, die locker auch für zwei Monate anstatt für zwei Wochen reichen würden.Estella verzog das Gesicht. Das würde gerade noch fehlen. Sie musste ganz in den Kleiderschrank rein krabbeln, um die ganzen Sachen zu verstauen.

Plötzlich flog die Zimmertür auf. Estella schreckte hoch und stieß sich schmerzhaft den Kopf an der Schrankwand. Alle Anziehsachen, die schon auf Bügeln im Schrank hingen, fielen wieder runter. Schimpfend und fluchend krabbelte sie rückwärts wieder aus dem Schrank. Konnte man den noch nicht einmal in Ruhe seine Sachen weg räumen. Sie wollte gerade den Mund auf machen und sich lautstark wegen der Störung beschweren, als sie Merry entdeckte. Dieser stand in der Mitte des Zimmers und musterte kopfschüttelnd das Chaos, das in dem Zimmer herrschte.

„Komm, ich muß dir den Smial zeigen.", sagte er knapp und unfreundlich. Schnell verließ er wieder das Zimmer. Estella überlegte kurz, entschloß sich dann ihm zu folgen. Schließlich musste sie sich ein bisschen in diesem riesigen Smial auskennen, auch wenn sie sich ganz klar eine netteren Führer gewünscht hätte. Merry ging ziemlich schnell und Estella hatte Mühe hinterher zu kommen. Es ging um viele Kurven und Ecken und man hatte das Gefühl, dass es sich bei der riesigen Hobbithöhle eher um einen viel zu groß geratenen Kaninchenbau handelte, als um das Anwesen einer wichtigen und einflußreichen Familie. Estella verlor sehr schnell die Orientierung. Merry ging immer weiter, ohne sich einmal nach ihr umzuschauen oder auf sie zu warten.

Urplötzlich blieb er jedoch stehen und Estella, die sich gerade nach einer großen Truhe schaute, die im Flur stand, wäre beinah in ihn hinein gerannt. Merry warf ihr einen bösen Blick zu. „Küche, Essraum, Wohnraum und Kaminzimmer.", sagte er, mit dem Finger auf die jeweiligen Räume oder Türen zeigend. „Den Flur runter sind die Waschräume, Gästezimmer und die Vorratsräume. Die restlichen Zimmer gehen dich nichts an, kapiert!" Estella nickte bloß. Das erste Mal, seit sie wieder im Auenland war, sah sie sich Merry genau an. Er war erstaunlich groß geworden, mindestens zwei Köpfe größer als Estella selbst und seine Gesichtszüge wirkten viel männlicher als noch vor zwei Jahren. Sie musste sich eingestehen, dass er eigentlich ein sehr hübscher junger Mann geworden war, nur sein immer noch blaues Auge störte das Gesamtbild erheblich. Estella war fast erschrocken. Sie konnte sich nicht daran erinnern, so fest zu geschlagen zu haben.

Merry wollte gerade gehen, als Estella all ihren Mut zusammen nahm und ihn fragte: „ Meriadoc, kannst du mir noch zeigen wo der Stall ist?" Er drehte sich zu ihr um. „Nein, kann ich nicht.", sagte er überheblich, drehte sich um und ließ sie einfach stehen.

„Eingebildeter, sturer Brandybock.", grummelte Estella leise. Da sie davon ausging, dass der Stall draußen war öffnete sie einfach die nächst beste Tür, die von Merry keinen Namen bekommen hatte. Doch da hinter befand sich nur eine riesige Bibliothek. Sie hatte nun wirklich keine Lust jede Tür einzeln auszuprobieren, ob sie vielleicht nach draußen führen könnte, also kletterte sie kurz entschlossen aus dem Fenster. Geschickt übersprang sie das Blumenbeet das unter dem Fenster lag. Den Stall zu finden war das kleinste Problem. Die Ponys grasten auf einer großen Wiese davor und waren schon von weitem zu sehen. Sie pfiff auf zwei Fingern und ihr Pony Max kam langsam auf sie zu getrottet.

Als er bei ihr war warf er den Kopf hoch, schnaubte und blickte sie vorwurfsvoll aus seinen großen dunklen Augen an. Sein Hals und sein Rücken waren mit kleinen Beiß- und Trittspuren übersät. „Ja, ich weiß. Mir gefällt es hier auch nicht.", sagte Estella und streichelte seine samtig weißen Nüstern. „Du verstehst dich wohl auch nicht mit den anderen hier, was? Ach, mach dir nichts daraus. Wir beide, wir beißen uns schon durch. Und in zwei Wochen sind wir ja eh wieder zu Hause.".

Max schnaubte wieder und als wenn er sie verstanden hätte, trat er nach dem nächst besten Pony aus, das ihm zu nahe kam. Das Pony quiekte entsetzt und lief davon. „Siehst du.", sagte Estella. „Geht doch. Ich werde jetzt auch mal wieder rein gehen. Ich hoffe nur ich finde mein Zimmer vor Sonnenaufgang wieder." Allerdings bezweifelte sie das stark. Sie gab ihrem Pony noch einen aufmunternden Klaps aufs Hinterteil und kletterte dann durch das Fenster wieder rein, durch das sie ein paar Minuten zuvor auch raus gekommen war.

Genervt stapfte Merry zurück in sein Zimmer. Sollte Estella den Pferdestall doch selber suchen. Er war schließlich kein Fremdenführer! Und hoffentlich brauchte sie noch Stunden, bis sie er Zimmer wieder gefunden hatte. Er gönnte es ihr! Als er wieder in sein großes, geräumiges Zimmer kam, saß Pippin in seinem Sessel und blickte ihn gespielt empört an.

„Merry, was fällt dir ein mich so lange hier warten zu lassen. Wo treibst du dich denn schon wieder rum?" „Estella wohnt für zwei Wochen hier. Ich musste ihr den Smial zeigen.", knurrte er. „Oh!" Merry seufzte. „Jetzt wo ich drüber nach gedacht habe, finde ich es gar nicht mehr so schlimm.", sagte er. „Ich meine, eine bessere Gelegenheit um ihr die Ohrfeige und das Ei heim zu zahlen Gibt es doch gar nicht. Hier im Brandyweinschloß bin ich doch eindeutig im Vorteil."Er grinste fies. „Ich dachte du wärest so langsam mal erwachsen geworden...", sagte Pippin tadelnd zu seinem älteren Cousin. Merry sagte nichts, sondern guckte aus dem Fenster.

„Juweline kommt gleich vorbei. Ist das in Ordnung?", fragte Pippin. „Klar.", sagte Merry. „Aber wieso wollt ihr euch ausgerechnet hier treffen?" „Na ja... Wir sind vorletzte Nacht nicht nach Hause gekommen... Ihre Eltern hat das wohl etwas verärgert und sie haben ihr Hausarrest gegeben. Für eine Stunde kann sie sich mal von zu Hause wegschleichen. Aber in einer Stunde kann sie es ja unmöglich schaffen, bis nach Buckelstadt zu kommen." „Ihr seit direkt an eurem ersten Tag die ganze Nacht lang weggeblieben?", fragte Merry erstaunt. Pippin wollte gerade zu einer Erklärung ansetzten, als sich auf einmal die Tür öffnete. Merry stand kurz vor einem Wutanfall.

Estella stand in dem großen Flur und versuchte aus dem Gängewirr- warr schlau zu werden. Sie hatte nicht die geringste Ahnung wo sie hin musste. Waren die Gästezimmer jetzt gerade aus oder rechts den Gang runter? Verzweifelt versuchte sie sich an das zu erinnern, was Merry gesagt hatte. „Küche, Essraum, Wohnraum, Kaminzimmer...", murmelte sie vor sich hin. „Also müssten dann rechts die Gästezimmer sein." Sie bog nach rechts ab. Vor der zweiten Tür in diesem Flur blieb sie stehen. Eigentlich müsste das dann ja mein Zimmer sein. ,dachte sie. Ohne zu zögern öffnete sie die Tür und stutzte. War nicht direkt gegenüber der Tür ein Fenster?, fragte sie sich. „Was machst du denn hier! Ich hab dir doch gesagt du hast in diesen Räumen nichts zu suchen!!", brüllte jemand los. Erschrocken blickte sie in das Wut verzerrte Gesicht eines Meriadoc Brandybocks und in das eines lachenden Peregrin Tuks.

„Ich, ich glaube ich hab mich verlaufen.", sagte sie unsicher. „Wie blöd bist du eigentlich? Ich hab dir doch gerade alles gezeigt! Hat man denn nirgendwo vor dir Ruhe?", wetterte Merry weiter. „Denkst du etwa ich bin mit Absicht in dein Zimmer hier gekommen? Dann muß ich dich enttäuschen, so besonders nett finde ich dich nicht!", schrie Estella jetzt zurück. „Schön, wenigstens in der Hinsicht sind wir uns ja einig! Ich kann dich auch nicht ausstehen!" „Dann geh mir doch einfach aus dem Weg!", rief Estella außer sich. „Aus dem Weg gehen? Ich soll dir aus dem weg gehen? Wieso ich? Ich wohne schließlich hier! Außerdem bist du doch in mein Zimmer rein geplatzt." „Dann zieh doch für die Zeit wo ich hier bin nach Krickloch!" Merry wollte sich auf Estella stürzen , doch Pippin konnte das schlimmste verhindern und hielt ihn fest. „Wie wäre es, wenn wir uns jetzt alle mal wieder ein bisschen beruhigen.", sagte er. „Laß mich sofort los!!", brüllte Merry. Estella drehte sich um und knallte die Tür hinter sich zu. Irgendwie mußte sie grinsen. Mit Merry ließ es sich noch schöner streiten als mit Fredegar.

Sie wollte sich gerade darüber Gedanken machen, wen sie fragen könnte, der ihr den Weg zu ihrem Zimmer zeigen konnte, als sie ein kleines Mädchen bemerkte das in einer Ecke stand und sie mit großen Augen anguckte. „Hallo.", sagte Estella. „Du heißt Stina, richtig?" Das Mädchen nickte. „Ich bin Estella. Kennst du dich hier ein bisschen aus?" „Ja, wohin willst du denn?", fragte Stina. „Zu den Gästezimmern. Ich hab mich total verlaufen." Stina schmunzelte.

„Das passiert jedem der das erste mal hier ist. Komm mit, ich zeig dir, wo du hin musst." „Danke.", sagte Estella erleichtert. „Kein Problem."Das kleine Mädchen führte Estella zielstrebig durch die Gänge. „Ich glaube Merry mag dich.", sagte sie. „Merry? Nie im Leben! Wie kommst du denn darauf?" „Mein Bruder führt sich auch immer so komisch auf, wenn er ein Mädchen mag.", sagte Stina. Estella lachte. „Ich glaube bei Merry und mir hat das andere Gründe." „Du meinst wegen dem Ei, das du ihm an den Kopf geworfen hast?", fragte Stina. „Unter anderem." „Wieso unter anderem? War da noch mehr?" Estella seufzte.

„Na ja, zum Beispiel das blaue Auge. Allerdings hat er mich auch mal ins Moor geschubst.", versuchte sie sich zu rechtfertigen. „Echt?", Stina sah Estella bewundernd an. „So viel Mut möchte ich später auch mal haben, einem Hobbit wie Merry ein blaues Auge zu verpassen. Aber warum hast du das überhaupt gemacht?" Estella überlegte. So genau wußte sie das selber nicht. Eigentlich hatte er ja nichts gemacht. „Das erkläre ich dir ein anderes mal.",sagte sie ausweichend.

„Na gut. Wir sind jetzt übrigens bei den Gästezimmern. Du musst, wenn du von der Küche kommst einfach nur gerade aus gehen." „Danke. Dann hoffe ich, dass ich mich beim nächsten Mal nicht verlaufe.", sagte Estella „Und wenn doch, dann holst du mich einfach." „Werde ich machen."Estella trat in ihr Zimmer und das kleine Hobbitmädchen lief den Gang wieder hinunter. Estella machte sich wieder dran den Kleiderschrank einzuräumen. Eigentlich hätte sie Frau Brandybock schon einmal ein bisschen zur Hand gehen wollen, doch es ging schon auf den Abend zu und bis sie das Chaos in ihrem Zimmer beseitigt hätte, würde noch einige Zeit dauern.

Als sie endlich fertig war, verließ sie, auch auf die Gefahr hin Stina noch einmal um Hilfe bitten zu müssen, das Zimmer. Der Hunger trieb sie in Richtung Küche. Vorsichtig spähte sie um die Ecke. Auf keinen Fall wollte sie heute Merry noch einmal über den Weg laufen. Für heute hatte sie genug! „Hey Stella!", rief plötzlich eine ihr wohl vertraute Stimme.

„Juli, ich dachte du hättest Hausarrest." „Hab ich auch, aber ich habe doch gesagt ich schau mal kurz vorbei. Außerdem kann ich nicht so lange auf Pip verzichten..", sagte sie und knuffte den neben ihr stehenden Hobbit herzlich in die Seite. Estella lachte. „Muß Liebe schön sein!", schwärmte sie. „Sicher ist Liebe schön.", sagte Juweline. „Ich hab gehört du bist heute direkt schon wieder mit Merry zusammen gerasselt." „Ja leider. Und dabei versuche ich ihm immer so gut es geht aus dem Weg zu gehen." „Mach dir nichts daraus.", sagte Pippin und legte einen Arm um ihre Schulter, was Juli mit einem empörenden „ey"quittierte. „Der Gute spinnt im Moment ein bisschen. Ich glaube die Tatsache, dass ein Mädchen den Mut hat ihm eine runter zu hauen hat ihn ganz schön durcheinander gebracht. Und wegen der Geschichte mit dem Ei mach dir keine Sorgen. Das hatte er wirklich verdient." „Meinst du?" „Klar, der beruhigt sich schon wieder. Morgen ist sowieso erst einmal das Gartenfest. Da ist er denn erst einmal ein bisschen abgelenkt.", sagte Pippin.

„Gartenfest? Welches Gartenfest?", fragte Estella „Ach, irgend so ein Gartenfest halt. Ein paar Freunde werden kommen. Ist nichts großes. Du kommst doch auch, oder?" „Natürlich kommt Stella mit!", rief Juweline. „Nein, ich werde nicht mit kommen. Ich weiß nicht ob das eine so gute Idee wäre, allein schon wegen Merry.", sagte Estella. „Jetzt laß dir doch von dem nicht alles vermiesen!", sagte Juweline. „Tu ich doch auch nicht. Ich bin schließlich auch zum Arbeiten hier und nicht zum Feiern."

„Es ist doch nur ein ganz kleines Gartenfest. Außerdem ist es abends, da arbeitest du bestimmt nicht mehr.", versuchte Juweline es weiter. „Juweline nein. Ich habe keine Lust auf ein Gartenfest mit Merry."Estella seufzte. Ich geh jetzt in die Küche etwas Essen. Kommt wer mit?" Pippin und Juweline folgten Estella in die Küche.

Doch diese blieb auf einmal wie vom Schlag getroffen stehen. Das durfte doch nicht wahr sein! Kaum hatte sie um die Ecke gebogen, sah sie schon von weitem Meriadoc Brandybock gemütlich Pfeife rauchend in der Küche sitzen. Estella drehte sich um und stürmte wie wild aus der Küche hinaus. Doch Juweline und Pippin hielten sie entschieden fest. „Du kannst doch jetzt nicht zwei Wochen lang vor Merry flüchten.", sagte Juweline leise. „Du gehst da jetzt rein und isst etwas. Stör dich einfach nicht an ihn." „Wir kommen ja schließlich auch noch mit. Also, keine Panik.", sagte Pippin. „Na toll, ihr habt mich doch erst mit eurem komischen Spiel erst in diese dämliche Situation gebracht.", fauchte Estella. „Du gehst da jetzt rein!", sagte Pippin mit Nachdruck. Estella atmete tief durch. Dann ging sie mit festen Schritten zurück zur Küche.

Merry hatte das ganze schmunzelnd beobachtet. Fürs erste schien er ihr Respekt eingeflößt zu haben. Wenn sie so unsicher ist , sieht sie ja direkt handzahm aus., dachte er. Als sie wieder in die Küche kam sprang er plötzlich auf. „Haben wir noch Eier in der Küche?", rief er seiner Mutter zu. „Nein, die Eier stehen im Vorrat. Wieso fragst du?", rief Esmeralda Brandybock zurück. „Ach wenn sie im Vorrat stehen ist alles in Ordnung." Estella bemerkte wie sie bis an die Haarspitzen rot wurde. Zum Glück war Merry jetzt ruhig und weitete das Thema nicht aus.

„Du bist echt fies, Merry.", hörte sie Juweline zischen. „Wieso fies? Ich schmeiße schließlich nicht mit Lebensmittel um mich.", verteidigte Merry sich. Estella nahm sich einen Apfel aus einem großen Korb und blieb unsicher in der Mitte der Küche stehen. „Komm, setzt dich zu uns.", sagte Pippin und machte ihr auf der Bank auf der er saß noch etwas Platz. Estella setzte sich widerwillig neben ihn. Lieber hätte sie die Küche sofort wieder verlassen. Sie biss in den Apfel. Allerdings blieb ihr jeder Bissen im Hals stecken. Die Gegenwart Merrys machte sie unheimlich nervös. Dabei beachtete er sie scheinbar gar nicht weiter, sondern unterhielt sich mit Pippin über Pfeifenkraut und andere Dinge, von denen sie sowieso keine Ahnung hatte. Juweline saß eng an Pippin gekuschelt und war auch nicht weiter ansprechbar. Estella kam sich ziemlich fehl am Platz vor. Und das Juweline und Pippin es mittlerweile vorgezogen hatten, sich leidenschaftlich zu küssen half ihr auch nicht weiter. Sie saß neben den beiden und versuchte ihre Nervosität in den Griff zu kriegen.

Merry räusperte sich und gab Estella einen Wink ihm nach draußen zu folgen. Prompt wechselte Estellas Gesicht wieder die Farbe. Zögernd stand sie auf und folgte ihm aus der Küche hinaus in den Garten. Es war ein schöner Sommerabend und noch recht warm draußen. „Ich glaube, wir lassen die beiden mal ein bisschen alleine.", sagte Merry freundlich. Nach den letzten Tagen für Estellas Geschmack zu freundlich. Misstrauisch sah sie ihn an. Sie traute ihm nicht.

„Ist das dein Pony?", fragte Merry und zeigte auf Max. Estella nickte nur. „Ein wirklich hübsches Tier.", bemerkte Merry. Er legte den Arm um ihre Schultern und zog sie nahe zu sich heran. Estella konnte die Wärme seines Körpers spüren. „Weißt du Stella, ich habe nachgedacht. Wir beide, wir müssen jetzt für zwei Wochen miteinander auskommen. Was hälst du davon unseren Streit beizulegen?" „Ist das dein Ernst?", fragte Estella unsicher. Sie fühlte sich in Merrys Armen nicht besonders wohl und machte sich stocksteif.

„Ja, es ist mein Ernst." „Und was ist mit der Ohrfeige,dem Ei und so weiter ?"Scheu blickte sie zu dem zwei Köpfen größeren Hobbit hoch. „Na ja, ich will mal nicht so nachtragend sein und es vergessen. Also, Frieden?"Er sah zu ihr runter, direkt in ihre hübschen dunklen Augen. Estella erwiderte seinen Blick und irgendetwas gefiel ihr an seinem Blick nicht. Was es genau war, konnte sie nicht sagen. Aber in seinen Augen war so ein schelmisches Funkeln, das sie sehr stark an ihren Bruder erinnerte, wenn er sie mal wieder ärgern wollte. Sie zögerte.

„Na gut, Frieden.", sagte sie schließlich. Merry grinste zufrieden. „Schön.", sagte er. Er gab ihr einen freundschaftlichen Klaps und ging wieder rein. Zurück ließ er eine ziemlich verwirrte Estella Bolger.