Es wäre nett wenn ihr mir eine klitzekleine Review da lassen würdet. Sonst verzweifelt diese arme kleine Autorin!!!!

Wie angelt man sich einen Hobbit

- oder -

Das Jahr in dem Merry Brandybock erwachsen wurde

-Kapitel 4 –

Gartenfest, Falschalarm und andere Pannen

Unaufhörlich knallte die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Estella war nass geschwitzt. Seit nun schon mehr als drei Stunden half sie Merrys Mutter und ein paar anderen Freiwilligen beim Möhren ziehen. Immer eine nach der anderen; Reihe für Reihe.

Ihr Rücken schmerzte von dem langen gebückten Stehen und der Schweiß rieselte ihren Nacken hinunter.

Die erste Nacht im Brandyweinschloß hatte sie alles andere als gut geschlafen. Die ganze Zeit hatte sie über Merrys Worte nachdenken müssen. Und immer wieder ertappte sie sich dabei, wie ihre Gedanken zu seinen schönen blauen Augen abschweiften. So auch jetzt, bei der Gartenarbeit.

Schluß jetzt, dachte sie und rupfte energisch eine Möhre aus der Erde. Das fehlt jetzt auch noch, dass du für den eingebildeten Brandybock zu schwärmen anfängst. Das gibt wahrscheinlich nur Probleme! Und seine Worte gestern Abend waren ihm bestimmt nicht ernst.

Sie war mit einer Möhrenreihe fertig und fing die nächste an.

Seine Worte waren zwar äußerst freundlich gewesen, aber seine Augen hatten so komisch, fast schon hinterlistig, gefunkelt.

Obwohl es wäre schon schön sich mit ihm zu verstehen. Er kann ja auch ganz nett sein., dachte sie. Und diese Augen... wie der Himmel an einem klaren Sommermorgen, oder wie Kornblumen.... Kornblumen?!?

„Estella, Estella! Was machst du denn da?", schreckte eine Stimme sie aus ihren Gedanken. „Estella, die Blumenbeete wollten wir erst nächste Woche neu bepflanzen!"

Erschrocken starrte Estella auf die blaue Kornblume in ihrer Hand. Anstatt die nächste Möhrenreihe anzufangen musste sie irgendwie ins angrenzende Blumenbeet geraten sein. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie es gar nicht bemerkt hatte.

„Oh nein, Frau Brandybock, das tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.", sagte sie verlegen.

Estella betrachtete die Kornblume in ihrer Hand. Augen so blau wie Kornblumen. Du meine Güte Stella, dieser Hobbit macht dich noch wahnsinnig. , dachte sie.

„Ist nicht so schlimm.", sagte Esmeralda Brandybock. „Am besten machst du für heute Schluß. Den Rest schaffen wir alleine. Aber es wäre lieb, wenn du in der Diele noch etwas sauber machen könntest."

„Danke. Und um die Diele kümmere ich mich ganz bestimmt!"

Schnell lief sie rein. Ihr Zimmer fand sie mittlerweile alleine. Angekommen warf sie die Blumen, die sie immer noch in der Hand hatte, achtlos auf den Tisch und schlüpfte aus ihren verschwitzen Klamotten. Sie wollte sich erst einmal im Bad frisch machen.

Sie war gerade fertig und wollte noch eben ein Handtuch um ihre tropfende Haare drehen, als es an der Tür klopfte.

„Moment!", rief sie, doch der jemand an der Tür stand schon in ihrem Zimmer.

Panisch suchte Estella nach etwas zum Anziehen und bedeckte sich schließlich mit dem Handtuch. Sie steckte den Kopf aus der Badtür heraus und blickte somit ins Zimmer.

„Hallo Estella, oh... du...du...du hast ja gar nichts an!", stammelte Merry und errötete leicht. Ihm war die Situation sichtlich peinlich.

„Meriadoc, was um aller Welt machst du hier? Was fällt dir ein?!?", rief Estella. „Los raus hier!"Sie warf ihre Haarbürste nach ihm und verfehlte ihn nur knapp.

„Hast du sie noch alle? Willst du mir noch ein blaues Auge verpassen? Ich war ja bereit mich mit dir zu vertragen, und wollte nur ein ganz normales Gespräch mit dir führen. Und du? Du verübst direkt wieder einen Anschlag auf mich! Ich konnte doch nicht wissen, dass das werte Fräulein Bolger heute ihren Badetag hat!"

„Ja aber...", begann Estella.

„Nichts ja aber! Du bist die schlimmste Zicke die ich kenne! Früher dachte ich immer du wärst bloß extrem temperamentvoll, aber das ist ja der reinste Zickenterror."

„Ach ja!", rief Estella jetzt. „Besser eine Zicke, als ein so eingebildeter Brandybock wie du!"

„Eingebildeter Brandybock? Sag das noch mal!"

„Eingebildeter Brandybock!"

„Ich bin also eingebildet, weil ich mich aufrege, wenn du mit Eiern und was weiß ich noch was nach mir wirfst? Es hätte sonst was passieren können!"

„Na ja..."Estella blickte etwas verlegen zu Boden.

Merry grinste. Eine verlegene Estella, fand er, war einfach zu süß.

„Du warst schon immer total eingebildet, so lange wie ich dich kenne.", sagte sie schließlich herausfordernd. „Und fies bist du auch!"

„Fies?", sagte Merry. „Ich zeig dir gleich mal was richtig fies ist."

„Ach ja?"

Merry machte plötzlich unerwartet einen Satz nach vorne und versuchte Estella das Handtuch weg zu ziehen. Erschrocken sprang Estella nach hinten; Merry hinter her.

„Spinnst du?", kreischte Estella. Panisch rannte sie, mit einer Hand das Handtuch festhaltend mit der anderen nach Merry schlagend, quer durch das Zimmer. Merry rannte hinter ihr her.

Der Tisch und die Stühle fielen scheppernd zu Boden. Schließlich endete die wilde Verfolgungsjagd abrupt und Merry schaffte es Estella in eine Ecke des Zimmers zu drängen. Breitbeinig stellte er sich vor sie.

„So, und jetzt? Jetzt ist nichts mehr mit frechen Sprüchen, he?", Merry grinste sie fies an.

Estella grinste fies zurück und blickte trotzig zu ihm hoch. Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, ihm einfach einen kräftigen Tritt zwischen seine Beine zu verpassen. Doch statt dessen fiel ihr Blick auf seine blauen Augen. Sie schienen ihren Blick magisch anzuziehen. Merry sah ihr ebenfalls tief in die Augen und Estellas Kopf wurde heiß und rot.

Schließlich rührte Merry sich.

„Ne, das wird mir doch alles jetzt ein bisschen zu blöd."Er drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Estella seufzte und blickte ihm nach. Da soll doch einer mal sagen Frauen wären schlecht zu verstehen; Männer sind ja noch viel schlimmer., dachte sie. Kopfschüttelnd verschwand sie wieder im Bad.

„Merry?!? Merry, da bist du ja. Wo warst du denn? Es wäre schön, wenn du uns mal ein bisschen helfen könntest. Sonst kannst du das Gartenfest heute Abend vergessen!", sagte Pippin ,der um eine Hecke gehetzt kam.

„Pippin, wir hätten schon lange fertig sein können, hättest du heute morgen nicht so viel mit Juweline rumgemacht.", sagte Merry.

Pippin blickte etwas verlegen zu Boden. „Ja, aber du weißt doch, sie hat im Moment Hausarrest und kann nur weg, wenn ihre Eltern nicht da sind."

Merry lachte und gab seinem Freund einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.

„Ja, ja, ich weiß schon. Kommt sie denn heute Abend?"

„Sie kommt, sobald ihre Eltern schlafen. Kommt Stella denn auch?", fragte Pippin.

„Ich war gerade bei ihr und wollte sie fragen."

„Und?", fragte Pippin erwartungsvoll.

„Na ja, also... ich weiß nicht. Gefragt hab ich sie nicht."

„Habt ihr euch etwa schon wieder gestritten?"Pippin sah seinen Cousin ungläubig an.

„Mhh, also... also ich hab sie, glaube ich, beim Baden überrascht und das hat sie glaube ich etwas verärgert. Sie hat jedenfalls eine Bürste nach mir geworfen... Und dann... ach ist doch auch egal! Sie ist halt eine Zicke!", sagte Merry wütend.

Pippin rollten vor Lachen die Tränen das Gesicht hinunter.

„Allerliebster Vetter, ich glaubs nicht! Da erledigst du auf den Pelennor Feldern den Hexenmeister von Angmar beinah im Alleingang, erschlägst zahlreiche Orks und rettest das Auenland vor dem Untergang. Und dann traust du dich noch nicht einmal Stella zu fragen, ob sie zu deinem Gartenfest kommt und schaffst es nicht dich gescheit mit ihr zu unterhalten? Das ist einfach unglaublich!"

„Das hat mit sich nicht trauen gar nichts zu tun.", sagte Merry trotzig, obwohl er sich eingestehen musste, dass Pippin Recht hatte und dass er sich doch ziemlich kindisch benahm. „Außerdem, wie kannst du Estella bloß mit einem Ork oder mit dem Herrn der Nazgûls vergleichen?"

„Ach, mach dir nichts draus.", sagte Pippin, der so langsam wieder Luft bekam. „Das wird schon noch."

„Was wird schon noch?"

„Na das mit Stella und dir!"

„Was soll da denn bitte schön werden? Ich bleibe lieber mein ganzes Leben lang alleine, als mit so einer zusammen zu kommen oder wahrscheinlich noch mit ihr unter einem Dach zu leben.", sagte Merry erbost.

Pippin wurde erneut von einem Lachanfall geschüttelt, sagte aber nichts mehr.

Die zwei Hobbits traten hinaus in den Garten, wo Estellas Bruder Fredegar mit Jolly und Nibs Hüttinger versuchte ein Festzelt aufzustellen.

„Schön, dass ihr auch schon kommt!", sagte Fredegar spöttisch. „Den Rest von dem Zelt könnt ihr beiden jetzt aufstellen. Wir arbeiten schon den ganzen Nachmittag, während ihr euch drinnen vergnügt habt. Jetzt sind wir mal dran mit Pause machen!"

Sie ließen sich ins Gras fallen und Merry und Pippin machten sich daran, den Rest des Zeltes aufzubauen.

Estella gähnte. Siedendheiß war ihr eingefallen, dass sie die Diele ja noch zu säubern hatte, dabei war sie schrecklich müde. Lustlos wringte sie den Putzlappen aus und polierte auf allen vieren den Boden.

„Buhh!"

Estella schreckte zusammen und hätte beinah den Putzeimer umgeworfen.

„Juli, was machst du denn hier?"

„Meine Eltern mußten ganz schnell zu den Hornbläsers. Keine Ahnung wieso, ist ja auch egal. Sie sind jedenfalls vor Morgen nachmittag nicht zurück!"

„Ist ja prima! Bleibst du über Nacht hier?"

„Das weiß ich noch nicht genau. Wahrscheinlich bleib ich bei Pip."Juweline grinste. „Soll ich dir was helfen?"

„Nein, danke.", sagte Estella. „Ich bin jetzt gleich fertig."

„Was ist mit heute Abend? Also ich freue mich schon auf das Gartenfest."
„Juweline von Langcleeve! Ich habe dir bereits gestern gesagt, dass ich auf keinen Fall auf das Gartenfest gehen werde! Und wenn der König persönlich käme..."

„Och man, Stella! Warum denn nicht? Du musst dich doch nicht gleich zu Merry setzen oder stellen."

Estella hob abwehrend die Hände hoch. „Juli, versuch es erst gar nicht! Ich werde nicht mitkommen. Nicht nur wegen Merry, sondern auch weil ich überhaupt keine Lust habe und total müde bin."

„Was willst du denn heute Abend machen, wenn du nicht kommst?"

„Ins Bett gehen.", sagte Estella und kippte das Putzwasser in den Abfluss.

„Ins Bett gehen. Na klar! Man kann bestimmt auch besonders gut schlafen, wenn über zwanzig Hobbits direkt unter seinem Fenster feiern."

„Oh Juli, du bist schrecklich!" Estella ging zurück in ihr Zimmer.

„Wieso bin ich schrecklich? Ich will doch bloß, dass du heute Abend mitkommst."Juweline folgte Estella.

„Ich komme aber nicht mit!"

„Ich geb´s auf", stöhnte Juweline. „Ich geh jetzt raus und guck, was die Jungs machen. Mach du doch was du willst!"

Als Juweline endlich das Zimmer verlassen hatte, ließ Estella sich erschöpft aufs Bett fallen. Sie hoffte, dass sie nun mal ihre Ruhe haben konnte.

„Bei aller Auen Merry, jetzt paß doch mal auf!", schimpfte Pippin. „Wo bist du bloß mit deinen Gedanken? Das ist jetzt bereits das dritte Mal, dass du das Gestänge nicht richtig fest geschraubt

hast und alles wieder zusammenfällt."

Fredegar und die Hüttinger Brüder, die immer noch im Gras saßen, lachten sich kaputt.

Merry blickte entschuldigend in Pippins Richtung. „Tut mir leid.", sagte er kleinlaut.

Pippin seufzte. „Also noch einmal von vorne. Und wehe du lässt wieder alles einstürzen!"

Merry wußte auch nicht was los war. Er musste immer zu an Pippins Worte denken: Das wird schon noch, mit Stella und dir. Dabei wußte er selbst gar nicht so genau was er für Estella empfand. Einerseits wollte er, dass sie sofort wieder aus seinem Leben verschwand, andererseits war er sich sicher, dass, wenn sie gehen würde, er sie unheimlich vermissen würde. Einerseits fand er sie total süß, andererseits total zickig und ätzend. Lieber hätte er es mit einem Ork- Heer auf sich genommen, als solch einem Gefühls wirr- warr gegenüber zu stehen.

„Merry, die Schrauben!", vernahm er die genervte Stimme Pippins.

Schnell zog er die Schrauben fest, bevor wieder alles zusammenfiel. Estella wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er mußte sich eingestehen, dass er sie doch ziemlich gut leiden konnte. Und er nahm sich fest vor, sie noch zu der Gartenfeier einzuladen.

Die Feier war in vollem Gange. Das Wetter war nach wie vor super und die Hobbits bester Laune. Sie lachten, tanzten, sangen und sie... tranken.

Pippin und Juweline sahen halb belustigt halb besorgt zu Meriadoc Brandybock hinüber, der lauthals, mit einem Bierkrug in der Hand, irgendwelche Trinkliede mitgrölte und sichtbar einen über den Durst getrunken hatte.

„Hat Merry Estella jetzt eigentlich gefragt, ob sie kommt?"Juweline blickte zu ihrem Freund hoch. Dieser zuckte die Achseln.

„Soweit ich weiß nicht."

„Ich frag mich nur wo das mit der Sauferei bei Merry heute noch enden soll.", sagte Juweline.

„Tja.", meinte Pippin. „Das kann dir bei einem Brandybock niemand so genau sagen."

„Sollen wir ihn lieber nicht mal außer Reichweite des Bierfasses bringen?"

„Ach Juli, der Gute ist doch alt genug. Er muß wissen was er tut."

„Da hast du wohl Recht.", sagte Juweline und blickte wieder in Merrys Richtung. Sehr zu ihrem Erstaunen ließ er das Bierfass im Stich und ging, noch erstaunlich gerade, auf sie und Pippin zu. Er hatte allerdings auch das Glück, dass ihm nichts und niemand im Wege stand, um dass er einen Bogen hätte machen müssen. Angekommen legte er einen Arm um Juweline.

„Juli, du tust mir doch bestimmt einen Gefallen.", sagte er.

„Klar. Was denn?"
„Geh doch mal rein und guck, wo Estella steckt. Und wenn du sie findest, sag ihr sie soll raus kommen."

Juweline warf Pippin einen vielsagenden Blick zu. „Nun ja, ich kann es ja mal versuchen. Aber ich glaube nicht, dass sie raus kommen wird."

„Och, du schaffst es schon sie zu überreden.", sagte Merry und schubste sie in Richtung Brandyweinschloß.

Juweline lief schnell durch die Gänge. Unterwegs musste sie ab und zu ein paar Hobbits ausweichen, die eindeutig noch viel mehr als Merry getrunken hatten und jetzt irgendwo im Weg lagen. Sie war gespannt, was Estella sagen würde.

Zaghaft klopfte sie an die Tür. Nichts.

„Die wird ja wohl noch nicht schlafen.", murmelte Juweline. Sie zögerte einen Moment, öffnete dann aber die Tür und trat ein.

Estella lag auf dem Bett und las. Als sie Juweline bemerkte, klappte sie das Buch zu und warf ihr einen tödlichen Blick zu.

„Kann man denn hier nicht mal für ein paar Stunden seine Ruhe haben?", fragte sie gereizt.

Juweline wußte bereits, dass es keinen Sinn hatte Estella zu fragen, ob sie mit raus käme. Trotzdem wagte sie einen Versuch. „Merry hat gefragt, wo du bist und er würde sich freuen, wenn du raus kämest."Abwartend blickte sie Estella an.

„Das glaubst du ja wohl selber nicht, dass er das gesagt hat.", sagte Estella. „Und zum hundertsten Mal; nein, ich komme nicht."

„Na gut. Du mußt es wissen. Dann schlaf mal gut.", sagte Juweline und verließ das Zimmer wieder. Auf endlos Diskussionen mit Estella hatte sie diesen Abend nämlich keine Lust mehr.

Estella seufzte. Irgendwie hatte sie ein schlechtes Gewissen, sie war schließlich nicht gerade freundlich zu Juweline gewesen. Aber ihr hinterher rennen wollte sie auch nicht. Sie entschloß sich schlafen zu gehen, obwohl die Hobbits im Garten einen fürchterlichen Lärm machten und sie nicht glaubte schlafen zu können.

Zudem war es noch ziemlich warm, eigentlich viel zu warm für diese Jahreszeit. Deshalb zog sie zum Schlafen auch einfach nur ein dünnes Trägerhemdchen an. Eigentlich trug sie keine derart kurze Kleidung wenn sie bei fremden Leuten schlief. Man wußte ja schließlich nie was passieren konnte...

Merry sah Juweline verärgert an. „Was soll das heißen, sie will nicht raus kommen?"

„Das soll genau das heißen, was du gerade gesagt hast. Sie will halt nicht. Sie lässt sich auch nicht überreden."

„Wirklich nicht?", fragte Merry jetzt enttäuscht.

„Wirklich nicht. Man müsste sie dann schon mit Gewalt da raus holen."

„Mit Gewalt...", murmelte Merry. Juweline brachte ihn auf eine Idee. Wann musste ein Hobbit auf jeden Fall seine Hobbithöhle verlassen? Na klar...!

„Oh Merry, tu jetzt bloß nichts unüberlegtes.", warnte Juweline ihn. „Estella ist sowieso im Moment nicht so besonders gut auf dich zu sprechen."

„Ja, ja, ich weiß.", sagte Merry geistesabwesend. Die Idee nahm in seinem Kopf immer mehr an Gestalt an und er wollte Estella um jeden Preis heute abend noch sehen! Aber erst einmal besorgte er sich einen Krug Bier.

„Ich hab es!", reif er nach einiger Zeit und sprang aufgeregt um Juweline und Pippin herum, die sich, mal wieder, innig am küssen waren.

„Was hast du?", fragte Pippin, als er endlich widerwillig von Juweline abließ.

„Ich hab eine Idee wie ich Estella dazu bringen kann, dass sie raus kommt."
„Ach ja. Da bin ich aber mal gespannt.", neckt Pippin ihn.

Merry warf einen zweifelhaften Blick auf Juweline. Er war sich sicher, dass es besser wäre, wenn Juli von dem Plan nicht mitbekommen würde.

Deswegen sagte er: „Na ja, die Idee an sich ist nichts besonderes. Ihr beide, ihr müsst mir nur helfen. Achtete darauf, dass niemand im Flur ist!"

Juweline warf Merry einen zweifelhaften Blick zu und sah dann Pippin fragend an. Dieser zuckte nur mit den Achseln.

Estella war trotz des Lärms, den die Hobbits veranstalteten, eingeschlafen. Aber irgendwie war ihr Schlaf sehr unruhig. Sie meinte Feuerqualm zu riechen. Aber das konnte ja gar nicht sein. Sie hatte doch gar keinen Kamin in ihrem Zimmer. Außerdem würde bei dem warmen Wetter niemand einen Kamin anzünden. Wahrscheinlich wurde draußen gegrillt, oder ein Lagerfeuer gemacht. Sie seufzte im Halbschlaf und drehte sich von der linken auf die rechte Seite und versuchte wieder fest einzuschlafen. Aber ein ungutes Gefühl blieb.

„Feuer! Feuer!"Ihre Tür wurde aufgerissen. „Feuer! Es brennt, du musst raus hier. Schnell!"

Estella schreckte jäh hoch. Panisch sprang sie aus dem Bett. Entsetzt stellte sie fest, dass in ihrem Zimmer jede Menge Rauch war und kleine Flämmchen züngelten in der Nähe des Schrankes. Sie hustete und versuchte mit ihrer Hand den Rauch weg zu wedeln.

Durchs Fenster. ,dachte sie, durch das Fenster komme ich am schnellsten hier raus.

Schnell lief sie hin und versuchte es zu öffnen. Doch es ging nicht, es schien zu klemmen.Immer panischer werdend rüttelte sie an dem Fenstergriff. Schließlich ließ sie von dem Fenster ab und lief zur Tür...

Merry hockte in einer Ecke vor Estellas Zimmer und lachte leise. Sie reagierte genau so, wie er es sich erwünscht hatte. Jetzt musste Estella nur noch nach draußen laufen... Als er sah, dass sie aus dem Zimmer gelaufen kam, zündete er schnell eine durchnässte Pechfackel an, um noch mehr Qualm zu verursachen. Solch eine sorgte auch für den Qualm in Estellas Zimmer. Er ließ die Fackel fallen und lief nach draußen.

Als Estella aus ihrem Zimmer gestürmt kam, meinte sie einen Schatten davon huschen zu sehen. Sie stutzte einen Augenblick. Waren etwa noch andere in dem riesigen Smial, denen das Feuer vielleicht den Weg abschnitt? Aber dann fiel ihr ein, dass es ja mehrere Ausgänge gab. Schnell beeilte sie sich nach draußen zu kommen.

Merry stand draußen im Garten und trippelte nervös von einen Fuß auf den anderen. Er war gespannt, ob alles klappen würde und Estella tatsächlich nach draußen kam.

Plötzlich flog die Tür zum Garten hin auf. Eine junge Hobbitfrau mit langen , strubbeligen Haaren stürmte hinaus. Merry stockte der Atem, angesichts des kurzen Hemdes, das sie trug. Anscheinend hatte sie vor lauter Panik nicht daran gedacht, sich etwas über zu ziehen.

„Es brennt, es brennt!", rief sie atemlos. Verwirrt blieb sie stehen, als sie bemerkte, dass sie von den Hobbits ungläubig angestarrt wurde.

„Es brennt!", rief sie noch einmal. „Drinnen.", fügte sie rasch hinzu. „Wir müssen schnell etwas unternehmen! Löschen und die Ponys aus dem Stall frei lassen."Sie wollte wieder losrennen.

Doch sie stolperte über einen Bierkrug, den jemand fallen gelassen hatte und fiel der Länge nach in den Matsch.

Für die Hobbits war das alles etwas zu viel. Irgendjemand fing an zu lachen und bald lachte die ganze Festgesellschaft.

Estella war den Tränen nahe. Was war jetzt schon wieder los? Sie hatte drinnen doch ganz deutlich Qualm gesehen.

Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, konnte man überall Stimmen vernehmen die Sachen wie:"„Nein, also diese Bolgers... Ein bisschen komisch waren die ja schon immer." kund taten.

„Meriadoc, Meriadoc...", vernahm Estella jetzt eine tadelnde Stimme direkt neben ihr. „Du wirst wohl auch nie erwachsen."

„Doderic, was willst du hier?", fragte Merry barsch und in seinen Augen blitzte für einen kleinen Augenblick blanker Hass auf.

„Aber Merry, mein Lieber... Du hast doch sicherlich mitbekommen, dass bald das Julfest ist. Und dann ist es ja wohl auch klar, dass ich, als ein Mitglied der Familie, ein paar Nächte bei euch im Brandyweinschloß übernachten werde."

„Du willst hier übernachten? Du kannst im Schweinestall von Bauer Spachtler übernachten!", Merry sah seinen Cousin mit hasserfüllten, zornigen Augen an.

„Ach Merry. Immer noch der kleine naive Junge, der sogar nicht davor zurückschreckt, einer jungen Schönheit wie ihr (hierbei zeigte er auf Estella) einen Streich zu spielen."

„Streich?"Estella blickte von Merry zu seinem Cousin und wieder zu Merry.

Doderic zog Estella auf ihre Füße. „ Ja, ein Streich. Oder was dachtest du, warum überall im Smial brennende Fackeln liegen?"

„Fackeln... ?!?", Estella war viel zu geschockt, um noch ein weiteres Wort zu sagen.

Doderic legte Estella, die vor Kälte zitterte, vorsichtig seine Jacke um die Schultern. Dann legte er seine Arme um sie.

Merry merkte, wie es seinem Herzen einen Stich versetzte, als Estella sich vertrauensvoll in Doderics Arme zurücklehnte. Schnell wand er sich ab.

„Estella heißt du, richtig?", sagte Doderic. „Wie sieht es aus Estella, gehen wir noch einen trinken?"

Estella lachte. „So wie ich aussehe? Ich glaube erst einmal muß ich Merry ein paar passende Worte sagen. Und dann geh ich rein. Vielleicht Morgen."

„Oh, überlaß Merry ruhig mir. Ich kümmere mich schon darum."Er zwinkerte Estella zu. „Na dann wünsche ich dir eine erholsame Nacht."

„Danke."Estella gab Merrys Cousin seine Jacke zurück und ging rein.

Merry stand an einem Baum im Garten gelehnt, etwas abseits des Festes.

„Na ja, so toll war deine Idee dann ja doch nicht. Also ich fand es ziemlich gemein."

Merry drehte sich um. „Ach Pippin,... scheiße!", sagte er nur.

„Ja, das sagst du wohl gut." Pippin sah seinen Freund von der Seite an. Er sah sehr niedergeschlagen aus.

„Wie hast du das bloß bei Juli angestellt?", fragte er.

Pippin überlegte. „Eigentlich hab ich nichts gemacht."

Er lehnte sich neben Merry an den Baum. Eine Zeit lang schwiegen sie.

Plötzlich seufzte Pippin. „Oh nein, auch das noch."

„Was?", fragte Merry.

„Unser ganz spezieller Freund ist im Anmarsch. Doderic Straffgürtel!"

„Der hat gerade noch gefehlt! Ich kann es nicht glauben, dass meine Eltern es wirklich zulassen, dass er bei uns wohnt, wenn auch nur für kurze Zeit."

„Ich beneide dich nicht drum.", sagte Pippin. „Ich würde ihn auch lieber irgendwo in einem dreckigen Loch sehen, als bei uns im Auenland. Vor allem im Bockland dürfte er kein gern gesehener Gast sein."

Doderic kam näher. „Genießt ihr auch noch etwas den Mondschein unter den Bäumen?", fragte er freundlich. Viel zu freundlich, fand Merry.

„Was willst du hier?", fragte er barsch zurück.

„Nun ja, ich wollte mich ein bisschen mit euch unterhalten."

„Ich wüßte nicht über was wir uns mit dir unterhalten sollten.", sagte Pippin.

„Zum Beispiel über Estella....", sagte Doderic.

Merry merkte, wie sich unwillkürlich jeder Muskel und jede Faser seines Körpers spannten.

„Du lässt die Finger von ihr! Ist das klar!", sagte er ungehalten.

Doderic lachte auf. „Aber sicher doch, allerliebster Vetter. Ich werde eurem Befehl folge leisten, mein Herr.", verspottete er Merry.

„Es war mir ernst!", brüllte Merry.

„Natürlich war es dir ernst. Aber denkst du von dir laß ich mir etwas sagen? Estella wird es bei mir viel besser haben als bei dir, ohne dumme Streiche und Kindereien. Sie gehört mir! Finde dich damit ab, Meriadoc. Außerdem glaube ich nicht, dass sie irgendetwas mit dir zu tun haben will."

„Was weißt du denn schon?", rief Merry zornig.

Pippin blickte besorgt von einem zum anderen. Er hoffte, dass sie Situation nicht eskalieren würde.

„Ich werde Estella vor dir warnen.", sagte Merry.

„Ach wirklich? Und was soll das bringen? Oh nein, Meriadoc. Du hast mir einmal alles kaputt gemacht. Noch einmal passiert mir das nicht."Doderic trat dicht an Merry heran. „Eher bringe ich dich um, du lausiger Erbe Bocklands."

„Komm Merry! Wir gehen besser." Pippin zog Merry am Ärmel. Ihm wurde das ganze doch ein bisschen zu heikel.

Merry riss sich von Pippin los.

„Dass meine Eltern sich überhaupt noch mit dir abgeben!"

„Doderic lachte erneut auf. „Der arme kleine Doderic konnte doch auch nichts dafür... Er ist vollkommen unschuldig!", sagte er spöttelnd.

Merry versetzte es einen Stich ins Herz, als er an das Vergangene dachte.

„Deine Eltern sind die schlechtesten und schwächsten Herrscher über Bockland, die es je gegeben hat!"

Merry hatte sich die ganze Zeit sehr zusammen gerissen. Doch jetzt hatte Doderic das Fass zum Überlaufen gebracht."

„Das nimmst du sofort zurück.", sagte er gepresst und ohne lange zu überlegen rammte er seinem gehasstem Vetter die Faust in den Magen.

„Merry nein!"Pippin sprang hinter ihn und hielt ihm die Arme hinter dem Rücken fest. „Laß es, er provoziert dich doch mit Absicht! Geh nicht drauf ein!"

Doderic wich entsetzt vor dem über einen Kopf größeren Hobbit zurück.

„Das wirst du noch bereuen, Meriadoc Brandybock.", brachte er mühsam hervor. Gekrümmt und hustend verschwand er in der Dunkelheit.

„Warum hast du mich festgehalten?" , fragte Merry.

„Weil du ihn sonst tot geschlagen hättest!"

„Er hätte es verdient."
„Natürlich hätte er das."Pippin seufzte. „Ich denke du solltest mit Estella über ihn sprechen, bevor sie sich auf ihn einlässt."

Merry nickte. „Falls sie mir zuhören will..."

Langsam gingen die beiden zurück zum Smial.

Estella war gerade dabei ihr langen blonden Haare zu trocknen, als Juweline in ihr Zimmer kam. Juweline blickte sich um und setzte sich dann zögernd auf einen Stuhl.

„Du darfst Merry nicht böse sein.", sagte sie plötzlich.

„Nicht böse sein? Das war ja wohl der Gipfel! Ich hatte eine Höllenangst! Ich dachte es würde brennen!", Estella war außer sich.

„Ja, ich weiß. Aber er hat es nur gemacht, weil er unbedingt wollte, dass du raus kommst. Estella, er mag dich!"

„Er mag mich, na klar! Und deswegen räuchert er mich aus. Er muß ja wirklich eine komische Art haben, seine Gefühle zu zeigen. Also wenn du mich fragst, muß er in dem Jahr, in dem er weg war, irgendeinen Schaden genommen haben!"

„Estella! Wie kannst du sowas sagen? Du weißt ja gar nicht was Frodo, Sam, Pip und Merry alles für Mittelerde und fürs Auenland getan haben!", rief Juweline empört.

Estella seufzte und ließ sich auf einen Stuhl neben ihre Freundin fallen.

„Du hast ja recht, sagte sie. „Ich weiß ja, dass es, vor allem ohne Merry und Pippin das Auenland, so wie wir es kennen und lieben, gar nicht mehr geben würde. Aber wieso benimmt er sich mir gegenüber bloß so schrecklich?"

Juweline zuckte die Schultern. „Männer sind halt kompliziert."

„Ja, aber mit Pippin und dir, das war doch nicht so kompliziert!"
„Pippin ist ja auch ganz anders als Merry."Ein schwärmerisches Funkeln trat in Juwelines Augen.

„Du sag mal Juli, wer ist eigentlich dieser Doderic?"

„Doderic Straffgürtel? Von dem hältst du dich besser fern. Ich hab gehört, er soll mit dunklen Machenschaften zu tun gehabt haben. Er ist ein Vetter von Merry, ich glaube mütterlicherseits."

„Also ich fand ihn ganz nett. Sehr nett sogar. Aber er und Merry, ... die beiden scheinen sich ja gar nicht zu mögen."

„Sie hassen sich!"
„Und wieso?"

„Keine Ahnung. Früher, so sagte mein Vater mir, haben sie oft zusammen gespielt. Der Hass hat erst angefangen, nachdem dieser Scharker und seine Leute von Merry, Pip , Sam und Frodo aus dem Auenland vertrieben worden sind."

Estella schwieg und hing ihren eigenen Gedanken nach.

Juweline räusperte sich. „Ich geh dann mal wieder.", sagte sie. „Ich vermisse Pip."

„Du vermisst Pippin? Aber du hast ihn doch gerade noch gesehen!"Lachend schüttelte Estella den Kopf.

Juweline zog die Schultern hoch und lachte ebenfalls. Dann lief sie rasch aus dem Zimmer.

Estella ließ sich erschöpft ins Bett fallen. Ihr blieben noch genau drei Stunden, bis sie wieder aufstehen musste. Was für eine Nacht. Kaum hatte sie den Kopf auf das Kopfkissen gelegt, war sie auch schon eingeschlafen.