Author's Note: So weit, so gut. Hier ist das neue Kapitel (eigentlich wär's schon heute nachmittag dagewesen, aber die Seite wollte mich irgendwie nicht einloggen lassen...). Ihr seid ja so spitze! So viele reviews. Und fast alle haben den richtigen Riecher mit dem geheimnisvollen Büchlein. Dauert aber noch ein Weilchen, bis da richtig die Sprache drauf kommt. Vielen lieben Dank Maia, Meta, Candy, Yanta, Mimim, Fairy, Ermione, chambermaid und bia! Hab mich riesig gefreut über so viel Feedback!

bia: Willkommen an Bord : ) Sie kommen auf jeden Fall zusammen, aber wie Sirius in Band 5 gesagt hat, haben sie erst im 7. Band angefangen auszugehen. Wird also noch ein Weilchen dauern. Und James hat schon bald üblere Dinge am Hals als das Mädchen, für das er schwärmt, zu erobern - und Lily verliebt sich erst noch in jemand anders. (Wettenwerden angenommen...)

chambermaid: zu Petunia gibt's noch mehr in späteren Kapiteln. Insbesondere nach Lilys Schulabschluss wird sie wichtig.

Ermione: dito was James angeht. Ich lese normalerweise überhaupt keine James-Stories, es sei denn, Snape ist wichtig in der Geschichte. Zeigt deutlich, wo meine Vorlieben liegen, oder: ) Dementsprechendist seine ganze Rolle in meiner eigenen Story aufgebaut. Ich hoffe, es gefällt Dir weiterhin!

mimim: He, woher weißt Du das mit Bellas Ferien? lol (Ich bin ja so durchschaubar!)

candy: cennet-Suchtie? lol Was'n geiler Ausdruck : ) Nur nicht hetzen mit den reviews. Ja, ich glaub auch, dass Eliza etwas mehr in der Rübe hat. Passt besser zu Lily. Aber James hat nen Grund, warum er so allergisch gegen schwarze Magie ist. Und mit Lucius kommt's noch besser, s. nächstes Kapitel. Übrigens: Ich liiiiiebe lange Kommentare. Also immer her damit! ; )

Meta: Toll, dass Du wieder da bist! Zu Elladoras Arbeit und der Seelenenergie für Flüche kommt noch Näheres.

Dann führt's Euch mal zu Gemüte, Kinder. Wer an einer Stelle Einflüsse von Loriot vermutet, vermutet richtig. Ich schreibe tatsächlich ab ;) Aber nur einen einzigen Dialog.

Kapitel 5: James

It's lonely here, there's no one left to torture. – Leonard Cohen

"Dad!" schrie James fröhlich aus dem geöffneten Flurfenster des Hogwartsexpress, kaum dass der Zug im Bahnhof King's Cross zum Halten kam und er seine Familie erpäht hatte. Seine Eltern trennten sich immer, wenn sie ihn abholen kamen. Während seine Mutter sich gleich bis zum Zug durchkämpfte, um ihren verlorenen Sohn in die Arme zu schließen, hielt sich sein Vater zumeist etwas im Hintergrund und beobachtete das Gerangel und Geschiebe erst mal von Weitem. Was den kuriosen Effekt hatte, dass James ihn immer zuerst erspähte. Eine auffallende Erscheinung wie Nathan Potter - schlank, hochgewachsen, graue Schläfen, distinguierte Kleidung und sparsame, elegante Bewegungen - war auch schwer zu übersehen. Als er seinen Sohn nach ihm rufen hörte, hob er die Hand zum Gruß und zwei Paar identische haselnussbraune Augen trafen sich über das Gleis hinweg.

James winkte zurück und bückte sich nach seinem Gepäck. Er freute sich auf Zuhause. Nicht weniger, als er sich jeden Herbst auf die Schule freute. Wenn er sich die Zeit genommen hätte, darüber nachzudenken, hätte er feststellen können, dass es überhaupt nur wenige ständig wiederkehrende Dinge in seinem Leben gab, die ihm zuwider waren oder Unbehagen verursachten. Sein bester Freund sah mit anderen Augen in die Welt. Sirius war grimmig verstummt, sobald sie in den Bahnhof einfuhren, wie jedes Jahr, angesichts des Martyriums, das ihn zuhause erwartete. Ein paar Türen weiter konnte James Regulus und Bellatrix Black sehen, die ihr Gepäck aus dem Zug hievten und sich auf die Suche nach Verwandten machten, die sie abholen kamen. Regulus sah auch ein paarmal zu seinem älteren Bruder hinüber, doch Sirius mied finster seinen Blick.

"Es ist ja nicht für lange," versuchte James ihn aufzumuntern. "Ich frag gleich meinen Dad, ob du morgen oder übermorgen zu uns kommen kannst."

Sirius aber sah mit jeder Sekunde, die verstrich, etwas weniger leichenblass aus. Regulus hingegen runzelte die Stirn, während er mit den Augen das Gleis absuchte. Cepheus und Olive Black waren nirgends zu sehen. "Sie müssen uns vergessen haben," platzte Sirius heraus. "Oder sie liegen mit irgendeiner exotischen Muggelkrankheit darnieder. Oder das Haus ist abgefackelt und sie gleich mit. Oder das Ministerium hat endlich begriffen--"

"Oder sie haben Lucius geschickt," schoss Regulus Löcher in die Luftschlösser seines Bruders, indem er über die Köpfe einiger Erstklässler hinweg deutete. Bellatrix hatte bereits ihren Koffer aufgehoben und ihn zu dem jungen Zauberer hinübergeschleppt, so hellhaarig wie die Kinder der Blacksippe dunkel waren. Regulus folgte ihr, Sirius setzte sich mit mäßigem Enthusiasmus gleichfalls ins Trab, nicht ohne James noch einmal einen Blick zuzuwerfen, der das ganze Elend seines jungen Lebens enthielt. "Ich versprech's!" grinste James. "Keine achtundvierzig Stunden und du bist da wieder raus."

Er selbst beobachtete die Wiedervereinigung mit gebührendem Abstand. Wenn man es denn eine nennen konnte: noch waren Lucius Malfoy und Sirius' Cousine Narcissa nicht verheiratet. Aber da die meisten reinblütigen Familien untereinander sowieso irgendwie verwandt waren, machte es wohl keinen nennenswerten Unterschied. "Verflixt!" hörte er Bellatrix sagen, als sie sich in Malfoys Armen herumdrehte, um nach etwas oder jemandem Ausschau zu halten. "Jetzt ist uns das kleine Schlammblut durch die Lappen gegangen." Lucius sah sie fragend an. Bellatrix zuckte die Achseln. "Ich wollte sie dir mal zeigen. Das Schlammblut, von dem Severus erzählt hat, dass sie Alchemistin werden will. Na, du weißt schon!" schrie sie, als er sie immer noch verständnislos anblickte.

Lucius lachte. "Tut mir Leid. Keine Ahnung, von wem du sprichst."

"Sollte es Muggelgeborene zum Abendessen geben?" fragte Sirius gedehnt. "Und wir hatten wieder kein Mitspracherecht, als über die Sauce entschieden wurde!"

"Ich fress keine Muggelgeborenen", konkretisierte Bellatrix. "Ich fress nur Reinblüter, die meinen, sie müssten sich wie welche benehmen."

James spielte kurz mit dem Gedanken, laut "Hier!" zu schreien, sah dann jedoch davon ab. Nicht dass er nicht stolz und glücklich gewesen wäre, solches zu hören, dachte er, während er sich von Remus und Peter verabschiedete und sich von seiner Mutter umarmen ließ. Wenn schwarzmagisches Gelichter wie Bellatrix Black einen zu ihren naturgegeben Feinden rechnete, bedeutete das, dass man irgendetwas richtig machte. Er hatte jedenfalls keinen Zweifel, dass sich die Bemerkung auch gegen ihn richtete. Als Sirius' bester Freund und einziges Kind einer Sippe von Blutsverrätern stand er bei Blacks schon seit unvordenklichen Zeiten auf der Abschussliste - und war stolz darauf.

Nathan Potter umarmte seinen Sohn, als seine Frau diesen einen Moment losließ. "Blendend ist das Wetter nicht grade", wandte er sich in echt britischer Manier gleich dem einen Thema zu, über das man sich immer unterhalten konnte. "ZAGs bei strahlendem Sonnenschein und Ferien im Regen." Die ersten Tropfen fielen soeben, aber James hätte nichts weniger interessieren können, als er zum ersten Mal seit zehn Monaten wieder die Augen seines alten Herrn auf sich ruhen fühlte. Nathan seinerseits musterte ihn genau, als wolle er beim ersten Anblick nach so langer Zeit herausfinden, ob er gewachsen war, ob er zugenommen hatte (beides nicht), ob er sich beim Quidditch verletzt hatte (nicht nur einmal), ob er noch dieselben Träume hatte und überhaupt noch der Alte war. James konnte den Stolz in seinen Augen sehen

"Lasst uns hier nicht rumstehen," meinte Maggie Potter munter. Beide Elternteile ergriffen jeweils eine Hand von James und einen Gurt seiner Reisetasche und Apparierten mit Kind und Kegel nach Godric's Hollow. Heimatluft. Die Hauselfen brachten sein Gepäck auf sein Zimmer, wo er seine Schuluniform anlegte und in bequemere Sachen schlüpfte. Durchs Fenster spähte er in den Garten, wo es mittlerweile schüttete wie aus Kübeln. Er packte seinen Rennbesen aus und legte ihn auf die Tagesdecke seines Betts, wo er sanft vibrierte als leide auch er an unterdrücktem Tatendrang. Wicken Fen, dachte James. Die Mühle und das Quidditchfeld. Tatze, Moony und Wurmschwanz. Sowie was Wetter besser wurde. Bald, versprach er sich. Bald.

James saß bereits am Tisch und tat sich an heißem Tee und Röstbroten gütlich, als Nathan Potter (nach mehrmaligem Rufen seitens seiner Gattin) im Hausanzug ins Esszimmer spaziert kam. "Welcher Idiot hat schon wieder im Keller das Licht brennen lassen?" meckerte sein Vater und zerwuschelte im Vorbeigehen das von Natur aus schon strubblige Haar seines Sohnes. "Na, wollen wir hoffen, dass ich's nicht war." Er ließ sich in seinen Stuhl am Kopfende des Tisches fallen, grunzte zustimmend, als man ihm ein Brot mit Schinken auf den Teller legte und Tee eingoss, und zerrte den Tagespropheten heraus, den er sich, wie es seine Gewohnheit war, den ganzen Tag über versagt hatte und erst Abends zu Rate zog. Eine Angwohnheit, die er sich zugelegt hatte, weil die Schrecklichkeiten, von denen man abends in der Zeitung liest, im Verlauf des Tages bereits einen versöhnlichen Ausgang gefunden haben können. Wenn man die Zeitung morgens liest, ist das weniger wahrscheinlich.

"Nate," sagte James' Mutter zu ihrem Mann durch das Zeitungsgeraschel hindurch. "Du vergisst bitte nicht, dass am Sonntag die Ehrung von Nicholas Flamel für sein Lebenswerk in der LeFay Hall stattfindet. Hast du mich gehört? Da müssen wir hin."

"Ich bin ja nicht taub," ließ Nathan Potter verlauten und steckte den Kopf noch tiefer in die Zeitung. "Für was wird er denn geehrt?" James verbiss sich ein Kichern.

"Sein Lebenswerk," erwiderte seine Mutter mit Engelsgeduld.

"Und wann findet das statt?"

"Am Sonntag," seufzte Mrs. Potter.

"Müssen wir da hin?"

"Allerdings müssen wir das."

"Na gut." Nathan warf schwungvoll die Zeitung hinter sich, die ein diensteifriger Hauself augenblicklich im zugehörigen Zeitungsständer verstaute. "Also, Jamie," wandte er sich an seinen einzigen Sprössling. "Wann kommt die Rasselbande?"

James' braune Augen, denen seines Vaters so ähnlich, weiteten sich verblüfft. Nathan lachte. Die Dinge, an denen er ein gewisses Interesse zeigte, blieben ihm selten lange verborgen - ganz im Gegensatz zu denen, die er auf Biegen und Brechen vermeiden wollte. Da konnte er ein erstaunlich selektives Gedächtnis an den Tag legen. Aber er mochte James' Freunde und fand sich gern dazu bereit, sie den ganzen Sommer in seinem Heim zu beherbergen, wenn sie das wollten. Und in Sirius Blacks Fall war es ja auch nur zu verständlich, wenn er das wollte - wie James nie müde wurde zu betonen. "Ich geh mal davon aus, dass die Blacks im Augenblick andere Sorgen haben als sich darum zu kümmern, wo Sirius die Ferien verbingt. Wie man hört, liegt Crispin Malfoy im Sterben, da werden sie wohl alle dort sein und ihm die letzte Ehre erweisen. Deine Mutter hat mich nur mit Mühe davon abhalten können, den Champagner aufzumachen, als ich das erfahren habe." Er lächelte seine Frau liebevoll an. Maggie Potter schnitt ihm eine Grimasse.

"Ist das der Vater von Lucius?" wollte James wissen. Auf dem Gleis 9 3/4 hatte Malfoy nicht gerade wie ein gramgebeugter Sohn gewirkt. Jedenfalls nicht so, wie James sich seine eigene Reaktion vorstellte, wenn sein Vater stürbe. Wobei Malfoys ja auch nicht ganz normal im Kopf waren, das konnte jeder bestätigen, der schon mal mit der Familie zu tun gehabt hatte. Und das hatte James zu seinem Leidwesen. Er hatte Lucius noch als Schulsprecher in Hogwarts erlebt - ein typisch voreingenommener Slytherin, was sich unter anderem daran zeigte, dass James von ihm seine erste Strafarbeit bekommen hatte und das noch an Bord des Hogwartsexpresses. Auf der anderen Seite hatte dies James mit einem Schlag in seinem Jahrgang bekanntgemacht. Ganz zu schweigen davon, dass er wahrscheinlich Geschichte geschrieben hatte.

"Sein Großvater," antwortete Nathan. "Wobei ich mir auch nicht vorstellen kann, dass dem selbst innerhalb der engsten Familie jemand eine Träne nachweint. Für den Fotografen vom Tagespropheten vielleicht, aber das ist auch alles." Er verzog das Gesicht, als wisse er ganz genau, was von solchen Trauerschauspielen zu halten war. "Wiedermal ein gefundenes Fressen für Wilkes. Er wird ihm schon einen gesalzenen Nachruf schreiben - die zwei hatten doch zeitlebens nie ein zivilisiertes Wort zueinander zu sagen."

"Du und Crispin ebensowenig. Von dir und Richard Wilkes ganz zu schweigen," erinnerte Maggie ihren Mann, während sie die Teller einsammelte. Die Hauselfen hüpften neben ihr auf und ab bei dem Versuch, die Herrin des Hauses daran zu erinnern, dass solche niederen Dienste eigentlich in ihren Arbeitsbereich fielen.

"Friede, Freude, Eierkuchen ist was andres, ich geb's ja zu," nickte Nathan. "Hat aber auch niemand behauptet, es sei leicht, mit unseren alteingesessenen Schwarzkünstlern zivilisierte Worte zu wechseln."

"Wilkes ist kein Schwarzkünstler, er ist Journalist." Maggie ließ sich nicht beirren.

Doch Nathan verstand ebenfalls keinen Spaß, wenn es um seine diversen Feindschaften ging. War Richard Wilkes, der Herausgeber des Tagespropheten und Vater von Florence, der Kapitänin der Slytherin-Quidditchmannschaft, schon kein Dunkler Magier, dann musste irgendeine andere seiner Eigenschaften als Rechtfertigung für eine jahrzehntealte Fehde herhalten. "Wilkes ist ein verleumderischer Speichellecker, der es nicht versteht, seinem Käseblatt von Tagespropheten Profil zu verleihen. Aus seinem Hass auf mich macht er kein Geheimnis, aber sein liebes Töchterlein lässt er trotzdem auf einem von uns hergestellten Besen fliegen. Nicht dass es viel Sinn hätte, wenn Gryffindor Jamie als Sucher hat." Vater und Sohn tauschten ein Grinsen.

"Du hasst ihn auch, aber den Tagespropheten liest du weiterhin," erinnerte ihn seine Frau und strich sich die strubbeligen, kastanienbraunen Haare hinter die Ohren in einem reichlich erfolglosen Versuch, sie zu bändigen. James hatte sie von ihr geerbt - abgesehen von der Farbe - kam jedoch wesentlich besser mit ihnen zurecht.

"Das gehört jetzt nicht hierher, Maggie. Ich wollte mich grade mit James über seine Pläne für die Ferien unterhalten."

"Das könnt ihr in deinem Arbeitszimmer besprechen oder sonstwo, während ich hier klar Schiff mache," scheuchte sie ihr Mannsvolk aus dem Zimmer. "Was ist denn, Biddy?" wandte sie sich an die älteste der Hauselfen. "Nein, ich mach das schon. Dreh ein bisschen Däumchen oder lass schon mal das Spülwasser ein..."

Nathan und James taten wie ihnen geheißen. Das Arbeitszimmer seines Vaters war ohnehin James' liebster Aufenthaltsort, wenn er zuhause war und das erste, was ihm immer einfiel, wenn er an die Gemütlichkeit von Godric's Hollow dachte. Von hier aus kontrollierte und bestimmte Nathan Potter seine Fabriken, in denen Rennbesen hergestellt wurden, die zu den besten auf dem internationalen Markt gehörten. Aber hier hatte außerdem sein Sohn laufen gelernt und seinen ersten Zauberspruch geübt. James erinnerte sich an viele gute Abende, die er hier verbracht und seinem Vater das Herz ausgeschüttet hatte über alles, was ihn bewegte. Nathan hatte immer ein offenes Ohr für ihn, er nahm seine Probleme ernst und bemühte sich stets, ihm zu helfen. Beide wussten, dass diese unwirsche Art nur Maggies Masche war, sie zu ermuntern, alte Gewohnheiten wieder auzunehmen.

"Ich hab Sirius versprochen, dass er die Ferien wieder bei uns verbringen kann," sagte James, während er sich in einen der Sessel sinken ließ. "Das geht doch, oder?"

"Sicher." Nathan Potter setzte sich an seinen Schreibtisch und zündete seine Pfeife an. "Ich hab mir gedacht, dass wir für den Sommer nach Wicken Fen umziehen, sowie das Wetter wieder einigermaßen taugt. Wie findest du das?"

"Spitze!" James grinste. "Ich werd Remus und Peter gleich dahin bestellen, dann können wir die neue Anlage ausprobieren."

Nathan lächelte zurück. "Nur lass die ersten Tage alle noch, wo sie sind. Onkel Bruce und Tante Marlene kommen, um irgendwas mit deiner Mutter wegen der Fabrik zu besprechen und das könnte sich hinziehen."

"Oh nein," stöhnte James. "Muss ich da dabei sein?"

Sein Vater lächelte ihn nachsichtig an. "Es wird dir nicht viel anderes übrig bleiben, da sie noch heute abend anrücken werden. Genauer gesagt, gleich."

"Wa-as?" James' Horror kannte keine Grenzen. "Brilliant. Erst rotten sich die Slytherins zusammen, um uns umzubringen, und jetzt das."

"Um euch umzubringen?" wiederholte sein Vater.

James zuckte die Achseln. "Es gab 'nen kleinen Zusammenstoß mit Severus." Komisch. Sein Vater war der einzige Mensch, dem gegenüber er ihn "Severus" nannte. Zu allen anderen sprach er von "Schniefelus" beziehungsweise "Snape". Vielleicht weil sein Vater das selbst so machte. Und gerade jetzt drängte es ihn, mit der einen Person zu sprechen, die verstehen konnte, wie es war, mit einem erbärmlichen, verderbten Geschöpf wie Snape dieselbe Luft atmen zu müssen. "Sie haben versucht, uns mit allen Tricks die ZAGs zu vermiesen. Träumezauber inbegriffen."

"Typisch. Na, das wird ihnen nichts nützen." Nathan lächelte seinen Sprössling aufmunternd an.

"Nein." James straffte die Schultern, obwohl ihm ganz und gar nicht so optimistisch zumute war, wenn er an die Prüfung in Verwandlung dachte. Ausgerechnet, dachte er mit neu aufkeimendem Zorn. Sein bestes Fach. Keine Probleme weit und breit normalerweise. Er war ein Animagus, wie sollten ihn da die lächerlichen Fünftklässler-Verwandlungen fordern? Verdammtes Reptilienpack.

"Er hat mir irgendwas auf den Hals gejagt, als ich ihn in der Klemme hatte," erzählte James von seinem Abenteuer am See. "Hat mich glatt von den Füßen gehauen."

"Ein Schockzauber?" Wie immer, wenn er von Snape erzählte, hatte er die unbedingte Aufmerksamkeit seines Vaters. James glaubte zu wissen, woran das lag. Snape war sein erster Prüfstein. Der erste Dunkle Zauberer, mit dem er je zu tun gehabt hatte. Wenn er ihn in den Griff bekam, war er gerüstet für alle Gefahren, die ihn draußen - außerhalb von Hogwarts - erwarteten. Dies war zumindest die einzig logische Erklärung. Er konnte es spüren, tief innen, dass seine Feindschaft mit Snape eine verborgene, schicksalhafte Bedeutung hatte, derer sich keiner von ihnen beiden bewusst war.

"Ich weiß es nicht. Er kennt wahrscheinlich tausend verbotene Zaubersprüche. Schwer, die alle auseinanderzuhalten. Jedenfalls bin ich kurz KO gegangen. Und als ich aufgewacht bin, lag ich da und konnte mich nicht mehr bewegen."

"Ohne Zauberstab das alles?" hakte Nathan nach. Seine Augen glitzerten eigenartig, dieser Umstand schien ihn am meisten zu faszinieren.

"Er hatte keinen mehr," erwiderte James nicht ohne Stolz. Sein Vater nickte grimmig.

In diesem Moment klingelte es an der Tür. James stöhnte auf. Nathan seufzte gleichfalls. Da waren sie dann also. Onkel Bruce und Tante Marlene. An seinem ersten Abend zuhause. Er wusste zwar nicht, worum es ging, aber das brauchte er auch nicht, um sich denken zu können, dass es wie immer verlaufen würde. Sie würden um den Tisch sitzen und reden und sich nicht einigen und lauter werden und streiten und am Ende würden Bruce und Marlene türknallend das Haus verlassen. "Die Familie ist ein Naturereignis," lächelte sein Vater ihn an, bevor er das Zimmer verließ. "Sie ist da, ohne dass man es sich ausgesucht hat. Man kann sie nicht verhindern - man kann sich höchsten vor ihr schützen." Er zögerte kurz. "Erzähl mir das von Severus später, wenn wir die Bande wieder lossind, in allen Einzelheiten."

Sie hatten nicht viel Kontakt mit den wenigen Verwandten, die sie noch besaßen. James wusste, dass die McKinnons zwei oder drei Kinder hatten, darunter ein Mädchen in seinem Alter. Eliza, die in Wolkenkuckucksheim zur Schule ging, weil sie als Albus Dumbledores Enkelin schwerlich Hogwarts besuchen konnte. Er ging um den Schreibtisch seines Vaters herum, schnitt die Kurve zu scharf und konnte sich gerade noch rechtzeitig auf einen Stapel von Nathans Unterlagen werfen, den er umgerissen und ins Wanken gebracht hatte. Unter den Papieren rutschte ein Fotorahmen heraus und fiel zu Boden, bevor James - durch die Dokumente gehandikapt - nach ihm greifen konnte. Er kniff die Augen zusammen bei dem leisen Aufprall auf dem Holzfußboden des Arbeitszimmers. Vorsichtig richtete er den Stapel wieder her und bückte sich dann nach dem Rahmen.

Es war ein Portraitphoto und zwar eines der alten Schule mit einem Hintergrund, der die Farbe wechselte, wenn man es lange genug betrachtete, aber nichts darüber preisgab, wo es aufgenommen worden war. Die Dargestellte war eine Hexe mit langem, glattem dunkelbraunem Haar und bleicher Haut. Die Augen, die sich unter den kräftiggezeichneten Brauen auf den Betrachter richteten, waren dunkel wie Schlehen. Sie trug einen langärmligen schwarzen Rollkragenpullover, der so unverkennbar muggelhaft war, dass er ohne weiteres auch in die Siebziger gepasst hätte. Trotzdem wusste James irgendwoher, dass das Bild alt war. Vielleicht waren es die Farben. Oder die altmodische Machart. Jedenfalls tippte er auf die Generation seines Vaters. Silbrig-hell hob sich vom Schwarz des Rollkragens ihre Halskette ab - ein feines Silberband, an dem ein schlichter Ring mit einem eigenartigen Muster hing. Das Silber war angelaufen, doch die feinen, darin eingearbeiteten Linien leuchteten smaragdgrün. Der einzige Farbtupfer in dem Bild, dachte James. Doch er konnte nicht erkennen, was die Linien darstellten.

Die Hexe war nicht hübsch, trotzdem starrte James fasziniert. Etwas in diesem Gesicht sprach von Gereiztheit, von mühsam aufgebrachter Geduld. Vielleicht waren es die Augen, die sich seinerzeit wohl auf den gerichtet hatten, der das Photo gemacht hatte. James hatte plötzlich den Eindruck, dass sie hier nicht sitzen und sich photographieren lassen wollte, dass etwas sie jedoch zwang stillzuhalten und zu versuchen, sich nichts anmerken zu lassen. Was ihr nicht sehr gut gelang. Doch bevor er sich weiter Gedanken darüber machen konnte, neigte die junge Frau leicht den Kopf und drehte ihn zur Seite. Glattes, dunkles Haar umrahmte ihr blasses Gesicht und gab den Blick frei auf ein feines, zartes Profil. Und während James noch überlegte, ob sie nicht doch hübsch war, hielt er plötzlich inne, als ihm etwas daran bekannt vorkam.

Ein Gesicht, das diesem glich - länglich, mit solchen glatten Haaren, die es wie ein Vorhang einrahmten, hinter dem der Besitzer sich zu verstecken schien... Das kam ihm vertraut vor, er hatte das so schon gesehen bei... bei...

"Jamie!"

Wie ertappt ließ er den Bilderrahmen sinken. Er verstaute ihn hastig wieder unter den Papierstößen. Warum hob sein Vater das hier auf? Wo es jeder finden konnte, der ungeschickt genug war, wenn er es offensichtlich gleichzeitig unbedingt versteckt halten wollte? James kannte alle Fotos von Familienmitgliedern und Freunden, die es im Haus gab. Die Wände und Ablagen waren voll davon. Doch an dieses Gesicht konnte er sich nicht erinnern. Und er hätte es sich gewiss eingeprägt mit seinen eigenwilligen Zügen und ausdrucksvollen Augen...

"James Potter, kommst du jetzt endlich!"

Er drehte sich um und schoss aus dem Zimmer.

Author's Note: Ich sag mal gar nix, lass es einfach wirken. Vermutungen und Theorien werden aber mit Begeisterung aufgenommen : ) Mit anderen Worten: Da links ist der Reviewbutton! g