Aragorn und Legolas standen unterdessen auf dem Flur. „Sehen wir uns hier mal um oder?" Schlug Aragorn vor.

„Meinst du, das dürfen wir?"

„Was sollen wir denn sonst machen? Ich hätt jetzt auch Lust mich mit ner hübschen Frau ans Feuer zu setzen, aber die Aussichten sind nicht gerade rosig."

Legolas zuckte mit den Schultern. Langsam und vorsichtig stiegen sie die Wendeltreppe hinab und landeten so im Wohnzimmer. „Irgendwie scheint niemand anders außer dem Mädchen hier zu sein."

„Schau mal, da ist noch so ein Apparat!" rief Aragorn entzückt aus und deutete auf den großen Fernseher im Wohnzimmer. Er schritt darauf zu und drückte wieder den Powerknopf. Diesmal erwischte er DSF, wo zu dieser Zeit nur Clips mit jungen Mädchen liefen, die sich ihrer Kleidung entledigten. Erstaunt starrte er auf das Gerät. „Moppel was machst du da?", zischte Legolas.

„Ich, äh, weiß nicht. Ich dachte das ist so wie bei dem Mädchen..." Verlegen drückte er erneut den Powerknopf.

Legolas ließ sich auf der Couch nieder und sah sich im Raum um. Auch Aragorn setzte sich. „Und was machen wir jetzt? Die Jagd dürften wir verpasst haben", fragte er schließlich.

Legolas fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. „Oh man, Dad wird mich umbringen." Schweigend saßen die beiden also da und starrten Löcher in die Luft.

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Maike wachte auf als die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge schienen. Sie blieb ganz still liegen als ihr Erinnerungen an die letzte Nacht kamen. Sie lauschte angestrengt ob sie etwas von ihren seltsamen Besuchern hörte. Nachdem sie aber gar nichts wahrnehmen konnte stand sie auf und lugte auf den Flur. Auch hier war nichts zu sehen oder zu hören. Barfuß tapste sie die Treppe hinunter und blieb wie angewurzelt stehen als sie die beiden Männer auf der elterlichen Couch sitzen sah. Gerade hatte sie sich Hoffnungen gemacht alles nur geträumt zu haben, jetzt blickten ihr die Typen entgegen.

„Ihr seid ja immer noch da", brachte sie schließlich hervor. Sie versuchte sich zu sammeln und ging die letzten Stufen hinunter.

„Joa."

„Hmh." Brachten beide zerknirscht hervor.

„Wo sollten wir auch hin?", fragte Legolas dann.

Wieder dachte Maike darüber nach, ob sie vielleicht doch die Wahrheit erzählt hatten. Zu einem Entschluss kam sie aber nicht.

„Keine Ahnung", gestand sie also und tapste ein paar Schritte in den Raum hinein.

„Du sag mal", begann Aragorn vorsichtig, „hast du vielleicht etwas zu essen für uns?" Wie ein Dackel blickte er zu ihr hoch. Er fragte ja wirklich ungern aber sein Magen knurrte schon seit geraumer Weile.

Maike sah ihn erstaunt an und brach dann in schallendes Gelächter über seinen Gesichtsausdruck aus. Auch Legolas konnte sich ein Grinsen nur schwerlich verkneifen. „Okay, ich mach Frühstück", sagte sie schließlich, als sie sich wieder gefangen hatte. Sie verschwand in der Küche und kam ein paar Minuten später mit einem großen Tablett wieder. Guter Laune deckte sie den Tisch. Sie konnte die beiden jetzt nicht einfach rausschmeißen, dazu war sie viel zu neugierig, schließlich taten sie ihr ja nichts. „Der Kaffee dauert noch ein paar Minuten, aber ihr könnt euch schon mal hinsetzen." Wieder verschwand sie.

„Oh, Kaffee." Legolas sprang sofort auf und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Aragorn gefiel der Gedanke ebenfalls.

Maike kam mit einer Kanne und Brötchenmessern zurück. „Na dann guten Appetit!" Sie griff in den Brotkorb, nahm eine Scheibe Graubrot heraus und bestrich sie mit Butter und Marmelade. Auch ihre Besucher zögerten nicht lange bevor sie sich über die angebotenen Sachen hermachten.

Eine gute halbe Stunde später saßen zufrieden auf der Couch. Naja, so ganz zufrieden waren sie nun auch nicht, aber wenigstens nicht mehr hungrig. „Hm, ich schätze, für nen Zoobesuch seid ihr schon zu alt, was mache ich also mit euch?", überlegte Maike laut.

„Zoobesuch?"

„Was ist das denn?"

„Das ist ein großer Park wo Tiere aus der ganzen Welt sind. Und man kann halt da durch laufen und sich alles angucken. Meistens trifft man da halt auf Familien mit kleinen Kindern."

„Oh, cool da möchte ich auch mal hin."

„Ist das weit von hier?"

Maike seufzte. Naja, irgendwie waren sie ja wie kleine Jungs. Aber sie zeigte auf die Beiden. „In den Klamotten geh ich mit euch nirgendwo hin!"

Legolas schmollte wieder. „Ich hab aber keine alten Jeans mehr... hab ja nichtmals was zum wechseln."

Maike kam da eine Idee. Sie lief zum Telefon und wählte die Nummer ihrer besten Freundin. „Hallo? Anna? Hier ist Maike, du ich brauch mal ganz dringend deine Hilfe", sprach sie in den Hörer. Aragorn sah verstört zwischen ihr und Legolas hin und her. „Mit wem zum Teufel redet sie da? Warum spricht sie mit einem... einem... einem Dingen?"

„Anna kannst du mir ein paar Sachen von deinem Bruder bringen? Zwei Jeans und zwei Hemden? Es ist wirklich wichtig... Ja, Danke du bist ein Schatz. Ich liebe dich! Bis gleich!" Maike legte auf.

„Du liebst einen kleinen Kasten und der bringt dir Anziehsachen?" Legolas starrte sie mit offenem Mund an.

Maike verdrehte die Augen. „So ein Quatsch! Ich hab mit meiner besten Freundin telefoniert. Die kommt vorbei und bringt euch ordentliche Sachen von ihrem Bruder mit, dann könnt ihr euch wenigstens draußen sehen lassen. Mit dem Zeug starrt euch ja jeder an."

Legolas sah sie nur finster an. „Ich mag meinen Stil." „Lass doch gut sein." Aragorn wischte sich noch ein paar Brotkrümel von der Tunika.

Eine Viertelstunde später klingelte es an der Haustüre und Anna stand mit einem großen Rucksack außer Atem davor. „Ich bin extra mit dem Rad gekommen, hörte sich wichtig an", schnaufte sie. „Ja ist's auch. Komm rein." Maike führte sie ins Wohnzimmer wo Anna in schallendes Gelächter ausbrach. „Sorry, aber wer seid ihr denn?", fragte sie schließlich.

„Das", Maike zeigte auf die Beiden bedröppelten Gesichter, „sind Aragorn und Legolas. Sie sind angeblich aus Mittelerde zufällig hierhin geschliddert und haben keine Ahnung wie sie zurück kommen. Ich weiß, das klingt komisch, aber ich habs noch nicht geschafft das Gegenteil zu beweisen."

„Das wirst du auch nie können!" Aragorn stand auf und schüttelte Anna die Hand, Legolas tat es ihm gleich und deutete ebenfalls eine Verbeugung an.

„Aaaah ja." Anna guckte etwas schief. „Na zumindest weiß ich jetzt, warum du Alexs Klamotten brauchst", sie sah etwas verwundert an den Sachen hinunter. Legolas wandte sich zu Aragorn: „Die Mädels hier scheinen einfach keinen Geschmack zu haben..." Maike winkte ab. „Naja, würdet ihr das hier jetzt anziehen, dann können wir in den Zoo. Du kommst doch mit oder?" Flehend sah sie zu Anna. „Klar, ich glaub, das wird lustig. Wie alt seid ihr denn?" Auch Anna war fest davon überzeugt, dass die beiden eine Show abzogen.

„22"

„23"

„Waaas? Ich dachte immer Elben sind unsterblich, und du bist knapp 3000 Jahre alt. Und Aragorn ist auch nicht mehr der jüngste." Maike starrte sie entsetzt an.

„Ja Dankeschön", schmollte Legolas, „so alt sehe ich ja wohl auch nicht aus... Unsterblich.. püh, na schön wärs." „Du sag mal Legolas. Bist du schwul?", fragte Anna. Legolas bekam rosa Ohren. „Na und wenn schon!" trotze er schließlich. „Also bist dus?", hakte sie nach. „Er ist Bi", mischte sich Aragorn schließlich ein, als Legolas schmollend aus dem Fenster sah. „Iss ja krass." Anna betrachtete ihn nochmals eingehend.

Auch Maike war überrascht, bisher hielt sie den Elben einfach nur für...seltsam.

„Würdet ihr euch jetzt trotzdem umziehen?"

„Ähm ja, klar. Natürlich."

„Okay, wir warten draußen." Maike und Anna verließen das Zimmer und setzten sich auf die Stufen der Wendeltreppe. In allen Einzelheiten erzählte Maike von der letzten Nacht, wobei Anna fragen stellte die sie selbst nicht beantworten konnte.

Minuten später standen Legolas und Aragorn zähneknirschend in ihren neuen Outfits vor ihnen. Legolas hatte leichtes Hochwasser in den Hosen, während Aragorn ein wenig zu lange Arme für sein Hemd hatte. „Das haben wir gleich, kein Problem." Anna stand auf, und krempelte Legolas Hose zu einer Capri-Jeans. „Gar nicht mal sooo schlecht", stellte dieser anerkennend fest. Auch Aragorns Hemdärmel wurden bis zum Ellebogen hochgekrempelt.

„Prima, dann können wir ja jetzt los." Maike griff nach ihrer Handtasche und dem Wohnungsschlüssel und scheuchte die anderen vor die Tür, die sie dann von außen abschloss.