„Ich wäre ja für „Mind hunters"", schlug Anna vor. Maike grinste und warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf Legolas und Aragorn. „Horrorfilm? Prima Idee!"
„Was ist das?"
„Ruhe! Guck einfach hin. Fragen kannst du später!"
Maike suchte die DVD aus dem Schrank und legte sie ein. Die Fernbedienung nahm sie mit und kletterte zwischen ihre Besucher. „Gib mir mal ein bisschen Decke!", bat sie Anna.
„Geht nicht, Legolas klaut sie mir ständig."
„Boah, Aragorn?"
„Klar, hier- rutsch drunter!" Er hob eine Ecke der Decke an, damit Mauke darunter kriechen konnte. Zufrieden lehnte sie sich zurück und drückte energisch den Play-Knopf. Aragorn und Legolas brauchten den gesamten Vorspann über, um sich an die Bilder zu gewöhnen, trauten sich aber nicht Fragen zu stellen.
Anna und Maike hatten den Film schon ein halbes Dutzend mal gesehen, was auch ganz gut war. Sie bekamen sowieso die Hälfte der Szenen nicht mit, da sie damit beschäftigt waren sich bedeutungsschwangere Blicke zuzuwerfen.
Die Sache nahm nicht ganz den geplanten Lauf. Es endete damit, dass Anna und Maike beruhigend auf die Jungs einredeten um sie zu beruhigen. „Nein, das ist NICHT passiert, es ist nur so gefilmt worden. Ehrlich!", wiederholte Anna um dritten Mal.
„Ähm, vielleicht sollten wir lieber was anderes sehen. Bodyguard, oder Moulin Rouge, oder Schlaflos in Seattle... irgend so was."
„Hm ja." Maike strich Aragorn noch immer beruhigend über die Schulter. „Ja, lass uns Eiskalte Engel gucken."
„Ich glaube nicht, dass unsere Sensibelchen auf Intrigen stehen."
„Ey!" „Wir sind keine Sensibelchen!"
Anna grinste Maike an. „Sleepy Hollow?"
„Sleepy Hollow!" Grinsend wühlte sich Maike aus den Decken.
„Okay Jungs, wenn das so ist, dann gucken wir noch einen Horrorfilm." Sie legte den Film ein, kletterte zurück und schaltete ein. Der recht mittelalterliche Film fand schon größeren Anklang. Auch das Pferd bekam sein Lob.
Maike gab sich wirklich Mühe sich furchtbar zu fürchten als der kopflose Reiter sein Unwesen trieb und Aragorn legte ihr „beruhigend" einen Arm um die Schultern und zog ihr die Decke zurecht.
Legolas konnte sich leider nur auf den kaputten Wald konzentrieren, hörte aber nicht auf an Annas Hand herum zu fingern.
„Legolas, du kannst aufhören meine Finger zu zerquetschen, der Film ist zu Ende", jammerte Anna. „Oh sorry, war keine Absicht." Erschrocken ließ er ihre Hand los.
„Ja, wegschmeißen musst du sie auch nicht gleich."
„Na was denn nun?"
„Och Lego, stell dich doch nicht dümmer an als du bist." Stöhnte Aragorn lachend.
„Du kannst mich langsam mal an den Füßen kitzeln du... du..." Legolas griff sich ein Kissen und schlug auf Aragorn ein.
Maike sah Anna an. „Lassen wir uns so was gefallen?" „Türlich nicht!" empörte diese sich.
Anna schnappte sich das andere Kissen und warf es Legolas an den Kopf. Dieser hielt empört inne. „Hey!" Er schnappte sich das Kissen und zog mit Anna um die Wette. Aragorn, der die ganze Zeit an dem ersten Kissen gezogen hatte kippte nach hinten auf Maike. „Huch. Äh Aragorn, mach's dir ruhig bequem", ächzte diese.
Er drehte sich auf den Bauch und grinste. „Klar, mach ich. Dankeschön." Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie lachen oder empört sein sollte. Das Lachen gewann. Sie krabbelte mit den Fingerspitzen seine Seiten hinauf. „Bist du eigentlich kitzelig?", fragte sie überflüssiger weise, da Aragorn sich schon zusammen kugelte wie ein Igel... nur lauter.
„Auf-hör'n!", flehte er und schnappte nach Luft. „Warum sollte ich?", fragte sie. Die Antwort ließ einige Atemzüge auf sich warten. „Weil ich total nett und gutaussehend bin und überhaupt?", versuchte er es.
Maike hielt kurz inne und überlegte. „Hmmmmm... Nein." Sie machte weiter.
Anna kämpfte derweil immer noch um das Kissen. „Jetzt gib schon her", quäkte sie und zerrte. Legolas hielt ohne große Mühe das andere Ende und grinste sie an. „Nun lass los!" Immer noch nur ein Grinsen. Sie sah ihn kurz an und stürzte sich dann auf ihn. „Na warte!"
Mühelos hielt Legolas ihre Handgelenke fest. „Ups, das war wohl nix, hm?", fragte er schadenfroh. Anna dachte fieberhaft nach und ließ sich dann schwungvoll nach hinten fallen und zog Legolas, der immer noch ihre Handgelenke hielt, mit.
„Hm, war wohl nix wie?" Grinste sie ihn an. „Äh." Eilig rappelte er sich soweit auf, dass er sich auf den Ellebogen abstützen konnte. „Nun gut, sagen wir unentschieden?" „Okay, ausnahmsweise." Sie sah ihn von untern her an. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Sehr gut."
Maike hatte Gnade vor Recht ergehen lassen und ließ Aragorn durchatmen. Seine Haare hingen ihm wild im Gesicht. Auch Legolas Frisur war nicht mehr so ganz geordnet, was der eitle Elb zum Glück nicht sah.
„Hätten wir das auch geklärt", stellte Anna in den Raum.
„Ich glaube auch, es war genug Film für heute." Legolas sah misstrauisch zu dem Fernseher. „Ja, seh ich auch so!", stimmte Aragorn sehr eilig zu.
„Ist ja schon gut, ich mach's aus."
„Hast du eine Bürste?", fragte Legolas, der nun doch seine zerzauste Haarpracht bemerkte. Maike verdrehte die Augen. „Komm, ich mach das eben", bot Anna sich an und kniete sich hinter ihn. Mit wenigen schnellen Handgriffen hatte sie seine Haare halbwegs geordnet und mit der Spange zusammen gefasst. Unabsichtlich fuhr sie ihm über die Ohren, was ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
„Was hast du denn?", fragte Anna belustigt.
„Meine Ohren!"
„Das sehe ich ja jetzt erst. Wie geil, Maike, er hat tatsächlich spitze Ohren!"
„Ich weiß", grinste Maike.
Aragorn beäugte diese Szene kritisch und strich sich schnell die Haare aus dem Gesicht. Wenigstens brauchte er sich um seine Ohren nicht so große Gedanken machen. Als kleiner Junge wollte sein Ziehvater- ein Halbelb- ihm immer weiß machen, seine Geschwister- alles Elben- hätten so lange Ohren, weil er so oft daran gezogen hätte. Meist war er danach brav. „Ja ähm", begann er, ohne recht zu wissen, wie es weiter gehen sollte, „ ähm ja."
„Möchtest du uns etwas sagen?"
„Ja!"
„Was?"
„Dass ich keine Ahnung hab was ich sagen soll."
„Achso, ist klar. Also ich bin für n Schluck zu Trinken." Maike streckte sich über die gesamte Couch um an die Wasserflasche auf dem Boden zu kommen.
„Hmmm, vielleicht ‚ne total dumme Idee, aber was würdet ihr davon halten noch eine Runde schwimmen zu gehen?", fragte Anna.
„Die Bäder haben alle schon zu, es dämmert draußen", erinnerte Maike stirnrunzelnd.
„Wer redet von Bad... Lass uns zum Baggerloch gehen."
„Wir haben nichtmals Schwimmsachen dabei", protestierte Legolas. Anna sah ihn genervt an. „Brauchst du nicht, da ist es dunkel, keiner wird deine Cellulites sehen.
Er holte schon tief Luft um etwas zu erwidern. Aragorn legte ihm beschwichtigen die Hand auf den Arm. „Klingt doch ganz gut", meinte er.
Eine halbe Stunde später ging es also mit Handtüchern und Taschenlampen bepackt zum Baggerloch, was glücklicherweise gleich in der Nähe von Maikes Haus in der Einöde war.
