„Ich bin davon überzeugt, mein Herr."
„Mein Herr?" Gelar zog eine Augebraue hoch.
„Hm, eine Redensart aus unserer Gegend."
Legolas versuchte unauffällig Aline anzustarren. Diese spielte verträumt mit einer Haarsträhne herum. Er versuchte krampfhaft sich abzulenken.
„Marion, wenn er es geschafft hat dich abzuschleppen, sag bescheid okay? Dann können wir ihm einen Preis verleihen", rief Aline rüber.
Gelar sah verwirrt zu Aline, er kannte den Ausdruck ja nicht. „Preis?"
Marion fing laut an zu lachen. „Na klar. Oh, sie meint damit, dass Ihr besonders wertvoll seid." Sie prustete laut los.
Legolas war froh über die Ablenkung. „Tja mein Freund..." grinste er.
Gelar hatte das Gefühl verarscht zu werden und murmelte vor sich hin. Er warf Legolas einen wütenden Blick zu „Das sagt der Richtige."Aline horchte auf.
Legolas warf ihm einen vielsagenden sag-nicht-zu-viel Seitenblick zu. „Wie meinst du das denn jetzt?", fragte er.
„Och Gelar, nimms nicht zu schwer, eigentlich bist du voll in Ordnung" grinste Marion.
„Das weißt du schon ganz gut", sagte Gelar zu Legolas, und fügte an Marion gewandt hinzu, „Nützt ja anscheinend nicht viel."
„Och komm, ich bekomm gleich Mitleid", grinste Marion.
„Kannst du dir sparen."
Legolas wandte sich grinsend an Aline: „Keine Ahnung wovon er redet", und zwinkerte ihr zu.
„Vielleicht kannst du es ja noch heraus finden", grinste sie zurück.
„Ich bin davon überzeugt, aber ob ich es will..."
„Nun, dann muss ich es wohl versuchen heraus zu finden. Du weißt ja, die Neugierde."
Legolas bekam rote Ohren. „Achja, ihr Menschen seid ja so schrecklich neugierig." Er lächelte sie an.
„Seid froh, dass ihr keine Journalisten kennt."
Er sah sie fragend an. „Journalisten?"
„Das sind Leute die wichtige Dinge aufschreiben und unters Volk tragen. Naja, manche Dinge sind weniger wichtig, können aber für die betroffenen sehr peinlich werden. Das sind dann sogenannte Klatschreporter. Und glaubt mir, vor denen würdet ihr schreiend davon rennen."
„Nein, das klingt nicht besonders schön. Da ist mir eure Art von Neugierde lieber."
„Gut zu wissen. Ich denke ihr seid nicht sehr drauf erpicht, das ganz Düsterwald von eventuellen Affären erfährt, die vielleicht nie existiert haben."
Legolas hob eine Augenbraue und fragte sich, ob sie irgendetwas andeuten wollten.
Marion guckte über die Schulter hoch. „Bist du jetzt sauer?"
„Wer weiß. Ich könnte einfach los galoppieren."
„DAS würdest du nicht tun." Leicht entsetzt starrte sie ihn an.
„Nein? Was sollte mich daran hindern?"„Ähm, ich weiß nicht so genau. Aber irgendeinen Grund wird es geben..."
„Nun, dann solltet ihr euch schnell einen überlegen." Gelar ließ das Pferd antraben.
„Huuuch! Wartet! Nicht!"
Gelar lachte böse und trieb das Pferd weiter an.
Marion versuchte sich krampfhaft an Gelars Armen festzuhalten.
„Hey, Gelar! Musst du noch irgendwo hin?", rief Legolas seinem Freund hinüber.
„Ja, der Kleinen eine kleine Lektion erteilen." Er grinste und ließ das Pferd in den Galopp übergehen.
Marion stand kurz vor einer Panik und hätte am liebsten wild um sich geschlagen, wenn sie sich nicht hätte festhalten müssen.
„Vielleicht reicht das ja schon, Gelar, wir sollten sowieso eine Pause machen, wir schaffen es nicht mehr bis Sonnenuntergang über die Nebelberge."
„Spielverderber...", knurrte Gelar, wurde jedoch langsamer.
„Oh, das wird er bereuen, sobald Marion den Schrecken überwunden hat...", Aline grinste schadenfroh.
„Oh du verdammter Mistkerl!" Marion sprang noch im Schritt vom Pferd hinunter.
Legolas musste grinsen. „Ja, sie sieht leicht erbost aus."
Aline lachte auf. „Leicht? Das wird ein Vulkanausbruch!"
„Hab dich auch lieb, Kleine." Breit grinsend stieg Gelar vom Pferd.
Marion drehte sich zu ihm um, um ihm eine zu scheuern. Dann stampfte sie wütend davon.
„Autsch... Gelar vielleicht hast du ein bisschen übertrieben", vermutete Legolas.
Gelar hielt sich überrascht die Wange. „Hysterisches Weib!" beobachtete Marion jedoch fasziniert.
Aline schlug sich die Hand vor die Stirn. „Der wird es nie lernen!"
„Sie hatte Angst Gelar, sie ist nicht wie wir mit Pferden groß geworden. Und vermutlich auch nicht mit arroganten Elben", nahm Legolas sie in den Schutz.
„Sie hat es verdient!" sagte er trotzig und bemühte sich ein Feuer zu entfachen.
„Arrogante Elben, passt." Murmelte Aline.
Legolas sah in Alines Richtung und zog eine Augenbraue hoch. „Kann ich dir helfen, Gelar?"
„Holz suchen wäre gut", murrte er und sah kurz auf.
„Okay, hast du Lust mir zu helfen Aline?"
„Ist gut." Sie folgte ihm schweigend und sammelte ab und an etwas Reisig auf.
„Meinst du, mit Marion ist alles in Ordnung?", fragte Legolas.
„Sie wird sich schon beruhigen. War bis jetzt immer so."
„Okay, soll ich dir etwas abnehmen?"
„Geht schon." Aline sah auf den halben Arm voll Holz den sie hatte.
„Wieso seid ihr mitgekommen?", fragte sie dann.
„Wie meinst du das? Mitgekommen?"
„Uns auf dem Weg nach Bruchtal zu begleiten, Ihr seid ein Prinz, Ihr hättet einfach nur jemand mitschicken können."
„Mein Vater wollte wichtige Papiere bei Elrond wissen, ich wollte sowieso reiten um Freunde wieder zu sehen. Außerdem hätte ich euch ungern mit unseren Soldaten alleine gelassen." Er machte eine Kopfbewegung zu Gelar.
Aline grinste. „Ist der so ein Aufreißer?"
„Hm, eigentlich mag ich ihn gerne, er ist ein guter Freund. Aber gerade bei Frauen verliert er manchmal die Disziplin."
„Das merkt man. Aber das ist ja meistens so." Sie dachte an die Machos zu Hause.
„Nun, manchmal werden Männer halt einfach schwach", Legolas lächelte sie an.
„Manchmal? Ihr Elben müsst aber sehr ausgeglichen sein.
Bei uns stürzen sich Männer meist auf alles was weiblich aussieht."
„Sagen wir es so, ich glaube, Elben haben -naja die meisten Elben haben einfach mehr Selbstbeherrschung."
„Gut zu wissen, aber ihr seid ja bekannt dafür Emotionen zu verbergen, oder ist das auch nur in den Büchern so?"
„Ich glaube, es stimmt wirklich."
„Ihr glaubt? Ihr seid doch auch ein Elb."
„Eben deswegen beobachte ich mich selten selbst", er grinste.
Aline guckte verwirrt. „Nicht?" Sie wusste nicht genau, was er damit meinte.
„Lasst uns zurück gehen und nachsehen, ob Gelar mittlerweile am Feuer verzweifelt ist."
Sie lachte. „Gut, wie ihr wollt."„Wir werden hier übernachten und morgen bei Sonnenaufgang weiter reiten. Vielleicht bekommen wir nachher eine Gelegenheit um mit dem Bogen schießen zu beginnen."
„Oh ja!", freute sich Aline, „klasse!"
Er sah sie an uns musste lächeln.
Bei Gelar angekommen ließ Aline das Holz fallen und grinste: „Na, klappt's nicht mit dem Feuer? Naja, ich geh mal Marion suchen."
Legolas schüttelte grinsend den Kopf. „Hier hast du ein wenig trockenes Holz. Lauft nicht zu weit weg, Aline."
„Wieso? Ich will doch nur Marion finden."
Gelar schaffte es sofort mit dem trockenen Holz ein Feuer zu entzünden.
„Weil wir die Gegend nicht abgesucht haben."
„Und das sagt ihr erst jetzt? Und was ist mit Marion?"
„Sie wird doch nicht so weit fort gelaufen sein. Gelar hast du kein Auge auf sie geworfen?"
„Nein, hätte ich? Sie ist doch abgehauen", brummelte Gelar.
„Und du weißt genau, dass sie sich weder auskennt noch kämpfen kann."
„Es wird schon nichts passieren. Beruhig dich Legolas." Gelar sah das ganze wieder nicht so eng wie sein Freund.
Marion tauchte zwischen den Bäumen auf. „Keine Sorge es geht mir gut. Ich war ja alleine." Sie warf einen bösen Blick zu Gelar.
Der grinste nur: „Hast du dich wieder beruhigt?"
Insgeheim bedauerte Aline ihn jetzt schon.
„Natürlich, über so einen Kindskopf wie dich rege ich mich doch nicht auf. Ich kenne genug Spinner wie dich."
Legolas setzte sich beruhigt ans Feuer.
Aline wollte wirklich nicht in einen Wutausbruch Marions geraten und setzte sich lieber zu Legolas.
„Ist gut, du brauchst dich nicht aufregen. Und Hey, du hast es überlebt, was willst du mehr?" Gelar sah sie an.
„Ich reg mich nicht auf!", sagte Marion laut und ließ sich auf den Boden fallen.
„Nein? Wie nennst du das denn dann?"
„Ich sage nur meine Meinung!"
„Und regst dich drüber auf."
„Und wenn schon?"
Gelar seufzte: „Weiber!"
„Du bist so ein versnobter Elb, das gibt's schon gar nicht mehr."
„Kleine, du kennst mich nicht"
„Ach, willst du mir jetzt sagen, dass ich ein völlig falsches Bild von dir habe? Und nenn mich nicht Kleine!", trotzte Marion.
„Wieso denn nicht? KLEINE! Und ja, das hast du."
„Ach, und wie wäre das Bild richtig? Weil ich nicht klein bin!" Wie zum Beweis reckte sie ihr Kinn hoch.
„Das müsst ihr schon selbst herausfinden."
„Achso... ist klar", sie kaute auf ihrer Unterlippe herum.
Gelar guckte zufrieden.
Legolas beugte sich zu Aline. „Bist du auch so, wenn du böse bist?"
„Nein, ganz anders."
„Wie denn?"
„Anders halt, keine Ahnung, muss man selbst erleben."
„Hmmm, nein, ich glaube ich möchte dich nicht wütend erleben."
„Gut", grinste Aline.
Legolas legte ihr in Gedanken einen Arm um die Hüfte. „Was würdet ihr zu Hause jetzt gerade tun?
„Hm... keine Ahnung, vielleicht mit Marion einen Trinken gehen oder so."„Einen trinken gehen?" Legolas war verwirrt.
„Ja, inner Kneipe oder Bar, kennt ihr so etwas in Mittelerde etwa nicht? Doch müsst ihr, wie in Bree zum Beispiel, das tänzelnde Pony."
„Ja doch, das kennen wir. Aber hier treffen sich hauptsächlich Männer."
„Ja, keine Gleichberechtigung, ich weiß."
„Ihr tragt auch Hosen nicht wahr?"
„Ja, habt ihr doch bei unserer Ankunft gesehen."
„Ja, ich erinnere mich gut. Dabei steht dir dieses Kleid wirklich gut."
„Danke", Aline wurde leicht rot, „Aber ist zum Teil unpraktisch."
„Achso", er nickte.
„Du - äh Ihr könnt es sicher nicht nachvollziehen."
„Es scheint alles ganz anders zu sein."
"Was?", sie sah ihn ungläubig an, „Ihr wollt doch nicht etwa sagen, ihr tragt manchmal Kleider!"
Er lachte: „Nein so meine ich das nicht."
„Wie dann?"
„Bei euch treffen sich Mädchen in Gaststätten, und sie tragen Hosen! Und ihr benehmt euch auch so... anders als Elbinnen. Es ist faszinierend."
„Naja, wir sind halt keine Elbinnen. Wenn Ihr wüsstet was wir noch alles tun würden, ihr würdet hinten über kippen." Sie lachte ihn an.
„Oh bitte erzählt es mir! Ich werde mich auch gut fest halten." Legolas lächelte und sah Aline bittend an.
„Hm, lasst mich überlegen... wir gucken zum Beispiel Horrorfilme."
Er guckte verwirrt.
„Achja, das kennt ihr ja gar nicht. Filme sind bewegte Bilder, die meist Geschichten erzählen, und Horrorfilme sind über Geister oder Dämonen und zum gruseln."
„Bekommt ihr da denn keine Angst?"
„Nein, ich mag es erschreckt zu werden."
„Oh. Okay", er grinste, „das klingt in der Tat ungewöhnlich."
„Ja."
„Erzählt man bei euch denn noch Geschichten, wenn man sie sich auch ansehen kann?"
„Nein, nur kleinen Kindern."
„Achso." Nachdenklich sah Legolas ins Feuer. So ganz verständlich war ihm das alles nicht.
„Erzählt ihr mir eine Geschichte?"
„Gerne. Wovon wollt ihr hören?"
„Elben!"„Reicht euch ein leibhaftiger hier nicht?"
„Ich liebe alles elbische", sie bekam leuchtende Augen, „Bitte erzählt eine eurer Geschichten."
Er musste über ihren Ausdruck lächeln. „In Ordnung. Ich werde euch von Bruchtal erzählen..." Er begann damit ihr zu erzählen.
„Ich geh mich mal waschen, ich glaub, da vorne war so n Bach", kündigte Marion an.
„Schafft ihr das alleine? Es könnte was passieren." Wandte sich Gelar an sie.
„Ob ich es schaffe mich alleine zu waschen?"
„Nein, ohne das euch was passiert."
„Wenn Ihr euch nicht wieder etwas ausdenkt wird es sicher gut gehen."
Er verdrehte die Augen. „War nur gut gemeint."
Sie biss sich auf die Zunge „Tschuldigung."
„Schon okay."
