A/N: Hallo Leute, da bin ich wieder. Dieses Kapitel hier ist das bisher längste, ich habe auch ziemlich lange daran gesessen. In diesem Kapitel taucht Draco das erste Mal persönlich auf, aber ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten.

Also viel Spaß mit dem neuen Chapter

Eure Lupinus

windhauch: Du auch hier:-) Danke für deine Review, obwohl du ja schon weißt, wie die Story weitergeht.

BlackNightmare16: Erst einmal danke für deine Review und zu deiner Frage: Wie du siehst ist dieses Kapitel länger als die bisherigen. Normalerweise haben die Kapitel eine Länge von 4 bis 6 DinA4 Seiten. Ich kann nicht versprechen, dass die Kapitel demnächst länger werden, aber ich werde es versuchen:-)

Misato-sama: Vielen Dank, aber bis Draco erfährt, dass Aidan sein Bruder ist, wird wohl noch etwas Zeit vergehen...

Kapitel 4: Überraschungen

"Also, Hermine, du weißt doch etwas, das wir nicht wissen, oder?", sagte Ron und sah Hermine mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er saß mit Harry und Hermine in ihrem Zimmer im Tropfenden Kessel. "Du sagst es uns doch? Wir würden nämlich schon gerne erfahren, warum du auf einmal mit einem dahergelaufenen Fremden anbändelst. Das ist doch sonst nicht deine Art!"

"Erst einmal habe ich nicht mit ihm angebändelt, Ron", antwortete Hermine leicht gereizt, "und zweitens... nun, ich weiß auch nicht, aber mir kam er irgendwie bekannt vor."

"Ha!", machte Ron, "Ha ha ha ha! Er sieht ja auch genau so aus wie Malfoy! Natürlich kommt er dir bekannt vor!"

"Doch nicht deswegen!", fauchte Hermine zurück. "Ich gebe ja zu, dass ich zuerst auch etwas, ähm, überrascht war, als ich ihn gesehen hab. Aber er kam mir dann doch irgendwoher bekannt vor... nicht nur, weil er Malfoy ähnlich sieht, nein... ich glaube, ich habe ihn schon einmal in einem Buch oder einem Hexenmagazin gesehen..."

"Bist du dir sicher, dass es nicht in einem Buch war wie Todesser von Heute, Schwarze Magie für Anfänger oder Eine Chronik aller Zauberer und Hexen, die schon einmal in Askaban gesessen haben?", witzelte Ron, wurde dann aber wieder ernst. "Ganz ehrlich, Hermine, vielleicht hast du ihn ja mal auf dem Steckbrief eines gesuchten Todessers gesehen, davon sieht man in letzter Zeit doch häufiger welche. Es wäre doch immerhin möglich, dass er ein Todesser ist und vielleicht ist er doch nicht Dracos Bruder. Was wissen wir schon? Nur das, was er uns erzählt hat. Und falls seine Geschichte stimmt, muss es noch lange nicht heißen, dass er besser als Draco und sein Vater ist."

"Ich glaube ihm", sagte Hermine. "Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht als Todesser, Schwarzmagier oder was weiß ich Übles irgendwo aufgeführt wurde. Außerdem dachte ich, dass er dich auch überzeugt hätte!"

"Ich glaube ihm schon, fürs erste. Das heißt aber noch nicht, dass ich ihm traue. Und was ist, wenn dich dein Gedächtnis nun doch mal trügt?", meine Ron. "Tut mir jetzt leid, die Illusion deiner Vorstellung zerstören zu müssen, aber auch du bist nicht unfehlbar, Hermine. Es kann sein, dass du dich falsch erinnerst."

"Ich gebe Hermine recht", sagte da Harry plötzlich.

"Na bitte", meinte Hermine triumphierend.

"Und warum?", fragte Ron, "Du hast die ganze Zeit kaum was gesagt, warum bist du dir so sicher, dass dieser Aidan angeblich harmlos ist?"

"Sein Name war nicht im Todesser-Verzeichnis...", sagte Harry.

"Namen kann man fälschen!", unterbrach ihn Ron.

"... und er war auch auf keinem der Bilder, die ich von Todessern gesehen habe..."

"Jaa, schon gut, schon gut!" Ron hob abwehrend die Hände. "Wenn ihr meint, er ist in Ordnung, dann ist er's auch. Ihr habt wahrscheinlich recht. Schon kapiert, ich geb's auf, auf mich hört ja eh niemand. Ihr habt mich überstimmt", stöhnte Ron entnervt. "Zum wievielten Mal heute eigentlich?"

Einige Tage später, am 1. September, der gleichzeitig der erste Tag des neuen Schuljahres auf Hogwarts war, saßen die drei Freunde im Gemeinschaftsraum der Gryffindors beisammen und machten sich Gedanken über das vor ihnen liegende Schuljahr.

"Was meint ihr", fragte Ron, "Wie wird wohl die neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste?"

"Keine Ahnung, aber ich hoffe, sie beherrscht ihr Fach", meinte Hermine und legte das Buch, das sie gerade gelesen hatte, beiseite. "Auf mich machte Professor Blackmoore jedenfalls keinen schlechten Eindruck."

"So lange sie nicht wie Umbridge ist, ist es mir egal, ob sie uns etwas beibringen kann oder nicht", war Harrys Antwort.

"Stimmt, da hast du recht", sagte Ron.

Hermine nickte zustimmend und meinte: "Obwohl Professor Wyrisk letztes Jahr ja ganz in Ordnung war. Schade, dass er nach Voldemorts Angriff auf die Schule nicht mehr hier bleiben wollte."

"Ja, aber willst du ihm das Übel nehmen?", fragte Harry. "Nicht jeder hat den Mut, sich den dunklen Mächten zu stellen."

"Aber es war doch sein Beruf, oder?", mischte sich Ron ein. "Ich meine, er sollte uns doch beibringen, wie wir uns gegen die dunklen Künste wehren, immerhin heißt das Fach doch so: Verteidigung gegen die dunklen Künste!"

"Ja, Ron, aber es ist ein Unterschied, ob man jemandem etwas beibringt oder es selbst tut", erwiderte Hermine.

"Stimmt auch wieder", gab ihr Ron recht. "Aber was mich mal wirklich interessieren würde, ist, ob wir dieses Jahr wieder Geschichte der Zauberei haben. Nachdem Binns letztes Jahr dank Peeves endlich ins Jenseits verschwunden ist und Dumbledore immer noch keinen Ersatzlehrer gefunden hat, wäre es doch möglich, dass wir dieses Jahr von endlosen, langweiligen Vorträgen über Koboldaufstände verschont bleiben, oder was meint ihr?"

"Wäre möglich", meinte Harry, "So lange wir nicht wieder jede zweite Stunde Vertretung bei Snape haben."

"Genau", stimme Ron zu, "Zaubertränke bei dem zu haben, ist schon schlimm genug, und dann noch Vertretung..." Er verzog das Gesicht, so als ob er an etwas ganz besonders ekliges denken würde.

"Dabei hattest du dich doch immer darüber beschwert, dass Binns Unterricht viel zu langweilig sei und du bald bei der bloßen Erwähnung eines Koboldaufstandes einen hysterischen Anfall bekommen würdest", antwortete Hermine spöttisch.

"Aber Snape ist viel schlimmer", klagte Ron weiter, "Jedes Mal ein Dutzend Seiten abschreiben zu müssen... nee, das muss von mir aus nicht sein. Bei Binns konnte man wenigstens mal vom ganzen Schulstress abschalten."

"Du meinst wohl ein Nickerchen halten?", fragte Hermine, woraufhin Ron nur den Mund verzog.

"Ist ja wohl kein Verbrechen", sagte er, "Und bei Binns war es auch kein Wunder. Hermine, du warst die einzige, die immer dem Unterricht gefolgt ist, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte."

Hermine verdrehte die Augen.

Harry grinste. "Komm schon, Hermine, so schlimm wäre es doch auch nicht, wenn Geschichte der Zauberei ausfallen würde, oder?"

"Aber Geschichte der Zauberei ist ein wichtiges, lehrreiches Fach und..."

"...absolut sterbenslangweilig", beendete Ron ihren Satz. "Das war es doch, was du sagen wolltest, nicht wahr?"

"Freu dich lieber nicht zu früh, Dumbledore wird schon noch jemanden finden, der den Unterricht übernimmt", gab sie zurück.

"Na, wenn du meinst." Ron zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern. "Und um das Thema zu wechseln...", begann er, wurde aber von Ginny unterbrochen, die aufgeregt in den Gemeinschaftsraum gestürmt kam.

"Hey, hört mal her", fing sie ohne Begrüßung an, "Ihr glaubt ja nicht, wovon gerade alle reden!" Sie machte eine dramatische Pause. "Einige behaupten, sie hätten in der Eingangshalle einen Mann gesehen, der genau so wie Draco Malfoy aussieht!" Sie sah die drei erwartend an. "Und, was sagt ihr?"

Harry, Ron und Hermine tauschten einen vielsagenden Blick aus.

"Er ist also hier", stellte Harry fest.

"Früher, als man erwartet hätte", fügte Hermine hinzu.

"Wer?" Ginny sah sie fragend an. "Von wem sprecht ihr? Kennt ihr diesen geheimnisvollen Fremden etwa?"

Ron grinste. "Ginny, ich glaube, es gibt da etwas, was wir dir jetzt erzählen sollten..."

Zur gleichen Zeit, als Ginny von den drei anderen Jungmagiern in das Wissen um Aidan eingeweiht wurde, stand dieser in Dumbledores Büro und brachte Dumbledore sein Anliegen vor.

"...und deshalb bin ich hier. Ich möchte meinen Bruder kennen lernen und ihm, nun, sagen wir, einige Dinge über ihn selbst und unseren Vater verraten", schloss Aidan. Er war nervös, auch wenn er sich nichts davon anmerken ließ. Er hatte erwartet, allein mit Dumbledore sprechen zu können, aber nun war es so gekommen, dass er, während er sprach, nicht nur von Dumbledore, sondern auch von Professor McGonagall und Professor Snape, dem Hauslehrer seines Bruders, gemustert worden war.

Dumbledore sah ihn durch seine Halbmondbrille hindurch an und schien zu überlegen. Die anderen Professoren standen hinter ihm und er wollte sich lieber nicht umdrehen, um ihre Gesichter zu sehen.

Schließlich sprach Professor Dumbledore. "Ihr Anliegen ist sehr ungewöhnlich, obschon ich Sie verstehen kann. Sie haben ganz gewiss gute Gründe, weshalb Sie hier nach Hogwarts gekommen sind, um Ihren Bruder zu treffen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Mr. Malfoy Sie so einfach akzeptieren wird. Es könnte eine Zeit dauern, bis Sie ihn davon überzeugt haben, Ihnen glauben zu schenken. Deshalb würde ich Sie gerne um einen Gefallen bitten, der sowohl Ihnen als auch dieser Schule zu Nutzen kommt. Natürlich nur, wenn Sie Interesse haben", fügte er hinzu.

"Was für einen Gefallen?" Aidan war gleichzeitig heiß und kalt geworden. Dumbledore schien nichts dagegen zu haben, dass er Draco auf Hogwarts traf und dieser Gefallen... nun, er würde sich erstmal anhören, Dumbledore zu sagen hatte, und dann entscheiden, was er tun würde.

"Wenn ich mich nicht täusche, haben Sie erst dieses Jahr ihr Studium zum Magicolisten beendet?", fragte Dumbledore.

Professor McGonagall sah Aidan überrascht an, auch wenn dieser dies nicht sehen konnte, und Professor Snape verengte seine Augen zu schlitzen und starrte Aidan mit einem merkwürdigen Blick an.

"Ja", antwortete Aidan leicht irritiert. Sein Beruf war kein Geheimnis, trotzdem überraschte es ihn, darauf angesprochen zu werden. Was hatte das mit seinem Anliegen zu tun?

Dumbledore lächelte. "Dann haben Sie doch sicher auch Geschichte der Zauberei studiert?"

"Ja, natürlich. Das war eines meiner Pflichtfächer im Studium." Aidan runzelte die Stirn. "Aber, wenn ich es erfahren dürfte, warum ist das wichtig?"

Dumbledore seufzte. "Bis vor einem Jahr war ein Geist der Lehrer in diesem Fach. Doch dann ist ihm durch gewisse Umstände klar geworden, was er ist." Bei Aidans ratloser Miene fügte er hinzu: "Es klingt merkwürdig, aber er hat all die Jahre seit seinem Tode nicht bemerkt, dass er keinen Körper mehr hatte. Als ihm das nun bewusst wurde, hat er dem Diesseits Lebewohl gesagt und ist endgültig von uns geschieden."

Nun begriff Aidan. "Sie wollen, dass ich... dass ich dieses Fach übernehme? Sie wollen, dass ich unterrichte?", fragte er ungläubig. Das war wirklich das letzte, was er erwartet hätte.

"Sie würden hier im Schloss wohnen und hätten viel Zeit, sich mit ihrem Bruder bekannt zu machen. Es ist nur ein Angebot, Sie müssen es nicht annehmen. Aber wie ich schon sagte, es würde nur nutzen. Also, was sagen Sie?"

"Ich... ich weiß nicht, ob ich gut unterrichten kann, aber...", Aidan straffte sich, "...aber ich würde gerne mein Glück versuchen, wenn Sie es wünschen." Er lachte, all seine Anspannung schien mit einem Mal von ihm abgefallen zu sein. "Sehr gern sogar."

"Gut. Dann willkommen auf Hogwarts, Professor Sovent." Dumbledore reichte ihm über seinen Schreibtisch hinweg die Hand und Aidan schüttelte sie etwas verlegen.

Professor... Aidan konnte es kaum glauben.

Da klopfte es an der Tür zum Büro.

"Herein!", rief Dumbledore und wandte sich wieder an Aidan. "Sie sind nicht der einzige neue Lehrer in diesem Jahr, deshalb habe ich Professor Blackmoore, die den Unterricht in Verteidigung gegen die dunkeln Künste übernehmen wird, ebenfalls hergebeten."

"Blackmoore?", fragte Aidan erstaunt. Es konnte unmöglich sein, dass sie damit gemeint war.

Die Tür ging auf und herein trat eine junge Hexe, die in einen smaragdgrünen Umhang gehüllt war. "Sie haben mich herbestellt, Direktor?" Ihr langes, nachtschwarzes Haar fiel ihr elegant auf die Schultern und ihre braunen Augen musterten die Anwesenden im Raum. Schließlich blieb ihr Blick an Aidan haften. Sie lächelte. "Ah, er ist der Grund, weshalb ich hier bin, nicht wahr?"

Aidan glaubte, nicht recht zu hören und drehte sich zur Tür um. Er konnte kaum glauben, wen er dort sah.

"Hi, Aidan", begrüßte ihn die Hexe. "Ich hatte nicht erwartet, dich schon so früh wiederzusehen." Sie lachte angesichts seines überraschten Blickes. "Hat es dir die Sprache verschlagen, oder was?"

Aidan schluckte. Dann brachte er schließlich hervor: "...Alina? ...Was machst du denn hier!" Er war mehr als nur erstaunt, seine langjährige Freundin hier auf Hogwarts anzutreffen.

"Ich werde hier unterrichten, was denkst du denn?", sagte sie und wandte sich an Dumbledore. "Wenn Sie es erlauben, Direktor, würde ich Aidan gerne selbst durch die Schule führen und ihm alles erklären. Denn ich denke, dass er jetzt noch die eine oder andere Frage mehr auf dem Herzen hat."

"Natürlich", stimmte Dumbledore zu.

"Haben Sie gewusst, dass wir uns kennen?", fragte Aidan mit skeptischem Blick auf Alina. Diese Frau sorgte doch immer wieder für Überraschungen.

"Ich habe mir bereits gedacht, dass Sie der junge Mann sein könnten, von dem Alina mir berichtete, dass er vorhabe, Hogwarts einen Besuch abzustatten, um eine persönliche Angelegenheit zu regeln", antwortete Dumbledore vergnügt. "Und mein Verdacht hat sich ja soeben bestätigt. Deshalb hatte ich Alina herbestellt."

"Aha." Aidan hatte schon vorher von Dumbledores manchmal etwas merkwürdigen Verhaltensweisen gehört, aber eigentlich unterschied er sich da gar nicht so sehr von Aidan selbst. Auch Aidan passte sich nicht immer der Norm an, genauso wenig wie Alina.

Alina hatte sich währenddessen bei Aidan untergehakt und zerrte ihn nun sanft aber bestimmt zur Tür. "Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden", sagte sie und auf das Nicken Dumbledores hin öffnete sie die Tür und schob Aidan hindurch.

Nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, lehnte Dumbledore sich in seinem Sessel zurück und sah McGonagall und Snape fragend an.

Professor McGonagall ergriff zuerst das Wort. "Ein wirklich erstaunlicher junger Mann", meinte sie.

Dumbledore nickte nur. Er schien nachzudenken.

"Vielleicht ein wenig zu erstaunlich, wenn Sie mich fragen", bemerkte Snape. "Ich würde ihm nicht gleich am Anfang zu viel Vertrauen schenken. Immerhin hat er gerade erst das Studium zum Magicolisten beendet."

"Gerade deswegen", entgegnete Dumbledore. "Gerade weil er ein Magicolist ist, muss er vertrauenswürdig sein. Es ist unwahrscheinlich, dass er je zu Voldemort überlaufen oder Gefallen an den dunklen Künsten finden wird, allein schon, wenn ihm sein Leben lieb ist..."

Später am Abend führte Alina Aidan durch das Schloss. Mittlerweile waren sie an fast allen wichtigen Plätzen gewesen, die man zu dieser Zeit aufsuchen konnte, nur die Kerker hatten sie bisher ausgelassen.

Alina hatte Aidan erzählt, warum auch sie jetzt in Hogwarts war.

Nachdem Aidan vor gut zwei Wochen die WG, zu der außer ihnen noch zwei andere Magier gehörten, verlassen hatte, hatte sie einen Brief von Dumbledore erhalten.

Zuerst hatte sie sich darüber gewundert, dass dieser bei ihr anfragte, ob sie eine Lehrstelle an seiner Schule übernehmen wollte, da sie ihn nicht persönlich kannte, dann hatte sie sich jedoch daran erinnert, dass Dumbledore ein Bekannter ihrer verstorbenen Eltern gewesen war. Da sie zu diesem Zeitpunkt sowieso Arbeit suchte, war ihr sein Angebot nur recht gekommen und sie hatte es angenommen.

"Und nun bin ich schon seit einer Woche hier." Alina schaute Aidan an. "War ja kein langer Abschied, oder?"

"Ja, aber wann hattest du vor, es mir zu sagen?"

"Was?", fragte sie, als ob sie nicht wüsste, was er meinte.

"Na das hier. Die Lehrstelle und alles." Aidan erwiderte ihren Blick. "Du hättest mir eine Eule schicken können."

"Ja, hätte ich", sagte sie, "Aber ich wollte dich überraschen. Und außerdem wusste ich ja gar nicht, wann du vorhattest, herzukommen."

"Typisch." Er seufzte. "Die Überraschung ist dir gelungen. ...Ich weiß, ich sollte jetzt sauer oder wenigstens verärgert darüber sein, dass du mir nichts verraten hast, aber..." Er zuckte mit den Schultern und versuchte, einen finsteren Blick zu machen, was ihm aber nicht so recht gelang. Er gab es auf und schüttelte leicht den Kopf. "Ich kann dir nicht böse sein. Mittlerweile kenne ich deine Späße ja."

Sie lachte kurz, wurde dann aber ernst. Sie blieb stehen. "Wir sind jetzt am Eingang zu den Kerkern. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich dich heute dort schon herumführen sollte. Vielleicht beenden wir unsere kleine Führung für heute erst mal."

"Wieso? Ich dachte, du wolltest mich durch das ganze Schloss führen?"

"Ja, schon, aber..." Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, wie sie es immer tat, wenn sie etwas nicht sagen wollte.

"Nun rück schon raus mit der Sprache. Sind in den Kerkern gefährliche Verbrecher eingesperrt, oder was?" Er lächelte, aber Alina blieb weiterhin ernst.

"Nun, es ist so", begann sie, "In den Kerkern liegen die Schlafräume und der Gemeinschaftsraum der Slytherins. Und... Du weißt schon, worauf ich hinauswill, oder?"

Aidan nickte. "Ja, ich versteh schon. Vielleicht begegnen wir meinem Bruder, wenn es der Zufall so will. Und vielleicht verderbe ich mir damit schon alles gleich am ersten Abend. Aber morgen früh wird er sowieso erfahren, dass ich hier bin, und dann ist es auch egal." Er überlegte kurz. "Aber ich denke, ich werde alles auf eine Karte setzen. Vielleicht begegnen wir ihm gar nicht, und wenn doch, dann werde ich ihn eben schon heute kennen lernen. Es ist vielleicht nicht klug, aber eigentlich war alles, was ich bisher wegen dieser Sache getan habe nicht wirklich gut überlegt. Also was soll's."

"Du bist unverbesserlich", sagte Alina. "Aber ich habe wenigstens versucht, dich vor deiner eigenen Dummheit zu bewahren. Der Gang durch die Kerker geht auf deine eigene Gefahr."

"Schon kapiert", erwiderte Aidan gutgelaunt. "Dann führ mich mal ein bisschen rum."

Alina bemerkt ein schelmisches Blitzen in Aidans Augen. Dacht ich's mir doch, sagte sie zu sich selbst in Gedanken, Er hatte wahrscheinlich von Anfang an gehofft, seinem Bruder heute schon zu begegnen. Na, wer weiß, vielleicht wird ihm sein Wunsch gleich erfüllt werden. Obwohl das dann wirklich ein merkwürdiger Zufall wäre.

"Okay", sagte sie zu Aidan und gemeinsam betraten sie die Kerker.

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Im Gemeinschaftsraum der Slytherins herrschte zu dieser abendlichen Stunde kaum noch Betrieb. Die meisten Schüler waren schon in ihre Schlafsäle gegangen, um mit ihren Freunden in Ruhe die neuesten Informationen auszutauschen und Intrigen zu spinnen. Beides war in diesem Haus sehr beliebt, weshalb Ränkespiele um die Macht an der Tagesordnung waren, genauso wie intrigante Aktionen gegen Mitglieder anderer Häuser.

Wer in Slytherin war, musste damit rechnen, dass seine Geheimnisse bald unter den anderen Schülern dieses Hauses die Runde machten, denn auch wenn man sich noch alle Mühe gab, etwas zu verheimlichen, so konnte man nie wissen, ob nicht doch jemand irgendwie hinter sein Geheimnis kam.

Natürlich gab es Freundschaften unter den Slyterins und man konnte schnell merken, wer wirklich auf seiner Seite stand und wer nur um einen war, um zu intrigieren und zu spionieren, denn es gehörte auch zu der Natur der Slytherins, aus seinen Absichten nicht unbedingt einen Hehl zu machen. Aber auf der anderen Seite konnte man manchmal nicht einmal seinen angeblich engsten Freunden trauen, die Seiten wurden oft schneller gewechselt, als manch einer "Quidditch" sagen konnte.

So war es nicht verwunderlich, dass am ersten Abend des neuen Schuljahres erst einmal festgestellt wurde, inwieweit die Gruppen des vorherigen Jahres noch Bestand hatten, wer jetzt mit wem befreundet war und wo sich neue Rivalitäten und Feindschaften anbahnten.

Und dies wurde am ersten Abend gewöhnlich nicht im Gemeinschaftsraum, wo viel zu viele andere Ohren mithören konnten, sondern in den Schlafsälen oder an anderen Orten im Schloss getan, die zu dieser Zeit noch aufgesucht werden durften.

Zu den wenigen, die sich noch im Gemeinschaftsraum aufhielten, gehörte auch Draco Malfoy. Er war dabei, seine neuen Zaubertrankzutaten zu ordnen, während eine unaufhörlich vor sich hintratschende Pansy Parkinson ihm gegenüber saß und mit Millicent Bulstrode die neuesten Gerüchte und Gemeinheiten über andere Schüler austauschte. Crabbe und Goyle saßen etwas abseits und unterhielten sich ebenfalls über irgend etwas, von dem sich Draco sicher war, dass es nicht die geringste Bedeutung hatte.

Draco ordnete seine Kräuter, füllte Salamanderblut in kleine Glasphiolen und band Crup-Haare zusammen, als Pansy plötzlich auf etwas zu sprechen kam, das seine Aufmerksamkeit erregte. Sie sprach davon, dass ein Fremder im Schloss gesichtet worden sei und Millicent meinte, auch ihr sei dieses Gerücht schon zu Ohren gekommen.

Draco verengte seine Augen und blickte von seiner Arbeit auf. "Was für ein Fremder?", fragte er leise, aber so durchdringend, dass Pansy ihn etwas erschrocken ansah.

"Es ist witzig, dass gerade du das fragst", kicherte Pansy nervös, "Einige aus dem zweiten und dritten Jahrgang meinten, er habe wie du ausgesehen, aber das ist natürlich Quatsch." Sie kicherte noch mehr und Millicent Bulstrode machte ein zustimmendes Geräusch, das wohl ein Lachen sein sollte, aber wie ein Grunzen klang.

Draco durchbohrte Pansy geradezu mit seinem Blick und presste die Lippen zusammen. Nicht dass er so einem Gerücht Glauben geschenkt hätte, aber irgendwie beunruhigte es ihn.

Wahrscheinlich hatte ihn jemand mit jemand anderem verwechselt, das war die einfachste, die naheliegenste Erklärung, auch wenn er nicht so recht daran glaubte. Die andere Möglichkeit war, dass sich jemand dieses Gerücht ausgedacht hatte, aus welchem Grund auch immer, aber wahrscheinlich, um ihn zu ärgern. Und die dritte Möglichkeit war die, dass irgend etwas vor sich ging, etwas, dass wahrscheinlich mit einem ganz bestimmten Gryffindor und seinen Freunden zusammenhing. Wie fast immer, wenn etwas an dieser Schule geschah, was auf den ersten Blick rätselhaft oder merkwürdig erschien.

Das war es, woran Draco am ehesten glaubte. Vielleicht hatte Potter mal wieder vor, die Welt zu retten und hatte sich einen Vielsafttrank oder etwas ähnliches gebraut, um so wie Draco auszusehen. Dieser Verdacht lag irgendwie nah, da Potter und Weasley in ihrem zweiten Jahr mit Hilfe des Vielsafttrankes die Gestalten von Crabbe und Goyle angenommen hatten.

"Äh, Draco, was ist nun mit dem Gerücht", fragte Pansy vorsichtig, "Ich meine, du kannst es ja schlecht gewesen sein, du warst doch die ganze Zeit hier im Gemeinschaftsraum..."

Draco legte seine Sachen beiseite und stand, ohne Pansy eines Blickes zu würdigen, auf. "Ich gehe der Sache selbst nach", zischte er mehr zu sich selbst als zu ihr. Dann wies er Crabbe und Goyle an, seine Zaubertrankzutaten in ihren Schlafsaal zu bringen und verließ den Gemeinschaftsraum.

Das ist doch verrückt, dachte er, während er die Korridore in den Kerkern entlang hastete.

Wahrscheinlich will jemand dich damit ärgern, weiter nichts. Was erwartest du denn zu finden, schalt er sich selbst. Und wo willst du suchen? Willst du wie ein Wahnsinniger durchs Schloss rennen und ein Phantom jagen? Am besten kehrst du auf der Stelle um, es wird sich schon noch herausstellen, das irgendein hirnrissiger Idiot dich foppen wollte. Und du bist dann voll drauf reingefallen, ha ha.

Er hatte sich gerade entschieden umzukehren, als er um eine Biegung des Korridors bog, der aus den Kerkern herausführte, und einen plötzlichen Schock erlitt.

Vor ihm stand die neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste und neben ihr stand ein Mann, der Draco überrascht ansah.

Draco selbst starrte den Mann einfach nur geschockt an.

Denn vor ihm stand sein leibhaftiges Spiegelbild.

(To be continued...)

Kommi?

Next up:

Draco muss mit dem Gedanken an einen leibhaftigen Doppelgänger fertig werden und Harry hat einen beunruhigenden Traum...