Autor: Kokoro Okami

Dragonball, Yaoi, Pairing: Vegeta x Kakarotto

Warnings: Noch keine.

Disclaimer: Nope. Noch nicht.

Widmung: Ni-chan, Kakarotta, Oujinchen, Chikara, Fellfie und dem Yaoi Hähnchen.

Prolog

Saiyajin.

Kraftstrotzende, großgewachsene, kampfeslustige Krieger mit strubbeligen, schwarzen Haaren und einem langen Affenschwanz am Hinterteil. Das Königshaus von Vegeta-sei war immer sehr stolz auf ihre musterhaften Nachkommen. Ihr Clan bestand seit Ewigkeiten nur aus den sogenannten „besten"Saiyajin des Planeten und ihr Stammbaum ließ sich über Generationen hinweg zurückverfolgen. Nie hatte es einen Thronfolger mit einem Makel gegeben, jedenfalls keinen, von dem man wusste. Denn die Von Vegeta waren Elite. Und das wollten sie auch bleiben. Da würden sie einen Schwachen unter ihnen nicht dulden.

Einen aber gab es. Ein einziger von ihnen war bekannt geworden. Wer er war, das erfahrt ihr nun.

1: Silenced

Der stolze König von Vegeta-sei, Vejiita no Ou, schritt ungeduldig in dem kleinen Zimmer hin und her, während er dabei von zwei recht hilflos aussehenden Saiyajin-Helfern angestarrt wurde. Als ihre Blicke dem König auf die Nerven zu gehen drohten, öffnete sich die Tür zu dem eher kargen Raum, und ein Arzt trat ein, über und über von Blut bedeckt. Der König blieb abrupt stehen.

„Und? Was ist??"

Der Doktor lächelte müde. „Die Königin hat sehr viel Blut verloren, aber sie ist über den Berg. Und ihr Sohn-"

„Was ist mit ihm??"

Der kleinere Mann lächelte nur wieder. Er hatte schon zu vielen Vegetas auf die Welt geholfen, als dass ihn die Ungeduld seines Herrschers beunruhigt hätte. „Es geht ihm gut. Er hat schwarze Haare, schwarze Augen, eine makellose Haut und sein Schwanz ist frei von jeglicher Krümmung... Er ist aber sehr klein, für ein Baby ohnehin, für ein Saiyajinbaby aber besonders. . . Wenn Ihr sie und ihn sehen wollt . . ."

Er brauchte seinen Satz nicht zu beenden, der Ou war bereits an ihm vorbeigerauscht in das zweite Zimmer, zur Geburtsstation. Seufzend folgte er ihm und schloss die Tür.

Vejiita Ou schritt langsam an das Bett seiner schlafenden Gefährtin heran. Fera war wunderschön, selbst jetzt nach der Geburt und nach dem hohen Blutverlust. Ihre schwarzen, rötlich schimmernden Haare waren lang und größtenteils glatt, aber sie hatte lange, stachelige Strähnen, die ihr sanft ins Gesicht fielen. Sie war recht klein, doch robust und das machte sie mit großer Kraft und viel Mut wieder wett. Ihre – zur Zeit geschlossenen – Augen waren groß und tief, und selten traurig. . . Vejiita hätte beinahe gelächelt, als er seine Hand sanft über das blasse Gesicht streichen ließ. Dann sah er hinunter auf das Kind, welches sie in ihren Armen hielt. Vorsichtig nahm er es hoch und betrachtete die Handvoll Saiyajin. Die Haare des Kleinen waren den seinen sehr ähnlich, spitz und aufrecht standen sie wie eine Flamme. Doch hatte der Prinz die Vorderlocken seiner Mutter, genau wie das rötliche Schimmern darin. Das Gesicht sah nach dem seiner Gefährtin aus, obwohl der König vermutete, dass sich die sanften Gesichtszüge mit den Jahren verlieren würden. Die spitze Nase hatte er jetzt schon von ihm. Prüfend blickte der Ou noch einmal hin. Dann seufzte er. Ja, das Kind sah sehr saiyanisch aus, aber . . . er war winzig, anders lief es sich nicht beschreiben. Gut, er war ein Frühchen, aber irgendwie ahnte der Ou, dass sein Sohn nie die Körpergröße seines Vaters erreichen würde. Das könnte ein Problem werden, sein Sohn würde sich beweisen müssen, um-

„Vejiita . . ."

Der sanfte Tonfall seiner Gefährtin ließ den König aufblicken. „Hai?" Die Königin lächelte. „Dein Sohn, Vejiita. Chibi Vegeta." Vejiita nickte. „Vegeta . . ." Als sein Name genannt wurde, öffnete der neue Prinz die Augen und sah seinen Vater an. Große, kindliche Augen sahen wissend in harte, kalte Tiefen. Dann gähnte der Kleine einmal und rollte sich an der Brust des Königs ein und döste weg.

Nun hätte seine Größe allein dem jungen Prinzen nicht im Weg gestanden, da er aus einer mächtigen und starken Linie stammte, doch leider bahnte sich ein Unglück am Horizont an.

Kurz nach der Geburt des Prinzen stellten die Ärzte einen merkwürdigen Defekt an seinem Gehör fest. Der König war bestürzt, ließ seine Doktoren ununterbrochen arbeiten und nachforschen, doch schließlich stand die Diagnose: Der Thronfolger war taubstumm.

Für die königliche Familie war dies ein schwerer Schlag, und der Ou begann zu ahnen, was das für seinen kleinen Sohn bedeuten würde: Er konnte nicht König sein! Das Volk verlangte einen gesunden Thronfolger im Vollbesitz seiner körperlichen Möglichkeiten. Einen Behinderten, egal wie stark konnte und wollte es nicht akzeptieren! Also fällte der König eine schwere Entscheidung: Sein Sohn würde versteckt werden, außerhalb des Palastes, auf dem Land. Er würde nie erfahren, wer er wirklich war, und niemand würde jemals von seiner Existenz erfahren. Fera war dagegen, sie verstand nicht, warum Vejiita nicht zu seinem Sohn stehen wollte. Sie tobte und zerlegte mehrere Zimmer, bevor sie sich am Ende doch mit den Tatsachen abfinden musste. Aber sie beschloss, mit ihrem Sohn zu gehen. Der König willigte schweren Herzens ein, doch weil das Volk einen Erben verlangte, und weder der König noch seine Gemahlin weitere Kinder zeugen wollten, wurde der Sohn des Bruders des Königs zum Thronfolger bestimmt Brolli, der da gerade 2 Jahre alt war, wurde im Palast erzogen, während sein Cousin, und der wahre Prinz, mit seiner Mutter den Ort seiner Geburt verließ und aufs Land zog, ohne je von seiner Bestimmung erfahren zu haben.

So vergingen viele Jahre, und der ehemalige Prinz wuchs in Frieden – und vor allem – Stille auf. Seiner Mutter verdankte er es, dass er die Zeichensprache der Taubstummen lernte, Lesen, Schreiben und alles andere Wichtige, und auch das Kämpfen. Bald hatte Fera gemerkt, dass in ihrem Sohn eine ungeheure Kraft steckte, und so nahm sie es auf sich, ihn zu trainieren. So konnte Vegeta unter anderem auch telepathische Kräfte entwickeln, und somit musste er sich mit seiner Mutter nicht mehr durch Zeichen unterhalten, denn nun konnte er auch direkt ihr Herz ansprechen. Eines aber änderte sich nicht: Er hatte keine Freunde. Es war, wie sein Vater vorausgesehen hatte, er blieb unter der Durchschnittshöhe für Saiyajin, und musste sich nicht selten gegen andere verteidigen. Bald hatte der kluge Junge verstanden, dass er anders war als seine Artgenossen, und zog sich zurück, las viel, trainierte, und sah oft mit traurigen Augen aus dem Fenster über das Land und die Berge, bis zum Horizont.

Nun war zu der Zeit der Geburt des Prinzen 13 Jahre vergangen, und er war vergessen . . . Zumindest, was seine Echtheit anging, denn in den Dörfern und Städten wurde noch immer ab und zu von dem verstoßenen Prinzen geredet. In den Kneipen, den Lokalen, den Gassen und den Kampfplätzen munkelte man von der Legende des komischen, des anderen, des seltsamen Thronfolgers von Vegetasei. Und natürlich veränderten sich diese . . . Geschichten auch. Sie wurden dramatischer, abstrakter – und hoffnungslos übertrieben. Aus der Taubstummheit wurde ein Gehirndefekt, das Kind eine Art Krüppel, schließlich ein Monster, das man damals verbannt hatte.

Und man hätte ihn als einen Mythos abgetan. Und es brauchte einen anderen, besonderen Saiyajin, um sein Schicksal noch einmal zu ändern.

Zuvor aber ließ es ihn noch einmal leiden. Kurz nach seinem dreizehnten Geburtstag wurde seine Mutter sehr krank, und es war bald klar, dass sie sterben würde. Aber für den kleinen Prinzen, der niemals den Tod kennengelernt hatte, kam es wie ein Schock.

An einem ihrer letzten gemeinsamen Abende rief Fera ihren kleinen Sohn zu sich ins Zimmer, wo sie in einem Bett lag, das Gesicht von langer Krankheit ausgemergelt und blass, aber ihre Augen strahlten ihm liebevoll entgegen, als er schüchtern und verunsichert an ihre Seite trat. Aufmunternd deutete sie ihm, sich neben sie aufs Bett zu setzen. Sanft wickelte die Mutter ihren Schwanz um die Taille ihres Sohnes. Sie lächelte und er sah sie an, um ihr von den Lippen abzulesen.

„Mein Geta . . . Lange habe ich dir verschwiegen, wer dein Vater war. Und das, obwohl ich es in deinen Augen sah, wie sehr du nach einem verlangtest . . . Verzeih mir mein Kind, ich tat es zu deinem Besten. Du hast einen Vater, mein Sohn, und er ist sogar ab und zu gekommen, um nach uns zu sehen, als du noch kleiner warst . . . Du bist der Sohn des Königs der Saiyajin, Geta. Vejiita no Ou."

Fera hielt inne und sah in das zutiefst schockierte Gesicht von Vegeta. Die dunklen Augen waren weit offen, Unglauben zeichnete sich deutlich in diesen Tiefen, die sonst jede Emotion versteckten, wegen der Demütigung durch Andere, die jede Gefühlsregung mit sich zog. Immer noch lächelnd zog Fera Vegeta in die Arme und sprach weiter.

„Auch wenn es schwer ist, Geta, ich möchte, dass du nicht aufgibst, nur weil ich nicht mehr hier bin. Du wirst nun schon bald deinen Vater kennenlernen, denn er wird sich jetzt um dich kümmern. Ich weiß, du hast schon lange gelernt, für dich selbst zu sorgen, aber du brauchst noch immer jemanden, der dich gern hat. Sei nicht so dumm zu denken, du könntest alleine bleiben! Ich habe mir für dich immer jemanden gewünscht, der dich noch tausendmal mehr liebt als ich, und ich weiß, es gibt jemanden da draußen. Such ihn, Geta . . . Bitte bleib nicht für den Rest deines Lebens einsam . . .

Und . . . dein Vater . . . er liebt dich. Vergiss das nicht. Er liebt dich genau wie ich . . ."

Nicht lange nach dieser letzten Unterhaltung starb Fera, und der verzweifelte Prinz sah sich einer neuen, kalten und ungewohnten Welt gegenüber. Aber er wartete mit Hoffnung auf den Tag, an dem er seinen Vater kennenlernen würde.

„KAKAROTTO!!!"

Kichernd sprang der junge Saiyajin von dem Baum, auf dem er saß, hinunter und lief davon. Hinter ihm kam sein Bruder aus dem Haus gestürzt, klitschnass und triefend. Radditz hob die Hände um seinen kleinen Taugenichts von einem Bruder mit einem Ki-strahl aufzuhalten, aber seine Mutter kam dem Neunzehnjährigen zuvor.

„Radditz. Du weißt, was ich von Ki-Strahlen in den Rücken halte. Wenn du ihn verprügeln willst, mach es ehrlich und nicht hinterrücks!"

Die harte Stimme von Cauli ließ den großgewachsenen Krieger resignieren, und seinen kleinen Bruder wütend anfunkeln, der in einiger Entfernung auf einer Mauer saß und ihnen schweigend zusah. Leise vor sich hin fluchend verschwand Radditz im Haus, um sich abzutrocknen.

Cauli sah zu ihrem jüngsten Sohn hinüber.

„Kakarotto, komm her."

Leicht beunruhigt tat der Saiyajin, wie ihm geheißen. Ihm schwante nichts gutes, denn wenn seine Mutter ihn einmal Kakarotto nannte, dann war er echt tief in der . . . . Allerdings schien der Fall immer häufiger einzutreten, zumindest in letzter Zeit. So schlurfte er mit hängendem Schwanz zu Cauli hin und grinste sie an, was er aber schnell wieder sein ließ, als er den lick in ihren Augen sah.

„Kakarotto, was ist los mit dir? Du bist mittlerweile 15 Jahre alt, und benimmst dich wie ein 10-jähriger Gaki! Ich habe nichts dagegen, sich kindlich zu verhalten, aber du benimmst dich einfach nur kindisch! Du bist verantwortungslos und gedankenlos, du ärgerst deinen Bruder, der sich zur Zeit darauf konzentrieren muss, seine Prüfung im nächsten Monat zu bestehen, und wenn er mal Zeit zum Lernen hat, störst du ihm, indem du ihm Wasser über den Kopf schüttest. Und dein Vater, denkst du er hätte das noch nicht gemerkt? Aber du kennst Bardock, versuch ihn dazu zu bringen, etwas zu erklären, und der Kerl ist schneller aus dem Haus als du!"

Cauli schnaubte, kam dann aber wieder auf den Punkt.

„Mittlerweile hättest du dich irgendwo bewerben können, um uns ein wenig zu unterstützen, wie Radditz es seit Jahren tut. Aber eigentlich will ich nur, dass du lernst, für dein Handeln Verantwortung zu übernehmen. So kann und will ich es nicht weitergehen lassen. Ich will dass meine Söhne einen guten und ehrbaren Charakter haben."

Als sie in sein betrübtes Gesicht sah, wurde ihre Stimme etwas weicher, und sie strich ihrem halbwüchsigen Sohn durch seine verstrubbelten Locken.

„Ich weiß, dass du das alles noch wie ein Spiel betrachtest, Kaka-chan . . .Und dass du es niemals böse meinst. Du hast ein gutes Herz. Ich denke, das was du wirklich bräuchtest, wäre ein Freund, der sich nicht so leicht von dir beeinflussen lässt, wie die meisten anderen Kinder. Seit du zur Schule gegangen bist, warst du immer der Gruppenführer, denn du warst meist stärker als sie. Du brauchst jemanden, der dir das Wasser reichen kann, und dir auch mal gehörig in den Hintern tritt . . . Naja, belassen wir es dabei. Das müsste ja wirklich schon ein besonderer Saiyajin sein. Von mir aus geh jetzt, spiel etwas, aber stell nichts mehr an, ok?"

Kakarotto nickte mit beschämten Gesicht und sie lachte.

„Nun guck nicht so! Ich weiß, dass es mehr braucht als eine Standpauke um dir ein bisschen Verstand einzuhämmern. Also schwirr ab!" Damit drehte sich Cauli um und ging zurück ins Haus.

Kakarotto seufzte und erhob sich in die Luft. Ziellos flog er über das Dorf indem er wohnte, dann über Felder und Wald. Er wusste, dass seine Mutter Recht hatte, aber . . . Kopfschüttelnd sah er nach unten und erschrak.

„Ich bin ja echt schon weit gekommen . . . Das dahinten ist die Hauptstadt, und der Palast . . . Wenn mich nicht alles täuscht müsste Papa da auch irgendwo sein . . ." Schnell suchte er nach der Aura seines Vaters und fand sie in einem Teil des Palastes, vermutlich dem Forschungstrakt. Sanft landete er neben der hohen Mauer, die um den Palast herumgezogen war, und konnte ein schelmisches Grinsen nicht unterdrücken bei dem Gedanken, etwas in den königlichen Gärten herumzulaufen. Natürlich war es verboten, aber das war es ja, was es so spannend machte. Ohne einen zweiten Gedanken machte er einen Satz und war schon auf der anderen Seite.

Vegeta keuchte leise unter dem schier unglaublichen Druck, der auf seinem Körper lastete. Er trainierte mal wieder in einem der kleineren Schwerkrafträume, dort wo er ungestört war. Mittlerweile waren drei Stunden vergangen, seit er seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnte, vorher hatte er einfach keine Zeit gehabt, er hatte eine Menge Papierkram für den König erledigen müssen.

Bei dem Gedanken an seinen Vater hielt der Prinz inne und ein wehmütiges Seufzen entkam seinen Lippen, auf denen sich Schweißperlen gebildet hatten.

Frustriert dachte er an ihr erstes Treffen zurück. . .

Der kleine Prinz sah sich staunend um. So große Häuser hatte er noch nie gesehen! Wie konnte eine Person nur so viel Platz haben. Aber, diese Person war ja der König . . . sein Vater. In diesem Moment ging die Tür auf und Vejiita no Ou kam herein in den Raum. Er trug einen einfachen Trainingsanzug, wie es üblich war unter Saiyajin, denn er wollte seinen Sohn keine Angst machen. Vejiita hatte diesem Tag entgegengefiebert und ihn gleichzeitig verflucht. Fera war gestorben, und nun musste er sich um ein gerade mal 13 Jahre altes Kind kümmern, er, der keine Ahnung von Erziehung hatte! Und dann war ja noch das Problem vorhanden, dass er sein Kind seit dessen Geburt verleugnet hatte. Er hatte gedacht – und dachte noch immer – das dies eine gute Entscheidung gewesen war. Sein Sohn wäre nie akzeptiert worden – das hatte die Vergangenheit bewiesen.

Mit leicht zitternder Hand öffnete er die hölzerne Tür, hinter der der kleine Vegeta auf ihn wartete. Er atmete einmal tief durch und schritt hindurch.

Er erkannte ihn sofort. Er sah aus wie der König selbst, als dieser ein Kind gewesen war, nur dass er die Vorderlocken seiner Mutter hatte. Und die Augen . . . sie waren dieselben, in die er am Tage der Geburt geblickt hatte. Und das Kind war klein! Er sah nicht älter aus als vielleicht acht oder neun Jahre, doch aus seinen schönen, tiefen Augen sprach Weisheit und das Leben selbst.

Langsam ging der König auf den Chibi zu, und kniete sich, da sie allein waren, auf den Boden. Der Anblick seines Sohnes ließ ihn die Zweifel vergessen, ob er ein guter Vater sein könnte. Leise fragte er: „Vegeta . . .?"

Der kleine Prinz hatte die Luft angehalten als sich die Tür öffnete und sein Vater den Raum betrat. Dann riss er vor Erstaunen die Augen auf; der Mann in der Tür sah ihm sehr ähnlich! Aber er war groß . . . Vegeta wusste sofort, dass er niemals die Größe seines Vaters erreichen würde, aber im Moment war es ihm egal und er lächelte etwas unsicher. Würde sein Vater ihn gernhaben oder wünschte er sich, dass es ihn nicht gäbe?

Dann sah er erstaunt, wie der Saiyajin no Ou auf die Knie ging und seinen Namen sagte. Vegeta nickte, und weil er nichts besseres wusste, verbeugte er sich. Plötzlich öffnete der ältere Vegeta seine Arme und streckte sie nach ihm aus. Ungläubig starrte der junge Prinz in das Gesicht seines Vaters. Er sagte wieder etwas, und Vegeta las es ihm von den Lippen ab:

„Komm!"

Überglücklich rannte er in die Arme seines wiedergefundenen Vaters und warf sich hinein.

Vegeta seufzte wieder. Seit diesem Tag hatte ihn Vejiita nie wieder umarmt. Er hatte es verstanden, denn niemand durfte wissen, wer er war. Also hatte ihm sein Vater erklärt, was nun mir ihm geschehen würde. Er würde im Schloss wohnen, in einem wirklich schönen Zimmer, das musste man sagen. Es war klein, aber gemütlich. Er würde als direkter Diener des Königs arbeiten, und zusammen mit den anderen Kindern essen. Meistens saß er dabei aber abseits und sah still zu dem großen Tisch der Elite hinüber, die mit dem König speisten. Freunde hatte er keine, nicht dass er es nicht versucht hätte, aber er konnte sich nicht mit ihnen unterhalten, da sie seine Zeichensprache nicht verstanden, und so wurde er bald langweilig. Manchmal besuchte ihn sein Vater abends in seinem Zimmer, fragte, ob es ihm gut ginge, und Vegeta würde jedes Mal einfach nur nicken. Sein Vater verstand die Zeichensprache auch nicht, aber er bemühte sich, die Worte von seines Sohnes Lippen abzulesen, allerdings sahen sie sich zu selten, um das richtig zu üben, und so schrieb Vegeta seinem Vater meist alles auf, was wichtig war.

Viele Stunden verbrachte er auch in der Bibliothek und vermisste sein altes Zuhause, das Rennen durch den Wald, das gelegentliche Jagen mit seiner Mutter, das Fliegen . . . Sein Vater schien ihn für eine Niete zu halten, denn er ließ ihn nicht aus dem Palast heraus, nur sehr, sehr selten, wenn es ein Volksfest oder ähnliches gab, durfte er manchmal mit. Er durfte nicht mit den anderen Saiyajin trainieren, denn Vejiita befürchtete, dass er verletzt werden könnte.

Vegeta schnaubte verächtlich. Er war nicht schwach, dennoch schien ihn sein Vater – wie die meisten – für leicht bekloppt zu halten.

Langsam kamen seine Bewegungen zu einem Stop und er powerte hinunter.

´Es hat keinen Sinn, ich bin unkonzentriert.´

Schnell verließ er den GR und ging duschen, dann zog er sich einen schlichten, blauen Trainingsanzug an und beschloss, noch etwas im Garten spazieren zu gehen.

Als Kakarotto jedoch auf der anderen Seite aufkam, erlebte er eine Überraschung! Er landete erstaunlich weich auf- einer anderen Person, die mit dem Rücken zu ihm unter der Mauer gestanden hatte. Panik erfasste den Saiyajin, und er fluchte leise.

´Kuso! Das hat mir gerade noch gefehlt, dass ich beim Spazieren durch den königlichen Garten erwischt werde!´

Schnell rappelte er sich auf und schwang sich zurück auf die Mauer, um, wenn es sein musste, ordentlich Fersengeld zu geben. Schnell warf er einen Blick zurück auf die Person, die er beinahe plattgemacht hätte, und – hielt erstaunt inne. Der andere Saiyajin, der sich auch gerade, offensichtlich leicht benommen, aufsetzte, wirkte auf ihn nicht gefährlich. Kakarotto stöhnte innerlich bei dem Gedanken, dass er ein Kind vermutlich gerade fast zu Tode erschreckt hatte, und kletterte schnell wieder herunter von der Mauer. Langsam ging er auf den Sitzenden zu und fasste ihn sanft an der Schulter.

„Entschuldige bitte, ich habe nicht aufgepasst!"

Vegeta fasste sich an seinen dröhnenden Kopf. ´Ooh . . . was ist denn da auf mich gefallen??´

Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, drehte er sich rasch um und sah in das freundliche Gesicht eines anderen, jungen Saiyajin. Er bekam auch noch die letzten Worte mit:

„ . . . habe nicht aufgepasst!"

Kakarotto zog scharf die Luft ein, als sich der andere Saiyajin umdrehte. ´Wow . . .´ Bei dem Gedanken schüttelte er zwar innerlich den Kopf, musste aber zugeben, dass seine Reaktion durchaus angemessen war. Der kleinere Saiyajin war wirklich sehr gutaussehend, obwohl er so jung aussah. Kakarotto fragte sich aber, wie alt er wohl wäre, als er in die Augen des anderen sah, die älter als der Rest aussahen. Im Moment starrten sich dunkle Tiefen und erschrockene Augen an, bis Kakarotto seinen Mund endlich wieder aufbekam.

„Äh, also. . . . Tut mir Leid, dass ich so auf dich draufgeplumpst bin. War keine Absicht . . . Du hast dir doch nichts getan, oder? Hier, ich helfe dir auf . . ."

Stumm verfolgte Vegeta den Redefluss seines Gegenübers nahm dann nach kurzem Zögern die Hand des anderen, der ihn auf die Beine zog. Das nächste, was er bemerkte war, dass dieser andere Saiyajin mindestens eineinhalb Köpfe größer war als er selbst, was ihn etwas ärgerte, Da es außer Kindern niemanden im Palast zu geben schien, der kleiner war als der Prinz. Aber das Gefühl wurde schnell unterdrückt, als er in die warmen Augen des anderen sah, und er fragte sich, wie wohl sein Name war. Frustriert dachte er daran, dass er ihn nicht fragen konnte.

Kakarotto hatte inzwischen eingehend die Erscheinung des Kleineren betrachtet, und kam zu dem Entschluss: wundervoll! „Hey, also mein Name ist Kakarotto, ich bin 15. Wie heisst du?" Als keine Antwort kam, runzelte er die Strin.

„ . . .Du redest wohl nicht viel, was? Aber sag mir doch bitte, wie du heisst, ich möchte es gerne wissen."

Vegeta hasste sich nun selbst für sein Problem. Das war der Grund, warum er keine Freunde hatte. Und er hatte jetzt nicht mal ein Blatt Papier, um es dem and- Kakarotto, aufzuschreiben. Und dabei wollte er ihn wirklich näher kennen lernen. Kakarotto war nett, offensichtlich stark – und nicht zuletzt, gutaussehend. Verzweifelt versuchte Vegeta, einen Ausweg zu finden. Schließlich seufzte er nur und deutete mit dem Finger auf seinen Hals und schüttelte den Kopf.

Der Größere wollte schon enttäuscht gehen, als sein Gegenüber mit seiner Hand eine Geste machte, die der andere verstand. Überrascht riss er die Augen auf.

„Du . . .Du bist stumm!"

Das war deswegen so verwunderlich, weil es wirklich nicht viele Saiyajin gab, die stumm waren. Der Kleinere nickte. Dann deutete er auf sein Ohr und schüttelte wieder den Kopf.

Kakarotto verstand. „Und taub?"

Wieder ein Nicken.

„Aber wie kannst du dann verstehen, was ich sage?"

Vegeta schritt auf ihn zu und legte seine Hand an die Lippen des Größeren, strich mit den Fingerspitzen leicht darüber. Kakarotto schluckte und hätte beinahe die Augen geschlossen, weil ihm die Berührung dieses noch fast völlig Fremden sehr gefiel.

„Also liest du mir von den Lippen ab? Sugoi! Ich wusste gar nicht, dass das geht!" Der Kleinere nickte nur und deutete ihm, ihm zu folgen. Neugierig und wie verzaubert von der stillen Eleganz des Anderen, tat Kakarotto was er wollte. Nach einer Weile kamen sie vor einem Seiteneingang in das Schloss an. Kakarotto hielt zögernd inne. Als sich der Kleinere fragend zu ihm umdrehte, sagte er: „Das ist der Palast . . . Ich denke nicht, dass ich da rein sollte . . ." Der andere rollte nur mit den Augen und zog ihn am Arm hinein, und einen Flur hinunter. Bevor sich der Größere über die Kraft des Kleineren wundern konnte, hielten sie vor einer Tür und betraten ein kleines, warm erleuchtetes Zimmer mit einem Bett, Tisch, Sesseln und einer Feuerstelle. An der letzten Seite des Zimmers befand sich noch eine weitere Tür, die vermutlich zum Bad führte.

Der Kleinere ließ ihn los und ging auf den Schreibtisch zu, nahm sich ein Blatt Papier und einen Stift und begann zu schreiben. Kakarotto, der etwas dämlich im Zimmer herumstand, setzte sich einfach mal in einen der weiches Sessel. Bald stand Vegeta wieder auf und reichte ihm das beschriebene Blatt. Kakarotto sah hinunter und bewunderte für einen Moment die elegant geschwungene Handschrift, bevor er zu lesen begann:

Mein Name ist Vegeta.

Ich bin 13 Jahre alt.

Kakarotto lächelte und gab ihm das Papier zurück. „Wow. Ich hätte dich nicht auf 13 geschätzt! Du siehst aus wie Zehn oder so."

Vegeta sah ihn wütend an und plötzlich vernahm der Größere ein leises Knurren. Fast hätte er sich umgeschaut, woher das Geräusch kam, da wurde ihm klar, dass Vegeta es produzierte. Überrascht sah er den Prinzen an.

„Du knurrst ja!"brach es aus ihm heraus. Fast sofort stoppte das Geräusch, und Vegeta sah ihn fragend an. Da dämmerte es dem Größeren.

„Du . . . weißt es nicht, dass du ein Geräusch machst, oder?"

Vegeta schüttelte den Kopf. Kakarotto nickte.

„Tut mir Leid, ich wollte dich nicht beleidigen. Vegeta . . . das ist ein sehr schöner Name! Klingt fast wie-"

Im selben Moment kam ihm ein Gedanke. „Matte . . . ! Du bist nicht zufällig . . . der taubstumme Prinz der Saiyajin, Vejiita no Ou´s Sohn??"

Seine eigene Frage klang für ihn wie ein Witz, und so weiteten sich seine Augen auf Tellergröße, als nach kurzer Stille sein Gegenüber nickte.

„Du . . .du bist es . . ."

Total unter Schock saß Kakarotto auf seinem Sessel und starrte ihn an wie das achte Weltwunder. Vegeta wäre nervös auf seinem Stuhl herumgerutscht, aber dazu war er zu Stolz. Nach ein paar Sekunden kam der Größere heraus aus seinem tranceartigem Zustand heraus und kapierte erst mal, WAS GENAU das bedeutete! Und er erinnerte sich an seinen Platz.

Vegeta schaute erschrocken auf, als er eine Vibration im Fußboden spürte. Kakarotto war von seinem Sessel heruntergerutscht und war vor ihm auf die Knie gefallen, den Kopf gesenkt. Nun hob der Größere ihn wieder und sprach zu ihm, während er tatsächlich Tränen in den Augen hatte.

„Mein Prinz . . . Ich wusste nicht . . . Ich dachte Ihr währt eine Legende . . ."

Entsetzt sah Vegeta seinen Gegenüber an. ´Oh . . .oh nein . . . Warum weint er denn? Ich will nicht, dass er wegen mir weint . . .´

Kakarotto glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als sein Prinz sich ebenfalls von seinem Stuhl auf den Boden setzte, und sein Gesicht sanft mit seinen Händen berührte. Ein paar Tränen hatten sich ihren Weg über seine Wangen gesucht, und wurden von schmalen, aber starken Händen weggewischt. Der Größere war noch immer fassungslos.

´Da . . .das wird mir nie einer glauben . . . Kami, mein OUJI sitzt hier vor mir auf dem Boden und wischt mir meine Tränen weg . . .´

In diesem Moment wollte er den Kleineren sehr, sehr gern in die Arme nehmen und an sich drücken, aber er beherrschte sich. Er konnte dennoch nicht anders, als seine Wange zutraulich gegen die warme Handfläche seines Prinzen zu drücken. Dabei kamen ihm beinahe wieder Tränen, und als er aufsah, bemerkte er den besorgten Blick des anderen, und es rührte ihn.

„Gomen nasai . . . Ich bin nur . . . Wisst Ihr, alle sagten, Ihr währt so eine Art Monster, oder so. . . a-aber . . . Ihr seid so . . . wunderbar. . . so sanft . . . Ihr seid nicht so, wie es die Legende sagt. Und . . .Und ich fühle mich so schlecht dafür, es zu glauben . . ." Sanfte Hände auf seinen Lippen brachten ihm zum Schweigen. Tiefdunkle Augen bahnten sich ihren Weg zu seinem Herzen, und Kakarotto spürte, wie er rot wurde. Bevor er aber noch etwas sagen konnte, beugte sich sein Prinz vor und-

-schreckte zurück als seine Tür abrupt aufgerissen wurde und ein Mädchen mit sehr verstrubbelten Haaren seinen Kopf hineinsteckte. Ihr eigentlich recht hübsches Gesicht war wutverzerrt. „Verdammt Ve, der König wartet schon seit einer Viertelstunde auf sein Essen! Hast du´s etwa vergessen?? Verdammt, nun beweg dich endlich!!"

Und schon war die Tür wieder zugefallen. Kakarotto starrte – mal wieder – fassungslos auf Vegeta.

„Du . . . hast du. . . weiß niemand, das. . . "

Seufzend nahm Vegeta wieder das Blatt Papier zur Hand.

Nur mein Vater weiß es.

Und niemand darf es erfahren, ok?

Ich muss jetzt gehen.

„Wa-warte!"rief Kakarotto, als er das Blatt überflogen hatte.

„Ich will dich wiedersehen!"

Vegeta hob überrascht eine Augenbraue.

„Natürlich! Du bist mein Freund!"

Der Prinz konnte sein Glück kaum fassen. Der gutaussehende, große Saiyajin wollte ihn zum Freund! Glücklich nickte er. Noch einmal nahm er das Papier und schrieb:

Komm morgen Abend zu der gleichen Stelle im Garten.

Damit nahm er den Größeren an der Hand und schob ihn aus seinem Zimmer und in Richtung Ausgang. Dann wollte er in die andere Richtung zum Thronsaal, aber Kakarotto ließ seine Hand noch nicht los, sah ihn an und lächelte.

„Ich freue mich darauf. Gute Nacht, boku no Oujisama . . ." Damit küsste er sanft die Hand seines Prinzen und verschwand in der Dunkelheit.