Der Morgen war angebrochen. Die warmen Sonnenstrahlen pulsierten durch das offene Fenster über dem Bett. Von Draußen hörte man Vogelgesang und das übliche Treiben des kleinen Vorortes von San Francisco, in dem Richard sein Haus hatte.
Paige saß an einem alten Schminktisch, mit diversen Parfüm- und Elixierflaschen. Richards Familienfehde hatte einen Haufen von Vernichtungstinkturen und Zutaten für solche angehäuft. Sie sah sich im Spiegel an. Ihre Augen waren gerötet, sie hatte fast die ganze Nacht nicht geschlafen. In ihrem Kopf blitzten immer wieder ihre Schwestern auf, wie sie zusammensaßen und weinten. Sie fühlte sich so einsam, verlassen, betrogen. Sie hatte ihr Leben aufgegeben um eine Halliwell zu werden, und nun war das alles nichts mehr wert.
Sie legte den Kopf an und fing an sich mit einer alten Bürste zu kämmen. Mit jedem Strich wurde ihre Haarfarbe dunkler, bis sie komplett ins Schwarze verlief. Von hinten hörte sie die Tür aufgehen. Richard kam herein, nur mit Boxershorts bekleidet und über beide Ohren strahlend. Er trug ein Tablett mit Frühstück.
„Guten Morgen!", trällerte er gut gelaunt, doch er stoppte abrupt. Sein Gesicht verdunkelte sich und er stellte das Tablett auf einem alten Nachttisch ab.
„Diese Bürste gehörte meiner Großmutter.", begann er und kam näher. Sanft legte er seine Hände auf Paiges nackte Schultern.
„Wenn man sie benutzt, werden die Haare verzaubert und je nach Gefühlslage ändern sie sich.", erklärte er und nahm Paige die Bürste aus der Hand.
Lange starrten Beide in den Spiegel. Er versuchte Ihren Blick zu greifen, doch sie ließ ihre Augen trüb auf einer Stelle. Immer wieder fühlte sie diesen Schmerz, der tief aus der Seele kommt. Sie kam sich einsam vor, selbst nach der Nacht mit Richard, selbst als er am vorigen Abend ihren Hals geküsst und ihre Kleider abgelegt hatte, hatte sie sich einsam gefühlt. Richard küsste sie auf den Kopf, dann kniete er sich auf ihre Augenhöhe und blickte sie durch den Spiegel an.
„Sie werden sich entschuldigen. Du musst sie verstehen, Prue war lange Zeit tot.", sagte er leise. Paiges Blick wurde wässriger, dann rannen die ersten Tränen über ihre Wangen.
Sofort versuchte er sie zu trösten, doch nichts konnte ihre Tränen stoppen. Sie drehte sich um und vergrub ihr Gesicht in seiner Brust. Sanft umschloss er sie und hielt sie ganz fest, bis sie endlich Schlaf fand und sich entspannte.
Vorsichtig hob Richard sie hoch und trug sie zu dem alten, großen Bett. Liebevoll legte er sie auf die weiche Matratze und kaum hatte er sie zugedeckt hörte er ein vertrautes Geräusch hinter sich. Er drehte sich um und Blickte auf Chris, der sich gerade manifestiert hatte. Noch bevor der junge Wächter des Lichts etwas sagen konnte legte Richard den Finger an den Mund, um ihn zur Ruhe zu bringen. Er nickte aus dem Zimmer und Chris verstand. Draußen schloss Richard die Tür und entspannte sich.
„Wir haben sie schon überall gesucht!", begann Chris sofort.
„Wieso denn? Um sie noch mal zu verletzten?", sagte Richard ruhig. Ohne zu blinzeln sah er in die Augen seines Gegenübers. Er würde alles für Paige tun. Er liebte sie, und er konnte es wirklich nicht zulassen, dass ihr noch mehr wehgetan werden würde.
„Was! Sie ist einfach abgehauen, ohne etwas zu sagen!", blaffte Chris. Er fühlte sich sichtlich unwohl. Er kannte Richards Kräfte, und auf so kurze Distanz hätte er sich kaum weiter verteidigen können.
„Ihr habt sie ausgeschlossen, allein gelassen!", fauchte dieser plötzlich. Chris schreckte einen Schritt zurück.
„Was!"
Richard kam einen Schritt auf den Jüngeren zu.
„Kaum ist Prue wieder da, braucht ihr sie nicht mehr und Paige kann schauen wo sie bleibt!"
„Das ist nicht wahr!", blaffte Chris zurück. Seltsamerweise wusste er aber was Richard meinte. Er hatte das auch von Anfang an gefühlt, als er zu den Schwestern kam. Es war wie eine Stimme die ihm immer gesagt hatte: Du wirst nie dazugehören, wie eine Wand, die immer zwischen den Schwestern und Chris stand. Es war schwer für alle die dieser Familie nah sein wollten, egal ob es ein Freund, oder eine neue Schwester war.
„Und warum kam sie dann gestern Nacht zu mir! Völlig fertig und verheult! Ihr habt sie allein gelassen, und es ist gut so. Sie braucht euch nicht!" Richard schrie fast, doch er bemühte sich ruhig zu bleiben. Als er sich wieder gefangen hatte sagte er mit leise Stimme:
„Wenn ich noch einen von euch hier sehe, oder wenn ihr sie wieder zum weinen bringt, vernichte ich euch."
Chris sah die Wut und den Hass in seinen Augen und er wurde ernster. Ein kampfbereites Funkeln glitzerte in seinen Augen. Er trotzte dem Blick seines Gegenübers und sagte mit harter Stimme:
„Dazu hast du nicht die Macht."
Ein böses Lächeln huschte über Richards Gesicht und er lug einen Blitzball auf.
„Willst du es drauf ankommen lassen?"
Eine Zeit lang war es still und niemand bewegte sich. Die Energiekugel in Richards Hand blieb und er würde sie auch einsetzen, wenn sein Gegner eine falsche Bewegung machte.
Doch Chris interessierte diese Waffe rechtlich wenig. Er hatte schon härtere Gegner als diesen Möchtegern-Dämon besiegt.
„Ich werde Paige jetzt mit nach Hause nehmen, da, wo sie hingehört!"
„Das werde ich zu verhindern wissen."
Ein kurzer Blick und der Kampf begann. Richard wollte gleich den Energieball abfeuern, doch Chris hatte sich weggebeamt und stand plötzlich hinter ihm. Er packte den verblüfften Angreifer und warf ihn auf den Boden.
„Mit deinen Blitzen machst du mir keine Angst.", sagte Chris kühl.
Sein Gegner wurde sichtlich wütender und er feuerte gleich noch einen Ball ab, doch der junge Wächter des Lichts lenkte ihn mit einer Handbewegung auf einen Stuhl, der sofort in tausend Teile zersprang.
„Wie...!", begann Richard, doch er brach ab. Ihm war es egal wie Chris das machte, er wollte jetzt nur gewinnen. „Nun gut..."
Chris machte sich wieder auf einen Angriff gefasst, doch plötzlich verschwand Richard. Ohne irgendwelche Funken und Verschwommenheiten, wie es bei Dämonen der Fall war. In seiner Überraschung merkte er nicht, wie sein Gegner hinter ihm auftauchte und einen Energieball abfeuerte, doch er traf nicht. Mitten im Flug wurde der Ball weggebeamt und gegen die Wand gelenkt. Sofort richteten sich die Blicke auf Paige, die nur in einem Unterhemd in der Tür stand und Beide ansah.
„Paige!", rief Chris glücklich. Er hatte sich zwischenzeitlich sorgen gemacht, ob Richard sie nicht getötet hätte. „Paige?"
Doch die Hexe reagierte nicht.
„Du bist ein Warlock.", sagte sie ruhig und sah zu Richard. Dieser blickte sie entsetzt an, dann richtete sich sein Blick beschämt zu Boden.
„Ich wollte es dir sagen, wirklich! Aber..." Er konnte kein „aber" finden. Er war wirklich ein Warlock, ein dämonenartiges Wesen, dass Hexen und Dämonen tötet, um ihre Kräfte zu stehlen.
„Ich bin aber nicht böse! Ich habe noch nie einen Unschuldigen oder eine Hexe getötet!", versuchte er sich herauszureden. „Die Blitze habe ich einem Dämon abgeknöpft, ehrlich!"
Tränen füllten Paiges Augen.
„Ich dachte ... ich könnte wenigstens dir... vertrauen..."
Gerade als die erste Träne ihre Wange runterlief, verschwand sie in tausend blauen Funken.
Eine Zeit lang war alles still und weder Richard noch Chris sagten etwas. Dann durchbrach der Wächter des Lichts die Stille mit einem „Tja" und beamte sich ebenfalls weg.
„Warum hast du Chris geschickt!"
Piper ging nervös und wild gestikulierend auf dem Dachboden auf und ab. Sie sah zu ihrer älteren Schwester, die gegen eine Wand gelehnt dastand.
„Es ist wichtig, vertrau mir. Chris und Paige sind sich näher als ihr euch denkt!", sagte Prue ruhig. Sie sagte das genauso, wie wenn Chris etwas von den Schwestern wollte, was die Zukunft veränderte, nur, dass sie zu Erklärungen bereit war.
„Und wieso?", fragte Phoebe. Sie hatte die Arme verschränkt und stand bei Wyatts Laufstall. Der Junge hielt sich am Geländer fest und beobachtete die Diskussion interessiert.
„Naja, Beide sind nicht wirklich in unsere Familie geboren worden, jedenfalls nicht direkt."
Piper blieb empört stehen.
„Paige ist unsere Schwester! Und wir lieben sie, das weis sie auch!"
Prue nickte.
„Sie weiß es und ich weiß es, aber als ich wiederkam, fühlte sie sich ausgeschlossen, einsam und nicht willkommen. Als wir uns umarmten, als du...traurig warst...", begann sie und sah lächelnd zu ihrer Schwester. „Hat sie sich weggebeamt."
„Und woher weist du das?" Phoebe kam näher.
„Weil ich es gespürt habe."
„Und wieso hast du nichts gesagt? Wir hätten sie zurückholen können und hätten nicht erst nach einer Stunde angefangen nach ihr zu suchen!", blaffte Piper. Sie machte sich wirklich sorgen um Paige. Es war nicht ihre Art solche Sachen alleine zu klären. Sonst streitet sie sich mit ihren Schwestern, oder sucht sich Hilfe bei ihnen, niemals wäre sie weggelaufen. Das war nicht ihre Paige, das war die Paige, wie sie vor den Halliwells war.
„Weil es wichtig ist, dass sie diese letzte Nacht bei Richard verbracht hat."
„Du meinst...?", begann Phoebe und Piper folgte ihrem Gedanken.
„Richard ist der Vater ihres Sohnes?"
Prue nickte. „Ohne Gestern, würde ihr Sohn nie geboren und die nächste Macht der Drei würde nie entstehen."
Phoebe wollte etwas entgegnen, doch plötzlich viel ihr etwas auf.
„Was ist mit mir?"
Piper drehte sich zu ihrer jüngeren Schwester. „Was meinst du?"
„Sie meint ihre Tochter.", erklärte Prue und Phoebe nickte.
„Es ist etwas ... kompliziert...", begann die Älteste und drückte sich von der Wand ab.
„Nicht direkt deine Tochter wird zu der Macht der Drei kommen."
Ein fast schon entsetztes Gesicht erhielt sie als Reaktion. „Was!"
Prue lächelte verlegen.
„Du wirst zwar eine Tochter haben, doch sie wird nicht in der Lage sein, der Macht der Drei beizutreten." Wieder nur verwirrte Gesichter.
„Du wirst eine Tochter in dieser Welt haben, mit wem sollte ich lieber nicht sagen, ich will ja deine Beziehung mit Jason nicht belasten. Aber der springende Punkt ist, dass diese Tochter zu jung sein wird, wenn die Macht der Drei benötigt wird. Sie wird von dir nur die Visionen erben, und die jüngste der Familie sein. Die meiste Macht der Halliwells wird immer an die Erstgeborenen gegeben."
Phoebe legte die Hände in den Nacken. Das war ihr alles irgendwie zu viel.
„Aber sie bekommt doch nur ein Kind?", entgegnete Piper und Prue nickte.
„Wie gesagt, es ist kompliziert, und wir sollten und lieber jetzt auf etwas vorbereiten."
Ihre Schwestern verstanden nicht, doch eine Sekunde später erhielten sie ihre Antwort.
Chris kam durch die Decke und legte auch gleich los mit seinem Bericht:
„Also: Richard ist ein Warlock, Paige ist nicht verletzt, jedenfalls nicht körperlich, ich weis wo sie ist, will aber erst mal selbst nach ihr sehen, ich melde mich wenn etwas ist, bye!"
Und schon verschwand er wieder durch die Decke, ohne eine Reaktion abzuwarten.
„Ein Warlock!", kam es aus Piper und Phoebe die sofort auf ihre Schwester sahen.
„Tja...", seufzte Prue und versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen.
Chris wusste, wo er die Hexe finden konnte. Er hatte sich direkt hinter sie gebeamt, an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz im Social Center. Alles war fein säuberlich aufgeräumt und frisch gewischt. Paige stand an ihrem alten Tisch. Ein Neuer hatte sich dort einquartiert. Bilder, Briefe und andere persönliche Sachen waren auf der Arbeitsfläche verteilt.
„Paige..."
Die junge Frau stand ruhig da.
„Das hier habe ich für sie aufgegeben."
Chris kam näher. „Und es war richtig. Sie brauchen dich, die Macht der Drei braucht dich!"
Ein sarkastisches Lachen kam von der nun Schwarzhaarigen. „Niemand braucht mich, nicht einmal meine alte Arbeit. Sogar hier wurde ich schon ersetzt. Und die Macht der Drei? Jetzt wo Prue wieder da ist, brauchen sie mich nicht mehr. Ich konnte sowieso niemals ihren Platz füllen..."
„Nein, das konntest du nicht.", begann Chris und legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie hatte sich irgendwo umgezogen, sie trug eine helle, rötliche Bluse und eine Jeans. „Niemand könnte das, genauso wie niemand deinen Platz einnehmen kann. Du bist wichtig, du hast eine Aufgabe, eine Berufung. Du bist nicht eine Hexe geworden, als du zu den Halliwells kamst, du warst es davor, du hast es im Blut."
Eine Stille machte sich breit. Nur von Außen hörte man die langsam aufwachende Stadt.
„Und warum tut es dann so weh?", fragte Paige den jungen Mann. „Warum tat es mir so weh sie da sitzen zu sehen und zu wissen, dass ich niemals dazugehören werde?"
Wieder rannen Tränen über ihr Gesicht und ihr Atem wurde unregelmäßiger.
Chris legte seinen Kopf an ihren.
„Man hat die Familie im Herzen, nicht im Kopf."
Wieder legte sich ein Schleier aus lärmender Straße von Außen, und besinnlich, intimer Stimmung von Innen, über das Social Center. Es fuhr ein Polizeiwagen vorbei und erhellte die Räume mit seinem Blaulicht. Mitten in dieser Idylle, in der nichts wirklich zu leben schien, lichtete sich der Schleier im Kopf der jungen Hexe.
Paige wusste nicht wieso, aber Chris' Worte halfen ihr. Sie wusste, dass ihre Familie sie liebte, sie wusste, dass all ihre Befürchtungen nicht wahr waren, und sie fühlte sich schon fast peinlich berührt über ihre Reaktion.. Wie konnte sie nur denken, dass sie jetzt keine Halliwell, keine Hexe mehr sein konnte? Sie kam sich so dumm vor.
Im gleichen Moment, als sie ihren Fehler erkannte, verfärbte sich ihr Haar wieder in ihre alte, rötliche Farbe. Sie drehte sich um und sah in die blauen Augen des jungen Mannes. Sie hatte wieder Tränen auf ihren Wangen, doch dieses Mal waren es Freudentränen. Sie strahlte Chris an, und auch sein Gesicht hellte sich auf, was ihm wesentlich besser stand, als eine finstere Mine. Sie lächelte.
„Woher hattest du den Spruch? Sonst bist du doch nicht so kryptisch.", sagte sie und Chris wischte ihr die Tränen ab.
Er lächelte und legte seine Stirn an ihre. So einen intimen Moment hatte er lange nicht mehr gehabt. Nicht nur Paige hatte ihre Familie wiedergefunden, auch der Wächter des Lichts fand in Paige eine Vertraute aus seiner eigenen Vergangenheit. Die Hexe legte ihre Arme um seine Hüften und schloss die Augen. Beide schienen jede Sekunde zu genießen.
Kurz bevor sie sich in tausend Funken nach Hause beamten, sagte Chris leise:
„Von dir, Tante Paige."
Zuhause angekommen entfuhr Beiden ein Entsetzensschrei. Auf dem Dachboden war alles zerstört. Die Möbel, Kisten und alles andere war zerstört und einige kleinere Feuer brannten. Sofort packte Chris den alten Teppich und versuchte die Brände zu löschen, während Paige nach ihren Schwestern rief. Erst nach einer Weile erhielt sie Antwort.
„Ich lösche die Flammen, geh du und hilf ihnen!", befahl Chris und Paige folgte. Sie beamte sich nach Unten, wo zuvor Pipers Stimme um Hilfe gerufen hatte.
Paige war gerade an der Treppe erschienen, als Phoebe im hohen Bogen an ihr vorbeiflog und erst kurz vor der Tür zum stehen kam. Unsanft landete sie auf dem Boden und blieb liegen
„Phoebe!", schrie Paige und wollte ihrer Schwester helfen, doch musste sie erst mal einer Blitzkugel ausweichen, die aus der Küche geschossen kam. Sofort kam der jungen Hexe ein schrecklicher Gedanke und sie rannte nach vorne.
„Leo!", hörte sie Piper schreien. Sie hockte in einer Ecke und hielt ihren Sohn in den Armen, der sie Beide mit seinem Kraftfeld vor mehreren Blitzkugeln schützte, die immer wieder auf sie niedergingen. Paige blieb erschrocken stehen.
„Richard!"
Das Bombardement hörte auf und der Angreifer drehte sich zu den Hexe. Diese erkannte ihren ehemaligen Geliebten kaum wieder. Seine Augen glühten rot und seine Haut durchzogen tiefschwarze Adern.
„Was...?" Paige konnte nicht weiterreden.
„Paige...", sagte Richard. Es schien ihm Schmerzen zu bereiten so ruhig dazustehen. Sein Körper zitterte und all seine Muskeln schienen extrem angespannt.
Stille durchfuhr das Haus und nur Wyatts Schild summte.
„Paige, pass auf, er ist ein Warlock!", rief Piper. Sie war verletzt, ihr linker Arme hing leblos vom Körper.
„Was hast du getan...?", fragte Paige ungläubig. „Wieso?"
Richard sah sie erst beschämt an, doch dann glühten seine Augen auf.
„Für dich habe ich meine Magie aufgegeben! Ich habe dich beschützt, getröstet, war für dich da, immer wenn du verletzt warst, war ich da! Und du benutzt mich!", schrie er sie an. Die Adern auf seiner Haut wurden dunkler und er lud seine Energiekugeln nach.
„Richard, bitte...", bat Paige, doch es half nichts. Ihr früherer Geliebter feuerte seine Blitze ab, doch sie trafen nicht ihr Ziel. Traurig und unter Tränen hatte Paige sie abgefangen und zu Richard zurückgeschickt. Sofort fing er Feuer und schrie auf, doch verstummte er bald. In seinen letzten Sekunden sah er traurig und flehend zu seiner Paige, dann verschwand er in den Flammen.
Nach einer Weile verschwand Wyatts Schild und Piper rief noch einmal nach Leo, der dann auch erschien. Prue hatte ihn gebeten sie nach Afrika zu beamen, um einen Freund abzuholen. Sofort rannte der Älteste zu seiner Ex-Frau und seinem Sohn und heilte ihre Wunden. Piper schrie kurz auf, als er ihre ausgekugelte Schulter wieder einrenkte, doch schnell verstummte sie.
„Phoebe!", rief sie und Leo verstand, doch bevor er zu ihrer Schwester gehen konnte, stand diese schon an der Tür bei Paige.
„Mir geht es gut.", sagte sie ruhig. Sie sah traurig zu Paige, die immer noch auf die Stelle starrte, wo Richard gerade vernichtet worden war. Phoebe legte ihre Hände um Paige und legte ihren Kopf an ihre Schultern. Piper sah mitleidig zu ihren Schwestern. Sie reichte ihrem Ex-Mann Wyatt und ging ebenfalls zu Paige. Über Paiges Wangen rannen wieder Tränen, wie so oft in letzter Zeit, doch um richtig zu trauern hatte sie keine Zeit. Ohne Vorwarnung tauchten mehrere Menschen um die Schwester auf. Paige erkannte sie alle sofort. Es war Richards Familie die sich gerade herbeigeblinzelt hatte.
„Ihr...!", schrie eine alte Frau. Es war seine Großmutter, die mit Tränen in den Augen zu dem kleinen Brandfleck am Boden ging und sich auf die Knie fallen ließ.
„Er hat uns angegriffen!", verteidigte Phoebe. „Wir mussten ihn vernichten!"
Piper gab Leo ein Zeichen und dieser beamte sich schnell nach oben, doch das interessierte die Eindringlinge wenig. Richards Bruder, der sich einen Namen in der Anwaltswelt gemacht hatte, sah mit Wut in den Augen zu Paige, die sich langsam aus ihrem Schock löste.
„Du bist es gewesen.", sagte er und zeigte auf die Hexe. Sofort richteten sich die wütenden Gesichter der insgesamt sieben Angreifer auf Paige. „Du hast ihn getötet!"
„Du hast meinen Enkel getötet!", schrie die Großmutter und lud einen Feuerball auf, doch noch bevor sie ihn abfeuern konnte, wurde sie von einem Mann im Anzug aufgehalten.
„Warte. Nicht so.", sagte er. Die Alte gehorchte missmutig und ließ den Feuerball verschwinden. Der Mann sah eigentlich recht normal aus.
„Wir mussten uns verteidigen!", sagte Piper und machte sich kampfbereit. Wenn es sein müsste würde sie alle erstarren lassen und Paige würde sie erst einmal auf den Dachboden beamen, wo Leo schon die Vernichtungselixiere, die sie früher für die Quelle gemacht hatten, bereithielt. Das war der Notfallplan, den sie schon lange ausgemacht hatten.
Doch nichts geschah. Der Mann im Anzug sah abwechselnd in die Augen der Mächtigen Drei, dann sagte er ruhig:
„Ich kenne eure Macht. Jeder kennt sie und jeder fürchtet sie, doch sie ist nicht unschlagbar."
Die Hexen sahen ihn herausfordernd an, doch er blieb ruhig.
„Wir werden wiederkommen Hexen. Ihr könnt euch sicher sein, dass unsere ganze Familie und alle Kopfgeldjäger der Unterwelt hinter euch her sein werden. Zwar war unser Bruder von der Magie besessen, und von der...Liebe", er stoppte kurz und sah mit einem Funkeln in den Augen zu Paige,
" und er griff euch unüberlegt an, doch unsere Familienehre zwingt uns zur Rache."
„Von wegen zwingt... eure Familie hat doch schon auf eine neue Fehde gewartet!", fauchte Phoebe den Mann an, der sofort seine tiefblauen Augen auf sie.
„Vielleicht, aber nichtsdestotrotz..."
Er kam einen Schritt näher und Piper hob schon mal die Hände.
„Wir wollen Blut sehen. Euer Blut...", sagte er und sah der Hexe tief in die Augen. Ein eiskalter Schauer überkam sie. Einige Sekunden blieben die Warlocks und die Hexen unbeweglich stehen, dann blinzelte sich der Mann im Anzug weg, und nach einer Weile folgten ihm alle anderen Angreifer.
Einige Minuten lang blieben die Schwestern regungslos stehen, dann entspannten auch sie sich.
„Und wir wissen ja, wie gut die in Jahrelangen Fehden sind...", sagte Phoebe leise.
Sie sah traurig zu Paige, die jedoch bei weitem nicht mehr traurig aussah.
„Was ist los?"
„Nichts.", sagte sie knapp. Nun bemerkte auch Piper, dass Paige sich seltsam benahm.
„Es ist in Ordnung, dass du wütend bist, wir haben eine Horde von Warlocks auf dem Hals.."; sagte Phoebe und versichte ein Lachen zu imitieren, doch das war nicht lustig.
„Er war ein Dämon, nichts mehr. Und er hat mit mir gespielt.", sagte Paige knapp.
„Er war kein Dämon.", widersprach Piper. Sie sah mitleidend in Paiges Augen. Sie kannte die Verbittertheit die sie in ihnen sah. Genauso hatte sie sich gefühlt, als Leo sie verlassen hatte.
„Apropos...", sagte sie mehr zu sich selbst. „Leo!"
Sofort kam der Älteste durch die Decke und machte sich bereit die Elixiere zu werfen, doch er stockte. „Wo sind sie!"
„Weg.", antwortete Phoebe knapp. „Und wir haben einen Familienfeind mehr."
Leo sah sie verwirrt an, doch bevor er etwas sagen konnte, wurde er von Piper unterbrochen:
„Unwichtig. Wo ist Wyatt?"
„Bei Chris, auf dem Dachboden."
„Und Prue?", hackte sie nach.
„Noch in Afrika, ihr Freund war nicht am verabredeten Treffpunkt, sie sucht ihn dort."
„Hohl sie! Wir brauchen jetzt alle Halliwells die wir kriegen können.", befahl sie. „Mach schon!" Leo gehorchte und verschwand durch die Decke.
„Und wir...", begann Piper und wendete sich an ihre Schwestern, die immer noch zusammen dastanden. „Gehen jetzt einen Tee trinken."
Verblüffte Gesichter erhielt sie als Reaktion. „Wir können doch jetzt keinen Tee trinken!"
„Und wie wir das können!", entgegnete Piper. Sie verschränkte die Arme. „Seit Prue wieder hier ist, hatten wir keine Zeit das alles als Familie zu genießen. Entweder war ich nicht wirklich da oder Paige oder Prue. Wir werden jetzt Tee machen! Phoebe du holst Chris und Wyatt und wenn Leo und Prue da sind werden wir über alles in Ruhe reden, sonst werde ich hier noch wahnsinnig..." Das Ganze hatte sich mehr nach einem Befehl als nach einer Bitte angehört, also gehorchte Phoebe prompt und löste sich von ihrer jüngeren Schwester.
„Also,", begann Piper wieder und in ihren Augen funkelte ein Drang, familiäre Nähe zu spüren,. „Kamillentee?"
Paige zwang sich zu einem Lächeln und folgte dann ihrer Schwester, um den Tisch im
Wohnzimmer entsprechend zu decken.
Über eine Stunde hatten die Schwestern schon auf Leo und Prue gewartet, doch sie meldeten sich nicht. Immer wieder hatten sie nach Leo gerufen, doch er kam einfach nicht. Langsam machten sie sich Sorgen.
„Ich sollte mich hinbeamen und sie suchen!", sagte Chris entschlossen und sprang aus seinem Stuhl, doch wurde er von Piper zurückgedrückt. Sie ging schon seit einer Weile auf und ab. Sie war sichtlich nervös.„Du bleibst hier!"
„Wieso!", empörte sich Chris.
„Weil sie in Afrika sind und du keine Ahnung hast wo sie sind, und bevor wir dich dann auch noch suchen müssen mein Junge, bleibst du hier!"
Eine seltsame Stille machte sich breit als Piper „mein Junge" gesagt hatte. Chris sah ihr lange in die Augen, und etwas seltsam warmes glühte in ihm auf. Doch er zwang sich dieses Gefühl runterzuschlucken und verschränkte trotzig die Arme.
Piper sah ihn verwirrt an, dann wandte sie sich zu Phoebe, die mit dem Kristallpendel und einer Karte von Afrika an dem Tisch lehnte. „Und?"
„Nichts.", sagte sie knapp und lies das Pendel auf die Karte fallen. „Absolut nichts."
„Nicht mal Prue!", hackte Piper ungläubig nach. Phoebe schüttelte den Kopf. Piper stöhnte besorgt und verschränkte die Arme. Sie sah zu Wyatt, der auf dem Boden mit einigen Bauklötzen spielte, dann kam ihr eine Idee. Schnurstracks ging sie zu ihrem Sohn und nahm ihn hoch. Dieser freute sich sichtlich über die Aufmerksamkeit.
„Na Wyatt, wollen wir Daddy besuchen?", fragte die Mutter und sah ihren Sohn an, dann blickte sie zu ihren Schwestern, die sofort begriffen und das grinsen anfingen.
Wohin sie Wyatt gebeamt hatte, wussten sie nicht, doch sie vertrauten darauf, dass er sie zu seinem Vater bringen würde. Die Sonne war gerade untergegangen und ein eiskalter Wind durchzog die weite Steppe, die sonst tot schien. Nur einige hohe Gräser und vereinzelte Bäume waren zu sehen, keine Prue, kein Leo.
„Wo hast du uns hingebracht Wyatt?", fragte Piper mehr sich selbst als wirklich ihren Sohn.
„Das ist Afrika, aber irgendwie kommt es mir so, normal vor.", sagte Paige und Phoebe sah sie verwirrt an. „Was meinst du?"
Ihre Schwester lachte verlegen. „Ich kenne Afrika nur vom Fernsehen, ich dachte hier würden überall Löwen, Tiger und Gnus rumlaufen."
Phoebe sah sie grinsend an. „Tiger gibt's nur im Dschungel." Paige streckte ihr trotzig die Zunge raus, und ihre Schwester wollte gleich loszanken, doch unterbrach sie Piper mit einem deutlichen Zischlaut.
„Hier ist etwas...", sagte sie leise und ihr Sohn schien es aus zu spüren. Ganz plötzlich spannte er seine Schild auf und wehrte so einige Feuerbälle ab, die auf seine Mutter abgefeuert wurden. Sofort sprangen Paige und Phoebe zu ihrer älteren Schwester in den Schild und machten sich kampfbereit. Wyatts Schild verschwand.
„Ein Dämon?", sagte Paige angespannt.
„Nein, nicht direkt...", sagte Phoebe resignierend. „Das waren Feuerbälle der Quelle."
Sofort wurden ihre Schwestern noch angespannter.
„Bist du sicher!"
Ein sarkastisches Lachen kam als Antwort. „Ich war mit ihr verheiratet und hab mich von ihr Schwängern la..." Mitten im Satz wurde sie unterbrochen. Dutzende von Feuerbällen schossen aus allen Richtungen auf die Hexen nieder, und Wyatts Schild konnte nur mit Mühe alles abwehren. Der Junge schrie auf. Es war zu anstrengend für ihn.
„Wenn er uns jetzt nach Hause beamt, folgt uns es uns vielleicht!", schrie Phoebe. Sie versuchte einige der Feuerbälle zurückzuschicken, doch ohne ein direktes Ziel, konnte sie ihre Empathie nicht nutzen.
Piper verstand. Sie richtete ihren Blick in Wyatts Augen, die voller Tränen warn, doch der Junge verstand die leisen Worte, die seine Mutter sagte.
„Das Feuer um uns brennend heiß,
kleiner Wyatt mit all deinem Fleiß,
geschützt du uns hast, doch nun befreit,
geh nach Hause in Sicherheit."
Ein Lächeln huschte über Pipers Gesicht, als der Zauberspruch ihren Sohn sicher nach Hause brachte. Sie wusste, dass dieser Zauber seine Kräfte blockieren, und ihr schützen würde, bis sie wieder nach Hause kommen würde. Einige Sekunden nachdem der Junge verschwunden war, brach auch sein Schild zusammen und die Schwestern machten sich bereit, doch auch das Trommelfeuer versiegte.
„Was ist hier los?", fragte Phoebe angespannt. Plötzlich schoss ein Feuerball aus einem Gebüsch, doch Paige konnte ihn abfangen und zurückschicken. Der Gestrüpp verbrannte, doch dort war nichts, außer einem kleinen Holzapparat, an dem ein Kristall angebracht war.
Ohne sich zu trennen schlichen sich die Hexen zu diesem Ding und Phoebe hob es auf.
„Es sieht aus wie ein Selbstauslöser. Der Kristall wurde vorher mit den Feuerbällen aufgeladen und er feuerte sie nach und nach ab." Plötzlich kam den Schwestern die Idee und Paige befahl alle Apparate in der Umgebung her.
„Es war eine Falle.", sagte sie schließlich, als sie auf den Berg von Angriffsmaschinen sah.
Dann explodierte sie förmlich: „Wyatt!"
Sie wollten sich nach Hause beamen, doch unterbrach sie eine Stimme:
„Ich will nichts von dem Kleinen."
Sofort richteten sich die Blicke der Hexen auf den Schatten eines Baumes, der seltsam dunkel wirkte. Langsam erschien dort eine Gestalt. Eine junge Frau, nicht viel älter als Chris es war, doch sie schien etwas seltsam. In ihrem Gesicht war eine seltsame Zeichnung, die einem Tattoo ähnelte, doch auch natürlich wirkte. Sie trug eine braune Lederweste und nur extrem kurze Lederhosen, die hoch bis zu der Hüfte reichten. Ein fast schon riesig Wirkender Gürtel hing ihr mehrmals um die Hüften gelegt bis zum Oberschenkel runter. An ihm waren mehrere Kristalle, Messer und Elixiere angebracht.
Kess legte sie die linke Hand in die Hüfte und lächelte die Hexen an.
Sie wirkte nicht bedrohlich, nicht wie ein Dämon oder Warlock, sie schien irgendwie ganz nett, obwohl sie ganz klar der Angreifer war.
„Wer, ...bist du?", fragte Phoebe. Sie torkelte etwas, die Schwingungen die dieses Mädchen aussendete, waren fast zuviel für sie. Sie spürte ein seltsam warmes Gefühl im Bauch, etwas vertrautes, familiäres, und doch auch Angst. Es war die Sorte von Angst, die man hat, wenn man jemand völlig Neues kennen lernt, aber schon vorher weis, dass diese Person wichtig ist, wie als würde man, einen alten Freund wiedersehen.
„Ich warne dich, du legst dich hier mit den mächtigen Drei an!", drohte Piper und hob die Hände. Das Mädchen grinste herausfordernd und machte eine einladende Bewegung, die auf Piper eher provozierend wirkte.
„Versuchs ruhig.", sagte sie dann, und Piper platzte der Kragen.
„Na schön..." Sie machte ihre Handbewegung und wollte sie sprengen, doch das Mädchen machte eine ablenkende Bewegung mit dem Arm und ein purpurnes, kleines Schild glühte an ihrem Handgelenk auf und einige Meter weiter explodierte ein Felsen.
Erschrocken starrte Piper auf den Arm der jungen Frau, die ihre rötlichen Haare straff mit einem Lederband zurückgezogen hatte. An ihrem Arm war eine Art Band aus Metall, indem ein Kristall eingearbeitet war.
„Empathiet – Kristalle.", sagte sie knapp und grinste. „Sie lenken genau wie Phoebes Kräfte Angriffe ab." Sie lachte zu der Hexe und Piper wurde wütender. Immer und immer wieder versuchte sie das dämonische Wesen erstarren zu lassen oder zu sprengen, doch jedes Mal wurde der Angriff abgelenkt.
„Lass es, sonst lenke ich's mal zu euch.", sagte sie grinsend.
Eine seltsame Stimmung machte sich breit. Phoebe war ganz benommen von den Schwingungen, die so eine bewegte Vergangenheit vermuten ließ. Sie spürte Liebe, Angst und Wut, und immer wieder ein seltsam vertrautes Gefühl.
„Wer bist du!", blaffte Piper. Sie fühlte sich herausgefordert. Sie legte ihr Triumphlächeln auf und verschränkte die Arme.
„Nennt mich Patrice."
Wie sie den Namen aussprach, brachte Phoebe fast zum schreien. Das bekannte Gefühl wurde immer stärker, und ihr Magen verkrampfte sich fast. Sie torkelte einige Schritte zurück.
„Alles in Ordnung!", sagten Paige, Piper und die dämonische Patrice wie aus einem Mund. Sofort richteten sich die Blicke auf das Mädchen. „Was soll das! Willst du uns jetzt töten oder nicht!"
Patrice grinste frech und sagte mit einer herausfordernden Stimme:
„Ich will sehen, was die Mächtigen Drei so drauf haben, auch wenn sie zurzeit nicht ganz bei sich sind."
Die Schwestern verstanden nicht. Woher wusste sie, dass die Macht der Drei aufgehoben war! Doch für weitere Fragen war keine Zeit. Mit einem Gewaltigen Satz, der eher an Fliegen erinnerte, sprang Patrice über die Schwestern und feuerte mehrere Feuerbälle auf sie, doch Piper ließ sie erstarren und feuerte gleich zurück. Dieses mal konnte die junge Frau den Angriff nicht ablenken, doch trotzdem wurde sie nur oberflächlich weggeschleudert. Doch anscheinend störte sie das recht wenig. In der Luft machte sie einige Salti und landete auf dem Ast, eines verdorrten Baums.
„Nicht schlecht.", sagte sie.
„Du auch nicht." Pipers Kampfgeist glühte auf. „Paige, Phoebe..."
Ihre Schwestern verstanden und obwohl Phoebe diese Gefühle nicht loswurde, griff sie an. Sie rannte auf Patrice zu und sprang ebenfalls wie das Mädchen mehrere Meter in die Höhe und scheuchte sie so vom Baum. Ohne großes Zucken sprang sie von dem mehrere Meter über dem Boden hängenden Ast. Phoebe sprang ebenfalls runter und nutzte ihre Levitationskräfte, um sicher zu landen. Ein heftiger Kampf entbrach, und Phoebe schlug immer wieder nach dem kleinere Mädchen, doch diese wich einfach aus. Die Hexe verstand nicht, doch sie hatte keine Zeit mehr, die zweite Phase des Plans war jetzt an der Reihe. Mit einem kräftigen Schlag drängte sie Patrice zurück und sprang in die Höhe, um den Feuerbällen, die Piper zuvor hatte erstarren lassen, den Weg freizumachen. Die junge Frau erschrak und versuchte sich mit ihrem Armen zu schützen, doch trafen sie alle Bälle mit voller Wucht und sie wurde mehrere Meter zurückgeschleudert.
„Ha!", lachte Paige triumphierend, doch ihre Freunde war verfrüht. Als sich der Staub legte, sah sie, wie Patrice einfach wieder aufstand und sich den Dreck abklopfte.
„Ok, das war gut.", sagte sie und schien schon fast froh darüber. „Weiter?" Sie legte den Kopf herausfordernd an und Piper ging voll darauf ein. Langsam ging sie auf Patrice zu und feuerte immer wieder Ladungen ihrer Zauberkraft gegen die junge Frau, doch diese wich mit geschickten Bewegungen und Sprüngen aus.
„Wie kann sie meiner Zauberkraft ausweichen!", rief Piper, während sie immer stärkere Ladungen abfeuerte. Das rothaarige Mädchen lachte laut und machte Salti, Sprünge und Drehungen, die wie ein Tanz aussahen.
„Piper, genug!", sagte Paige, doch ihre Schwester hörte nicht. Erst, als Patrice einen einzelten Feuerball abfeuerte, der ohne Probleme zu Piper vordrang, hörte diese auf.
„Was war das denn!", blaffte sie die Jüngere an. „Das hat ja kaum wehgetan!"
„Ich wollte dich ja nicht töten!", sagte diese höhnisch. „Ich will nur ein wenig Spaß."
„Genug mit Spaß, jetzt wird's ernst!", fauchte Piper und setzte im Rhythmus ein:
„Sturm der Steppe jetzt und hier,
beschwöre ich dich um zu helfen mir,
vernichte den Feind für alle Zeit,
nur das Gute sei gefeit!"
Doch nichts geschah. Piper wich etwas zurück. „Was zum..? Warum passiert nichts!"
„Du hast es selbst gesagt.", begann Patrice und verschränkte die Arme. Über ihr Gesicht ging ein strahlendes Lächeln. „Nur das Gute sei gefeit."
Piper sah sie entgeistert an. Doch sie fing sich nach einer Schrecksekunde. Sie wollte gerade wieder losscheißen, als sie eine bekannte Stimme zurückhielt.
„Piper, warte!" Schnell drehte sie sich um und sah ihren Ex-Mann, der mit Prue einige Meter weiterstand und sie angrinste.
„Leo...was?"
Der Älteste und die ehemalige Tote kamen näher und ihr Gesicht glühte förmlich vor Lachen. Sie hatten das Spektakel mit angesehen und sich einen Spaß daraus gemacht, Piper, Paige und Phoebe kämpfen zu sehen, natürlich hatte Prue vorher einen Bannkreis gewirkt, dass die Kräfte ihrer Schwestern nicht tödlich auf die junge Patrice wirken könnten.
„Was ist hier los!", fauchte Piper ihren Ex-Mann an. Dieser sah sie freudig an.
„Nur ein kleiner Spaß. Patrice wollte sehen, wie die legendären Mächtigen Drei kämpfen." Ein nickte zu der jungen Frau, die jetzt ebenfalls lachend näher kam. Paige sah sie verwirrt an. Je näher sie kam, desto mehr erinnerte sie an ein Mischwesen aus Katze und Mensch. Ihre Gesichtszüge, ihre eleganten Bewegungen und vor allem, die goldig schimmernde Haut, die aussah wie Fell machten sie irgendwie dämonisch, ohne böse zu wirken.
Sie stellte sich auf Leos und Prues Seite, ihnen Gegenüber Piper und Paige. Phoebe stand einige Meter zurück. Sie wusste nun was dieses Gefühl zu bedeuten hatte.
„Piper, Paige, Phoebe...", begann Prue und legte eine Hand auf den Rücken des grazilen Wesens. „Darf ich euch Prudence Patrice Halliwell vorstellen, sie ist..."
„Meine Tochter", vollendete Phoebe den Satz und die Blicke ihrer Schwestern richteten sich auf sie.
„Deine...", begann Piper und Paige vollendete: „Tochter!"
