Kapitel 4: NEIN!
„Nein, nein und nochmals nein!"
Piper war wie so oft in letzter Zeit stocksauer. Sie stampfte durch das Wohnzimmer und gestikulierte so wild mit den Armen, dass die anderen Angst hatten, sie könnte das Haus in die Luft jagen. „Ihr verkorkst unsere ganze Zeitachse!"
„Piper, es geht nicht anders. Im Jenseits konnten wir ganz leicht von einer Zeitebene in die andere Blicken, und verschiedene Möglichkeiten durchspielen, und es geht wirklich nicht anders!" Prue saß auf dem großen Sessel und hatte die Beine überschlagen. Seit sie wieder im Diesseits war, trug sie immer nur ihre alten Kleider. In den anderen Welten, in denen sie Dämonen vernichtet hatte, hatte sie immer nur Kampfkleidung getragen. Sie sah lächelnd zu Patrice, dem anscheinend jüngsten Mitglied der Familie. Sie hockte ohne Mühe auf der Lehne eines Stuhls. Es schien ihr keine Probleme zu bereiten, das Gleichgewicht zu halten.
„Wie machst du das eigentlich?", fragte Paige sie. Die Hexe stand neben dem Halbblut stupste sie leicht mit dem Finger an.
„Alles eine Frage des Gleichgewichts.", antwortete diese und lächelte fröhlich. „Ach ja, und du musst ein halber Dämon sein." Frech grinste sie ihre Tante an.
„Prue,", Piper war außer sich." Du kannst doch nicht einfach eine Nichts von uns aus einer parallelen Welt hier herbringen! Sie gehört nicht in diese Dimension! Sie gehört in die Welt, in der Cole und Phoebe sich nie getrennt hatten!"
Nachdem sie alle aus Afrika zurückgekehrt waren, hatte Prue ihnen alles mit Patrice erklärt. Sie war im Gewissen Sinne die Tochter von Cole und Phoebe, jedoch nicht aus dieser Welt. In einer parallelen Welt wurde Cole zwar zur Quelle, als die Mächtigen Drei die alte Quelle getötet hatten, er wurde jedoch nicht böse, und Phoebe hatte sich niemals von ihm getrennt. So wurde Patrice geboren, und nach einigen Überredungskünsten von Prue, die auch in dieser Welt gestorben war und wiederauferstanden war, hatten Phoebe und Cole zugestimmt, dass ihre Tochter in dieser Welt hilft, das Böse zu vernichten. Schließlich gab es in ihrer Welt kaum noch wirklich böses, Cole hatte die Unterwelt voll im Griff und die Mächtigen Drei führten dort ein normales Leben
Prue hatte erklärt, dass aus irgendeinem Grund nur die Kräfte der Quelle auf ihn übertragen wurden, nicht jedoch ihr böser Geist. So ist in Patrice Welt Cole die Quelle alles Bösens, ohne böse zu sein.
„Und ich... ich meine mein Ich in deiner Welt und Cole sind glücklich verheiratet?", fragte Phoebe. Sie stand gegen die Wand gelehnt da und versuchte, das alles zu Verdauen. Patrice sah sie lachend an.
„Jap, zwar streitet ihr oft, doch eigentlich seit ihr nie zu trennen." Sie grinste dem Abbild ihrer Mutter ins Gesicht. Sie wusste, dass es nicht wirklich ihre Mutter war.
„Und was ist mit Wyatt, habt ihr in eurer Welt nicht das „Problem" mit ihm?", fragte Piper.
Ihre Nichte schüttelte den Kopf. „Er war nicht der Erstgeborene. Ich war es."
„Und warum bist du nicht böse?" Paige saß mit Leo und Wyatt auf der großen Couch. Der Junge lag auf dem Schoß seines Vaters und schlief friedlich. Piper setzte sich auf die Armlehne neben ihm.
„Weil ich nun mal mit meiner Macht umgehen konnte. Und weil...", Patrices Gesicht verdunkelte sich etwas. „Weil ich eine glückliche Kindheit hatte."
Eine bedrückte Stimmung machte sich breit, bis Piper aufsprang,
„Nein! Genug! Wir leben in verschiedenen Welten und du wirst sie zurückbringen!"
Sie zeigte auf Prue.
„Piper du verstehst nicht, wir brauchen sie!", Prue schien zu verzweifeln. „Wir brauchen eine neue Macht der Drei, eine Mächtigere, eine Zeitlose!" Niemand verstand wirklich was sie sagen wollte, also fuhr sie fort.
„Es ist so: Wyatt ist deswegen so stark, weil er zum einen der Erstgeborene und zum anderen in der 100. Generation der Halliwells geboren wurde. Die ganze Macht unserer Familie liegt in ihm!"
„Wieso!", hackte Piper nach.
„Weil er eigentlich geboren wurde, um den Frieden zwischen Gut und Böse endgültig einzuläuten!"
„Aber?" Dieses Gespräch entwickelte sich mehr und mehr zu einem Verhör, indem Piper die Lampe in Prues Gesicht hielt. Die Älteste der Halliwells seufzte und stand auf.
„Piper...", sie schien über ihre Worte gründlich nachzudenken. „Chris irrt sich. Wyatt wird nicht böse, weil er verzaubert oder verführt wurde, er wird böse, weil er..."
„Sei still!", befahl Piper und die alte Wanduhr explodierte. Alle schreckten hoch, nur Patrice und Wyatt schien das nicht zu erschrecken. Das Halbblut beobachtete das Spiel mit Interesse, während der Kleine sich nicht an der Explosion oder der Diskussion störe und weiterschlief.
„Das ist nicht wahr!", sagte die besorgte Mutter und hob den Zeigefinger. „Wyatt ist nicht böse..."
Stille machte sich breit, bis Piper wieder die Stimme erhob. „Chris beweg deinen Hintern hierher!" Und prompt gehorchte der junge Wächter des Lichts, der während der ganzen Zeit weg war. Er hatte „etwas zu erledigen". Die Schwestern hatten es schon lange aufgegeben nachzufragen.
„Was ist los!", fragte er verwirrt in die Runde. Sein Blick wanderte von Wyatt, über Piper zu Patrice, die immer noch neugierig auf dem Stuhl hockte und fröhlich grinste. „Wer ist das?"
„Prudence Patrice Halliwell, Phoebes und Coles Tochter aus einem parallelen Universum, hergebracht von der eben wieder zum Leben erwachten Prudence Halliwell, die somit meinen Sohn in der Zukunft vernichten will.", erklärte Piper prompt. Chris schien verwirrter als zuvor. Er starrte zu dem Halbdämon, der ihn fröhlich ansah. „WAS!"
„Egal.", Piper winkte ab. „Erklär ihnen, dass Wyatt von einem Dämon zum Bösen gezwungen wird, sag es ihnen!" Chris sah Piper an, dann verdunkelte sich sein Gesicht.
„Chris, sag es ihnen!" Piper schien verzweifelt.
„Ich kann es dir nicht sagen.", antwortete Chris und sah traurig zu Boden.
„Hör auf mit dem Scheiß! Ich will die Wahrheit, keine Geheimnisse mehr, sag mir welcher Dämon ihn böse macht!"
„Piper ich kann es dir nicht sagen, weil ich es nicht weiß!"; schrie Chris. Noch nie hatten die Schwestern ihn so schreien gehört. Es war keine Wut, sondern Verzweiflung. Die gleiche Verzweiflung die auch Piper in ihrer Stimme hatte. „Ich weiß es nicht... Ich kam in die Vergangenheit ohne eine blasse Ahnung was ich hier tun wollte... oder konnte. Ich bin hierher geflohen!"
Chris Augen wurden glasig und die erste Träne rann über seine Wange. „Wyatt wollte mich töten, ich habe das Portal hierher geöffnet, weil ich Angst vor ihm hatte ..."
Plötzlich durchzog ein Erkenntnisschrei das Haus. Patrice war aufgesprungen und strahlte über Beide Ohren.
„Jetzt weis ich es! Natürlich! Ich weis wer du bist!", schrie sie auf. Sowohl Chris als auch Prue wurden kreidebleich. „Du bist...!" Noch bevor sie zu Ende reden konnte waren Chris und Prue aufgesprungen und der schwarzhaarige Wächter des Lichts hatte sie alle weggebeamt. Zurück blieben die anderen Halliwells und Leo, die verdutzt auf die Stelle starrten, wo eben noch der halbe Dämon, Chris und Prue gestanden haben.
„...Wyatts kleiner Bruder!", sagte Patrice, doch sie stutze. Sie sah sich um. Sie, Prue und Chris standen in einem kleinen Raum, der wenig aufgeräumt schien. Überall Kleidung und eine alte Matratze, die wohl ein Bett darstellen sollte.
„Patrice, du solltest doch die Klappe halten!", blaffte Prue. Die Jüngere schien geknickt und katzbuckelte einige Schritte zurück. „Sorry..."
Chris sah sie fast schon panisch an. „Du weist es!"
Die Hexe drehte sich zu dem kreidebleichen Wächter des Lichts um und lächelte.
„Natürlich. Du bist Wyatts kleiner Bruder Chris, zweiter Sohn von Leo und Piper und Anführer der zukünftigen Macht der Drei."
Der Jüngere sah verdutzt in die blauen Augen seiner Tante. „Bitte was soll ich sein?"
Sie lächelte und hinter ihr sprang Patrice auf ihren Rücken.
„Du wirst die Macht der Drei Anführen, Chris."
Der junge Mann stockte, dann torkelte er einige Schritte zurück und lies sich aufs Bett fallen.
„Ach übrigens...", begann Prue. „Runter von meinem Rücken! Ich hab dir tausendmal gesagt, dass du das nicht machen sollst!" Wieder katzbuckelte die Jüngste etwas zurück.
„Prue?", kam es kleinlaut von Chris. Seine Tante drehte sich liebevoll schauend zu ihm und hockte sich auf gleiche Augenhöhe. „Ja?"
„Nein." Wütend sah er in die sanften Augen der Ältesten und beamte sich weg.
„Boa, das war frech...", kam es von Patrice, die sofort mit einem bösen Blick von Prue bestraft wurde.
„Chris ist was!", fragte Piper in die Runde, doch niemand konnte ihr eine Antwort geben. Plötzlich machte Leo sein Jinglegesicht.
„Was? Du bist ein Ältester, du jngelst hier, nicht die Andren!", blaffte Piper. Doch Leo schien besorgt. „Scheint wichtig zu sein, sonst würden sie mich nicht rufen..."
Er sah bittend zu seiner Frau, die sich schließlich breitschlagen ließ. „Ok, ok, ok hau ab!"
Sie nahm ihm sanft Wyatt aus den Armen und er verschwand durch die Decke.
„Ich bring ihn schnell hoch...", sagte Paige leise. Das sie sich jetzt alle bemühten ruhig zu sein, wo sie davor rumgeschrieen hatten, kam keinen wirklich seltsam vor.
„Chris ist...", wiederholt Phoebe, die jetzt aufstand und die Arme verschränkte. „Chris ist vieles, was wir nicht wissen." Piper sah sie fragend an.
„Nun, ja. Er kam aus der Zukunft um zu verhindern, dass Wyatt böse wird, aber wieso? Was hat er mit unsrer Familie zu schaffen und vor allem, wie konnte er ein Portal erschaffen, dass in unsere Zeit reicht?" Die Ältere stimmte zu.
„Und außerdem braucht man viel Energie und Zauberkraft ein solches Portal zu öffnen, nicht einmal wir könnten länger in der Zukunft oder Vergangenheit bleiben als ein Paar Stunden."
Paige kam wieder die Treppe runter. Sie schien über etwas nachzudenken, was jedoch nicht verwunderlich schien, nachdem was in den letzten 48 Stunden passiert war: Prue, die von Shanks getötet wurde, ist wieder zum Leben erwacht, die Macht der Drei wurde aufgehoben, Richard entpuppte sich als Warlock, den Paige vernichten musste. Jetzt ist auch noch so ein Halbdämon aus einem parallelen Universum ausgetaucht, der anscheinend die Tochter von Cole und Phoebe ist und Chris ist etwas, was niemand wissen soll...
„Vielleicht sollten wir mal bei Chris Zuhause nachschauen...", murmelte sie mehr zu sich selbst als zu den Anderen, doch diese fassten die Idee sofort auf, doch plötzlich überkam die Schwestern etwas. „Wo wohnt Chris eigentlich?"
Sie hatten sich noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, er war einfach da. Auf einmal überkamen die Schwestern Schuldgefühle. Erst jetzt bemerkten sie, dass Chris sie nicht nerven oder ihr Leben zerstören wollte, er wollte Wyatt wirklich beschützen und sie haben die ganze Zeit nur auf ihm rumgehackt.
„Oh mein Gott...", sagte Phoebe plötzlich und ihre Schwestern wurden hellhörig.
„Wie konnten wir nur so grausam sein..."
„Was meinst du?", fragte Piper.
„Habt ihr nicht bemerkt, wie schlecht Chris aussah. Von Tag zu Tag sah er müder, abgeschlaffter und kranker aus." Ich Gesicht verdunkelte sich deutlich. „Wie konnten wir nur so... kalt sein?"
„Wir hatten Wichtigeres zu tun, z.b. Wyatt beschützen, oder die Welt retten.", sagte Piper kühl und Phoebe sah sie strafend an.
„Wie kannst du das sagen? Chris hat uns geholfen wo er konnte ohne, dass wir ihn genauer kennen! Wir haben ihn weggestoßen, verdächtigt und misstraut, aber er blieb uns treu! Und wir konnten ihm nicht einmal anbieten bei uns zu wohnen..."
Nun fühlte auch Piper die Schuldgefühle in sich aufkochen. Phoebe hatte recht, sie waren wirklich grausam gewesen.
„Chris, unser Engel, guter Geist,
ständig ist dein Herz verreist,
Blicke in dich sind uns verwehrt,
drum bringt und nun zu seinem Heim und Herd...", murmelte Paige und in hellen Kugeln wurden die Hexen weggebeamt, doch sie erschienen genau dort wieder, wo sie verschwunden warn.
„Netter Spruch, etwas kitschig, aber nett...", lobte Piper, doch stutzte sie." Sind wir in der Zeit gereist?" Phoebe winkte ab und zeigte auf die Fernsehzeitschrift, die zwar nicht aktuell war, jedoch aber nicht aus der Zukunft.
„Und wieso sind wir dann wieder zu Hause?", hackte Piper nach, und plötzlich kam es allen. Wie eine Erleuchtung erhellten sich ihre Gesichter und Paige und Phoebe sahen auf Piper, dann auf ihren Bauch.
„Oh, nein!", sagte diese und machte einen Schritt zurück. Phoebe und Paige grinsten sie an.
„Nein, nein, nein!" Piper schüttelte mit dem Kopf und stieg auf die erste Stufe der Treppe, als wolle sie vor ihren Schwestern fliehen.
„Doch.", sagte Paige knapp und ihr Grinsen wurde breiter. Piper schüttelte wieder den Kopf.
„Nein!"
„Doch."
Erschrocken drehte sich Piper um und sah Chris oben an der Treppe stehen. Plötzlich überkam sie ein warmes, glückliches Gefühl, dort stand wirklich nicht mehr der nervtötende, besessene Fremde aus der Zukunft, dort stand ihr Sohn Chris.
„Chris...", murmelte sie und sah in seine tiefen grünen Augen. Erst jetzt erkannte sie die vielen Ähnlichkeiten. Er hatte ihr Kinn, und ihre Nase, seine Haare, die immer so aussahen, wie als währe er gerade aufgestanden, hatte er auch zum größten Teil von ihr. Doch seine Augen hatte er von seinem Vater. Nicht die Farbe, sondern das Glitzern, der leuchte Schein, der sofort jedem ein Gefühl der Geborgenheit gibt. Und kaum waren diese Gefühle in ihr erwacht, sah sie erst wie sehr er litt. Die tiefen Ringe unter den Augen, die selbst trüb und müde wirkten. Die fahle Haut, die zu wenig Nährstoffe bekam. Piper konnte sich nicht erinnern, ihn je essen gesehen zu haben, außer von dem Fest neulich. Nun erkannte sie auch seine magere Gestalt. Er wirkte geschwächt, krank, gar nicht gut.
Wieder flüsterte sie seinen Namen, und zum ersten Mal hörte es sich mütterlich an.
„Doch wenn du und Leo nicht bald wieder zusammenkommt, bin ich nicht für lange dein Sohn."
„Sohn...", wiederholte Piper.
Lange Zeit standen sie einfach so da und sahen sich an. Wie zwei Fremde, die jedoch spürten, dass sie zusammengehörten. Chris wurde sichtlich rot. Ihm war es etwas unangenehm, dass jetzt das Geheimnis aufgedeckt wurde. Ganz plötzlich, ohne Vorwarnung erhielt Chris einen leichten Stoß von hinten, der ihn fast fallen lies, doch Piper schnellte hoch und fing ihren Sohn auf. Wieder standen sie eine ganze Weile so da. Er genoss die lang vermisste Wärme seiner Mutter. Er saugte sie förmlich ein, die Gefühle, wie als hätte er Angst sie wieder zu verlieren, und wieder flossen Tränen im Hause Halliwell, doch dieses mal, waren es Freudentränen eines Sohnes.
Phoebe lächelte Prue zu, die sich unbemerkt neben Paige und sie projektiert hatte, und die Chris mit ihrer Zauberkraft den entscheidenden Stoß gegeben hatte.
Sie gab einen deutlichen Hustenlaut von sich, um Mutter und Sohn nach einer halben Ewigkeit wieder in die Realität zu holen.
Sofort fing sich Chris wieder und richtete sich auf. Schnell wischte er sich die Tränen ab und versuchte seine Fassung wiederzubekommen. Dieses Benehmen entlockte Piper ein kleines Freudenlächeln. Wenigstens wurden nicht alle ihre Kinder böse...
„Ich will ja nicht sonderlich stören, aber wir bräuchten eine Mitbeamgelegenheit.", sagte Prue und strahlte über beide Ohren zu Chris und Piper hoch.
„Klar, ich komme gleich...", sagte Chris, doch Paige winkte ab.
„Du bleibst bei deiner Mutter." Man konnte sehen wie sowohl Chris, als auch Pipers Herz einen kleinen Sprung bei dem Wort „Mutter" machte. „Ich kümmere mich drum."
Sie wollte Prue bei der Hand nehmen, doch diese lächelte und verschwand in einem rötlichen Schimmer. Paige sah verwirrt zu Phoebe, die ihr Prues Astralprojektion erklärte. Nach einem erleuchteten „Ah" beamte sie sich schließlich ins P3, wo Chris sein Zimmer eingerichtet hatte.
„Es ist ja wohl klar, dass du jetzt hier einziehst, Chris.", sagte Phoebe knapp, und der Jüngere sah verlegen zu Boden.
„Die Frage ist nur noch wo...", murmelte Phoebe leise, und grinste scheinheilig nach oben zu ihrem Neffen und ihrer Schwester.
Nach einer Weile kamen auch Prue, Paige und Patrice zurück und strahlten Piper und Chris an.
Das Halbblut sah verlegen zu ihrem Cousin.
„Tut mir leid, ich hab vergessen, dass es ein Geheimnis ist."
Dieser lächelte sie an. Irgendwie schien jetzt eine Last von seinen Schultern gefallen zu sein. Sein ganzer Körper schien sich jetzt zu entspannen und wieder zu regenerieren.
„Ach herrje.", brach es plötzlich aus Piper. „Leo weis ja noch nichts!"
Alle Halliwells fingen nun kollektiv an zu grinsen, und nach einiger Besprechung, war der Plan ausgetüftelt. Piper fing an:
„Leo!" Alle lachten schon vor Vorfreude. Sie wollten ganz normal spielen, und beiläufig würde Chris seinen Vater auch Vater nennen, doch der Älteste kam nicht. „Leo?"
Langsam machte sich Piper sorgen. „LEO!"
„Was ist da los?", fragte sie in die Runde, doch nur Ratlosigkeit. „LEO!"
Erst nach dem letzten Rufen regte sich etwas und ein altbekanntes, summendes Geräusch kündigte die blauen Funken an, doch es war nicht Leo. Es war eine junge, blonde Frau, die panisch in die Runde sah.
„Helft mir!", schrie sie und sofort erfuhren die Halliwells auch, wobei sie Hilfe brauchte. Hinter der Frau hatten sich mehrere Wächter der Dunkelheit hergebeamt und feuerten ihre Pfeile ab. Piper reagierte geistesgegenwärtig und ließ zwei Wächter explodieren, während Paige und Prue die Pfeile zurückschickten und die restlichen Angreifer erledigten. Die junge Wächterin des Lichts viel auf die Knie und sah dankbar zu den Halliwells.
„Was ist passiert!", fragte Phoebe, die sich schützend vor ihre widerwillige Tochter gestellt hatte. Zwar wusste sie, dass die Pfeile der Wächter der Finsternis nur den Wächtern des Lichts gefährlich werden könnten, doch es war eine Art Mutterinstinkt. Patrice sah drängte entnervt die Hexe weg. „Ich kann auf mich aufpassen! Bin ein Dämon, schon vergessen?"
„Halb – Dämon .", korrigierte Phoebe und sah ihre parallel- Universum- Tochter an.
„Ich weis es nicht. Plötzlich waren sie da, überall. Mein Schützling ist verletzt, ich brauche Hilfe!", bat die Frau. Piper half ihr hoch und versuchte zu beruhigen:
„Ganz ruhig, wir kümmern uns darum."
Sie drehte sich zu ihrer Familie, und erkannte hier eine Macht, die weitaus größer war, als die Macht der Drei: Die Macht der Halliwells. Sie sah auf ihre Schwestern, Prue, Paige und Phoebe, in deren Augen die erprobte Kampflust funkelte. Sie sah auf ihren Sohn Chris, der immer noch seltsam berührt schien, wenn sie ihn ansah, und sie blickte in Patrice funkelnde Augen, die zwar weniger Erfahrung, nicht jedoch weniger Kampfgeist hatten, als die der Schwestern. Ja, das war die neue Macht des Guten, vor der sich das Böse in Acht nehmen musste, dass war die geballte Macht von sechs Halliwells.
„Ja, wir machen das schon.", sagte Piper schließlich stolz. „Das ist unser Job."
