Beyond the seaside

Kap: 10

Abschied?

Am nächsten Morgen saßen die Halliwells unten im Wohnzimmer. Es herrschte, wie so oft in letzter Zeit, eine seltsam bedrückte Stimmung. Leo saß mit Piper und Chris auf dem hellen Sofa, während Wyatt auf dem Schoß seines Bruders lag und schlief. Der junge Wächter des Lichts streichelte sanft über seine Wangen und lächelte. Paige und Prue saßen ihnen gegenüber, und Phoebe saß auf dem großen Sessel, während Patrice auf der Lehne des Sessels hockte. Keine sagte ein Wort, es war genauso, wie in der Nacht, als Prue zurückgekehrt war und sie alle ihr Wiedersehensessen hatten.

„Und wann soll er kommen?", fragte Paige nervös. Seit sie gehört hatte, dass ihr Sohn aus der Zukunft gekommen war, fühlte sie sich total irritiert. Hinschwärend kam noch dazu, dass der Schwangerschaftstest, den sie vor kurzem gemacht hatte positiv ausfiel, was eigentlich völlig logisch war.

„Er müsste eigentlich bald hier sein, er legt sehr viel Wert auf Pünktlichkeit.", antwortete Prue und fügte hinzu: „Und auf Höflichkeit."

Patrice lachte kurz auf. „Von wegen..."

Der kleine Wyatt meldete sich kurz mit einem zufriedenen Gähner zu Wort, dann drehte er sich um und schlief weiter. Chris beobachtete seinen Bruder und ein ungewöhnlich warmes und glückliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Piper stimmte in das Lächeln ein und strich ihm sanft durch die Haare. Endlich fühlte sie die gleiche Wärme zwischen sich und Chris, wie sie es bei Wyatt und sich fühlte.

Patrice hatte einen Feuerball in der Hand und spielte gelangweilt damit rum.

„Wann geht's denn endlich los?", fragte sie.

„Wenn Ben da ist. Und ich diesen dämlichen Spruch gefunden habe!", antwortete Prue und blätterte wild in dem Buch der Schatten.

„Und du solltest langsam anfangen nach dem Gegenspruch im Buch der Dunkelheit zu suchen!", fügte sie hinzu und Patrice sprang genervt von ihrem Sitz. Sie sah zu dem Familienglück auf dem Sofa und schüttelte den Kopf. Sie mochte zwar die Familie und liebte es mit ihren eigenen Eltern etwas zu unternehmen, aber so etwas, was Chris und seine Eltern da machten war deutlich zuviel für ihren Geschmack. Schnell griff sie sich das Buch der Dunkelheit, dass auf einem Beistelltisch stand, und öffnete es.

„Flüche, Spruch zur Bannung des Guten, Tödliche Elixiere...", las sie bewusst laut vor und blätterte weiter. Als sie die bösen Blicke ihrer Verwandten im Augenwinkel sah, grinste sie amüsiert.

Ganz plötzlich erschien ein Mann im Anzug in der Runde und alle sprangen auf. Piper wollte ihn sprengen, doch ihre große Schwester hielt sie auf.

„Warte Piper!", schrie sie." Das ist Ben!"

Sofort beruhigte sich die Lage etwas, doch sie blieb angespannt.

„Ben, was ist los?", fragte Prue besorgt und kam näher. Ihr Freund hatte Schürfwunden im Gesicht und schien an einigen Stellen am Körper angesengt worden zu sein.

Noch bevor er antwortete sah er sich um und lud einen Blitzball auf.

„Ich werde verfolgt!", sagte er mit abgehetzter Stimme und Paige ging gleich zu ihm.

„Ein Dämon?", fragte sie besorgt, doch ihr Sohn lachte nur sarkastisch auf.

„Glaubst du echt ich würde mit einem einfachen Dämon nicht fertig werden, Mom?"

Die Hexe trafen diese Worte wie Schläge in den Magen. Sie fühlte sich völlig entrüstet und torkelte fast einen Schritt zurück. Jetzt wusste sie, was Piper gemeint hatte, als sie von ihrem ersten Erlebnis als Chris Mutter erzählt hatte. Dieses seltsame Gefühl im Magen, dass sich zwar warm aber auch irgendwie hart anfühlte.

„Wer verfolgt dich dann?", hakte Piper nach. Ihr kam es zwar seltsam vor mit einem ungeborenen Menschen aus der Zukunft zu reden, doch seit Chris und Patrice aufgetaucht waren, störte es sie nicht mehr so.

„Ein Ältester.", antwortete Ben knapp und sah zu Prue. Dann löste er seinen Blitzball und entspannte sich. Er wusste, dass Prue jede Teleportation hierher spüren würde.

„Ein Ältester!", wiederholte Leo ungläubig. Er setzte sich mit verschränkten Armen auf die Lehne des Sofas.

„Bist du sicher!", hakte Phoebe nach. Sie konnte in ihm zwar eine leichte Furcht, aber bei weitem keine Angst spüren.

„Ähm...seltsames Proffessor-Dumbledore Outfit, schleudert Blitze, sagte, dass das Gute so etwas niemals erlauben darf, ich glaube schon!", entgegnete der Halb-Warlock seiner Tante schnippisch. Doch keine Minute später entschuldigte er sich für diese Entgleisung.

„Das kann nur Gideon sein!", sagte Chris. Sofort sprang Piper ein:

„Gideon? Nein...er würde nie einfach so jemanden angreifen!"

Chris wollte seiner Mutter von seinem Misstrauen gegen den Ältesten erzählen und all den Gerüchten die er gehört hatte, doch Prue fuhr ihm über den Mund:

„Gleich werden wir es wissen...da kommt etwas!"

Sofort luden Ben und Patrice ihre Attacken auf und Chris umklammerte seinen Bruder, der zwar aufwachte, aber nicht sonderlich Beunruhigt schien. Er freute sich vielmehr über den engen Kontakt mit Chris und spielte unbekümmert mit dessen Gesicht.

Tatsächlich erschien in leicht purpurnen Funken der Leiter der Zauberschule. Sofort, ohne ein Wort zu sagen, richtete er sich an Ben und schoss Blitze aus seinen Armen auf ihn.

Der Warlock blinzelte sich weg und Piper fror den Blitz, der sonst Phoebe getroffen hätte, ein, jedoch blieb der Älteste davon verschont.

„Was zum Teufel macht ihr da!", fauchte er die Halliwells an.

„Warum willst du meinen Sohn umbringen!", fauchte Paige zurück und sah den Leiter der Schule wütend an.

Der Älteste schien irritiert. „Dein Sohn?"

Doch er wartete keine Antwort ab, sondern beamte sich weg.

„Wo ist er!", fragte Paige ihre ältere Schwester Prue, die nur nach oben sah. Sofort folgte Paige dem Ältesten und beamte sich, und Patrice, die sich an ihre Tante geklemmt hatte, hoch auf den Dachboden.

Dort angekommen wollten die Beiden sofort Gideon stellen und angreifen, doch es war nicht nötig. Der Älteste stand wütend, aber ruhig, in einem Kreis aus Kristallen. Paige grinste ihren Sohn an, der mit verschränkten Armen und triumphierendem Gesichtsausdruck neben dem Ständer für das Buch der Schatten.

Während sich die Anderen nach oben beamten, begann Paige schon mit dem Verhör.

„Sagen Sie mal haben Sie noch alle Tassen im Schrank! Sie können doch nicht einfach hier auftauchen und mit Blitzen um sich schießen!"

Der Älteste sah sie wütend an.

„Ich kann nicht zulassen, dass ihr so mit der Magie umgeht und so in der Zeit herumspielt!"

„Was heißt hier rumspielen? Wir finden den Weg das Böse zu vernichten, den ihr niemals hättet finden können!", fauchte Prue, die sich gerade mit den Anderen hergebeamt hatte.

„Da spricht genau die Richtige! Wie oft hast du schon Fehler bei deinen Dimensions- und Zeitreisen gemacht hast!" Prue war sichtlich außer sich und schleuderte den Mann, ohne jegliche Handbewegung, gegen das aufleuchtende Kristallgitter der Falle. Sofort stellte Gideon sich auf und zeigte keine Rührung von Schmerz, obwohl er deutlich angesengt war.

„Sind alle Ältesten dieser Meinung?", fragte Leo, der es genoss Gideon so zu sehen. Er hatte ihm zwar vertraut und „Freund" genannt, doch er konnte seine hochgestochene und arrogante Art nie ausstehen.

Der Schulleiter sah zerknirscht zu dem Ältesten.

„Nein. Im Gegenteil. Die anderen Ältesten sind blind und vertrauen euch. Aber ich weiß es besser, ihr werdet das Gleichgewicht zerstören und die Magie in seinen Grundpfeilern vernichten!"

Noch bevor er ausgeredet hatte war ihm Patrice über den Mund gefahren:

„Blablablabla... Können wir ihn jetzt endlich zur Hölle jagen, ich will Action!"

Sie lud wieder einen Feuerball auf und sah mit blitzenden Augen zu dem Ältesten.

Gideon sah sie empört an, doch er verkniff sich jede Äußerung. Er kannte Patrice, aber noch besser kannte er ihren Vater und die Macht, die er hatte.

„Ihr könnt doch nicht wirklich glauben, dass diese...", er schien seine Worte wohl bedacht zu wählen. „Kinder eine Chance gegen das Böse haben? Nicht einmal die Macht der Drei in seiner zukünftigen Form hatte eine Chance, wie soll dann eine erst entstandene Macht sie besiegen?"

„Genau deswegen gehen wir durch verschiedene Dimensionen. Wir werden trainieren und werden so stark, dass das Böse keine Chance hat!", sagte Prue. Am liebsten hätte sie Gideon noch einmal gegen das Gitter geschleudert, doch sie hielt sich zurück.

Plötzlich lachte der Älteste laut auf. „Das ist lächerlich! Du hast die Macht gesehen, du weist was sie mit der Macht der Drei gemacht hat, du weist, was es mit dem mächtigsten Wesen aller Zeiten gemacht hat! Niemand kann es vernichten!"

Piper wollte fragen, ob mit „mächtigstem Wesen" ihr Sohn Wyatt gemeint war, doch Prue kam ihr zuvor.

„Und was bitte sollen wir tun!", schrie ihn Prue plötzlich an und alle waren überrascht. So wütend hatten sie die Älteste der Halliwellschwestern nie erlebt.

„Sollen wir einfach aufgeben? Soll ich Leos Tod einfach hinnehmen! Soll ich einfach dem Bösen diese Welt überlassen, nur weil es so im Schicksal steht! Soll ich Wyatt und unsere ganze Familie an das Böse verlieren!" Alle stimmten ihr in Gedanken zu. Doch plötzlich geschah etwas, was sie nicht erwartet hätten. Mehrere Prues erschienen um die Kristallfalle herum.

„Prue, was hast du vor?", fragte Piper verunsichert.

Eine der Versionen antwortete mit wütender Stimme.

„Er soll selbst miterleben, wie mächtig und gut unsere neue Macht der Drei wird!"

Alle Prues stellten sich auf und streckten die Arme aus. Plötzlich erschienen an der Tür zum Dachboden noch zwei Prues, die das Buch der Schatten und der Dunkelheit herantrugen.

Sie ließen die Bücher zur Echten schweben und eine Seiten im Buch der Dunkelheit öffneten sich.

Die Dunkelheit uns nun umkreist,

die Macht des Guten bald vergreist,", begann eine Prue und eine andere fuhr fort:

Mit diesem Wort der Macht

rufe ich die ewige Nacht."

Das Buch der Dunkelheit schloss sich und sein Gegenstück öffnete sich.

Wieder setzte eine andere Prue ein:

Zu dieser Stunde, bei unsrer Kraft

rufen wir das, was alles erschafft".

„Verbann dies Böse, mach uns frei

Verbann dies Böse bei der Macht von Zwei, fuhr wieder eine andere fort, bis schließlich die echte Prue den Spruch vervollständigte:

„Das Gute nun gefangen sei,

erst der Wille macht es frei,

bei dem Wort von Gut und Böse

sich niemals Gideon vom Buch der DunklenSchatten löse!"

Plötzlich schossen aus zwei Prues dunkle, und aus zwei Andren helle Blitze aus den Armen, die sich in der Echten trafen und ein Pentagramm bildeten.

Alle Prues wiederholten wild wechselnd jede Zeile des Spruchs und immer mehr und mehr Blitze schossen durch die Hexen. Die Beobachter des Schauspiels schreckten zurück, und selbst Wyatt, der sich sonst von wenig beunruhigen lässt, schloss verängstigt sein Schild um sich und Chris.

Plötzlich schossen die Kristalle, die als Falle aufgestellt waren, weg und das Buch der Schatten und das der Dunkelheit fingen an zu glühen und schlugen immer verschiedenste Seiten auf. Schnell wirbelten sie um den schreienden Gideon, der absolut machtlos dieser Art der Magie gegenüber stand.

Ganz ohne Vorwarnung schossen eine dunkle und eine helle Energiekugel aus den Büchern und trafen Gideon, der stocksteif in der Luft schwebte und aufschrieb. Eine grelle Energiesäule folgte, und als diese verglühte brachen alle Prues zusammen und das Schauspiel war vorbei. Die Astralprojektionen verschwanden und Piper löste sich aus der Starre, die dieses Schauspiel ausgelöst hatte. Sie rannte besorgt zu ihrer Schwester, die deutlich erschöpft auf dem Boden lag.

„Was hast du gemacht?", fragte sie die Ältere und legte ihren Kopf auf ihren Schoß.

Prue lächelte zufrieden. „Ich habe eine neue Macht erschaffen..." Dann vielen ihr die Augen zu.

Besorgt befühlte Piper den Puls ihrer Schwester, dann sah sie zu Leo, der immer noch gebannt auf die Stelle wo Gideon gestanden hatte starrte. Sie wollte ihren Ex-Mann anschreien herzukommen, doch fast ungewollt verfolgte sie seinen Blick und stockte selbst.

Dort wo Giddeon gerade gestanden hatte lag ein Buch auf dessen Einband das getrennte Symbol der Macht der Drei und ein dunkler Kristall glühte.

Lange Zeit sagte niemand etwas und alle starrten nur auf das Buch, bis Piper alle mit einem lauten Schrei nach ihrem Ex-Mann weckte. Der Älteste rannte schnell zu ihr und Prue und legte seine Hände auf die Älteste Schwester. Nach einer Weile atmete er durch und lächelte seine Frau an.

„Sie hat keine Verletzungen, sie ist nur müde und schläft."

Piper war deutlich erleichtert und bat ihren Ex-Mann ihre Schwester in ein Bett zu beamen.

Der Älteste folgte und die Hexe dankte ihm mit einem warmen Lächeln.

Patrice ging als Erste zu dem neu entstandenen Buch und hob es auf. Es war in Leder gebunden und der Kristall auf dem Deckel schien mit etwas Waberndem gefüllt zu sein.

„Sein vorsichtig!", warnte Leo, doch der Halb-Dämon war zu neugierig um vorsichtig zu sein.

Fast schon andächtig öffnete sie das Buch und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„Der Aktivierungszauber für die Macht der Drei!", rief sie fröhlich. "Das Buch ist also nicht böse!"

„Da wäre ich mich aber nicht so sicher!"

Vor Schreck ließ Patrice das Buch fallen und sprang einige Schritte zurück.

„Wer hat das gesagt!", schrie sie in den Raum. Sofort rückten alle etwas näher zusammen und jeder erwartete einen Angriff.

„Wo bist du!", schrie Patrice wieder.

„Hier unten!", sagte die seltsame Stimme. Jedoch klang sie dieses Mal seltsam dumpf und leise. Alle sahen sich verwirrt um.

„Unten im Wohnzimmer?", hakte Patrice nach und die Stimme entgegnete ihr wütend:

„Nein hier auf dem Boden du Göre! Heb sofort das Buch auf!"

Alle Blicke richteten sich auf das neue Buch und der Halb-Dämon sah sich nach seiner Familie um. Alle standen eng aneinander und machten deutliche Handbewegungen, dass Patrice gehen und es aufheben sollte.

„Typisch...", murmelte diese und machte wieder einige Schritte nach vorne. Vorsichtig, und nur mit ihren Fingerspitzen, hob die das Buch auf und drehten es um, nur um es wieder vor Schreck fallen zu lassen. Sie schwebte einige Schritte zurück zu ihrer Familie und lud einen Feuerball auf.

„Was ist los?", fragte Chris, der schwer mit seinem Bruder im Arm zu kämpfen hatte. Der Junge wollte immer wieder an Chris Nase ziehen, was dem Wächter des Lichts jedoch recht unpassend erschien.

„Da...da...da!", stotterte Patrice und zeigte mit der Hand auf das Buch.

Chris wurde mutiger und übergab seinen Bruder an Leo. Entschlossen ging der Halb-Hexer zum Buch und sah von oben auf den Einband.

„Hallo?", sagte er zum Buch und wiederholte es nach einer Weile, in der nichts geschehen war. Er wollte sich gerade umdrehen und Patrice für ihre Schreckhaftigkeit auslachen, doch er sprang selbst etwas zurück, als Gideons Gesicht plötzlich auf dem Leder erschien.

„Gideon!", schrie Chris und das Gesicht schien deutlich wütend über seinen Zustand zu sein.

„Holt mich sofort hier raus!", befahl er, doch keiner regte sich.

„Wie bist du da überhaupt reingekommen? War das etwa Prue?", fragte Piper.

„Und ob das diese Hexe war! Ihr elender Zauber hat das Buch der Schatten und das Buch der Dunkelheit kombiniert und dabei hat sie mich als Plattform benutzt!"

„Nicht direkt als Plattform, eher als Index.", sagte plötzlich eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Dort stand Prue in alter Frische und lächelte Stolz ihren Verwandten ins Gesicht.

„Prue?", wunderte sich Phoebe. „Geht es dir gut?"

Die Älteste Schwester winkte ab. „Ich bin nur eine Astralprojektion, ich werde nicht müde. Mein Körper ruht sich gerade aus."

„Also Astralprue...", begann Piper und war deutlich amüsiert über diese gesamte Lage. „Was hast du gemacht?"

Ihre Schwester lächelte und fing an zu erklären.

„Wie ihr sicher bemerkt habt ist Gideon jetzt ein Buch.", sie ließ eine kleine Pause um deutlich schelmisch zu dem Benannten zu grinsen. „Ich brauchte von Anfang an eine eigene Macht, die, die Mächte unseres Buches und das der Dunkelheit kombinierten. Zuerst wollte ich ja zum Index werden, aber nachdem sich unser Ältester hier so schön freiwillig gemeldet hatte, brauchte ich das ja nicht mehr."

„Genug geredet, hol mich hier raus!", befahl Gideon sichtlich ungehalten. Seine Blätter plusterten sich auf und er sprang auf eine Seite, auf der sich gerade ein Eintrag manifestierte.

Chris, der immer noch am nächsten an ihm stand, las vor.

„Das Buch der DunklenSchatten...Eine Kombination aus dem Buch der Dunkelheit, dass die stärkste Macht des Bösen unterstützt, und dem Buch der Schatten, dass die Mächtigen Drei, das stärkste Gute auf der Welt unterstützt. Erschaffen von der Halliwellfamilie um durch Dimensionen zu reisen und die Zukunft aller Welten zu verändern. Als Index wurde der Leiter der Zauberschule Gideon eingesetzt."

Kaum hatte er zu Ende gelesen sprang das Buch zu und Gideons Gesicht erschien wieder.

„Was war das!", fauchte er Prue an.

„Du bist der Index, wenn wir etwas wissen wollen, schlägst du automatisch die Seite auf.", antwortete diese hämisch.

„Das kannst du nicht tun! Die anderen Ältesten werden so etwas niemals tolerieren!", bellte das Buch die Hexe an, doch diese lachte nur.

„Was denkst du werden sie machen? Wenn sie etwas dagegen gehabt hätten, hätten sie es gar nicht es zugelassen. Gib endlich auf Gideon, alle sind gegen dich und deine veralteten Ansichten! Das Schicksal lässt sich ändern, und zwar durch Magie!"

Der Älteste wollte etwas entgegnen, doch plötzlich verschwand sein Gesicht und es herrschte Stille.

„Also, was genau wird jetzt passieren?"

Ben saß, frisch umgezogen und geduscht, mit dem Rest der Halliwell-Sippschaft wieder unten im Wohnzimmer. Prue stand locker auf die Sofalehne gelehnt einige Meter weit weg.

„Wenn mein Körper ein bisschen erholter ist, werden wir ein Portal öffnen und zu der Dimension wechseln, die uns am nächsten ist."

„Und da machen ihr was?", hakte Piper nach.

„Da erst mal noch nichts. Die Macht der Drei wird dort gebraucht. Wir warten, bis sich der Kristall der Wahrheit wieder aufgeladen hat und wechseln in die nächste Welt."

„Und der Kristall ist ab dann eure...", Phoebe überlegte, wie sie am besten das Wort „Batterie" umschreiben konnte, doch ihr viel nichts anderes ein und sie verwendete es.

„Sozusagen.", antwortete Prue.

Chris kam gerade mit einem glücklichen und zufriedenen Lächeln die Treppe runter.

„Wyatt schläft jetzt.", sagte er mit ungewohnt ruhigem Tonfall. Seine Eltern sahen ihn fröhlich an. Piper war einfach nur froh, dass alles jetzt so reibungslos ablief und Chris endlich zu ihr gefunden hatte.

„Und wenn ihr eine Macht der Drei gefunden habt, die ihr benützen könnt?", fragte Leo.

„Dann werden wir erst mal solange weiter durch die Dimensionen reisen, bis sie stark genug sind.", antwortete Prue.

„Wer „sie"?", hakte Chris nach und alle sahen ihn verwirrt an.

„Patrice, Ben und du.", antwortete Prue sichtlich irritiert. Sofort verschwand Chris Lächeln und eine ernste, fast geschockte Miene machte sich breit.

„Das ist ein Scherz, oder! Ich hab dir gesagt Prue, dass ich da nicht mitmache!"

Der Wächter des Lichts war sichtlich wütend.

„Aber ohne dich geht es nicht!", sagte Ben und sein etwas kleinerer Cousin sah ihn böse an.

„Jetzt wo ich endlich meine Familie gefunden habe soll ich alles wieder hergeben und erst wiederkommen wenn hier Jahrzehnte vergangen sind!", blaffte er Prue und alle andren an. Er sah hilflos zu seinen Eltern, die ihn traurig ansahen.

„Chris, wir wissen wie du dich fühlst, aber...", Phoebe konnte nicht zu Ende reden, da sie ihr Neffe scharf unterbrach.

„Nichts aber! Ich mache da nicht mit!"

Wütend stellte er sich hinter seine Eltern und verschränkte die Arme.

„Chris...", sagte Prue mit aufbauendem Lächeln, dass der junge Mann jedoch eiskalt abwies.

„Du kamst hierher um deinen Bruder zu retten, um deine Welt, wie du sie kennst zu retten..."

„Aber meine Welt ist scheiße!", schrie er sie an und wieder waren alle überrascht. Chris Augen wurden wässrig und seine Stimme schwankte.

„In meiner Welt gibt es das alles nicht! Alle sind weg und ich bin allein!"

Er sah seine Verwandten alle an, und keiner konnte seinem Blick standhalten. Keiner konnte es ihm übel nehmen.

„Ich werde nicht meine Eltern sterben und meinen Bruder böse werden lassen! Nicht ein zweites Mal!"

Alle sahen bedrückt auf den Boden, nur Piper drehte sich zu ihrem Sohn und sah ihm in die grünen Augen.

„Chris...", seufzte sie und lächelte aufbauend. „Komm, beam uns weg."

Er nickte und legte seine Hände auf die Schultern seiner Mutter, dann verschwanden sie in tausend Funken.

Zwar hatte Piper nicht gesagt wohin sie ihr Sohn beamen sollte, doch irgendwie hatte sie es schon geahnt. Nachdem die Funken verschwunden waren fand sich die Hexe im P3 wieder.

Eine ganze Zeit lang saßen Beide einfach nur auf den Barhockern und sagten nichts, bis Chris die Stille durchbrach.

„Mom, ich kann nicht gehen...", sagte er mit zitternder Stimme. Er liebte seine Mutter so sehr und hatte ihre Umarmungen, ihre Stimme, ihre Bewegungen, einfach alles hatte er vermisst.

„Ich weiß...", sagte Piper und ging hinter den Tresen. Sie nahm zwei Gläser und füllte sie mit Brandy.

Chris sah sie verwirrt an, und wurde noch verwirrter als sie ihr Glas runterstürzte.

Piper sah ihn fragend an. „Willst du nichts?"

Erst wollte er fragen was das sollte, doch dann erkannte er, dass Brandy genau das war, was er jetzt brauchte. Auch er stürzte dann sein Glas runter und stieß einen verachtenden Laut aus.

Piper lachte etwas auf. „Er ist scharf, ich weiß."

Sie füllte ihnen beiden nach.

„Weist du Chris.", begann sie und kippte das zweite Glas runter. „Dieser Brandy hat eine große Tradition bei mir, genau wie dieser Club."

Chris trank sein Glas auch leer und seine Mutter füllte nach, dann fuhr sie fort.

„Als Prue starb, war ich hier und habe mich mit diesem Brandy betrunken, bis ich nicht mehr sitzen konnte.", sagte sie knapp und schluckte den Inhalt ihres Glases. Chris tat es ihr, etwas widerwillig, gleich. Solch harten Alkohol war er nicht gewöhnt.

„Und als Phoebe beinahe an Cole zerbrochen und endgültig böse wurde, habe ich mich hier auch betrunken.", sagte sie und füllte nach.

„Dieser Club, das P3, ist im Ursprung der Macht der Drei gewidmet. Prue, Phoebe und mir. Als aber Prue gestoben war, konnte ich lange Zeit diese Räume nicht betreten, und selbst als Paige zu uns gekommen war, änderte sich das nicht. Ich vernachlässigte den Club und er ging pleite." Wieder stürzte sie ihr Glas nieder. Der Alkohol zeigte bei Beiden schon erste Wirkungen. Ihre Wangen wurden rot und ihre Bewegungen etwas schwunghafter.

Chris trank sein Glas auch leer und erwartete schon das nächste, dass Piper einschenkte.

„Aber weist du, wieso dieser Laden hier immer noch läuft?", fragte sie mit schwipsiger Stimme. Ihr Sohn antwortete mit ebenso lockerer Zunge:

„Weil du dich aufgerafft hast?"

Piper lachte laut auf. „Nein, weil ich aufgerafft wurde. Ohne Leo und meine Schwestern, Paige und Phoebe, hätte ich das nicht geschafft."

Wieder tranken Beide aus und Piper füllte nach. Die Flasche war schon fast leer.

„Und was hat das mit mir und meiner Situation zu tun?", fragte der Wächter des Lichts und trank schwankend sein Glas leer.

Wieder lachte Piper laut und fast schon fröhlich auf.

„Eigentlich gar nichts!"

Nun lachte auch ihr Sohn auf, auch wenn er am liebsten wieder geweint hätte.

„Na, ja...", begann dann Piper wieder, als sie den Rest des Alkohols aus der Flasche in die Gläser gekippt hatte. „Eigentlich will ich dir nur eins sagen..."

Chris sah mit glasigem Blick auf.

Seine Mutter sah ihn ebenso ziellos an und lächelte.

„Egal was passiert, und egal wen du verlierst, vergiss niemals die, die du noch hast."

Chris sah sie an und sein Blick wurde wieder dunkler.

„Mein Sohn.", begann Piper wieder und griff sich den Chris Kopf. Sie drückte seine Stirn gegen ihre und sie fühlten Beide diese Verbundenheit, die nur Mütter und Kinder zueinander fühlten. „Ich werde immer bei dir sein. Immer."

Chris und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

„Egal in welcher Dimension du bist... Du bist ein Halliwell, du bist ein Mitglied der mächtigsten Familie die je existiert hat. Vergiss das nie! Und du kannst alles schaffen, wenn du nur vertrauen hast in deine Familie und in dich..."