A/N: Das dritte Kapitel appelliert an den Film, weil mich Harry's Frisur da immer so aufregt, die doch laut Buch eigentlich strubbelig und unbändigend sein soll. Also, viel Spaß! Aufbauende Kritik oder natürlich auch erfreuliche Kommentare bitte reviewen!

Kapitel 3 Der Junge mit dem Pisspottschnitt

Beim Frühstück lag Krummbein sanft schnurrend in Hermines Schoß. Er war zu dem Entschluss gekommen, dass er es gut mit ihr getroffen hatte (was nicht nur an den Schinkenstückchen lag, die sie ihm ab und zu buchstäblich in den Mund stopfte). Er hatte heute Nacht gut geschlafen und fantastische Laune.

Einem anderen aber erging es sehr viel schlechter. Alle fünf Minuten fragte jemand den Schwarzhaarigen was denn los sei mit ihm. Er antwortete jedes Mal mit: "Nichts. Warum?" Aber keiner glaubte ihm, was unter anderem wohl an seinem steten Zittern und dem immer wieder erschreckten Aufzucken, wenn ihn jemand ansprach, lag. Also löcherten sie ihn weiter mit ihren Fragen zum Schweizer Käse und die Führer des Rothaarstammes warfen sich öfters Blicke zu.

Tja, Krummbein wusste was los war...

Kurze Rückblende:

Nachdem er die lebende Leiche vorsichtig mit einer Pfote angetippt hatte, war Harry plötzlich wieder Herr seiner Sinne geworden, hatte blitzschnell die Hände um Krummbeins Hals gelegt und ihn geschüttelt.

"Hee, was soll das?", hatte Krummbein noch geschrien, aber der Schwarzhaarige war wohl nicht mehr er selbst.

Er kreischte ihn mit einer hysterischen, schrillen Stimme an: "Du kriegst mich nicht! Du kriegst mich nicht, du Hund!"

"Haste nen Riss inner Brille? Ich bin ne Katze, du blöder...", röchelte Krummbein, konnte aber nicht weitersprechen, weil ihm der Hals gänzlich zugedrückt wurde und langsam packte ihn die Angst als Opfer eines phsychisch Kranken zu enden. Wild fauchend schlug er um sich und haute dem Irren die Brille von der Nase.

Das hatte gewirkt. Sofort ließ ihn der Blinde los und fiel auf die Knie, suchend nach seiner Brille umher tastend.

"Meine Brille! Meine Brille! Wo ist sie!", brüllte er.

Krummbein nutzte die völlige Hilflosigkeit seines Feindes, um schnell aus der Tür zu rennen und prallte prompt mit Hermine zusammen, die wohl die Schreie gehört hatte. Sie hatte die Brille aufgehoben und dem von Verzweiflung ergriffenen, laut schluchzenden Katzenmörder gegeben.

Er war auch danach noch so geschockt und zitterig, dass sie ihm erst einmal half die Hose richtig hochzuziehen (das Nötigste war zum Segen aller bedeckt gewesen), ihm dann einen Kübel Beruhigungstee eingeflößt und ins Bett gesteckt hatte...

Ja ja, so war das gestern gewesen und Krummbein war zu der Ansicht gelangt, dass es Hermine, sein Frauchen war, die als einzige von allen normal war. Was die Gespräche am Tisch bestätigten.

Denn: Die Rothaarigen Zwillinge mussten sich vor einem etwas älteren Roten verantworten, weil sie irgendwas hoch Wichtiges geklaut hatten, oder so. Stammesführer männlich erzählte von irgendeiner tanzenden Badewanne, die wohl was mit seiner Arbeit zu tun hatte und merkte gar nicht, dass ihm keiner zuhörte. Das einzige rothaarige Mädchen diskutierte mit ihrer Mutter über Brokollisuppe (Ist sie gesund oder nicht?) und Schlacksi-Ron erzählte dem krankhaft Irren von einem waghalsigen Traum, den er gehabt hatte, doch sein Gesprächspartner zeigte sich unbeeindruckt und zitterte wortlos weiter. Nur Hermine tat das einzig Richtige: sie kraulte Krummbein hinter den Ohren, was er mit einem Schnurren hinnahm.

Als das Frühstück beendet war, gingen der Rote, der Schwarze und Hermine mit Krummbein auf dem Arm nach oben ins Schlafzimmer der beiden Jungen und setzten sich dort aufs Bett.

Sie wussten nicht so recht was sie machen sollten und saßen stumm rum, bis sich das rothaarige Mädchen zu den drei Fragezeichen gesellte und den grandiosen Vorschlag machte sie könnten ja schonmal ihre Sachen packen.

Das lehnten sie jedoch einstimmig ab. Schweigend saßen sie da, bis sich plötzlich der Brillenschlängige erhob, sich mit dem Zeigefinger unter der Nase rieb (Hey, hey Wickie...!) und mit den Fingern schnippste. Man konnte förmlich sehen wie die Birne über seinem Kopf hell erglühte. Er strahlte sie alle an und meinte als eine alles aufklärende Erklärung: "Ich hab noch was vor! Bis später!"

"Er ist wirklich krank", meinte Krummbein in die Stille hinein.

Die anderen drei guckten sich nur achselzuckend an und beschlossen dann ein Spiel namens "Snape explodiert" zu spielen.

Am Abend

"Harry! Was ist denn mit dir passiert?", schrien alle, als er spät abends in den Saal trat, wo sie gerade das Abendessen begonnen hatten.

"Gefällt's euch?", fragte er mit einem irren Grinsen.

"Was hast du getan?", stellte das rothaarige Mädchen als Gegenfrage und brach augenscheinlich beinahe in Tränen aus.

"Wieso? Sieht es nicht super aus?", er drehte sich demonstrativ im Kries und alle wichen aus "Och, ähm...", "Naja, also...", "Hust, hust...", "Räusper, räusper..."

Der gehirnlose Dummkopf war wohl zum Frisör gegangen, hatte ihm seine Sorgen mitgeteilt und sich tröstend eine neue Frisur verpassen lassen. Seine Haare waren nicht mehr strubbelig und radikal abstehend, sondern ganz glatt und lagen rund um seinen Kopf gerade, als hätte jemand bloß einen Topf auf seine Denkwerkstatt gelegt und einfach drumherum alles abgesäbelt.

"Pilzkopf! Pilzkopf!", lachte sich Krummbein kaputt.

"Du siehst aus, als ob...", fing Hermine an, brachte den Satz jedoch lieber nicht zuende. Doch das schien den Pottschnittigen auch gar nicht zu interessieren, denn er drehte nur stolz weiter seine Runden und sagte: "Cool, oder?"

Die Mutter aller Rothaarigen kam aus der Küche mit einem gerade fertiggewordenen Brokolliauflauf, den sie aber prompt fallen ließ, als sie den Neu-Frisierten erblickte.

"Oh, wie ungeschickt von mir", sagte sie schnell nach ein paar Sekunden des ungenierten Glotzens, doch kümmerte sie sich nicht weiter um den Auflauf, sondern fragte mit einem gezwungen aufgesetzten Lächeln. "Harry, mein Lieber. Wolltest du dir mal was Gutes gönnen? Bei welchem Frisör warst du denn?"

"Bei gayé wizardé"

Alle schreckten angewidert zurück.

"Ist das nicht der, der immer so schwul ist?", fragte die schlacksige Bohnenstange dumm in die Runde.

"Gut beobachtet, Sherlock", meinte Krummbein trocken.

"Ich kann euch sagen, er, also der Ladeninhaber Monsieur Jean-Loui, ist ein wahrer Meister seiner Kunst. Und so schlimm ist er gar nicht."

Das allgemeine Starren begann intensiver zu werden und alle fragten sich dasselbe. Den einzigen jedoch, der es laut auszusprechen wagte, konnte bedauerlicherweise niemand hören.

"Heißt das du strebst auch so ne Karriere als abstoßender Lackschühchenträger an? Das hab ich mir irgendwie gedacht", sagte Krummbein.

Er kannte Monsieur Jean-Loui, da er auch der Hexe in der Magischen Menagerie die Haare schnitt und wegen ihrer häufigen Bandscheibenvorfälle Hausbesuche machte, bei denen sie sich in einer fröhlichen Teerunde mal gerne über Männer unterhielten. Was wohl erklärte, dass die Hexe in ihrem fortgeschrittenen Alter nie einen abbekommen hatte.

Außerdem wusste Krummbein, dass der Kerl wohl ein heimlicher Hobby-Seelenklempner war, denn er machte keine Frisur, ohne sein Opfer über seine schlimmsten Ängste und peinlichsten Erlebnisse auszuquetschen und es dann zu kurieren. Die Maßnahmen zum sogenannten "kurieren" hatte er wohl in einem Artikel namens "Arme Hilflose ausquetschen und zulabern, in 10 leichten Schritten (only for Frisörè)" gelernt, denn er ging immer gleich vor.

Krummbein hatte sich diese Schritte irgendwann einmal zusammengereimt:

1. Begrüßung der Person durch Küsschen auf beide Wangen

2. Die ausgewählte Person zu einem Stuhl bitten

3. Das Opfer fragen, was es denn sein solle

4. Der Frau/dem Mann etwas vollkommen anderes vorschlagen

5. Solange mit dem Unwissenden diskutieren, bis er schließlich zustimmt

6. Kompliment zu den Schuhen machen

7. Dem Opfer rein zufällig von den letzten schlimmen Erlebnissen erzählen (Vorschläge: Oh nee, als Kind hatte ich ja immer so ne Angst vorm Zahnarzt... oder auch: Oh nee, mein Freund hat gestern mit mir Schluss gemacht...)

8. Ausquetschen

9. Zulabern

10. Evt. dem Mann ein Date aufzwingen

Na, da hatte Killer-Harry ja nen schönen Freund gefunden...

"Ich hab Hunger", versuchte der brillige Pilzkopf nun von der allgemeinen Offensichtlichkeit seiner transvestitischen Anlagen abzulenken. "Was gibt es denn so? Oh nee, Brokolli? Äh, habt ihr schon gepackt?"

Und so verlief der Abend in einem fröhlichen Beisammensein, bei dem jeder versuchte so wenig wie möglich mit Vermutlich-Homo zu reden oder ihn allzu auffälig anzustarren.