Die 4. Dimension Das Ranmauniversum

Eine Ranma-Fanfiction von iLLuSia

Disclaimer, Newbiewarnung sowie der Selfinsertalarm sind im 7. Kapitel nochmals nachzulesen. Tralalala...

Chapter 8

Mousse, Xenom und andere Schwierigkeiten

Jimmy... wach doch auf... Jimmy...

Der Junge blinzelte und schaute vorsichtig in die Schwärze hinein, aus Angst, es könnte ihn gleich etwas blenden. Es war so stockdüster, dass man wirklich gar nichts erkennen konnte, nicht einmal leichte Unterschiede in der Intensität der Dunkelheit, oder Umrisse, nichts, man fühlte sich blind. Jimmy blinzelte noch ein paar mal, schließlich fing er an umherzutasten. Er lag wahrscheinlich in einem Bett oder etwas ähnlichem, es fühlte sich jedenfalls weich an, und auf ihm lagen bestimmt an die drei Decken.

Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war, aber er sah nur chaotische Bilder, wie er im Paarkeil umhergewirbelt wurde, wie er Schutzbarrieren zauberte und sich mit Dämonen schlug. Zwischendurch tauchte mal eine Eishalle und ein Amazonendorf auf, Menschen wuselten herum, Shampoo schwang ihre Bombouri, Xiaou ihre Nun-chakus und Lao-xan ihre Kette, Trümmer hinterlassend. Hin und wieder sah er Ryoga in seiner Ferkelform durchs Bild hüpfen, Ranma mit Akane streiten oder Nabiki rechnen. Zwischen den einzelnen Szenen seines Bilderbuches im Kopf hörte er diese Stimme ständig „Jimmy, Jimmy, wach doch auf" wiederholen, verschleiert, aber dennoch klar, da er durch den Druck auf seinen Ohren nichts anderes vernahm.

Jimmy verdrehte die Augen und richtete sich auf, als ein entsetzlicher Schmerz durch seinen Kopf zuckte, und er sich wieder zurück aufs Kissen fallen ließ. Erschrocken fasste er sich an die Stirn, die eiskalt war, und massierte seine Schläfen. Es war, als ob er sich überall gleichzeitig den Kopf angeschlagen hätte, und als ob jemand mit einer großen Nadel in seinem Gehirn, oder wie man das nennen sollte, herumstach. In diesem, seinem, Kopf war vielmehr eine große schwarze Leere, die mutig einen Kampf gegen das Bilderbuch aus seinem fantasierenden Vorstellungsvermögen aufnahm. Gerade als die Szenen langsam kleiner wurden und in den Hintergrund gerieten, und es so aussah, als ob die Schwärze gewann, entdeckte er Genma und Soun, die auf den Erinnerungsfetzen mit den Figuren Shogi spielten.

Er schlug sich ein paar mal gegen die Stirn, um den Schmerz mit anderem Schmerz zu übertönen, atmete tief ein, kniff die Augen zusammen und versuchte erneut aufzustehen. Langsam torkelte er durch den Raum umher, stolperte hier über einen Stuhl und da über ein weiteren Futon, bis er an etwas stieß, dass sich wie eine Jalousie anfühlte. Er zog sie hoch und ein frischer, heller Strahl grauen Morgenlichts fiel herein. Jimmy, leicht geblendet, würgte und ließ seinen Kopf los, um sich den Bauch zu halten. Die Kopfschmerzen waren mit einem mal verschwunden, wie weggefegt, er spürte nur noch die tiefe Leere in seinem Schädel, dafür wurde es ihm zur Abwechslung mal schlagartig schlecht, als ob er alles, was er hatte, erbrechen müsste. Glücklicherweise hatte er nichts außer großem Hunger. Verwirrt setzte er sich auf den Boden und dachte über seinen Zustand nach. Die Stimme, die er eben noch gehört hatte, wessen Stimme war das?

Es war wahrscheinlich Jessys Stimme, die er schon einmal wie durch einen Nebel wahrgenommen hatte, als er sich für sie außer Gefecht gesetzt hatte. Damals war es in der Eishalle gewesen, wo sie gegen das Eiskunstlaufpaar antraten, kurz vor Jimmys seltsamen Dämonenzustand. Dass er sie jetzt noch mal hörte, war wohl die Schuld seines Erinnerungs- und Vorstellungsvermögens. Aber es war beruhigend, trotz des besorgten Tonfalls, und gab Jimmy etwas Lebensgefühl wieder, wo seine Nerven gerade nicht funktionierten und er nichts anderes fühlte. Grübelnd stöberte Jimmy etwas tiefer in seinem Bilderbuch. Er hatte sich, soweit er sich erinnern konnte, dieses Mal wirklich selbst außer Gefecht gesetzt, nämlich mit der Machtumwandlung, nur um Jessy zu schützen. Wie durch einen Schleier sah er sie dort stehend, mitten im Amazonenpark, sich umdrehend und Lao-xan, dieser verrückten Amazone, zuwinkend, die plötzlich mit ihrer Kette ausholte. Sie wollte Jessy umbringen, um Jimmy für sich allein zu haben, überlegte er. Das hatte ihre Mutter zumindest gesagt. Er hatte jedenfalls diese Wächterbarriere gezaubert, um Jessy davor zu schützen, und die Magiepunkte hatte er zwecks Machtumwandlung aus seiner Lebensenergie gesogen. Und dann hatte er diesen verfluchten Zauber erschaffen. Jimmy schüttelte den Kopf. Die Wächterbarriere war für extreme physischmagische Angriffe gedacht, um zum Beispiel verzauberte Waffen abzuhalten, die mächtig genug waren und alles andere einfach durchbrachen. Dafür verschlang sie dementsprechend Astralenergie. Unsinnig war es deshalb gewesen, da Lao-xan nur eine stinknormale Kette besaß, die mit jedem anderen Zauber auch aufgehalten werden konnte. Jimmy hatte daraufhin einen Mangel an Lebensenergie und war zusammengebrochen, und das war auch das letzte, woran er sich erinnerte. Immerhin hatte er überlebt und war jetzt hier.

Er sah sich im Zimmer um. Dies war Shampoos Zimmer, in dem er die letzten Tage übernachtet hatte. Es war nicht besonders groß, gänzlich aus Holz und einfach, aber irgendwie strahlte es Ruhe und Geborgenheit aus. Bis auf zwei Futons und einem Stuhl war es leer. Jimmy torkelte zu dem Stuhl, auf dem seine Sachen hingen, zog sich an und schlenderte nach draußen. An der frischen Luft fühlte er sich gleich besser, seine Übelkeit verschwand, seine Leere im Kopf füllte sich, seine Kraftlosigkeit ließ nach. Auch freute er sich, dass sein Druck auf die Ohren nachließ und er doch nicht taub war, als er ein regelmäßiges Metallklirren wahrnahm. Eine männliche Amazone saß vor dem Haus gegenüber und schlug mit einem Hammer auf ein Schwert, stoppte kurz und blickte verwundert zu Jimmy, lächelnd. Jimmy lächelte zurück und schlenderte gedankenverloren die Straße entlang. Die Menschen im Dorf waren alle sehr ruhig, die Männer zumindest, denn die sonst immer quatschenden Frauen fehlten. „Wieder eine Versammlung?", überlegte Jimmy und schaute sich um. Auf dem Markt stehend stellte Jimmy, zwei Minuten später, fest, dass dies nicht der Fall war. Die männlichen Amazonen um ihn herum schauten ihn alle neugierig an, als er vorbeiging, als wäre er etwas völlig neues für sie. Er beschloss vorerst zurück zu gehen, damit Jessy und die anderen ihn nicht suchen müssten, und vielleicht würde er sie oder Shampoo auf dem Weg auch treffen. So wanderte er gemütlich über die staubige Straße in Richtung ihres Hauses zurück. Dort war immer noch niemand, deswegen schaute er danach im Park vorbei und wollte dann zum Tempel, inder Hoffnung dort jemanden zu finden. Aber schon auf dem Weg erblickte er eine wohlbekannte Gestalt, die sein Herz höhre schlagen ließ.

Jessy!

Das Mädchen war, mit zwei Tüten in der Hand, zusammen mit der großen, verrückten Matriarchin, Lao-xans Mutter, in seine Richtung unterwegs und eifrig am plaudern, blieb aber ruckartig stehen, als sie ihn erblickte.

„Jimmy!", flüsterte sie, doch der, so weit entfernt er auch war, hatte das Gefühl sie zu hören. Sie ließ die Taschen fallen und rannte sofort auf ihn zu, warf sich ihm um den Hals und umarmte ihn dermaßen, dass er zurückstolperte. „Oh man", seufzte sie erleichtert.

Er fing sich, schaute ihr in die Augen und lächelte. „Jessy, ich..."

„Du bist ein Spinner! Wie fühlst du dich?" Sie fasste ihm an die Stirn und grummelte genervt. „Und deine Stirn ist immer noch kalt!"

„Ich fühl mich gut, Jessy, wirklich..."

„Weißt du eigentlich, dass wir uns Sorgen gemacht haben?", fragte sie vorwurfsvoll. „Du lagst fünf Tage völlig regungslos im Bett!"

Jimmy beschloss ihrem Redefluss ein Ende zu machen, indem er ihr einen kurzen Kuss verpasste. Dem verblüfftem Mädchen blieb kurz die Luft weg und sie machte einen seltsam dumpfen Laut, als sie was sagen wollte und er ihren Mund mit dem seinen zuhielt. Sie atmete auf, nachdem er sie wieder losließ, schaute ihm erleichtert in die Augen und schüttelte den Kopf.

„Mach mal halblang!", fing Jimmy genervt an zu grummeln. „Was meinst du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe, als Lao-xans Mutter meinte, du seiest in Gefahr! Was fällt dir eigentlich ein irgendwo wegzugehen, wenn ich noch schlafe? Und du sagst, du musst auf mich aufpassen!"

Jessy zog die Augenbrauen hoch, atmete tief ein und schüttelte Jimmy mit ganzer Kraft. „Du bist schuld, dass Lao-xan mich überhaupt angegriffen hat! Warum machst du ihr auch schöne Augen? Du hast doch selbst gesagt, dass man sich mit Amazonen nicht anlegt! Wenn ich nicht wäre, wärest du bestimmt mit einer Amazonenkette um den Hals wiedergekommen!"

„Na Jimmy, wieder fit?", mischte sich die Matriarchin ein und lächelte. „Wenigstens hat sich Jessy ein wenig beruhigt und ist nicht mehr so nervös."

Jimmy riss sich aus Jessys Griff und versuchte das Gleichgewicht wiederzufinden, während das Pokémonmädchen von ihm wegsprang, als hätte sie einen Stromschlag abbekommen, schlagartig rot wurde und sich wegdrehte..

„Wie fühlst du dich?", fragte die Matriarchin.

„Eigentlich ganz gut, vielleicht etwas schwindelig", nickte Jimmy.

„Kein Hunger? Du hast immerhin fast ne Woche nichts zu dir genommen!"

„Hm." Jimmy nickte. „Ein wenig Durst vielleicht. Fünf Tage war ich weggetreten? Nicht schlecht..."

„Scheint dich ja nicht zu stören", stellte Jessy empört fest. „Wir haben uns aber Sorgen gemacht! Was hast du da überhaupt gezaubert?"

„Hast du doch gesehen, ein Schutzschild."

„Ein Schutzschild, hm? Von den Wächtern des Limbus!"

Verwundert sah Jimmy sie an. „Woher weißt du das?"

„Über die Wächter des Limbus steht eine Menge in unserer Bibliothek", lächelte die Matriarchin. „Auch bekannt unter Subspace."

„Haben sie damals auch benutzt, nach den Amazonenkriegen, stand da. Nur... was ist ein Limbus?", fragte Jessy.

Jimmy kratzte sich am Kopf. Diese Wächter des Limbus hatten vor langer Zeit diesen Zauber entwickelt, um die zweite Sphäre zu schützen. Diese Welt war Teil der dritten Sphäre, die zweite Sphäre war eine Welt voller Verknüpfungen, spekulierten Magier aus seiner zweiten Dimension. Mit einem Eingriff in die zweite Sphäre hätte man in der dritten Sphäre angeblich die Beziehungen von Dingen und Gegenständen zu anderen ändern können, wie zum Beispiel die Verbindung von Wasser und ihrer Farbe, Blau, trennen, oder Bäume von ihrem Stoff, nämlich Holz, oder ähnliches. Man könnte das Leben also komplett umgestalten, sogar ganze Naturgesetze könnten geändert werden und biologische, chemische und physikalische Vorgänge erschaffen oder zerstört werden. Um dies zu verhindern standen diese Wächter vor den Toren zur zweiten Sphäre im Limbus, der zwischen den Sphären lag und zauberten zu ihrem Schutz diese Barriere. Jimmy versuchte den Frauen die wesentlichen Kleinigkeiten zu erklären.

„Vielleicht habt ihr recht, ich hätte auch was anderes zaubern können", überlegte Jimmy zum Schluss seines Vortrages. „Mir ist im ersten Moment nur nichts anderes eingefallen."

Jessy seufzte und lächelte. „Na ja, Jimmy, das war sehr unüberlegt. Aber danke."

Jimmy nickte und lächelte ebenfalls. Es war nicht der Idealzauber gewesen, aber er hatte seine Wirkung erfüllt und Jessy beschützt. Die Hauptsache war, dass es ihr gut ging. Er zuckte mit den Schultern. „Egal. Wo ist Lao-xan eigentlich?"

„Tja", machte die Matriarchin langsam. „Die ist abgehauen. Sie ist direkt nach dem Vorfall zu mir gekommen und sagte, sie hätte einen riesigen Fehler gemacht und müsste das wieder gut machen. Dann ist sie abgehauen und ich hab sie bisher nicht wiedergesehen." Sie schüttelte den Kopf. „Sie denkt nicht nach. Die Blacks werden sich freuen, dass sie alleine draußen rumläuft. Und sie hat noch einige starke Artefakte bei sich."

„Und sie lassen sie einfach weggehen, wenn die ganzen Mörder dort draußen sind?", staunte Jimmy.

„Sie ist eine starke Amazone", nickte die Matriarchin. „Voreilig, aber einfallsreich, die kommt zurecht. Haha, die armen Kerle..."

„Und Shampoo ist mit ihrer Urgroßmutter auch weg", ergänzte Jessy. „Sie hat zwar gefleht deinetwegen noch ein wenig zu bleiben, Cologne ließ es allerdings nicht zu. Sie wollte mit ihr trainieren, weil sie der Meinung ist, das Shampoo zu schwach sei."

„Cologne ist immer so. ‚Du musst trainieren, Shampoo, trainieren, ätz'", äffte die Matriarchin Cologne nach.

„Und wo sind sie hingereist", fragte Jimmy langsam. Irgendwie hatte er das Gefühl es zu wissen, seine Erinnerungen aus seiner ersten, seiner Heimatdimension, wo er diesen Manga gelesen hatte, ließen ihn schlimmes befürchten.

„Zu den Quellen von Jusenkyo, glaube ich", überlegte die Matriarchin.

Jimmy nickte langsam, sein Gefühl hatte sich bestätigt. Jessy sah ihn schockiert und ungläubig an, sie wollte, so wie er, nicht daran glauben.

„Katzen", sagte er kalt.

„Hä?", fragte die Amazone.

Jimmy ignorierte sie. Er versuchte gerade etwas, wessen er sich selbst nicht sicher war und sich weigerte es zu verstehen, Jessy zu erklären. Das Mädchen verstand sofort. „Und Ranma... hat Angst vor denen", schüttelte sie den Kopf.

„Worüber redet ihr?", fragte die Matriarchin verwundert. „Was hat Jusenkyo mit Katzen und Namra, Ramna... wie auch immer zu tun?"

„Na ja", fing Jimmy an. „Die Jusenkyoquellen sind verflucht, und... na ja. Ich habe ihnen doch diese verrückte Geschichte erzählt, von wegen einem Manga, den ich gelesen habe, erinnern sie sich? Und in diesem Manga war Shampoo mit Ranma verlobt. Und der hatte Angst vor Katzen, also, wie der Zufall oder der Autor so wollten, wurde Shampoo mit dem Katzenfluch belegt. Sie verwandelt sich also in eine Katze, wenn sie mit kalten Wasser in Berührung kommt."

„Ah echt?", wunderte sich die Matriarchin. „Wisst ihr eigentlich, dass ihr ziemlich gut Geschichten erzählen könnt? Ihr solltet mal irgendwo auftreten."

„Das ist keine Geschichte!", rief Jimmy. „Wir waren da, das stimmt alles, wir saugen uns hier nichts aus den Fingern! Waaah!" Er atmete tief ein und erklärte dann weiter: „Diese Quellen sind verflucht, und wer da rein fällt, wird mit einem Fluch belegt sich in das zu verwandeln, was mal vor etlichen Jahren in dieser Quelle ertrunken ist."

„In eine Leiche?"

„In ein Lebewesen! Als es noch lebte, ist es ertrunken! Wenn da also eine Katze ertrunken ist, verwandeln sich alle, die in diese Quelle fallen, bei Berührung mit kaltem Wasser in eine Katze. Und bei Berührung mit warmen wieder zurück. Wir waren da, und Jessy ist auch in eine dieser Quellen gefallen."

Das Mädchen nickte, doch die Matriarchin sah immer noch recht unglaubwürdig aus, sie hörte allerdings auf zu lachen. „Jessy ist auch verflucht? In was verwandelt sie sich denn?"

„In einen Menschen. Davor war sie nämlich ein Pokémon. Also eine Art Tier..."

„Wirklich?" Die Matriarchin drehte sich zu Jessy und guckte sie fasziniert an. „Du warst... bist... in Wirklichkeit so ein Pokétier? Oder wie auch immer? Was ist das eigentlich?"

„Ein Tier halt", zuckte Jessy mit den Schultern.

Die Matriarchin guckte immer noch verwundert und schüttelte den Kopf. „Ihr redet wirres Zeug. Ich glaube das nicht, ihr habt euch das doch ausgedacht. Außerdem hab ich von solchen Pokétieren noch nie etwas gehört. Wo ist denn der Turnierplatz?"

„Tja, das ist... weit, weit weg..."

Jimmy seufzte und eine Stille entstand. Er hatte Shampoos Reise nach Jusenkyo völlig vergessen, sonst hätte er sie irgendwie abzuhalten versucht. Jetzt war es wahrscheinlich zu spät um sie noch einzuholen, und sie würde mit demselben Fluch rumlaufen wie Ranma, wie Ryoga, Jessy und Genma. Auch wenn es gute Seiten hatte, nämlich dass man sie leichter abhalten konnte Schaden anzurichten, so war es doch trotzdem schade um sie.

„Es ist meine Schuld", sagte Jessy plötzlich.

„Wie kommst du denn darauf?", fragte Jimmy verwundert.

„Als du geschlafen hast, konntest du nichts tun, aber ich schon! Ich hätte sie davon abhalten sollen. Hätte ich mich doch nur mehr um sie gekümmert..."

„Jessy..." Jimmy legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Vorwürfe, du kannst nichts dafür. Niemand hätte an so etwas gedacht."

„Und Cologne hätte dir auch nicht geglaubt, geschweige denn ihr Vater, der dich nicht einmal kennt!", gab die Matriarchin hinzu.

„Aber trotzdem. Ich war die einzige, die von diesen Quellen wusste, und ich hätte ihr helfen können und sie abhalten können!"

Jimmy atmete tief durch. Jessy hatte schon recht, sie war die einzige, die etwas hätte tun können, der Rest wusste nichts davon und er selbst lag außer Gefecht in Shampoos Zimmer. Aber an Jessys Stelle wäre wohl keiner auf die Idee gekommen zu dieser Zeit an so was zu denken, ausnahmslos niemand. Ihr... Trainer... lag halbtot im Bett, und da soll sie sich Gedanken über Reiseziele von Shampoo und ihrer Urgroßmutter machen? Jimmy schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm.

„Du bist das wunderbarste Mädchen, das ich kenne. Jeder andere hätte sofort verstanden, dass er nicht an alles denken kann, vor allen dingen nicht an so was, nur du machst dir Vorwürfe! Man, Jessy... Jetzt hör aber auf, du – bist – nicht – Schuld – dran, – dass – Shampoo – bei – den – Jusenkyo – Quellen – ist, – kapiert?"

Jessy schaute verwundert zu der Matriarchin, die mit den Schultern zuckte, dann, als Jimmy sie losließ, ihm in die Augen und seufzte. „Ja... trotzdem... o.k., o.k., ich höre schon auf. Du hast ja recht, schließlich wusste ich ja auch nichts davon, und Shampoo hat mir auch nichts gesagt, bevor sie gegangen ist."

Auch die Amazone tätschelte sie am Oberarm und lächelte ihr aufmunternd zu. „Ihr Pokédinger seid aber wirklich liebenswerte Menschen... Tiere... Lebewesen, egal. Jimmy hat aber recht, mach dir keine Gedanken darüber, Jessy. Du kannst wirklich nichts dafür."

„Danke", seufzte Jessy erneut und lächelte ebenfalls.

Eine Weile standen sie auf der Straße rum, ohne was zu sagen, schließlich beschlossen sie sich auf eine der Bänke zu setzen und schauten sich die Vorgänge der Stadt an. Durch die vielen Wolken schien das matte Mittagslicht auf die immer noch arbeitenden männlichen Amazonen, die hier und da herumlungerten und kochten oder Waffen schmiedeten. Nach dem Mittagessen fingen einige von ihnen zu trainieren oder zu meditieren an, andere nahmen sich ein Buch und setzten sich damit an einen schönen Platz und lasen. Das Dorf blieb so friedlich, wie es schon die ganze Zeit war, ruhig und unberührt.

„Jimmy? Sag mal", überlegte die Matriarchin, „du bist doch jetzt ein Magier, oder?"

Der Junge nickte.

„Kannst du mit deiner Magie Shampoo eigentlich nicht von diesem Fluch befreien?"

„Ich kenne die Struktur dieses Fluches nicht, ich müsste erst mal daran forschen und herausfinden, was ich da ändern muss, damit Shampoo nicht mehr damit belegt ist. Das kostet allerdings enorm Zeit und Astralenergie. Und Astralenergie hab ich gerade nicht. Es gibt aber die Quelle des ertrunkenen Mädchens. Wenn Shampoo in dieser Badet, müsste sie wieder normal werden, sie würde sich ja dann mit Wasser immer in sich selbst verwandeln, und Ranma auch, wenn er in der Quelle des ertrunkenen Jungen Baden würde. Wir wissen nur nicht, welche die des ertrunkenen Jungen ist, die des Mädchens könnten wir vielleicht wiederfinden. Schließlich sind Ranma und Jessy dort hineingefallen."

Die Amazone nickte. „Das können wir wohl auch. Du hast keine Astrale Energie mehr, hast du gesagt? Ohne die kannst du nicht zaubern, stimmt's? Warum hast du eigentlich keine?"

„Na ja, ich hab sie verbraucht und irgendwie regeneriert sie sich in dieser Welt nicht so schnell. Wenn ich zaubern sollte, müsste ich sie also von irgendwo anders her nehmen. Nur weiß ich nicht, von wo."

Die Matriarchin nickte. Dann stand sie auf und reichte Jimmy, der sie nur verwundert anschaute, die Hand. „Ich hab eine Überraschung für dich, komm mit!"

Jessy hatte kurz die beiden Tüten mit Nahrungsmitteln, die sie mit sich trug, bei Shampoo zu Hause abgelegt, dann hatten sie sich sofort auf den Weg gemacht und betraten einige Minuten später den Tempel. In diesem Steingebäude lief ihnen sofort die dritte kleine Hexenmatriarchin entgegen, doch dieses mal gab es keine überflüssigen Kommentare, kein einziges unfreundliches Wort, weder zu Jimmy, Jessy oder zu Lao-xans Mutter, sie fing die drei nur ab und begleitete sie schweigend nach vorn, wo eine Art Altar stand. Die Hexe sprang auf diesen Altar und legte einen Talisman, den sie an einer Kette um den Hals trug, in eine kleine Vertiefung. Sogleich begann es leicht zu beben, Stein scharrte auf Stein und eine große Steinwand hinter ihr öffnete sich wie eine Tür. Hinter dieser Wand waren zwei dünne Fassungen diagonal gekreuzt, in die zwei Holzstäbe reingelegt werden konnten. Die eine, vielleicht dreißig Zentimeter lange Fassung, war leer, aber in der anderen, der längeren, war tatsächlich ein schön verzierten Stab gelagert.

„Das ist Xenom", stellte ihn Lao-xans Mutter vor und nahm ihn aus der Fassung. „Einer der beiden mystischen Zauberstäbe, die wir vor einer langen Zeit geschenkt bekommen haben." Sie ging zu Jimmy und überreichte ihm den Stab.

Jimmy nahm den Stab verwundert an sich und war zu überwältigt, als dass er ein Wort des Dankes aussprechen könnte, zum einen wegen der Schönheit der eingearbeiteten Verzierungen im Stab und der Macht, die er ausstrahlte, zum anderen verblüfft über das Handeln der Amazonen. Waren sie nicht mehr sauer auf ihn? Warum bekam er diesen angeblich so mächtigen Zauberstab? Xenom war etwa einen Kopf größer als er, insgesamt dünn, vom Spazierstockdicken Fuß bis oben hin dicker werdend, reich mit Runen und Schlangenbildern verziert und federleicht, als wäre er aus Balsaholz. An der Spitze war ein kleiner, unbedeutend grauer Kristall ins Holz eingearbeitet, über dem Kristall war das Holz zu einer spärlichen Krone geschnitzt. Jimmy wog ihn hin und her und starrte wie gebannt auf den Kristall, der vor Energie zu strotzen schien. Von dem ganzen Zauberstab ging eine große Astrale Kraft aus, die sofort in seinen Körper floss und ihn mit Wärme erfüllte, doch abgesehen davon, dass seine Energie durch den Stab wieder aufgefüllt wurde, spürte er eine aggressive elementare Kraft, die vielleicht seine Angriffszauber verstärken könnte, wenn er in sie Verbindung mit Xenom zaubern würde.

„Der ist für mich?", würgte Jimmy schließlich raus. Er war so fasziniert, dass er nicht einmal ein Wort des Dankes aussprach, während er den Stab wiegte. „Warum schenkt ihr mir so etwas?"

„Weil wir das Ding eh nicht benutzen können", erklärte Lao-xans Mutter. „Alles, was wir wissen, ist, dass es sehr mächtig ist und eine große Kraft besitzt. Und Jessy hat erzählt, dass du ein großer Zauberer wärest und sie beschützt hättest, und deshalb bist du der einzige, der ihn nutzen kann. Außerdem sagte Shampoo, dass ihr ebenfalls gegen die Blacks kämpft. Der Stab wird dir im Kampf gegen sie immer vom nutzen sein, zumindest mehr als er es für uns ist."

Jimmy nickte. Er fühlte sich gerade, als ob er wachsen würde, als ob er in diesen Tagen geschrumpft wäre und jetzt wieder seine frühere Körpergröße erreichen müsste, der Stab presste seine Astralenergie praktisch in seinen Körper. „Ja", kratzte er sich am Kopf, „das Ding ist vom Nutzen, aber..."

„Ich war von Anfang an dafür es dir zu verkaufen", sagte die zweite Hexe grießgrimmig dazwischen.

Lao-xans Mutter schielte zu ihr rüber und verpasste ihr mit dem Ellenbogen eine. Dann fuhr sie fort: „Wir dachten, dass es das einzig sinnvolle für den Stab ist, und dass du ein guter Besitzer wärest. Es ist nämlich sehr wichtig, dass er nicht in die Hände der Blacks fällt, so wie Verna."

„Verna ist im Besitz der Blacks?", wunderte sich Jimmy.

„Verna ist das Gegenstück zu Xenom. Es ist vor einigen Wochen einfach spurlos verschwunden, wir fürchten, dass es in ihrem Besitz ist. Warum sie Xenom nicht geklaut haben, weiß ich auch nicht, sie waren ja beide hier."

„Vielleicht hatten sie Angst", meinte die Hexe wieder. „Xenom und Verna verbindet ein untrennbares Band des Hasses, sie sind dazu verdammt sich zu bekämpfen. Wenn sie vereint sind, könnte eine unsagbare Macht entstehen, die für die Blacks sicher unkontrollierbar wäre. Ich hoffe, du lässt Xenom nicht in ihre Hände fallen, denn wenn sie einen Weg finden beide zu nutzen, könnten sie sehr mächtig werden."

„Das werde ich schon schaffen."

„Ts!", machte die Hexe, sprang vom Stock und wedelte damit umher. „Wir sollten dass einer richtigen Amazone geben, nicht solch einem... Mann! Schau doch, wie er ihn anstarrt! Der Stab wird ihn kontrollieren, und am Ende wird er bei den Blacks landen!"

„Reg dich ab", sagte Lao-xans Mutter. „Der Junge hat mehr drauf, als man auf den ersten Blick sehen kann."

„Er ist ein Mann!", rief der Knochensack und sprang zurück auf den Stock. „Männer tun nie etwas richtig. Du vertraust ihm zu sehr, er wird es vermasseln. Wir sollten ihm eine Amazone mit auf den Weg geben, die auf ihn aufpasst."

„Willst du schon wieder deine Meinung ändern? Soll der Stab hier bleiben und darauf warten, dass er, wie Verna, gestohlen wird? Wir hatten uns darauf geeinigt ihm den Stab zu geben und kein Drama daraus zu machen!"

„Da hattet ihr mir eure Meinung aufgeschwatzt, dass er es wert wäre. Aber da mach ich nicht länger mit, ich lasse mich nicht von euch beeinflussen, ich hab auch ein Entscheidungsrecht!"

Die Hexe hob ihren Zeigefinger und wedelte damit hin und her, wie eine Mutter, die ihrem Kind etwas untersagt, und drehte sich weg. Lao-xans Mutter schaute sie eine Weile an und seufzte.

„Wie wäre es... wenn er eine Prüfung ablegen muss?", ertönte es plötzlich.

Sie drehten sich um. Hinter ihnen stolzierte eine Amazone anmutig durch den Tempel in ihre Richtung, das Sonnenlicht im Rücken, dass man ihr Gesicht nicht erkennen konnte.

„Eine Prüfung?", fragten alle.

„Xiaou!", wunderte sich Lao-xans Mutter.

„Mutter."

Die Amazone trat ins Licht und nickte ihr, der anderen Hexe und Jessy zu, dann schaute sie prüfend auf Jimmy, der immer noch fassungslos den Stab in den Händen hielt. Die Mutter stieg die Stufen vom Podest beim Altar runter zu ihrer Tochter und blickte ihr fest in die Augen, die Hexe riss sich zusammen und versuchte, trotz ihres Rückens, gerade auf dem Stab zu stehen, Jimmy und Jessy schauten nur zwischen den Frauen hin und her.

„Was machst du hier", fragte die große Matriarchin auf chinesisch.

„Ich hab meinen Auftrag erfüllt, also bin ich erst einmal zurückgekommen", erklärte Xiaou.

„Von den Blacks keine Spur?"

„Keine einzige. Sind unsere Kundschafterinnen alle heil zurückgekehrt?"

„Alle, auch die, die die Gegenstände verstecken sollten. Sie hatten sich etwas verspätet, und viele haben sich schon Sorgen gemacht und Gerüchte verbreitet, aber sie sind zurück."

„Hm... Und hier ist scheinbar auch ein wenig passiert, während ich nicht da war?"

„Einiges. Shampoo war zurück und ist mit Cologne und ihrem Vater zu den Quellen von Jusenkyo. Jimmy hat mit Lao-xan gekämpft. Nach dem Kampf ist sie abgehauen, und Jimmy lag eine Woche im Koma. Jetzt haben wir beschlossen Jimmy Xenom zu geben, wie du siehst."

„Das hat sie beschlossen", grummelte die Hexe genervt.

Xiaou nickte, ging auf Jimmy zu und entriss ihm den Stab. Der verwunderte Junge, der nichts von ihrer Unterhaltung verstanden hatte, schaute ihr nur überrascht hinterher.

„Zu unserer Prüfung", sprach sie wieder auf japanisch. „Wir beide werden kämpfen, allerdings nicht auf ein k.o., sondern das Ziel ist es dem Gegner das hier zu vernichten." Sie holte zwei kleine, an Ketten hängende, türkise Kristalle aus ihrer Tasche und gab einen davon Jimmy. „Wie du es machst, ist egal. Versuch es aber nicht mit direkten Zaubern, die stößt er ab. Bereit?"

Jimmy wich erschrocken zurück, da er wusste, wie stark diese Amazone war. Sie hatte ja schließlich sogar Ranma einige Schwierigkeiten bereitet, und aus Angst zerstückelt zu werden, blickte er sich, statt zu antworten, instinktiv sofort nach Deckung um. Dann fiel ihm doch noch etwas ein, was er unbedingt noch fragen wollte:

„Xiaou, du warst doch im Versteck der Blacks, oder?"

Die Amazone gab den Stab ihrer Mutter, hängte sich die Kette um den Hals und zog aus dem nichts ihre Nun-chakus. „Ja, war ich", antwortete sie seelenruhig. „Und?"

„Warum warst du da? Und warum hast du uns gerettet? Und vor allen Dingen: woher wusstest du, was sie vorhatten?"

Sie schüttelte den Kopf und fing an zu erklären: „Ich wusste es nicht, ich konnte nur raten, dass sie zaubern würden, da Verna zu dieser Zeit schon in ihrem Besitz war, schätze ich zumindest. War das deine Frage? Ich habe euch aber nicht gerettet, ich habe euch nur aus meinem Schussfeld gestoßen. Und ich bin, genau wie du, auch kurz davor auf die Spur gekommen und habe deshalb nachgesehen, es war also Zufall, dass wir uns da getroffen haben. Nun, bist du jetzt bereit für den Kampf?"

„Sie haben uns erwartet, mich zumindest. Du weißt nicht, woher sie das wussten?"

Xiaou schüttelte den Kopf. „Es ist beängstigend zu wissen, dass sie über uns fast genauso viel wissen wie wir selbst. Ich weiß aber leider auch nicht woher." Sie wischte sich die Haare aus dem Gesicht und blickte entschlossen zu dem Jungen. „Nun, Jimmy, die Prüfung ist deine beste Chance dein Können unter Beweis zu stellen und die einzige Möglichkeit, dass deine Ehre bei uns Anerkennung bekommt. Wird sie das nicht, wird Colombin auch den Stab nicht herausrücken wollen. Bringen wir es hinter uns?"

Jimmy nickte. So hart, wie die Amazonen waren, vor allen Dingen diese Hexe, die Xiaou wohl mit Colombin meinte, würden sie ihm nie etwas zutrauen, solange er nicht etwas weltbewegendes anstellte, wie zum Beispiel gegen Xiaou zu überleben. Kurz wog er seine Chancen ab, atmete tief durch und versuchte ihren entschlossenen Blick zu erwidern, doch bevor er antworten konnte, ging Jessy dazwischen.

„Bist du verrückt?", rief sie und stellte sich vor Xiaou. „Willst du ihn umbringen? Du kämpfst wie eine Furie!"

Xiaou zuckte mit den Schultern. „Wenn es sein muss... Das hat auch eine positive Seite, dann wissen wir zumindest, dass er nicht geeignet ist."

„Jimmy!", rief Jessy und drehte sich zu ihm um. „Du darfst nicht kämpfen! Du hörst doch, dass sie dich umbringen will. Das ist doch sinnlos, wozu brauchst du auch diesen Stab?"

„Lass ihn kämpfen, ich will sehen, wie er verreckt", lachte Colombin, die Hexe, hämisch.

Jessy knurrte sie wütend an, dann packte sie Jimmy an den Schultern und schüttelte ihn. „Ich will nicht, dass dir etwas zustößt, und du musst mir auch nichts beweisen, also hör auf mit dem Quatsch und sag dieser Tussi, sie soll sich verziehen und dich in Ruhe lassen!"

Jimmy, leicht schockiert von Jessys Wortwahl, zog nur die Augenbrauen hoch. „Jessy...? Hör mal, ich muss kämpfen-"

„Du musst gar nichts!" Sie atmete tief ein, um vom neuen mit Argumenten auf Jimmy einzuschlagen. „Du bist auch ohne diesen Stab stark genug, reicht dir das nicht? Du - brauchst - nicht - zu - kämpfen!", wiederholte sie, allmählich mit verzweifeltem Gesichtsausdruck. In seinen Augen konnte sie seinen entschlossenen Kampfgeist sehen und fing ihn voller Sorge wieder an zu schütteln. „Du brauchst doch keine Xenoms, um noch mehr Macht zu bekommen! Das ist doch vollkommen bescheuert! Und ich mache mir wieder Sorgen, wenn du Tagelang regungslos im Bett liegst! Weißt du das eigentlich? Schon zwei Mal! Ich will nicht, dass es noch ein drittes Mal passiert, allein der Gedanke daran macht mir Angst!

Der Junge riss sich genervt aus ihren Händen und hielt sie nun selbst zur Beruhigung fest. „Jessy! Das ist genau deshalb passiert, weil ich nicht stark genug war. Aber ich will es werden, und deswegen muss ich kämpfen! Bitte... vertrau mir. Ich werde mich schon nicht von ihr umbringen lassen, auch wenn ich verliere. Und ich werde dadurch stärker und kampferfahrener."

„Keine Sorge", wand Xiaou mit ein. „Es ist eine Prüfung, kein Todesduell. Ich werde versuchen ihm nichts absichtlich zu brechen."

„Ich glaube an Jimmy", gab die Mutter zu. „Einen Kristall zu zerstören kannst du auf viele Weisen, indem du Stärke, Geschicklichkeit... oder Intelligenz beweist. Gib dir einen Ruck, Jimmy, zeig uns, worin dein Talent liegt!"

Der Junge atmete auf und machte sich entschlossen kampfbereit, während er Jessy an die Seite der Mutter von Xiaou stellte.

„Aber...", wand sie noch ein, doch Jimmy legte ihr die Hand auf die Schultern und blickte ihr in die Augen. „Ich werde das schon überleben, mach dir also bitte keine Sorgen. Du musst mir nur vertrauen und an mich glauben!" Damit ging er wieder zurück und stellte sich Xiaou gegenüber. „Okay, ich bin bereit."

„Na dann... los", rief sie erfreut, sprang mit hämischem Grinsen nach vorne und schlug mit ihren Nun-chakus direkt auf seine recht Hand, in der er immer noch den Kristall hielt. Ehe Jimmy etwas vom Angriff bemerkte, schoss ein gewaltiger Schmerz seinen Arm empor, und er sah den Kristall schon aus seiner Hand rutschen. Erschrocken sprang er zurück, griff im Flug nach ihm, erwischte ihn um Haaresbreite noch mit seiner heilen Hand, und landete einige Schritte von Xiaou entfernt. Schon bereute er es nicht auf Jessy gehört zu haben. Die Knochen in seiner Hand waren allesamt zertrümmert und der Schmerz drang in seinen Körper ein, in seinen Kopf und in alle Nervenstränge, dass er gelähmt war und sich kaum bewegen konnte.

„Bis du verrückt?", rief er, als er wieder zu Atem kam. „Ist das vorsichtig? Du wolltest mir nichts brechen!" Er fasste seine Hand an, die sofort anschwoll und der betäubende Schmerz wuchs, als ob er sie in eine Mühle gesteckt hätte und seine Knochen zu Pulver vermahlen worden wären. Schnell ließ er sie wieder los und versuchte den Schmerz einfach, so gut es ging, zu vergessen, während sie kraftlos an seinem Körper baumelte.

„Du willst dich doch auch nicht langweilen, oder?", zwinkerte ihm Xiaou zu und grinste wieder hämisch. Dann sprang sie erneut vor und schlug mit ihren Nun-chakus zu, dass man sie die Luft peitschen hörte. Jimmy wusste nicht, woher er die Kraft sich zu bewegen und die Astralenergie für einen Schnelligkeitszauber hernahm, doch ihn mit dem Amaguriken verbindend erreichte er ausreichend Tempo, um ihren Schlägen zu entkommen, auch wenn nur um wenige Millimeter. Seine Hand schmerzte inzwischen so stark, dass er sich zusammenreißen musste, um nach einem Schritt nicht gleich ohnmächtig zusammenzusacken. Wahrscheinlich hatte er dadurch, dass er Xenom kurz in der Hand gehalten hatte, etwas Energie bekommen, die ihm das Zaubern ermöglichte, und vielleicht sogar etwas Ausdauer oder Widerstandskraft. Eilig duckte er sich unter einem weiteren Schlag weg und entglitt für einen kurzen Moment aus Xiaous Reichweite.

„Verdammt", fluchte er innerlich und sah zu Jessy. Sie sah mehr als besorgt aus, mit sorgenvollen Augen verfolgte sie jede Bewegung von ihm und Xiaou und fing langsam aufgeregt zu zittern an. „Vertrau mir, Jessy", dachte Jimmy, als es ihm schwarz vor Augen wurde. Sicherheitshalber sprang er noch weiter von Xiaou weg und zauberte einen Schmerzignorierenden Zauber auf seine Hand.

„Was ist, Jimmy, du greifst ja gar nicht an", sagte Xiaou und wirbelte mit ihren Nun-chakus durch die Luft.

Der Junge schüttelte seinen Kopf, als sein Sehsinn wiederkehrte. Er sah Xiaou, etwas verwaschen, aber ausreichend, um auszuweichen. Angreifen konnte er nicht, dafür war er zu langsam und zu schwach. Wenn er in ihre Nähe kommen würde, würde sie ihn zerschmettern. Fluchend wich er weiter aus. Was hatte ihre Mutter gesagt? Stärke, Geschicklichkeit oder... Intelligenz? Die ersten beiden konnte er streichen, also, was konnte er jetzt Kluges anstellen? Erst einmal musste er sich verteidigen, solange ihm nichts einfiel, also zauberte er Abbilder von sich, die quer durch den Raum sprangen. Auch er hüpfte um Xiaou herum, um nicht aufzufallen. So konnte er wenigstens etwas von sich ablenken und Zeit gewinnen.

Die Amazone hielt kurz mit ihren Attacken inne und lachte. „Tut mir Leid, Jimmy, aber mit Illusionen kriegst du mich nicht unter!"

Jimmy befahl seinen Abbildern aus allen Seiten gleichzeitig anzugreifen, und ging selber mit der heilen Hand und dem Kristall darin auf Xiaou los, doch die Amazone schlug so schnell um sich, dass sie jede Illusion vorzeitig erwischte und sie zum auflösen brachte. Jimmy merkte es zu spät, als er im Sprung war und, genau wie seine Abbildungen, von Xiaous Nun-chaku im Bauch getroffen und zurückgeschleudert wurde, allerdings ohne sich aufzulösen. Unsanft landete er auf den Beinen und versuchte das Gleichgewicht wiederzufinden, während er sich den Bauch, und die wieder zu schmerzen anfangende Hand hielt.

„Mist aber auch", fluchte er. Er hatte nicht mehr viel Energie und seine Zauber verblassten viel zu schnell wieder, sein Schmerzunterdrücker sowie sein Schnelligkeitszauber verloren schon allmählich an Kraft. Er war jetzt durch die Lähmung und die fehlende magische Schnelligkeit nicht einmal mehr im Stande Xiaous Schlägen auszuweichen. Nach dem nächsten Schlag wäre er K.O., und würde wieder einmal im Koma landen, da war er sich sicher. Xiaou nahm schon Anlauf und sprang ihm entgegen, es gab eigentlich keine Rettung, er hatte nur noch eine Sekunde Zeit, eine einzige Sekunde. Wenn er nur einen Zerstörungszauber auf den Kristall zaubern könnte, wäre alles kein Problem gewesen, aber darüber lag leider, wie Xiaou sagte, dieses Schutzschild. Er musste dieses Ding, dass an einer Kette an Xiaous Hals flatterte, mit etwas Treffen, Kristalle waren selten stabil, es würde schon zerspringen. Aber hier war nichts, und wenn, Xiaou würde es abwehren. Oder... Die Kette! Ein Geistesblitz hatte ihn erwischt! Diese Kette war nicht magiegeschützt, oder? Es war zumindest seine letzte Hoffnung.

„Zerspringe!", rief er und konzentrierte seinen letzten Funken Energie auf einen einfachen Stein-und-andere-feste-Materialien-sprengen-Fluch. Und es klappte, ein Kettenglied zersprang, die Kette löste sich und fiel. Xiaou stoppte in ihrem Angriff und sah dem Kristall hinterher, den sie nicht mehr erreichen konnte, und der dem Boden immer näher kam. Während sie noch wie erstarrt vor Jimmy landete, schlug der Kristall auf dem Boden auf und zersprang in tausend Splitter. Weitere Sekunden vergingen, die so von Stille durchzogen waren, dass man das Klirren der Splitter und das leise Hämmern männlicher Amazonen außerhalb des Tempels hören konnte. Dann bracht das Gejubel aus.

„Hurra!", riefen Jessy und Xiaous Mutter aus und klatschten in die Hände. „Er hat's geschafft!"

Jimmy sackte erschöpft zusammen, Jessy lief auf ihn zu und umarmte ihn erleichtert, die große Matriarchin rief in die Luft springend „Er hat's geschafft, ich wusste es, hurra!", während Xiaou und Colombin immer noch fassungslos dastanden und ihre Verblüffung immer noch nicht überwanden.

„Die...", wunderte sich Xiaou und ließ ihre Nun-chakus langsam sinken. „Verdammt... die Kette..."

Jessy stützte Jimmy sofort ab und ließ ihn auf ihren Schoss sinken, da die Müdigkeit in ihm die Oberhand gewann und ihm wieder schwarz vor Augen wurde. Seine Hand war mittlerweile auf das doppelte angeschwollen, sein Bauch fühlte sich ebenfalls an, als wäre er in einer Mühle gewesen, ihm wurde schwindlig und übel, aber er behielt das Bewusstsein. Mit der heilen Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn und zeigte dann den heilen Kristall hoch, und ohne ihn wirklich sehen zu können, fühlte er ihn, wie er in seiner Hand lag und immer noch in seiner ganzen Pracht strahlte, als ob er sich die Szene von außerhalb anschauen würde.

Jessy holte daraufhin sofort ein Tuch heraus und tupfte ihm die Tropfen von der Stirn. „Tut es sehr weh, Jimmy? Oh Xiaou, du brutale!"

„Eh?", machte diese und seufzte. „Ich war vorsichtig! Aber dass er die Kette verzaubert, hätte ich nicht gedacht..."

„Du hast dich nicht einmal angestrengt", empörte sich die Hexe Colombin plötzlich. „So wie er kämpft, soll er den Stab besitzen? Er hat nicht die geringste Chance. Er wird ihn verlieren! Und du lässt das auch noch zu!"

„Hört auf mit dem Gequatsche", sagte die große Matriarchin. „Reicht dir das etwa immer noch nicht? Er hat nach ihren Regeln gegen Xiaou gewonnen und seinen Kristall beschützt, was willst du noch? Er hat bestanden!"

„Er... ach! Gib ihm den Stab, dann kann er einen Heilzauber zaubern", ärgerte sich die Hexe, seufzte genervt und hüpfte aus dem Tempel.

„Sie ist beleidigt", stellte die Matriarchin fest und streckte der flüchtenden Colombin ihre Zunge hinterher. „Haha, kannst es wohl nicht haben, wenn nicht alles nach deiner Pfeife tanzt? Haha!" Dann nahm sie den Kristall aus Jimmys heiler Hand und legte stattdessen Xenom hinein. „Nimm das und lass die Kraft in dich fließen. Du wirst sehen, Xenom hat eine merkwürdige heilende Kraft."

Jimmy atmete tief ein und ließ diese Kraft in sich, die er sofort in Lebensenergie umwandelte und seiner Verletzung damit helfen konnte. Außerdem vergingen seine Schmerzen im Handgelenk und im Bauch und seine Übelkeit war wie weggewischt. „Ich sehe wieder etwas", stöhnte er leise und atmete tief ein. „Jessy... oh man..." Er rappelte sich auf. Das Mädchen hielt immer noch an ihm fest und schaute ihm besorgt in die Augen. Die Matriarchinnen standen nur daneben und staunten.

„Dein Arm...", sagte das Pokémonmädchen.

„Die Nervenzellen sind tot, ich spüre nichts. Scherz, hehe, autsch..."

„Geht's dir wirklich gut?", fragte Jessy aufgeregt weiter. „Xiaou hat dich ernsthaft verletzt, also mach keine Witze. Kannst du aufstehen?"

„Ich lebe noch, das zählt", lächelte Jimmy matt. Dann stand er tatsächlich auf. Der Zauberstab Xenom, den er in der Hand hielt, setzte in ihm wirklich einen Heilungsprozess in Gang und gab ihm wieder Kraft aufzustehen. „Der Stab ist echt ein feines Ding. Nur jetzt wo ich ihn hab... tut das voll gut! Na ja, äh, eigentlich hab ich mir nur gerade Gedanken drüber gemacht, wie ich ihn transportieren soll. Es ist doch zu auffällig mit solch einem Stab durch die Gegend zu laufen, oder?"

Xiaous Mutter lachte. „Er ist wieder munter, echt ein witziger Junge. Es gibt einen, der dir da weiterhelfen kann, geh einfach zu Mousse und frag ihn nach dem Subspace..."

Einige Stunden später stand Jimmy mit Jessy und einem Verband um seine rechte Hand vor einer kleinen Hütte, in der ein großer Mann mit einer riesigen Brille und weitem, weißen Trainingsanzug saß und irgendwelche Waffen schärfte. Jimmy hatte darauf bestanden, da er mit Xenom seine Brüche fast geheilt hatte und sich wohlfühlte, Mousse sofort aufzusuchen, der ihm einen Trick beibringen sollte, um seine Gegenstände in einer Art Zwischendimension aufzubewahren, dem sogenannten Subspace, doch jetzt, wo er diesen Sehbehinderten sah, überzog ihn die Skepsis. Mousse, bekannt als Meister der versteckten Waffen, war angeblich einer der wenigen im Amazonendorf, ja sogar in der ganzen Welt, der diese Kunst wirklich beherrschte und sie kontrollieren konnte, nicht einmal die Matriarchinnen konnten sie gezielt einsetzen. Gegenstände könnte er verstecken lassen und wann und wie immer er wollte sie wieder zum Vorschein bringen. Dafür brauchte er keinen Mantel, in denen er den Kram verstecken konnte, sondern materialisierte oder entmaterialisierte die Gegenstände einfach. Sie lägen dann in seinem persönlichen Subspace, meinten die Matriarchinnen. Nur gerade jetzt sah er nicht wie ein Zaubermeister aus, sondern wie ein stinknormaler halbblinder Handwerker.

Der junge Mann bemerkte Jimmy und Jessy gar nicht. Er saß nur da und klopfte vollkommen engagiert mit einem Hammer auf seinen kleinen Dolchen, um sie zu formen, dann holte er wiederum aus seinem Trainingsanzug irgendwelche Werkzeuge und verfeinerte die Waffen damit noch weiter, oder machte irgendwelche Verzierungen hinein. Zum Schluss begutachtete er seine Meisterwerke aus nächster Nähe, was hieß, dass er sie sich gegen die Brille drückte, und schließlich öffnete er seinen mantelartigen Anzug, wobei sein muskulöser Oberkörper zum Vorschein kam, und versteckte darin diese kleinen Dolche, wobei er ihn weit offen hielt, als wären die Dolche Speere, die viel Platz zum einstecken bräuchten. Sobald er fertig war, fing das Ritual von vorne an.

„Hm", überlegte Jessy skeptisch und stellte sich neben Jimmy. „Er sieht irgendwie nicht besonders meisterhaft aus. Bist du sicher, dass Xiaou den meinte?"

„Die Brille macht's. Ich wette, dass er anständig aussehen würde, wenn er sie abnehmen würde, so sieht er nur total bescheuert aus. Erinnert mich an einen Lehrer, nämlich an Kuno. Der hatte doch auch solch eine Brille und guckte immer bescheuert."

„Meinst du, er kann uns hören?"

„Hm", überlegte Jimmy. Mousse nahm genau in diesem Moment den Hammer und versetzte seinem neuen Dolch solch einen Hieb, dass dieser sich aus dem Staub machte und vom Amboss, auf dem er zurechtgeformt werden sollte, heruntersprang. Doch Mousse schaute ihm nur verwundert hinterher und hob ihn wieder auf.

„Vielleicht braucht er auch einen Schalltrichter, wer weiß?" Jimmy strich sich nachdenklich übers Kinn. „Auf jedem Fall sollten wir ihn fragen, ob er unser Mann ist."

Jimmy ging einen Schritt auf die Hütte zu, doch als er merkte, dass Jessy ihm nicht folgte, drehte er sich verwundert zu ihr um. Das Mädchen starrte hin nur nachdenklich an und lächelte, als er sie anblickte.

„Was los, warum guckst du mich so an?", wunderte sich der Junge.

„Na ja, irgendwie bewundere ich dich... deinen Kampfgeist..."

Jimmy blickte sie schief an. „Was gibt es an mir zu bewundern? Da ist kein Kampfgeist, das ist ein Haufen irrer Zellen." Er zeigte auf seinen Kopf.

Jessy lachte. Dann seufzte sie und lächelte wieder. „Ich bewundere dich, weil du, wenn du dir was vornimmst, es bis zum Ende durchziehst, egal wie groß die Gefahr ist, und nie aufgibst."

Jimmy nickte. Sie spielte auf diesen Kampf von vorhin an, den er mit knapper Not gewonnen hat, nur weil ihm ein Trick eingefallen war Xiaou zu überlisten. Dass sie ihm Kampfmäßig weit überlegen war, wusste er, und natürlich hatte er sich, trotz dessen, auf einen Kampf eingelassen. Er konnte das wirklich nicht „Kampfgeist" nennen, das war entweder Sturheit, Größenwahn, Lebensmüdigkeit oder eine andere psychische Störung.

„Aber", fuhr Jessy fort und hob ihren Zeigefinger, „in einem Punkt hat Akane recht. Du gehst wirklich zu leichtsinnig und sorglos mit deinem Leben um. Weißt du eigentlich, was dir hätte passieren können? Jetzt im Kampf gegen Xiaou, aber auch gegen die Blacks letztes Mal? Mensch! Zwing deine irren Hirnzellen wenigstens ein mal nachzudenken! Ich habe mir Sorgen gemacht, dass dir was passieren könnte!"

„Es musste sein, nach dem, was letztens passiert ist."

„Was meinst du?"

„Na die Sache mit dir und Lao-xan..."

Jessy hob die Augenbrauen. „Du... denkst doch nicht, dass du es für mich machen musst? Jimmy..."

„Hm. Lass uns mal reingehen", sagte der Junge bestimmt.

„Jimmy!", empörte sich Jessy, doch der war schon längst im Haus. „Oh man." Sie schüttelte ihren Kopf. „So viel zu riskieren, und das nur für mich?" Dann folgte sie ihm ins Haus.

Jessy stellte sich in der Hütte neben Jimmy und musterte Mousse. Er beugte sich immer noch konzentriert über seine Dolche und arbeitete an ihnen, bis sie perfekt waren. Sein Werkraum war komplett leer, kein einziges Werkzeug war aufzufinden, kein Regal, keine Sitzgelegenheit oder irgendein Gegenstand. Lediglich der Amboss stand vor ihm, auf dem er die Dolche aufreihte.

Mousse blickte auf, rückte seine Brille zurecht und fragte Jessy etwas auf chinesisch, was sie leider nicht verstand. Sie schaute ahnungslos zu Jimmy rüber.

„Bist du Mousse?", erwiderte der Junge ebenfalls auf chinesisch.

„Ah, ihr seid doch die Truppe, die Shampoo und Lao-xan zurückbegleitet haben?", fragte Mousse und setzte die Brille ab. Dann fuhr er auf japanisch fort: „Und gehe ich recht in der Annahme, dass Shampoo verlobt ist?"

Jimmy wich zurück, doch ehe er fragen konnte, woher Mousse Japanisch konnte, geschweige denn irgendeine andere Frage rauswürgen konnte, stand Mousse ruckartig auf und zeigt mit dem Finger auf ihn. „Bist du der, der mit Shampoo verlobt ist?"

„Äh, nein", sagte Jimmy und blickte ihn skeptisch an. „Warum fragst-"

„Ich bin Shampoos zukünftiger Gemahl. Du bist umgeben von Frauen, wozu brauchst du dann noch Shampoo?"

Jimmy stutzte kurz. Der Typ erinnerte ihn irgendwie an Kuno, dieses Mal an den jüngeren, nur dass er die gehobenen Beleidigungen, die Kuno sonst daherbrabbelte, und blöde Schwertangriffe unterließ. Jimmy schüttelte den Kopf. „Red keinen Unsinn, Mousse. Ich hab mit Shampoo nichts gemacht, ich bin weder mit ihr verlobt, noch hab ich sie dir klauen wollen. Bist du etwa in sie verliebt?"

„Das tut nichts zur Sache", verkündete der Typ, setzte seine Brille auf und sich wieder hin. „Was wollt ihr?"

„Wir hörten, dass du ein Meister in versteckten Waffen bist. Nun, ich wollte diese Kunst auch erlernen", erklärte Jimmy und wedelte mit Xenom rum, den er bisher als Spazierstock genutzt hatte. „Um das hier verstecken zu können."

„Meister der versteckten Waffen? Da ist kein Trick bei, tut mir leid."

„Die Matriarchinnen meinten aber was anderes."

Mousse sah ihn an, nahm seine Brille ab, sah ihn noch mal an, setzte sie wieder auf, und musterte ihn zum dritten Mal. „Ihr wollt die Technik des Subspace lernen? Wie kommt ihr darauf, dass ich sie euch beibringen werde?"

„Xiaou und ihre Mutter haben gesagt, du sollst es uns beibringen", übertrieb Jimmy.

Mousse überlegte kurz und sah seinem Gegenüber in die Augen. Er mochte es nicht seine geheimen Techniken weiterzugeben, zumindest nicht an Jimmy, das sah man ihm an, wahrscheinlich war er mit Jimmys Beziehung zu Shampoo immer noch nicht einverstanden. Aber er wusste auch, dass er einen Befehl der Matriarchinnen nicht abstreiten konnte, auch nicht, wenn es um diese geheime Technik ging. Und er war sich nicht ganz sicher, ob er ihnen Glauben schenken sollte, bis er den durch die Luft wedelnden Xenom entdeckte. „Oh", sagte er nach kurzem Schweigen. „Nun gut. Ich werde es euch beibringen. Denk daran, dass die Ausbildung für die Technik des Subspace sehr lange dauert, um sie vernünftig zu beherrschen. Wir können anfangen, wenn du bereit bist."

Jimmy nickte grinsend. „Klar, bin ich das."

So verbrachten sie die nächste Zeit beim Training. Mousse erkläre zunächst die Theorie des Subspace. Es war eine Art andere Dimension, die man im Körper selbst gespeichert hatte, wie ein Lagerhaus. Darin konnte man alle möglichen Dinge verstauen. Wenn man erfahrener war, konnte man auch auf die Lagerhäuser anderer Personen zugreifen oder durchwühlen. Mousse selbst, so stellte sich heraus, hatte all die Dolche, die er bearbeitet hatte, nicht im Mantel verstaut, sondern in diesem Subspace, denn sein Anzug war ohne Taschen und vollkommen leer. Das gleiche galt für sein Kompendium an Werkzeugen, die ebenfalls alle in diesem Lager hausten. Das Problem war in dieses Subspace zu gelangen, und dafür musste man, laut Mousse, die Gegenstände und ihre Seelen fühlen. Übersetzt hieß das für Jimmy ihre Struktur und ihren Aufenthaltsort zu finden, oder ein Tor schaffen, dass dahin führte. Schnell begriff er, dass es mit dem Limbus, der die Sphären verband, viele Ähnlichkeiten hatte. Auch dafür gab es einen Spruch, den er in seiner zweiten Dimension mal gelesen hatte, um Gegenstände darin zu verwahren. Aber er war kein Schatzsucher, deswegen hatte er ihn nie erlernt. Doch da er schon öfters das Tor zum Limbus geöffnet hat, fiel ihm auch dieser Zauber nicht sonderlich schwer. Nach ein wenig Training hatte er schon das Grundprinzip verstanden und konnte sehen, was sich in seinem Subspace befand, wie zum Beispiel den Hammer, den Mousse für ihn hineingelegt hat, konnte allerdings noch nichts bewegen.

Jessy hörte so viel sie konnte mit und versuchte ebenfalls ihr Subspace zu erforschen, doch, ganz zu schweigen davon, dass ihr Mousse's Gerede wie Unsinn vorkam, fand sie die Seelen oder die Struktur der Gegenstände in ihr nicht ansatzweise. Sie war scheinbar nicht dafür geschaffen, um den Zauber zu erlernen, so gab sie es nach einiger Zeit auf und Trainierte in irgendeiner Ecke und später dann außerhalb der Hütte in Ruhe ihre Feuerfähigkeiten.

Am Abend des ersten Tages saß Mousse nur noch nachdenklich vor dem konzentrierten Jimmy, ohne auf sein Training zu achten und ihn weiter zu betreuen. Es fing schon allmählich an zu dämmern, als Jimmy darauf aufmerksam wurde, indem er Mousse etwas fragen wollte und keine Antwort bekam. Sorgenvoll stupste er die männliche Amazone an, die langsam aus ihrer Starre erwachte:

„Was ist denn los, Mousse?"

„Ich möchte gerne wissen, mit wem Shampoo verlobt ist", sagte dieser direkt heraus.

Jimmy zuckte mit den Schultern. „Mit Ryoga, wieso?"

In diesem Moment riss sich Mousse hoch und starrte ihn fast schon entsetzt an. „Mit Ryoga?" Dann nahm er die restlichen Geräte vom Amboss, stopfte sie sich in den Mantel und ging aus der Hütte. Verblüfft folgte Jimmy ihm.

„Mousse, bleib stehen", rief er. „Wo rennst du denn plötzlich hin?"

„Nach Japan."

„Was willst du in Japan?"

„Die Matriarchinnen haben vor knapp über einer Woche gesagt, dass ein gewisser Ryoga nach Shampoo gefragt haben soll und jetzt unterwegs nach Japan ist."

Jimmy verstand schlagartig. Ryoga hatte es begriffen, dass er gegen den Fluch nichts ausrichten konnte, zumindest noch nicht, und hatte eingesehen, dass er Shampoo trotzdem behalten wollte. Dazu musste er mit ihr reden. Dass er hier eingetroffen war, glich zwar schon fast einem Wunder, doch dachten alle, Shampoo wäre noch in Japan, und hatten ihn dahin geschickt. Und sie war zusammen mit ihm, Jimmy, Jessy und Lao-xan nur kurz danach eingetroffen. Dieses Wunder könnte man wiederum Ironie des Schicksals nennen, und das Problem war, dass Ryoga alleine nie nach Japan findet. Mousse währenddessen wollte Shampoo wohl zurückerobern, indem er Ryoga aufspürte und gegen ihn kämpfte. Shampoo war also der Pokal für den Gewinner, und der Feind bewegte sich, wie Mousse annahm, nach Japan, also musste er folgen. Jimmy schüttelte den Kopf, er hätte es ahnen können, bei dieser Show, die Mousse am Anfang ihres Treffens abzog. Genervt fasste Jimmy ihm an die Schulter und riss ihn herum.

„Mousse!"

„Tut mir leid", sagte dieser, „aber ich kann dich nicht länger Unterrichten. Ich reise heute noch ab."

„Warte doch, Mousse. Wir müssen auch nach Japan, du kannst mich unterwegs unterrichten. Wartest du gefälligst? Ich muss noch Jessy holen!"

Kurze Zeit später las Jimmy das Mädchen im Park auf, auf der Bank, auf der sie sich zum ersten, und einzigsten Mal geküsst hatten. Sie saß da mal wieder konzentriert in ihrem Feuertraining und hatte, wie Jimmy überrascht feststellte, eine warme Aura um sich gebildet. Nach einigen überraschten Blicken zog er sie schließlich auf die Beine, mit der Erklärung, dass sie jetzt „abhauten", und zwar zurück nach Japan. Sie gingen kurz zu Shampoos Haus, nahmen ihre wenigen Sachen mit und liefen in Richtung Mousse.

„Was ist passiert, dass er plötzlich nach Japan reisen will", fragte Jessy verwundert.

„Ich hab ihm das mit Shampoo und Ryoga verklickert. Ich schätze mal, er will jetzt mit ihm Kämpfen, was erwartest du?"

„Genau das." Jessy grinste. „Das scheint bei den Amazonen ja so üblich zu sein."

„Tja", überlegte Jimmy. Er ließ kurz all die Geschehnisse im Amazonendorf Revue passieren. „Im Endeffekt, was hab ich hier vom Amazonendorf mitgenommen, außer Xenom? Das mit den Blacks haben wir auch noch nicht geklärt."

„Du meinst wohl, ob das dieselben sind wie bei den anderen Amazonenkriegen? Gegen diese barbarenartigen Diebe?"

Barbarenartige Diebe... Jimmy stutzte, so dass er, mit Jessy mitten im Lauf zu Mousse zurück, einfach stehen blieb. Auch das Mädchen hielt an und schaute verwundert zu ihm zurück. „Diese Diebe", überlegte Jimmy laut, „sie... was haben sie denn damals für Gegenstände geklaut? Stand da, in den Büchern, irgendwas von magischen Gegenständen, die damals gestohlen wurden?"

Jessy blickte ihn fassungslos an. „Jetzt wo du es sagst... ich glaube magische sowie unmagische..."

„Dann hieße das doch, dass die barbarenartigen Diebe von damals gar nicht die Magierbande Black war, sondern irgendein Kriegsverein. Folglich hieße das doch, dass sich die Amazonen umsonst um ihr Leben sorgen machen, oder dass irgendwelche Dämonen losgelassen werden, wenn die magischen Gegenstände verschwinden."

„Ah ja, das hatte Shampoo ja gesagt", überlegte Jessy.

„War das jetzt Zufall, ist damals was mit den Diebesgeschichte schief gelaufen, oder haben wir etwas im Buch übersehen?", überlegte Jimmy. „Wir müssten das überprüfen."

„Können wir aber nicht. Mousse wartet."

Jessy nahm Jimmy kurzerhand an der Hand und zerrte ihn weiter zu Mousse's Hütte. Mousse selbst wollte sich gerade davon machen, als die beiden in letzter Sekunde auftauchten und sich ihm anschlossen. Als Jimmy noch ein Versuch unternahm Mousse zu erklären, was es mit der Sache mit den Blacks auf sich hatte, und ihn überreden wollte ihm Zeit für Nachforschungen zu geben, um Beweise zu sammeln, war dieser absolut nicht damit einverstanden und machte sich sofort auf den Weg aus dem Amazonendorf, so blieb den beiden keine Wahl als ihm zu folgen und zu hoffen in Japan auf Shampoo zu stoßen und ihr das erzählen zu können.

Die Reise mit Mousse zurück war mindestens drei mal so anstrengend wie mit Shampoo hin, da Mousse einen neuen Marschrekord aufstellen wollte, wie Jessy witzelnd versuchte Jimmy zu beruhigen. In dieser Nacht noch, in der sie aus dem Amazonendorf gingen, schafften sie die Streckelänge von zwei Tagesmärchen mit Shampoo in die andere Richtung, und damit nicht genug, Mousse war am nächsten Morgen fit genug um in diesem Tempo weiterzulaufen. „Für die Liebe tut man halt so einiges", war Jessys Erklärung, doch sie selbst hatte es lange nicht so schwer, wie die anderen beiden, da sie, nach dem Nachtlauf völlig übermüdet, beim laufen einschlafen wollte, sodass Jimmy sie tragen musste, um den Anschluss nicht zu verlieren. Er selbst erreichte seine magisch erhöhte Ausdauergrenze an dem zweiten Tag ebenfalls und brach nach einem erschöpften Hilfeschrei nach Mousse zusammen. Mousse hatte sich, so hatte Jessy berichtet, erbarmt, war stehen geblieben und hatte eingesehen, dass schlaf wichtig war, und er hatte ihr sogar noch geholfen ein Nachtlager aufzuschlagen, während Jimmy schon mal ruhte. Am nächsten Morgen hatten sie ihm zusammen erklärt, dass sie es in diesem Tempo weiterzulaufen nicht durchhalten würden und dass sie es zügeln sollten. Auch Ryoga zu überholen hätte keinen Sinn gemacht, wenn sie also früher in Japan wären als er, deshalb könnten sie sich getrost Zeit lassen, er würde schon nicht abhauen. Dass Ryoga alleine nie nach Japan kommen würde, und dass es dadurch Probleme mit Mousse geben würde, fiel Jimmy erst später ein, doch ihm von Ryogas Orientierungssinn zu berichten wäre zu spät, wenn sie Ärger vermeiden und die Reise nicht abbrechen wollten, so verschwieg Jimmy es. Tatsächlich hatte es Mousse eingesehen und hielt sich mit seiner Eile etwas zurück, was hieß, dass sie zwar trotzdem doppelt so viel marschierten, wie mit Shampoo Richtung Amazonendorf, dafür allerdings nachts rasteten und sich erholen durften. Vor dem Schlafengehen trainierte Mousse mit Jimmy sogar das Subspace weiter, und Jimmy, der nach diesen Ausdauermärschen nicht mehr ganz bei Sinnen war, hörte trotzdem, so gut er konnte, zu und übte pausenlos. Danach träumte er die Nacht durch vom Subspace, in welches er Erinnerungen speichern konnte, wie zum Beispiel Sachen, die er hörte, als hätte er sie niedergeschrieben, und sie wieder abrufen konnte, wenn er es wollte. Dann würde er Mousse nämlich schlafend zuhören und selbst, später, alles wiedergeben und weiterüben können. So würde er allerdings nicht den Lob für seine Fortschritte erhalten, den er sich jedes Mal am Ende anhörte, denn er hatte wahrhaftig innerhalb weniger Tage gelernt die Dinge in seinem Subspace zu bewegen und umzuräumen, eine recht sinnlose Aktion, da er auf alles auch einzeln zugreifen konnte, aber immerhin. Jessy versteckte sich derweilen, während ihrer Subspaceübungen, irgendwo in ihrer Nähe und trainierte alleine das Kämpfen ebenso wie ihre Feuerfertigkeiten auf die Weise weiter, wie ihre beiden Lehrer Ranma und Jimmy es ihr beigebracht hatten. Jimmy bekam von ihrem Fortschritt keineswegs etwas mit, da er selbst zu erschöpft war, um ihre immer noch andauernde warme Aura nach dem Training zu spüren, nur ihre Disziplin verwunderte ihn, da sie immer topfit wiederkam. Die Verwunderung verflog dafür jedes Mal am Morgen, als Jessy das Aufstehen, das Frühstück und den Aufbruch verpennte und Jimmy sie, zu Anfang als Übung, später dann etwas genervt, den Start über trug. Nach einigen Tagen wollte Jimmy unbedingt wissen, ob man sie nicht im Subspace verstecken konnte, damit er sie nicht tragen müsse, doch wusste Mousse weder, wie er solch ein großes Objekt ins Lager stecken sollte, noch ob man darin überhaupt Lebewesen verstauen konnte, was er auch nicht auszuprobieren wagte, und wovon Jimmy später ausging, dass es auch nicht ging. So verstrichen die Tage, um genau zu sein, waren es acht, bis sie die Küste in der kleinen Stadt Nachodka in Russland erreichten. Mousse hatte gestanden einen anderen Weg genommen zu haben, als er zum ersten Mal in Japan war, einen weit südlicheren, mit einer längeren Meerstrecke, und auf die Bewunderung der erschöpften Mitreisenden zu ihrer Ankunftszeit antwortete er nur mit „Ich bin größer als Shampoo, also bin ich auch schneller". Doppelt so groß war er nicht.

Die Schifffahrt verlief der ersten sehr ähnlich, sie hatten sich wieder informiert, wann welches Schiff wohin abreiste und sich dann nachts draufgeschummelt. Doch dieses Mal schliefen sie, trotz verwundeter Blicke, in der Nacht auf den Sonnenstühlen, und trainierten morgens, ausgeschlafen, ganz dreist auf dem Deck weiter, zumindest Jimmy sein Subspace und Jessy ihre Feuerkräfte. Jimmy war mittlerweile sogar weit genug seinen Zauberstab Xenom nicht nur verstecken zu können, was er kurz vor der Kletteraktion aufs Schiff gelernt hatte, sondern ihn auch wieder herausholen. Nach den folgenden drei Tagen, die sie brauchten, um Tokio zu erreichen, also genauso lange wie mit Shampoo, nur zu Fuß, beherrschte er das Subspace sogar fast perfekt. Am Abend des dritten Tages erreichten sie schließlich Nerima und ihr Zuhause, nämlich das Haus der Tendos. Ranma lag mit einem genervten Gesichtsausdruck auf einem der Liegestühle im Garten, als sie durch das Tor schritten, doch es erhellte sich schlagartig, als er sie sah.

„Jimmy! Jessy! Ihr seid zurück, wie schön euch zu sehen!" Ranma sprang sofort auf und zu ihnen rüber, um sie zu begrüßen, über das ganze Gesicht strahlend. „Na, wie war's denn im Amazonendorf, alles glatt gegangen? Wo ist Shampoo? Und wer ist das?"

„Alles super!", strahlte Jessy zurück und begrüßte ihn mit einer Umarmung, die sogar ihn überraschte.

„War spaßiger als ich dachte", gestand Jimmy. „Wir wissen mehr über die Blacks, die Meinungsverschiedenheiten sind geklärt, ich werde nicht mehr verfolgt, wirklich alles super. Shampoo ist leider zu den Quellen aufgebrochen und wir konnten sie nicht aufhalten, aber das wird schon. Und das hier ist... Mousse."

Die männliche Amazone Mousse entschied sich lieber sich selbst und seine Absicht vorzustellen, denn er zeigte mit dem Finder auf Ranma und rief. „Ryoga, ich fordere dich heraus."

„Ryoga?", fragte Ranma und wich zurück, dann wandte er sich Jimmy zu. „Was will er von..."

Ehe er ausreden konnte, sprach Mousse schon weiter: „Wenn ich gewinne, gehört mir Shampoo, verstanden?"

„Ehehe", grinste Ranma belustigt. „Ich verstehe. Aber deine Brille ist wohl nicht dick genug? Ich bin nicht Ryoga."

Mousse griff gerade in seinen Mantel um einen Haufen Ketten und Messer hervorzuholen, als er inne hielt. „Du bist nicht Ryoga? Wer dann?", fragte er und schaute sich um. Im Garten war sonst niemand, so nahm Mousse die Brille von seinem Kopf und wischte sich über die Stirn, doch gerade jetzt ging plötzlich die Tür auf und Akane steckte ihren Kopf hindurch.

„Ranma?", schrie sie wütend, doch dann erblickte sie die anderen drei und ihr Gesicht hellte sich auf. „Jimmy, Jessy! Ihr seid zurück!"

Das Mädchen machte einen Schritt auf die beiden zu, und Jessy kam ihr auch freudestrahlend entgegen, doch Mousse sprang über sie hinweg und landete direkt vor Akane, seinen Finger in ihre Richtung streckend, als sei sie die Antwort auf seine Frage. „Ryoga! Ich fordere dich heraus!", schrie er.

Akane zuckte erschrocken zurück und versteckte sich hinter der Tür. „Wer bist du?"

„Mousse, setz deine Brille auf!", schrie Jessy und lief dazwischen, um Akane zu beschützen. „Sie ist es nicht, Ryoga ist schließlich nicht weiblich. Guck doch einmal genauer hin."

„Mit einer Lupe", sprach Ranma mit einem kalten Seitenblick zu seiner Verlobten, „würde man nicht erkennen, dass Akane weiblich ist."

„Ranma, du TROTTEL!", rief Akane, rannte an Jessy vorbei und auf ihn zu und scheuerte ihm eine, dass er über den Zaun zu den Nachbarn flog. Mousse setzte sich währenddessen die Brille wieder auf und beobachtete irritiert die Szene, zunächst am überlegen, ob Akane wirklich weiblich war, dann nach neuen Personen suchend, die er anfallen und zu einem Duell herausfordern konnte. Jimmy schüttelte nur den Kopf, sie waren gerade einmal einige Minuten hier, und es herrschte wieder einmal totales Chaos. Wie immer...

Akane war ursprünglich damit beauftragt worden Ranma zum Essen zu rufen, denn Kasumi hatte mal wieder, wen wunderte es, etwas wunderbar leckeres zum Abendmahl gekocht, dass es im ganzen Haus duftete, so kam es, dass die vollständige Tendofamilie und der übrig gebliebene aus der Saotomefamilie erschien, um Jimmy und Jessy, und schließlich auch Mousse, mehr oder weniger freundlich zu begrüßen. Als die Truppe das Esszimmer betraten, saß Genma schon am Tisch, der, Kasumi die Töpfe reinbringen beobachtend, Jimmy und Jessy kaum bemerkte und nur beiläufig grüßte. Kasumi derweilen stellte sofort alles ab und kam sehr strahlend lächelnd auf die beiden Reisegefährten zu:

„Jessy! Seid ihr endlich zurück? Wie war die Reise? Hallo Jimmy! Und mit wem haben wir heute noch die Ehre? Wenn ich gewusst hätte, dass ihr heute kommt, hätte ich mehr gekocht..."

Soun Tendo, der Vater der Familie, war derzeit noch im Wohnzimmer am Tisch, wo er Figuren auf dem Shogibrett umstellte, bevor er aufstand und sich ebenfalls dazugesellte. „Guten Tag, Jimmy. Guten Tag, Jessy. Es ist..." Dann brach er in Tränen aus. „... wuuuunderschööön, dass ihr wieder da seid..."

Zum Abschluss stolzierte Nabiki die Treppe hinunter. „Ist etwas passiert, dass ihr so laut seid? Oh, hallo, ihr beiden! Seid ihr endlich zurück? Jimmy, du hast nicht zufällig den Monat, wo du nicht da warst, heimlich Zeitungen ausgetragen? Tja, du musst dir 'nen neuen Job suchen. Hi, Jessy, eine schöne Reise gehabt? Und ihr habt noch einen Mitesser mitgebracht? Ist doch wohl ein Scherz..."

Mousse beschloss im Endeffekt nur Genma anzubrüllen, da ihm der Rest nicht männlich genug vorkam, vor allen Dingen nicht die Heulsuse Soun, doch als Genma ihn nach seiner Duellforderung und der Anrede „Ryoga" ignorierte und die Kochtöpfe weiterverfolgte, stutzte Mousse kurz, was Jimmy und Jessy genug Zeit ließ, um ihn zu beruhigen, und ihm zu erklären, dass Ryoga wohl noch nicht da war. Nach Nabikis Spruch „War doch klar, dass er Japan nicht findet, hast du das nicht erwartet, Jimmy?", den Mousse wohl nicht wahrgenommen hatte, und Jimmy wegen seiner Lügerei nicht den Kopf einziehen musste, begann endlich das Festmahl.

„Na, erzählt mal, wie war es im Amazonendorf?", fragte Akane kauend und wandte sich erfreut an Jessy.

„Eigentlich ganz schön", fing das Mädchen zu erzählen an. „Die Landschaft dort ist einfach wundervoll, traumhaft, die ganzen Gärten und geheime Orte... Shampoo hat uns mal an einen geführt, da war ein alter Springbrunnen in einer Lichtung, mit Steinbänken drum rum, einfach romantisch. Na gut, sie hat uns nicht dahingeführt, wir haben sie da gefunden, es war ihr Lieblingsort. Und wir haben massenweise über die Blacks und ihrer Beziehung zu den Amazonen herausgefunden, da gab es nämlich so eine riesige Bibliothek, die war schaurig, brr. Und die Bibliothekarin erst... Es waren aber sowieso viele seltsamen Leute dort im Amazonendorf, wie Lao-xan zum Beispiel. Und die komische Matriarchin, die so geizig ist. Jimmy hat später mit Xiaou gekämpft, stell dir vor, und er hat gewonnen. Na gut, es war kein richtiger Kampf, er musste nur einen Kristall kaputt machen. Aber was er für seinen Sieg bekommen hat..."

Jimmy strahlte und griff hinter seinen Rücken, wo er ein Tor zum Subspace öffnete und Xenom herausholte. „Das hier!", prahlte er und wedelte mit dem Zauberstab vor den Augen der anderen. „Dieser Stab hat bestimmt mehr Macht als alles, was ihr kennt!"

„Du weißt, dass wir ihn verkaufen werden, wenn Mousse hier bleibt und durchgefuttert wird?", lächelte Nabiki hämisch.

„Ihr habt ja viel trainiert, während ihr weg wart", staunte Ranma. „Nur Zauber, oder auch kämpfen?"

„Alles mögliche!", sagte Jessy stolz. „Jimmy hat mich einmal sogar mit einem Riesenzauber vor Lao-xan beschützt und sich geopfert. Und diese Lao-xan... über die muss ich dir noch später einige Sachen erzählen, Akane!"

„Was ist denn da so geheim?", fragte Jimmy interessiert.

„Für dich nichts, du kennst schon alles." Jessy streckte ihm die Zunge entgegen. Dann erzählte sie die ganzen Geschehnisse erneut, dieses Mal allerdings viel detaillierter, hier und da führte sie einige Sachen auf jede Kleinigkeit genau aus, wiederholte einiges mehrmals, und klönte mit Akane bis zum Nachtisch über ihre Reise. Nur zum Thema Lao-xan blieb sie zurückhaltend, vor allen Dingen in Beziehung mit Jimmy, doch niemand fragte sie danach, die Mädchen aus Höflichkeit, Soun, Ranma und Genma aus Desinteresse, und Jimmy, weil er es wusste, doch ahnte er, was Jessy Akane wohl später erzählen würde. Die Atmosphäre wurde zusehends lockerer, alles lachte, witzelte, erzählte, oder fraß einfach alles weg, während sich die anderen unterhielten. Schließlich hab es Nachtisch und Eis, in welches Jessy fast die Nase steckte, nicht mehr erzählen konnte und wohl oder übel zuhören musste, während die Gegenseite, nämlich Akane, Ranma und ein wenig auch die anderen, zu erzählen anfing. Jimmy hatte nach einem ungemütlichen Gespräch mit Nabiki herausgefunden, dass wohl sein Chef hier gewesen war, als er zum zweiten Mal seine Arbeit hat liegen lassen, und hat nachgefragt, wo er denn gewesen sei. Dass Nabiki die Tür geöffnet hatte, als er kam, erklärte, warum niemand für Jimmy gelogen hat, um ihm die Arbeit zu retten, denn ihr war das natürlich sehr egal. Andererseits hätten sie sehr fantasievoll sein müssen, schließlich hatte er einen ganzen Monat gefehlt, und das ließ sich schlecht entschuldigen. Wie es aussah musste Jimmy sich jetzt nach einem neuen Job umsehen, um sich keine weiteren blöden Sprüche von Nabiki gefallen lassen zu müssen.

Derweilen quetschte Jessy Ranma und Akane aus, was sie in diesem Monat alles gemacht haben. Jimmy schloss sich ihr später an, nachdem er sein Gespräch mit Nabiki beendet hat, und hörte mit, was die beiden Verlobten erzählten. Was ihm und Jessy auffiel, war, dass Ranma eine völlig andere Story erzählte, als Akane, was nur heißen konnte, dass sie eigentlich nichts zusammen unternommen haben. Akane hat sich gelegentlich sogar mit einer Freundin aus der Schule getroffen, ansonsten hatte sie ein wenig trainiert, gelesen und Sachen getan, womit man sich die Zeit vertreiben konnte. Ranma hat in dieser Zeit eigentlich nur trainiert, hatte er erzählt, und natürlich war er Akane nicht ein einziges Mal im Dojo begegnet. Als Jessy sie schließlich fragte, warum sie sauer auf ihn war, wollte sie es nicht erzählen, doch der Stille nach zu urteilen, die nach Jessys Frage entstand, mussten es die anderen schon wissen. Wie es schien, wusste es sogar Ranma, da er irgendwann Akane mit „Bist du DESWEGEN immer noch sauer?" anbrüllte, sie schließlich ihr Eis stehen ließ und nach oben ging, und Ranma beleidigt schwieg, bis ihn Jessy fragte, was er denn angestellt habe. „Warum denkt ihr immer, dass ich schuld bin?", rief er dann ernsthaft beleidigt und floh aus dem Haus. Der Rest beider Familien folgte schweigend seinen Pflichten, nämlich das Eis zu Essen und sich allmählich zu verdrücken, abzuräumen, wie Kasumi, oder am Tisch einzuschlafen, wie Mousse.

„Hm", machte Jimmy, als er als letzter mit seinem Eis fertig war und neben Jessy der einzige am Tisch Übriggebliebene war. Jessy hatte sich neben ihm hingelegt, und schaute sich nachdenklich zur Decke. „Was meinst du", fragte er, „was ist zwischen denen passiert?"

„Es sah ja nicht aus, als hätten sie sich nur beleidigt oder angeschrieen," überlegte Jessy. „Und sie sind auch schon eine ganze Weile sauer auf sich, dabei passt es gar nicht zu ihnen nachtragend zu sein."

„Hm."

„Denkst du eigentlich, das könnte etwas mit Gosunkugi zu tun haben?", fragte sie und blickte zu Jimmy auf, der mit seinem Löffel in seinem leeren Becher herumstach.

„Da du von unserer Reise aus mit Akane telefoniert hast, und sie alles erzählt hat, glaub ich doch, die Sache war abgeschlossen, oder nicht?"

„Akane hat mir nicht alles erzählt, erinnerst du dich? Sie meinte so: ‚Und dann... das erzähle ich dir, wenn du wieder da bist. Danach hab ich ihm eine übergehauen.'"

„Du denkst, das hatte noch Folgen?", wunderte sich Jimmy.

„Ja, das hatte es", mischte sich Kasumi leicht erschöpft lächelnd ein. Verblüfft drehten sich die beiden und guckten zu ihr empor. Sie selbst legte ein kleines Tablett auf den Tisch, setzte sich neben die beiden und drückte ihnen ein Foto in die Hand. „Schaut euch das hier mal an."

Jimmy und Jessy inspizierten überrascht das Bild, wo der Schulhof der Furinkan abgebildet war, und auf dem Akane, umrandet von zig Schülern im Hintergrund, auf dem Boden kniete, Ranma zusammengekauert auf ihrem Schoß saß und sie küsste. Akane selbst sah sehr überrascht aus, doch das Gesicht von Ranma war mehr als nur merkwürdig, er hatte zusammengekniffene Augen, einen komisch geformten, grinsenden Mund wie der einer Katze und sah völlig unschuldig aus. Jessy sperrte verblüfft die Augen auf und Jimmy sagte nur ein flüsterndes „verrückt". Mousse guckte ihnen mit überrascht erhobenen Augenbrauen über die Schultern, Kasumi stellte die restlichen kleinen Glasbecher auf ein kleines Tablett und setzte sich zu ihnen.

„Das Foto hat Gosunkugi geschossen", erklärte sie. „Als Akane an diesem Tag nach Hause kam, war sie stocksauer. Sie ging ins Dojo und übte mindestens eine Stunde da drin. Aber nach dem Training ist sie plötzlich vollkommen fröhlich wieder ins Haus gekommen, dass wir dachten, irgendwas würde mit ihr nicht stimmen. So war sie schon lange nicht mehr. Nun, zu der Zeit habt ihr dann angerufen. Hat sie euch das mit dem Kuss gar nicht erzählt?"

„Nein... sie wollte es uns sagen, wenn wir zurück sind", überlegte Jessy.

„Ranma war bis dahin noch gar nicht zu Hause", fuhr Kasumi fort. „Als er dann zurück kam, erinnerte er sich an gar nichts, und da schlug Akanes Laune auch wieder um. Seitdem streiten sie sich."

„Hat sie sich dann also eine kurze Zeit über den Kuss gefreut?", überlegte Jimmy laut. „Dann ist es klar, dass es ihr die Laune ruiniert, wenn sich Ranma gar nicht dran erinnert."

„Es war ihr erster Kuss", sagte Kasumi. „Und dann hat sie ihn gefragt, ob er denn jede geküsst hätte. Und ihr kennt doch Ranma und könnt euch denken, wie er reagiert hat. Denkt ihr, ihr könnt da was machen?", fragte sie Jimmy und Jessy wieder anlächelnd.

„Wir werden es versuchen."

„Mal schauen, mit Akane wollte ich sowieso noch reden", sagte Jessy und schaute zur Terrasse rüber. „Und wenn Ranma wiederkommt, sagen wir ihm, er soll sich entschuldigen."

„Ich sag's euch, hier brach ein totales Chaos aus", grinste Kasumi und nahm das Tablett mit den Eisschüsseln. „Erst ist Kuno aufgetaucht, dann Gosunkugi..." Und schon verschwand sie in der Küche.

Die beiden warteten noch eine Zeitlang, doch es wurde immer später und später, und Ranma kam nicht wieder. Gegen Mitternacht hörten die beiden wie immer Shogispielenden Väter mit ihrer ausgeglichenen Schummelpartie auf und gingen gähnend und mit den Worten „Morgen werde ich das Spiel entscheiden" nach oben. Auch Kasumi war kurze Zeit später mit ihrem Buch fertig und schlich die Treppe zu ihrem Zimmer hoch, worauf auch die beiden Dimensionsreisenden entschieden endlich schlafen zu gehen. Ranma war immer noch nicht zurück, zumindest nicht auf dem normalen Wege durch die Tür. Da er aber im wahrsten Sinne des Wortes sprunghaft war, hätte er auch durchs Dachfenster klettern und sich in sein Zimmer schleichen können, doch auch das hatte er nicht gemacht, was die beiden oben prüfend feststellten. So zeigten sie Mousse seinen Schlafplatz in ihrem Zimmer, den Kasumi mit einem weiteren Futon zurechtgemacht hatte, und legten sie sich dann in völliger Dunkelheit in die ihren, um das einschlafen zu versuchen, was ihnen trotz ihrer Müdigkeit nach dem Marsch leider nicht gelang. Erst als stundenlangen Minuten zwischen dem Schnarchen Mousse's einer der beiden seufzte, merkten sie, dass sie beide noch wach waren.

„Kannst du auch nicht schlafen?", fragte Jimmy leise.

„Nein."

Eine kurze Stille entstand, während der sich Mousse, sowie auch Genma neben ihnen auf die andere Seite drehte, und als dann wieder der monotone Klang des Schnarchens ertönte, sprach Jessy flüsternd weiter:

„Ich mache mir Sorgen um Ranma. Ich bin doch schuld dran, dass er jetzt beleidigt ist."

„Du?"

„Ich hab ihn doch gefragt, was er angestellt hat, bevor er ausgerastet ist. Das war ein wenig gemein..."

Jimmy seufzte. „Mach dir nichts vor, du kannst nichts dafür. Ich hätte es auch getan. Scheinbar ist zwischen den beiden eine Menge passiert, während wir nicht da waren."

Jessy nickte in die Dunkelheit hinein. „Meinst du, er kommt wieder? Wenn nicht..."

„Er kommt wieder. Du kennst ihn doch, der lässt sich von so einer Sache nicht unterkriegen. Mach dir keine Sorgen."

„Hm."

Das Schnarchen Genmas nahm mit dem Schnarchen von Mousse musikalische Ausmaße an. Im rhythmischen Wechsel schnarchend bildeten sie einen Takt mit Betonungen, einen simplen, nur dadurch, dass einer von ihnen lauter als der andere schnarchte. Sie steuerten sogar durchs monotone lauter werden einen Höhepunkt an, bis Mousse aussetzte, da er Jessys Kopfkissen im Mund hatte.

„Warum kannst du eigentlich nicht schlafen?", fragte das Mädchen leise, während der zweite Schnarcher wieder leiser wurde. „Du hast ja schließlich nichts verbrochen."

„Ich hab mir gedacht noch einmal den Erinnerungszauber auszuprobieren, jetzt da ich wieder einige Energie habe. Woran ich mich erinnern kann, dass wohl vor Mousse Shampoo aufgekreuzt wäre, wenn wir nicht hier wären, und auch so ist es ganz anders ausgegangen, also, sie haben sich nicht so gestritten. Ich glaube ja kaum, dass Shampoo den Streit geschlichtet hat, du kennst doch ihre Amazonenart. Trotzdem war es besser."

„Meinst du also, es liegt an uns?"

Jimmy seufzte. „Das kann sein... haben wir was falsch gemacht?"

„Glaube ich nicht. Ranma zeigt ja zusehends Emotionen, so wie heute, als er abgehauen ist. Vielleicht reden sie mal miteinander? Das kann nicht so falsch sein..."

„Hm, vielleicht."

Es war plötzlich so ruhig, dass man draußen den Wind hören konnte. Weder Mousse mit Jessys Kopfkissen auf dem Kopf noch Genma, dem Jimmy seins unterm Kopf weggezogen hatte, um sein eigenes nicht verwenden zu müssen, und dasselbe getan hatte, gaben ein Geräusch von sich. Einige weitere stundenlange Minuten vergingen, schließlich drehte sich Jimmy geräuschvoll um und seufzte laut.

„Wir müssen etwas schlafen. Ranma passiert schon nichts, der überlebt doch eh alles. Aber wir müssen uns ausruhen, und dann können wir ihn morgen in aller Ruhe suchen."

Von Jessys Futon erklang nur ein erschöpfter Laut. „Ja, du hast Recht..."

„Mach dir keine Sorgen, dich trifft keine Schuld, o.k.? Versuch wenigstens zu schlafen, sonst kriegst du einen Narkosezauber ab!"

„Na gut", flüsterte Jessy erleichtert. „Und du hörst auf mit den Erinnerungszaubern und schläfst auch, klar? Bis morgen..."

Der nächste Tag begann wie jeder im Hause Tendo, zumindest wie jeder, in dem Jimmy und Jessy vergaßen Genma in einen Hasen zu verwandeln und ihn einzusperren, er begann nämlich sehr nass. Zum Glück wurden die beiden Dimensionsreisenden verschont, da Genma zunächst Ranma ins Wasser schmeißen wollte und gar nicht darauf achtete, welchen Martial Artist er in die Finger bekam, Hauptsache es war einer. So flog Mousse also als erstes durch die Luft in Richtung Teich. Doch die männliche Amazone war von einer anderen Sorte als Ranma, denn Mousse war sofort hellwach, als er sich in der Luft befand, zauberte aus seinem Mantel eine Kette herbei, mit deren Hilfe er sich geschickt an einen Baum neben dem Teich hangelte und auf dem Rasen daneben landete. Genma stand nur fassungslos in der Tür und schaute ihm hinterher.

„He? Du bist nicht Ranma? Was machst du dann in seinem Bett?"

Und statt Jimmy und Jessy hinterher zu werfen, durchsuchte er alle ihre Futons und schlug die Decken zurück. Ranmas Futon war leer, doch bei Jessy hielt Genma inne und verstummte.

„Huh", erklang die müde Stimme des Mädchens, „was ist denn los? HUH!"

Klatsch.

Schließlich wachte auch Jimmy auf und schaute sich um, sich die Augen reibend. Genma lag auf dem Boden mit einem Handabdruck auf der Wange, während Jessy vor ihm stand und ihren Pyjama zurechtrückte. Jimmy brauchte einen Moment, bis er verstand, was passiert war, dann holte er aus dem Subspace seinen Zauberstab raus.

„Ich lösche ihm das Gedächtnis!"

„Nein, warte", lachte Jessy. „Er hat nichts gesehen, außer meinem Bauch."

Jimmy schaute sie verblüfft an. „Nur deinen Bauch?"

„Ich weiß nicht, was in seinem Kopf so vorgeht, aber so, wie er mich angestarrt hat, musste ich ihm einfach eine runterhauen. Es war aber nichts ernsthaftes."

Jimmy beäugte Genma skeptisch, der vor sich hinträumend mit seiner Grinse dalag, als ob er gerade einen Schmatzer einer Göttin abbekommen hätte, und überlegte, wie sehr Akane Jessy wohl über „ernsthaftes" aufgeklärt hatte. Schließlich gingen sie zum Fenster, grüßten den unten stehenden Mousse und trafen sich Minuten später unten zum Essen, ohne Ranma, der immer noch nicht zurück war, und ohne Genma, der oben träumte oder sogar wieder schlief. Nach dem Essen machten sich die beiden mitsamt Akane zur Schule auf. Mousse musste zu Hause bleiben, da er sowieso zu alt für die Schule war, aber auch so außer Unfug stiften nur verwunderte Blicke auf sich ziehen würde. Auf dem Weg quetschte Jessy Akane nach Informationen über die Geschehnisse in der letzten Zeit aus.

„Was ist denn passiert, nachdem wir angerufen haben", fragte sie.

Akane war zunächst etwas zögerlich mit der Antwort, begann dann aber doch direkt mit dem Hauptproblem. „Ranma hat mich geküsst, und das vor der ganzen Klasse."

„Deshalb regst du dich doch nicht so auf, oder?", fragte Jessy.

„Nein... es ist einfach... weil dieser Idiot mich nur zum Spaß geküsst hat. Er hätte jede geküsst."

„Das glaube ich nicht", wandte Jimmy ein. Augenbrauenhebend betrachtete er seine Fingernägel und überlegte. „Ich denke eher, er konnte endlich seinen Gefühlen freien lauf lassen."

„Freien lauf lassen?", überlegte Akane und schaute ihn verwundert an. „Wieso sollte er seinen Gefühlen freien lauf lassen?"

„Na, schließlich sagt ihm sein Vater immer, dass es eine Schwäche ist Gefühle zu zeigen. Und da hat er es gemacht, als er verändert war."

Akane blinzelte fragend, dann nickte sie. „Kasumi hat euch das Foto gezeigt, stimmt's?"

„Ja, das stimmt, gestern nach dem Essen."

„Warum fragt ihr mich dann, was passiert ist, wenn ihr es wisst?", rief Akane genervt.

„Weil du so fröhlich warst, als wir dich angerufen haben!", erinnerte sie Jessy. „Weißt du das noch? Du wolltest irgendwas nicht erzählen, sondern erst, wenn wir wieder zurück kommen. Und du hattest so gute Laune, nicht so wie jetzt. Ist es wegen dem Kuss? Wolltest du uns das erzählen?"

„Ja, das war die Sache mit dem Kuss, aber ihr wisst es ja eh."

„Und was ist danach passiert?"

Akane atmete tief ein und fing dann langsam an: „Na ja, Ranma hat mich geküsst und ich hab ihm eine verpasst, dann ist er erst einmal weggeflogen. Ich bin dann nach Hause gegangen und hab trainiert. Und..."

„Du hast trainiert?", fragte Jessy verwundert und blickte zu Jimmy. Der wusste genau, worauf das Mädchen hinaus wollte, schließlich hatte Kasumi ihnen das schon erzählt, und sie wollte es lediglich aus Akane rausquetschen. „Du kannst mir nicht erzählen, dass du nach so etwas einfach nur trainiert hast!"

Akane, verwundert über Jessys direkte Frage, stutze kurz, nickte dann aber. „Ich hab... nachgedacht. Beim Training... Ich hab darüber nachgedacht, was ihr immer gesagt habt, und ich hab mir da wirklich gedacht, dass das ein netter Akt von Ranma sein könnte, ein Zeichen, dass... er mich vielleicht ein wenig mag... aber nein! Ranma konnte sich nicht einmal daran erinnern!" Sie schnaubte und brummte wütend, die Hände zu Fäusten ballend. „Er kam dann nach Hause und fragte mich, was passiert wäre. Sofort tauchten Kasumi und Nabiki auf und hatten es ihm erklärt, weil ich ihnen das erzählt habe. Und kurz darauf war Kuno auch schon da, er lief schnurstracks mit dem Schwert durch die Wand und beschimpfte Ranma als Perversen. Und zu guter letzt kam Gosunkugi und zeigte ihm das Bild."

„Und dann?", fragte Jessy vorsichtig und ging sicherheitshalber vor Akanes Fäusten in Deckung.

„Und dann habe ich ihn gefragt, wieso er das getan hat, und er meinte, weil er nicht bei Sinnen war! Und als ich ihn fragte, ob er jede geküsst hätte, sagte er nur, dass er nicht wüsste, warum er mich geküsst hat."

Akane knurrte und schlug mit der Hand in die andere. Jimmy und Jessy schauten erst sich verblüfft an, dann Akane. Es war mal wieder dasselbe wie immer, wenn es zu einer romantischen Situation kam, machte Ranma genau das falsche. Kein Wunder eigentlich dass zwischen ihnen solch ein Krach war.

„Und du hast Ranmas Geschwafel ernst genommen?", fragte Jessy leise. „Du müsstest doch mittlerweile wissen, dass Ranma nicht weiß, was er tun soll, wenn du ihm solche Fragen stellst, und nur Unsinn labert. Dabei meint er es doch nicht so... Habt ihr euch denn nicht wieder zu vertragen versucht?"

„Doch", sagte das Mädchen traurig. „Das war noch nicht alles. Wir wollten uns wieder vertragen, zumindest wollten ich und mein Vater es. Deshalb habe ich mich mit Ranma im Dojo zum reden zusammengesetzt. Und er sagte da, er könnte mich jederzeit noch mal küssen, wenn er es wollte. Und ich darauf: ‚Warum machst du das dann nicht?' Und dann... hat er mich zum zweiten Mal geküsst."

Jimmy hob verblüfft die Augenbrauen und schaute zu Jessy, kopfschüttelnd. Er war sich sicher am gestrigen Abend im Bett beim Erinnerungszauber an so eine Szene gestoßen zu sein, wo sie sich beide küssen sollten, es aber nicht taten. Da hatte es, wenn seine Erinnerungen halbwegs korrekt waren, auch im Dojo stattgefunden, und Ranma hatte beteuert Akane küssen zu können, saß dann aber nur schüchtern rum und hatte es nicht gewagt. Und dieses Mal, so wie es Akane erzählte, hatte er es doch gemacht. Was also war da los? Wie kam es, dass Ranma doch genug Mut hatte Akane erneut zu küssen, bei vollem Bewusstsein? Jessy schaute Jimmy schief an, sie verstand seinen Blick nicht auf anhieb und machte dementsprechend einen Gesichtsausdruck. Jimmy winkte ab und sie wandten sich beide wieder Akane zu: „Und was ist danach passiert?"

„Danach?" Akane holte tief seufzend Luft. „Danach sagte er, dass es absolut nichts besonderes war mich geküsst zu haben."

„Oh", sagte Jessy verstehend. Jimmy nickte, während er dies nachvollzog, und schüttelte nur den Kopf.

„Damit nicht genug", fuhr Akane fort. „Als er wieder auf dem Boden war, sagte er mir tatsächlich, dass ihr ihm geraten hättet so was zu machen, und dass er nie wieder solch einen Fehler machen würde."

„Was heißt denn ‚auf dem Boden war'? Hast du ihm eine geklatscht?"

„Natürlich!" Akane schnaubte, blieb stehen und wandte sich an die beiden neben ihr. „Was habt ihr ihm geraten?"

„Wir...", fing Jimmy an und kratzte sich am Kopf. Er wusste nicht, was schlimmer war, ihr die Wahrheit zu sagen oder sich versuchen rauszureden. Eigentlich war es gar nicht so falsch gewesen ihm zu sagen, er sollte Emotionen zeigen, aber Ranma hatte das wieder total falsch interpretiert. Dann hat er eins auf die Rübe bekommen und Jimmys und Jessys Ratschläge wieder verworfen. Andererseits war dies eine zu erwartende Reaktion Akanes gewesen, womit er hätte rechnen können, und trotzdem hätte es sich gelohnt die Gefühle zu zeigen und sie zu küssen, um einfach in ihrer Beziehung weiterzukommen. Jimmy seufzte und wollte zu einer Erklärung ansetzten, als plötzlich neben ihnen auf der Straße ein großer Krach entstand und jemand schrie.

„Hilfe!"

Ein kleines Mädchen, vielleicht um die zwölf Jahre alt, aber geschminkt und mit Handtasche, saß heulend auf dem Boden, umringt von vier größeren Jungs, die nach ihr traten und versuchten ihr die Tasche aus der Hand zu reißen. Akane ließ sich davon nicht irritieren und schaute Jimmy immer noch streng an, doch der vergaß sofort alle Erklärungen, als er die vier Kinder unfair die kleine hin und herschubsen und an ihr zerren sah, und konzentrierte sich ohne nachzudenken auf sein Subspace, zog aus dem nichts seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Bande, bevor er merkte, dass er nicht in der zweiten Dimension war, wo er Zaubern konnte, wo er wollte, ohne aufzufallen. Doch ehe er ihn hätte einsetzen können, kam ihm ein anderer, ein kleiner Junge mit vielleicht dreizehn Jahren, zuvor.

„Baaaaasebaaaaallschlaaaaag", rief er quer über die ganze Straße und sprang mit einem riesigen keulenartigen Baseballschläger in die Menge, die vier Jungs umstoßend, die sofort wie Kegel auf dem Boden rollten, dann aufstanden und wegrannten. Das ganze ging wie selbstverständlich ineinander über, als er heldenhaft vor dem Mädchen stand, dass noch total vertränt den flüchtenden Knirpsen hinterher und dann zu ihm aufsah, und ihr aufhelfen wollte, es dann aber sein ließ.

„Bist du o.k.?", fragte er flüchtig, drehte sich erschrocken nach hinten zu Straße um, wo sich keiner befand, und, ohne auf eine Antwort zu warten, klopfte er dem Mädchen auf die Schulter. „Ich muss weiter, tut mir leid, wir sehen uns." Und mit den Worten rannte er auch schon weiter und lief, ohne auf seine Füße zu achten, genau in Jessy hinein und stieß sie um, selbst auf ihr landend.

„He", rief das Pokémonmädchen und stützte sich auf, den Jungen von sich hinunterschiebend. „Aua..."

Schließlich ließ sich auch Akane ablenken und starrte mit ihrem wütenden Blick den Jungen an, der Jessy umgestoßen hatte, dass er wie angewurzelt erstarrte.

„Oh, äh", stammelte er, schüttelte sich und stellte sich verunsichert vor Jessy. „Alles o.k.? Das, äh, tut mir, äh, sehr leid, ich..." Er blickte irritiert zu Akane, dann wieder zu Jessy, wandte sich plötzlich um, erblickte am anderen Ende der Straße zwei andere Jungs und stolperte erschrocken, und somit fiel er erneut auf Jessy. Dieses Mal kam er allerdings anders von ihr runter, nämlich mit Jimmys Hilfe, der nach längerer Beobachtung entschied ihn am Pulli von ihr wegzureißen und auf seine Augenhöhe zu heben. Der Junge war merkwürdig leicht, fiel ihm auf, was vielleicht auch an Jimmys Training liegen konnte, dass er solch ein Gewicht schon gar nicht mehr merkte, oder aber an seiner Größe, da er ihm gerade mal bis zur Hüfte ging, als er noch stand. Ansonsten hatte der Junge orangerote Haare mir schwarzer Kappy drauf, die ihm jetzt den Kopf hinunterrutschte, und neugierige Augen, mit denen er nervös, aber flink, Jimmy immer noch irritiert in die Augen starrte.

„Wer bist du", blaffte ihn Jimmy an.

„Ich?", überlegte der Junge kurz. Dann blickte er zu den beiden Jungs rüber, die ihn bemerkt hatten und auf ihn zuliefen und fing an sich zu sträuben und runterkommen. „Lass mich los", rief er plötzlich immer wieder.

Jimmy wandte sich den anderen beiden zu, die hinter ihm her waren, und beäugte sie scharf, dass auch sie stehen blieben. „Und wer seid ihr?"

Die beiden Jungs blieben abrupt stehen, als hätten sie Jimmy und die anderen bisher gar nicht bemerkt und schauten sich fragend an.

„Wir?", fragte einer. „Ach, eigentlich nicht so wichtig..."

„Das sind die Blacks", schrie der Junge in der Luft hängend und zappelte immer stärker. „Lass mich los, sie wollen mich umbringen! Hilfe! Hilfe!"

„Gib ihn her, wir werden ihm nichts tun", sagte der andere.

Jimmy runzelte die Stirn, verstehend, und grinste in sich hinein. Das, was er hier gerade in den Händen hielt, war bestimmt eine Lösung für all ihre Fragen über die Blacks und ein ausgezeichneter Helfer um diese ausfindig zu machen, dass wusste er sofort. Der Junge sah ziemlich danach aus, als hätte er schon mit den Blacks zu tun gehabt und somit einige Erfahrung hinter sich. Und er hatte gleich zwei nette Verfolger, die Jimmy bestimmt nicht so leicht vergessen würde. Jetzt mussten die anderen beiden kleinen Blackanhänger erst mal vertrieben werden, damit er mit dem Zwerg mit der Baseballkeule in Ruhe reden konnte, so drehte er sich zu den beiden Jungs um und, den Held spielend, funkelte er sie böse an. „Das sieht aber nicht so aus. Verzieht euch, bevor ich euch Beine mache!"

Wenn die beiden Jungen noch nicht erstarrt waren, so erstarrten sie jetzt richtig. Beide schauten volle zehn Sekunden fassungslos Jimmy an, ohne sich zu regen oder zu atmen, und bekamen plötzlich solch einen Schrecken, dass sie sich sofort aus dem Staub machten. Jimmy war sogar selbst von seiner Bösartigkeit fasziniert. Dann hielt er den Jungen an seiner Hand etwas höher und lächelte. „So, so, du wirst also von den Blacks verfolgt? Nun, wir auch..."

Der Junge hieß Yune und die Blacks waren, wie sich herausstellte, wegen seines komischen Baseballschlägers hinter ihm her. Dieser Schläger hatte eine seltsame Eigenschaft auf die Größe eines Schlüsselanhängers zu schrumpfen, wenn der Junge dies wollte, und sich wiederum vergrößern, vor allen Dingen in die Breite, dass er wie eine Keule im Baseballformat, vielleicht etwas dicker, aussah, wann immer Yune ihn brauchen würde. Leider wusste Yune nicht sehr gut über die Blacks bescheid, er dachte vielmehr, es sei eine kleine Gang eifersüchtiger Knirpse, die gerne auch solch ein Spielzeug wie seine Baseballkeule haben wollten und ihn deshalb jagten. Umbringen wollten sie ihn eher nicht, gestand er später, doch seiner Meinung nach musste man alles dramatisieren, um Hilfe zu erlangen. An sich kannte er immerhin zwei weitere Blackmitglieder, ein kleiner unbedeutender Hinweis für Jimmy, Jessy und die anderen, aber immerhin. Nachdem Jimmy das herausgefunden hatte, und nachdem er Yune sich bei Jessy entschuldigen sah, bereute er es den Knirps gerettet zu haben.

„Du heißt Jessy? Ein wuuuunderschöner Name. Ich bin Yune, aber das weißt du ja schon. Geht's dir jetzt besser, tut es nicht mehr weh? Das vorhin tut mir leid, ich hab einfach nicht hingeguckt... vergibst du mir?"

Jessy lächelte verlegen, als er ihre Hand ergriff und sich entschuldigend vor ihr hinkniete, und schlug die andere dann verwundert vor den Mund. „Schon gut", lachte sie auf. „Nicht der Rede wert."

„Das heißt, du vergibst mir? Argh!"

Jimmy zerrte Yune erneut von Jessy weg, hob ihn mit einer Hand auf seine Augenhöhe und funkelte ihn böse an.

„Ehehe, ist das deine Freundin?", fragte das Fliegengewicht. Jimmy grinste nur und ließ ihn wieder fallen. Jessy und Akane beobachteten nur verwundert sie Situation. Yune rappelte sich auf, strich sich sein T-Shirt und seine Jeans halbwegs glatt und hüpfte in die Höhe.

„Ihr müsst bestimmt zur Schule. Auf welche Schule geht ihr?"

„Auf die Furinkan High", sagte Akane.

„Oooh, das klingt nicht nach meiner. Wann habt ihr Schulschluss?"

„Um drei, glaube ich", überlegte Jessy.

„Um drei? Na gut..." Yune grinste erfreut und wandte sich an Jessy. „Dann sehen wir uns um drei." Und schon rannte er davon. Jimmy sowie auch Jessy und Akane schauten ihm nur verwundert hinterher, bis er an der nächsten Straßenecke abbog und verschwand.

„Na, der ist doch ein ganz lustiger, oder?", fragte Jessy lächelnd.

„Na ja", grummelte Jimmy. „Er nervt. Wir sind spät dran, wir sollten weiter."

„Noch nicht", unterbrach sie Akane. Beide schauten verwundert zu ihr. „Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, was ihr Ranma geraten habt."

Jimmy seufzte. „Akane, wir haben Ranma nicht befohlen irgendwas zu tun, wir haben ihm nur gesagt, er soll ehrlich und nett sein. Wenn er den zweite Kuss aus Ehrlichkeit gemacht hat, würde ich ihn höchstens als unsicheren und schüchternen Vollidioten abstempeln, aber nicht als Herzlosen." Er schnaubte und machte sich auf den Weg Richtung Schule. Jimmy wusste selbst nicht so genau, warum er eigentlich so wütend war, oder besser gesagt, eifersüchtig, schließlich war Jessy doch zu jedem nett, ob sie sich nun sachte zurückhielten oder mit allen Mitteln rangingen, wie Yune. Und dabei hatte er ihre Dates mit Tasumo auch hingenommen, bevor sie vor einem Monat hier abgereist sind, und jetzt war er wirklich auf ein vorlautes Balg, auf ein Kind, eifersüchtig? Er musste sich gestehen, dass es bescheuert war, und dass er sich keine Sorgen machen musste, auch wenn Yune der extremen Sorte angehörte, und beschloss so zu tun, als sei er wegen irgendetwas anderem sauer, damit es keinesfalls nach Eifersucht aussah, und damit Jessy und Akane es möglichst schnell wieder vergessen.

Die beiden Mädchen guckten ihm währenddessen verwundert hinterher, schließlich machten auch sie sich auf den Weg und folgten ihm.

Kaum, dass sie einige Minuten später, und davon ein paar zu spät, in der Schule aufkreuzten, stand schon der nächste Verehrer vor der Tür, nämlich Tasumo. Er stand vor der Eingangstür und schaute sich verstohlen um, während er auf die Uhr guckte und den Kopf schüttelte. Dann erblickte er die drei und sein Gesicht hellte sich auf. „Jessy?"

Sofort rannte er quer über den Schulhof und schmiss sich dem Mädchen aufgeregt um den Hals, dass sie fast zu Boden ging, doch er fing sie geschickt auf, und so lag sie in seinen Armen, er über sie gebeugt. Dann richteten sie sich auf und schauten sich in die Augen, Jessy verwundert und überrumpelt lächelnd, Tasumo fröhlich, obwohl er cool und lässig auszusehen versuchte.

„Wie war die Reise? Hattet ihr viel Spaß bei deinen Verwandten?", fragte er.

„Äh", grinste Jessy und schaute fragend zu Akane.

„Nabiki hat es ihm gesagt", meinte diese und zuckte mit den Schultern.

„Ist denn auch alles wieder in Ordnung, habt ihr alle Probleme dort geklärt?"

Jessy grinste. „Ja, natürlich, wir haben alle Probleme geklärt."

„Du warst so ganz plötzlich weg, da hab ich mir Sorgen gemacht", gestand Tasumo. „Da bin ich halt bei euch vorbeigekommen und hab nach dir gefragt, und die eine da, Nabiki, meinte, du müsstest ganz dringend zu deinen Verwandten reisen und wüsstest nicht, wann du zurückkommen würdest. Aber schön, dass du wieder da bist."

Jessy grinste weiter, ohne zu antworten. Jimmy hob nur interessiert eine Augenbraue. Tasumo hatte sich also Sorgen gemacht? Worum hat er sich Sorgen gemacht? Bevor er noch weiterfaseln konnte, beschloss Jimmy dazwischen zu gehen und ihn irgendwie von Jessy abzulenken:

„Hey Tasumo, wie geht's dir eigentlich? Was machst du hier draußen, fünf Minuten zu spät, vor der Eingangstür und schaust verbittert auf deine Uhr? Traust du dich nicht herein?"

„Hm, stimmt. Es ist schon spät, wir sollten reingehen", sagte Tasumo nickend und grinste Jimmy an. „Kommt, bevor ihr noch mehr Ärger kriegt."

So landeten sie schließlich, ganze zehn Minuten zu spät, doch noch im Unterricht. Akane wurde in ihrer Klasse sofort bestraft und mit Wassereimern nach draußen geschickt, doch Jimmy und Jessy hatten Glück gehabt, denn sie wurden, da sie seit einer Ewigkeit nicht mehr da waren, von Mr. Otero freundlich begrüßt, der ihnen auch erlaubte den Besuch bei den Verwandten, von dem er ausging, ein wenig anzureißen. Im Stoff waren sie nicht viel weiter, das hieß, Jimmy und Jessy mussten sich wieder so anstrengen wie immer, nämlich gar nicht. Nach den ersten Stunden trafen sie Akane auf dem Schulhof, die ihnen gestand über Jimmys Worte nachgedacht zu haben und dies für völligen Blödsinn hielt. Sie konnte sich immer noch nicht beruhigen und regte sich über Ranma auf, die Ehrlichkeit, die er hätte gezeigt haben können, stritt sie ab, für sie war er immer noch ein Perverser. Im übrigen war er auch nicht im Unterricht gewesen.

In der zweiten Pause tauchte Tasumo auf und nervte Jimmy mit seinen Schmeicheleien Jessy gegenüber so viel er nur konnte. Wieder mal fragte er sie nach einem Date und holte sich dann, nach Jimmys Aufmerksamkeit auf sich lenkendem Husten, von ihrem „Bruder" die Erlaubnis. Jessy ging dann natürlich, freundlicherweise, auf ihn ein.

„Samstag, um drei, alles klar!", rief er schließlich und verschwand genauso schnell wieder, wie er erschienen war.

Nach der Pause blieben nur noch zwei kurze Stunden, in denen die beiden Dimensionsreisenden ihren Klassenkameraden Mathe erklären durften, danach trafen sie sich wieder vor der Schule fürs gemeinsame nach Hause gehen. Doch kaum, dass sie sich einen Zentimeter bewegt hatten, kreischte schon jemand quer über den Schulhof nach ihnen:

„Jessy, Jessy! So warte doch!"

Ein kleiner Knirps lief auf den Schulhof und dem Pokémonmädchen in die Arme, sie drückend und weiterkreischend. Es war die Klette Yune, wie Jimmy ihn umschrieb, denn er konnte, da er Jessy auch nur knapp bis über die Hüfte ging, sich wunderbar an ihrem ganzen Bein festklammern. Yune war natürlich fröhlich und neugierig, wie bei ihrem ersten Treffen, und sofort floss ein Haufen Fragen aus seinem Mund:

„Wo wohnt ihr? Ist das weit von hier? Darf ich bei euch rein? Ladet ihr mich aufs Essen ein? ..."

Yune war nicht nur eine Klette, er war auch ein Tonbandgerät, denn er redete und redete, ohne Pausen um Luft zu schnappen oder ähnliches. Jedes mal, wenn eins der Mädchen ihn unterbrach oder seine Frage beantwortete, nutzte er in diese Zeit erst einmal um tief durchzuatmen, bevor es vom neuen losging. Da Jessy ihm netterweise erlaubt hatte mitzukommen, hatte er genug Zeit um alles über ihn schön ausführlich zu erzählen, von seinem Zuhause und seiner Kindheit, bis hin zur Schule und seiner weiterführenden Kindheit, jeden seiner Freunde aus seinem riesengroßen, lustigen Freundehaufen aufzählend, all die Verhaltensweisen, negative und positive Seiten jedes einzelnen, und dasselbe dann noch mal mit seinen Feinden. Zum Schluss, kurz bevor sie am Haus der Tendo ankamen, waren sich die anderen sicher eine perfekte Biografie, sogar ein Buch über ihn schreiben zu können.

„Sag mal, Yune", fing Jessy an, als sie langsam durch den Vorgarten schlenderten, „wie bist du eigentlich auf die Blackgang gestoßen?"

„Na ja, weißt du..."

Während sie vor der Haustür allmählich zum stehen kamen und Yune langsam von der Gang zu erzählen anfing, verschwand seine Fröhlichkeit ganz allmählich, und er wurde ruhig und nachdenklich, ganz so, als ob er sich nicht sicher wäre, was er erzählen sollte.

„Es fing damit an, dass mein Vater mir mal diesen Baseballschlägerschlüsselanhänger geschenkt hat. Damals wusste ich noch gar nicht, dass dieser Schläger sich einfach so vergrößern konnte und zu einer richtigen Keule werden konnte. Vater meinte, er hätte es vor langer Zeit von einer guten Freundin bekommen. Na ja, ich hab ihn jedenfalls an meinen Schlüssel befestigt und ging damit zur Schule, wo ich eines Tages in eine Schlägerei verwickelt wurde. Na ja, ich war auch nicht ganz unschuldig an dieser Schlägerei... Jedenfalls hab ich mir gewünscht irgendetwas zu haben, womit ich meinen Gegner verdreschen könnte, irgendwas großes. Und da ist plötzlich dieser Schlüsselanhänger zu dieser Keule mutiert."

„Einfach so?", fragte Jimmy.

„Ja, einfach so. Ich hab mich total erschrocken!"

„Dein Gegner aber bestimmt auch", grinste Jessy.

„Und wie!", grinste Yune zurück. „Jedenfalls war ich der Star des Tages. Alle Cliquen in der Schule wollten mich sofort dabeihaben, ich war richtig angesagt. Ja... bei diesem Kampf hat die ganze Klasse zugeguckt. Und dann gab es einige, die waren auf meinen Baseballschläger eifersüchtig und wollten ihn mir wegnehmen. Irgendwann habe ich dann gehört, dass einige von den einigen wohl zu einer Gang namens Blacks gehörten. Und ein Teil dieser Eifersüchtigen ist eben immer noch hinter mir her."

„Hm", überlegte Jimmy. „Und die gute Freundin deines Vaters, kanntest du sie? Hat dein Vater vielleicht mal über sie etwas erzählt?"

„Ich kann mich daran nicht erinnern", kratzte sich Yune am Kopf. „Ist das denn wichtig?"

„Denkst du, es war eine Amazone?", fragte Akane Jimmy.

„Das kann natürlich sein. Schließlich besitzen sie viele dieser ganzen magischen Gegenstände."

„Werdet ihr mich eigentlich vor den Blacks beschützen?", platzte Yune heraus.

Die drei starrten ihn verwundert an.

„Na ja", fing dieser an und schaute beschämt auf seine Füße, mit denen er über den Boden scharrte. „Schließlich habt ihr mich schon mal gerettet. Dann sind wir doch jetzt Freunde? Und Freunde helfen sich gegenseitig und beschützen sich."

Akane schaute zu den anderen beiden, die nur mit den Schultern zuckten. Jimmy kratzte sich am Kopf, Jessy seufzte. Es war klar, wie das aussehen würde, Yune würde rumnerven, und alle würden die beiden Dimensionsreisenden wegen ihm zurücknerven, weil sie ihn angeschleppt haben, vor allen Dingen Nabiki. Aber was sollten sie ihm sagen? Ihn zurückweisen und mit diesen Blacks allein lassen? Er war auch ihr bester Anhaltspunkt und Köder, die kleinen Juniorblacks waren bestimmt immer noch hinter ihm. Schließlich kniete sich Jessy auf Yunes Augenhöhe und hielt ihn an der Schulter fest. „Na gut", sagte sie lächelnd. „Wir werden dich versuchen weiter zu beschützen, erst mal zumindest. Lass uns jetzt reingehen."

„Suuuper!" Yune freute sich wie ein Kind und umarmte Jessy erfreut. Jimmy schaute ihn mit skeptischem Blick an, dann schüttelte er nur den Kopf.

„Wir sind wieder da", riefen Jessy und Akane quer durch das Haus, nachdem sie die Tür aufgestoßen hatten, durch den Flur marschierten und ihre Schuhe auszogen. Yune freute sich natürlich weiter und hüpfte quer durchs Haus ins Wohnzimmer, seine Begeisterung war kaum noch zu bremsen.

„Ein schönes Haus hast du hier, Jessy, von so etwas abgelegenem habe ich immer geträumt", rief er erfreut. „Wir leben nämlich in einem Hochhaus, da sehen alle Wohnungen gleich aus, und da ist auch kein Platz."

Jessy lachte. „Mein Haus ist das eigentlich nicht..."

Im Wohnzimmer am Tisch saß Soun Tendo am Shogibrett und starrte nachdenklich die Figuren an, sein Spielpartner Genma war merkwürdigerweise nirgends zu sehen, und so stand es dieses mal besser für Soun, das Brett war nämlich voll von seinen Figuren, und der unsichtbare Gegner hatte gerade mal drei. Doch als Akane auf das Brett zeigte und Jessy etwas zuflüsterte, und diese dann hinging und für den unsichtbaren Gegner einen Zug machte, womit sie Soun auch gleich eine Figur wegschlug, drehte der Tendovater das Brett um und betrachtete ungläubig seine drei neuen Steinchen, die keinesfalls in einer guten Stellung waren, fest entschlossen mit ihnen weiterzuspielen. Yune rannte währenddessen hinaus in den Garten, tobte einige Sekunden rum und lief wieder herein.

„Ihr habt einen Dojo? Das ist ja total irre! Boah", rief er beeindruckt. Der Rest zuckte nur mit den Schultern.

„Es ist unsere Kampfschule", schaute Soun von seinem Brett auf und hob den Finger in die Luft, sich gerade hinsetzend. „Die Tendokampfschule für Kämpfe aller Art."

„Krass! Darf ich hier auch zur Schule gehen?"

„Na ja." Soun blickte ihn etwas überrascht an. „Du kannst..."

„... mir, Akane, Jimmy und Ranma beim Training zugucken", beendete Jessy. „Dabei lernst du bestimmt eine Menge."

„Genau", nickte Soun.

„Ja, wir haben in diesem Dojo schon lange nicht mehr Unterrichtet", erklärte Akane. „Deshalb haben wir auch keine Schüler, nur einige gute Kämpfer."

Yunes Grinsen wurde noch breiter. „Kraaaaass!"

In dem Moment kam Kasumi neugierig aus der Küche ins Wohnzimmer und guckte sich um. „Oh, ihr seid zurück? Das ist schön, das Essen ist auch gleich fertig. Gute Güte, ihr habt schon wieder wen mitgebracht?"

„Mach dir keine Sorgen", erklärte Jessy, Yune am Kopf tätschelnd, der sich verwundert umguckte. „Der kleine hier hat ein eigenes Zuhause, er ist lediglich zu Besuch hier."

„Ach so, dann wird Nabiki nicht so ausrasten. Mousse hat sie ja schon total geärgert, zumal ihr ihn auch gerade am Tag eurer Wiederkehr mitgebracht hattet." Sie wandte sich an Yune. „Na, kleiner, wie alt bist du denn?"

„Dreizeeehn", sagte der Junge stolz.

Kasumi lächelte. „Du siehst aus wie neun. Ach Akane, Jimmy, Jessy. Ranma ist wieder da, er übt gerade mit Genma im Dojo. Geht mal hin und redet mit ihm. Das Essen müsste in fünfzehn Minuten fertig sein."

„Au fein", grinste Jessy. „Ich hab Hunger!"

Kasumi lachte und ging wieder in die Küche.

„Krass, gehen wir jetzt ins Dojo? Ich war noch nieee in einem Dojo!", rief Yune und hüpfte im Kreis um den Shogispielenden Soun. Der Tendovater warf ihm nur einen bösen Blick zu.

„Geht ihr mal zu Ranma, ich gehe währenddessen nach oben", sagte Akane, drehte sich zur Treppe um und versuchte sich zu verdrücken, als Jessy sie zurückhielt und mit sich zur Terrasse zerrte:

„Nichts da, du kommst mit!"

Akane seufzte nur und gab es auf gegen Jessy zu rebellieren, so gingen sie also gemeinsam zum Dojo.

Im Dojo standen sich Ranma und Genma in der Mitte gegenüber und schauten sich konzentriert an. Sie waren noch nicht in Kampfstellung, doch es sah aus, als würden sie gleich aufeinander losgehen. Die vier winkten kurz, als Ranma sich zu ihnen drehte, er selbst rührte sich sonst allerdings nicht, außer überrascht seine Augenbrauen zu heben, als er Yune realisierte. Und schon war er wieder konzentriert auf seinen Vater fixiert. Jetzt endlich rührte sich auch Genma und atmete tief ein.

„Sohn", sagte er, „du vernachlässigst dein Training. Du wirst zusehends schwächer, und ich kann das nicht länger mit ansehen."

„Es wird immer noch reichen dich zu besiegen", antwortete Ranma barsch.

„Sohn, du hast dich gestern von Emotionen leiten lassen. Denk dran, wenn du ihm Kampf Emotionen zeigst, wirst du verlieren."

„Quatsch nicht, Pop, ich war nur ein wenig wütend."

„Ranma, mach dich bereit. Ich muss dir wieder beibringen dich wie ein Mann zu verhalten."

„Du Nichtsnutz willst mir das beibringen?"

Genma ignorierte die Beleidigungen und rief ein „Mach dich bereit", worauf Ranma mit einem „Mach dich selbst bereit" antwortete, und schon stürmten die beiden Martial Artists aufeinander zu und schlugen auf sich ein, jeder mit seiner individuellen Angriffstaktik. Yune gab daraufhin sein geliebtes „Kraaass!" von sich.

Ranma machte sich zunächst nichts daraus Genma ernsthaft zu erwischen und ihm Schmerzen zuzufügen, als ihn vielmehr durch seine immer schneller werdenden Schläge zu ermüden, wenn Genma die alle abwehren wollte. Er benutzte den Ganzkörperamaguriken, um seinen Vater aus allen Seiten angreifen zu können, immer schneller und gefährlicher, während der sich im Kreis drehte und auswich oder parierte. Doch ehe es anfing wirklich unfair für Genma auszusehen, wandte sich das Blatt und Genma ging in die Offensive über. Scheinbar hatte er doch mehr drauf, als man es ihm ansehen konnte, denn er sprang aus diesem Kreis heraus und zerstreute Ranmas Taktik, indem er sich selbst quer durch den ganzen Dojo bewegte und Ranma immer wieder in die Quere sprang, der, überrascht von Genmas plötzlichen Aufbrausen, erst mal in Deckung ging. Doch er konnte seinen Vater schnell durchschauen, und da er schneller war, schuf er erst mal wieder eine Ausgeglichenheit. Eine Weile ging dies so weiter, die beiden hüpften durch den Dojo und balgten sich hier und da ein wenig, jeder versuchend seine Taktik gegen den anderen durchzusetzen, bis Jimmy plötzlich eine kleine Energieansammlung um Ranma spürte, was nur eins bedeuten konnte: Ranma koppelte genau wie Jimmy eine Emotion. Mit einem Mal nahm er noch mehr an Geschwindigkeit zu und schlug mit schierer Wut und lautem Knurren nach Genma, der sich entschied Ranmas Angriffen hauptsächlich auszuweichen, wahrscheinlich aus Angst, Ranma könnte bei dieser Aggressivität seine Abwehrversuche durchschlagen. Schließlich ging er auf Abstand.

„Sohn", sagte er, hob dabei aber leicht überrascht eine Augenbraue. „Mit solchen Emotionsausbrüchen wirst du es nie weit bringen."

„Red keinen Quatsch, Pop. Schau dich an! Jimmy, spürst du das auch? Seine Aura? Es ist Unsicherheit und Überraschung, fast schon Angst." Er lachte. „Jetzt hab ich dich genau da, wo ich dich haben wollte, eingeschüchtert in der Ecke!"

Ohne nur eine Sekunde abzuwarten startete Ranma einen neuen Angriff und schlug Genma damit fast um, doch auch dieses Mal konnte dieser um Haaresbreite entkommen und wegspringen. Doch dies war auch das letzte mal, wo er ausweichen konnte. Jimmy, sowie auch Jessy, Akane und Yune staunten, denn sie hatten Ranma noch nie in solch einem Tempo kämpfen sehen, alle Schläge, von solch einer Präzision und einer immensen Kraft geprägt, konnte Genma nur noch schwerlich abwehren, und es wurde immer schlimmer. Mittlerweile sah Ranma schlimmer als die Kampfmaschine Xiaou aus, nur dass er weitaus weniger Zerstörung anrichtete, da er traf, aber mindestens genauso gefährlich zuschlug. Schließlich schaffte es Gemna erneut etwas Abstand zu gewinnen, und er landete erschöpft einige Meter weiter, obwohl er versuchte aufrecht zu stehen und ruhig und gelassen zu wirken.

„Gut, Sohn, du hast interessant gekämpft, doch noch lange nicht gut genug, um mich zu besiegen! Doch das Essen ist fertig, ich kann dir jetzt nichts mehr über das Kämpfen beibringen."

Ranma stutzte kurz, als Genma sich auf dem Absatz umdrehte und aus dem Dojo rannte, und atmete genervt auf. „So ein Feigling! Und er will mir etwas beibringen?" Er grinste und ging auf Jimmy und Jessy zu.. „Aber es hat was positives an sich. Nach solch einem Kampf, da fühlt man sich gleich besser. Nächstes Mal lasse ich ihn aber nicht entkommen, dann werdet ihr es sehen, wie der Feigling eine dicke Niederlage erlebt."

„Hm", wunderte sich Jessy lachend. „Das war vielleicht höllisch schnell, ich konnte kaum etwas sehen!"

„Alles verwischt, yo", gab Yune dazu. „Krass!"

„Eigentlich ist es gar nicht so schlecht Emotionen zu koppeln, Jimmy", grinste Ranma. „Ich hab aus Langeweile die halbe Nacht damit rumprobiert, wie mich diese Emotionen verstärken können."

„Die halbe Nacht?", wunderten sich die drei, Akane ausgenommen, die sich plötzlich beleidigt wegdrehte und aufstand, von Jessys Hand allerdings wie an einer Gummileine wieder zurückgezerrt wurde und sich schnaubend wieder setzte. Ranma ignorierte sie und fing an zu erzählen:

„Ja, ich bin gestern erst mal aus der Stadt abgehauen, da war so ein kleines Wäldchen, da hab ich dann Trainiert. Ich war immer noch wütend, und da hab ich gemerkt, dass ich viel stärker zuschlage, als wenn ich normal Kämpfe. So habe ich erst mal alle Emotionen durchprobiert, die wir auch damals probiert haben, erinnert ihr euch?"

Jessy nickte, Jimmy stutzte jedoch: „Ich dachte, du hättest was gegen das Koppeln von Emotionen, warum hast du dich jetzt umentschieden?"

Ranma zuckte mit den Schultern. „Es hat mich nie wirklich so vielfach verstärkt wie dich, aber ein wenig hat es doch gebracht, wie du gesehen hast."

„Dann gibst du also zu, dass Emotionen zu zeigen besser ist als sie zu verbergen?", fragte Jessy direkt. Akane an ihrer Seite schloss die Augen und ließ noch ein genervtes Geräusch von sich. Ranma schaute sie an und schüttelte mit dem Kopf.

„Im Kampf schon, aber sonst nicht."

„Du spielst auf den Kuss an, stimmt's?", fragte Jessy weiter.

Ranma erstarrte. „Woher...?"

„Woher wir das wissen? Kasumi hat uns das Bild gezeigt. Aber gab es danach nicht noch einen Zwischenfall?"

Ranma schaute Jessy total überrumpelt an. Dann blickte er zu Akane und zu Jimmy, dann wieder zu Jessy und schüttelte fassungslos den Kopf. „Was...", stammelte er. „Meinst du etwa den zweiten Kuss? Hast du das auch gewusst, Jimmy?"

Der Junge zuckte mit den Schultern und nickte langsam. „Hab ich. Warum hast du Akane eigentlich geküsst?"

„Na, weil sie gesagt hat, dass ich es nicht kann!" Ranma schnaubte jetzt ebenfalls wutentbrannt. Ihm gefiel das hier gar nicht.

„Du hast danach gesagt, es wäre nichts besonderes", sagte Jessy. „War es für dich wirklich nichts besonderes?"

Ranma atmete geräuschvoll ein und schaute zu seinen Füßen. „Na ja, so ganz unbesonders war es auch nicht... Aber sie hat gesagt, ich soll es machen! Und ich..."

Der Martial Artist kratzte sich irritiert am Kopf und überlegte erst einmal scharf, was er sagen sollte, ohne zu viele seiner Gefühle zu zeigen und ohne seine Verlobte mit falschen Worten zu verletzen. Akane wiederum saß immer noch neben Jessy und drehte sich jetzt langsam zu ihm um, als ob sie nicht sicher war, ob sie seinen Satz eben richtig verstanden hatte. Jimmy und Jessy wussten, dass sie noch weiter nachhelfen mussten, damit sich die beiden näher kommen, so stand Jimmy auf und stellte sich neben ihn.

„Ranma, ein Kuss ist nie etwas Unbesonderes, er zeigt nämlich Gefühle dem oder der anderen gegenüber. Du musst selbst wissen, ob du jemanden küssen willst, und es nicht einfach tun, wenn es wer von dir verlangt. Zu solch einem Kuss gehört auch eine Menge Mut, und den hast du auch, Ranma." Jimmy drehte sich zu ihm um und schaute ihn böse an. „Nur sag deiner Partnerin doch nicht, warum du sie geküsst hast! Wenn du was sagen willst, dann deine wahren Gefühle."

Ranma schaute ihn nur verständnislos an. Jimmy schüttelte den Kopf. „Ich zeige dir mal, wie das geht." Damit kniete er sich vor Jessy und schaute ihr ernst in die Augen. Auch sie schaute ihn ernst und etwas verwundert zurück an, rührte sich aber nicht. „Jessy", sagte er. „Das hier mache ich nicht nur, weil ich Ranma zeigen will, wie das geht, sondern weil ich etwas ganz besonderes für dich empfinde." Und damit fasste er sie am Kinn, zog sie zu sich und küsste sie vorsichtig. Akane und Ranma schreckten verwundert zurück und gafften sie verblüfft an, als sie langsam die Hände um sich schlangen und sich knutschend auf den Boden legten. Yune rief nur „Kraaaaaaaaass!"

„Jessy", klang es dumpf aus dem Pärchen. „Es war verdampft harpt daff zu machnpff, aper ich habf meinempf mampfen Mutf zusamm genompf, und ich..." Jimmy löste sich kurz und atmete tief durch, Jessy in die Augen guckend, die erschöpft, aber glücklich lächelnd vor ihm lag. „Ich will dir nur sagen, dass ich dich liebe." Dann küssten sie sich wieder.

Ranma und Akane schauten sie wie erstarrt an, unfähig irgendetwas zu machen oder irgendwas zu denken. Sie hatten die beiden noch nie einen Kuss austauschen sehen, und jetzt wurden sie mit einer heftigen Knutschszene überrascht, wie sie solche nur aus Filmen kannten. Beide lagen auf dem Boden, sich leicht hin und her wiegend und heftig küssend, dem anderen jeweils vollkommen hingegeben. Weder Ranma noch Akane hätten so etwas erwartet, zumindest nicht von Jimmy und Jessy, und die Tatsache, dass sie ihnen damit etwas beibringen wollten und wahrscheinlich auch noch verlangen würden, dass Ranma und Akane es nachmachen, blieb den beiden vor Staunen die Luft weg. Yune rief nur erneut sein „Kraaass". Genau in dem Moment ging die Tür auf und Nabiki platzte herein.

„Essen gibt's", erklärte sie knapp und erstarrte bei dem Anblick der Szene. „Oh Gott, was ist im Amazonendorf denn zwischen euch passiert?"

„Wir kommen gleich", rief Jessy unter Jimmy hervor. „Wir müssen nur kurzmpf, mmpff, Jimmy, nur den Satz noch! Wir müssen Ranma und Akane noch kurz was erklären. Mpmf!"

„Was erklären, hm? In eurem Zustand?" Nabiki grinste amüsiert. Dann ging sie auf den Trupp zu und stellte sich neben Ranma. „Ich kann mir denken, was du ihnen erklären willst, ich kann das gerne übernehmen. Ranma, Akane! Ihr habt gesehen, wie man das macht, jetzt macht es nach!"

Der unsensible Martial Artist und das brutale Machoweib schauten sich irritiert an und erröteten. Akane stand schließlich langsam auf und trottete wie verschlafen auf ihn zu, Ranma fing an zu stottern: „Ich, ich, äh... äh, ich..."

Akane schaute ihm in die Augen und ging noch näher an ihn ran. „Ranma...?"

„Ich... du bist gar nicht so flach, wie ich immer gesagt habe", platzte er heraus. Akane sah ihn verwundert an. „Ich meine damit... dass ich vielleicht... dass ich den Kuss doch nicht... so gleichgültig fand..."

„Sondern?", fragte Akane langsam.

„Sondern... es... es war o.k. ..."

„Ranma..."

Akane schloss die Augen und näherte sich Ranmas Mund langsam an, ihn ebenfalls, wie Jimmy Jessy vorhin, am Kinn fassend. Doch kurz bevor sie sich berührten, gerade als alle die Luft anhielten und sie interessiert beobachteten, und es mucksmäuschenstill wurde, schreckte Ranma zurück und löste sich aus ihrer Umarmung. „Ich äh, es gibt essen, wir müssen jetzt essen gehen."

Und wie er das sagte, verschwand er in einem Höllentempo aus dem Dojo, dass Yune gleich wieder sein „Kraaass" ertönen ließ. Akane stand immer noch in ihrer Haltung und schloss genervt die Augen, dann ließ sie ihre Hände sinken.

„Das gab einige tolle Fotos", freute sich Nabiki plötzlich und winkte mit ihrem Fotoapparat. „Alles dokumentiert. Und jetzt ihr noch, Jimmy, Jessy, still halten!" Knips, knips, knips. „Genau so, danke."

Die beiden schauten sie verdutzt an, vollkommen überrumpelt und unfähig was zu sagen oder sich zu rühren. Aber jetzt war es zu spät, Nabiki hatte die Fotos schon. Schließlich seufzten die drei.

„Ich hoffe, du willst nicht noch eine Bezahlung dafür, dass du uns die Arbeit abgenommen hast", fragte Jimmy.

Nabiki lachte und steckte den Fotoapparat ein. „Nein. Ihr tut meiner Schwester gut, dafür gab's das gratis. Na, jetzt kommt endlich essen, sonst wird es kalt." Und damit ging sie ebenfalls aus dem Dojo.

„Akane", sagte Jimmy, stand auf und half seiner Freundin hoch. Beide gingen auf sie zu und legten ihr aus zwei Seiten eine Hand auf die Schulter. „Ranma ist noch nicht soweit, wie du siehst."

„Ranma ist ein Feigling, genau wie sein Vater", stellte Akane fest.

„Er weiß nicht, was er machen soll", ergänzte Jimmy. „Das ist aber kein Grund es nicht noch einmal zu versuchen. So wie er uns versprochen hat seinem Vater eins auszuwischen und nicht aufzugeben, so solltest du auch nicht aufgeben!"

Akane grinste mit geschlossenen Augen. „Ihr seid doch nicht ganz dicht." Dann drehte sie sich um und öffnete sie wieder, die Jimmy und Jessy fröhlich funkelnd anschauten. „Aber danke. Ich würde ihn wahrscheinlich ohne euch nie verstehen. Vielen Dank!"

„Krass", sagte Yune vom Ohr zu Ohr grinsend. „Gibt's bei euch immer solch schöne Szenen? Dann will ich bei euch wohnen!"

„Das lässt Nabiki bestimmt nicht zu. Und jetzt kommt endlich essen!"

Die Mittagsmahlzeit verlief wieder einmal merkwürdig, doch dieses Mal, den Zwischenfall mit Yune und Nabiki ausgenommen, angenehm merkwürdig. Als die vier ins Esszimmer stolzierten, schaute Nabiki vom Tisch auf und fragte sogleich verwundert „Dieser Knirps frisst mit?", worauf Yune mit „Das ist aber nicht nett! Behandelt man so Gäste?" antwortete.

„Ich zeig dir gleich, wie man Knirpse wie dich behandelt!", sagte Nabiki barsch.

„Dann zeig's mir doch, bääääääh!", streckte ihr Yune die Zunge entgegen.

Daraufhin holte Nabiki blitzschnell ihren Fotoapparat hervor, schoss von Yune und seiner Zunge ein Foto und lachte. „Du wirst sehen, wo das Bild überall auftaucht, das wird dir bestimmt ziemlich peinlich sein."

Yune versteckte seine Zunge, sprang mit einem Gebrüll auf Nabiki zu und wollte ihr den Apparat klauen, doch Nabiki legte ihn im Handumdrehen übers Knie und schlug ihn wie einem kleinem Kind auf den Hintern. Als Yune schließlich mit Jessys Hilfe davonkam und sein Schlüsselanhänger zu einer Keule mutieren ließ, kamen auch schon Kasumi und Mousse mit den letzten Töpfen. Mousse hatte in dieser Zeit wohl den Frauen ausgeholfen und sich in der Küche nützlich gemacht, sicherlich hatte ihn Kasumi nach Hilfe gefragt, da er sich sonst langweilen könnte, und da ihm Wörter weiblicher Geschöpfe heilig vorkam, hielt er es bestimmt für eine Anweisung. Doch sobald Mousse die Sachen abgestellt hatte, Yune mit der Keule erblickte, ihn fragte, ob er den Ryoga wäre, und fälschlicherweise ein „ja" verstand, ging das Theater von neuem los:

„Mach dich bereit, Ryoga."

Und schon flogen Ketten, Wurfsterne und andere merkwürdige Waffen durchs Zimmer. Dieses Mal hatte Jimmy allerdings reagiert und stellte sich mit seinem Xenom vor den Kniprs und lenkte die Geschosse ab, woraufhin er Mousse den Zauberstab über den Kopf schlug. Daraufhin ging das Essen auch endlich los: Nabiki erzählte zunächst allen, was im Dojo passiert war, Kasumi antwortete mit ihrem „Gute Güte", Jimmy und Jessy grinsten dazu, Soun heulte. Währenddessen beobachtete Akane Ranma, der zu verstecken versuchte, dass er sie ebenfalls beobachtete, und schaute ständig zu seinem Vater mit einem Du-Feigling-nächstes-Mal-erlebst-du-deine-Niederlage-Blick, welchen er am Anfang auch mit seinen Worten unterstützte. Genma ignorierte ihn, er machte außer Fressen eigentlich gar nichts, und Jimmy hatte sich schon gefragt, ob er den Zeitpunkt seiner Ausrede mit dem Essen rein zufällig gewählt hatte und sich im Prinzip nur drücken wollte, oder sein animalischer Instinkt das Futter erspürt hatte und er sich wirklich sofort was zu fressen greifen musste. Das Essen selbst war natürlich, wie erwartet, sehr lecker, dass Yune beim Mampfen immer sein „Krass" zum besten gab, und Mousse Kasumi die Komplimente dazu machte. Am Ende durften die beiden Neulinge auch ein paar Geschichten erzählen. Mousse sagte nicht viel über sein Amazonendorf, zum einen, weil er keine Lust aufs erzählen hatte, zum anderen, dass Yune umso mehr sprach. Er erzählte alles, was er Jimmy, Jessy und Akane schon erzählt hatte, noch mal, jede Kleinigkeit, jedes Detail, dass nur noch Kasumi zwischendurch „Gute Güte" und Nabiki „Stopf ihm mal wer das Maul" sagten, während der Rest aber schnell weiteraß und sich bald verzog.

„Das hättet ihr sehen sollen", grinste Yune erfreut, „wie mich Jimmy und Jessy gerettet haben. Jimmy hat die Blödiane verscheucht und ihnen Angst gemacht, und Jessy hat sich währenddessen um mich gekümmert, dass ich auch sicher bin."

„Na klar", lachte das Mädchen. „Du hast mich umgerannt!"

„Gute Güte", wunderte sich Kasumi. Sie strich sich mit einer Serviette über den Mund und legte sie beiseite, sie war fertig. „Das waren also die Blacks? So klein und schon Gangmitglied?"

„Die haben zwar ein Erbsenhirn, aber nur solche werden in die Blackgang aufgenommen", erklärte Yune.

„Nicht ganz," wand Jimmy ein. „Eigentlich wird die Aufgabe von Generation zu Generation weitergegeben."

„Sie haben trotzdem ein Erbsenhirn", sagte Nabiki aus dem Hintergrund.

„Was haben die denn für eine Augabe?", fragte Yune, sich sein Essen in den Mund stopfend. Sein Teller war noch fast voll.

„Die Blacks sammeln magische Gegenstände und vernichten sie. So etwas wie dein Baseballschläger, zunächst versuchen sie den Gegenstand an sich zu reißen, danach wird er meistens irgendwie zerstört."

„Achso." Yune nickte, als ob es ihm erstmals bewusst geworden ist. „Aber meinen Schläger kriegen sie nicht, damit verprügle ich sie nächstes Mal!"

„Na klar", grinste Jessy. „Wolltest du nicht, dass wir dich beschützen?"

„Aber ja doch!" Yune drehte sich mit funkelnden Augen zu ihr. „Von solch einem hübschen Mädchen will man doch immer beschützt werden!"

Jessy lachte. Nabiki stand nur Kopfschüttelnd auf. „Kein wunder, dass ihr ihn angeschleppt habt. Schleimiges Bübchen!"

„Zicke", entgegnete Yune und streckte ihr noch mal die Zunge entgegen.

Nabiki bückte sich zu ihm runter, schnappte blitzschnell nach seiner Zunge und hielt sie fest. „Wenn du das noch einmal machst, schneid ich sie dir ab, verstanden?"

„Llll-lll", antwortete Yune erschrocken.

Nabiki ließ seine Zunge wieder los und ging zur Treppe. Yune schüttelte nur seinen Kopf. „Die Zicke ist aber Krass..."

Nach dem Essen wurde Mousse wieder beauftragt auszuhelfen und die dreckigen Teller in die Küche zu tragen, was er natürlich mit links erledigt hatte. Genaugenommen durfte Kasumi zugucken, wie er erst die ganzen Sachen im Mantel versteckte und in der Küche wieder auspackte. Kasumi ging ihm nur mit einem „Gute Güte, wie macht er das?" hinterher. Wenige Minuten später gingen er, Jimmy und Yune zum Dojo, wo Ranma schon am Trainieren war. Er war der erste, der mit dem Essen fertig gewesen war und vom Tisch geflüchtet ist, seitdem machte er hier im Dojo Katas in erhöhter Geschwindigkeit, um diese und den Amaguriken zu trainieren. Zu ihm gesellten sich die drei und machten verschiedene Übungen mit, zumindest Jimmy, da Yune eigentlich gar nichts konnte und Mousse sein eigenes Training machte. Genma war nicht da, der war wieder im Wohnzimmer mit Soun Shogi spielen, er hatte wohl keine Lust mehr Ranma etwas übers Kämpfen beizubringen. Jessy war derweilen oben bei Akane, die ebenfalls sehr früh vom Esstisch aufgestanden war und sich still und heimlich verzogen hatte. Wahrscheinlich, so nahm Jimmy an, wollte Jessy sie irgendwie überreden, dass sie wieder ins Dojo kam und etwas aktiver auf Ranma zuging. Dazu hatte Akane allerdings sehr wenig Lust, da sie sich den Rest des Tages nicht mehr blicken ließ, wahrscheinlich wollte sie wieder, dass Ranma den nächsten Schritt macht, so nahm es Jessy an, die Stunden später tatsächlich noch im Dojo erschien. Sie und Jimmy machten später abwechselnd Übungskämpfe gegen Ranma und Mousse und Übten neben ihren Kampffertigkeiten auch ihre Ausdauer. Später gingen sie der Reihe nach Duschen, erst Ranma, dann Mousse und Jimmy. Jessy wollte sich im Bad gerne lange entspannen, deshalb bestand sie darauf als letztes zu Baden, so blieb sie noch ein Weilchen länger im Dojo und trainierte mit Yune. Der Knirps derweilen bestand darauf mit Jessy zusammen zu Baden, worin er jedoch kein Glück hatte und Jimmy ihn schließlich nach Hause schickte. Er und Ranma setzten sich danach mal wieder aufs Dach, an ihren Ort, wo sie, zwischen dem Sternegucken, immer die unterschiedlichsten Dinge besprachen. Ranma fing wieder einmal von verschiedenen Kampftechniken, ihren Vorteilen und Nachteilen, und all den wichtigen verwundbaren Körperstellen zu erzählen an, eine Weile später verstummten die beiden aber und schauten sich den Sonnenuntergang an. Schließlich fragte Ranma, was ihm schon den ganzen Nachmittag und Abend auf der Zunge lag:

„Jimmy? Was habt ihr eigentlich im Amazonendorf gemacht, dass du und Jessy jetzt so... rumknutscht?"

Jimmy lachte. „Tja", fing er an. „Das war eine komplizierte Geschichte, und so ganz verstehe ich sie auch noch nicht. Wir hatten gerade den Stressfaktor mit den Amazonen gelöst, also den Kampf zwischen mir und Shampoo vereitelt und die Geschichte mit dem Pokéball geklärt."

„Mit dem Pokéball?"

„Ja, das weißt du doch noch, ich hab denen eine Illusion hinterlassen, und darauf waren sie sauer. Jedenfalls hatten wir das mit den Matriarchinnen geklärt, und Shampoo musste ihren Vater empfangen oder so, und ich und Jessy hatten den Abend für uns..."

„Habt ihr was unanständiges gemacht?", fragte Ranma verwundert.

„Nein, Mensch!" Jimmy schubste ihn von der Seite. „Denk doch nicht gleich an so was! Wir haben uns lediglich geküsst. Das heißt... sie hat mich geküsst. Wir waren in einem Park im Amazonendorf, in einem schönen natürlichen, in dem alles bunte wuchs und alles schön friedlich war... Na ja, wir redeten dann ein wenig über Lao-xan und Tasumo, und als ich sagte, dass es mich schon etwas stört, dass sie sich mit ihm trifft, hat sie mich geküsst." Jimmy hob die Augenbrauen, als er sich an den Moment erinnerte. „Sie hat mich total überrumpelt, aber es war schön!"

Ranma nickte. „Sie hat dich also geküsst? Und... wer ist diese Lao-xan?"

„Lao-xan?" Jimmy überlegte. „Das ist eine ganz komische. Ich glaube, die wollte auch etwas von mir, jedenfalls hat sie Jessy angegriffen, damit ich ‚frei' werde. Seitdem habe ich sie auch nicht mehr gesehen."

„Amazonen sind anhänglich, die wird bestimmt wiederkommen."

„Ich befürchte es auch. Aber ich hoffe nur, es wird noch eine Weile dauern."

Sie schauten beide zur Sonne, von der nur noch ein Fitzelchen über dem Horizont ragte. Am Himmel waren schon die ersten Sterne zu erkennen, und auch ein leicht schimmernder Halbmond. Es wurde allmählich dunkel und ein kühler Wind strich über die Stadt.

„Sag mal", fragte Ranma langsam, „was wäre eigentlich, wenn du nicht so eine mutige hättest, wie Jessy?"

Jimmy wandte sich um. „Meinst du, wenn sie mich nicht einfach geküsst hätte?"

„Wenn sie darauf warten würde, dass du anfängst." Ranma nickte nachdenklich.

„Tja", überlegte Jimmy. „Ich weiß es nicht." Er seufzte. „Ich weiß nicht, wann ich den Mut gekriegt hätte sie so zu küssen. Deshalb mag ich sie auch so, sie kann so spontan sein. Ich war mir immer total unsicher, was ich tun sollte. Und ich hatte immer im Kopf, dass sie ja eigentlich ein Pokémon ist. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie anders als eine Freundin behandeln soll, schließlich waren wir in der Pokémonwelt auch immer Freunde." Jimmy grinste. „Und dann macht sie so was! Ich kann mich glücklich schätzen so eine wie Jessy zu haben."

„Akane würde mich nie einfach so küssen", stellte Ranma fest.

„Das stimmt nicht. Hast du das heute im Dojo vergessen? Ich glaube schon, dass sie dich geküsst hätte, wenn du einen Moment später geflohen wärest."

Ranma schnaubte genervt und drehte sich weg. „Garantiert nicht. Das war bestimmt nur ein Trick um mir eins auszuwischen."

Jimmy lachte. „Ein Trick, genau, vielleicht wollte sie dir auf die Lippe beißen."

„Ach, sei doch ruhig!" Ranma ächzte genervt und drehte sich noch weiter weg.

Jimmy lachte weiter. „Gib es doch zu! Sie wollte dich küssen und du warst zu feige. Tja... wenn sie wie Jessy wäre, hätte sie zugeschlagen, ehe du was gemerkt hättest. Mich hat sie ja auch total überrumpelt."

„Hm."

„Bleib doch einfach das nächste Mal und lauf nicht weg. Dann erfährst du, ob sie dir wirklich eins auswischen will, oder ob sie es ernst meint."

„Hm", wiederholte Ranma.

Jimmy seufzte. „Du darfst einfach nicht ständig deine Gefühle verstecken. Wenn du dir unsicher warst, könnt ich verstehen, dass du wegrennst, aber nicht, weil du Angst hast. Magst du sie denn?"

„Dieses Machoweib?" Ranma runzelte die Stirn. „Also ehrlich gesagt... ich weiß es nicht. Aber ich würde sie lieber nicht mögen..."

„Nicht mögen?" Jimmy hob die Augenbrauen. „Warum nicht mögen?"

„Weil sie brutal ist, weil sie sich nicht wie eine Frau verhält, weil-"

„Was laberst du? Sie hat sich heute wie eine Frau verhalten. Und dich zum Mond zu befördern hat sie auch nicht versucht. Aber... es sieht aus, als ob du sie doch magst, obwohl du es nicht willst?"

„Hm", antwortete Ranma und seufzte. „Und wenn schon."

„So egal", sagte plötzlich eine sanfte Stimme von der Dachluke, „ist das nicht! Einem Mädchen kann so etwas sehr wichtig sein."

Die beiden wandten sich um, als Jessy durch die Luke zu ihnen kletterte. Sie hatte ein schwarzes Hemd zu ihrer Jeans an, das Jimmy bisher noch gar nicht kannte. „Worüber redet ihr?", fragte sie.

„Über dies und jenes. Über dich, über mich, über Akane und Ranma, über Lao-xan..."

„Lao-xan, hm?" Jessy setzte sich zu ihnen und streckte die Beine aus. Dann schüttelte sie ihren Kopf und ihr nasses Haar, dass es nur so spritzte. „Jimmy, fühl mal", sagte sie und legte ihre Hand auf seine.

„Uj", wunderte sich der. „Du bist richtig heiß!"

Jessy hob verwundert die Augenbrauen. „Heiß?", fragte sie lachend.

„Ich mein ja nicht nur, du sieht scharf aus." Jimmy drehte sich zu Ranma. „Ihr Körper ist ganz warm, richtig heiß. Guck doch mal."

Jessy tickte Ranma mit ihrem Handrücken auf seinen. „Krass, ne?"

Ranma hob noch mal verwundert seine Augenbrauen. „Uj. Hast du Fieber?"

„Keine Ahnung, aber ich fühl mich prächtig."

Nicht nur Jessys Hand, ihr ganzer Körper war glühend heiß, einige Grade über dem sonst Normalen, doch sie meinte, sie wäre gesund. Kalt war ihr nicht, trotz der Tatsache, dass ihr Hemd eigentlich Hauchdünn war, und trotz ihrer nassen Haare, die der kühle Wind noch weiter kühlte. Als die drei beschlossen mit einem Thermometer ihre Temperatur zu messen, und dieser 39 Grad anzeigte, wunderten sie sich noch mehr. Wenn sie nicht erkältet war, war sie eine Heizung.

„Was hast du gemacht?", fragte Jimmy verwundert. „Hast du dir vielleicht während deines 2-Stunden-Bads einen Hitzeschock geholt, oder so was in der Art?"

„Ne, ich glaube nicht. Ich hab nur etwas ausprobiert."

„Was hast du ausprobiert?"

„Ich hab mich in meine ursprüngliche Gestalt zurückverwandelt. Und dann habe ich ein wenig rumgeplanscht."

Jimmy und Ranma schauten sie verblüfft an. „Ach so, rumgeplanscht?"

Jessy kicherte. Jimmy grinste, er konnte sich denken, was sie versucht hat: ihre Feuerattacken. Und wenn sie jetzt so glücklich war, konnte dies nur bedeuten, dass es geklappt hat, was sie vorhatte. Er wusste nur nicht, warum sie ihnen mit „rumgeplanscht" auswich und es geheim halten wollte. Ehe er danach fragen konnte, fragte schon Jessy:

„Was habt ihr denn so über uns geredet?"

„Ach", fing Ranma an. „Jimmy hat mir nur erzählt, was im Amazonendorf passiert ist."

„Ja, die Geschichte mit den Amazonen und wo wir schließlich alleine waren..."

„Du wolltest also über unseren ersten Kuss bescheid wissen, Ranma?" Jessy lachte verstehend. „Nächstes Mal, wenn Akane ihr nettes Wesen zeigt, probier es mal aus. Es ist bisher nicht oft passiert, also genieß die Augenblicke, wenn sie nett zu dir ist. Vielleicht wird es dann mehr solcher Augenblicke geben und du hörst auf sie für ein Machoweib zu halten."

„Hm", sagte Ranma nur genervt. „Vielleicht."

Sie saßen noch eine Weile so da und beobachteten die immer zahlreicher werdenden Sterne, die am Himmel funkelten und glitzerten, beziehungsweise Jessy und Ranma beobachteten sie, während Jimmy Jessy beobachtete. Um sie herum war eine Aura der Wärme, eine leichte zwar, aber eine ruhige und zuversichtliche, die gleichmäßig um sie herum kreiste. Schließlich fasste er ihr durch das Haar und stellte, mittlerweile wenig verwundert, fest, dass sie trocken waren.

„Krass, hm?", lachte sie.

„Hat dich Yune jetzt mit seinem Krass angesteckt?"

„Wisst ihr was?", wand Ranma ein. „Es ist schon spät, ich glaub, ich geh schon mal runter. Bleibt nicht mehr ganz so lange. Bis morgen dann."

„Gute Nacht", grinsten die beiden, während er aufstand und durch die Luke kletterte. Nun waren sie alleine und schauten sich eine Weile wieder die Sterne an. Die Nacht war sehr ruhig, nur der Wind wehte leise, von Zeit zu Zeit sah und hörte man unten auch einen Radfahrer oder ein Auto vorbeifahren. Der Nachbarshund, der unter telekinetischen Störungen litt, da Jimmy ihn damals oft zur Übung seiner Zauberkunst benutzt hatte, kam zeitweise aus seiner Hütte, machte an einen Baum und verschwand wieder. Schließlich wand sich Jessy zu Jimmy:

„Sag mal... das mit dem Kuss vorhin im Dojo, vor dem Essen, war das, was du davor gesagt hast, eigentlich ernst gemeint?"

Jimmy blickte ihr in die Augen. „Als ich Ranma zeigen wollte, wie das geht? Eigentlich schon, ja. Warum fragst du?"

„Ach nur so."

Jessy schaute zur Straße, in der gerade eine Oma im Schneckentempo einen anderen Köter spazieren führte. Jimmy folgte ihrem Blick einige Sekunden später.

„Und Tasumo? Magst du ihn auch?", fragte er.

„Na ja. Mögen tue ich ihn schon, aber ich bin nicht in ihn verliebt."

„Das denkt er aber. Schließlich hast du ständig Dates mit ihm."

„Es sind Treffen, keine Dates. Wie ein Freundetreffen." Jessy grinste. „Akane hatte recht, dass du danach fragen würdest."

Jimmy errötete leicht und blickte zur Seite. „Es stimmt doch auch, du triffst dich ständig mit ihm, kaum dass du wieder hier bist. Und er ist in dich verliebt. Was wohl passiert wäre, wenn du nicht mit zum Amazonendorf gegangen wärest."

„Ich hätte mich gelangweilt", sagte Jessy mit einem Hundeblick. „Tasumo hätte sich dann all mein Gelaber anhören müssen, wie ich dich vermisse. Außerdem wollte ich mit dir mitgehen."

„Mhm, und das obwohl du ein Date mit ihm hattest." Jimmy schaute sie mit verträumten Blick an.

„Ein Treffen. Aber du siehst, ich will mit dir zusammen sein, nicht mit ihm."

Sie kamen sich näher.

„Für immer?"

„Für immer!"

Jessys zarten, beruhigenden Lippen ließen Tasumo wieder in den Hintergrund gleiten, als sie die Jimmys berührten, und als sie in einem sanften Geknutsche untergingen, von dem sie die nächste Zeit auch nicht mehr los kamen.

Am nächsten Morgen waren Jimmy und Jessy ein klein wenig verschlafen, als Ranma schreiend durch die Luft flog, und rührten sich nicht, bis sie sich selbst in der Luft befanden. Fluchend flog erst Jimmy in den Teich zu Ranko, Ranmas weiblicher Form, dann Jessy.

„Pop, das zahl ich dir heim!", schrie Ranko. Daraus wurde allerdings nichts, da das Essen schon auf dem Tisch stand und sie ihre Rache vergaß, und Genma konnte sich glücklich schätzen, dass er dieses Mal sein Essen als Mensch genießen durfte. Einige Minuten später waren sie schon auf dem Schulweg, Ranma, wieder zurückverwandelt auf dem Zaun, Akane, Jimmy und Jessy auf dem Boden. Die beiden Zwangsverlobten waren beide ungewöhnlich ruhig und nachdenklich, sie antworteten nur in möglichst kurzen Sätzen, miteinander sprachen sie allerdings gar nicht. Jimmy unterhielt sich derweilen mit Jessy bis zur Schule hin über alle möglichen Sachen, über Tasumo, Lao-xan, über Yune, die Schule, Mousse, Nabiki, Jimmys Arbeit, über die Zwangsverlobten und vieles mehr. Sie redeten miteinander, als ob sie jahrelange Freunde waren und sich jetzt viel zu erzählen hätten.

In der Schule war das Bild auf der schulhofzugewandten Außenwand aufgehängt, welches Nabiki von Yune geknipst hatte, als der sie zuviel genervt und ihr die Zunge rausgestreckt hatte. Doch dieses Bild war etwas verunstaltet worden, Yune hatte nämlich verschieden große Kugelaugen, einen schiefen Kiefer, eine übernatürlich lange gelbe Zunge, grüne Zähne, eine große Stirn mit Falten und wenige schmierig glitzernde Haare. Zu dem war das Bild auf doppelte Postergröße ausgedruckt worden. Wie Nabiki innerhalb der nächsten Stunden feststellte, war Yune gar nicht auf ihrer Schule, deshalb verschwand das Bild in der ersten Pause.

„Ich habe meine Kontakte", antwortete sie, als Jimmy und Jessy sie fragten, wo es denn geblieben sei. „Yunes Schule ist nicht weit von hier, und dort geht eine Freundin von mir zur Schule, die mir das Bild für gutes Geld abgekauft hat. Jetzt hängt das Bild dort. Hab ich das nicht toll gemacht?"

Als sie zum Schulende das Vergnügen hatten mit Nabiki zusammen nach Hause zu gehen, trafen sie Yune, der knurrend, mit den Worten „Zicke, Zicke, Zicke" und seinem Baseballschläger auf sie losging. Doch Nabiki war überraschend wendig und wich seinen Schlägen geschickt aus.

„Kleinkind", lachte sie ihn aus.

„Blöde Tussi", antwortete er und versuchte sie erneut zu treffen.

„Idiot!"

„Hexe!"

„Schnecke!"

„Kuh!"

„Frecher Bengel!"

„Miese Schlange!"

„Unterentwickelter Knirps!"

Yune hatte es geschafft sich erneut einzuladen, trotz Einwänden der „eingebildeten Ziege", und so landeten sie mal wieder gemeinsam im Dojo, in dem sie vor dem Essen noch ein wenig trainierten. Yune hielt sich allerdings an Nabiki, wahrscheinlich eher um sie zu nerven, als aus reinem Interesse, und saß mit ihr vor den Fernsehnachrichten, die heftige Herbstschauer ansagten, und nach denen die mittlere Tendo mit wutentbranntem Gesicht über ihn und das Wetter fluchend durchs Haus rannte. Yune wurde im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Haus ins Dojo geschmissen, wo er sich bei Jessy ausheulten durfte. Wenig später sammelten sich alle am Esstisch, welchen Kasumi und Mousse gedeckt hatten, doch zum Essen kam es nicht, denn kaum, dass sie saßen, hörten sie einen lauten Krach von der Terrasse. Mehr oder weniger überrascht liefen sie sofort ins Wohnzimmer, wo Scherben der Terrassentür schon den ganzen Fußboden dekorierten, und erkannten durch die zertrümmerten Reste der Terrassentür eine Amazone im Garten stehen.

„Lao-xan", riefen Jimmy, Jessy und Mousse verwundert. „Was machst du hier?"

„Mousse!", guckte die Amazone verwundert. „Das könnte ich dich auch fragen! Aber ich bin nicht wegen dir hier."

Die anderen stellten sich nach draußen und im Halbkreis vor ihr auf. Lao-xan machte mit selbstbewusstem und entschlossenem Blick einige Schritte auf Jessy zu und hielt ihr die Kette vor die Nase.

„Ich fordere dich heraus", platzte sie heraus. „Und wenn ich gewinne, gehört mir Jimmy."

Geschockt verstummte die Menge um die beiden Mädchen. Der Junge, um den hier gekämpft werden sollte, hustete laut. Ranma schüttelte den Kopf und lies ein „hm" verlauten. Nur Akane wagte es mit ihrem wie immer sehr lauten Eifer dazwischenzugehen und schrie Lao-xan an: „Was bildest du dir eigentlich ein? Hier einfach hereinzuplatzen und mir nichts, dir nichts irgendwelche Forderungen zu stellen? Wer bist du überhaupt? Wenn du mit Jessy kämpfen willst, musst du erst einmal an mir vorbei!"

„Akane", sagte Jessy sanft. „Bleib cool. Du brauchst mich nicht zu beschützen. Ich mach das schon."

„Was denn? Willst du ihr jetzt etwa recht geben und auf ihre Forderungen eingehen? Du denkst doch nicht, sie wird Jimmy in Ruhe lassen, wenn sie gegen dich verliert? Außerdem... könntest du verletzt werden."

Jessy schaute während Akanes Redefluss nur auf Jimmy, der vollkommen unwissend dastand und die Stirn runzelte. Wollte sie wirklich kämpfen? Lao-xan konnte gefährlich sein, wenn sie sich konzentrierte, das wussten beide. Und Jessy war ihrer Kette schon einmal um Haaresbreite entkommen, was sie bestimmt eine Menge mehr gekostet hätte, als nur eine Niederlage zu kassieren. Jessy blickte weiter zu Lao-xan und dann zu Akane, dann wieder zu Lao-xan.

Die Amazone lies ihre Ketten erklingen und fragte mit leicht gereizten, aber gleichzeitig nervösen Unterton: „Was ist, nimmst du die Herausforderung an?"

„Überleg es dir, Jessy", sagte Akane. „Du willst doch nicht in die selben Schwierigkeiten verwickelt werden wie Jimmy!"

„Gute Güte, Jessy", sagte Kasumi. „Akane hat recht, du könntest dich verletzen."

In diesem Moment zuckte Jessy leicht zusammen, dass es außer Jimmy, der direkt neben ihr stand niemand bemerkte. Überrascht schaute dieser kurz zu Kasumi, dann zu seinem Pokémonmädchen, die vorsichtig nach oben spähte und dann leicht grinste.

„Vielleicht..."

„Vielleicht?", fragte Akane und stellte sich vor Jessy. „Mach keinen Blödsinn."

„Das ist ihr Kampf, Weib", schrie Lao-xan zu Akane. „Bei Amazonen ist es üblich, dass sich bei einer Herausforderung keine anderen Frauen einmischen."

„Ich bin aber keine Amazone", brüllte Akane zurück. Dann drehte sie sich zurück zu Jessy. „Wir haben uns doch geeinigt, hast du das vergessen?"

„Akane. Vergiss unsere Einigung. Ich muss es tun." Jessy lächelte leicht. „Mach dir keine Sorgen, mir passiert schon nichts."

„Aber..."

„O.k., Lao-xan, ich nehme deine Herausforderung an", sagte Jessy sichtlich entspannt und schob Akane sanft zur Seite. „Wenn du gewinnst, trete ich also ab und du kannst dich von mir aus an Jimmy ran machen. Aber ich kann dir nicht garantieren, dass er auf so etwas hereinfällt."

Lao-xan hob die Augenbraue und guckte zu Jimmy. Alle anderen drehten sich verwundert zu Jessy.

„Wenn ich aber gewinne", führ Jessy seelenruhig fort, „lässt du Jimmy und auch mich in Ruhe und haust ab, und du wagst es nie mehr ihn in irgendeiner Form zu belästigen, vor allen Dingen nicht, wenn er es nicht will. Abgemacht?"

„Jessy!", riefen alle dazwischen. Lao-xan zuckte nur mit ihrer Augenbraue und schwang angriffslustig ihre Kette.

„Interessante Forderungen, die du da stellst. Mir ist das schnuppe, von mir aus. Natürlich nur, falls du gewinnst... Fangen wir an?"

„Bist du verrückt?", ging Akane erneut dazwischen. „Jimmy will sie doch gar nicht, da brauchst du gar keinen Kampf, um ihn zu erobern."

„Denkst du, sie gibt Ruhe, wenn ich ihr das erkläre?", fragte Jessy entgegen.

„Lass sie doch", meinte Ranma und holte sich einen Gartenstuhl, auf den er sich setzte. „Jessy hat recht, mit den Amazonen ist ein normales Gespräch nicht möglich, dafür müsste man sie erst einmal ohnmächtig hauen. Außerdem ist es eine gute Übung für Jessy, wenn sie gegen diese komische Lao-sonstwie hier antritt."

„Und ich kriege eine Menge Profit davon", lächelte Nabiki fies und holte ihren Fotoapparat hervor.

Akane verstummte kurz und nickte matt. „Das ist doch bescheuert! Jimmy, sag doch auch mal was!"

Der Junge schaute nur verwirrt zu seinem Pokémonmädchen, immer noch vollkommen überrascht, dass sie solch eine Forderung eingegangen ist. „Du musst mir nichts beweisen", sagte er langsam.

„Sie wird nicht Ruhe geben, bis ich mit ihr gekämpft hab, das ist also auch zu deinem eigenen Wohl. Außerdem... möchte ich dir nichts beweisen, sondern mir selbst. Bevor ich gegen sie antrete, versprich mir eins: du musst mich alleine kämpfen lassen, also kein einschreiten, kein Zaubern und keine Tipps oder irgendwelche Anweisungen. Nichts. Ich möchte mal sehen, wie ich ohne deine Hilfe zurechtkomme. O.k.? Bitte."

Leicht skeptisch willigte Jimmy schließlich ein und versprach sich nicht einzumischen. Die beiden Mädchen gingen daraufhin in die Mitte des Gartens und stellten sich voreinander auf, Lao-xan schwang ihre Kette, Jessy ging waffenlos in Kampfposition. Kurz schielte sie ins Dojo, von dem die Tür offen stand, vielleicht hatten sie diese vergessen zu schließen, nickte und grinste, alles passte sogar. Dann ging Lao-xan mit einem „Mach dich bereit" auf sie los. Jimmy staunte, als Jessy den ersten Schlägen entwich und quer durch den Garten sprang, von der Amazone verfolgt. Was ihm Sorgen breitete, dass Jessy immer knapper entwich und nicht zurück schlug, und was noch schlimmer war, dass sie unkonzentriert wirkte. Lao-xan dagegen war in ihrem Element. Sie war wütend, aber nicht nervös, was sie momentan zu einer kämpferischen Meisterleistung brachte. Sie schlug gefährlich gezielt zu, aus allen Seiten, mit einer enormen Geschwindigkeit, fast schon wie Xiaou damals im Krankenhaus. Nur zerstörte sie nicht halb soviel, da sie ihre Kette sofort wegzog, wenn der Angriff daneben ging, um wiederholt zuzuschlagen.

Allmählich fing es langsam an vom Himmel zu tröpfeln, es wurde kälter und windiger, einer dieser angesagten Schauer zog an. Kurz überlegte er dazwischen zu gehen und den Kampf zu verschieben, da sich die beiden Mädchen Erkältungen holen könnten, andererseits war Jessy gestern auch überhitzt und trotzdem vollkommen gesund, zumindest hatte sie das gesagt, doch dann erinnerte er sich an sein Versprechen und vergaß den Gedanken einzuschreiten. Auch Ranma, Akane und die anderen hielt er mit einem Handzeichen zurück, als er von Akane das Wort „Kalt", von Nabiki „Schlammketschen" und von Ranma „Schlammassel" flüstern hörte. Ranma holte sich nach einiger Zeit einen kleinen Regenschirm, um sich wegen dem Regen nicht gleich in Ranko verwandeln zu müssen. Doch entgegen dem Publikum froren die beiden Kämpferinnen keineswegs, oder ließen es sich nur nicht anmerken. Jessy, dass wusste er, bekam sonst eine Gänsehaut davon, auch wenn sich die Luft nur leicht abkühlte. Dafür, gemäß ihrem Pokémonelement, konnte sie an einem heißen Sonnentag gut verpackt auf einer Heizung sitzen und trotzdem die einzige sein, die in ihrem Schweiß nicht ertrank. Wahrscheinlich war dies auch die Erklärung für ihre Überhitzung gestern, sie war ein Feuerpokémon und vertrug die Hitze besser als andere. Doch hier war etwas faul, überlegte der Junge, hier wurde es nämlich bitterkalt. Grübelnd beobachtete er die beiden Mädchen genauer, bis er plötzlich über ihnen eine größere Ansammlung von Energie vernahm, und zwar einfacher Wärmeenergie. Über Jessy und Lao-xan lag also eine Luftschicht, die den durchfallenden Regen erwärmte. Jetzt verstand Jimmy ihr Vorhaben, jetzt war alles klar, jetzt grinste er ebenfalls.

„Jessy!", rief er. „Du schaffst es, ich glaube an dich!"

„Danke, aber denk an dein Versprechen!", antwortete sie, während sie knapp Lao-xans Kette entkam.

„Jimmy", wand Akane ein. „Wie kannst du nur so grinsend dastehen, wo Jessy nur knapp den Attacken dieser Amazone entkommt."

„Ich glaube an sie. Schau, Akane, gleich erreicht sie die Schwelle, und dann geht's los!"

„Die Schwelle?"

Genau in diesem Moment leuchtete der Garten leicht hell auf, Jessys Körper fing weiß an zu glühen und verformte sich. Sie schrumpfte langsam, entschwand ihren Kleidern, ein Pelz wuchs aus ihrer Haut. Sie verwandelte sich in Flamara. Ganz allmählich hörte ihr Körper auf zu glühen, als sie auf allen vieren vor Lao-xan landete. Die Amazone war mehr als nur geschockt und verlor die Fassung, ihrem nächsten Angriff entkam Flamara, ohne dass sie sich rühren musste.

„Jimmy!", schrie Lao-xan mit einem Anflug großer Nervosität. „Was ist das für ein Trick? Du hast sie verzaubert!"

„Ich habe nichts gemacht", gestand Jimmy. „Das ist nur ihre wahre Form."

„Verdammt! Ihr wollt mich doch verarschen!"

„Pass auf, Lao-xan", rief Jimmy und deutete auf das Pokémon.

Die Amazone erblickte Flamara, die auf sie zurannte, zog ihre Kette zu sich und wollte sie als Schutzschild gegen sie verwenden, doch Flamara änderte den Kurs und umkreiste sie. Mit ihrer Pokémonfähigkeit Agilität, die sie immer zu Anfang eines Kampfes benutzte, und dem Amaguriken, den sie als Mensch gelernt hatte, erreichte sie eine Geschwindigkeit, dass sogar Ranma sich verwundert von seinem Gartenstuhl vorbeugte. Lao-xan stand derweilen vollkommen irritiert in der Mitte, während Jessy sie immer weiter umkreiste und vor und zurück sprang, um sie zu irritieren. Lao-xan wirbelte ihre Kette um ihren Kopf, die sich wie eine Kuppel über sie legte und wie ein Schutzschild wirkte, und genau dann schnappte sich Flamara die Kette und riss an ihr, dass sie Lao-xan durch die immer noch offene Tür ins Dojo schleuderte. Flamara sprang ihr hinterher.

„Wow", staunte Jimmy. Er folgte ihr mit dem Rest des Publikums.

Im Dojo versperrte Flamara Lao-xan den Weg zum Ausgang und wartete. Lao-xan stand etwas irritiert wankend in der Mitte und atmete erschöpft. Dann richtete sie sich auf, hob die Arme in die Luft und rief:

„Keiren Suru!"

In ihren Armen entstand eine glühende, mattgrüne Energiekugel, die sie in Flamaras Richtung stieß, indem sie die Hände nach vorne riss. Erschrocken sprang das Pokémon im letzten Moment zur Seite und entkam nur knapp. Der Ki-Blast schoss auf das Publikum zu und Lao-xan richtete überrascht ihre Hand in die Richtung und lenkte ihn um. Der Blast durchschoss die Außenwand über der Tür des Dojos.

„Gute Güte", fasste sich Kasumi an den Kopf.

„Die machen schon wieder alles kaputt", grummelte Nabiki.

Flamara landete neben Lao-xan und nutzte die Zeit, in der die Amazone das Publikum rettete, um ihre eigene Attacke vorzubereiten: Flammenwirbel. Die Luft verschwamm kurz vor ihrem Gesicht, bevor sie aus ihrem Mund einen Feuerstrahl abschoss, der Lao-xan umkreiste und wie ein Tornado um sie herum wirbelte.

„Wahnsinn", überlegte Jimmy. Also hatte es gestimmt, Jessy hatte im Bad am Tag davor ihre Feuerattacken ausprobiert, und sie hatten geklappt. Wann hatte sie die denn geübt? Davon hatte er nichts mitbekommen.

Flamars Feuerwirbel war in Wirklichkeit doch noch nicht vollkommen zurückgekehrt, er ließ nämlich schon nach den ersten zehn Sekunden wieder nach und verblasste, dass nur noch ein schwarzer Ring auf dem Boden blieb. Doch Flamara hatte es rechtzeitig bemerkt und sich auf einen weiteren Angriff vorbereitet, und sobald das Feuer nachließ, sprang sie in den Tornadewirbel und tackelte Lao-xan hinaus. Das Mädchen schlug längst auf dem Boden auf, rollte sich einmal und stand mit einem geschicktem Manöver wieder auf. Flamara war allerdings schon vor ihr und grätschte mit ihrem Körper Lao-xans Beine um, dass sie wieder zu Boden ging. Das Pokémon schlug mit ihren Pfoten nach ihr, während Lao-xan sich herumrollte, um auszuweichen. Schließlich biss ihr Flamara in den Schuh und zog ihn ab, während Lao-xan auf die Füße sprang. Es entstand eine kurze Pause, Lao-xan atmete kurz durch, Flamara ließ ihren Schuh fallen, das Publikum hielt weiterhin die Luft an, nur einige atmeten leise.

„Nicht schlecht." Lao-xan wischte sich über den Mund. „Deine Tricks sind wirklich nicht schlecht."

Flamara schaute sie an, ohne sich zu rühren, und atmete immer ruhiger und konzentrierter. Dabei fing ihr Fell an heller zu leuchten und die Luft verwischte wieder um sie herum. Doch jetzt bildete sich eine blaue Aura um sie, ein leicht flimmernder blauer Schimmer.

„Es ist sogar sichtbar", staunte Ranma. „Eine sichtbare Aura!"

„Krass." Yune hob die Augenbrauen. „Was macht sie da, Jimmy?"

Der Junge wurde weiß. „Doch nicht etwa..."

Und schon schoss ein pink glühender Feuerstrahl aus Flamaras Mund, der Lao-xan umkreiste und durchzog, brandwunden hinterlassend. Die Amazone sprang sofort erschrocken weg, doch das Feuer folgte ihr und schlug sie von den Beinen. Ihre ganze Kleidung verfärbte sich augenblicklich braun, wie Blätter, die austrocknen, und fing an zu leuchten.

„... Feuerodem", beendete Jimmy.

Doch auch diese Attacke hielt nicht lange und verblasste sofort. Doch Flamara war schon zur Stelle und biss sich in Lao-xans Kleidung fest. Dann sprang sie in die Luft und schleuderte sie zu Boden. Die Amazone schlug auf dem harten Holzboden auf und blieb liegen. Flamara landete neben ihr und schaute sie an.

„Du hast", ächzte die Amazone mit unsicherem Blick, „gut gekämpft."

Der Kampf schien vorüber, Lao-xan hatte allerdings immer noch Kraft. Sie rollte sich über und stand schon wieder kampfbereit auf den Beinen. Sie griff allerdings nicht an, auch Flamara rührte sich nicht von ihrer Position.

„Sagt mir eins", fauchte Lao-xan zum Publikum. „Wieso hat sie sich verwandelt?"

Die Zuschauer schreckten zurück.

„Diesen Kampf", sprach Lao-xan schwer atmend weiter, „führen wir fort, wenn ich weiß, was das für ein Trick ist. Denk nur nicht, du hast gewonnen!"

„Sie hat doch gewonnen, Lao-xan", sagte Jimmy. „Es ist ihre wahre Gestalt, genau wie deine die menschliche ist. Wenn du aufgibst, hat sie gewonnen!"

Die Amazone schaute ihn an, als ob sie gleich durchdrehen würde. Dann drehte sie sich zu ihm und dem Rest des Publikums und schaute ihn kalt traurig an, ihr Gesichtsausdruck zuckte nicht einmal mehr. Dann sprang sie auf sie zu und durch das Loch über der Tür, da das Publikum diese versperrte, hob ihre Kette auf, sprang über den Zaun und verschwand. Alle guckten ihr fassungslos hinterher, ohne ein Wort sagen zu können.

„Eine schlechte Verliererin", stellte Ranma schließlich fest.

Flamara kam zu ihnen und deutete mit der Schnauze auf ihre Kleidung. Akane hob sie auf und legte sie vor ihr hin. Dann ging sie zu den Jungs und schob sie weg.

„Für euch ist das nichts, dreht euch weg."

„Die feuchte Kleidung wird schon ausreichen, um sie zurückzuverwandeln", sagte Jimmy, drehte sich aber doch um. „Mach einfach die Dojotür zu. Die ist ja noch ganz!"

Akane machte es, und sie warteten einige Sekunden, schließlich kam Jessy strahlend in ihrer menschlichen Form wieder aus dem Dojo. Sofort schmiss sie sich Jimmy um den Hals.

„Hahaaa! Gewonnen! Toll, nicht?"

Jimmy lachte und wirbelte sie herum. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie hier so schnell auftaucht. Woher weiß sie eigentlich, wo wir wohnen?"

„Das ist doch egal! Jedenfalls kommt sie so schnell nicht wieder", grinste Jessy.

„Das glaube ich nicht", sagte Ranma. „Sie wird hier bestimmt noch mal erscheinen und gegen dich kämpfen wollen. Bestimmt wollte sie dir einen Todeskuss geben und wollte nur nicht deine Pokémonform küssen, deshalb sagte sie, dass der Kampf nicht vorbei wäre."

„Aber ich bin froh", sagte Jessy. „Hast du gesehen? Ich kann meine Feuerattacken wieder. Sogar Feuerodem! Hat zwar nur kurz gehalten, aber immerhin..."

„Was ist Feuerodem eigentlich?", fragte Yune.

„Eine Drachenfeuerattacke", erklärte Jimmy. „Nicht die stärkste Feuerattacke, aber die ungewöhnlichste, vor allen Dingen für Pokémons, die keine Drachen sind. Aber wirkungsvoll ist sie doch."

Yune guckte verwundert. „Was sind Pokémons?"

„Ach, das erklären wir dir ein andermal."

„Ich hoffe nur, meine Feuerattacken haben nicht allzu großen Schaden im Dojo angerichtet", überlegte Jessy und schielte rüber. „Das reparieren wir auf jedem Fall demnächst."

„Das schaffen wir schon", sagte Ranma. „Akane hat auch eine Menge Löcher im Dach des Dojos gemacht. Die sind auch alle repariert."

„Das war jedes Mal deine Schuld", fauchte Akane zurück. Der Rest lachte.

„Es ist alles wunderbar ausgegangen", grinste Jessy. „Und wie du siehst, kann ich mich wunderbar selbst verteidigen. Du brauchst dir also gar nicht mehr so viele Sorgen um mich machen!" Dann küsste sie Jimmy.

„Boah!", stutzte Ranma. „Ihr knutscht euch jetzt nur noch!"

„Sie haben zueinandergefunden, ist doch süß!", stellte Nabiki fest. „Davon mach ich erst einmal ein Foto."

„Bleibt nicht allzu lange hier im Regen stehen", sagte Akane. Dann schob sie den Rest Richtung Haus. „Und wir gehen schon mal rein, nicht wahr? Auch du, Yune!"

„Krass!", sagte der Kleine beeindruckt, dann ging er zusammen mit den anderen durch die Terrassentür, die immer noch ein Loch in der Wand war, und schließlich zur Küche weiter. Einmal noch tauchte Kasumi auf und fragte, ob die beiden Dimensionsreisenden zum Essen kämen, und ließ sie mit einem „Gute Güte" stehen, als sie keine Antwort bekam. So blieben die beiden in der Mitte des Rasens stehen und küssten sich noch stundenlang.

Der Wind wehte durch die Ritzen eines alten, brüchigen Hauses am Rande Nerimas, dass es nur so knarrte. Auf dem staubigen Dachboden, den wahrscheinlich jahrelang keiner mehr geputzt hatte, saß im Kreis eine Gruppe in dunkle Umhänge gehüllter Gestalten und schmiedete flüsternd dunkle Pläne. Eine der Gestalten, die gerade sprach, erhob sich leicht.

„Tasumo!"

Es entstand eine kurze Stille, als sich keiner rührte oder zu sprechen wagte. Eine andere der Gestalten rückte sich seine Kapuze zurecht, dass sie ihm wirklich das ganze Gesicht verdeckte, und haute seinen Nachbarn mit dem Ellenbogen, der plötzlich zusammenzuckte und sich mit einem „Hä?" der stehenden Gestalt zuwandte.

„Tasumo. Du triffst dich doch am Samstag mit ihr, stimmt's?", fragte diese leise.

„Jo, stimmt", antwortete die tasumo-genannte Gestalt.

„Hast du ihr Vertrauen erlangt?"

„Ihr Vertrauen?", wunderte sie sich.

„Das Vertrauen dieses Mädchens, wie heißt sie doch noch mal?"

„Ähm, Jessy, und ja, ich habe ihr Vertrauen. Wieso?"

„Alles klar, dann wirst du den Plan ausführen. Du wirst sie zu uns führen."

Es entstand eine kurze Stille. „Was habt ihr mit ihr vor?", fragte Tasumo langsam.

„Das ist doch Glasklar, du wirst sie zu uns führen, genau hierher, zu diesem Haus. Dann werden wir sie übernehmen. Du kannst sie hierher locken, indem du sagst, du willst mit ihr aus der Stadt."

„Und dann?"

„Dann wird unsere Rache grauenvoll!"

Tasumos Gestalt erzitterte. „Was passiert dann mit ihr?"

„Keine Sorge, sie wird es überleben. Dann hast du sie für dich allein und kannst mit ihr machen, was du willst, natürlich nur solange sie innerhalb dieser Mauern bleibt. Aber als erstes benutzen wir sie um IHN zu schwächen." Die böse Gestalt des Anführers grummte erschreckend böse. „Als erstes fordern wir diesen Magier auf Xenom gegen sie zu tauschen, sonst wird sie übelste Schmerzen erleiden müssen. Natürlich geben wir sie dann noch nicht her, wir werden sie als Köder benutzen. Har, har! Hast du alles verstanden, Tasumo? Wirst du es ausführen können?"

„Aber ja, Meister", klang es unsicher und traurig von der anderen Gestalt. „Es wird bald erledigt sein."

„Macht euch an die Arbeit, bereitet alles vor. Der große Kampf rückt näher. Doch wenn er seinen Stab nicht mehr besitzt, wird es ein Kinderspiel. Dann wird ihn Verna einfach vernichten. Ein für alle mal! Har, har, har, ein Kinderspiel!"

Das beunruhigte knarren des Hauses ging in dem Getrappel unter, als die in Umhänge gehüllte Gruppe aufstand und die Gestalten durch verschiedene Türen wieder vom Dachboden verschwanden.

Das war's erst mal O.o Ich möchte mich zunächst vielmals für die Dauer der Anfertigung dieses Kapitels entschuldigen. Mich haben leider Ereignisse getroffen, die mein Leben auf den Kopf gestellt und mein Schreibengagement nicht unwesentlich gebremst haben. Dazu kam mein Kreativloch in der Namensfantasie, vor allen Dingen bei dieser rumzickenden Matriarchinnenhexe. Ich hab sie jetzt einfach mal irgendwie benannt, es gefällt mir aber immer noch nicht. Falls ihr Tipps und Hilfen wisst. Wie man sich Namen ausdenken, dann bitte her damit! O.o

Zum anderen habe ich mich hinreißen lassen auf meine Pre-Reader zu warten, wofür ich mich ebenfalls entschuldige. Ich möchte mich hier noch bei meinen treuersten bedanken: Danke Plyfix, der als einziger durch ist. Und danke an Night, der sich als einziger entschuldigt hat. Ich hoffe, ihr beide seid beim nächsten Chap wie gewohnt mit dabei

Wie ihr seht, hab ich nen Quälgeist in die Story mit einbezogen. Was ich noch genau mit ihm mache, sag ich euch nicht :p Ich wollte jedenfalls mal einen komplett neuen Charakter mit ganz anderen Eigenschaften versuchen einzubauen, der auch mal andere Mitglieder (wie z.B. Nabiki) wieder zurück in die Story ruft O.o Würde mich freuen, wenn ihr mir sagt, was ihr zu dem Thema haltet.

Naja, wie hat euch das Kapitel denn gefallen? Gut? Super? Mittel? Schlecht? Oder war's absolut zum kotzen? Ich würde mich schon über ein „Hi, ich hab mir das Zeug mal angeschaut" freuen, der Wahnsinn wäre natürlich, wenn ihr mir in die Kommentbox oder direkt an scfreak.darkangelweb.de schreibt, was ihr gut/super/mittel/schlecht/zum kotzen fandet. Ansonsten, machts gut, bis zum nächsten Kappi, cya!