Kapitel 1
"Verdammtes Pack!", grummelte Sirius in sich hinein, während er mit düsterer Miene die mit Menschen gefüllte Winkelgasse entlang marschierte. Die Trageriemen der schweren Plastiktaschen in seiner linken Hand schnitten ihm in die Finger. Seinen Kopf hatte er so vorgebeugt, dass ihm das lange schwarze Haar ins Gesicht fiel.
Er spürte die Blicke der Leute förmlich auf seinem Rücken. Es war erst einen Monat her gewesen, dass auf der Titelseite des Tagespropheten ein Artikel mit der riesigen Schlagzeile "SIRIUS BLACK - UNSCHULDIG" erschienen war, der die gesamte Zauberergemeinschaft in noch größeren Aufruhr versetzt hatte.
Doch jener ehemaliger Askaban - Häftling hatte sich trotz allem kaum in der Öffentlichkeit blicken lassen. Denn jedes mal war es das selbe: Er sah die Leute, wie sie hinter seinem Rücken tuschelten und mit dem Finger auf ihn zeigten. Er wünschte Dumbledore hätte ihm mit irgendeinem Auftrag betraut - fernab von diesen Leuten! Aber nein, stattdessen bestanden seine Aufgaben innerhalb des Ordens immer noch aus Dingen, wie Putzen, Aufräumen, Besorgungen und Botengängen. Nicht einmal für Harrys Leibgarde, die ihn in zwei Tagen abholen sollte, hatte man ihn eingesetzt, obwohl er darum gebeten hatte.
Wütend rauschte er in den Laden namens "Qualität für Quidditch". Hier wollte er ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für Harry besorgen, da dieser von ihm am 31. Juli nur eine Karte mit Glückwünschen bekommen hatte. Auf der Rückseite hatte Sirius ihn an Hand einer Notiz wissen lassen, dass er seine Geschenke bei einer kleinen Party erhalten würde, denn auch von allen anderen hatte er nur Karten erhalten. Sirius wandte sich nach links und fing an in den Regalen zu stöbern.
Nach einigem Suchen entschied er sich für das "Offizielle Begleitbuch zur letzten Quidditch WM". Es war ein dickes Buch voll mit bunten Fotos, Stadienplänen und spannenden Artikeln. Er ging zur Ladentheke, hinter der ein schrulliger, kleiner Zauberer mit strubbeligem grauen Haaren hockte. Auf seiner Nase saß eine Hornbrille, die seine Augen um mindestens das dreifache größer erscheinen ließ.
"Neun Galleonen, sieben Sickel bitte.", kam es aus seinem Mund wie von einer Bandansage und er nahm das Geld, das sein Gegenüber ihm reichte.
Sirius wandte sich gerade zum Gehen , doch plötzlich hörte er noch einmal die gedehnte Stimme des Verkäufers:
"Sir!"
Voller dunkler Vorahnungen drehte Sirius sich zu ihm um.
"Ihr Wechselgeld." Mit einem schiefen Grinsen nahm dieser es entgegen.
'Leide ich jetzt doch tatsächlich noch unter Verfolgungswahn...'
Seltsam erleichtert und mit einer weiteren Tüte bepackt trat Sirius aus dem Laden. Er schlug wieder den Weg zurück zum Tropfenden Kessel ein.
Auch Hermine und der Rest der Wesleys (Molly, wohnte bereits seit einer Woche im Hauptquartier des Phönixordens, während Bill, Fleur und Charlie dauerhaft dort untergebracht waren.) würden morgen ankommen und somit das sonst so leere Haus mit etwas Leben füllen.
Obwohl ihn die meisten Leute immer noch anstarrten wie ein Tier im Zoo, schlenderte er mit deutlich besserer Laune die Winkelgasse entlang.
Im Tropfenden Kessel angekommen, steuerte er gleich auf den großen Kamin am anderen Ende der Schenke zu. Abermals kramte er seinen Geldbeutel heraus und warf fünf Knut in die Blechdose, die direkt daneben aufgestellt war. Sofort füllte sich die Schale darunter mit feinem Flohpulver. Er nahm sich eine Handvoll, woraufhin die Reste in der kleinen Schale verschwanden und stieg auf den Kaminrost.
Er zog einen kleinen Zettel aus der Hosentasche, der in kalten Flammen aufging, nachdem Sirius gelesen hatte, was darauf stand. "Grimmauldplatz Nummer 12", flüsterte er leise und dennoch so deutlich wie möglich und wurde kurz darauf von einer smaragdgrünen Flamme verschlungen.
Er drehte sich rasend schnell um sich selbst, um ihn herum tosendes Rauschen und ein Wirbel aus Flammen. Nach einer halben Ewigkeit bekam er endlich wieder festen Boden - sofern man ein Kaminrost als fest bezeichnen kann - unter den Füßen. Das Tosen und der Flammenwirbel waren schlagartig verschwunden und die düstere Küche seines ihm so verhassten Elternhauses nahm klare Umrisse an.
"Hallo Black."
ooooooooooooooooooooooooooooooo
Sirius stolperte vom Kaminrost, woraufhin sein Hinterkopf eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Kaminsims machte. Er fluchte innerlich während sein Kopf vor Schmerz pochte.
"Schniefelus", brachte er hervor und rappelte sich auf. "Hast du dich in der Tür geirrt! Falls du eine Dusche suchst, das Bad ist zwei Türen weiter. Ich will ja nicht, dass du Fettlachen in meinem Haus hinterlässt."
"Ach verzeih bitte, ich vergas, du bist ja derjenige, der das im Zweifelsfalle wegmachen müsste.", erwiderte dieser kalt und mit dem üblichen höhnischen Grinsen auf den Lippen.
Diese Worte bohrten sich in Sirius' Brust wie Messerstiche. Er wollte gerade den Mund öffnen, um eine bissige Bemerkung loszuwerden, zog aber wie automatisch, seinen Zauberstab aus der Tasche und richtete ihn auf Snape, als die Tür aufging und Molly, Tonks und Remus die Küche betraten. Sie erstarrten, als sie Sirius und Snape erblickten.
Mollys Blick war auf Sirius gerichtet und er konnte förmlich sehen, wie ihre Augen sich verengten und ihr Kopf rot anlief. Mit einem unguten Gefühl wartete er auf die unvermeidbar folgende Explosion...
"Ihr...", begann sie bebend,
"KÖNNT IHR EUCH NICHT MAL FÜR FÜNF MINUTEN ZUSAMMEN REIßEN? IHR SEID KEINE SCHÜLER MEHR, SONDERN ZWEI ERWACHSENE MENSCHEN!"
Sirius kniff die Augen zusammen und ließ den Zauberstab sinken, während Molly fortfuhr:
"WENN IHR EUCH IN ZUKUNFT NICHT ZUSAMMENREIßT, KÖNNT IHR EUCH AUF WAS GEFASST MACHEN!"
Nach einigen Sekunden wagte es Sirius wieder die Augen zu öffnen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wandte Snape sich um und rauschte wehenden Umhangs aus dem Raum - allerdings nicht ohne Sirius noch einen letzte seiner vernichtenden Blicke zuzuwerfen.
Und jetzt diese hübsche Knöpfchen da links unten, ja genau das!
