Disclaimer: Bla bla bla... Nichts gehört mir... bla bla... Alles Joanne K. Rowling... bla bla... Kennt ihr ja eh schon alle in und auswendig...
Mirror Tales
Chapter 3
Ginevra Weasley befand sich nach Ladenschluss noch im Mirror Tales. Sie stand am Tresen und ließ ihren Blick durch das Geschäft schweifen. An einigen der künstlichen Wänden fehlten Ausstellungsstücke. Sie waren bereits verkauft worden. An manchen der Spiegel hingen Schilder mit einem großen „VERKAUFT".
Ginny seufzte. Ihr erster Tag war hart gewesen. Sie hatte bislang im Ministerium gearbeitet und hatte einen Schreibtischjob gehabt, der ihr überhaupt nicht zugesagt hatte. Sie brauchte einfach den Kontakt zu den Menschen. Den hatte sie heute im Überfluss bekommen. Eigentlich war sie auch froh darüber, nur die Schattenseite an all dem... Die hieß eindeutig Draco Malfoy. Wer hätte wohl gedacht, dass sich der Snob mit einer Hingabe für Spiegel interessierte? Durch das Gespräch mit ihm – oder besser, durch die Fragen, die er ihr gestellt hatte, hatte sie unterschwellig mitbekommen, dass er von Spiegeln fasziniert war. Sie vermutete sogar, dass er etliche zu Hause hatte, vielleicht sogar mehr, als für gewöhnlich in einem Haushalt zu finden waren. Eventuell war er sogar ein Sammler von Spiegeln... Ginevra musste lächeln. Wer hätte das gedacht? Malfoy hatte anscheinend einen wunden Punkt...
„Na, was grinst du denn so?", fragte eine helle Stimme hinter ihr. Sie wirbelte herum.
„Carey, wie konntest du mich nur so erschrecken!", beklagte Ginny sich. Carey war eine ihrer Arbeitskolleginnen, die vor einem halben Jahr Hogwarts beendet hatte und bis vor kurzem noch auf Jobsuche gewesen war.
„Ach, ich hab dich erschreckt!", spielte die blonde Carey die Unschuldige, das Lächeln auf ihren Lippen verriet sie jedoch. „Du hast da hinten diese Karte fallen lassen", sagte sie und reichte ihr eine Karte für eine Tanzveranstaltung.
„Was? Die gehört mir nicht...", begann Ginny, ehe sie die Karte genauer betrachtete. Sie war für den nächsten Samstag gültig und es war ein Platz in einer ziemlich teuren Kategorie.
„Gehst du ganz allein zu dieser Tanzveranstaltung?", fragte Careyinteressiert.
„Ich hab dir doch gesagt, dass die mir nicht gehört", antwortete Ginny sofort. „Wo hast du sie denn gefunden, Carey?"
„Hier hinten, unter diesem Sessel."
Ginnys Augen weiteten sich. „Die muss Malfoy aus der Manteltasche gefallen sein!", flüsterte sie.
„Was? Der gutaussehende Typ, mit dem du dich heute Vormittag ziemlich lange unterhalten hast?", schlussfolgerte Carey. Ginny nickte. „Oh Merlin, dieser Typ sah heiß aus!"
Ginny zog ihre Augenbrauen hoch. „Meinst du wirklich?" Carey nickte eifrig. „Aber er ist doch ein Ekelpaket, wie es im Buche steht!"
„Ach", meinte Carey, „aber ein gutaussehendes Ekelpaket. Woher weißt du das überhaupt?"
„Er war in Hogwarts ein Jahr über mir und hatte meinen Bruder und seine beiden besten Freunde ständig am Kieker." Ginny dachte kurz über den Malfoy von damals und den Malfoy von heute nach. „Aber seitdem hat er sich irgendwie verändert. Er sieht irgendwie besser aus als damals." Sie musste lachen. „Ehrlich gesagt hat er ja schon immer gut ausgesehen. Nur hab ich das nicht bemerkt, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, ihn zu hassen, weil er Ron ständig auf die Nerven ging."
Carey grinste. „Also gehst du hin?"
„Was?", fragte Ginny und zog ihre Augenbrauen hoch. „Wo soll ich hingehen?"
„Na zu dieser Tanzveranstaltung, Gin!", rief Carey aus. „Dort wirst du ihn wiedersehen und kannst dich ein bisschen mit ihm unterhalten und mit ihm flirten und..."
„Carey, ich bin kein Teenager mehr. Ich werde ihm nicht nachlaufen." Carey sah enttäuscht aus. „Du könntest hingehen!", schlug Ginny vor.
„Nein, nein, Gin, ich nehme diese Karte sicher nicht", wehrte Carey sich heftig. „Du solltest hingehen!"
„Hmm..." Ginny überlegte kurz. „Und wer bitteschön sagt, dass er überhaupt dort sein wird? Was, wenn das seine einzige Karte war?"
„Nö, das glaub ich nicht", meinte Carey. „Der Typ sah nicht so aus, als wäre er arm, also hat er sicher mehrere Karten übrig. Und außerdem, falls er nicht dort ist, könntest du dir doch einen anderen netten, gebildeten Mann suchen."
„Carey!", rief Ginny empört aus.
„Einen Arzt vielleicht..."
Das war für Ginny zu viel. Lachend schlug sie Carey auf den Arm, sodass diese die Flucht antrat und Ginny ihr durch den ganzen Laden folgte. Ginny erwischte sie in einer Sackgasse und kitzelte sie ordentlich durch, ehe sie von ihr abließ.
„Geht's jetzt wieder?", fragte Ginny atemlos.
Carey lachte immer noch. „Ja, danke", meinte sie und lachte weiter.
Ginny steckte sich und holte tief Luft. Dabei bemerkte sie, dass sie Malfoys Karte immer noch in ihrer linken Hand hielt. In der Hand, auf der sie die alten Brandnarben hatte. Die Karte war jetzt zwar etwas verknittert, aber dennoch... Als sie die Karte betrachtete, fasste Ginny einen Entschluss: Sie würde nicht zu dieser Tanzveranstaltung gehen, aber sollte Malfoy noch vor dem nächsten Samstag wiederkommen, dann würde sie ihm die Karte zurückgeben.
Schließlich kam der Freitag und Ginny betreute gerade einen Kunden, als sich die Eingangstür öffnete und von draußen ein eisiger Luftzug hereinwehte. Ginny drehte sich um und sah, dass Draco Malfoy dieser Neuankömmling war. In seinem blonden Haar, das durch Magie nicht vom Wind zerzaust war, klebten einige Schneeflocken, ebenso auf seinen Schultern. Ginny bemerkte, dass Carey auf Malfoy zuging.
„Guten Tag, Sir, womit kann ich Ihnen helfen?", fragte das Mädel. Ginny bemerkte, dass sie ihn von oben bis unten musterte. Malfoy sah von ihr nur genervt aus.
„Ich bin an einem Paar Ihrer Zwei-Wege-Spiegel interessiert", antwortete Malfoy, während er seinen Mantel auszog und ihn der völlig perplexen Carey reichte.
„Jawohl, Sir", antwortete das Mädchen und beeilte sich, den Mantel hinter dem Tresen auf einem Sessel abzulegen und Malfoy zu folgen. Ginny musste grinsen. Vor einigen Tagen war es ihr selbst noch genauso ergangen. Sie hätte das Gespräch von Carey und Malfoy nur zu gerne verfolgt, musste aber ihre Kundin betreuen, eine gewisse Mrs. Prudhoe, die bereits zugesagt hatte, zwei große, antike Spiegel für ihren Salon zu kaufen und noch an einem neuen Spiegel für ihr drittes Badezimmer interessiert war.
Ginny machte die Arbeit Spaß, sie hatte ein Talent dafür, den Menschen ihre Zweifel auszureden und sie zu überzeugen, noch dieses oder jenes mitzunehmen. Aber trotzdem hätte sie gerne das Gespräch von Carey und Malfoy mitgehört. Dieser mysteriöse Mann, den sie eigentlich schon aus ihrer Schulzeit kannte, interessierte sie einfach. Sie griff in ihren Hosensack, wo sie Malfoys Karte für die Tanzveranstaltung aufbewahrte. Sie könnte doch einfach zu ihm hinübergehen, nachdem sie sich um Mrs. Prudhoe gekümmert hatte, und ihm die Karte zurückgeben...
Während ihrem Gespräch mit der Kunden schielte sie immer wieder zu Carey und Malfoy hinüber. Seine Wangen waren vom kalten Wind etwas gerötet, was ihn nicht mehr so blass aussehen ließ. Sie bemerkte, dass auch er immer wieder ihren Blick suchte. Für kurze Zeit war sie in diesen stahlblauen Augen gefangen. Die unendlichen Tiefen seiner Augen faszinierten sie. Sie wollte sie gerne erkunden, in ihnen versinken, aber...
„Bitte folgen Sie mir zur Kasse, Mrs. Prudhoe", sagte sie schweren Herzens, weil sie damit den Blickkontakt brechen musste.
Mrs. Prudhoe bezahlte und Ginny versprach ihr, die gekauften Stücke noch heute per Eileule in ihre Villa zu schicken. Die ältere Dame verließ zufrieden das Geschäft und Ginny seufzte erst einmal durch. Vom Tresen aus konnte sie Malfoy und Carey nicht sehen, dafür sah sie, dass Malfoys Mantel leicht schief über der Sessellehne hing. Sie zögerte etwas, aber schließlich griff sie doch nach dem Mantel, hob ihn hoch und...
Sie roch daran. Roch Draco Malfoy an diesem Mantel. Und sie bemerkte, dass ihr sein Duft gefiel.
Erstaunt riss sie die Augen auf. Wann hatte sie ihre Augen denn geschlossen? Was war nur in sie gefahren? Wütend auf sich selbst hängte sie den Mantel sauber zurück und stand grübelnd vor dem Sessel. Jetzt wäre der ideale Augenblick, um Malfoy die Karte für die Tanzveranstaltung zurück in den Mantel zu stecken, aus dem sie offensichtlich gefallen war. Sie griff nach der Karte, die immer noch in ihrem Hosensack steckte, und...
„Ginevra?", rief jemand. Sie wirbelte herum und verließ den Kassenbereich, nur um zu sehen, dass ihr Sally Ann zuwinkte. „Ginny, könntest du mir hier hinten kurz helfen?", rief sie und verschwand hinter einem Vorhang, der den Verkaufsraum vom Lager trennte. Ginny machte sich auf den Weg.
Sally Ann Perks war sozusagen ihre Vorgesetzte. Sie war sowohl als Verkäuferin tätig, als auch als Buchführerin des Ladens. Und so nebenbei war die blond gelockte junge Frau die Verlobte des Besitzers dieses Ladens. Den Besitzer des Mirror Tales, einen gewissen Adrian Corke, hatte Ginny erst ein Mal in ihrem Leben gesehen, nämlich bei der Eröffnung des Ladens. Er war anscheinend im Ministerium ein viel gefragter Mann und führte das Mirror Tales nur nebenbei, mit Sally Anns Hilfe.
Ginny lief nach hinten und an Malfoy und Carey vorbei, ohne die Beiden anzusehen. Sie konnte ihn jetzt nicht ansehen, nicht jetzt, wo sie wegen ihm gerade gezögert hatte. Dennoch konnte sie seine Blicke in ihrem Rücken spüren. Stechende Blicke, die sie zwangen, sich doch umzudrehen, aber sie blieb standhaft, drehte sich nicht um und verschwand hinter dem Vorhang, der ins Lager führte.
Später stand sie wieder mit Carey zusammen hinter dem Tresen.
„Nur mehr 10 Minuten, dann können wir den Laden schließen", seufzte Ginny.
„Hmm...", erwiderte Carey mit verträumten Augen.
„Was denn?", fragte Ginny.
„Hmm... Du, dieser Draco Malfoy, der sieht einfach göttlich aus", schwärmte Carey. „Hast du ihm die Karte zurück in den Mantel gesteckt?", wechselte sie urplötzlich das Thema.
Ginny war so erstaunt darüber, dass sie mit der Wahrheit herausplatzte. „Nein. Ich meine, ich wollte es ja, aber..."
„Dann gehst du morgen also hin?", fragte Carey mit leuchtenden Augen. „Zu dieser Tanzveranstaltung, meine ich natürlich."
„Nein", schnaubte Ginny. „Dort bringen mich keine 10 Palominos hin, das kannst du mir glauben."
„Ginevra", sagte Carey ernst und packte sie an beiden Schultern, sodass die Ältere der Jüngeren in die Augen blicken musste. „Du gehst zu dieser Veranstaltung hin und schnappst dir diesen Halbgott, und das ist keine Bitte, sondern ein Befehl." Ginny zog ihre Augenbrauen fragend nach oben. „Hach!", stöhnte Carey und verdrehte die Augen. „Ich weiß doch, dass du ihn attraktiv findest, und sei er auch noch so ein riesen Ekelpaket, wie du immer behauptest. Aber ich weiß auch, dass er voll auf dich abfährt."
Ginny musste kurz wegen ihrer Wortwahl kichern, dann meinte sie: „So? Woher willst du wissen, dass er auf mich abfährt?"
„Na, als ich ihm vorher einen Zwei-Wege-Spiegel andrehen wollte, hat der einfach nur genervt dreingeschaut, immer wieder in deine Richtung geschielt und er ist schlussendlich, als du ins Lager verschwunden warst, wieder gegangen, ohne etwas zu kaufen. Dabei hat er nur etwas gemurmelt, von wegen er würde wieder kommen, wenn weniger Betrieb in diesem Laden herrscht. Gin, ich sag's dir, der steht total auf dich!"
Ginny musste über die Naivität ihrer kleinen neuen Freundin lächeln. Aber innerlich wusste sie, dass sie nie zu dieser Tanzveranstaltung gehen würde, ob Malfoy nun dort war oder nicht. Eben weil Malfoy dort sein könnte. Sie war eigentlich echt nicht darauf aus, diesen Schleimbeutel wiederzusehen. Und mit diesem Entschluss ging sie zur Vordertür des Geschäftes, hängte das Schild „Geschlossen" in die Scheibe und freute sich auf ein entspannendes, ruhiges, Malfoy-freies Wochenende.
A/N: Na, was denkt ihr? Wird Ginny wirklich bei diesem Beschluss bleiben oder ihn ganz schnell wieder ändern? . Sagt mir, wie ihr die Geschichte findet, das spornt mich nämlich total zum Weiterschreiben an und langsam wächst mir diese Geschichte echt ans Herz. Liebe Grüße an alle, Lilsys
