Disclaimer: Wie immer gehört alles der großen JOKARO. Ich spiele bloß etwas mit Ginny und Draco.

A/N: Die kleine Verspätung tut mir sehr, sehr Leid, aber dafür ist dieses Kapitel extra lang und heute werdet ihr außerdem einen kleinen Vorgeschmack bekommen, wieso die Geschichte vom Rating her M ist. (Also alle, die so was nicht mögen, bitte nicht weiterlesen!) Spiegel gibt's zwar dieses Mal keine (und vermutlich im nächsten Chap ausnahmsweise auch nicht), aber ich wünsch euch trotzdem viel Spaß beim Lesen!


Mirror Tales

Chapter 4


Schließlich war der Samstagabend da und Ginny saß grübelnd in ihrer Wohnung. Die Wohnung hatte eine angenehme Größe und war genau richtig für drei Personen. Ginny wohnte natürlich nicht alleine dort, ihre beiden Mitbewohner, Luna und Neville, waren nämlich auf Hochzeitsreise in Ägypten. Eine Wohnung für sich allein hätte Ginny sich bis vor kurzem noch nicht leisten können, deshalb hatte sie sich vor vier Jahren mit den anderen Beiden diese Wohnung gemietet. Schließlich hatten Nev und Luna sich in einander verliebt und Ginny war vor zwei Wochen auf ihrer Hochzeit die Brautjungfer gewesen.

Unentschlossen lief Ginny im Wohnzimmer auf und ab. Sollte sie die Gelegenheit nützen und Draco auf diese Tanzveranstaltung folgen? Wer sagte denn überhaupt, dass er dort war? Vielleicht war das seine einzige Karte gewesen...

Ihr Blick blieb auf einem Schnappschuss hängen, den sie vor etwa einem Jahr von Luna und Neville geschossen hatte. Neville lag auf dem Sofa und Luna saß rittlings über ihm, während sie ihn kitzelte. Neville lachte aus Leibeskräften. (Nur zu schade, dass Fotos nicht reden und laut lachen konnten...) Schließlich beugte Luna sich zu ihm hinunter, strich ihm liebevoll übers Gesicht und küsste ihn leidenschaftlich. Plötzlich aber löste sie sich wieder von ihm und begann, ihn wieder kräftig durchzukitzeln.

Ginny musste wegen der Verliebtheit ihrer beiden Freunde lächeln. Als sie aus dem Fenster sah, bemerkte sie, dass es schon spät wurde. Ein Blick auf die Uhr allerdings sagte ihr, dass es noch nicht zu spät war...


Keine halbe Stunde später apparierte sie ins Foyer eines großen Gebäudes. Elegant gekleidete Hexen und Zauberer tummelten sich um sie herum und beachteten sie nicht weiter. Eine magisch verstärkte Stimme verkündete, dass die Tanzveranstaltung in zehn Minuten beginnen würde und die letzten Gäste sich daher zu den Sicherheitszonen begeben sollten, damit sie diese passieren und im Festsaal Platz nehmen konnten.

Suchend sah Ginny sich nach einem großen, blonden Zauberer um. Wie um Himmels Willen sollte sie ihn in dieser Menschenmenge bloß finden? Halt, wollte sie ihn überhaupt finden? Was sollte sie Draco sagen? Dass sie seine Karte geklaut hatte und sie ihm zurückgeben wollte? Vermutlich würde er dann schnellstens den Sicherheitsdienst rufen, damit sie eine Diebin fassen konnten. Dass er die Karte verloren hatte und sie es nur gut mit ihm meinte, sie ihm die Karte nachgebracht hatte? Das würde er sowieso nicht glauben, er war doch der unfehlbare Malfoy, der sicher nie etwas verlor...

Aber das Schicksal meinte es wohl gut mit ihr (oder auch nicht, wie man es nimmt) und Draco stürmte nur eine Armlänge von ihr entfernt an ihr vorbei. Vom Quidditch hatte sie noch gute Reflexe, daher schnappte sie ihn am Arm und hielt ihn auf. „Warte, Malfoy! Ich muss dir etwas sagen."

Er drehte sich zu ihr um und musterte sie mit seinen stahlgrauen Augen. Dabei blieb ihr kurz die Luft weg. Er sah gut aus in seinem schwarzen Designeranzug, dem weißen Hemd, der schwarzen Krawatte und dem wehenden schwarzen Umhang. Seine Haare hatte er vornehm zurückgegelt und er war sichtlich außer Atem, da er wohl schon etwas länger nervös herumlief. „Weasley", keuchte er.

Ginny kramte nervös in ihrer Handtasche. „Malfoy, es tut mir Leid, ich wollte es dir letztens schon sagen, als du noch einmal im ‚Mirror Tales' warst, aber... Ähm... Die Karte hier gehört wohl dir."

Draco sah sie durch seine unergründlichen Augen an, spielte kurz mit der etwas zerknitterten Karte in seinen Händen, ehe er sie zwar sanft, aber bestimmt, am Oberarm packte und sie mit sich zog.

Sie bekam plötzlich Angst. Lieferte er sie direkt an die Auroren ab, weil er dachte, sie hätte die Karte gestohlen?

Der erste Weg führte ihn zur Garderobe, wo er seinen und Ginnys Mantel abgab. Er staunte nicht schlecht, als er Ginnys Kleid sah. Es war schwarz, schulterfrei und hatte am Dekolletee rote Stickereien. Einige Locken fielen ihr auf die Schultern und ließen sie einfach umwerfend aussehen. Er riss sich von ihrem Anblick los und zog sie wieder hinter sich her.

Es kam ihr so vor, als wüsste Draco nicht, wohin er wollte, bis er schließlich sein Ziel fand: Ein großer, dicker Mann mit Brille und Glatze, an dessen Arm eine ebenso beleibte, schwarzhaarige Frau mit rosa Pausbäckchen hing. Vor den Beiden hüpfte ein etwa zehnjähriges Mädchen mit hellbraunen Locken herum.

„Mr. Williams, Mrs. Williams", grüßte Draco die Beiden mit einer Verbeugung. „Die Verspätung tut mir sehr Leid."

„Mr. Malfoy", sagte der Mann und die Beiden schüttelten sich die Hände.

„Mr. Williams, wir sind schon sehr spät dran. Bitte folgen Sie mir." Draco schob Ginny vor sich her in Richtung des Einganges zum Festsaal, in dem die Veranstaltung stattfinden würde. An den Türen standen Auroren, die ihre Tickets kontrollieren und einen Zauber auf eventuell mitgeschmuggelte Waffen (ausgenommen Zauberstäbe) ausübte. Die fünf suchten sich ihre Plätze, das kleine Mädchen in der Mitte, ihre Eltern auf der einen und Draco und Ginny auf der anderen Seite.

Keine zehn Sekunden später wurde das Licht gedimmt, der Geräuschpegel fiel rasant, Musik begann zu spielen und die Tänzer strömten auf die Bühne.

Ginny schlug nach einer Weile die Beine übereinander. Die Sitzplätze waren zwar bequem, aber sie befürchtete, dass sie es nicht lange auf diesen Plätzen aushalten würde. Sie sah den Tänzern zu, die auf der Bühne umherschwirrten wie Feen.

Draco, der zu ihrer Linken saß, sah zu ihr hinüber. Die Tanzveranstaltung interessierte ihn eigentlich nicht besonders. Ginny neben ihm schien auch Probleme mit ihrer Aufmerksamkeit zu haben, da sie immer wieder auf ihrem Platz herumrutschte, um sich eine bequemere Position zu suchen. Schließlich tippte er ihren Arm an. Sie sah zu ihm hoch und beugte sich erwartungsvoll etwas nach vorne.

„Danke, dass du gekommen bist", flüsterte er ihr zu.

Ihre Augen wurden groß. „Was?", hauchte sie.

„Ich meine natürlich... ähm... würdest du für heute Abend meine Begleitung sein?" Er sah sie abwartend an. „Das würde für die Williams' ziemlich schräg aussehen, wenn meine Begleitung nach der Veranstaltung einfach so wieder verschwinden würde."

„Sag mal, was hast du denen eigentlich erzählt?", fragte Ginny neugierig.

„Ich hab ihnen gesagt, dass du heute meine Begleitung bist, das ist alles." Er überlegte kurz, dann entschloss er sich, ihr die ganze Geschichte zu erzählen. „Ich habe im Moment nicht so etwas wie eine feste Freundin, verstehst du? Daher war es für diesen Abend eigentlich arrangiert, dass mich offiziell die älteste Tochter der Williams' begleiten würde, Chiara oder so."

„Oder so?", unterbrach Ginny ihn mit einem kleinen Lächeln.

„Ich hab sie erst ein Mal kurz gesehen", sagte er mit einem Schulterzucken. „Jedenfalls konnte sie doch nicht kommen, da sich vor zwei Tagen herausstellte, dass sie von einem ihrer Bediensteten schwanger ist, was natürlich einen riesigen Skandal unter den reinblütigen Familien darstellt. Deshalb wird sie jetzt zu Hause gefangen gehalten und zur Abtreibung gezwungen. Das Mädchen allerdings wehrt sich aufs Heftigste dagegen. Sie sprach davon, dass sie den Bediensteten und das Ungeborene über alles liebt. Den Williams ist das natürlich mehr als peinlich. Der Vater des Kindes wurde schon entlassen und der Tochter drohen sie mit Enterbung."

„Armes Mädchen", antwortete Ginny mit ihrer Hand vor dem Mund. „Was passiert denn jetzt mit ihr?"

„Ich weiß es nicht", antwortete Draco mit einem Seufzen. „Wenn sie nicht abtreibt, wird sie vermutlich von ihrer Familie verstoßen."

„Oh Merlin", sagte Ginny mitfühlend. „Wie kann man nur so grausam sein?"

„Ich weiß es nicht", antwortete Draco ehrlich. „Aber sag mal, wie kommst du eigentlich hierher?"

„Tja, ich bin appariert, weißt du?"

„Nein, das meine ich nicht. Wie bist du an die Karte gekommen?"

„Das hab ich dir doch vorhin schon gesagt, hast du mir nicht zugehört? Du hast sie im ‚Mirror Tales' verloren, als du das erste Mal dort warst. Ich dachte, du könntest sie noch brauchen, also bin ich hierher gekommen."

Er grinste und nahm ihre Hand in die seinen. „Weißt du, ich muss nach der Veranstaltung noch mit den Williams essen gehen. Würdest du mich begleiten?"

Sie sah in seine stahlgrauen Augen, die in der Dunkelheit schwarz wirkten, und spürte seine Anspannung förmlich. Sie konnte nicht nein sagen. „Nur, wenn ich eingeladen bin", meinte sie und musste ebenfalls grinsen.

Draco setzte sich zurück und blickte wieder in Richtung Bühne. Ihre Hand behielt er aber immer noch in seiner. „Immer noch Geldprobleme, Weasley?", fragte er sarkastisch, aber nicht mit dem gemeinen Unterton, den sie aus ihrer Schulzeit von ihm kannte.

„Das geht dich nichts an, Malfoy", antwortete sie mit einem kleinen Lächeln. Draco neben ihr schnaubte, sagte aber nichts mehr, sondern legte bloß seinen Arm um ihre Schultern. Sie legte erstaunt den Kopf an seine Schulter und bemerkte irgendwann, als sie von der Tatsache nicht mehr so eingenommen war, dass er gut roch und sie ihm sehr nahe war, dass diese Position doch tatsächlich ziemlich bequem war.


An seiner Schulter kam es ihr vor, als würde die Zeit viel schneller vergehen. Als die Pause begann, löste sie sich widerwillig von ihm. Draco wechselte einige Worte mit Mr. Williams, während Ginny aufstand und in Richtung Ausgang ging.

Plötzlich fühlte sie eine warme Hand auf ihrer nackten Schulter. „Halt. Wo denkst du, dass du hingehst?" Sie drehte sich um und bemerkte enttäuscht, dass Draco wieder seinen harten Blick zur Schau trug.

„Ich will nur mal kurz auf die Toilette", gab sie eisig zurück und deutete auf das beleuchtete Schild mit Pfeil, auf dem „WC" stand.

Er atmete aus – lag sie richtig, als sie Erleichterung in seinem Blick wahrnahm? „Warum hast du nichts gesagt? Egal... Dort drüben wirst du aber lange warten müssen, alle strömen dorthin." Dann fing er an zu grinsen.

„Hast du einen besseren Vorschlag?", schnauzte sie ihn genervt an. Was bildete sich dieser Kerl bloß schon wieder ein? Musste sie jetzt schon um Erlaubnis fragen, wenn sie mal aufs Klo wollte? Dachte er, sie würde weglaufen?

„Ja. Hier lang." Er schob sie wieder vor sich her, indem er sie am Arm nahm, aber seine Hand wanderte ihren Arm hinunter, bis sie bei ihren Fingern angekommen war und er sie an die Hand nahm. Ginny bekam eine Gänsehaut, Draco schien es zu bemerken.

„Ist dir kalt?", fragte er.

„Nein", antwortete sie mit einem Lächeln. „Überhaupt nicht." Er drückte kurz ihre Hand und sie drückte zurück.

Schließlich kamen sie vor einer Tür an, die man von ihrer Seite aus nicht öffnen konnte.. „Da kommen wir nicht durch", meinte Ginny enttäuscht.

„Abwarten", antwortete Draco verschmitzt und zog einen Schlüssel aus seiner Jackentasche. Er passte natürlich. Draco schob Ginny durch die Tür und führte sie einen kurzen Gang entlang, der offensichtlich in einen anderen Teil des Gebäudes führte. Draco deutete nach rechts in einen Gang hinein. „Dort drüben befinden sich die Toiletten. Ich warte hier."

„Okay", sagte sie und löste sich nur ungern von seiner Hand. Sie mochte seine Hand einfach. Es war die Hand eines Mannes, aber doch feingliedrig und zart. Als sie schließlich vor dem Spiegel stand, schüttelte sie einfach nur den Kopf. ‚Ginny Weasley, was denkst du, wer du bist?', dachte sie. ‚Was denkst du, wer er ist? Wir passen einfach nicht zusammen. Nie im Leben kann aus uns etwas werden. Also vergiss ihn am besten ganz schnell wieder.' Sie seufzte und trat wieder auf den Korridor hinaus, nur um ihn leer vorzufinden.

„Malfoy?", fragte sie leise. Sie bekam keine Antwort. Langsam ging sie in die Richtung, aus der sie gekommen war. Hinter ihr befanden sich die Toiletten, nach links ging es zurück in den Festsaal und vor ihr breitete sich ein kurzer Gang aus, den sie entlangging. „Malfoy?", fragte sie wieder, keine Antwort. „Draco?" Als sie eine Biegung erreichte, bemerkte sie, dass eine Tür offen stand, aus der bläuliches Licht drang. „Draco?", fragte sie ein weiteres Mal. Er kam aus der Tür heraus. Erleichtert atmete sie aus. „Hier bist du also."

Er grinste sie an. „Na, verlaufen?"

Sie lächelte zurück. „Noch nicht, aber danke der Nachfrage."

Er streckte seine Hand aus. „Komm mal her, ich muss dir etwas zeigen."

Sie kannte solche Anmach-Sprüche. Aber sie kannte auch Draco Malfoy, daher wusste sie, dass er diesen Spruch nicht missbrauchen würde. Ihre Logik schrie nein, aber ihr Herz wusste, dass er sie nicht reinlegen würde. Daher legte sie neugierig ihre Hand in seine und folgte ihm in das Zimmer hinein. Der Anblick brachte sie dazu, den Mund weit zu öffnen.

Sie befanden sich in einem riesigen Raum, in dem einige Sofas herumstanden. Die Wände waren aus massivem Glas und dahinter befand sich im wahrsten Sinne des Wortes das tiefe Meer. Wasserpflanzen befanden sich am steinigen Grund, allerlei Fische schwammen hier herum, in allen Farben des Regenbogens.

„Wow!", war das Einzige, das sie hervorbrachte.

„Finde ich auch", meinte er bestätigend. „Das hier ist der neue Erholungsraum des Ministeriums, für alle hohen Ministeriumsangestellten frei zugänglich."

„Und wie kommt es, dass du ebenfalls hier herein kannst?", fragte sie, während sie seine Hand losließ und im Raum etwas umherging.

„Oh, ein Verdienst meines Vaters, der Fudge damals einen Gefallen getan hat. Erinnere mich lieber nicht daran."

Sie nickte verständnisvoll. Bei so einem Vater... Sie ging ganz nahe zum Glas und beobachtete das bunte Treiben. Hinter sich spürte sie, dass Draco zu ihr kam. „Draco, das ist einfach wunderschön", flüsterte sie. Sie wusste, dass er nahe genug hinter ihr war, damit er sie verstehen konnte. Als sie sich schließlich umdrehte, stand er sehr nahe bei ihr. Sie konnte seinen Duft riechen. Ein Rasierwasser mit etwas, das wohl einzigartig er war. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Wange spüren. Er kam ihr immer näher, und sie wusste, was nun kommen würde, und sie ließ es geschehen, schloss die Augen...

Sie spürte seine Lippen, die sich sanft auf ihre legten. Der Kuss war so unschuldig, dass Ginny in den Kuss hineinlächelte und die Initiative ergriff. Sie legte beide Hände an seinen Kopf und fuhr mit ihrer Zunge leicht über seine Unterlippe. Seine Reaktion war heftiger, als sie gedacht hätte. Sofort spürte sie seine Zunge, die ihren Mund erkundete, seine Hände, die sich auf ihre Schultern legten und sie nach hinten bis ans kalte Glas des riesigen Aquariums drückten, seinen Oberkörper, der sie zwischen sich und dem Glas gefangen hielt, seinen göttlichen Mund, der den Kuss noch vertiefte, seine Hand, die seitlich über ihre Brust strich...

Dann ging alles ganz schnell. Sie drückte seinen Oberkörper mit ihren Händen von sich, stützte sich am Aquarium ab und stemmte ihm so kraftvoll die Füße in den Bauch, dass er brutal nach hinten stolperte, auf den Boden krachte und sich schmerzhaft den Hinterkopf stieß. Nach Atem ringend lag er am Boden. Der Tritt hatte ihm die Luft weggenommen.

Auch Ginny atmete heftig ein und aus. Mit aufgerissenen Augen stand sie am Aquarium, bis sie aufschrie und zu ihm stürzte. Sie setzte sich zu ihm auf den Boden und fragte besorgt: „Draco, geht's dir gut?"

tbc