Kapitel 17: Gezwungene Geständnisse

Die erste Woche war so schnell an den Hogwartsschülern vorbeigeflogen, dass sie es kaum fassen konnten, als es schon wieder Montags Morgen war und sie sich in Snapes gefürchteter Zaubertrankstunde befanden.

Zwischen den teils so andersartigen Schulstunden und den zusätzlichen Aktivitäten und Ereignissen, um die deutsche Schule und die Deutschen besser kennen zu lernen, hatten Harry, Hermione und Ron ihre Freizeit damit verbracht, gemeinsam mit ihren neuen deutschen Freunden Professor Lupin zu besuchen (von den Leckereien, die Marie Therese zur Besserung mitgebracht hatte, hatte Ron letzten Endes mehr verputzt als der schokoladesüchtige Werwolf selbst) oder aber sie saßen alle zusammen und unterhielten sich, wobei Sophie ihre Schwester nicht aus den Augen ließ, während sie mit dem Rotschopf Partie um Partie Schach spielte.

Von weitem beobachtete Draco Malfoy mit finsterem Blick, wie schnell Potter und seine Bande immer wieder neue Freunde fanden, und das sogar aus allen Altersgruppen.

Als wäre ein Zirkus in der Stadt.

Was ihn selbst betraf, so konnte er es kaum erwarten, wieder nach Hogwarts zurückzukehren. Es hatte sich herausgestellt, dass die „Freunde" Maximilians genauso rückratlos und dumm wie seine Mitslytherins waren. Charakterlos schlichen sie um Maximilian herum, und warteten nur auf dessen Anweisungen. Beim Anblick allein wurde Draco schlecht.

So hatte er die meiste Zeit lieber allein verbracht. Entweder beim Training oder in der Bibliothek; wobei er stets darauf bedacht war, einer bestimmten Person dabei auszuweichen…

Hermione Granger warf ihrem unfreiwilligen Arbeitspartner in Zaubertränke einen kalten Blick zu, bevor sie an ihm vorbeigriff und die Schale mit geriebenen Heringsschuppen nahm.

Seit dem Auftritt mit Maximilian in der Großen Halle hatte der kluge Kopf des „magischen Trios" kaum mit ihm gesprochen und ihn stattdessen nur düster angefunkelt, wann immer sie miteinander zu tun hatten. Zu dumm, dass sie in allen Stunden, die sie gemeinsam hatten, als Schulsprecher automatisch als Team arbeiten mussten.

Hermione ließ die Fischschuppen langsam in den Kessel rieseln und rührte dann, bis der Trank mit einer violetten Wolke leicht explodierte.

Das schreckte Draco unwillkürlich aus seinen Gedanken.

Ich sollte besser aufpassen in Zaubertränke! Vor allem, wenn Snape unterrichtet!

Er erinnerte sich nur zu genau an den letzten peinlichen Vorfall mit seinem Hauslehrer und noch so eine Aktion konnte er sich nicht leisten.

Draco wollte gerade die Einhornsträhne nehmen, um sie in einem vorher hergestellten Sirup einzulegen, als Hermione wohl auf dieselbe Idee kam.

Ihre Hände trafen sich.

Als hätten sie plötzlich einen Schlag bekommen, rissen sie die Hände wieder an sich und auf beiden Gesichtern stellte sich eine leichte Röte ein.

Verdammt! Warum irritiert sie mich immer so?!

Gedankenverloren griff er nach der nächsten Zutat und warf sie in den brodelnden Kessel.

Severus Snape hatte sein Versprechen gehalten und sah nun, wie die deutschen Schüler verzweifelt versuchten, einen gemütshebenden Heitertrank, der zwar harmlos, aber schwer zu brauen war, herzustellen, und nur der Zaubertrank von Draco Malfoy und Hermione Granger schien noch nicht ausgeschieden zu sein.

Der Zaubertränkemeister musste wieder einmal an Narcissa denken und daran, ob es ihr gut ging; ihr und dem Baby, das sie in sich trug. Seit dem Treffen mit den hohen Tieren der Internationalen Vereinigung der Zauberer hatte er ein ungutes Gefühl. Er hoffte, es stellte sich als unbegründet heraus, aber dennoch wollte er sie so schnell wie möglich wiedersehen und sich selbst von ihrer Sicherheit überzeugen. Wenn die ehemaligen Todesser etwas mit diesem Arius von Grosseck zu tun hatten, befand sich Narcissa als Ehefrau von Lucius Malfoy direkt an der Quelle und somit in höchster Gefahr.

Severus konnte noch immer nicht fassen, dass er Vater wurde, auch wenn das Kind als Malfoy aufwachsen würde. Ein gewisser blonder Junge würde bald nicht mehr Einzelkind sein.

Unwillkürlich musste er zu Draco schauen –

Was macht der Junge da?!

Der Slytherin hatte nicht mal hingesehen, als er nach den Schwarzwurzwurzeln griff und sie statt der danebenliegenden Ginsterwurzeln in den bis dahin einzig richtig gebrauten Trank warf. Wie kann man Ginsterwurzeln neben Schwarzwurzwurzeln aufbewahren?!(heftige Namen==)

Auch Miss Granger schien nicht ganz bei der Sache zu sein, denn sie legte die Einhornsträhne etwas zu kurz ein und rührte nun den Trank langsam um.

Severus Snape starrte gebannt auf den Kessel. (Der arme Neville dachte, er hätte ihn angesehen und fiel bei dem erschreckenden Anblick in Ohnmacht.)

Das..das gibt es nicht! Dass ich so etwas noch erlebe!

Nicht nur, dass Hermione Granger, Besserwisserin vom Dienst, einen Fehler gemacht hatte (wie Weihnachten, was, Sevie), nein, die beiden hatten es durch ihre zufällige Zubereitung sogar geschafft, einen weit bedeutenderen Trank hervorzubringen, als den, den sie hatten brauen sollen!

Die helle Flüssigkeit glich sogar dem Heitertrank, nur die Konsistenz unterschied sich ein wenig.

Severus Snape kam ein Gedanke und er konnte sich ein böses Lächeln nicht verkneifen.

Alle Schüler waren mittlerweile dabei, Proben ihres Ergebnisses in Reagenzgläser zu füllen und ihren Namen darauf zu schreiben, um sie zum Lehrer zu bringen.

Hat Snape gerade gelächelt?!

Hermione Granger lief ein Schauder über den Rücken, als sie dem Zaubertränkemeister ihre Probe überreichte und zu ihrem Platz zurückeilte.

Der Alptraum aller Gryffindors erhob sich langsam und hing nun wie ein Schatten über seinen Schülern.

„Wie nicht anders erwartet, ist nur ein einziger dieser… ‚Tränke' brauchbar." Er blickte Hermione und Draco kurz an, während die restlichen Hogwartsschüler die Köpfe hängen ließen. Die Deutschen schauten ihn weiter gebannt an.

„Auch wenn es sich bei diesem Trank um einen anderen handelt als den, den es zu brauen galt!"

‚Oh shit! Also hab ich doch einen Fehler gemacht, als...' dachten Hermione und Draco gleichzeitig und schauten verlegen auf ihre Unterlagen.

„Ich verlange von allen zwei Pergamentrollen über die richtige Anwendung von Einhornsträhnen und Ginsterwurzeln…Außer von Mister Malfoy und Miss Granger. Die beiden werden ihren Trank testen und ein Protokoll anfertigen."

„Damit ist die Klasse entlassen. Potter, Weasley, räumen sie dieses Schlachtfeld auf."

Nach dem Unterricht hatten sich Hermione und Draco auf die Suche nach einem leeren Raum begeben und standen nun im alten Raum für Zauberkunst.

„Hier!" Draco streckte Hermione den Trank hin.

„Glaub ja nicht, dass ich das Zeug allein trinke!" knurrte sie ihn an und erntete einen verärgerten Blick. Daraufhin lieferten sie sich ein Duell mit Blicken.

„OK. Dann nehmen wir es eben beide!"

Erst sahen sich die beiden eine Zeit lang misstrauisch an, dann schluckten sie wie auf Kommando den Trank in einem Zug runter.

Schweigen.

Hermione war die erste, die die Stille brach.

„Äh. Spürst du schon etwas?" fragte sie unsicher.

„Nein. Sehe ich so aus?!" Draco sah aus, als hätte er ein Quidditchspiel gegen Hufflepuff verloren.

„Nein." Auf Hermiones prompte Antwort zogen sich Dracos Augenbrauen noch weiter ins Gesicht. Das war eine rhetorische Frage! Warum antwortet die darauf?!

„Vielleicht macht dieser Trank ja misslaunig, wenn's kein Heitertrank ist", grummelte Draco nach einiger Zeit. „Dann können wir natürlich keinen Unterschied spüren."

„Wie kommst du darauf, dass ich missgelaunt bin?"

„Du schaust mich doch schon die ganze Woche so sauer an!" Warum komme ich denn jetzt damit?

Jetzt funkelte Hermione ihn wieder an.

„Ich hab auch allen Grund dazu! Ts, aber ich bin ja auch selbst schuld. Als könntest du dich ändern! Ich kann kaum glauben, dass Professor Malfoy wirklich zu eurer Familie gehört."

Dracos Miene veränderte sich beim Namen ihres Muggelkundeprofessors und lag dabei irgendwo zwischen Belustigung und Hass.

Hermione wollte es nun endlich wissen.

„Ich versteh dich nicht! Du kannst ihn nicht leiden und dann hilfst du ihm trotzdem heimlich." Draco sah sie überrascht an.

„Ich hab's gesehen," erklärte sie, „in der ersten Muggelkundestunde zum Beispiel hast du die Flasche, die er zerbrochen hat, wieder heilgezaubert. Wenn du ihn nicht leiden kannst, warum hast du das dann gemacht?"

Weil nicht rauskommen sollte, dass er ein Squib ist!", dachte Draco und war geschockt, als er seine eigene Stimme genau das sagen hörte.

Was?!

Hermiones Augen weiteten sich. Sie hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. Schon gar nicht mit einer solchen.

„Ein Squib?!"

„Ja", hörte Draco seine Stimme antworten.

Das musste Hermione erst mal verarbeiten. Julius Malfoy-ein Malfoy- ein Squib?!

„Sonst noch was?!"

„Ja, er ist schwul." Schon wieder!! Was…?!

Die Schulsprecherin fiel aus allen Wolken.

SCHWUL?!"

„Ja." Draco schaute sich verzweifelt um. So etwas würde ich doch niemals sagen!! Er konnte unmöglich gerade der Freundin seines Erzfeindes gesagt haben, was er nicht mal seinen Freunden sagen würde. Jemand anderes musste dahinter stecken.

Aber bis auf Hermione, die ihn mit offenem Mund anstarrte, war niemand da…

Hermione Granger konnte nicht mehr klar denken. Mein Muggelkundeprofessor - Lucius Malfoys Bruder -  ist schwul und ein Squib…und der sagt mir das so lässig…

Ein Zerren und die plötzliche Nähe eines Gesichtes schreckte sie wieder aus den Gedanken. Draco Malfoy hatte sie am Kragen gepackt und seine vor Wut blitzenden Augen ließen ihr den Atem stocken.

„Das habt ihr doch ausgeheckt! Wenn du mir nicht sofort sagst, was hier los ist, bring ich dich um!"

Hermiones Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Häh? Will der mich verarschen? Draco sah aus, als würde er seine Drohung war machen. Wollte er mir das alles etwas gar nicht sagen? Warum hat er es dann doch...

„Der Trank!"

Draco sah sie verdutzt an. Trank?...

Dann kam auch bei ihm die Erkenntnis. Warum war er nicht selbst darauf gekommen?! Er ließ von Hermione ab.

„Natürlich! Der Trank muss ein Wahrheitstrank sein, so wie Veritaserum!" hob diese in ihrer gewohnten Weise an zu erklären und freute sich, weil sie die Antwort gefunden hatte.

„Das muss ‚Trank des Gezwungenen Geständnisses' sein! Ich habe darüber schon einmal gelesen! Er ist sehr beliebt bei Frauen, die glauben, dass ihre Männer fremdgehen…" fuhr sie fort und strahlte Draco nun dabei an. In ihren Augen loderte es.

Der blonde Slytherin starrte sie wie gebannt an.

„W..Was ist?" fragte die Schülersprecherin schließlich, als sie es bemerkte.

„Deine Augen sind wunderschön." Was sage ich da?! Verfluchter Trank!

Hermione war von diesem plötzlichen Geständnis total verwirrt.

Draco nutzte diese Gelegenheit, um sich wieder zu fangen und die Situation zu retten. Er nahm wieder eine selbstsichere Haltung an und grinste die überrumpelte Schulsprecherin höhnisch an.

„Man, bist du schnell aus der Fassung zu bringen. Dein dummes Gesicht ist aber auch zu lustig anzusehen. Du hörst wohl nicht oft Komplimente, oder?"

„Nein." Wenn der Trank nicht gewesen wäre, hätte Hermione es nicht gesagt.

Erfreut darüber, die Wirkung des Trankes ausnahmsweise mal an der Streberin aus Gryffindor zu sehen, verbreiterte sich Dracos Grinsen noch.

Hermione fühlte sich bloßgestellt. Sie musste sich verteidigen.

„Umso lustiger, dass gerade du mir eins machst. Vielleicht war es gezwungen, aber es war ehrlich." Triumphierend grinste sie, als Dracos selbstsicheres Lächeln verschwand.

Ok. Wenn du es so haben willst, Granger!

„Na gut, ich gebe es zu: Ich finde deine Augen schön." Seine Augen blitzten. „Aber jetzt bist du an der Reihe:…" Der Slytherin holte merklich Luft.

Hermiones Augen weiteten sich, als sie erkannte, wo das hinführte. Nein!!

„…Was hast du gedacht, nachdem du mich nackt im Badezimmer gesehen hast?" fragte Draco mit einem hinterhältigen Grinsen.

Nein! Er darf es nicht erfahren!

Hermione versuchte gegen den Wahrheitstrank anzukämpfen, aber schließlich konnte sie die Wahrheit nicht mehr zurückhalten. Beschämt wandte sie die Augen ab.

„Ich dachte: Verdammt, sieht der gut aus. Wow, ungegelt sehen seine Haare viel besser aus. Und seine Hände…"

Während Hermione alles aufzählte, verschwand Dracos Grinsen mehr und mehr und wich erst Verwunderung und dann plötzlich Reuegefühlen, als er sah, das Hermione kurz davor war, zu weinen.

Er war wie gelähmt, als das ungewollte Geständnis schließlich aufhörte.

Hermione fühlte sich schrecklich. Sie wünschte sich im Moment nichts sehnlicher, als einfach zu sterben. Sie spürte, wie die erste Träne im Begriff war, den Weg für einen Tränenstrom zu bahnen.

Bevor Draco Malfoy noch irgendetwas sagen konnte, nahm sie ihre Tasche und lief so schnell sie konnte aus dem Raum.

Draco blieb allein zurück. Er musste sich setzen! Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Er ließ den Kopf in die Hände fallen. Warum hatte er diese verflixte Frage gestellt? Wie musste sich Hermione jetzt fühlen?!

Verdammt! Ich bin so ein Vollidiot!

AN: Ich glaube, langsam erkennt Draco auch endlich, dass er Hermione liebt. Wird auch Zeit!

Eigentlich war dieses Kapitel meine Idee, und dann… seufz Haltet euch nicht zurück mit Kritik! Es soll ja gut werden. Frohes Pfingstfest!

REVIEW!