Kapitel 19 – Liebeskummer, Eifersucht und jede Menge Hormone

Hermione Granger stand mit einem übergroßen Bücherstapel in einem Aufzug der von Hohenburg-Zauberschulbibliothek und versuchte, ziemlich ungeschickt, mit ihrem linken Ellenbogen den Knopf des Erdgeschosses zu betätigen, als sie ein Räuspern hinter sich wahrnahm.

„Wäre es nicht sinnvoller gewesen, die Bücher in zwei Schüben oder gleich in einem Karton zur Ausleihe zu bringen?"

Na toll! Nicht nur das ich mich hier zum Gespött der Leute mache – nein – man muss es mir auch noch gleich unter die Nase reiben! Für wen hält der Typ sich eigentlich?! Hat der denn gar keinen Anstand? Der soll sich mal lieber nützlich machen anstatt…

„Soll ich den Knopf für dich drücken?"

Na also, geht doch! Hermione nickte dankend und starrte auf die Reflexion des jungen Mannes hinter ihr, welche ihr von der polierten, silbernen Innenfahrstuhltür entgegengriente. Was gibt's denn da zu grinsen, Mr. Oberschlau?… Man, worauf wartest du? Auf eine schriftliche Einladung mit Goldrand vielleicht?

„Du musst schon zur Seite gehen, damit ich an die Tasten komme." Hermione spürte wie sie knallrot anlief. Wie konnte sie nur so unaufmerksam sein? Das ist alles nur Malfoys Schuld! Seine und die dieses dummen Wahrheitsserums!

Hermione spürte plötzlich einen fremden Atem in ihrem Nacken, als der junge Mann hinter ihr langsam an ihr vorbeigriff um an den Knopf zu gelangen, immer darauf bedacht, den schwankenden Bücherturm in Hermiones Arm nicht in Gefahr zu bringen.

Ok, spätestens JETZT bin ich rot. Ein leises „Ping" bestätigte die Etagenwahl und der Fahrstuhl setzte sich langsam in Bewegung.

„Danke", presste Hermione kleinlaut hervor und blickte das erste Mal unsicher über ihre Schulter. Ohoh, den kenn ich doch - Maximilian von Hohenzollern. Oder anders ausgedrückt: Draco Malfoy auf Deutsch. Hab ich ein Glück…

Hermione Granger versuchte verzweifelt Maximilians Gegenwart zu ignorieren, doch irgendwie wurde sie das dumme Gefühl nicht los, von eben diesem genaustens beobachtet zu werden und so streifte ihr Blick einmal mehr seine Reflexion.

Ginny hatte nicht untertrieben. Er sah wirklich verdammt gut aus! Groß, blond, blauäugig und vollkommen selbstsicher. Aber das schien denen ja im Blut zu liegen, aber im Gegensatz zu Draco sah er irgendwie „männlicher" aus. Hermione brach ihren Gedanken abrupt ab.

Im Gegensatz zu Draco? Wann habe ich angefangen andere Männer mit Draco Malfoy zu vergleichen? Nachdem ich ihn in der Dusche gesehen habe? NEIN! STOP! AUFHÖREN! Hermione kniff entsetzt die Augen zusammen, als erste Bilder ihren Weg zurück in ihren Geist zu finden drohten. Jetzt ist es amtlich. Ein Jahr mit Draco Malfoy bringt JEDEN nach St. Mungos!

Eine Stimme brachte sie plötzlich zurück in die Realität. „Oh, äh – also DEINE BÜCHER!!" Aber zu spät. Mit einem unschönen Geräusch verteilten sich mindestens fünfunddreißig Sach- und Schulbücher auf dem Fahrstuhlboden.

„Mist!" entfuhr es der jungen Hexe, als sie sich das Chaos unter sich ansah. Wenn nun eines der Bücher beschädig war? Sie würde bestimmt jede Menge Ärger bekommen!

Maximilian schien ihren Gesichtsausdruck nicht missgedeutet zu haben, als er sich langsam nach unten kniete und ihr das erste Buch reichte.

„Mach dir keine Sorgen um die Bücher. Hier."

Hermione starrte den Reinblütler vor sich skeptisch an. Warum half er ihr? Warum gab er sich überhaupt mit ihr ab? Aber natürlich. Er hatte ja keine Ahnung mit wem er es zu tun hatte! Für ihn war sie sicherlich nur eine der vielen, kleinen Austauschschülerinnen. Nicht das sie sich beschweren würde. Es war schön zu sehen, dass selbst ein von Hohenzollern nett sein konnte, wenn er wollte.

Mal sehen wie lange seine Nettigkeit anhält, wenn er erfährt, dass er einem Schlammblut hilft? Hermione grinste vielsagend und nahm das Buch entgegen. „Danke."

„Ok, da wären wir." Maximilian, welcher sich nicht davon hatte abbringen lassen, ihr beim Büchertragen zu helfen, sah sich interessiert in Hermiones Quartier um.

„Mit wem teilst du dir das Zimmer?" fragte er neugierig, als er feststellte, dass sie allein in einem Viermannzimmer waren.

„Meine Zimmergenossen sind Ginny Weasley, Marie Therese von Waldersee und Ursula Wucherpfennig. Stellst du bitte deinen Stapel auf dem Schreibtisch hier drüben vor dem Fenster ab?" Hermione studierte sein Gesicht eingehend, doch blieb dies weitesgehend unberührt bei der Erwähnung ihrer nicht-reinblütigen Zimmergenossen.

Was zum Teufel ging hier ab? Eben noch ging dieser Maximilian wie ein Pfau in der Paarungszeit mit Malfoy zusammen durch die Große Halle und ließ alle wissen, wer hier den Anfang der Nahrungskette bildete, und jetzt tat er so als seien Muggelgeborene das Normalste der Welt!? 

„Ich bin übrigens Hermione Granger." Erklärte sie plötzlich wie aus heiterem Himmel und streckte ihm provokativ ihre Hand entgegen. So, wenn er's jetzt nicht schnallt tut's mir leid!

Maximilian schaute sie etwas verdutzt an und schüttelt dann vorsichtig ihre Hand. „Das ist mir schon klar, Hermione. Wir haben zusammen Zaubertränke. Und das seit zwei Wochen."

„Oh…" Peinlich. Die ganze Situation war nur „peinlich", und sie hatte sich gerade, zu Hermiones Leidwesen, doch tatsächlich zu einem „noch peinlicher" gesteigert.

„Das hatte ich wohl vergessen." Und da sollte noch mal jemand behaupten, Ron wäre schwer von Begriff! Hermione Granger hatte tatsächlich vergessen, wer mit ihr welche Kurse belegte. Doch waren auf einmal so viele neue Gesicherter und Eindrücke auf sie eingestürzt, dass es ihr schlichtweg unmöglich gewesen war, so viel in so kurzer Zeit aufzunehmen.

„Und, falls du es nicht wissen solltest, mein Name ist Maximilian von Hohenzollern… Eigentlich ganz schon eingebildet von mir anzunehmen, dass jeder sich sofort an mich erinnert, was?" scherzte er, doch Hermione schüttelte vehement den Kopf.

 „Nein, gar nicht. Na ja, das heißt, eigentlich doch schon eingebildet – ein bisschen zumindest. Aber ich wusste wer du warst. Nur…"

„Nur was?" Doch dann verstand Maximilan und warf lachend den Kopf in den Nacken.

„Oh nein! Du dachtest doch nicht etwa, dass ich dir nur tragen geholfen habe, weil ich dachte, dass du eine Reinblütlerin bist, und dass ich bei der ersten Erwährung deines Namens schreiend davon laufe?"

Also eigentlich dachte ich GENAU das. „Nein, das nicht."

„Draco hat mir schon sehr detailliert von eurem kleinen Spleen in dieser Hinsicht erzählt." Maximilian schüttelte verständnislos den Kopf. „Hier gibt es zwar auch ein paar verzogene Snobs. Siehe mich. Aber wir hegen bestimmt keinen Gräuel gegen Muggelgeborene! Ohne die Muggelgeborenen würde es in Deutschland kaum noch Zauberer geben." Er zwinkerte ihr grinsend zu. „Wir sind so verzweifelt, dass wir sogar die Squibs reinlassen. Aber sag's keinem weiter." Nun lachte auch Hermione zum ersten Mal laut auf und es war als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen. Es war ihr vorher niemals bewusst gewesen, wie viel es ihr bedeutet hatte von einem Reinblütler als gleichwertig anerkannt zu werden.

„Na wunderbar. Das war dann nun wohl die erste gute Tat des Tages: Hab' attraktive Hexe zum lachen gebracht. Nein, eigentlich ist es schon die ZWEITE, nach: Hab' nettes Mädchen im Aufzug kennergelernt und ihr die Bücher nach Hause getragen." Hermione fragte sich langsam wie viele verschiedene Rottöne sie heute schon durchlaufen hatte, als sie Maximilians Blick einmal mehr auf sich ruhen sah.

„Dir ist das unangenehm, oder?" Hermine nickte und starrte, unfähig ein Wort, geschweige denn einen vollständigen Satz rauszubringen, schweigend den Boden an. Sie hasste Komplimente. Sie machten alles so viel komplizierter. Zumeist waren sie sowieso nicht ernst gemeint. Oder man wurde kurz darauf wieder tief verletzt, was noch viel schlimmer war. Und dabei fing sie wirklich gerade an ihn zu mögen. Verdammt! 

Völlig unerwartet griff Maximilian nach ihrem Kinn, hob es an und sah Hermione nun direkt in die Augen. „Das braucht dir nicht peinlich zu sein, Hermione. Und jeder, der auch nur etwas anders andeutet, ist es nicht wert, dass du deine Zeit mit ihm vergeudest." Hermione schenkte ihm ein eher unsicheres Lächeln und fühlte sich einmal mehr dem Blick seiner blauen Augen schutzlos ausgeliefert, als der plötzliche Entzug seiner Hand denn Bann brach. „So, und um dich auf andere Gedanken zu bringen, lad ich dich zum Kaffee ein."

Hermione wollte noch protestieren, doch Maximilan dachte nicht daran seine Pläne zu ändern.

„Keine Ausrede. Die Bücher werden es sich sicherlich nicht anders überlegen, ihm Gegensatz zu mir womöglich." Er hob arrogant eine Augenbraue und öffnete die Tür für Hermione.

„Nach dir."

ZWEI WOCHEN SPÄTER

Franziska von Wallenstein war verärgert. Nein, verärgert traf es nicht ganz. Sie kochte vor Zorn. Und jeder, der sie kannte, wusste, dass man sie in einer solchen Phase besser sich selbst überlassen sollte. Dies verlangte allein der instinktive Selbstschutz eines jeden intelligenten Lebewesens. Wie ein Tiger in seinem Käfig ging sie von einer Seite ihres geräumigen Zimmers zur anderen, wobei sie unentwegt nur an eins dachte: Wie werde ich Hermione Granger los?

Das Leben musste sich einen grausamen Streich mit ihre erlaubt haben, denn in Franziskas Herzen war nur Platz für zwei Menschen: Robbie Williams und Maximilian von Hohenzollern, wobei diese montan nur eines zu verbinden schien und zwar, dass beide sich außerhalb ihrer Reichweite zu befinden schienen.

Seit zwei Wochen traf sich Maximilan nun schon mit dieser Granger, mehr oder weniger regelmäßig, zum „Zaubertränke lernen" oder „zum Reden" in der Cafeteria. Und Franziska kannte Maximilian jetzt lange genug, um zu wissen, dass Hermione Granger ihr ernsthaft gefährlich werden könnte. Für gewöhnlich brauchte Maximilan höchstens anderthalb Wochen um einem Mädchen den Kopf zu verdrehen, nur um sie später wieder von seiner kleinen Liste zu streichen und zu vergessen, doch Granger war ein ganz anderes Kaliber. Sie war viel zu intelligent, um sofort dahinzuschmelzen, nur weil ein Junge ihr schöne Augen machte und gerade dies machte Franziska Sorgen. Je größer die Herausforderung, desto größer Maximilians Verlangen sie zu meistern. Er verbrachte viel zu viel Zeit mit Hermione, um nicht selbst von der kleinen Schlammblut-Hexe korrumpiert zu werden. Wenn sie nicht aufpasste, würde ihr kleiner, verfilzter Kopf es wahrscheinlich noch fertig bringen den Spieß umzudrehen, und Maximilian tatsächlich an sich binden. Zuzutrauen war es ihr jedenfalls… und selbst wenn dem nicht so sein sollte, Franziska hatte die zwei heimlich beobachtet…hatte gesehen wie Maximilian Granger angesehen hatte…und es hatte ihr nicht gefallen. Ganz und gar nicht gefallen. Natürlich hatte dieser alles abgestritten, aber nichts desto trotz, würde jeder weiter zusammen verbrachte Tag es Maximilian erschweren, seinen kaltherzigen Plan auch tatsächlich zu realisieren. Und genau das musste sie verhindern. Sonst könnte sie Maximilian gleich neben Robbie über ihrem Bett befestigen und sich selbst bemitleiden. Doch so weit war es noch nicht.

Franziska setzte sich an ihren Schreibtisch, starrte aus dem Fenster und klopfte langsam, mit den Fingern ihrer rechten Hand, geistesabwesend auf die Tischplatte. Sie konnte Maximilan schlecht selbst dazu bewegen, die Finger von dieser Granger zu lassen, schließlich hatten sie offiziell seinem Plan zugestimmt. Außerdem würde es ein äußerst schlechtes Licht auf sie werfen, wenn nun gerade sie, als Freundin, Maximilan in den Rücken fallen würde und zu guter letzt sollte eine Frau sich niemals gleich auf dem Präsentierteller anbieten. Maximilian durfte also auf gar keinen Fall von ihrer Rolle in dem wie-werde-ich-Hermione-Granger-los-Plan erfahren. Wenn sie ihre Rivalin dann endgültig besiegt hatte, würde er von ganz allein zu ihr kommen. Und sie würde für ihn da sein… Franziska lächelte bei dem Gedanken verstohlen, doch schon bald wurde sie von der Problematik der gegenwärtigen Situation wieder eingeholt. Wie werde ich Hermione Granger los?

Ein plötzliches Glitzern in ihren Augen verriet, das sie die Lösung des Problems bereits vor Augen hatte. Natürlich! Warum habe ich nicht gleich daran gedacht? Selbstsicher stand Franziska auf und grinste ihr Spiegelbild siegessicher an.

Maximilian, du gehörst so gut wie mir…    

Draco Malfoy saß gelangweilt auf der Tribüne des deutschen Quidditchfeldes und sah dem Mannschaftstraining zu. Einige der Spieler waren wirklich gut. Vielleicht konnte er hier noch ein paar Kniffe lernen, um beim nächsten Hogwartsspiel das Gryffindor-Narbengesicht endlich von seinem Besen zu holen, um ihn dahin zu befördern, wo er hingehörte - in den Dreck! Und er würde von oben auf ihn herabblicken und lachen.

Potter. Der Name allein war für Draco zur Beleidigung geworden und genauso sprach er ihn aus. St. Potter!

Anscheinend hatte das Narbengesicht immer noch nicht bemerkt, dass er nicht der Dreh- und Angelpunk des Universums war! Was machte der Junge überhaupt so tolles? Hatte sich das überhaupt mal irgendjemand gefragt? Wow, er hatte als Baby – ohne zu wissen wie, oder sich auch nur daran zu erinnern!!! – Voldemort geschlagen. Toll! Die Welt wird dir für immer zu Füssen liegen! Gut, er hatte dazu beigetragen, Voldemort endgültig ins Jenseits zu befördern, aber nicht mehr oder weniger als jedes andere Mitglied des Phoenix Ordens auch! Aber welches Gesicht grinste einen von JEDEM billigen Magazine an? Potter!

Draco verzog angewidert das Gesicht. War es nicht schon Strafe genug ihn tagtäglich in der Schule zu sehen? Nein, anscheinend nicht.  

Draco wollte gerade aufstehen und gehen, als er eine sich ihm nähernde Person erspähte.

„Halt. Warte!" Völlig außer Atem blieb ein junges, blondes Mädchen in seinem Alter vor Draco stehen. „Sorry, dass ich dich aufhalte, aber…" einmal mehr rang das Mädchen nach Atem und stemmte ihre Arme zur Entlastung auf ihre Knie, um sich wieder sammeln zu können.

„Du musst es ja ganz schön eilig haben."

Sie grinste frech und zum ersten Mal in diesem Gespräch trafen sich ihre Blicke.

„Ja, dass kann man wohl sagen. Vielleicht solltest du dich besser setzten." Nach diesem Satz kam nie etwas Gutes und so sah Draco sie ein wenig verwirrt an.

„Was ist denn los?"

„Gar nichts. Setz dich einfach wieder, ok? Ich erklär dir dann alles." Draco tat was ihm gesagt wurde und war nun ernsthaft interessiert auf was immer ihm das Mädchen auch mitzuteilen hatte.

„Mein Name ist Franziska von Wallenstein." Stellte sie sich kurz vor und setzte sich zu Draco auf die Bank. „Ich bin Schulsprecherin. Vielleicht hast du schon von mir gehört." Draco schüttelte verneinend den Kopf. „Wie auch immer. Ich muss dich um einen Gefallen bitten." Sie sah ihn unschuldig mit ihren großen, blauen Augen an und biss sich verspielt auf die Unterlippe. „Es ist mir ein bisschen peinlich, aber ich weiß wirklich nicht, wen ich sonst fragen sollte…" Draco wusste gar nicht wie ihm geschah und fragte sich nicht zum ersten Mal, wo zum Teufel er da reingeraten war. Nichts desto trotz spielte er mit.

„Klar. Kein Problem. Worum geht es denn?" Ihr flehender Ausdruck hellte sich augenblicklich auf und Franziska strahlte ihn mit gut gespielter Dankbarkeit an.

„Danke. Das werde ich dir nie vergessen! Aber versprich mir, es niemanden weiterzusagen." Draco hätte am liebsten laut aufgelacht. Ein einfaches Versprechen für einen Slytherin.

„Natürlich nicht. Also, worum geht es?" 

„Eigentlich wollte ich es ja niemanden erzählen, aber meine beste Freundin, Johanna von Stauffenberg, ist seit letztem Jahr heimlich mit Maximilian von Hohenzollern zusammen."

Als Malfoys Miene unberührt blieb, fuhr Franziska schnell fort.

„Johanna ist ein Squib, Draco. Sie konnten es keinem erzählen, sonst wäre Maximilian in große Schwierigkeiten mit seiner Familie geraten, wie auch immer. Mir ist es egal, mit wem Maximilian sich heimlich trifft, Hauptsache er ist glücklich. Wir sind gut befreundet, musst du wissen. Dennoch kann und will ich nicht tolerieren, was er nun tut! Sein Verhalten ist einfach unzumutbar! Die arme Johan…" Allmählich dämmerte Draco, worauf Franziska hinaus wollte und er setzte sofort zur Verteidigung an.

„Ok, ich glaube ich weiß, was das hier werden soll. Du willst mir ein schlechtes Gewissen einreden, da ich mich mit Maximilian zu lange und zu ausgiebig über die Minderwertigkeit nichtmagischer Wesen unterhalten habe, richtig? Erwarte bitte nicht von mir, dass ich zu deinem Maximilian laufe, ihn um Verzeihung bitte und dann anstifte sich wieder mit seiner Squib-Freundin zu treffen, denn das werde ich auf gar keinen Fall tun!" Franziskas Geschichtsausdruck wechselte von verstört zu amüsiert. Dann lachte sie plötzlich laut auf.

„Nein, Draco. Nicht doch. Du siehst das ganz falsch." Erneut lachte sie und hielt sich dann entschuldigend eine Hand vor den Mund. „Tut mir leid. Doch vielleicht solltest du mich besser ausreden lassen, anstatt vorschnell wilde Theorien aufzustellen. Nicht alles dreht sich um dich, weißt du?" Leicht verärgert über den letzten Kommentar, warf Draco ihr den tu-das-nie-wieder-Blick zu, schien aber dennoch durchaus bereitwillig zu sein ihr weiterhin zuzuhören.

„Wenn es nicht darum geht, worum geht es denn?"

„Um Hermione."

„WAS?!" Entgegnete Draco wie vor den Kopf gestoßen.

„Hermione Granger. Sie ist der Grund dafür, dass es Johanna so schlecht geht. Die Arme kann vor Liebeskummer kaum noch schlafen! Eigentlich ist es ja alles Maximilians Schuld. Sie einfach so wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen! Das hätte ich ihm niemals zugetraut!"

Hermione und Maximilian?! Das war doch absurd! Der war doch gar nicht ihr Typ!

„Moment mal, verstehe ich das richtig? HERMIONE GRANGER hat was mit Maximilian von Hohenzollern? Soll das Witz sein?" Fragte er aufgebracht. Natürlich war es ein Witz. Was sollte einer wie Maximilian auch schon mit Hermione anfangen? Sie war ein Schlammblut zum Donnerwetter noch mal! Ein sehr intelligentes, hübsches Schlammblut…Arrr!

„Ob die beiden „was miteinander haben" kann ich schlecht beurteilen, schließlich habe ich nicht die Nachttischlampe gehalten, wenn du das meinst. Aber die beiden hängen seit Wochen immer miteinander herum. Das Ganze ist doch ziemlich offensichtlich."   

NICHT DIE NACHTTISCHLAMPE GEHALTEN?! Sag' mal bin ich hier im falschen Film, oder was?! Das einzige was Hermione mit ins Bett nimmt sind Bücher und sonst GAR NICHTS!!! Und bestimmt nicht diesen Blindgänger!!! Diesen…

„Ich dachte mir, da du und Hermione euch ja so gut versteht, ich meine da ihr ja Hogwarts-Schulsprecher seid, da könntest du ja vielleicht mal mit ihr reden und ihr zu verstehen geben, was sie da gerade anrichtet. Verstehe mich bitte nicht falsch, Draco…ich würde niemals jemanden vorschreiben, wen er zu lieben hat und wen nicht. Aber ich meine, ihr geht doch so bald wieder - und Johanna ist meine Freundin. Hermione scheint mir ein recht intelligentes Mädchen zu sein. Vielleicht würde sie ja meinen Standpunkt verstehen, wenn du ihr das Ganze erklären würdest. BITTE! Ich verlange ja keine Wunder, aber bitte, Draco, versprich mir, dass du mit ihr reden wirst." Draco war immer noch zu geschockt, um zu realisieren was genau da vor sich ging und brauchte eine Weile, um sich wieder zu fangen.

Mit ihr reden? Und ob er mit ihr REDEN würde!

„Wo ist sie?" fragte er leise und Franziska wusste, dass sie Draco genau dort hatte, wo sie ihn haben wollte. Blind vor Wut und Eifersucht.

„Oh. Ich glaube sie ist gerade mit Maximilian zusammen in der Cafeteria."

Maximilian… Alleine der Name brachte Dracos Blut zum kochen. Ohne zu zögern stand er auf und der düstere Blick in seinen stahlgrauen Augen versprach nichts Gutes.

„Danke für die Information, Franziska. Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern."

Franziska grinste. Daran hatte sie keinen Zweifel.

London, 23. Oktober

Severus,

so schmerzlich es auch sein mag, mir ist durchaus bewusst, dass du nicht erfreut sein wirst von mir zu hören. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen und nun es gibt nichts was du tun könntest, um mich umzustimmen.

Aus persönlichen Gründen habe ich Anfangs ein wenig gezaudert dir diesen Brief zukommen zu lassen, doch sei versichert, dass sein Inhalt nicht nur dein Interesse finden wird, sondern ebenfalls das beinhaltete Risiko durchaus rechtfertigt.

Letzte Woche kam es zum ersten Mal seit Voldemorts Tod wieder zu einem Dark Reveal auf Malfoy Manor. Dies kann ich persönlich bezeugen, da ich, aufgrund einer zufälligen Begegnung, an eben diesem mehr oder weniger aktiv teilnahm. Mein Ehemann, sowie zwanzig andere der wohl meist gefürchteten, ehemaligen Anhänger Voldemorts, darunter Crabbe, Goyle, Lestrange, MacNair, Avery, Nott, Karkaroff, Parkinson und andere mir unbekannte Zauberer, trafen sich in  der Nacht von Montag auf Dienstag im Kerkersaal unseres Anwesens. Nach geraumer Zeit stieß jedoch ein ungeladener Gast hinzu, welcher sich selbst als Arius von Groseck identifizierte und behauptete Voldemorts rechtmäßiger Erbe zu sein. Nach Observierung seiner mentalen, sowie magischen Fähigkeiten, bin ich durchaus geneigt ihm zu glauben. Es kam zu einer Meinungsverschiedenheit zischen ihm und den Versammelten, welche nicht nur zu  Mr. Parkinsons und Mr. Pettigrews bedauerlichen Ableben, sondern darüber hinaus auch zur Errichtung einer neuen, nicht zu unterschätzenden Gefahr geführt hat, da alle Beteiligten sich erstaunlich rasch ihrem neuen Anführer fügten.

Von Grosek kam nicht allein. Er hatte zwei verhüllte Gestalten bei sich, dessen Zweck mir bislang jedoch vorborgen blieb.

Leider war es mir unmöglich, mehr über ihn in Erfahrung zu bringen, da mein Ehemann sich weigerte, mit mir über die Angelegenheit zu sprechen. Aber sobald ich etwas Neues in Erfahrung bringe, sei gewiss, dass ich dich umgehend davon in Kenntnis setzen werde. Siehe es einfach als kleine Gefälligkeit einem guten Freund gegenüber an. Ich schulde dir mehr als das. Wenn du es für erforderlich halten solltest diesen Brief Dumbledore zukommen zu lassen, sei versichert, dass ich keine Einwände dagegen erheben werde. Es ist Zeit Stellung zu nehmen. Auf der richtigen Seite.

Alles Gute,

Narcissa Malfoy   

Severus Snape hätte den Brief am liebsten sofort vernichtet. Wie konnte sie nur so dumm sein und sich ausrechnet jetzt gegen Lucius stellen? Sah sie denn nicht, wie gefährlich es war gegen ihn und seine Leute zu spionieren? Er wusste es…schließlich hätte er damals fast mit dem Leben dafür bezahlt. Dummes Weib!

Der Brief ging noch weiter und das zweite Blatt Pergament war freilich nur für seine Augen bestimmt. Worauf alleine die persönliche Anrede schließen ließ. Persönlich ja, aber deshalb nicht weniger riskant. Lucius würde nicht nur ihn, sondern auch seine Frau töten, wenn er von diesen Briefen erfuhr. Warum tat sie das? Narcissa war ein Vollblutslytherin. Niemals würde sie wertvolle Informationen Preis geben, geschweige denn sich selbst in Gefahr bringen, ohne sich einen Vorteil davon zu versprechen…

Hallo Sev,

ich weiß was du jetzt denkst und du hast Recht. Es ist kindisch, riskant und dumm.

Aber was soll ich machen? Frauen tun diese Dinge nun mal, wenn sie schwanger sind und als du mich aufgabst, gabst du damit auch jedes Recht der Mitbestimmung auf. Also gewöhne dich besser an den Gedanken.

Unserem Kind geht es gut. Lucius benimmt sich sehr seltsam seit jenem Tag, an dem ich ihn von meiner Schwangerschaft in Kenntnis gesetzt habe. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob er über uns bescheid weiß. Die meiste Zeit ist er wie immer, doch ab und an kommt es mir vor, als spreche ich mit einem Fremden. Er gibt sich wirklich große Mühe einigermaßen zuvorkommend zu sein, seitdem er glaubt, erneut Vater zu werden. Was allein schon genügt, um all meine Alarmglocken läuten zu lassen. Als ich mit Draco schwanger war, hab ich ihn fast nicht zu Gesicht bekommen! Es ist, als ob er nur darauf wartet, dass ich zusammenbreche und ihm alles gestehe. Glaube mir, Lucius hat ein Gespür für so was…und er ist nicht dumm. Selbst einem Lucius Malfoy muss klar sein, dass, nicht nur angesichts des zeitlichen Faktors, die Möglichkeit besteht, dass das Kind nicht von ihm ist.

Manchmal ist es wahrlich schwer, die schöne Fassade aufrechtzuerhalten. Er kann sehr überzeugend wirken wenn er will…

Aber das sollte für dich nichts Neues sein, hast du es doch jeden Tag mit meinem kleinen Engel zu tun. Hör auf so ein Gesicht zu machen. Ich weiß, dass Draco genauso so ein Bastard sein kann wie sein Vater. Oder seine Mutter. Aber was soll ich sagen? Ich liebe ihn. Sowieso scheine ich nicht das richtige Händchen zu haben, was die Männer in meinen Leben angeht. Ein Todesesser, ein Ex-Todesser und ein Sohn, der nichts als Ärger macht.

Warum schreibe ich das überhaupt? Ich weiß, du bist kein Mann für Small-talk und verdrehst wahrscheinlich gerade deine schwarzen Augen über mein törichtes Gefasel.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich vermisse dich und will dich wieder sehen! Es ist mir egal, was Lucius dazu sagt und es ist mir egal, wie gefährlich es ist! Du hast mir bei unserer letzten Begegnung sehr deutlich gemacht, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst und das muss ich wohl respektieren, dennoch würde ich dich gerne noch einmal unter vier Augen sehen. Das bist du mir schuldig. Schicke mir eine Eule oder benachrichtige mich per Floh.

In Liebe,

Narcissa.

Sie wollte ihn wiedersehen. Severus hielt das Blatt über die Kerzenflamme seines Schreibtisches und vernichtete den schriftlichen Beweis für Narcissas Untreue und seine moralischen Verfehlungen ohne zu zögern. Draußen schien die Sonne und viele Kinder spielten auf dem Schulhof Fußball oder Volleyball, während weiter hinten fanatisch Quidditch trainiert wurde.

Wollte er sie wiedersehen? Ja. Durfte er sie wiedersehen? Nein. Das Leben war ein Spiel, in dem es keine Regel gab. Zumindest hatte er, als Slytherin, dies lange Zeit über geglaubt. Er hatte sich genommen, was er wollte, ohne Rücksicht auf mögliche Verluste und wohin hatte es ihn geführt? Er hatte nicht so lange gekämpft, um wieder den gleichen Fehler zu machen. Er hätte Narcissa damals augenblicklich heiraten sollen, als er von ihrer Verlobung mit Lucius erfahren hatte. Oder er hätte die Finger von ihr lassen sollen, als noch keiner von beiden sich über Lucius tatsächliches Schicksal klar gewesen war. Doch was geschehen war, war geschehen und nun befand sich Severus Snape, einmal mehr, in einer äußerst ungünstigen, und dazu auch noch selbst fabrizierten, Lage.

Narcissa war eine sehr intelligente und hinterlistige Hexe. Sie wusste genau, dass er zu ihr kommen würde. Alleine um ihr diesen ich-bespitzele-Lucius-Unsinn auszureden. Wahrscheinlich war auch genau das ihre Absicht gewesen, als sie den ersten Brief für Dumbledore verfasst hatte. Und Narcissa wusste genau, dass es ihm nicht leicht gefallen war, sich von ihr loszusagen! Das hier war entweder ihre Rache für seinen Verrat, oder ein letzter verzweifelter Versuch ihn davon zu überzeugen, dass sein Platz sich an ihrer Seite befand. Was auch immer sie vorhatte, es würde ein schwerer Kampf für ihn werden. Er hoffte nur, dass er ihr standhalten konnte…

AN: Ok, das war vielleicht ein unter Zeitdruck getipptes Chapter! Donnerdoria! Na ja, fertig ist fertig. Eigentlich müssten jetzt schriftliche Hausarbeiten für mich kein Thema mehr sein. Muse wo bist du? Ich hab noch nicht mal einen Titel für das olle Kapitel! So'n Mist, da muss ich wohl tatsächlich noch kreativ werden, was? So und jetzt mal ganz im Ernst. Das war nicht der Brecher, oder? REVIEW!