Kapitel 23: Abschied

Ron Weasley hätte niemals gedacht, dass die Wochen in Deutschland derart schnell verfliegen würden. Er hatte seine erste Begegnung mit Marie-Therese von Waldersee noch bildlich vor Augen und nun saß er mit ihr am letzten Abend in von Hohenburg am Fluss und spielte seine letzte Partie Schach. Marie hatte sich als eine hervorragende Spielerin herausgestellt, die es Ron in ihren Partien alles andere als leicht gemacht hatte. Nicht selten endeten ihre Spiele mit einem Unentschieden.

Zu Rons großer Erleichterung hatten sie es geschafft, Maries jüngere Schwester Sophie für diesen Abend zu beschäftigen – „abzuschütteln" wie Ron es auch nannte –, so dass sie ihre Zeit miteinander alleine verbringen konnten. Die Sonne versank bereits am Horizont, als Marie vom Spiel ablenkte.

„Schön, nicht wahr?" Sie schaute in Richtung untergehende Sonne.

„Huh?" Ron verstand für einen kurzen Moment nicht, was Marie meinte. Sein Blick richtete sich nur flüchtig auf den Sonnenuntergang und verweilte dann wieder auf seiner Begleitung.

„Ja, wirklich schön", antwortete er ein wenig nachdenklich.

„Schade, dass du morgen schon wieder weg musst", seufzte sie und schaute ihn traurig an.

„Da kann ich nichts machen, wie du weißt." Ron wusste selbst nicht, was er darauf antworten sollte. Schließlich hatten sie dieses Thema schon mehrmals erwähnt. Ihm war es unangenehm, immer wieder das gleiche antworten zu müssen, obwohl er am liebsten in Deutschland bleiben wollte. „Hey, ich glaube aber, es gibt jemanden, der sich freut mich loszuwerden."

Marie schaute ihn nur fragend an, so als wollte sie sagen „wie kommst du auf so einen Unsinn".

„Na, Sophie. Sie wird wahrscheinlich ausflippen vor Freude, wenn  sie ihre große Schwester nicht mehr vor dem bösen Engländer beschützen muss", scherzte Ron.

Marie lächelte zaghaft.

„Sie hat dich eigentlich ganz gerne. Nur zeigt sie das manchmal auf recht … unkonventionelle Weise."

„Wirklich? Nun, wenn du das sagst, ist das wohl so. Aber wenn sie mich mag, möchte ich nicht in der Haut desjenigen stecken, der sie sich zum Feind gemacht hat…"

„Ach Ron." Marie lachte lauthals los. Selbst in einem Moment des Abschieds brachte er sie noch zum lachen.

Die Sonne war mittlerweile kaum noch zu sehen. Marie, die zwar warm angezogen war, fröstelte. Doch noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte Ron ihr – etwas verlegen – seinen Mantel um die Schultern gelegt.

„Vielleicht sollten wir besser, ähm, reingehen", stammelte er, „Es ist schon ziemlich spät und ohne Licht kann man schließlich nicht Schach spielen", er realisierte nicht, dass seine Erklärung nicht unbedingt logisch erschien – da dass Schachbrett zum einen erleuchtet war und zum anderen Dunkelheit kein Hindernis für einen Zauberer darstellen müsste – aber Marie stimmte dem nur zu.

„Vielleicht sollten wir das."

Sie packten zusammen und gingen schweigend zur Schule zurück.

„Hast du dir das überlegt mit dem Besuch bei mir?" platzte Ron heraus. Marie war sichtlich überrumpelt, was sich wohl deutlich in ihrem Gesicht widergespiegelt haben musste, denn Ron wurde rot wie eine Tomate. „Musst du natürlich nicht, ich meine, wenn du nicht willst, also… es wäre nur schade… weil das dann unsere letzte Partie war."

Das war die Frage, die Marie gefürchtet hatte. „Ich würde gerne kommen, aber wir feiern Weihnachten immer mit der Familie. Eine unumgängliche Tradition, leider." Sie konnte Rons Enttäuschung deutlich erkennen und ohrfeigte sich innerlich selbst, dass sie nicht ein bisschen taktvoller gewesen war.

„Aber… wir kommen euch ja in Hogwarts besuchen. Nächstes Jahr. Und dann kannst du mir Hogsmeade zeigen und … ich könnte vielleicht deine Eltern kennenlernen."

Mit hoffnungsvollen Augen und einem verlegenen Lächeln schaute sie Ron an, der seine Enttäuschung schnell verdrängt hatte und sie nun durch Vorfreude ersetzte. Beide waren sich nicht bewusst, dass sie bereits an der Treppe zum Mädchenflur angekommen waren.

„Die würden sich freuen und ich mich auch", antwortete er mit einem schüchternen Lächeln.

Marie wünschte ihm einen gute Nacht, als sie die Treppen hinaufstieg. Doch als Ron sich zum Gehen wandte, machte sie auf dem Absatz kehrt.

„Ron!" Sie kam die Stufen wieder hinunter, „Du bist echt süß, wenn du verlegen bist."

Sie lächelte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie die Treppen hinauf lief und einen verwirrten Ron zurückließ, der, wenn es überhaupt noch im Bereich des möglichen lag, noch roter wurde als zuvor.

ZUR GLEICHEN ZEIT..

„Das hier scheint mir ganz akzeptabel zu sein… liegt auch noch in England, wie praktisch", Arius von Grossek durchschritt die alte Steinanlage in Salisbury und begutachtete sie genau. Sein Begleiter Gregor Heydrich, schaute sich nur kurz um und wandte sich dann etwas gelangweilt an Arius.

„Eigentlich ist es doch egal, wo. Du willst doch nur wieder einmal Eindruck schinden, stimmt's?"

„Irgendwie muss ich diese Todesser schließlich zufrieden stellen. Paps hat mir gezeigt, wie das am einfachsten ist." Mit einem selbstgefälligen Grinsen drehte sich Arius zu seinem Freund um. „Der liebe Lucius wird nicht merken, was los ist, bis es zu spät ist."

„Schade nur um seine Frau. Wirklich ein hübsches Ding, findest du nicht?" seufzte Gregor.

„Ja, wirklich schade, aber unumgänglich, wie du sehr wohl weißt. Schließlich brauche ich das Kind."

Gregor lachte kurz humorlos auf. „Wenn deine Todesser wüssten, dass sie nicht nur sich selbst sondern auch ihre Nachfahren durch dieses Ritual auf ewig versklaven-", bei diesen Worten seines Freundes verengten sich Arius Augen zu schmalen Schlitzen, mit denen er seinen Gegenüber gefährlich anfunkelte, „das ist vielleicht ein wenig drastisch ausgedrückt, tut mir leid, aber wenn sie es wüssten, wären sie wohl nicht mehr so begeistert, dich zu unterstützen."

„Ha, diese Idioten?! Selbst wenn der Tod an ihre Tür klopft, wüssten die nicht, was los ist. Gib ihnen nur ein Ziel, auf das sie hinarbeiten können – muss ja nicht ganz der Wahrheit entsprechen – und schon lecken sie dir die Stiefel. Feiglinge, alle miteinander."

„Bis auf Malfoy. Vor dem musst du dich vorsehen."

„Der ist auch einfach bei der Stange zu halten. Lass ihn nur in dem Glauben, er wäre wichtig."

Einige Meter entfernt tauchte plötzlich eine verhüllte Gestalt aus dem Nichts auf. Sie kniete sich hin und streckte Arius eine kristallene Kugel entgegen.

„Ah, da bist du ja endlich. Hat wohl doch länger gedauert. Gab es Probleme?" Arius nahm die Kugel entgegen und deutete der Person vor ihm, aufzustehen.

Diese schüttelte nur kurz den Kopf, der sich hinter einer schwarzen Umhangkapuze und einer silbernen Todessermaske verbarg. „Keine gravierenden" antwortete eine junge Männerstimme.

„Sehr schön. Dann ist es wohl mal wieder an der Zeit, unseren Freunden einen kleinen Besuch abzustatten, damit sie für ein wenig Ablenkung sorgen."

Der letzte Morgen in von Hohenburg verging schneller als erwartet. Die Hogwartsschüler eilten vom Frühstückstisch zu ihren Zimmern, packten, verabschiedeten sich von ihren Freunden und machten sich dann  auf den Weg zum Bahnhof. Professor Snape hatte sich bereits verabschiedet, da er anderweitig beschäftigt war.

Die Schüler waren jedoch nicht komplett. Und nicht nur der Zaubertränkemeister fehlte im Lehrerkollegium. Auch Professor Malfoy war nicht anwesend, da er die Aufgabe übernommen hatte, Draco Malfoy zum Flughafen zu begleiten, sobald er aus der Krankenstation entlassen würde.

Ron und Maries Abschied verlief tränenlos. Beide sagten sich immer wieder, dass sie sich spätestens im folgenden Jahr wieder sehen würden, und es daher keinen Grund geben würde, traurig zu sein. Trotzdem schien Ron nicht gerade glücklich zu sein, als sie auf dem Weg zum Flughafen waren. Ihm wunderte sich nicht einmal, dass Hermione nicht bei ihm und Harry war.

A/N:  Ja, ja. Es hat länger gedauert, aber das Semester neigt sich dem Ende zu und das bedeutet nur eins: STRESS!!! Aber eure stetigen Reviews haben uns ja regelmäßig an unsere Aufgabe erinnert Hoffe es hat Spaß gemacht

Review!!!