Kapitel 29: Zurück im Bildungsschuppen

Lucius Malfoy erwachte mit Kopfschmerzen. Mit zusammengekniffenen Augen zwang er seinen widerspenstigen Körper aus dem großen Doppelbett. Er hatte keine Ahnung, wie viel er gestern getrunken hatte, aber es war zu viel gewesen. Es war nichts Ungewöhnliches, dass ein Revel im vollkommenen Exzess endete, doch hatte er bisher immer die Beherrschung bewahren können. Lucius Malfoy stand vor dem Spiegel und lachte. Er hatte einen vollkommenen Blackout! Er konnte sich an rein gar nichts mehr erinnern.

Hoffentlich habe ich nichts Unüberlegtes getan…

Was immer auch am gestrigen Abend geschehen war, er war noch am Leben, womit auf jeden Fall feststand, dass er sich nicht gegen seinen Lord aufgelehnt hatte. Was jedoch auch schon der einzig positive Punkt an der aktuellen Situation war, welchen Lucius Malfoy als solchen begriff. Der englische Aristokrat schüttelte immer noch ungläubig den Kopf und machte sich für den kommenden Tag zurecht. Am Besten, er kümmerte sich jetzt erst einmal um seine Geschäfte. Über den gestrigen Abend würde er sich später den Kopf zerbrechen.

Sein Bruder stand unterdessen in Albus Dumbledores Büro und erzählte eine höchst beunruhigende Geschichte…

Die Ferien waren mal wieder viel zu schnell vergangen und der Alltag stand ins Haus. Der erste Schultag war so ereignislos wie alle ersten Schultage. Jeder Professor versuchte seine Schüler, mit mehr oder weniger leeren Versprechungen, einzuschüchtern, Einkaufslisten für notwendige Neuanschaffungen wurden erstellt, der Ansturm auf ältere Freunde für deren alte Schulhefte und Vorjahresklausuren begann und jeder gab sich der Hoffnung hin, dieses Jahr an seinem guten Vorsatz festzuhalten und zur Abwechselung mal fleißig zu sein.

Dieses Jahr schien dabei keine Ausnahme zu sein. Professor Binns Geschichtsunterricht war so interessant wie Baldriantropfen, McGonagall begann ohne Umschweife mit dem Unterricht, Snape war – Harry konnte es kaum fassen – noch gemeiner als vor ihrem Deutschlandaufenthalt und Malfoys Unterricht war nun mehr oder weniger überflüssig. Dementsprechend hatte auch der Enthusiasmus in der Muggelkundestunde seinen Tiefpunkt erreicht und jeder wartete voller Erwartung auf das Ende der Stunde und das darauf folgende Quidditchauftaktspiel Slytherin versus Gryffindor…

Die Atmosphäre war perfekt. Die Reihen waren voll besetzt, jeder zeigte, was er Tolles zu Weihnachten bekommen hatte und Malfoy stolzierte wie ein Pfau in der Paarungszeit mit seiner Wolke 8000 Plus in die Slytherin-Umkleide. Das Wetter hätte kaum besser sein können und die Stimmung bei den grün-silbernen Fans war überwältigend, „Lifestyle of the rich and famous" (die neue Slytherin-Hymne mit Dank an die Hohenburgschule für Zauberei und Hexerei) dröhnte aus den Stadionboxen und eigentlich hätte nur noch ein Sieg zu Dracos Delirium gefehlt. Eigentlich… Doch da gab es ein winziges Problem –Potter, the Scarface.

Draco schickte ein Stoßgebet gen Himmel, küsste seinen Besen und hoffte bei Merlins Bart, dass es ihm auch nur einmal in seiner Sucherlaufbahn vergönnt sein möge, den Schnatz zu fangen.

Hermione hatte seit einer halben Ewigkeit an keinem Quidditchmatch mehr teilgenommen. Irgendwie schien ihr die Bibliothek immer verlockender gewesen zu sein. Na ja, aber eigentlich hatte sie Draco auch noch nie wirklich spielen sehen. Sie würde das Spiel zwar niemals so faszinierend finden wie Harry und Ron, doch war es eigentlich ganz nett. Hermione grinste bei dem Gedanken an viele junge Männer, welche sich wie Kleinkinder auf dem Spielfeld bekämpften, und dabei, zumindest ab und an, unheimlich attraktiv wirken konnten. Es war wirklich erstaunlich, was einige mit ihrem Besen anstellen konnten! Sie war niemals besonders gut im Fliegen gewesen, aber Harrys und Dracos Flugkunststückchen waren absolut atmenberaubend! Nach einer Drehung folgte ein Überschlag und ein Sturzflug verkehrte sich innerhalb weniger Sekunden in einen steilen Höhenflug, während die zwei Sucher bei ihrer Jagd nach der goldenen Trophäe jedweder Physik trotzten. Schon recht bald vernahm Hermiones Gryffindor-Seele mit widersprüchlichen Gefühlen, dass Slytherin knapp in Führung lag. Draco wäre beinahe von einem Klatscher vom Besen gerissen worden, was recht bald in einigen unschönen Slytherin-Verbalattacken resultierte und nach circa einer halben Stunde führte dann doch Gryffindor mit knappen zwanzig Punkten.

Na los, Draco! Das lässt sich doch kein Malfoy gefallen!

Es schien, als hätte Draco ihre stillen Zurufe vernommen, als der junge Slytherin mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit sich den Weg durch den Irrgarten von Gryffindor-Spielern und Klatschern bahnte. „Wow!" Eine Laolawelle in grün-silber ergoss sich über die westlichen Reihen.

Blaise Zabini, der frischgebackene Quidditch-Kapitän der Slytherinmannschaft, holte zu einem neuen Schlag aus und feuerte einen neuen Ball aufs Gryffindor-Tor, welchen Ron mit schier unglaublichem Geschick abwehrte. Die Gryffindor-Fans freuten sich hörbar über die geniale Performance ihres Hüters, doch ihre Sprechchöre wurden durch die Schlachtrufe der angriffslustigen Slytherins schier erstickt. Das ganze Stadion war auf den Beinen, schrie, grölte und freute sich über das überwältigende Spiel und die spielerische Finesse, welche sich hier mit purem Übermut paarte. Es waren Tage wie dieser, welche dieses Spiel berühmt und unvergessen machten.

Das Spiel war spannend bis zur letzten Sekunde und während Hermione sich noch in der einen Minute in einer innigen Umarmung mit Ginny Weasley befand, hörte sie in der Nächsten das frenetische Grölen aus den westlichen Rängen.

„Draco Malfoy hat den Schnatz gefangen!" ertönte eine übermütige Stimme aus den Boxen und grün-weißes Feuerwerk erhellte den Abendhimmel über Hogwarts.

Draco! Er hatte gewonnen!

Bekanntmachung

Nachdem unsere altehrwürdige Schule das Vergnügen hatte, einen Auslandsaufenthalt an unserer deutschen Zauberpartnerschule „von Hohenburg" in Münster zu realisieren, wird es im Gegenzug selbstredend zu einem Besuch der deutschen Schülerschaft kommen. Dieser wird in dem Zeitraum vom 01.03 bis zum 11.04. dieses Jahres stattfinden.

Wir fordern hiermit alle Schüler auf, unsere Gäste mit dem ihnen gebührenden Respekt zu behandeln und auf eventuelle Hausrivalitäten zu verzichten!

Wer bereits positive Bekanntschaften in Deutschland geschlossen hat und sich daher einen speziellen Zimmergenossen erhofft, kann sich am kommenden Montag um 15:00 Uhr von den Vertrauensschülern in den Aufenthaltsräumen ein Antragsformular besorgen.

Nach mehrfacher Anfrage geben wir hiermit außerdem bekannt, dass der Muggelkundeunterricht selbstverständlich auch weiterhin für die eingeschriebene Schülerschaft verpflichtend ist!

Professor McGonagall

Stellvertretende Schulleiterin

Harry Potter riss die Bekanntmachung von der Mauer.

„Harry! Was zum Irrwicht tust du da!" Ron rannte zu seinem besten Freund hinüber. „McGonagall wird dich lynchen, wenn sie dich dabei erwischt!"

„Mir egal", erklärte Harry stur und warf das zusammengepresste Plakat in den Papierkorb.

„Bist du etwa immer noch sauer wegen gestern?"

Harry verdrehte die Augen, schaute zu der kleinen Slytherin-Gruppe hinüber, die demonstrativ ihre „Potter stinkt"-Buttons aus dem vierten Schuljahr wieder angelegt hatte, und wieder zurück zu Ron.

„Mensch, Harry, dass hätte jedem passieren können! Es war ein klasse Spiel und außerdem hat Slytherin nur ganz knapp gewonnen!"

„Du verstehst es einfach nicht Ron! Es hätte JEDEM passieren können, aber es ist MIR passiert! Dem Jungen-der-lebt! Und während es bei JEDEM ANDEREN schnell vergessen wird, werden bei MIR gleich Buttons verteilt!"

Ron schaute seinen Freund mitfühlend an. Harry hatte ganz bestimmt nicht die schönste Kindheit verlebt und nun traf ihn jede Niederlage wie ein Schlag ins Gesicht. Und für ihn gab es nichts Schlimmeres als Nichtbeachtung. „Harry, glaubst du nicht, dass du jetzt ein bisschen unfair bist? Das war Dracos ERSTER Sieg. Seitdem du in Hogwarts bist, hatte Slytherin nicht ein einziges Mal die Chance auf den Hauspokal. Nicht EIN Mal in sechs Jahren!"

Doch Harry blieb stur. „Haben sie auch nicht verdient! Guck sie dir doch mal an! Einer arroganter als der andere und Draco Malfoy allen voran!"

„Harry also jetzt…"

Harry wirbelte herum. „Seit wann verteidigst du Malfoy?! Und dann auch noch ausgerechnet JETZT!" Ron blinzelte verdutzt und Harry schüttelte verständnislos den Kopf über die offenkundige Unwissenheit seines Freundes. Aber was hätte er auch erwarten können?

„Sag' mal bist du blind, oder was? Von wem, glaubst du, war denn Hermiones grün-silbernes Weihnachtsgeschenk?" Harry schenkte Ron ein zustimmendes Nicken, als er den Horror in Rons Augen erkannte. „Ich sehe, wir verstehen uns."

„Aber Harry! Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein! Hermione und Malfoy! Sie würde niemals … und er – sie ist ein Schlammblut!"

Harry zuckte mit den Achseln und machte sich, mit Weasley im Schlepptau, auf den Weg zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste. „Ich hab' auch keine Ahnung was Mr.. von-und-zu Malfoy wieder ausheckt, aber ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass er Hermione weh tut! Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre! Nein, jetzt werden wohl auch noch

Maximilian von Hohenzollern und Co. hier eintrudeln! Ich kann's kaum erwarten…"

„Muttersöhnchen."

Hermione musste jedes Mal unwillkürlich grinsen, wenn sie das Passwort zu ihrem Gemeinschaftsschulsprecherraum murmelte.

Draco lag selbstgerecht auf dem Sofa und las etwas, das gefährlich nach Zaubertränke-Hausaufgaben aussah. „Hallo, Hermione."

Hermione warf ihrem Mitbewohner einen skeptischen Blick zu. „Ein Quidditch-Sieg und du verwandelst dich in Mr.. Freundlich?"

Draco sah von seiner Pflichtlektüre auf. „Ähm, lass mich überlegen… Ja. Hast du Potters dummen Gesichtsausdruck gesehen, als ich den Schnatz gefangen habe? Das ist zwar nicht annähernd genug für sechs Jahre der Verachtung, doch für den Anfang durchaus akzeptabel."

Hermione setzte sich in den Sessel neben ihm und fing Krummbein auf, welcher vom Sofa auf ihren Schoß sprang.

„Und da ich schon dabei bin, kann ich mich ja auch gleich für den vollautomatischen Nachfüll-Füller bedanken."

Hermione grinste ihm zu. „Ich hoffte, er würde dir gefallen."

Draco schaute beklemmt zu Boden. Das hatte er nun davon. „Ja, der is' ganz praktisch."

Stille.

„Dein Geschenk war auch ganz nett. Es… ist wirklich… wunderschön." Hermiones Hand versagte ihren Dienst, was Krummbeins Massage anging, und sie sah einmal mehr verstohlen in Dracos Richtung. Hermione, was zum Teufel machst du hier eigentlich?! Sie konnte es kaum glauben, dass sie sich abermals beim Flirten mit ihrem ehemaligen Erzfeind erwischt hatte. „Ähm… Hast du schon McGonagalls Bekanntmachung gelesen?" versuchte Hermione schnell die Situation zu retten.

Draco nickte stumm. „Klar."

„Und? Du bist doch bestimmt nicht gerade wild darauf, Maximilian hier zu haben… Oder hast du etwa schon ein Zimmergenossenantrag für ihn ausgestellt?"

Draco schaute sie entsetzt an. „Machst du Witze? Der Typ ist ein Alptraum! Gegen den war Gilderoy Lockhart der reinste ABC-Schütze!"

Hermione lachte. Oje und auf den war sie auch reingefallen… Was für eine Bilanz!

„Sag mal, Hermione, die Einhornlichtung im Verbotenen Wald… du hast nicht zufällig eine Ahnung, wozu sie mal genutzt wurde, oder?"

Hermione schaute ihren Gegenüber, aufgrund dieses plötzlichen Themawechsels, ein wenig verdutzt an. „Nein, eigentlich nicht. Wie kommst du darauf?"

Draco warf das Schulbuch gelangweilt auf den Tisch. „Weil ich versucht habe, etwas über sie herauszufinden und leider rein gar nichts finden konnte." Nun schaute Draco sie zum ersten Mal, seit Beginn ihres vorangegangenen, peinlich-berührten Konversationsversuches, wieder direkt an. „Ich dachte, du könntest dir vielleicht Zugang zu den verbotenen Büchern verschaffen – wie du es schon so oft zuvor getan hast – mit Potters Unsichtbarkeitsmantel."

„Und warum sollte ich das tun?"

Draco schaute nachdenklich in die Flammen des Kamins. „Ist nur so ein Gefühl, Hermione. Nur so ein Gefühl."

Warum mache ich das eigentlich? Hermione schlich einmal mehr durch die dunklen Gänge Hogwarts. Du bist Schulsprecherin und ein Vorbild für die übrigen Schüler! Wenn Snape dich erwischt, werden sie dich von der Schule werfen! Und das so kurz vor deinem Abschluss! Du musst vollkommen verrückt sein! Oder vollkommen verliebt…

Wo kam das denn jetzt her?

Hermione war gefangen in ihren eigenen Gefühlen. War sie verliebt in Draco Malfoy? Es war eigentlich so offensichtlich, doch die vernünftige Gryffindor konnte und wollte sich einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, dass ihr Herz stärker sein konnte als ihr Verstand. Denn wenn sie vernünftig wäre, würde sie nicht das tun, was sie jetzt tat.

Unter ihrem Unsichtbarkeitsmantel schaute Hermione einmal mehr auf die Karte der Rumtreiber und versicherte sich, nicht unabsichtlich in Snapes Nachtpatroullie zu laufen und schlich weiter in Richtung Bibliothek. Wahrscheinlich kannten nur Fred und George die Geheimwege des Schlosses besser als sie. Schon merkwürdig, wenn man bedachte, wie sehr sie doch immer darauf bedacht war, alles streng nach den Regeln zu erledigen. Schließlich war sie Hermione Granger, Vorzeigeschülerin von Minerva McGonagall!

Mit geübten Fingern durchsuchte Hermione die Katalog-Karten und machte sich auf den Weg zu den riesigen Bücherregalen. Zwar war die verbotene Abteilung nun auch größtenteils für die Siebtklässler zugänglich, doch gab es leider auch hier nach wie vor Beschränkungen. Da waren sie – die verbotenen Ritualbücher.

Warum zum Teufel tue ich das? fragte sich die Schulsprecherin nicht zum ersten Mal an diesem Abend, während sie die Bücher auf einen der Lesetische fallen ließ und stillschweigend mit dem Studium begann. Nur noch eine schlaflose Nacht in der Bibliothek…

Draco. Du tust es für Draco, antwortete eine verräterische, kleine Stimme auf ihre stumme Frage. Unter normalen Umständen hätte Hermione wahrscheinlich protestiert, doch sie war schlichtweg zu erschöpft, um zu widersprechen. Für Draco also.

TBC

A/N: Ich weiß es ist nicht besonders viel und es ist nicht besonders gut. Aber mir ist nichts Besseres eingefallen! Vor allem der Part mit Lucius ist ziemlich beschränkt Heul Aber – zu meiner Verteidigung – irgendwas musste ich ja schreiben! Und egal was ich zusätzlich noch geschrieben hätte, es hätte nur schlimmer werden können! Glaubt mir (Ich hab's versucht!) Also habe ich es so kurz und schmerzlos wie irgend möglich gestaltet. Also findet euch besser damit ab Zitronendrop?

Danke für die Reviews! Aber das Pairing Narcissa – Severus bleibt!!!!

Please review!