Kapitel 35: Unerwartete Verbündete
Verflucht.
Draco Malfoy stolperte in seiner Eile über eine der unzähligen Stufen des großen Anwesens seiner Familie und traf mit voller Wucht auf die Stufen. Der Schmerz, der wie ein Blitz durch seinen ganzen Körper fuhr, raubte ihm den Atem. Mit einem kurzen Kopfschütteln ignorierte er die schwarzen Punkte, die sich vor seinen Augen bildeten, und sprintete weiter die Treppe hinauf. Ihm blieb keine Zeit, an sein eigenes Wohl zu denken.
Nur noch ein paar Meter.
Da war die Tür. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer. Nirgends hatte er sie finden können, so dass dies die letzte verbliebene Möglichkeit war. Er riss sie mit aller Kraft auf und fand lediglich einen Brief vor, der sanft zu Boden glitt. Draco nahm den Brief an sich und überflog dessen Inhalt.
„NEIN!"
NUR EINE STUNDE ZUVOR
„Sag mal, Hermione, was zum Irrwicht machst du da?" Ron Weasley schaute irritiert auf seine beste Freundin.
Hermione Granger blickte überrascht von ihrer Lektüre auf. „Wonach sieht es denn aus, Ronald, wenn jemand ein offenes Buch in der Hand hält?" Sie rollte in ihrer ach so typischen Art die Augen und widmete sich wieder ihrem Buch.
„Sehr witzig. Mit welchem Fuß bist du denn aufgestanden? Ich wollte wissen, wieso du auf dem Weg zur Großen Halle dieses Buch liest. Das Buch, das du die letzten Tage nicht ein einziges Mal aus den Händen gelegt hast. Wozu machst du das bitte? Und dann auch noch in Runen geschrieben." Ron versperrte Hermione den Weg und verlangte mit verschränkten Armen eine Antwort. Er hatte es gar nicht gerne, wenn seine Freunde ihn von ihrem Leben ausschlossen, besonders da es so wichtig erschien.
„Ron, du nervst. Ich hab' dir doch gesagt, dass das nur-"
„Ja, ja, Freizeitlektüre . Das glaub' ich dir aber nicht. Seit wann ist dir deine Freizeitlektüre wichtiger als unsere Freundschaft?"
„Ron, komm schon", Harry mischte sich in die Diskussion ein und zog seinen Freund zur Seite, „Lass gut sein, ok?"
„Nichts ist ok. Sie verheimlicht uns doch etwas. Siehst du das denn nicht Harry?" Ron suchte verzweifelt nach Rückendeckung bei seinem besten Freund, die er jedoch nicht zu bekommen schien. Noch bevor er ein weiteres Mal auf Hermione losgehen konnte, ergriff Marie das Wort und versuchte, ihren Freund zu beschwichtigen.
„Hermione wird ihre Gründe haben, warum sie uns nichts sagt. Vergessen wir das Ganze und gehen was essen." Mit diesen Worten hakte sich Marie bei ihrem Freund ein und zog den etwas widerwilligen Rotschopf in Richtung Große Halle. Sie warf der betretenen Hermione noch einen aufheiternden Blick zu, bevor sie durch die Tür verschwanden und gab Harry ein Zeichen, ihnen zu folgen.
„Weißt du, Hermione, ich sag' es nur ungern, aber Ron hat Recht. Du verheimlichst uns etwas und ich mein nicht nur die Sache mit dem Buch." Verletzt wandte sich der Junge-der-lebt von der Schulsprecherin ab und folgte den anderen in die Große Halle.
„Tut mir leid…", Hermione schaute betreten zu Boden. Sie konnte ihren Freunden unmöglich von ihrer Beziehung mit Draco Malfoy erzählen, so sehr sie es auch hasste, sie zu belügen. Jedoch hatte sie Draco ein Versprechen gegeben…
Auf eben jenen traf sie, als sie die Große Halle betrat, denn er hatte sich ein weiteres Mal mit Harry und Ron in den Haaren.
„Hey Frettchen-Gesicht. Willst du uns nicht verraten, wem du neuerdings den Hof machst? Hast du sie erpresst, oder ist sie etwa genauso dumm wie du hässlich!" Ron stand in Sachen Hautfarbe seiner Haarfarbe in nichts nach und fühlte sich sichtlich erleichtert, seinen Frust bei seinem Erzfeind auszulassen. Doch noch bevor er reagieren konnte, hatte Draco zum Erstaunen aller ausgeholt und Ron einwandfrei auf die Bretter geschickt.
„Pass auf was du sagst, Wiesel. Wag es ja nicht, noch einmal etwas Derartiges über Hermi-", Draco hielt sich im letzten Moment zurück den Namen vollständig auszusprechen. Idiot, pass auf was du sagst. Hermione wird dich erwürgen, wenn-
Dracos Gedanke wurde jäh unterbrochen, als sein Blick auf die Tür der Großen Halle fiel, von wo aus eine verärgert aussehende Schulsprecherin auf die kleine Gruppe zugestürmt kam.
„Na warte, Malfoy", Ron hatte sich wieder gefangen, „das wirst du mir büßen."
Bevor er jedoch auch nur einen Finger rühren konnte, traten Hermione und Marie zwischen die Streithähne und hielten sie davon ab, sich blutig zu schlagen. Marie und Harry zogen Ron zurück zum Gryffindor-Tisch und Hermione kümmerte sich um den Rest.
„Das reicht, Malfoy", der Unterton, der seinem Namen anheftete, ließ Draco innerlich zusammenzucken. „Ich habe mit dir zu reden." Hermione war sich der neugierigen Gesichter, die auf sie gerichtet waren, durchaus im Klaren. „Unter vier Augen. Würdest du mir also bitte die Freundlichkeit erweisen, mir zu folgen?" Hermione sandte drohende Blicke an die Slytherins, um diese an jeglichen Kommentaren zu hindern.
„Ich wüsste nicht, was ich mit dir zu bereden hätte. Warum sollte ich dir also folgen?"
„Ganz einfach." Die Gryffindor beugte sich etwas näher zu ihm hinüber. „Wenn du nicht freiwillig mitkommen solltest, wirst du eben hinausgetragen. Aber wenn dir das lieber sein sollte…" Mit einem Wink ihres Zauberstabs hatte sie Draco überzeugt, sowie sämtliche Schüler, die Zeugen des Vorfalles waren und nun in der Lage waren, neue Gerüchte zu verbreiten.
Vor der Tür angekommen konnte sie ihren Ärger nicht länger zurückhalten. „Wieso bei Merlin hast du Ron geschlagen? Was denkst du dir eigentlich dabei?"
Tja, gute Frage.
„Ich kann nicht fassen, dass ihr euch immer noch so kindisch aufführt. Und dann auch noch vor unseren Gästen! Du bist Schulsprecher, zum Donnerwetter noch mal, und benimmst dich wie ein Elefant im Porzellanladen. Was glaubst du, was das jetzt für einen Eindruck gemacht hat?"
„War das alles? Wenn ja, dann kann ich ja jetzt gehen, Mammi."
„Moment noch, ich sagte doch bereits, dass ich mit dir zu reden habe." Daraufhin zog sie ihren etwas überrumpelten Mitbewohner in Richtung Schulsprecherturm.
„Und was ist so wichtig, dass es nicht bis nach dem Essen warten kann?" Ein leicht genervter Draco Malfoy setzte sich kleinlaut auf das Sofa vor dem Kamin, auf welches Hermione deutete.
„Jetzt komm mir nicht so, verstanden? Schließlich hast DU mich gebeten, zu recherchieren, und das hab' ich auch getan. Ich will dir lediglich die Ergebnisse vorlegen", schnappte Hermione, die ebenfalls sehr gereizt war und berichtete dem Slytherin kurz und bündig die wichtigsten Fakten.
Draco allerdings schien nur mäßig interessiert, geschweige denn begeistert. „Mhmm… also Unsterblichkeit. Und man braucht ein neugeborenes Baby? Tja, das dürfte ja ziemlich einfach sein, oder?" Er lachte kurz humorlos auf. „Davon dürfte es schließlich reichlich geben."
„Hörst du mir nicht zu? Ich sagte: ein Baby, das zwei mächtige Blutlinien vereint und nicht mit dem Beschwörer verwandt ist. Und es soll irgendetwas mit Einhörnern zu tun haben, aber ich weiß leider nicht was, da die Seiten fehlen." Hermione seufzte laut und machte sich zum Gehen bereit. „Wenn es dich nicht interessiert, wieso hast du mich überhaupt darum gebeten?" Als ihr Gegenüber nicht antwortete, geschweige denn sie nicht einmal ansah, während sie mit ihm sprach, fuhr sie eingeschnappt fort: „Ich muss mich noch um mein Zaubersprüche-Projekt kümmern." Ohne Draco auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, packte sie ihre Sachen zusammen und begab sich in ihr Zimmer.
Der junge Slytherin brauchte ein wenig Zeit, um zu begreifen, dass Hermione den Raum bereits verlassen hatte. Er musste erst einmal seine Gedanken ordnen. Wieso hatte er Weasley geschlagen? Nun, weil dieser schlecht über Hermione gesprochen hat.
Das erneute Zufallen einer Zimmertür – Hermiones Zimmertür – brachte ihn wieder in die Realität zurück. Warum verließ sie ihr Zimmer wieder? Als er sah, wie Hermione den Gemeinschaftsraum durch das Gemälde verlassen wollte, ertappte er sich bei seiner eigenen Unfähigkeit, in gewissen Situationen den Mund nicht halten zu können. „Ich dachte, du wolltest an deinem Zaubersprüche-Projekt weiterarbeiten?" Falscher Satz, Idiot.
Hermione drehte sich sehr langsam um, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. „Seit wann muss ich vor dir mein Kommen und Gehen rechtfertigen? Das geht dich, so weit ich weiß, rein gar nichts an."
„Musst du schon wieder mit Weasley Händchen halten? Irgendwie lächerlich, ihm hinterherzulaufen, oder?" Draco erhob sich von seinem Platz und wollte an Hermione vorbei ins Bad gehen.
„Was glaubst du eigentlich, wer du bist?" Das war zu viel gewesen. Hermione hielt es nicht mehr aus und machte sich Luft. „Du weißt ganz genau, dass Ron mein bester Freund ist, und nicht mehr. Und wegen DIR belüge ich nicht nur ihn sondern auch die anderen seit mehreren Wochen am laufenden Band, nur damit nicht rauskommt, dass Mister-ich-bin-besser-als-ihr Malfoy mit einem Schlammblut zusammen ist! Weißt du, wie schwer das ist, seine besten Freunde zu belügen?" Hermione wusste selbst nicht, was plötzlich mit ihr los war, als ihr die Tränen in die Augen stiegen. Vielleicht war es einfach der Stress, der durch Dracos verletzenden Kommentar nun endlich ein Ventil gefunden hatte, um sich entladen zu können. Sie hielt es auf jeden Fall nicht länger in seiner Gegenwart aus. „Ich bin auch noch so dumm, zu glauben, dass dir unser Verhältnis irgendetwas bedeutet." Damit wandte sie sich ab und lief fort.
Dracos Herz schmerzte, als er sah, wie frische Tränen über das Gesicht seiner Freundin liefen. Das hatte er nicht gewollt. Überhaupt hatte er gar nichts von alledem gewollt. Verdammt!
Hermione kam nicht weit. Nach nur wenigen Metern hatte Draco sie bereits eingeholt.
„Hermione!" Er fasste sie am Arm. „Warte." Jedoch sträubte sie sich, ihn anzusehen.
„Lass mich los! Ich will nicht mit dir reden." Mit tränenerstickter Stimme versuchte sie von ihm loszukommen.
„Es tut mir leid." Sie hörte ihm nicht einmal zu. Immer noch schluchzend kämpfte sie gegen seinen starken Griff an.
„Hermione", Draco drehte ihr Gesicht zu sich. „Es – tut – mir – leid." Als sicher war, dass sie ihm zuhörte, fuhr er fort. „Ich wollte dir nicht wehtun. Wenn es dir so schwer fällt, hättest du etwas sagen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Weasley und Potter begeistert sind, wenn sie es erfahren, aber wenn du dich dann besser fühlst, erzähl 's ihnen ruhig." Er fühlte sich unbehaglich, bei dem Gedanken an das Unvermeidliche, also umarmte er sie, so dass er sein Gesicht in ihren Haaren vergraben konnte. „Du wolltest von mir wissen, warum ich Weasley geschlagen habe? Nun, er hat jemanden beleidigt, der mir sehr viel bedeutet. Natürlich weiß er nicht – noch nicht –, dass diese Person mir sehr viel bedeutet, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er ziemlich dumm aus der Wäsche gucken wird, wenn er es erfährt. Wir könnten es ihm auch gemeinsam erzählen, dann bist du zumindest nicht alleine in der Höhle des Löwen und ich krieg' sein dummes Gesicht zu sehen. Was hältst du von… jetzt?"
Hermione schaute ihn verdutzt an. Was sollte das werden?
„Komm." Schon verließen sie den Schulsprecherturm in Richtung Große Halle. An der Ecke zum Lehrerzimmer hörten sie plötzlich ihnen wohl-bekannte Stimmen. Draco lief ein Schauder über den Rücken und er wollte schon kehrt machen, als er hörte, wie sein Onkel sagte…
„Michel, alles in Ordnung? Was ist los?"
„Die Zeit ist gekommen. Die dunkle Macht sammelt sich um ihr Werk zu vollenden. An einem Ort, beschützt durch magische Kreaturen, fernab der vermuteten Gefahr, wird Sie fallen und der Hauch des Todes wird Ihn nicht erreichen können, da Evas Spross, in Sünde geboren, niemals das Licht der Welt erblicken darf. Jenes ungeborne Opfer, dessen Kraft aus der unheiligen Verbindung zweier mächtiger Blutlinien entspringt, wird das Schicksal eurer Welt besiegeln und das Leinentuch des Todes wird sich abermals über euer aller Haupt senken."
Der blonde Slytherin starrte wie versteinert auf einen imaginären Fleck. Konnte es möglich sein? Hermione hatte etwas von einem Kind mit zwei mächtigen Blutlinien erzählt und seine Mutter besaß genau dieses. Und wenn es nicht geboren werden sollte, dann…
„Draco", Hermione schien ebenfalls zwei und zwei zusammengezählt zu haben, „deine Mutter ist doch eine geborene Black, oder?"
Mehr brauchte er nicht. Nichts würde ihn jetzt aufhalten. Er musste wissen, ob mit seiner Mutter alles in Ordnung war und als er das Schulgelände verlassen hatte, apparierte er.
Hermione schaute ihrem Freund nur hilflos hinterher. Es war für sie unmöglich gewesen mit ihm mitzuhalten. Die fragenden Blicke der anderen Schüler ignorierte sie vollkommen. Was sollte sie jetzt tun?
„Ähm, Hermione?"
Genau, Harry und Ron.
GEGENWART
„NEIN!"
Draco starrte wie gebannt auf den Brief, von dem er sicher war, dass ihn seine Mutter vor kurzem noch in der Hand gehalten hatte. Was sollte er jetzt tun? Sein Vater war ebenfalls verschwunden. An wen sollte er sich wenden? Wer würde ihm schon glauben, dass irgendein Wahnsinniger seine Mutter opfern wollte, um die Unsterblichkeit zu erlangen? Das hörte sich selbst für ihn schon dermaßen lächerlich an, dass nur ein Schwachkopf oder – Dumbledore! Er musste zu Dumbledore! So sehr er diesen alten Mann auch verachtete (er hatte schließlich schon oft genug bewiesen, welches Haus er favorisierte), er würde eine Lösung finden, schließlich tat er das immer – auch wenn Draco das nur widerwillig zugab – und seine Mutter hatte jetzt allerhöchste Priorität.
Ohne auch nur eine weitere Sekunde darüber nachzudenken, rannte Draco die Stufen, die er eben erst hinauf gekommen war, wieder hinunter bis zum Arbeitszimmer seines Vaters. Dort angekommen sprintete er mit einer handvoll Flohpuder in Richtung Kamin und rief: „Drei Besen!"
Severus Snape ging vor den „Drei Besen" auf und ab. Dies war der vereinbarte Treffpunkt, aber wo blieben seine Kollegen nur? Ungeduldig schaute er immer wieder auf die Uhr, was eigentlich gar nicht seine Art war. Die langen Jahre als Spion hatten ihn schließlich gelehrt, sich in Geduld zu üben und auf den passenden Augenblick zu warten. Doch beschlich ihn bereits seit geraumer Zeit ein ungutes Gefühl der Angst. Nicht wegen der bevorstehenden Auseinandersetzung mit den Todessern – er hatte Derartiges schließlich schon des Öfteren erlebt. Nein, es war wegen Narcissa und dem Baby. Aus ihm noch unerfindlichen Gründen konnte er diesem Gefühl einfach nicht entkommen. Er wollte seine Familie um jeden Preis beschützen, auch wenn er dafür mit seinem Leben bezahlen müsste.
…so muss sich wohl auch Lili Potter in jener Nacht gefühlt haben.
Geistesabwesend wechselte er erneut die Richtung, als durch die Tür der Wirtschaft ein blonder Slytherin-Junge gestürmt kam und Snape sich kurz darauf unsanft auf dem Boden der Tatsachen wieder fand. Draco Malfoy hatte ihn buchstäblich umgerannt.
Draco Malfoy?! „Mister Malfoy, was bei Merlin tun Sie hier?"
Draco schien seinen Professor erst gar nicht zu erkennen, was Severus ein wenig besorgt stimmte. Er sah nichts von dem gewöhnlichen Hochmut und der Wut in den Augen des Jungen, die seit der Aussprache in dem deutschen Café fortlaufend Teil des Schulsprechers gewesen waren. „P…Professor Snape?" Ungläubig schaute Draco seinen Hauslehrer an. Das konnte nicht wahr sein. Warum musste er auch von allen Zauberern auf der Welt ausgerechnet IHN umrennen. Es war dem Slytherin-Jungen sichtlich unwohl bei dem Gedanken, den „Geliebten" seiner Mutter um Hilfe zu bitten.
Severus bemerkte den inneren Tumult des Jungen, der nicht wusste, was er sagen sollte. Er stand vom Boden auf, glättete seine Robe und zog Draco dann auf die Füße, der ihn immer noch unbehaglich anschaute und stellte ihn zur Rede. „Mister Malfoy, es würde mich brennend interessieren, was Sie zu dieser Stunde an solch einem Ort zu schaffen haben, noch dazu außerhalb der Hogsmeade-Wochenenden."
Was jetzt? Hin- und hergerissen entschied sich Draco letztendlich doch für seinen Professor und gegen seinen Stolz. „Professor, es ist so…"
Einem trainierten Auge wäre nicht entgangen, dass Severus sich im Zuge der Erklärung immer mehr verkrampfte. Seine Narcissa war was?! Und urplötzlich wurde er von panischer Angst erfasst, dass seiner Familie etwas Schreckliches zugestoßen sein konnte. Aber, wie gesagt, das wäre wohl nur einem trainierten Auge aufgefallen…
„Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass ich Ihnen dieses Märchen abnehme? 50 Punkte von Slytherin für unerlaubtes Entfernen vom Schulgelände und einer mehr als lächerlichen Ausrede. Gehen Sie sofort zurück zur Schule, Mister Malfoy. Ich habe keine Zeit für derartigen Unfug!"
Severus zog Draco bis zum Rand von Hogsmeade und deutete Richtung Schloss. „Um Ihre Strafarbeit kümmere ich mich, wenn ich wieder zurück bin." Er machte auf seinem Absatz kehrt und eilte, ohne sich auch nur ein weiteres Mal umzusehen, zu den „Drei Besen" zurück.
Bastard! Ich denke, du liebst sie! Draco verstand die Welt nicht mehr. Snape hatte ihm nicht geglaubt!? Was tun? … Hermione.
Hermione saß mit Ron und Harry an einem Tisch und war gerade dabei, ihnen die ganze Geschichte von Draco und ihr zu erzählen. Aus einiger Entfernung wurden sie dabei von Marie beobachtet, die sich bei Hermiones Ankunft vorausschauenderweise zurückgezogen hatte. Mit offenen Mündern lauschten die beiden Gryffindors ihrer Freundin, zu geschockt, um auch nur einen Ton von sich zu geben.
„… und deswegen hab' ich das Buch die ganze Zeit mitgenommen. Versteht ihr jetzt, warum ich euch nichts sagen konnte? Ich wollte das nicht, ehrlich, aber…" Hermione versagte die Stimme. „Es tut mir leid." Sie fühlte sich hundeelend und konnte ihren Freunden nicht in die Augen schauen. Ihrem langen Monolog folgten mehrere Minuten des Schweigens, die aller Wahrscheinlichkeit nach noch länger angehalten hätten, wenn Draco nicht genau diesen Moment für seinen Auftritt gewählt hätte.
Wie vom Donner gerührt blieb er stehen. Nein! Alles was recht war, aber nicht Potter und Weasley! Wenn sie von ihm und Hermione erfuhren – was sie anscheinend bereits getan hatten – ok. Aber die beiden um Hilfe bitten? Ausgerechnet DIE? Niemals!
TBC
AN: Eins möchte ich noch unbedingt festhalten: ich bin nicht schuld für diesen Stuss. Meine Charaktere haben sich irgendwie verselbständigt…Jetzt kommt der Showdown – also schnallt euch besser an
