Nachschub-Kapitel: Die Aussprache

(spielt nach „Der Gargoyle")

Julius I. Malfoy war am Boden zerstört. Er hatte es immer befürchtet, es war unvermeidlich gewesen, aber als es nun doch eingetreten war…

Gleich am nächsten Morgen beim Frühstück fielen ihm die seltsamen Blicke der Hogwartsschüler auf und hier und dort bekam er Wortfetzen der Unterhaltungen mit, als er durch die Große Halle ging. Sein Geheimnis war also gelüftet worden. Nun wussten alle, dass er ein Squib war. Und in Hogwarts schien das ein größeres Thema zu sein als es in Deutschland jemals gewesen wäre. For allem die Slytherins schienen entrüstet zu sein und warfen ihm missbilligende Blicke zu. Draco konnte er nirgends entdecken. Der Junge war nun sicherlich auch in Ungnade gefallen.

Der sonst so fröhliche Muggelkundeprofessor ließ sich auf seinem Platz nieder und erntete ein paar mitfühlende Blicke von McGonagall und Dumbledore. Er wünschte, er könnte mit Michel reden, aber der Marquis war nirgends zu sehen. Die beiden Plätze neben ihm waren ebenfalls unbesetzt. Seufzend nahm er ein Croissant und bestrich es mit Butter. Aber irgendwie hatte er keinen Hunger.

Ein Gespräch mit Remus wäre jetzt genau das Richtige. Der warmherzige Werwolf würde ihn sicher trösten können. Er beschloss, sich auf die Suche nach dem Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu machen. Vielleicht kommt ja noch was Gutes dabei heraus. Sein Lächeln kehrte zurück. Hey, ein Malfoy macht immer das Beste aus seiner Situation!

Und somit vergaß Julius das Croissant und machte sich auf den Weg.

§§§

Remus Lupin erwachte nach einer Vollmondnacht aus einem langen Schlaf. Ein Sonnenstrahl kitzelte ihn in der Nase und obwohl sein ganzer Körper schmerzte, verlangte es ihm nach einem Spaziergang an der frischen Luft. Das würde ihn schneller wieder auf Touren bringen. Bedächtig stieg er aus dem Bett und zog sich an, was jeden Monat ein Akt für sich war. Gesunde Menschen wissen gar nicht, wie gut sie es haben.

Nachdem es der Wehrwolf aber endlich geschafft hatte sich unter Qualen anzukleiden, fühlte er sich jedoch nun wieder dermaßen erschöpft, dass er sich am liebsten hätte wieder hinlegen wollen. Und jetzt fing auch noch sein Magen an zu knurren.

Also erst mal in die Küche.

Das Frühstück hatte er natürlich verpasst. Aber Dumbledore ließ die Hauselfen jedesmal eine große Portion für ihn zubereiten; nach der Verwandlung konnte er immer Berge verschlingen. Bei dem Gedanken an Essen lief ihm schon das Wasser im Mund zusammen.

Er machte gerade die Tür zu seinen Gemächern auf, als Julius Malfoy im Begriff war zu klopfen. Remus' Reflexe waren gerade nicht die besten, so dass er ungewollte Bekanntschaft mit Malfoys Fast machte. TOK. TOK. TOK.

„Oh! Oh, Remus, das tut mir leid. Ich war so im Gedanken." Der Muggelkundeprofessor lief aufgeregt um den Werwolf herum, unschlüssig, irgendetwas zu tun, während Lupin die Hand an die Stirn legte, wo ein dumpfes Pochen angefangen hatte.

Jetzt bekomme ich auch noch Kopfschmerzen.

„Schon gut. Was gibt es, Julius?" fragte Remus und brachte damit sein Gegenüber endlich zum Stillstand. Innerlich suchte er schon nach einer Ausrede, falls der Muggelkundeprofessor auf die Idee kam, ihn auf ein Date (oder als was auch immer er es ausgeben würde) einzuladen. Aber statt des gewohnten Grinsens schaute ihn Malfoy nun verzweifelt an. Er schien sogar kurz davor zu sein in Tränen auszubrechen.

„Oh, es ist so schrecklich. Sie wissen Bescheid, sie wissen jetzt alle Bescheid. Sie wissen alle, dass ich…" Julius brachte es nicht heraus.

…schwul bin? beendete Remus im Gedanken. Er war am vorigen Tag früh in seine Gemächer gegangen und hatte deshalb als einziger noch nichts von den Neuigkeiten mitbekommen. Warum kommt der damit zu mir?!

„Nun, äh, das wird sich sicher wieder legen…" Hilfe, wie komm ich hier jetzt raus!

Ein erneutes Magenknurren rettete den Rumtreiber. „Tut mir leid, Julius, ich war eigentlich gerade auf dem Weg zur Küche. Ich hab einen Bärenhunger, also…" Er wollte sich verabschieden, aber Julius sah ihn mit großen Augen an. Remus seufzte resignierend.

Das werde ich sicher bereuen. Verdammtes Mitgefühl!

„…reden wir doch auf dem Weg."

Das brachte Malfoys breites Grinsen zurück. „Das trifft sich gut, ich hab auch noch nichts gegessen. Danke, Remus."

Hah, ich wusste, das würde funktionieren!

„Warum nimmt dich das eigentlich so mit? Ich dachte irgendwie, es wäre dir egal, ob andere davon wissen." So wie du rangehst! Obwohl der Werwolf währenddessen seinen zweiten Teller herunterschlang, konnte man ihn noch gut verstehen.

Die zwei Professoren saßen in einer Ecke der Küche, Remus hatte drei Teller und einen Nachtisch vor sich stehen, Julius saß ihm gegenüber und beobachtete fasziniert das Schauspiel. Wo bleibt das alles?! So eine gute Verdauung möchte ich auch.

Er selbst mümmelte an seinen zwei Toasts. (Schließlich muss er auf seine schlanke Linie achten, ne)

„Naja, ich kann mittlerweile damit leben, ich wurde schon seit meiner Kindheit damit geärgert, aber es ist ein Unterschied, ob es schon alle wissen, oder erst erfahren. Außerdem scheint das in England noch ein größeres Problem zu sein. Armer Draco, sie werden sich jetzt sicher auch auf ihn stürzen." Remus verschluckte sich an seinem Fleischkloß. Das sagt der so einfach?! Weiß der eigentlich wovon der da redet? (Ich Kathi, weiß es nicht…Vielleicht könntest du präzisieren, was daran so schlimm bzw. ungewöhnlich ist, als das man sich aufgrund der Info verschlucken müsste.)

Der Squib fuhr einfach fort. „Gut, dass er nicht mehr im Slytherin-Kerker schläft. Dieser von Hohenzoller scheint es auf ihn abgesehen zu haben. Er verbreitet überall Gerüchte über ihn…Remus?! Geht es dir nicht gut?" Er beugte sich über den Tisch und klopfte den geplagten Werwolf auf den Rücken. Der Rumtreiber brauchte einige Zeit, um wieder Luft zu schnappen und die Visionen loszuwerden. So etwas würden sie doch nicht machen, oder?!? (Klar doch. Er was doch auch auf Hogwarts und müsste wissen wie fies die Slytherins sind, oder ist Remus weltfremd?)

Julius Malfoy sah seinen Gesprächspartner besorgt an, bis er sich wieder erholt zu haben schien.

„Sag mal, Remus, wie war das denn, als es bei dir rausgekommen ist?"

Der Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste sah ihn fragend an. „Wie bitte?" Dann sank die Frage ein. Entrüstet stand er auf. „WAAS?! Es ist nie ‚rausgekommen'! Ich bin nicht schwul!"

„Schwul?" Nun war es an Julius, überrascht zu sein. „Wer redet denn davon? Ich meinte doch das mit dem Werwolf!"

Remus war jetzt total verwirrt. War ihm irgendetwas entgangen? „Moment, wir reden doch davon, dass jetzt alle wissen, dass du auf Männer stehst, oder nicht?!"

„Nein! Wir reden darüber, das alle jetzt wissen, dass ich ein Sqib bin!"

„Du bist ein Squib?!?"

Julius warf die Hände in die Luft. „Argh! Ich kann diese Frage nicht mehr hören! Ich dachte, alle Lehrer wüssten das!" Remus sank wieder auf seinen Platz zurück. Er begutachtete den Muggelkundeprofessor noch einmal genau, dann konnte er ein lautes Lachen nicht mehr verkneifen. „Ein…ein Squib…bei den Malfoys…hahaha!" Julius sah in böse an. Dadurch stach die Ähnlichkeit mit Lucius nur noch mehr heraus.

„Tut mir leid, aber diese Situation…", brachte der Rumtreiber zwischen Lachkrämpfen heraus. „Ich hab nichts gegen Squibs. Ich kenne sogar ein paar echt nette. Aber dein Bruder war sicher nicht sehr begeistert." Ein Grinsen breitete sich auf Julius' Gesicht aus.

„Das kann man wohl sagen. Als ich ihn aus dem Gefängnis geholt habe, hat er mich zuerst für einen Boggart gehalten."

Daraufhin konnten sich beide nicht mehr halten vor lachen.

§§§

Severus Snape war auf dem Weg in die Küche. Er hatte das Frühstück verpasst und entgegen aller Meinungen brauchte auch der Zaubertränkemeister Nahrung. Von weitem schon erkannte er das schallende Lachen zweier bekannter Personen.

Ich wusste, eines Tages würden sie den Verstand verlieren.

Leider hatte er nur eine kleine Pause, bevor sein nächster Unterricht begann. Keine Zeit zu warten, bis die zwei wieder verschwunden waren. Als er die Küche erreichte, hatten sich der Werwolf und der Squib gerade weitestgehend erholt.

„Und du bist wirklich nicht schwul?" fragte Malfoy ein letztes Mal.

„Hahaha. Nein, tut mir leid. Aber, woher weißt du eigentlich, dass Snapenicht schwul ist?"

Julius grinste hämisch und bedeutete Remus, näher zu kommen, damit er es ihm zuflüstern konnte.

„Er hat ein (Das mit dem heimlich versteht sich wohl von selbst) Verhältnis mit meiner hübschen Schwägerin Narcissa."

Severus Snape und Narcissa Malfoy?!

Zufrieden sah Julius, wie sich Remus Augen sich vor Überraschung weiteten.

„Aber sag' Severus nicht, dass du es von mir hast, ok?"

„Äh, ich glaube, das brauche ich gar nicht…", sagte Remus mit trockener Kehle und deutete auf die Gestalt, die unbemerkt näher getreten war und nun einen bedrohlichen Schatten über dem Muggelkundeprofessor warf. Eine dunkle Stimme ließ beide zusammenzucken.

„Kannst du mir verraten, welche Bedeutung das Wort „(Na toll…Nehmen wir doch das Wort Affäre, was meinst du Anne?) Verhältnis" für dich hat, wenn du es jedem Erstbesten verrätst, Malfoy! Und dann auch noch Lupin! Von allen Leuten, ausgerechnet IHN!!"

Remus schaute nervös zur Tür. Das schaffe ich niemals! Ein Versuch war es trotzdem wert.

„Keinen Schritt weiter, Lupin!" Soviel dazu. Der Werwolf wandte sich Snape zu. Wie bin ich hier wieder reingerutscht?

„Hör mal, Severus, es tut mir leid, dass ich davon erfahren habe, aber ich habe nicht vor, dir daraus einen Strick zu drehen! Ich schwöre, dass ich es keinem erzähle…" Der Ex-Todesser schien nicht berührt zu sein. Remus hätte sich die Haare raufen können.

„Ach verdammt, ich weiß auch nicht, warum du uns nicht Obliviaten solltest!" Julius sah den Werwolf an, als hätte er vollkommen den Verstand verloren.

„Aber ich sehe dich als Freund an, also vertraue ich dir." Remus Lupin ließ die Schultern sacken und begab sich in sein Schicksal.

Severus schaute den Werwolf durchdringend an, dann entspannte er sich etwas. „Das will ich hoffen, Lupin! Sonst könnte es passieren, dass ich aus Versehen deinen Trank, sagen wir, etwas modifiziere."

Der Zaubertränkemeister wandte sich zum Gehen. „Und Malfoy, solltest du jemals wieder irgendjemandem davon erzählen…Es gibt schlimmere Dinge als den Tod."

Snape verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen und Remus konnte sein Glück kaum fassen, dass er mit heiler Haut davongekommen war.

Dann schaute ein blonder Kopf zur Küche herein. „Oh, hab ich was verpasst?" Der Marquis wurde mit einem einheitlichen „Frag besser nicht." begrüßt.

AN: So das war's. Frohe Weihnachten euch allen!