Kapitel 2 – Unerfreuliche Nachrichten

Eine Woche war vergangen, seit Harry und seine Freunde sich Arius von Grossek, Voldemorts Erben, gestellt hatten. Eine Woche, seit der verhängnisvollen Nacht auf der Einhornlichtung. Hermione Granger schaute nur widerwillig auf den Schauplatz des Geschehens, dessen Ereignisse nun wie eine klaffende Wunde in ihrem Gedächtnis verwachsen zu sein schienen. Zu viel Schmerz brachten die Erinnerungen an jene Nacht: Maries leblose Hülle, die da gelegen hatte, als würde sie schlafen; Rons blinde Wut, die ihn zu einer folgeschweren Tat getrieben hatte; und Dracos leerer Blick, der ununterbrochen auf den leblosen Körper seines Vaters fixiert gewesen war und der ihr beinahe das Herz gebrochen hatte…

Es war Hermione schwer gefallen, so schnell an diesen Ort des Grauens und der Tragödie zurückzukehren, aber dennoch waren ihr Schmerz und ihre Trauer nichts im Vergleich zu dem, was Draco beim Anblick eben jenes Ortes fühlen musste, an dem sein Vater, Lucius Malfoy, sich geopfert hatte, um seine Frau und deren ungeborenes Kind zu retten.

Wie es sich anfühlte einen geliebten Menschen zu verlieren wusste Hermione nicht. Wie sollte sie auch? Nicht ihr Vater war gestorben… und es waren auch nicht ihre große Liebe und ihr Bruder gewesen, welche in jeder Nacht ihr Leben hatten lassen müssen.

Wie kam sie nun also bloß auf die Idee, jemanden trösten zu wollen – zu können-, wenn sie diese Art der Trauer nicht einmal im Ansatz nachempfinden konnte? Mit glasigen Augen schaute sie zu Draco hinüber, der immer noch wie in Trance über die Lichtung zu blicken schien, und ergriff dann trostspendend seine Hand.

Draco zuckte überrascht zusammen und schaute dann, als er sich umdrehte, direkt in die reh-braunen Augen Hermiones.

„Bist du ok?"

Hermione war jedoch unfähig zu antworten, da sie befürchtete, dass ihre Stimme versagen könnte. Also schüttelte sie nur mit dem Kopf, während sie unentwegt gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte und in jenem Moment konnte auch Draco nicht anders als Hermione einmal mehr innerlich ins Herz zu schließen, als er die große Anteilnahme in ihr erkannte, die er nicht vermochte, offen zu zeigen.

„Ich glaube, du bist das Beste, was mir jemals passiert ist", erklärte er flüsternd, zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Einige Minuten standen sie einfach so da, so als sei alles Andere bedeutungslos, da sie ja einander hatten…

Dann, noch immer mit leichten Tränen in den Augen, schaute sie zu Draco hoch.

„Schaffst du es alleine? Oder soll ich mitkommen?" Hatte er das wirklich gesagt? Aber beim Anblick ihrer Augen, die sich bei diesen Worten aufzuhellen schienen, hätte er wohl alles getan.

Hermione lächelte und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Das wäre sehr schön".

§§§

St. Mungos wirkte zwar, anders als die meisten Krankenhäuser, weder kalt noch ausladend, aber dennoch stieg einem der penetrante Geruch von Krankheit gekoppelt mit Medikamenten und Desinfektionsmitteln bereits im Eingangsportal auffallend deutlich in die Nase. Hermione erschauderte bei dem Gedanken an all die unheilbaren Krankheiten, die hinter den Türen der einzelnen Zimmer verborgen waren, und suchte deshalb die Nähe ihres Begleiters.

Sie mussten in den fünften Stock, um zu Ron zu gelangen, in die Abteilung für… (fill in the blank).

Etwas unsicher stand sie nun vor Rons Zimmertür und überlegte kurz, ob es nicht doch besser sei, wieder zu gehen. Aber Dracos Arm, den er ihr ermutigend um ihre Schultern gelegt hatte, zerstreute ihre Zweifel rasch und sie klopfte zaghaft an, wohl wissend, dass dies lediglich eine Geste der Höflichkeit war, denn antworten würde ihr, wie bereits bei den letzten Malen, niemand. Umso erstaunlicher war es, als sie ein leises „ja bitte" vernahm, bevor sie die Tür öffnete.

Harry Potter saß auf einem der Gästestühle neben Rons Bett und schaute die beiden Besucher mit müden, und von dunklen Ringen gezeichneten Augen an. Bei dem Anblick seiner besten Freundin zeichnete sich jedoch ein Lächeln auf seinem Gesicht ab, so dass seine Erschöpfung zu verfliegen schien. Ron, der neben ihm in seinem Bett lag, starrte nur regungslos aus dem Fenster und schien sowohl Harrys Gegenwart als auch die Ankunft neuer Besucher gar nicht zu registrieren. Und wäre da nicht das leichte auf und ab der Bettdecke gewesen, hätte man ihn für tot halten können.

„Oh, Harry." Hermione warf sich ihrem besten Freund in die Arme und drückte ihn, als würde es kein morgen geben. Sie hatte ihn das letzte Mal vor drei Tagen auf der Beerdigung von Lucius Malfoy gesehen – er hatte zu Hermione nicht nein sagen können – und sie war überglücklich, ihn nun gesund und mehr oder weniger munter wieder zu sehen.

„Hallo, Hermione." Erst nachdem er Hermione wieder losgelassen hatte, bemerkte Harry die Anwesenheit einer weiteren Person. „Malfoy."

„Potter", begrüßte Draco ihn ebenso knapp. Sie hatten es – ebenso wie Snape und Lupin – auf eine zivilisiertere Ebene geschafft, so wohl aufgrund der Ereignisse der Einhornlichtung, als auch wegen Dracos Beziehung zu Hermione.

„Wie geht es ihm?" fragte Hermione.

Harry schüttelte nur den Kopf und schaute ebenso besorgt wie Hermione auf den früher so gute Laune ausstrahlenden Rotschopf. Rons Zustand hatte anscheinend keinerlei Verbesserung erfahren, denn nachdem McGonagall und Pomfrey ihn versorgt hatten und Maries Leiche fort gebracht worden war, hatte Ron nicht ein einziges Wort mehr von sich gegeben…

„Mister Weasley?" Ron blickte wie versteinert auf den Körper seiner Freundin und schien die Worte seiner Hauslehrerin gar nicht wahrzunehmen. Unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, reagierte er auf keine der Fragen, die ihm gestellt wurden.

Was war passiert? Alles schien so unwirklich und verwirrend. Wo war er überhaupt?

„Wir bringen Sie jetzt auf die Krankenstation. Können Sie aufstehen?" Ron kannte diese Stimme, aber konnte ihr keine spezielle Person zuordnen. Er merkte lediglich, wie er auf seine Füße gezogen wurde und ihn jemand langsam wegbrachte. Aber wohin? Was hatte die Stimme gesagt?

Wie von Geisterhand bewegten sich seine Beine, als er bedächtig in Richtung Hogwarts gezogen wurde.

„NEIN!"

Ein paar Meter neben ihm hörte Ron plötzlich ein lautes Schluchzen. Mom?

„Shh, alles wird wieder gut, Molly."

War das sein Vater? Aber was taten die beiden hier? Rons Augen fokussierten sich langsam wieder auf seine Umgebung und er begann nach und nach die Dinge um sich herum wahrzunehmen.

Da stand sein Vater. Er starrte geschockt auf die Trage, die einige Auroren gerade vorbeitrugen, und streichelte seiner Frau beruhigend über das Haar, während sie in seinen Armen schluchzte.

„Mein Baby. Mein armes Baby", jammerte Mrs. Weasley immer wieder.

Ron suchte sich von den Armen zu befreien, die ihn von seinen Eltern fern hielten. Er wollte wissen, was los war, wollte zu ihnen und ihnen, wenn nötig, beistehen.

„Sie sollten jetzt besser nicht dort hingehen, Mister Weasley", erklang erneut die Stimme neben ihm. Endlich konnte er der Stimme und somit auch den Armen, die ihn festhielten, ein Gesicht zuordnen: Madame Pomfrey.

Aber wieso sollte er nicht zu seinen Eltern gehen? Wer war das auf der Trage? Und warum durfte er diesen Toten nicht sehen?

„Mein Baby" hörte er erneut und die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag.

Percy! Es war sein Bruder der dort leblos auf der Trage lag. Sein großer Bruder, der sich von Grossek angeschlossen und Marie getötet hatte. Sein Bruder, den er…

„Was hab ich getan?" Rons Gesicht verlor jegliche Farbe. Leichenblass starrte er auf die Trage und dann auf seine Eltern. „Was habe ich getan…" stammelte er immer wieder, als ihn Madame Pomfrey und Harry langsam zum Krankenflügel brachten…

§§§

Draco Malfoy hatte nicht das geringste Interesse, sich in die Unterhaltung der beiden Gryffindors, von denen einer bis vor kurzem noch sein schlimmster Rivale gewesen war, einzumischen, und schaute sich daher ein wenig gelangweilt im Krankenzimmer seines „anderen Rivalen" um. Sein Blick fiel unweigerlich auf die nicht zu übersehenden Besserungsgeschenke (kleiner Kleptomane) und Blumensträuße, die überall im Zimmer verteilt standen. Anscheinend hatte der junge Weasley immer noch eine Menge Freunde, trotz der Tatsache, dass er seinen eigenen Bruder mit einem Unverzeihlichen Fluch umgebracht hatte. Das Zaubereiministerium hatte zwar versucht, ihn nach Azkaban zu verfrachten, aber aufgrund der Minderjährigkeit, des geistigen Zustandes – den man als Strafe genug ansah – und des Einspruches vieler, teils sehr einflussreicher, Freunde, war es ihnen schlussendlich doch nicht gelungen. Dumbledore höchstpersönlich hatte sich für den jungen Weasley ausgesprochen, so dass dieser wegen der besseren medizinischen Versorgung seit einer Woche sein Dasein in St. Mungos fristete.

Draco stieß auf viele bekannte Namen, als er seinen Blick über die Kärtchen wandern ließ: Dumbledore, den Weasleys, Lupin, McGonagall, Finnigan, Longbottom, Lovegood, Patil und natürlich Potter und Hermione. Sogar ein paar Namen aus dem Ministerium waren darunter. Irgendwie verständlich, wenn man bedachte, dass Mr. Weasley für das Ministerium arbeitete und sich darunter sicherlich einige Freunde befanden. Ein Name viel dem jungen Slytherin besonders ins Auge: von Waldersee. War das nicht Maries Familienname? Verwundert griff er nach der Grußkarte.

Lieber Ron,

ich hoffe, dass es dir bald wieder besser geht. Komm uns doch einmal besuchen. Meine Eltern würden sich freuen, dich kennenzulernen.

Alles Gute,

Sophie

Sogar ihre kleine Schwester hatte ihn besucht? Draco schaute zu Hermione und Harry hinüber, die sich bereit machten, zu gehen, und blickte dann finster zu Ron.

Du weißt gar nicht, wie gut du es hast, Weasley.

„Draco, wir müssen gehen. Die Besuchszeit ist um."

„Geht ruhig schon vor. Ich komme gleich nach." Leicht irritiert musterte Hermione ihren Freund und verließ schließlich mit Harry das Zimmer, als Draco keine Anstalten machte, sein „Nachkommmen" zu erklären.

Unterdessen richtete der junge Slytherin seine Aufmerksamkeit ein weiters Mal auf den Patienten vor ihm.

„Weißt du, Weasley, es ist ziemlich egoistisch einfach davonzulaufen anstatt sich der Realität zu stellen. Kannst du es wirklich verantworten, deinen Freunden und deiner Familie so viel Kummer zu bereiten, indem du sie einfach nicht mehr wahrnimmst?" Draco blickte abfällig auf den Gryffindor-Rotschopf, bevor er sich in Richtung Tür aufmachte.

„Um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber gewesen, wenn du gestorben wärst, anstatt hier den Kranken zu mimen. Dann könnte Hermione wenigstens damit abschließen, dass du nie wieder mit ihr sprechen würdest, und würde dich nicht immer wieder hoffnungsvoll besuchen kommen, nur um dann enttäuscht und trauriger als vorher wieder zu gehen."

Keinerlei Reaktion.

„Feigling."

AN: Ok, es ist… keine Ahnung. Tiefste Nacht. gähn (Ich muss morgen doch so früh aufstehen) Und dabei hab ich so einen Stuss geschrieben. Ist bestimmt schrecklich schnulzig geworden (und natürlich schlecht geschrieben, wenn man bedenkt, dass das seit langem mein erstes Chapter ist…) und wahrscheinlich total unpassend. Tja, ich hätte nicht „Der Patriot" nebenher laufen lassen sollen…

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