Hallöchen,

hier kommt nun endlich das 2. Kapitel, noch rechtzeitig bevor ich für ein paar Wochen verschwinde. :D
Allerdings ist das noch nicht das letzte, sondern ich habe beschlossen, noch einen Epilog zu schreiben.
Kommentare sind übrigens sehr willkommen.

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Disclaimer: Die Personen, wie Orte und Bezeichnungen sind von J.K.Rowling, die deswegen Millionärin ist. Ich dagegen verdiene damit keinen müden Cent und mache das nur zum Spaß. Einzig die Namen Olive (Mutter von Sirius und Regulus), Chepheus (Gatte von Olive und Familienoberhaupt) und Orion (bereits verstorbener Gatte Elladoras) sind von cennet übernommen.

Work In Progress

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2. Kapitel: Größere und kleinere Explosionen

Als sich der Tag seinem Ende zuneigte, flatterte ein großer Waldkauz in das Black'sche Haus. Er trug ein schweres Bündel und wartete geduldig, bis man es ihm abnahm. Dann allerdings stürzte er sich, ohne die Leckerbissen, die man ihm anbot, anzunehmen, wieder hinaus in das immer noch währende Unwetter. Das Bündel wurde vorsichtig und behutsam in den Salon gebracht und dort umsichtig auf ein Kissen inmitten des Halbkreises aus mehreren Sesseln gelegt. Eine unheimliche, beinahe dominierende Aura ging von ihm aus und soweit ich das beurteilen kann, sah meine verbliebene Familie etwas skeptisch aus, als sie nach einander den Raum betraten und sich setzten. Und dann begann der Anfang meines Endes in der Dynastie der ehrenhaften Reinblüter.

Mit einem leisen Zischeln fing die Verpackung des mysteriösen Päckchens Feuer und schälte sich von seinem Inhalt. (Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass ich dafür nichts konnte. Die magische Gesellschaft hatte es gerne etwas dramatisch und der Hüter der Testamente im Ministerium war wohl überzeugt, dass ein bühnenreifer Auftritt gewährleistete, jedes noch so öde Testament spannend zu gestalten.) Als die Flammen nach einigen Sekunden in sich zusammengefallen waren, konnte man eine Kugel erkennen, in welcher eine silbrige Substanz Schlieren zog. Sie floss an der Innenseite der Kugel auf und nieder, wirbelte umher oder lag kurze Zeit ganz still. Alle Augen waren neugierig darauf gerichtet, und trotzdem nicht auf das vorbereitet, was im nächsten Augenblick geschah. Eine kleine Detonation, zusammen mit einem lauten Knall, zerfetzte die Kugel und setzte die silbrige Substanz frei. Sie floss zuerst zu Boden, wie Wasser, nahm dann aber menschliche Formen an und stieg wieder nach oben. Es war sehr erstaunlich, denn innerhalb weniger Atemzüge wurde daraus mein Ebenbild, von Kopf bis hin zu meinem kleinen Zeh. Es war ein Abbild jenes Erscheinungsbildes, das ich vor ein paar Wochen im Ministerium bot, in jenem kleinen Raum, als ich meine letzten Wünsche bestimmte.

Ein erstauntes Keuchen entrag einer anwesenden Kehle, verstummte aber sofort unter Olives missbilligendem Blick. Narzissa hatte entdeckt, dass ich stand, nicht saß, wie sonst immer...
Meine leblose Erscheinung setzte zu sprechen an. Sie hielt sich nicht lange mit den üblichen Floskeln auf, sondern wandte sich den Einzelnen zu. Ich hatte damals beschlossen, jedem ein paar Worte zu widmen. Ihm Dinge zu sagen, von denen ich dachte, er würde sie brauchen, verzeihen oder für immer im Gedächtnis behalten. Dinge, dich ich mir endlich von der Seele reden wollte. Dinge, die mir mein ganzes Leben lang auf der Zunge lagen, jedoch nie den Weg nach draußen fanden. Ungesagte Dinge, die immer zwischen uns gestanden hatten. Dinge, die niemals vergessen werden sollten. Sie sollten bestärken oder abbringen, liebkosen oder verletzten. Das hoffte ich zumindest zu erreichen, allerdings ist es manchmal schwierig, die richtigen Worte zum richtigen Anlass zu finden.

„Geliebte Verwandten, ihr wisst, dass es nun soweit ist und ich euch meinen Erben nennen werde, doch zuvor will ich euch noch ein paar letzte Worte sagen." (Der leicht ironische Unterton entging Olive leider.) Meine glänzendes Gesicht wandte sich als erstes der blonden Narzissa zu.
"Mein anmutiger Engel. So zart und zerbrechlich. Pass auf dich auf, Zissa. Ich weiß, es mag schwierig für dich sein, doch gib nie auf. Bleib dir selbst treu und werde nicht so wie die anderen. Es mag Leute geben, die streben nach Geld und Macht, nach Rache und Sieg, doch werde nicht wie sie. Vergiss nicht, dass du im Stande dazu bist, dir deine eigene Meinung zu bilden. Dein Urteil sollte immer dein eigenes sein, und niemals das eines anderen. Verlerne nicht, hinter die Fassaden zu sehen, der Schein trügt oft. Zu oft, meine ich. Zissa, gehe deinen Weg und bleibe stark. Wenn du es willst, schaffst du es." Narzissa sah mich an, die Augen unbewegt, das Gesicht eher regungslos. Ich hoffte, sie würde sich meinen Rat zu Herzen nehmen. In ihrem Augenwinkel glänzte ein leichter Tränenschimmer.

„Regulus, ich habe lange überlegt, was ich dir noch mitgeben will und ehrlich gesagt fiel mir auf Anhieb nichts ein. Schließlich kam ich zu der Überzeugung, dass es das Beste sein würde, dich deine Sache machen zu lassen. Nur eines – Überlege dir bitte genau, für was und für wen du handelst. Manch ein Entschluss ist nicht rückgängig zu machen. Und wir wissen ja alle, dass du manchmal etwas voreilig bist. Deshalb würde ich es begrüßen, wenn du zukünftig, deine Entscheidungen überdenkst bevor du sie in die Tat umsetzt."
Eine leichte Röte überzog Regulus Wangen. Er war im letzten Sommer aus lauter Übermut (vielleicht auch, weil eine gewisse schwarzhaarige Cousine ihn dazu angestiftet hatte) in die verbotene Bibliothek seiner Tante eingebrochen. Es hatte ihm einige väterliche, wenn auch mehr mütterliche Tadel eingebracht und den Rest der Ferien Hausarrest. Bellatrix hatte er übrigens nicht mit einem Wort erwähnt.

Während Bellatrix ein leichtes Lächeln nur mit Mühe unterdrücken konnte, wandte die Gestalt ihren Kopf auf der Suche nach einer bestimmten Person. Da sie diese nicht erspüren konnte, meinte sie: „Wie ich sehe, ist Sirius noch immer verbannt." Wie gut, dass ich auch für diesen Fall vorgesorgt hatte. „Dann muss ich leider darauf bestehen, dass ihn demnächst einer von euch," mein Abbild blickte durchdringend in die Runde, „aufsucht, und ihm dies hier gibt." Mit langen, schillernden Fingern zog es einen Brief aus schwerem Pergament aus der Tasche des Jacketts, der mit einem dicken Klecks roten Siegelwachs versehen war. Nach einigen Sekunden schockschwerer Stille empörte sich Olive: „Das ist doch nicht dein Ernst?" Doch mein zweites Selbst hatte nicht die Absicht, ihrer wütenden Miene Linderung zu verschaffen und schwieg.

In den darauf folgenden Minuten spielte die silberweiße Materie weiterhin den Überbringer meiner Ermahnungen, Ermutigungen und Anweisungen. Es sei gesagt, dass es jeder über sich ergehen lassen musste. Weder Chepheus, den man nur selten zu Gesicht bekam (erstaunlicherweise zu diesem Zeitpunkt allerdings anwesend war), noch unser aller Liebling Bellatrix blieben verschont.
Eine weiterer Schwachpunkt der Black'schen Sippe ist, dass sie keine Kritik vertragen können. Uns wird schon im Kindesalter vorgebetet, dass Reinheit des Blutes wichtiger ist als alles andere. Wichtiger als Geld, wichtiger als Macht, wichtiger als Liebe.
Toujours Pur eben.
Wenn reines Blut in deinen Venen fließt stellt sich all das von selbst ein. Geld und Macht sind natürliche Begleiter der Blutreinheit; und Liebe... Mein Gott, was hat Liebe schon für eine Bedeutung. In Kreisen des inoffiziellen Adels der magischen Gesellschaft hat Liebe weder Einfluss, noch Ansehen. Sie hat beinahe den Ruf einer lästiger Marotte des menschlichen Gehirns, die es gilt aus der Welt zu schaffen.

Daher wurden meine Bemängelungen, die verschiedenen Ausläufer der Charaktere meiner Verwandten sowie deren vergangene und zukünftige Handlungen betreffend, sehr steif aufgenommen. Sie alle waren, teilweise mehr, teilweise weniger, gekränkt und in ihrer Ehre verletzt. Wie beabsichtigt. So merkt man sich doch Angriffe auf seine Stolz länger als Schmeichelein.

Für jeden anderen wäre es unterhaltsam gewesen, zuzusehen wie sie nacheinander von mir zur Brust genommen wurden. Mit anmaßendem Gesichtsausdruck suchten sie ihren verletzten Stolz und ihre Wut über die Kränkung aus nächster Mitte zu überspielen. Ich allerdings war zu sehr einer von ihnen. Auch ich hatte die bei Reinblütern so verbreitete, beinahe schon alltägliche Herrschsucht und Arroganz in mir getragen, ob ich wollte oder nicht. So hätte ich wohl ebenso reagiert, wenn mir jemand, dem ich vertraute, die Schwächen meines Charakters und die Fehler meines Handelns vorgelegt hätte.

Ein lautes Luftholen war im Raum zu vernehmen. Der Bote öffnete zum letzten Mal den Mund. „ Nun ist es soweit. Es ist an der Zeit, dass ich euch meinen Erben preisgebe. Zuvor möchte ich noch sagen, dass dieser Entschluss schon seit langem feststeht und nicht auf gewissen Ereignissen beruht..." Die Stille schien einen Moment beinahe greifbar, bis die Stimme wieder sprach.
„Hiermit vererbe ich fünfzehn Prozent meines finanziellen Vermögens an Miss Bellatrix Nymphadora Black. Zudem hat sie die alleinige Verfügung über meine Dokumente und Schriftstücke wie auch mein restliches Hab und Gut.

Die Versammlung blieb ruhig. Es würde sich sicherlich alles aufklären. Das war ein Missverständnis... ganz gewiss. Und wenn nicht... nein, das würde nicht passieren!
Ich war schon sehr stolz auf meine Tat, als ich sie beging, doch die schadenfrohen Momente, wie sie meiner Seele nun bereitetet wurden, waren unübertrefflich.
Mit angespannt wirkenden Mienen warteten sie darauf, was zum Teufel mit den übrigen fünfundsiebzig Prozent meines Geldes passieren würde. Bestimmt würde ich es einfach der Familie zur Verfügung stellen. Zweifellos, ganz zweifellos.

Die Sekunden verstrichen und der Bote regte sich nicht. Doch dann, langsam, sehr langsam, verblasste seine silbrige Substanz. Es war, als würden kleine silberne Sandkörnchen durch die Gegend gewirbelt. Die Gestalt löste sich mehr und mehr auf. „NEIN! Nein, verflucht, hier geblieben! Was passiert mit dem Rest? WAS PASSIERT MIT DEM REST!" Olive keifte hysterisch den blassen Schemen an, doch es kümmerte ihn offensichtlich wenig. Seine Aufgabe war erfüllt und er würde nun zurück ins Zaubereiministerium kehren, um neue Anweisungen zu erhalten.

Als Olive erkannte, dass ihre vehementen Worte nichts ausrichteten, blieb ihr zuerst einmal der Mund offen stehen. Ein seltener Anblick. Nicht, dass ihr Mund offen war, sondern dass nichts herauskam. Ihre Augen schweiften durch den Raum und fanden, was sie suchten. Mit einem Schritt stürzte sie vor und griff nach der Pergamentrolle für Sirius, die auf einem Tisch an der Wand lag. Sie löste das scharlachrote Siegel und las mit zunehmend schneller gehendem Atem das Geschriebene. Mit einem Aufschrei ließ sie das Pergament fallen. Es segelte langsam zu Boden und sie hatte schon beinahe den halben Raum durchquert bevor es das Holz berührte.

„Olive, was ist denn los?", rief Elladora hinter ihr her und hob das Pergamentstück auf. Ihre Augen flogen die Zeilen ab und ihre Gesichtszüge verhärteten sich. Sie ließ die Hand sinken und eilte zu Olive, die nun am vorderen Ende des Salons stand. Dort hing ein mit schimmerndem Goldfaden bestickter Wandteppich. Der Stammbaum unserer altehrwürdigen Familie. Es war zu allzu klar, was nun geschehen würde. Sie pustete meinen goldenen Namenszug mit einem einzigen Schlenker ihres Zauberstabs fort, gefolgt von einem schwarzen Lichtblitz. Zurück blieb ein kleines, verkohltes Brandloch. Es ist erstaunlich, welch kleine Schäden manchmal Großes darstellen. So ist ein verkokeltes Brandloch in einem uralten Gobelin also gleichbedeutend mit dem Verstoß aus der ehrwürdigen Gesellschaft. Was müsste dann erst ein eingeäscherter Wohnzimmerläufer für symbolische Bedeutung haben?

Elladora legte ihrer Schwägerin behutsam eine Hand auf die Schulter, während diese sich die Schläfen massierte. „Mutter?" Narzissa's Stimme klang unsicher. „Was... was ist geschehen?", fragte sie, die Augen auf das kleine, dunkle Loch im Teppich gerichtet. Keine von beiden antwortete.
Inzwischen war auch Bellatrix von ihrem Sessel aufgestanden und zu der Pergamentrolle am Boden getreten. „Er... er hat ihm den Rest vermacht!", meinte sie und die Farbe schoss ihr aus dem Gesicht. „Nicht zu fassen." Narzissa starrte sie entgeistert an.
„Das ist ja der Gipfel der dreisten Impertinenz!", fuhr Regulus auf.
„Mein Sohn", meinte Chepheus, „da hast du vollkommen Recht. So etwas können wir in unserem Haus nicht tolerieren. Du hast gut daran getan, ihn zu verstoßen, Olive, Darling!"
Seine Gattin funkelte ihn wütend an, so als ob er hier überhaupt nichts zu sagen hätte, und verließ das Zimmer.

Chepheus hüstelte verlegen und meinte schließlich: „So, ich denke damit wäre alles geklärt. Ich schlage vor, wir gehen nun alle wieder unseren üblichen Tätigkeiten nach."
Elladora nickte zustimmend und trat vor Bellatrix durch die Tür. Dabei rutschte ihr ein Taschentuch aus ihrer Umhangtasche und sie stopfte es ungeduldig wieder zurück. Ihre Hand glitt wieder aus der Tasche und zog dabei aus Versehen ein Pergamentstück mit sich. Leise segelte es zu Boden, bevor ein paar blasser Hände es aufhoben...