Kapitel 8
Haudegen
mit Waffenschein
Brass und Sara gingen ins Brass' Büro. Sara gab Brass die restlichen Daten, die er für die Fahndung brauchte, und während Brass alles veranlasste, eilte Sara in den Umkleideraum, um ihre Tasche zu holen. Greg sah sie vom Gang aus und folgte ihr.
„Du gehst schon?", fragte er.
Sie nahm ihre Tasche aus dem Schließfach und drehte sich zu ihm um. Greg musterte sie.
„Du hast geweint", stellte er fest und trat näher an sie heran. Sara setzte ein gespieltes Grinsen auf und machte eine wegwischende Handbewegung.
„Halb so schlimm."
„Du warst schon überzeugender. Kann ich was für dich tun?"
Greg setzte seinen Hundeblick auf und Sara schmunzelte. Sie ließ sich auf die Bank fallen und klopfte neben sich auf das Holz. Sofort saß Greg neben ihr.
„Ich fahre jetzt mit Brass zu mir nach Hause und hole ein paar Sachen. Ich werde ein paar Tage bei ihm bleiben. Aus Sicherheitsgründen. Das Päckchen, das du mir vorhin gebracht hast, ist von einem alten Bekannten, der mir vor Jahren schon mal nachgestellt hat. Im Karton war mein Schal, du weißt schon, den ich vermisst habe …"
Greg fasste Sara am Arm.
„Dann war dieser Typ am Tatort? Hat er was mit dem Mord an den Hendersons zu tun?"
Sara nickte.
„Das ist zumindest möglich. Die Sachen liegen bei Grissom zur Analyse. Und Brass meinte, dass es besser ist, wenn ich erstmal woanders schlafe."
Greg fasste sich ans Herz und rief mit gespielter Verletzung:
„Und dann willst du nicht bei mir wohnen? Ich hätte dich sogar in meinem Bett schlafen lassen!"
Er legte seinen Arm um sie und zuckte bedeutungsvoll mit seinen Augenbrauen. Sara schlug ihm spielerisch an die Brust.
„DAS kann ich mir vorstellen, Sanders."
„Und wir hätten ein paar nette Dinge ausprobieren können. Ich hab Massageöl, Handschellen, flüssiges Latex …"
„Uah, Greg, ich will's gar nicht näher wissen!"
Greg seufzte theatralisch und sank vor Sara auf die Knie.
„Dann beantworte meinem armen, gekränkten Herzen wenigstens die Frage: Was hat Brass, was ich nicht habe?"
In Saras Kopf überschlugen sich zu ihrer eigenen Überraschung die Antworten. Aber … Stopp, da war etwas Unverfängliches:
„Er hat Praxis im Schießen."
„Aha. Du stehst also auf bewaffnete Männer."
„Wenn ich vom einem Stalker belästigt werde, finde ich das durchaus beruhigend."
Greg schüttelte den Kopf und seufzte noch theatralischer.
„Frauen sind doch alle gleich. Behaupten, dass sie auf sensible Männer stehen – und kaum wird es ernst, werfen sie sich dem erstbesten Haudegen mit Waffenschein an den Hals."
Sara schlug wieder nach ihm, diesmal einen Tick fester.
„Greg! Brass ist kein Haudegen und garantiert nicht unsensibel."
„Ha! Du gibst es also zu!"
Sara schaute verwirrt in Gregs triumphierendes Grinsen.
„Was gebe ich zu?"
„Dass du dich ihm an den Hals wirfst."
„Ah! Du treibst mich in den Wahnsinn! Geh lieber zu Grissom, er braucht dich für die Untersuchung des Päckchens."
Sara nahm ihre Tasche, stand auf und verwuschelte Greg im Vorbeigehen die Haare.
„Meine Frisur!", jaulte Greg und holte sie vor der Tür ein. „Aber ein Nein war das nicht …"
In diesem Moment trat Brass ein. Sara errötete. Hatte er schon länger dort gestanden?
Der Captain nahm Sara die Tasche ab und hielt ihr die Tür auf.
„Die Fahndung ist raus und ich hab ein aktuelles Bild von Sam Jackson ausgedruckt."
Er nickte zu seiner Jacketttasche und Sara zog beim Hinausgehen das Papier heraus. Auf dem Gang faltete sie das Foto auseinander und starrte auf Sams Gesicht. Ihre Hände zitterten. Brass legte seinen freien Arm um ihre Taille.
„Bist du okay?"
Sara nickte, faltete das Foto wieder zusammen und drückte es Greg in die Hand, der auf Brass' Arm starrte. Brass ließ Sara wieder los und wandte sich zum Gehen.
„Dann lass uns aufbrechen. Sag Greg „Auf Wiedersehen"."
Ein Funkeln huschte über Gregs Augen und Sara unterdrückte ein Grinsen, als sie sich ebenfalls umwandte und über ihre Schulter rief:
„Auf Wiedersehen, Greg!"
TBC
