Kapitel 17
Warten

Grissom kehrte mit zwei Kaffeebechern in den Wartebereich zurück, steuerte auf Sara zu und reichte ihr einen der Becher. Sie nahm ihn still entgegen. Grissom setzte sich neben sie.

„Ich hab gerade mit Detectiv Vartan telefoniert. Jackson hat nicht überlebt."

Sara nickte, trank einen Schluck und starrte auf ihre Füße. Sie hatte Sam umgebracht, sie hatte einen Menschen getötet! Und vielleicht starb wegen ihr auch noch der Mann, den sie liebte! Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie atmete tief ein und aus.

„Ich hab solche Angst um Jim, Grissom! Da war so viel Blut, und sie operieren ihn seit über einer Stunde. Und alles ist meine Schuld …"

Grissom berührte leicht ihre Schulter.

„Jim wird durchkommen. Er ist ein Kämpfer. Und das alles ist NICHT deine Schuld, Sara."

Sara seufzte, trank einen weiteren Schluck und stellte die Tasse unter ihren Sitz.

Stimmen kamen näher. Grissom und Sara blickten auf und sahen Catherine, Nick, Warrick und Greg auf sich zukommen. Greg eilte an den anderen vorbei, setzte sich neben Sara und umarmte sie.

Sara vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Die anderen CSI konnten ihr Schluchzen hören und sahen sich schweigend an. Nach ein paar Minuten richtete Sara sich auf und wischte ihr Gesicht trocken.

„Entschuldigung. Irgendwie war alles zu viel … "

Greg zog sie wieder an sich.

„Das ist okay, Sara, wir sind jetzt bei dir", flüsterte er und wiegte sie leicht hin und her.

Sara schloss die Augen, sank mit ihrem Kopf von Gregs Brust auf seinen Schoß und ließ sich in ihre Erschöpfung fallen. Sie spürte, wie jemand ihre Füße auf die Bank legte und eine Decke über sie breitete.

Kurze Zeit später war sie eingeschlafen. Sie hörte nicht, wie einer der Ärzte bei ihnen erschien und mit Grissom sprach und sah auch nicht das erleichterte Lächeln, das sich auf den Gesichtern der CSI ausbreitete.

„Sollen wir sie nicht wecken?", fragte Nick.

Doch Grissom schüttelte den Kopf.

„Wir lassen sie schlafen, bis Jim aufgewacht ist. Sie braucht jetzt dringend Erholung."

Die CSI betrachteten Saras angespannte Gesichtszüge. Greg strich ihr durchs Haar, und augenblicklich wurde ihr Ausdruck weicher.

„Jim", murmelte sie und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.

„Da ist jemand schwer verliebt", flüsterte Catherine und knuffte Grissom in die Seite. „Jim wird ihr gut tun."

Grissom löste seinen Blick von Sara und nickte. Dann sagte er zu Catherine, Nick und Warrick:

„Fahrt ihr ruhig nach Hause, Greg und ich bleiben bei ihr."

Vier Stunden später weckte Greg Sara mit einem sanften Schütteln auf. Sara rieb sich die Augen und schaute sich um. Mit einem Ruck saß sie aufrecht.

„Wie geht es Jim?", fragte sie.

Grissom hockte sich vor sie.

„Er hat die OP gut überstanden und ist wach. Der Arzt sagt, wir dürfen zu ihm."

Sara atmete auf und folgte zusammen mit Grissom und Greg einer Krankenschwester zum Raum, in dem Brass lag. Als sich die Tür öffnete, schlug Brass die Augen auf. Grissom und Greg bleiben an der Tür stehen und ließen Sara alleine hineingehen. Sie sahen, wie Sara sich über Brass beugte und ihn küsste.

„Rückzug", sagte Greg und zog Grissom mit sich auf den Flur.

„Wie geht's dir?", wisperte Sara, zog einen Stuhl ganz eng ans Bett, setzte sich und streichelte Brass' Hand.

Er lächelte.

„Wird schon. Hauptsache, dir ist nichts passiert."

Sara nahm seine Hand und küsste sie.

„Danke, dass du mich gerettet hast", flüsterte sie.

„Du hast MICH gerettet", antwortete er.

Sara schloss für einen kurzen Moment die Augen. Brass sah sie besorgt an.

„Was ist los?"

„Sam ist tot. Mein Schuss hat ihn umgebracht. Ich fühl mich so …"

Er klopfte neben sich aufs Bett. Vorsichtig legte sich Sara neben ihn und kuschelte sich an ihn. Sie schloss die Augen und murmelte:

„Ich hatte solche Angst um dich."

Er küsste sie auf die Stirn und schloss ebenfalls die Augen. Beide glitten in den Schlaf hinüber.

TBC