Da es nur eine Antwort ist, kann sie ruhig an den Anfang:

Danke, kasha, für das liebe Review, ich hoffe, du hast nicht zu sehr gegrübelt… Dieses Kapitel ist hoffentlich aufschlussreicher ;). Fühl dich ganz dolle geknuffelt und viel Spaß beim Lesen…

Kapitel 4: Engel zu Staub

Fast zufrieden lag er neben seinem Geliebten, fuhr ihm sanft durch die blonden Haare. Seine Augen funkelten und er lächelte den Anderen liebevoll an, bevor er sich zu ihm beugte, um seine Lippen sachte einzufangen.

„Denk nicht über das, was geschehen ist, nach, alles wird sich in die richtigen Bahnen lenken", flüsterte er ihm zu und strich zärtlich über den schlanken Rücken. „Wir haben nur so wenig Zeit für einander, und ich will deine Bedenken zerstreuen."

Der Blonde seufzte tief und blickte seinem Gegenüber tief in die Augen.

"Das wird dir schwer fallen, glaub mir. Doch du bist der Einzige, der dies vermag!", erwiderte er leise. In seinen Augen war zwar das Glück zu erkennen, hier bei seinem Geliebten zu liegen, doch es wurde überschattet von Sorge.

Mit leuchtenden Augen schob er seinem Geliebten eine helle Strähne aus der Stirn.

„Ich sagte doch, denk nicht darüber nach. Wenn wir nicht wollen, wird es nie jemand erfahren. Davon bin ich überzeugt, und dennoch werden wir einen Weg aus dieser Lage hinaus finden, es wird schon den Richtigen treffen", flüsterte er und küsste erneut den Anderen.

Diesmal konnten ihn seine grüblerischen Gedanken nicht mehr länger von seinem Geliebten abhalten, und sehnsuchtsvoll erwiderte er den Kuss. Spielerisch fuhr seine Hand durch die langen Haare seines Gegenübers, die Andere streichelte über dessen Rücken.

"Du hast Recht, wir sollten die wenigen Stunden, die wir zusammen haben, besser nutzen als mit Grübeleien!", murmelte er dem Anderen ins Ohr und suchte dann erneut nach dessen Lippen, um sie mit einem sinnlichen Kuss zu verschließen.

Wenige Stunden später, als die Welt begann, wieder Farbe anzunehmen, löste er sich endlich von seinem Geliebten, strich ihm zärtlich durch die blonden Haare.

„Du weißt, wie sehr ich dich liebe, und wie gerne ich dich noch länger an meiner Seite wüsste, doch solltest du besser gehen", sprach er wehmütig und hauchte noch einen Kuss auf die Nasenspitze des Anderen.

Dieser seufzte leise, doch erhob er sich aus den weichen Kissen.

"Ich möchte nicht gehen!", erwiderte er ruhig. "Aber ich weiß, dass das irrelevant ist...Es wird wirklich Zeit!" Er seufzte noch einmal, dann begann er, sich wieder anzuziehen. Mit einem wehmütigen letzten Kuss verabschiedete er sich von seinem Geliebten, dann verließ er ungesehen den Raum und eilte durch die noch leeren Gänge zu seinem eigenen Zimmer.

Lange blickte er auf die Tür, durch die der, der ihm so viel bedeutete gegangen war, verbannte die Sehnsucht nach ihm, aber auch die Sorge darüber, was passieren würde, wenn die Wahrheit bekannt wäre. Wie sollte er ihn nur schützen? Doch wie konnte er auch verhindern, dass ein Unschuldiger bestraft wurde. Erst als die Sonne ihre ersten Strahlen über den Horizont schickte, erhob er sich.

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Edlothion blickte seinen Bruder für einen Moment fragend an, als dieser jedoch keine Anstalten machte, ihm sein Verhalten zu erklären, ging er kurzerhand an ihm vorbei ins Zimmer. Doch das, was er sah, ließ ihn erstarren, und seine Augen weiteten sich erschrocken. Unwillkürlich stieß er einen kurzen, gellenden Schrei aus, den er mit einer Hand entsetzt zu unterdrücken versuchte. Fassungslos ruhten seine Augen auf dem Bild, das sich ihm bot, und auch wenn es ihn vor Grauen schüttelte, so konnte er den Blick doch nicht abwenden.

Auf dem Bett lag der Mann aus dem Dorf, doch er würde ihnen wohl nie wieder etwas über das Massaker erzählen können. Der Mörder hatte erneut zugeschlagen und nun das letzte Opfer und den einzigen Zeugen beseitigt. Und das Schlimmste war, dass damit die Bestätigung vorlag, dass es einer der Elben war, die derzeit in Bruchtal verweilten.

Obwohl Erestor ihn anscheinend zurück halten wollte, trat er einen weiteren Schritt nach vorn, um die Leiche genauer zu betrachten. Die Augen des Menschen waren weit aufgerissen, Panik sprach aus ihnen. Auch wenn der Mann wahrscheinlich im Schlaf überrascht worden war, so hatte er dennoch genug Zeit gehabt, seinem Mörder entgegen zu blicken.

Ein gerader, doch nicht tiefer Schnitt zog sich quer durch das Gesicht des Toten, das bereits getrocknete Blut war über Wangen und Hals verschmiert, selbst die Haare wiesen rote Stellen auf. Auch um das Bett herum waren blutige Spritzer verteilt, ganz offensichtlich hatte das Opfer sich im Todeskampf verzweifelt hin und her geworfen. Seinen Hals zierte eine längliche, blaue Druckstelle, die erklärte, weshalb der Mann nicht geschrieen hatte. Die steifen Hände krümmten sich vor Pein zusammen und bedeckten zum Teil die vielen Stichwunden in seinem Bauch, der Brust und vereinzelt an Armen und Beinen. Der Mörder musste wie im Wahn auf ihn eingestochen haben. Der Geruch von Blut, Exkrementen und Angst lag in der Luft, und Edlothion spürte, wie er zu würgen begann.

Das Bild des Mordes tauchte vor Edlothions Augen auf, zu deutlich konnte man die grauenvolle Szene nachempfinden. Er sah, wie der Mann sich zu wehren versuchte, seine Hände schützend vor das Gesicht hielt und die Augen panisch aufriss, als er spürte, dass es ihm nicht möglich war zu atmen, geschweige denn um Hilfe zu rufen. Das Blut schoss aus den vielen, klaffenden Wunden und färbte das Bett innerhalb weniger Sekunden dunkelrot. In Todesangst bäumte sich das Opfer auf, versuchte sich zur Seite zu werfen, doch er war wehrlos gegen seinen stärkeren Gegner. Stumm, voll tiefer Verzweiflung und Angst flehten die Augen des Mannes um Hilfe, die er nie bekam....

Edlothion wurde schwindelig. Wer war zu solch einer Gräueltat fähig, wer konnte einem Wehrlosen so zusetzen? Die Antwort lag ihm klar vor Augen, eindeutiger konnte es nicht sein, doch sein Bewusstsein weigerte sich, die Ungeheuerlichkeit zu begreifen. Es konnte einfach nicht die Wahrheit sein!

Er konnte nicht mehr anders: angewidert wandte er sich ab und übergab sich geräuschvoll.

„Komm, Loth", beruhigte Erestor seinen Bruder, nahm ihn sanft am Arm und führte ihn wieder aus dem Raum hinaus. Auch wenn ihn der Anblick geschockt hatte, so hatte er doch schon Schlimmeres gesehen und wusste, den Schock zu verdrängen. Jetzt musste gehandelt werden. Glorfindel würde für ihn da sein, wenn die Ereignisse ihn einholten.

Besorgt hielt er seinen zitternden Bruder im Arm und wartete auf seinen Herrn.

Elrond beeilte sich, der Wache zu folgen, die ihn gerufen hatte. Der Elb hatte ihm noch nicht gesagt, was geschehen war, nur dass Erestor äußerst dringend nach ihm schicken ließ. Und der Herr von Bruchtal wusste, wenn bei Erestor etwas äußerst dringend war, dann verlor man besser keine Zeit. Endlich erreichten sie den Gästeflügel, und Elronds runzelte nachdenklich die Stirn. Hoffentlich war nichts mit dem neuen Gast geschehen, der Mensch hatte schon genug gelitten. Am Ende des Ganges standen Erestor und Edlothion, der Ältere hielt den Jüngeren beruhigend im Arm. Elronds Sorgen verstärkten sich, als er bemerkte, dass sie vor der Zimmertür des neuen Gastes standen.

"Was ist geschehen?", fragte er Erestor ohne Umschweife, sobald er die Brüder erreichte.

„Der Mann hatte wohl doch Recht damit, dass es ein Elb war, der sein Dorf vernichtet hatte", antwortete Erestor kühl und nickte in Richtung offene Tür. „So wie es aussieht, müssen wir aber leider auf unseren Zeugen verzichten." Seine Stimmte hatte einen kühlen Unterton angenommen, und er wusste, Elrond würde erkennen, wie aufgewühlt er war. Noch war sich der Berater nicht sicher, wie es weitergehen würde, doch begann er bereits darüber zu grübeln, was mit Legolas geschehen würde.

Ohne auf Erestors Antwort einzugehen eilte Elrond mit schnellen Schritten an seinem Berater vorbei in das Gästezimmer. Ungläubig betrachtete er das Bild, das sich ihm bot für wenige Sekunden, schloss dann kurz die Augen und atmete einmal tief durch. Er verdrängte die Gedanken darum auf ähnliche Art und Weise wie Erestor, ließ keine Gefühle zu, bis er allein wäre und die Zeit hatte, sich mit ihnen auseinander zu setzen.

"Versucht, es möglichst geheim zu halten. Es erschüttert mich, dass selbst Imladris kein sicherer Ort mehr zu sein scheint, doch es sollte nicht gleich jeder erfahren, ich möchte keine Panik hervorrufen." Seine nächsten Worte fielen ihm deutlich schwerer, und in seinen Augen stand der Schmerz, sie aussprechen zu müssen. "Lasst nach Legolas schicken, man soll ihn in Gewahrsam nehmen, bis wir dies hier geklärt haben." Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, er durfte sich jetzt keinerlei Gefühle erlauben.

Ein unglückliches Lächeln kräuselte Erestors Lippen, als er die Worte Elronds vernahm.

„Ich habe dies bereits veranlasst", erwiderte er schwach. „Zudem schlage ich vor, in das Dorf zu reiten, und es uns näher zu betrachten. Legolas sollte uns selbstverständlich begleiten."

Elrond konnte dem nur zustimmen.

"Das sollten wir direkt heute tun. Vermutlich werden wir auch die Hochzeit verschieben müssen, denn ich werde ein solches Fest nicht veranstalten, solange Bruchtal nicht sicher ist. Doch diese Überlegungen sind vermutlich etwas übereilt." Er verließ das Zimmer und sah Erestor an. "Wann könntet ihr reiten?", fragte er mit tonloser Stimme.

Dieser trat zu seinem Herrn und legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter.

„Sofort, wenn du es wünschst. Wir werden diese Taten aufklären, verlass dich darauf." In Erestors Augen glomm der Wille, seine Worte wahr zu machen, nicht zu ruhen, ehe seine Heimat und die Heimat der Elben, die ihm am nähesten standen, wieder sicher war, und dieser seltsame Vorfall geklärt wäre.

Elrond nickte, wenn auch nur wenig überzeugt.

"Ich danke dir. Bitte zwei der Wächter, uns zu begleiten, und lasse auch ein Pferd für Legolas satteln. Wir reiten in einer halben Stunde!", erwiderte er knapp, dann drehte er sich um und verließ den Ort des Mordes. Er brauchte ein wenig Zeit, sich zu fassen und jegliche Gefühle und sentimentalen Gedanken zu verdrängen. Ihm graute davor, Legolas gegenüber treten zu müssen, nachdem er ihn schon zum Täter erklärt hatte, obwohl er sich sicher war, dass sein Freund unschuldig war. Noch am Abend zuvor hatte er ihm geschworen, von seiner Unschuld überzeugt zu sein, und alles zu tun, um ihm zur Seite zu stehen, und am liebsten würde er dies auch wirklich tun. Doch er hatte keine Wahl, solange alles darauf hindeutete, dass Legolas wirklich der Schuldige war, musste er das Naheliegendste tun, das, was ganz Bruchtal von ihm erwarten würde. In solchen Augenblicken war es ihm verhasst, ein Fürst zu sein.

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Nicht viel Später saßen sie zu fünft auf ihren Pferden und galoppierten in die Richtung, in der das Dorf sein sollte. Elrond hoffte, dass Edlothions Beschreibung ausreichen würde, um die kleine Siedlung zu finden.

Nur einen kurzen Blick warf er zu Legolas, welcher zusammengesunken in seinem Sattel saß, auf jeder Seite flankiert von einer Wache. Er konnte dem Sohn Thranduils nicht in die Augen sehen, konnte den Vorwurf des Verrates nicht ertragen.

Nicht ein einziges Mal blickte Legolas auf, während die Gruppe im stetigen Galopp Imladris verließ und in Richtung des Dorfes ritt. Er saß still auf seinem schwarzen Hengst, als ob ihn jegliche Kraft verlassen hätte. Wo in seinen Augen sonst ein beinahe übermütiges Funkeln gestanden hatte, waren nun Schmerz und Unverständnis zu erkennen, doch gleichzeitig wirkten sie seltsam gebrochen. Mehrmals öffnete sich sein Mund, als ob er etwas sagen wollte, doch kein Wort kam über seine Lippen.

Immer schwerer wurde das Herz des Elbenherren, je näher sie der Sieldung kamen – schon wollte er sich an Legolas wenden, als er voller Entsetzen das Pferd zügelte. Er wollte nicht glauben, was er sah. Viel Grauen hatte er gesehen in seinem Leben, aber dieses Blutbad. Überall lagen die verstümmelten Leichen der Menschen, Fliegenschwärme und anderes Getier wuselte zwischen den Körpern hindurch. Der süßliche Gestank von Verwesung war kaum auszuhalten. Mit einem leisen Zischen glitt er von seinem Ross, eilte zwischen die Häuser und begann, nach Überlebenden zu suchen. Doch schnell wurde ihm klar, es hatte niemand dieses Massaker überlebt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Erestor durch die Toten schritt, sich immer wieder bückte. Aber seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den jungen Elbenprinzen. Stumm formten seine Lippen Worte – eine Frage

„Was jetzt…?"

Legolas starrte ungläubig auf die Szenerie, die sich ihnen bot. Unfähig, den Blick abzuwenden oder sich zu regen, wanderten seine Augen über das Bild des Grauens, bis er mit einem Mal anfing zu würgen. Er schaffte es, sich nicht zu übergeben, doch sein Gesicht war bleich geworden. Ein leichtes Zittern bemächtigte sich seines Körpers, als er den Blick hob und in Elronds Augen blickte.

"Ich war es nicht...", flüsterte er tonlos, als ob er wüsste, dass seine Worte niemanden überzeugen würden. Oder als ob er sich selbst davon überzeugen wollte.

Schon wollte Elrond etwas erwidern, als Erestor ihm etwas zurief, während er eiligen Schrittes auf eines der weniger hinunter gebrannten Häuser zueilte und dabei wahrhaftig über Leichen ging. Immer wieder verwunderte es den Herrn Bruchtals, wie kalt Erestor sein konnte, wie wenig es ihn zu berühren schien.

Schnell folgte er seinem Berater, betrat hinter ihm die kleine Hütte. Erst verstand er nicht, warum Erestor sich auf den Boden kniete, erst als dieser eine Falltür öffnete, vernahm auch er es: trockenes Schluchzen – ein Kind hatte überlebt.

„Du bist der Heiler, geh zu ihr", forderte sein Freund ihn auf, und langsam ließ Elrond sich in das dunkle Loch gleiten, suchte die Dunkelheit nach der kleinen Gestalt ab. Ein kleines Mädchen kauerte an der hinteren Wand, sah ihn aus großen Augen an.

„Alles ist gut", sprach er klar, aber beruhigend auf Westron, streckte die Arme nach dem Kind aus. Lange sah es ihn nur an, schien mit sich zu ringen, doch dann siegte die Einsamkeit, der Wunsch nach einer tröstenden Umarmung.

„Manchmal hat es Vorteile, ein Elb zu sein", lachte Erestor leise, als Elrond das Kind hoch reichte, ihm selbst schnell folgend. Kaum war er oben angekommen, klammerte es sich wieder an ihn. Seufzend hielt er sie so, dass sie nichts sehen konnte, nicht die toten Körper ihrer Eltern, Freunde, Bekannten sah. Es reichte, so etwas zu hören.

Legolas' Augen weiteten sich, als er das Mädchen auf Elronds Armen sah.

"Bei Eru..." Ungewollt verließen die Worte seine Lippen, bevor er nachdenken konnte. Er schien weder glauben zu können, noch zu wollen, dass dies alles geschehen war, und erst recht nicht, dass er es gewesen sein sollte, der die Schuld trug. Verzweiflung spiegelte sich auf seinem Gesicht wider, als er vor Entsetzen die Augen schloss. Wie hatte er nur innerhalb weniger Stunden in so eine Lage kommen können?

Das kleine Kind näher an sich gedrückt eilte Elrond zu den Pferden, führte sein Ross wenige Schritte weg, ehe er das Mädchen hinaufsetzte, sie lächelnd anblickte.

„Jetzt wird alles wieder besser werden. Niemand wird dir mehr Schaden zufügen", versprach er der Kleinen, Legolas und alle anderen Anwesenden völlig ignorierend. „Sag, wie heißt du?"

Doch das Menschenkind antwortete nicht, schüttelte nur den Kopf und klammerte sich wieder an ihn. Tief seufzend hielt er es fest, fuhr beruhigend über den schmalen Rücken, ehe er selbst aufsattelte.

„Sie wird die einzige Überlebende sein. Habt ihr noch etwas gefunden?" Seine Wachen reagierten sofort und trugen etwas nach vorne, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Legolas, schaut, was Lindorion gefunden hat. Ich werde zurück reiten, mich um das Kind kümmern. Erestor, du übernimmst für mich alles Weitere."

Schnell hatte er seinen Rotfuchs gewendet und ritt zurück, noch immer das kleine Mädchen in seinen Armen. Jetzt konnte er keine Gefühle zulassen, erst später würde er dem Entsetzen Zutritt gewähren.

Beim Klang seines Namens zuckte Legolas zusammen. Mit einem stummen Vorwurf in den Augen sah er Elrond an, doch die Verletztheit darin konnte er nicht verbergen. Wieso tat er ihm das an?

Langsam stieg der blonde Elb von seinem Pferd und ging auf Lindorion zu. Er sah ihn nicht an, wollte nicht sehen, was dieser in den Armen trug. Mit einem Male fiel ihm das Schlucken schwer, und die Beine drohten unter ihm nachzugeben, doch er ging weiter, seine Schwäche unterdrückend. Er wünschte sich, wie Erestor zu sein, das Grauen nicht an sich heran zu lassen, um klar denken zu können. Doch er war nicht wie Erestor, und von dem Blutgeruch begannen ihm beinahe die Sinne zu schwinden.

Schweigend beobachtete Erestor, wie Legolas unmerklich zitternd auf den jungen Wachmann zuschritt. Er wusste nicht, wie der Prinz reagieren würde, doch hoffte er, Legolas würde es ertragen können, würde verkraften, was es bedeutete. Tief in seinem Inneren wollte Erestor dem Jüngeren helfen, doch wusste er, dass die Dinge nicht gut für ihn aussahen. Was konnte er tun? Er musste den Anweisungen Elronds folgen. Noch einmal schweifte Erestors Blick kurz über das Dorf, nichts wünschte er sich in diesem Moment sehnlicher, als die Erinnerungen an noch viel mehr Leid verbannen zu können, und so erstarrte er innerlich wieder zu Stein.

„Legolas, seht es Euch an, danach werden wir zurück reiten, während die beiden Wachen beginnen, die Toten zu verbrennen." Seine Stimme klang kühl, fast so etwas wie Verachtung schwang darin mit.

Legolas schluckte schwer, doch er zeigte ansonsten keine Reaktion auf Erestors Worte, nicht einmal auf den Ton, in dem sie ausgesprochen wurden. Erst als er direkt vor Lindorion stand, hob er die Augen, um sich anzusehen, was dieser ihm zeigte. Im selben Moment fiel sein Blick auf ein ihm wohlbekanntes Zeichen. Erschrocken, beinahe panisch, keuchte er auf und wich zurück.

"Nein! Das kann nicht sein!", stieß er entsetzt hervor, und sein Blick wanderte wild von Einem zum Anderen.

"Erestor, Ihr müsst mir glauben...Ihr glaubt doch nicht, dass ich es war. Bei Eru, nein, ich bin unschuldig!" Wieder und wieder schüttelte er heftig den Kopf, bis ihn einer der Wachen mit finsterem Blick am Arm fasste. Beinahe augenblicklich fiel all seine Willenskraft von ihm ab, und er sank in sich zusammen, die Augen fassungslos geweitet.

"Ich war es nicht!", flüsterte er kaum hörbar. Dann brach er zusammen.