Vielen Dank, Kasha, für das liebe Review. Wegen dir posten wir hier überhaupt noch ;). In dem Kapitel wird aufgeklärt werden, was Legolas gezeigt wurde. Und ich bin immer noch neugierig auf deine Theorien. Fühl dich ganz lieb geknuddelt.
Kapitel 5: Böses Erwachen
Lange betrachtete Elrond das schlafen Gesichtchen an seiner Schulter. Das Mädchen hatte ihn nicht loslassen wollen und war schließlich eingeschlafen, nachdem sie etwas Anständiges zu essen bekommen hatte. Noch immer weigerte sie sich zu sprechen und der Herr Bruchtals vermutete, sie würde es nie wieder tun.
Langsam schritt er durch die Gärten, auf der Suche nach Thranduil.
Dieser stand an einem Rosenbeet und betrachtete das Spiel der Farben in dem sonnenbeschienen Garten. Nervös blickte er dem Fürst von Bruchtal entgegen und nur wenig Überraschung spiegelte sich in seinen Augen wieder, als er das Kind entdeckte. Zu groß war die Sorge um seinen Sohn, dass man ihn des Massakers beschuldigte. Man hatte ihm gesagt, dass Legolas mit Elrond und Erestor zu eben jenem Dorf geritten waren. Doch er wusste nicht, was dort geschehen war und was mit Legolas passierte.
Der Anblick des unruhigen Thranduils ließ Elrond innerlich aufseufzen. Wie sollte er es ihm nur beibringen?
„Thranduil, mein Freund. Ich suchte dich schon, denn die Lage sieht nicht gut aus", begann er, nur um wieder innezuhalten.
"Was gibt es, das du mir mitteilen kannst, Elrond", erwiderte der Elbenkönig mit erstaunlicher gefasster Stimme, obwohl man ihm deutlich die Furcht und Unruhe ansah. Er glaubte nicht, dass sein Sohn der Schuldige war, doch bisher schien alles darauf hinzudeuten. Er hoffte aus ganzem Herzen, dass sich der Verdacht bald als falsch herausstellen und der wahre Schuldige gefunden würde.
„Sie ist die einzige Überlebende. Ich werde sie unter strengste Bewachung stellen – niemand soll ihr ein Haar krümmen." Die grauen Augen des Elbenfürsten waren dunkel. In ihnen war klar zu erkennen, wie sehr er es hasste die nächsten Worte sprechen zu müssen, etwas in Gang setzen zu müssen, was zu verhindern gewesen wäre.
„Wir fanden im Dorf ein Schwert mit eurem königlichen Wappen. Legolas wird vor Gericht gestellt werden."
Thranduil blinzelte ungläubig. "Das ist nur ein Scherz, nicht wahr, Elrond? Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass mein Sohn der Mörder ist" Er schüttelte den Kopf, als wolle er es einfach nicht wahrhaben.
"Das ist doch unmöglich! Wieso sollte einer meines Volkes zu solch einer Tat fähig sein...wieso sollte ein Elb aus dem Düsterwald so etwas überhaupt tun" Er wandte sich ab und senkte die Stimme.
"Wieso sollte er es tun"
Sein Blick glitt in die Ferne, beobachtete, wie die Reiter langsam zurückkehrten; erkannte, dass Legolas ohnmächtig geworden war. Elrond hoffte, Thranduil würde es nicht bemerken.
„Ob er es war, wird sich zeigen. Erestor wird die Anklage übernehmen, und es ist an uns beiden und Celeborn, über ihn zu richten. Denn ein solches Verbrechen ist… unfassbar. Lange überlegte ich, wen ich an seine Seite stellen solle. Galadriel wird die beste Wahl sein, denn sie kann in sein Herz sehen." Innerlich wand er sich bei diesen Worten, denn er wusste, was ihre Gabe ans Licht bringen konnte.
Thranduil schwieg lange Zeit und blickte zu Boden. Endlich sah er auf und seufzte tief, Trauer lag in den grünen Augen.
"Dann soll also wirklich er schuldig sein. Ich kann und werde es nicht glauben! Doch kann ich nichts dagegen tun. Wann wird der Prozess beginnen"
Sein Blick schweifte ab und er entdeckte die Reiter, die den Hang hinab ins Tal ritten. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Dann weiteten sich seine Augen erschrocken und er vergaß seine vorherige Frage.
"Was ist mit Legolas geschehen"
„Bleibt hier", wies Elrond seinen Freund an und sah weiter zu den Reitern. Es tat ihm weh zu sehen, wie Erestor die bewusstlose Gestalt vom Pferd hob und in das Haus brachte. „Ich werde gleich zu ihm gehen. Der Schock und die innere Belastung dürften zu groß gewesen sein. Aber wenn ich ehrlich bin, ich glaube an seine Unschuld, doch wird das nicht entscheidend sein. Es kommt ganz darauf an, wie sich die Situation am Ende darstellt – was wir herausfinden können." Innerlich zerrissen ihn diese Worte, doch musste er es sagen, während er sich langsam in Bewegung setzte, zurück, um nach dem jungen Waldelben zu sehen.
"Warte", erklang Thranduils belegte Stimme. Mit einigen Schritten war er neben Elrond und nahm ihm vorsichtig beim Arm.
"Bitte...darf ich zu ihm"
Resigniert schloss Elrond die Augen, er konnte es Thranduil schlecht verweigern.
„Geht, aber regt ihn nicht auf, ich komme nach, sobald ich das Kind zu Arwen gebracht habe." Mit diesen Worten wandte er sich ab und eilte zurück zu dem Flügel, in dem seine Familie wohnte.
Ohne an zu klopfen betrat er die Zimmer seiner Tochter.
„Arwen, ich brauche deine Hilfe."
X.X.X.X.X
Thranduil zögerte keine Sekunde. Mit raschen Schritten machte er sich auf den Weg zu dem Zimmer seines Sohnes. Für einen Moment war er versucht, einfach die Tür aufzureißen, doch dann entsann er sich Elronds Ermahnung und klopfte an.
Gerade hatte Erestor den noch halb bewusstlosen Elben auf sein Bett gelegt, als es klopfte. Ohne Eile schritt er zur Tür und öffnete dem Waldelbenkönig.
„Kommt herein, noch ist er nicht wirklich bei Bewusstsein. Es hat ihm sehr zugesetzt Euer Wappen zu sehen."
Thranduil schluckte schwer und trat an Erestor vorbei ins Zimmer.
"Nun das kann ich mir vorstellen.", erwiderte er leise. Langsam durchquerte er den Raum und setzte sich auf die Kante des Bettes, auf dem Legolas lag. Sanft strich er seinem Sohn mit einer Hand über die Stirn, während er auf ihn hinabblickte. Es schmerzte ihn, sein Kind so zu sehen und zu wissen, wie schlecht er sich fühlen musste. Er wollte seinem Sohn helfen, ihm die Last und die Sorgen nehmen, doch es war ihm unmöglich. Kaum merklich stahl sich eine Träne aus seinem Augenwinkel und bahnte sich ihren Weg, Thranduils Wange hinab. Es war ihm gleich, ob Erestor es sah.
Dieser beobachtete die Szene und fragte sich wieder einmal, was wirklich geschehen war? Konnte es überhaupt möglich sein, dass Legolas eine solche Tat begangen hatte? Er wollte es nicht glauben.
„Thranduil, wir werden die Wahrheit ans Licht bringen", versprach er leise, ehe sich die Zimmertür öffnete und Elrond herein trat. „Ich werde mich nun zurückziehen."
Thranduil nickte nur leicht, zum Zeichen dass er ihn gehört hatte.
"Wir werden die Wahrheit herausfinden", murmelte er seinem Kind leise zu, obwohl dieser noch immer nicht bei Bewusst sein war. Doch eigentlich klang es mehr so, als wolle er sich selbst davon überzeugen.
Ein ironisches Lächeln schlich über Elronds Gesicht, bei diesen Worten. Wusste Thranduil, was er da sagte?
„Ja, wir werden den wahren Schuldigen finden", stimmte auch der Halbelb in diese Worte mit ein, ehe er sich an der Seite Legolas' niederließ, ihn eingehend musternd. Deutlich konnte er erkennen, wie der junge Elb sich weigerte ins Bewusstsein zurückzukehren.
Thranduil sah auf, die Augen verräterisch glänzend. Er holte Luft um etwas zu sagen, dann entschied er sich doch anders. Etwas widerwillig rückte er zur Seite, damit Elrond sich ans Bett setzen konnte und betrachtete seinen Sohn weiterhin.
Aufmerksam beobachtete Elrond die Reaktionen des jungen Elben, versuchte abzuschätzen, wie sehr sich Legolas zurückgezogen hatte.
„Er will nicht erwachen", erklärte er Thranduil leise, während er den schwachen Puls fühlte. „Seine Seele weigert sich." Er wusste, noch war genug Zeit den jungen Sinda zurückzuholen und so wartete er erst auf eine Reaktion des Vaters.
Thranduil sah Elrond kurz in die Augen, dann senkte er den Blick und presste die Lippen hart aufeinander.
"Wäre ich an seiner Stelle, würde ich es ebenfalls vorziehen, nicht zu erwachen.", erwiderte er leise und aus seiner Stimme klang eindeutig Bitterkeit. Dann jedoch seufzte er.
"Verzeiht Elrond, es war nicht recht so zu sprechen." Er hob den Kopf.
"Bitte, tut Euer Bestes, ihn zurückzuholen. Ich will ihn nicht verlieren... er muss kämpfen"
Zustimmen neigte Elrond sein Haupt, wandte sich dem Bewusstlosen zu. Zurückhaltend ergriff er die schlanken Finger des jungen Sinda, studierte eingehend das schmale Gesicht, immer und immer wieder stumm Legolas' Namen rufend.
Seine Lippen formten die Worte, formten die Bitte der blonde Elb möge ins Bewusstsein zurückkehren, während Elronds Gedanken dies stetig wiederholten. Würde Legolas auf seinen Ruf hören? Elrond glaubt fest daran, versuchte noch gar nicht die Kraft zu rufen, die ihm noch zu Verfügung stand.
Wie von weit her drang eine ihm wohlbekannte Stimme an Legolas' schlummernden Geist. Sie schien ihn zu rufen, eindringlich, unerlässlich und war unangenehm störend.
Er wollte ruhen, weit entfernt von diesem Ort, an den man ihn zurückrief, der ihm Unbehagen bereitete, auch wenn er nicht einmal wusste weshalb. Hatte er ihn nicht einst geliebt, sich dort wohl gefühlt? Es fiel so schwer sich zu erinnern, sich seiner Erinnerungen bewusst zu werden. Soviel leichter war es nun, sich einfach fallen zu lassen, zu treiben in dieser unendlichen Weite von Sorglosigkeit, ohne Sinn des Seins. Wieso sollte er zurückkehren, was sollte ihn dazu bewegen?
Weiter rief ihn diese Stimme, die er so gut kannte und er spürte, dass etwas in ihm sich dennoch danach sehnte, dort zu sein, wo sie ihn haben wollten. Dass es dort etwas gab, das sein Leid wert war, auch wenn er nicht begreifen konnte was.
Mit einem lautlosen, innerlichen Seufzer zwang er sich schließlich, nach seinem Bewusstsein zu fassen und sich zu erinnern. Und schließlich trat er die Reise an, die ihn aus dieser zeitlosen Welt fort brachte. Sein Geist kehrte heim.
Geduldig beobachtete der Heiler in Elrond, wie der junge Elb sich langsam zu regen begann. Erst flatterten nur die Lider, dann zuckten die Finger in seinem warmen Griff.
„Ihr seid wieder hier", sprach er lächelnd, drückte noch einmal kurz die schlanken Hände, ehe er zurücktrat und Thranduil knapp zunickte - ihm deutlich machte, das er noch kurz mit dem zu Pflegenden sprechen wollte, bevor der Sinda zu seinem Sohn konnte.
"Ja...", kaum hörbar verließ das geflüsterte Wort die Lippen Legolas'. Nur langsam öffnete er die Augen, als ob es ihm widerstrebte, die Welt wieder zu erblicken, aus der sein Geist entflohen war.
"Nun, dann muss ich also der Mörder sein", fügte er schließlich mit heiserer Stimme hinzu, kaum mehr als ein Flüstern, doch voller Bitterkeit.
Thranduil stieß einen leisen, klagenden Laut und griff nach der Hand seines Sohnes, um ihm Trost zu spenden.
Noch immer war Elrond mehr Heiler, als Herr des Hauses und so reichte er dem jungen Elben einen Becher Wasser, ehe er sich zu ihm setzte.
„Trinkt", befahl er strikt, aber freundlich. „Noch ist nichts entschieden, doch werdet Ihr vor Gericht gestellt werden. Lasst uns abwarten, was dies bringen wird." Innerlich fühlte sich der Halbelb rastlos, wollte dem Jüngeren versichern, alles würde gut, doch war dem so?
Der Anflug des freudlosen Lächelns auf Legolas' Gesicht zeigte, dass er resigniert zu haben schien, nicht mehr an eine gute Wendung des Geschehens glaubte. Er beteuerte nicht einmal mehr unschuldig zu sein.
Dennoch wusste er die Bemühungen und die Sorge des Herrn von Bruchtal zu schätzen und so lag trotz allem Dankbarkeit in seinem Blick, als er diesen ansah. Gehorsam nahm er den Becher und trank das erfrischende Nass in tiefen Schlucken.
X.X.X.X.X
Aufgeregt lief die Fürstin des goldenen Waldes in ihrem Gemach auf und ab, blieb immer wieder stehen, eingehende Blicke auf ihren Gemahl werfend.
„Ich weiß noch immer nicht, was ich davon halten soll. Nie glaubte ich so einem Verbrechen noch einmal gegenüber stehen zu müssen", erklärte sie schließlich vehement, ehe sie Celeborns Hände ergriff, sich an ihn lehnte. „Kann es wirklich sein, dass jemand aus unserem Volk so etwas getan hat, ohne Grund? Weswegen sollte der Enkel deines Neffen zu solchem fähig sein?"
Celeborn seufzte und zog Galadriel leicht an sich, ehe er ihr einen sanften Kuss auf das gelockte Haar drückte.
"Ich weiß es nicht und ich kann es auch nicht verstehen. Ich kenne Legolas nicht gut genug um ihn wirklich beurteilen zu können. Nie hätte ich geglaubt, dass er so etwas tun könnte und ich mag es noch immer nicht glauben. Jedoch, ganz gleich wer es war, die Tat allein ist schon etwas, das mir Kummer bereitet. Wie kann nur ein Wesen mit Moralvorstellungen, ein Wesen das kein Ork ist, so etwas fertig bringen? Wie kann ein Mensch oder ein Elb Unschuldige morden"
Er atmete tief ein um sich selbst zu beruhigen. Der Herr des Goldenen Waldes war ganz eindeutig außer sich über diese Tat, auch wenn sich das bei ihm nur durch zu schnelles Reden zeigte. Er hatte Jahrtausende lang seine Selbstbeherrschung trainiert, und war, wie auch alle anderen alten Elben, dazu imstande, seine Gefühle weitgehend hinter einer Maske der Selbstbeherrschung zu verstecken.
Liebevoll schlang nun auch Galadriel ihre Armen um ihren Gemahl. Zu genau kannte sie ihn, wusste, dass es auch ihn belastete.
„Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen, denn noch wissen wir nicht viel. Erst recht du solltest das berücksichtigen, als einer derer, die über den Jungen zu richten haben", tadelte sie ihn zärtlich, ehe sie ihren Kopf an seiner Schulter bettete. „Ich kann jedoch nicht verbergen, wie sehr mich diese Nachricht schockiert. Was es wohl für die Eheschließung unseres Enkels bedeuten wird…"
Celeborn seufzte leise, obgleich die Umarmung seiner Gemahlin ihm gut tat.
"Ja, auch wenn es mir unglaublich schwer fallen wird." Sanft strich er ihr über das Haar, als wolle er sie vor der Bedrohung beschützen, die jeder in der Luft spürten. Die Erkenntnis, dass anscheinend nicht einmal mehr Bruchtal sicher war, hatte sie alle verunsichert und einmal mehr sorgten sich die Herren des Goldenen Waldes um ihr Reich, an dessen Grenzen bereits die Gefahren lauerten, die irgendwann auch die Macht der Herrin des Lichts nicht mehr schrecken könnte.
"Nun, wir werden sehen, was uns die nächsten Tage bringen. Ich hoffe nur, dass wir uns nachher nicht wünschen, sie niemals erlebt haben zu müssen."
Schweigend löste sich Galadriel von ihrem Gemahl trat an das Fenster und ließ den Blick über die Gärten schweifen. Auch wenn sie äußerlich ruhig war, wirbelten ihre Gedanken umher, drehten und wendeten alles mehrfach, doch noch fand sie keine Lösung.
„Wir werden sehen… Manchmal wünschte ich, ich könnte wirklich völlig in die Herzen der anderen Blicken, doch ist mir ein Blick in das Herz von Legolas verwehrt. Gehe du zu Elladan, Elrond wird kaum Zeit für seinen Sohn haben, während ich mit Legolas sprechen werde." Anmutig trat sie wieder auf ihn zu, hauchte Celeborn einen sanften Kuss auf die Wange, ehe sie sich in Richtung Tür drehte. „Halte mich heute Nacht fest. Ich habe den Eindruck, die nächsten Tage werden Vieles aufwirbeln, was wir lieber begraben wüssten."
Celeborn schenkte ihr ein warmes, beruhigendes Lächeln und nickte nur. Er fragte nicht weiter nach, auch wenn sie gerade gesagt hatte, dass sie nicht alles wusste, so ahnte sie doch einiges mehr als die anderen Galadhrim oder selbst er. Er folgte ihr aus dem Zimmer und verabschiedete sich dann, mit einem leichten Kuss auf die Wange. Der Weg zu Elladan fiel ihm nicht leicht, doch er musste gegangen werden, Elronds Sohn hatte schließlich das Recht, von den Geschehnissen zu erfahren, da sie seine Hochzeit verhinderten.
