A/N: schon wieder keine Reaktionen? Ich finde es echt sehr schade, dass hier nichts zu kommt… ich würde mich sehr freuen, wenn ihr ein Review hinterlassen würdet… es tut mir auch echt leid, dass Ari und ich so lange für die Kapitel brauchen, aber ich bin umgezogen, und mein Studium ist sehr arbeitsintensiv.
Kapitel 8: Schatten der Ohnmacht
Gehetzt rannte er über den rutschigen Pfad. Immer wieder hörte er die fernen Stimmen. Sie kamen näher und näher, er hatte keine Chance ihnen zu entfliehen. Sie füllten seine Gedanken aus, drängten alle anderen Geräusche in den Hintergrund, schwollen immer lauter an, zu einem ohrenbetäubendem, schrecklichen Crescendo der Wehklage - erfüllt von Schmerz. In heller Panik beschleunigte er noch einmal sein Tempo, doch der Boden war tückisch. Eine Wurzel schien empor zu schnellen, seine Füße zu umklammern. Aus dem Gleichgewicht gebracht taumelte er, stolperte, stürzte hinab in die Tiefe.
Sie kamen immer näher, rochen seine Bewegungslosigkeit, seine Angst. Am ganzen Leib zitternd sah er ihnen entgegen, unfähig den Blick von dem schaurigen Anblick zu lösen. Zerfetzte Gesichter, blutige Striemen, Fleischfetzen die von den Körpern hinab hingen, aber auch einzelne, abgehackte Arme oder Beine wankten immer näher. Die toten, weit aufgerissenen Augen, in denen der glühende, fanatische Wunsch nach Rache stand, leuchteten in einem bläulichen Licht. Die Kadaver schwankten immer näher, griffen nach ihm, seinen blonden Haaren, seinen schlanken Beinen. Er wollte hier weg, musste ihnen entfliehen, bevor sie ihn vernichteten, doch sie würden ihn nie entkommen lassen.
"Du wirst leiden", raunten die verfaulten Münder
ihm zu, allen voran eine Frau mit Haaren wie gesponnenes Kupfer, das nun in
Fetzen von ihrem Schädel hing. "So wie wir leiden mussten. Wir kriegen
dich." Blut rann über ihn, aus tausenden von Verletzungen aus tausenden
abgetrennter Gliedmaßen, aufgeschlitzter Kehlen, ihren zu hässlichen Grimassen
verzerrten Mündern. Er drohte zu ersticken, bekam keine Luft mehr. Kopflos
versuchte er sich an die Oberfläche des Blutes zu kämpfen, panisch um Atem
ringend, doch ein Arm, dessen Schultergelenk hell aus der Haut hervorstach
packte ihn, drückte ihn zurück in den unendlich tiefen See aus Leid und
Verderben. Seine Lungen brannten, schmerzten wie Feuer, doch war
der Arm zu stark. Ein Schrei bildete sich in seiner Kehle. Er musste hier weg!
Blind schlug er um sich, kämpfte gegen das Blut an, doch seine Arme ermüdeten
rasch, seine Kraft verließ ihn.
"Ich sagte doch, du wirst leiden…"
Grelles Licht blendete ihn.
Rasch griff Haldir nach der Hand des blonden Elben, der sich im Schlaf aufbäumte, das Gesicht vor Schrecken verzerrt. Sanft zwang er ihn wieder zurück in die Kissen, ließ dabei jedoch die Hand nicht los. Er konnte nur vermuten, welche Schatten den Schlafenden quälten, doch seine Ahnung ließ ihn erschauern. Er atmete erleichtert auf, als sich der Blonde unter seinem Griff langsam beruhigte und gleichmäßiger atmete. Mitleid stand auf dem Gesicht des Galadhrim, als er den Gezeichneten betrachtete. In dem Moment schlug er die Augen auf und in ihnen stand eine Furcht, die Haldir entsetzte.
Zuerst konnte er nicht erkennen, wo er war. Noch immer raste
sein Puls, als er in das fahle Mondlicht blickte, die Umrisse einer vertrauten
Gestalt erkennend. Nur langsam kehrte die Erinnerung zurück, wo er war, was
passiert war. Zusammen mit der Erkenntnis, wer bei ihm saß und über ihn gewacht
hatte.
„Haldir…", flüsterte er rau, sah den anderen Elben an,
dessen helles Haar im Lichte Tirions noch silbriger
leuchtete.
Der Angesprochene drückte die Hand des Erwachenden bestärkend, während er das Mitleid und die Sorge in seinen Augen verbarg."Ja, ich bin es. Habt keine Furcht, es war ein übler Traum, der Euch heimgesucht und Eure Gedanken verwirrt hat, doch es ist vorbei." War es das wirklich? Haldir ahnte, dass seine Worte eine Lüge waren, doch er ließ es sich nicht anmerken. "Ihr seid in Sicherheit, hier in Elronds Haus."
Innerlich beruhigten ihn die Worte des Grenzwächters, so
dass er den leichten Händedruck erwiderte. Anmutig erhob sich der Elb, während
er an das Fenster trat und hinausblickte.
„Ihr wisst, Haldir, das dies nicht das erste Mal war. Ich
verstehe es nicht." Bruchtal lag vor seinen Augen schlafend dar. Die
weitläufigen Gartenanlagen schienen ihm verlassen nur selten sah man
ein Elbenpaar lustwandeln. Durch die geöffneten Fenster klang
manchmal ein klares helles Lachen, leiser Gesang oder eine leise
Liebeserklärung. „Dieses Tal ist so schön, und doch wird es der Ort
eines grotesken Schauspiels werden." Teilnahmslos
beobachtete er einen der jüngeren Brüder, seines
Gefährten, der an der Seite einer Galadhrim durch die Schatten schritt.
Selbst
aus der Ferne konnte er erkennen, wie sehr sie einander zugetan waren.
Sein
Herz durchfuhr einen Stich, doch wusste er nicht, warum es ihn so
schmerzte
diese zwei glücklich zu sehen.
Haldir blieb an der Seite des Bettes sitzen, folgte dem
Anderen jedoch mit seinem Blick. Er fühlte mehr, als dass er es sah, wie sehr
der Blonde seelische Qualen litt, doch er konnte nichts tun, was diese lindern
würde.
"Ja.", erwiderte er leise. "Imladris wird
etwas erleben müssen, was es nie hätte erfahren sollen. Es wird sich verändern
dadurch, doch nichts kann ihm den Frieden nehmen. Dieser Ort ist stärker als
das Böse, welcher Art es auch immer sein mag." Nun erhob er sich lautlos
und trat hinter seinen Freund. Nachdenklich folgte er dessen Blick und
betrachtete die beiden Elben, die mit ineinander verschlungenen Händen durch
den nächtlichen Garten gingen.
"Sieh dir ihr Glück an. Es kann nicht von dem Bösen
gemindert werden, dass sich in das Herz dieses Tals geschlichen hat und auch
dich in deinen Träumen quält. Eines Tages wirst auch du wieder lernen zu lachen
und das Glück in dein Herz lassen." Er erklärte nicht, wie er diesen
letzten Satz meinte, doch er fasste sanft nach dem Arm des Leidenden. Kurz warf
er noch einen Blick auf seinen Bruder und gönnte ihm sein Glück aus tiefster
Seele. Rúmil glücklich zu sehen heilte sein eigenes Herz, das durch den Schmerz
seines Freundes verwundet wurde. Ruhig lenkte er die Aufmerksamkeit des Blonden
wieder auf sich und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.
"Lass nicht zu, dass das Böse dich besiegt!",
verlangte er eindringlich, bevor er einen Schritt zurück trat.
"Ihr seid stark!", fügte er dann hinzu, und schuf
wieder ein wenig mehr Distanziertheit zwischen ihnen, um den schlanken Elben
vor sich nicht zu Nahe zu treten. Ein seltsamer Ausdruck erschien auf seinem
Gesicht, als er die vom Mond beschienenen, ernsten Gesichtszüge vor sich
betrachtete, doch er verschwand sofort wieder.
Die warme, lebendige Hand auf seinem Arm beruhigte den
anderen Elben, doch ließ sie etwas in ihm aufbrechen. Nicht fähig dem eindringlichen
Blick des Galadhrim standzuhalten blickte er zu Boden. Sein Körper begann zu
beben.
„Ja, ich mag stark sein, aber es zerrt an meinem Herz."
Unsicher machte er einen Schritt auf den Elben zu, legte vertrauensvoll sein
Haupt an dessen Schulter. „Gebt mir nur einen Moment das Gefühl, dass nicht
alles auf meinen Schultern lastet", bat er leise und hoffte, Haldir würde seine
Bitte erfüllen.
Zuerst ein wenig zögerlich, doch dann beruhigend und
tröstlich legte Haldir die Arme um ihn und hielt in fest.
"Das tut es nicht. Ihr seid nicht allein, werdet es nie
sein. Ich bin für Euch da und ich werde stets Eure Last mit Euch teilen.",
erklärte er leise und es war mehr, als er hatte sagen wollen.
"Lasst mich Euch helfen und ich werde es tun. Ich werde
Euch mit Eurem Schmerz nicht allein lassen, glaubt mir." Tiefe Trauer
stand dem Galadhrim ins Gesicht geschrieben, als er ins Mondlicht blickte.
X.X.X.X
Gemessenen
Schrittes betrat Elrond die große Halle im
Westflügel. Hier würde gleich die Verhandlung um das Verbrechen
beginnen. Sehr zu seiner Erleichterung verdeckte die lange Robe seine
Beine, sodass niemand sah, wie schwach sie ihn trugen. Er wollten nicht
über Legolas richten, genauso wenig, wie Thranduil und Celeborn es
wollten.
Doch würden sie alle drei so entscheiden, wie es die nächsten Tage
ihnen aufzeigen
würden.
Bekümmert beobachtete er, nachdem er auf einem der drei
erhöhten Sitze Platz genommen hatte, wie Legolas an Galadriels Seite den Raum
betrat und sich neben sie setze. Der Anblick des jungen Elben erschreckte ihn –
er schien dünner geworden zu sein, während seine Augen jeglichen Glanz verloren
hatten. Es zerrte an Elronds Herz den Sohn Thranduils so zu sehen.
Gleich darauf wurde seine Aufmerksamkeit jedoch auf den
letzen Eintretenden gerichtet. Stolz erhobenen Hauptes schritt Erestor in den
Saal, blickte sich nur kurz um, ehe er respektvoll das Haupt vor den drei
Richtern neigte. Seine sturmgrauen Augen wirkten wie silberne Spiegel, völlig
gleichgültig und kühl, als er seinen Blick auf den jungen Sinda richtete.
Legolas hatte den Kopf in den Händen vergraben und starrte
ausdruckslos zu Boden. Er sah nicht auf, als der Ankläger eintrat. Es schmerzte
ihn mehr, als er sich selbst eingestehen mochte, dass ausgerechnet diese ihm so
vertrauten Leute über ihn richteten und gegen ihn sprachen. Auch wenn sein Herz
wusste, dass sie es nicht gerne taten, so konnte er doch nicht anders, als sich
persönlich davon getroffen zu fühlen.Erst als er einen eindringlichen Blick auf sich spürte, hob
er müde den Kopf. Seine Augen blickten geradewegs in die harten, grauen Augen
des dunkelhaarigen Beraters. Es schien ihm, als wolle Erestor ihm etwas mit
diesem Blick sagen, doch er konnte nur für wenige Augenblicke die Bitterkeit,
die Vorwürfe und Verzweiflung in den dunklen Augen erahnen, die kaum, dass er
meinte sie erkannt zu haben, schon wieder durch kalte, unbeteiligte Blicke
ersetzt wurden. Der unbeteiligte Ausdruck in den nun reglosen Augen des Elben
ließ keinen Zweifel daran, dass Legolas' Fantasie ihm einen Streich gespielt
hatte.
Resignierend wandte er den Kopf und beobachtete leblos, wie
sein Vater und Celeborn eintraten. Schließlich hob er wieder die Hände zur
Stirn und stützte sein Haupt erneut auf seine Handflächen.
Nur kurz blickte Elrond den anderen beiden Elben entgegen,
wartete dass sie sich neben ihn gesetzt hatten, ehe er zu sprechen begann.
„Ihr alle wisst, weswegen wir heute hier sind", erklärte er
und ließ seinen Blick über die Anwesenden Elben gleiten. Überrascht stellte er
fest, das Haldir und Glorfindel neben den Flügeln der Tür standen.
Er hatte nicht erwartet, dass sie Wache halten würden. Auch die Anwesenheit
Loegeithels verwunderte ihn ein wenig. Nur mit seiner Tochter, seinen Söhnen
und Melelhídhril hatte er gerechnet. „Um nichts unnötig in die Länge zu ziehen,
möchte ich Erestor bitten zu beginnen." Innerlich seufzte Elrond auf, er hatte
nicht zu hoffen gewagt, dass seine Stimme teilnahmslos bleiben würde. Seine
grauen Augen richteten sich auf Erestor, der ihm kühl entgegenblickte.
„Einiges wurde an Beweisen zusammengetragen. Als erstes
möchte ich die Aussage, des bereits ermordeten Dorfbewohners nennen, der
Legolas direkt erkannt hatte."
Auf ein Zeichen hin trat einer der Wachsoldaten vor, und
neigte zum Gruß kurz den Kopf.
"Mein Name ist Lindorion. Ich fand den Sterblichen, der
hier Zuflucht suchte und war noch bei ihm als Herr Elrond mit ihm sprach.
Sobald Prinz Legolas den Raum betrat, wurde der Mann von Panik erfasst. Er
erklärte, dass Prinz Legolas der Mörder des Dorfes wäre und schien sich seiner
Sache absolut sicher. Als Herr Elrond und Prinz Legolas versuchten, ihn zu
beruhigen und ihn darauf hinzuweisen, dass es ein Irrtum gewesen sein könnte,
erklärte er, dass er den Mörder seiner Frau und seines Sohnes nie vergessen
würde." Lindorion schwieg und sah abwartend zu Erestor und Elrond. Den
Blick zu Legolas vermied er offensichtlich. Obwohl er mit ruhiger und
beherrschter Stimme gesprochen hatte, ohne zu unterbrechen, konnte er das
leichte Zittern darin nicht unterdrücken.
Voller Mitleid blickte Elrond zu dem jungen Elben. Er konnte
spüren, wie sehr es den Wachmann belastete.
„Danke, Lindorion, du kannst wieder gehen." Es war für alle
Anwesenden deutlich, dass der junge Elb dieser Aufforderung nur zu gerne
nachkam. Sowie sie ihm alle gerne gefolgt wären.
„Weiterhin ist anzuführen, dass in dem Dorf ein Schwert mit
dem Wappen des Königshauses des Düsterwaldes gefunden wurde." Erestors Stimme
hallte eisig von den Wänden wider und seine spiegelgleichen Augen bohrten sich
förmlich in die Elronds. „Auch wusste nur Legolas und unser geschätzter Herr
Elrond, wo sich der Dorfbewohner aufhielt."
Legolas reagierte nicht auf das Gesagte, doch Thranduil sah man an, dass er
sich nur mühsam beherrschen konnte. Sein Gesicht glich einer steinernen Maske
und er hatte die Lippen zu schmalen Strichen zusammen gepresst und auch, wenn
seine Mimik keine Regung zeigte, so war das doch Beweis genug, wie es in seinem
Inneren aussah.
Elrond hielt Erestors Blick jedoch mit scheinbarer Gelassenheit, aber auch
innerer Kraft stand. Ihm ging die Situation selbst nahe, doch er hatte jegliche
Gefühle ausgeschaltet, die ihn in seiner Funktion als neutraler Richter
beeinflusst hätten. Ruhig nickte er, als Erestor geendet hatte.
"So lautet die Anklage. Galadriel, bitte nehmt Stellung
dazu." Seine Stimme klang nüchtern und unbewegt, wofür er sehr dankbar
war.
Fast so etwas wie Neugier beschlich Elrond, während er
Galadriel beobachtete, die sich langsam und elegant erhob. Auch ihr unbewegter
Blick richtete sich auf den Herrn Bruchtals, und dieser glaubte, für einen kurzen
Moment Verachtung in ihren Augen zu lesen. Doch war der Eindruck zu kurz und
unbeständig, als dass er es mit Sicherheit hätte sagen können.
„Werter Erestor – vieles von dem was Ihr vortragt, mag Euch eindeutig
erscheinen, doch weisen wir den Vorwurf zurück. Ja, es mag stimmen, dass
Legolas so lange alleine unterwegs war, doch ist er nicht für diese Schandtat
verantwortlich. Er ist die Nacht über alleine gewesen, aber nicht in Nähe des
Dorfes, von dessen Existenz er erst erfuhr, als der Mensch hier erschien, da er
meinte, er müsse über Vieles Nachdenken."
Innerlich jagten diese Worte einen Schauer über Elronds
Rücken – wie würde dies nur weitergehen? Aufmerksam beobachtete er wieder
seinen ersten Berater, der sich kerzengerade hingestellt hatte, und dessen
überheblicher Blick nun auf Galadriel gerichtet war, die scheinbar darunter
zusammenzuckte.
„Werte Herrin, bitte
erklärt mir dann, wie eine königliche Waffe an den Ort des Verbrechens
gelangte? Und wieso, der Mensch ihn so eindeutig erkannte?"
Doch bevor Galadriel zu einer Antwort ansetzen konnte, regte sich Legolas zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte. Mit vor Verzweiflung weit aufgerissenen Augen richtete er sich auf, fuhr sich mit einer Hand unsicher durch die langen Haare und presste die Andere fest vor den Mund, während er ein leises Würgegeräusch von sich gab. Galadriel wandte sich ihm mit besorgtem Gesichtsausdruck zu, doch noch bevor sie reagieren konnte war Glorfindel von der Eingangstür her zu Legolas Platz geeilt und fasste ihn am Arm. Seine Miene war ruhig und beherrscht, doch Mitleid stand in seinen Augen. Rasch führte er Legolas zu den Türflügeln an denen er zuvor gestanden hatte und an denen gerade Haldir mit einem Behälter erschien, den dieser Legolas reichte. Betretene Stille war eingetreten, die nur von den Würgegeräuschen durchbrochen wurde, als der angeklagte Elb sich übergab. Glorfindel strich ihm beruhigend über den Rücken, während er zu Elrond hinüber sah und kaum merklich den Kopf schüttelte.
Den
eisigen Blick Galadriels ignorierend, war Elrond aufgesprungen und an die Seite
Legolas' geeilt. Kurz überflog er dessen körperlichen Zustand, ehe er Haldir
winkte.
„Bitte,
bringt ihn in seine Räume – ich werde gleich nachkommen und ihm etwas
verabreichen." Mitleid zerrte an seinem Herzen, als er sah, wie der kühle
Wachmann den jungen Elben auf seine Arme hob und hinfort trug. So schwach hatte
Legolas in den letzten Tagen schon zu oft ausgesehen.
Gerade,
als er sich den anderen wieder zuwandte, hörte er auch schon wieder Galadriels
Stimme erklingen.
"Ich
verlange, dass die Verhandlung augenblicklich abgebrochen wird. Es ist
unverantwortlich, dem Angeklagten einen so großen physischen Druck aufzuerlegen,
gerade von Euch Elrond, der Ihr doch Heiler seid. In seinem derzeitigen Zustand
hätte man Legolas gar nicht erst in die Verhandlung holen dürfen, es ist doch
offensichtlich, dass er nicht in der Lage ist, die Anklage zu verkraften,
geschweige denn sich dazu zu äußern. Ich beantrage hiermit eine Aufschiebung
der Verhandlung bis der Angeklagte vernehmungsfähig ist. Die Anforderungen, die
an ihn gestellt werden, sind unzumutbar." Sie sah Elrond direkt in die
Augen und in ihrem Blick lag eine unerbittliche Kälte, die zum Teil der
Besorgnis um Legolas entsprang. Es schien, als würde sie Elrond persönlich für
Legolas' Zustand verantwortlich machen.
Seine
Seele schrie bei ihren Worten auf – dachte sie wirklich, er wollte diese Farce?
Schon hatte Elrond angesetzt, ihr etwas Harsches zu entgegnen, als Glorfindels
ruhige, beherrschte Stimme erklang.
„Tante,
meinst du nicht, dass jeder von uns dies nicht will. Bedenke, was du Legolas
antust, indem du es noch weiter hinauszögerst? Doch brauchen wir alle Erholung.
Unser aller Nerven liegen blank. Geht, ich will keinen
von euch allen vor dem Abendessen außerhalb von seinen Räumen sehen. Bis auf
Elrond und Thranduil – ihr seht jetzt nach Legolas"
Auch wenn
er nicht sonderlich laut oder gar bestimmt geklungen hatte, strahlte Glorfindel
in diesem Moment eine Autorität aus, der sich niemand widersetzen konnte, und
so verließen alle Anwesenden die Halle. Auch bemerkte niemand die Tränen, die
in Elronds Augen standen.
TBC?
