ᴇᴍɪʟʏ ʜᴜɴᴛᴇʀ
17. Dezember 1991
Es war fast Weihnachten, was mich dazu brachte Weihnachtslieder vor mich her summend im Gemeinschaftsraum rumzutanzen. Ich hatte beschlossen, nein ich wurde gezwungen, über die Ferien nach Hause zu fahren, weil erstens meine Eltern das von mir verlangten, damit ich sie ins Ministerium begleiten konnte und zweitens ich meinen Bruder schlecht alleine Zuhause lassen konnte. Eigentlich wäre ich viel lieber bei Harry und Ron in Hogwarts geblieben, aber was sollte ich machen?
Ich saß gerade im Gemeinschaftsraum und schrieb meinen Zaubertränkeaufsatz, als sich Hermine neben mich aufs Sofa plumpsen lies. Natürlich hatte sie den Aufsatz schon gestern geschrieben. Sie packte ihre Bücher aus, und begann den Aufsatz für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu schreiben. Ich musste grinsen. Wenn ich eine Sache über Hermine wusste, dann das sie ihre Hausaufgaben immer sofort erledigte. Eine Weile hörten wir nur das Kratzen der Federn auf Pergament. „Du willst lieber in Hogwarts bleiben über die Ferien, oder? Aber deine Familie will, dass du nach Hause gehst?" Ich nickte seufzend und senkte meinen Blick wieder auf meinen fertigen Aufsatz.
„Weißt du, vielleicht glaubst du mir das jetzt nicht, aber es hat auch seine Vorteile kein Reinblut zu sein. Meine Eltern sind ziemlich hoch angesehen und haben sehr große Erwartungen an uns, und wir wollen sie nicht enttäuschen, deshalb wünsche ich mir manchmal einfach, dass meine Eltern nur normale Zauberer oder Muggel sind."
Hermine nickte verstehend und schenkte mir einen mitfühlenden Blick. „Wenn du jemanden zum Reden brauchst: Ich bin für dich da." Mir schossen fast Tränen in die Augen. Ich hatte noch nie Freunde, nur Leute die mich nicht mochten oder mich ausnutzen wollten. Hermine oder auch Harry und Ron waren die erste Personen, die mich so mochten wie ich bin und nicht so wie sie mich sehen wollten.
Gerührt packte ich meine Sachen ein und holte ein spannendes Buch über magische Wesen heraus, als Harry und Ron durch das Loch in der Wand kamen und sich aufs Sofa quetschten. „Und?", hakte ich nach.
„Nichts, kein Wort über Flamel", entmutigt packte auch Ron seine Sachen aus.
„Ich bin mir sicher, dass irgendwo in den Tiefen der Bücherei etwas über ihn steht", meldete sich Hermine zu Wort, immer noch über ihren Aufsatz gebeugt.
„Ich hoffe es, sonst war alles umsonst", seufzte Harry.
„Meint ihr wir sollen Hagrid noch mal ausquetschen?"
„Ne, der wird uns nichts mehr sagen", schulternzuckend begann Ron den Aufsatz für Kräuterkunde zu schreiben.
Wir waren gerade auf dem Weg zu Hagrid, um uns zu verabschieden, da sahen wir ihn in der Halle Weihnachtsbäume aufstellen. Als er uns sah, winkte er wie verrückt und vergaß dabei den Baum festzuhalten, sodass dieser fast auf den Slytherin Tisch fiel. „Hi Hagrid", begrüßten wir ihn.
„Hallo."
„Können wir dir helfen?", fragte Ron mit Blick auf den riesigen Baum.
„Nö, danke aber..."
„Würden Sie bitte aus dem Weg gehen", ertönte Malfoys kühle Stimme hinter uns und unterbrach so unser Gespräch mit Hagrid.
Als ich mich umdrehte hob er nur kühl die Augenbrauen, was mich so sauer machte, dass ich ihm fast ins Gesicht schlagen wollte. Ja, ich war sehr impulsiv, doch bei Leuten wie Malfoy war das kein Wunder. Um mich von meinen Aggressionen zu beruhigen, atmete ich tief durch. „Was willst du Malfoy?", fragte ich ihn giftig, als er keine Anstalten machte, zu gehen.
„Nichts Hunter, aber würdest du nun endlich den Weg freiräumen oder sollen wir hier vergammeln!" Er rempelte mich mit voller Wucht an, sodass ich umfiel und fast auf den Boden geknallt wäre, wenn Harry mich nicht aufgefangen hätte.
Malfoy drehte sich noch kurz um, um einen beleidigenden Kommentar in Rons Richtung zu schleudern, woraufhin dieser ihn am Kragen packte. Er hätte Malfoy wahrscheinlich bewusstlos geschlagen wenn Snape nicht gekommen wäre. Ich hasste Snape, aber er war immerhin ein besserer Lehrer wie Quirrell oder Binns. Ein Gedanke, den ich niemals in Harrys Gegenwart äußern würde.
„Eines Tage kriege ich den", knurrte Ron und sah Malfoy hinterher, der provoziernd langsam sich von uns entfernte.
„Sag mir Bescheid", meinte ich und betastete meine schmerzende Schulter.
Wir verabschiedeten uns von Hagrid und Hermine und ich gingen in den Mädchenschlafsaal um die letzten Sachen einzupacken. Als wir fertig waren, schleppten wir unsere Koffer nach unten, wo schon alle unsere Freunde waren um uns frohe Weihnachten zu wünschen.
Fred und George drückten mir ein Paket in die Hand, unter der Bedingung dass ich es nicht vor meinen Eltern öffnete. Als ob ich das jemals tun würde! Grinsend packte ich es ein und gab ihnen alle ihre Geschenke, unter der Bedingung, dass sie sie erst an Weihnachten öffnen, denn bei den Zwillingen war ich mir da nicht so sicher. Ihren schelmischen Blicken nach zu urteilen, waren die Geschenke schon offen, kaum hatte ich den Raum verlassen.
Wir umarmten uns zum Abschied, dann rannten Hermine und ich nach Hogsmeade, weil wir zu spät waren.
Im Zug, setzten Hermine und ich uns in ein leeres Abteil und begannen ein Spiel aus der Muggelwelt zu spielen. Die Zeit verging so schnell, dass ich ganz verwundert aufsah als der Zug in Kings Cross einfuhr. Ich stieg als eine der letzten aus dem Zug und sah mich nach meiner Familie um. Mein Bruder umarmte ich als erstes, meinen Eltern schenkte ich nur ein kühles Nicken. Sie sollten bemerken, dass es mir nicht passte nach Hause zu kommen. Meine Eltern starrten über meine Schultern und ich drehte mich um.
Narzissa, Lucius und Draco liefen auf uns zu. Wobei letzterer auch nicht glücklich aussah, mich zu sehen. Ich setzte eine möglichst neutrale Miene auf, als Lucius mich schon ansprach: „Emily, wie schön dich wieder zu sehen. In welches Haus bist du denn gekommen. Draco hat nichts gesagt."
„Gryffindor", sagte ich ruhig, während ich mich im Stillen schon auf sein Gesicht freute. Die Wirkung trat prompt ein, denn er sah mich entsetzt an. Ein Reinblut im Blutsverräterhaus. Das war eigentlich nur bei den Weasleys der Fall.
Meine Mutter sah mich scharf an und wandte sich an Lucius. „Schön, dann sehen wir uns ja bald", meinte sie nur und schob mich regelrecht weg. „Was sollte das?!", fuhr sie mich an, sobald die Malfoys außer Sichtweite waren.
„Ich kann sie ja schlecht anlügen und behaupten ich bin in Slytherin oder Ravenclaw", meinte ich nur kühl und lief auf den Muggelteil von Kings Cross zu.
„Du weißt was ich meine. Du klangst so selbstgefällig. Hast du wenigstens gute Freunde gefunden?"
„Ja, und zwar Hermine Granger, Ron Weasley und Fred und George Weasley."
„Wer ist Hermine Granger?", unterbrach sie mich.
„Du wirst sie nicht kennen. Ihre Eltern sind Muggel." Sie schaute mich genervt an. Das passte ihr gar nicht, der Blutsverräter und eine Muggelstämmige. Doch dass ich mich mit Leuten wie Malfoy anfreundete, konnte sie vergessen.
„Und welche noch?", fragte sie mit einem schnippische Unterton.
Einen kurzen Moment überlegte ich, ihr von Harry zu erzählen, nur um ihre Reaktion zu sehen, doch mein Instinkt verriet mir, dass das keine gute Idee war und ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern: „Niemand sonst." Sie glaubte mir, das fühlte ich. Sie hatte ja keine Ahnung wie gut ich lügen konnte.
Beim Abendessen herrschte eine unangenehme Stille. Mein Bruder hatte mir erzählt, dass sie noch weniger Zeit hatten, weshalb er die meiste Zeit bei den Weasleys wohnte, zum Glück nicht bei den Malfoys, weswegen er und Ginny schon gute Freunde waren.
„Jetzt erzähl doch mal Emily, wie sind so deine Leistungen?", unterbrach mein Vater die peinliche Stille. War ja klar, dass das seine erste Frage sein würde.
„Ganz gut", erwiderte ich knapp uns stocherte weiter in meinem Essen herum.
„Bist du Klassenbeste?" Ich musste die Augen verdrehen. Typisch!
„Nein, Hermine ist die Klassenbeste. Du weißt schon die Muggelstämmige", meinte ich nur zwischen zwei Bissen. Grinsend beobachtete ich meine Eltern. Vor allem mein Vater war nicht begeistert davon. Er hatte zwar nichts gegen Muggelstämmige, aber von jemandem übertrumpft zu werden, der bis zu seinem elften Geburtstag nichts von der Zaubererwelt wusste, war schon hart für ihn.
„Ach übrigens, die Malfoys kommen an Weinachten zu uns, also benimm dich!", warf meine Mutter ein, und ich verschluckte mich an meinem Essen. Bitte! Es war schon schlimm genug, nach Hause zu müssen, aber mit den Malfoys?!
„Nein!", rief ich.
„Doch."
„Aber ich hasse die Malfoys", schrie ich.
„Aber das macht einen guten Eindruck" Eindruck, Eindruck... was war mit meinen Eltern geschehen? Waren sie schon immer so komisch?
Wütend rannte ich die Treppe hoch in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett. Am liebsten wollte ich wieder nach Hogwarts zurück, in den gemütlichen Gemeinschaftsraum zu meinen Freunden. Während Harry und Ron sich dort begnügten, musste ich mit Draco Malfoy herumrennen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und begann zu schreiben.
Hi Harry,
ich will dich jetzt nicht belästigen aber meine supertolle Familie hat mir eben mitgeteilt mit wem wir Weihnachten verbringen. Drei Mal darfst du raten. Ja, mit den Malfoys! Was eine Folter! Ich bin so extrem sauer. Helf mir aus diesem Loch raus. Bitte!
Grüße
Emily
Nachdem ich den Brief losgeschickt habe, legte ich mich ohne mich umzuziehen ins Bett und schlief sofort ein
OoOoOo
ᴅʀᴀᴄᴏ ᴍᴀʟꜰᴏʏ
24. Dezember 1991
Heute war Weihnachten! Ein Ereignis auf das ich mich noch nie gefreut hatte. Doch heute freute ich mich darauf. Ich konnte den ganzen Abend Hunter nerven.
Es klopfte an meiner Tür. „Draco, komm wir gehen," Mutter nahm meinen Arm und ich ging mit ihr zu unserem Kamin.
Ich stieg ein und rief ganz deutlich: „Hunter Manor." Die grünen Flammen verschlangen mich, sogen mich ein und kurze Zeit später stieg ich aus dem Kamin aus und sah mich im Wohnzimmer um. Emily saß schon auf einem Sessel und las, doch als sie mich sah stand sie auf und ging zur Tür raus.
Kurze Zeit später waren alle Erwachsenen beisammen und wünschten sich frohe Weihnachten. Emily sah aus als wollte sie kotzen. „Frohe Weihachten", meinte ich kühl und hielt ihr unser Geschenk hin. Sie sah mich einen Moment stumm an, dann nahm sie das Geschenk und schmiss es in den Mülleimer.
„Was soll das?", fuhr ich sie an. Stumm drehte sie sich um, fischte das Geschenk aus dem Müll und warf es aufs Sofa. Dann verließ sie den Raum. Mein Instinkt sagte mir, dass ich ihr folgen sollte und ich setzte mich in Bewegung bevor ich sie in diesem Schloss nicht mehr fand.
„Hör mal, ich weiß das wir nicht gut miteinander auskommen, aber..."
„Nicht gut? Wir hassen uns! Und jetzt muss ich mit dir Weihnachten verbringen", schrie sie mich an.
„Können wir das nicht für einen Abend vergessen und so tun, als ob wir gut miteinander auskommen. Ich habe auch keine Lust auf diesen Abend, aber das macht es erträglicher", sagte ich ruhig und war überrascht über mich selbst. Sie auch.
Nach einem kurzen Augenblick, nickte sie nur. „Okay, dann sollten wir aber ins Wohnzimmer bevor meine Eltern ausflippen."
Entgegen meiner Erwartungen, verlief der Abend doch noch ganz gut. Wenn man nicht mit ihr verfeindet war, war Emily eigentlich ganz nett. Wir hatten sogar Spaß zusammen. Als wir spät in der Nacht wieder in den Kamin stiegen, wollte ich als letztes einsteigen, als sie rief: „Warte mal!" Ich drehte mich um. Sie schmiss mir ein Geschenk entgegen. „Frohe Weihnachten!" Sie lächelte mich an, ehe ich von den grünen Flammen eingesogen wurde.
In meinem Zimmer öffnete ich es. Es war ein Erinnermich. Auf dem Zettel stand: „Damit du nicht mehr das von anderen klauen musst ;)". Ich musste schmunzeln. Wieso musste ich sie immer so hassen? Eigentlich war sie ganz nett. Lächelnd schlief ich ein.
