ᴇᴍɪʟʏ ʜᴜɴᴛᴇʀ

1.September 1992

Die Haare schlugen mir ins Gesicht, als ich über den Bahnsteig direkt auf die Mauer zwischen Gleis neun und zehn zurannte. Ich hörte wie meine Eltern mir hinterherrannten, zumindest es versuchten. Die Sportlichsten waren sie beide nicht mehr, passierte wenn man den ganzen Tag im Büro saß. Für ein paar Sekunden verschwand der Bahnhof und mein Sichtfeld verdunkelte sich, dann erschien die rote Lok vor mir. Schnell sah ich auf die Uhr. Noch ein paar Minuten Zeit.

Ich hatte schon Angst den Zug zu verpassen, weil Dad noch sein Outfit „abstimmen" wollte. Was auch immer. Hinter mir waren nun meine Eltern erschienen, direkt dahinter lief gerade Ginny mit ihrer Mutter auf uns zu. Meine Eltern ignorierend, lief ich auf Ginny zu und wir umarmten uns. Sie war extrem aufgeregt, heute war ihr erster Tag in Hogwarts. Schnell verabschiedete ich mich und wir packten unsere Sachen in den Zug und fuhren schon bald los.

Während der Zugfahrt fanden wir Hermine und setzten uns in ein leeres Abteil. „Wo sind Harry und Ron?", fragte ich Ginny und sah mich nach meinen beiden Freunden um. Harry hatte mir in einem Brief geschrieben, dass er einen Teil der Ferien im Fuchsbau verbracht hat, wir waren auch zusammen in der Winkelgasse, wo wir dem reizenden Draco Malfoy und seinem herzallerliebsten Vater Lucius Reinblut Malfoy begegnet sind. Das ganze artete dann so aus, dass Arthur Weasley und Lucius Malfoy sich geprügelt hatten.

Mir wurde auch angeboten im Fuchsbau zu wohnen, aber meine reizenden Eltern waren natürlich dagegen. Ziemlich dämlich wenn man bedachte, dass sie die meiste Zeit nicht Zuhause waren.

„Emily! Hörst du zu?" Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Hermine mit ihrer Hand vor mir rumwedelte.

„Ja, was ist?", fragte ich träge.

„Harry und Ron sind immer noch nicht da. Vielleicht haben sie den Zug verpasst", sagte sie und schaute sich leicht panisch um.

„Wohl kaum, es sei denn Ron lebt nicht mehr im Fuchsbau und ist extra angereist", erwiderte ich trocken.

„Sie waren direkt hinter uns", mischte sich Ginny ein und sah uns auffordernd an, damit wir einen Vorschlag brachten, warum die beiden nicht da waren.

„Können wir das Thema wechseln?", fragte ich genervt. Wenn die beiden es nicht für nötig hielten in unser Abteil zu kommen, war das nicht mein Problem.

In Hogsmeade angekommen, sahen wir uns um, doch immer noch keine Spur von Harry und Ron. Dieses Jahr durften wir mit den Kutschen fahren, also quetschten Hermine und ich uns in eine mit ein paar Hufflepuffs, während Ginny mit den restlichen Erstklässlern über den See fuhr.

Im Schloss angekommen, setzten wir uns an den Gryffindor Tisch und warteten auf die Erstklässler. Ein paar Minuten später kam McGonagall mit den neuen Erstklässlern. Die Namen wurden aufgerufen und ihren Häusern zugeteilt. Ginny wurde eine Gryffindor, und ich klatschte besonders laut. Vom anderen Ende der Halle warf Draco Malfoy mir einen belustigten Blick zu, anscheinend klatschte ich sehr laut. Interessierte mich nicht!

Nach dem Essen wollten wir schon in unsere Schlafsäle, doch ich ging nach vorne zum Pult und fragte McGonagall, nach Harry und Ron. Bei der Erwähnung versteinerte Snapes Gesichtsausdruck, wie ich aus den Augenwinkeln bemerkte. „Du wirst schon sehen, und jetzt marsch in euren Schlafsaal!" Somit scheuchte sie uns raus.

Malfoy stand in der Tür und musterte mich hämisch. „Na Hunter, wieder Probleme mit den Lehrern?"

„In deinen Träumen Malfoy", sagte ich kühl und rempelte ihn im Vorbeigehen mit voller Absicht an.

Im Gemeinschaftsraum sah ich Harry und Ron schon etwas verloren in der Ecke stehen. „Wo wart ihr?", fiel ich sofort über die beiden her. Nach einer etwas komischen Geschichte mit fliegenden Autos und Keksen war ich dezent verwirrt. Sowas passiert auch nur den beiden. Später verabschiedete ich mich von allen, ich wollte nur noch ins Bett. Nach zehn Minuten fiel ich in einen tiefen Schlaf.

23. Dezember 1992

Das Schuljahr war bis hierhin ziemlich interessant verlaufen, die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Wieder einmal musste ich über die Weihnachtsferien nach Hause, obwohl sogar Malfoy in Hogwarts bleiben durfte. Wenigstens kein Weihnachten mit dem Schnösel!

Seufzend legte ich mein Buch beiseite. Harry, Ron und Hermine wollten morgen den Vielsafttrank ausprobieren, um herauszufinden wer der Erbe Slytherins ist. Dass Harry der Erbe Slytherins ist, glaubte ich kaum, warum sollte er Muggelstämmige versteinern, wenn Hermine zu seinen besten Freunden zählte? Ich wäre gerne dabei, wenn sie Malfoy verhörtten, außerdem fand ich den Slytherin Gemeinschaftsraum irgendwie interessant. Genervt schlief ich ein.

8. Mai 1993

Immer noch geschockt verließ ich den Krankenflügel. Hermine war versteinert worden! Der Schock darüber saß noch tief. Neben mir hörte ich Harry und Ron reden, aber ich war zu geschockt um ihnen zuzuhören, in meinem Kopf rauschte es immer noch.

Schnurstracks kletterte ich durch das Portrait der fetten Dame in den Gemeinschaftsraum und lief auf den Schlafsaal zu. Ich hatte jetzt keine Lust mit irgendjemanden zu reden. Ich lies mich aufs Bett fallen und schnappte mir ein Buch. Lesen beruhigte mich immer, da konnte ich in eine fremde Welt entfliehen und meinen Kopf ausschalten.

Nach einer Weile hörte ich leise die Tür aufgehen und schaute auf. Ich teilte mir ein Dreierzimmer mit Hermine und Ginny. Ginny ging wortlos an mir vorbei und lies sich aufs Bett fallen. Ihr ging es gar nicht gut, das konnte jeder erkennen. Es tat mir weh meine beste Freundin so zu sehen.

„Ginny?" Keine Antwort. „Was ist los?" Sie seufzte leicht und wandte mir ihr Gesicht zu.

„Die ganzen Versteinerungen, ich hab irgendwie das Gefühl ich hab etwas damit zu tun", flüsterte sie und sah auf ihre Fingerspitzen.

„Wie denn? Du bist erst in deinem ersten Jahr, das reicht niemals um dieses Monster freizulassen."

„Aber Draco Malfoy ist auch erst in seinem zweites Jahr!" Ich zuckte zusammen, anscheinend hatte sie Hermine und mein nächtliches Geflüster über die verschiedenen Verdächtigen gehört.

„Mach dir nicht so viele Gedanken, Malfoy ist auch ein Arsch, du hingegen bist ein guter Mensch", sagte ich um sie zu beruhigen.

Sie lächelte mich leicht an ,Danke."

„Bitte."

Eine Weile hörte man nichts bis ich sie leise schnarchen hörte. Dieses Schnarchen war so regelmäßig und beruhigend, dass ich auch nach kurzer Zeit ins Land der Träume verschwand.

13. Mai 1993

Ich sah in den Brunnen, denn ich erschaffen hatte hinunter. Erschaffen war das falsche Wort, aufgefüllt traf es eher. Flitwick hatte mich gefragt, ob ich eine Zusatzaufgabe erledigen möchte, und ich hatte zugesagt.

Im Moment möchte ich mich von dem Gedanken ablenken, dass hier irgendwo ein Monster herumschlich, wie gruselig. Von wegen Hogwarts war ein sicherer Ort. Meine Eltern hatten schon überlegt, mich von der Schule zu holen, schlussendlich konnte ich sie überreden, mich hier zu lassen. Bildung lag ihnen halt immer noch am Herzen. Ich wollte gerade aufstehen und den Brunnen zu Flitwicks Büro zu bringen, als ich ein Geräusch hinter mir vernahm.

Wo ist Harry Potter?

Mir stellten sich die Haare auf. Das war eine Schlange. Meine Vorfahren konnten alle Parsel, waren sich aber nicht sicher, ob ich es auch konnte. Tja, leider schon. Parsel war nichts worauf man besonders stolz war, man hatte es halt einfach und musste damit leben.

Wer bist du?, fragte ich ihn ohne den Blick vom Wasser abzuwenden.

Dreh dich um, das wirst du dann sehen.

Ich wollte mich gerade umdrehen, als mir eine längst vergessene Buchseite in Erinnerung trat. Eine Seite über tödlich Wesen, die mit ihren Augen töten konnten. Oh nein, ganz sicher werde ich mich nicht umdrehen. Denn wenn die Buchseite stimmte, war hinter mir gerade ein Basilisk.

Nein.

Du lässt mir keine Wahl.

Ich hörte etwas hinter mir bewegen und sah nur noch wie sich über meinen Kopf ein Schatten legte und mich ein paar große, gelbe Augen im Wasser anstarrten.

Dann verlor ich das Bewusstsein.

29. Juni 1993

Undeutlich hörte ich Stimmen um mich herum, ich konnte aber nicht hören was sie sagten. Ich konnte mich nicht bewegen geschweige denn meine Augen öffnen. Wie starr lag ich da und versuchte die Gesprächsfetzen zu sortieren.

Schemenhafte Erinnerungen drangen in mein Bewusstsein. Hermine, versteinert im Krankenflügel. Draco, der eine Schlange aus seinem Zauberstab zauberte.

Ich konnte spüren wie jemand auf mich zulief und mir an die Kehle griff. Panisch wollte ich sie wegschlagen, doch ich war wie gelähmt, meine Gliedmaßen gehorchten mir nicht. Ich spürte wie etwas kaltes meine Kehle hinabrann und versuchte es auszuspucken, doch die Flüssigkeit floss unaufhaltsam meine Kehle hinab.

Was ein schöner Tod. Gestorben durch Gift.

Meine Arme und Beine fingen an zu prickeln und ich machte mich innerlich auf die quälenden Schmerzen bereit, doch das Prickeln verschwand und hinterließ etwas anderes. Ich konnte mich wieder bewegen.

Sofort riss ich meine Augen auf, doch ich hatte die Rechnung ohne das Licht gemacht, denn meine Augen fingen sofort an zu brennen und ich presste meine Handballen darauf. Mein Kopf tat weh, ich hielt mir eine Hand dagegen und sah mich nach ein paar Minuten um. Offensichtlich lag ich im Krankenflügel, neben mir saß Hermine und sah verwirrt aus.

„Emily, was machst du hier?", überrascht sah sie mich an.

„Ihr seid beide versteinert worden." Madam Pomfrey wuselte auf uns zu und checkte uns ab. „Trinkt das!", sie stellte uns ein Glas Wasser hin. Gierig griff ich danach und kippte es in mich hinein, um den scheußlichen Geschmack aus meiner Kehle zu verbannen.

Nach dem Check, wurden wie glücklicherweise sofort entlassen, denn wie ich feststellen musste, war heute der letzte Tag. Hermine brach sofort in panische Selbstgespräche aus, ob sie die Prüfungen nachholen konnten und so weiter. Madam Pomfrey machte das herzlich wenig aus, denn sie scheuchte uns mit einem „Beeilt euch, das Essen hat schon angefangen!", hinaus.

In der großen Halle saßen schon alle, Harry und Ron sprangen sofort auf als sie uns entdeckten. Mir war es ehrlich gesagt ziemlich peinlich Ron und Harry zu umarmen, Hermine lies es gleich bleiben und umarmte nur Harry.

Grinsend setzte ich mich und schöpfte mir reichlich Essen auf, während ich zuhörte was ich alles verpasst hatte. Harry erzählte mir von seinem Abstieg in die Kammer. Nebenbei erfuhr ich noch Lockhardts Zustand, anscheinend lag er nun im St.Mungo. Selber schuld, der elendige Heuchler.

Auf einmal öffnete sich die gewaltige Tür und gab den Blick auf Hagrid frei, der in der Tür stand und uns strahlend ansah.

Bei uns blieb er stehen, er freute uns zu sehen. Nachdem wir ihn alle umarmt hatten, begann Dumbledore auf einmal zu klatschen. Und plötzlich fingen alle an zu klatschen und Hagrid zu umarmen und wieder zu begrüßen. Auf der anderen Seite des Raumes sah ich einen von Malfoys Schränken, Crabbe glaube ich, aufstehen und mitklatschen, was Malfoy gar nicht gefiel und er ihn wieder herunterzog. Schmunzelnd widmete ich mich wieder meinem Essen.

30. Juni 1993

Die Zugfahrt verlief unspektakulär, und ich war traurig mich wieder verabschieden zu müssen. „Du kannst uns ja besuchen kommen", schlug Ginny vor, aber ich glaubte kaum, dass meine Eltern das erlaubten. Meine Eltern begrüßten mich steif und wir liefen heraus, direkt in die Hölle. Na das konnten ja heitere Ferien werden.