ᴅʀᴀᴄᴏ ᴍᴀʟꜰᴏʏ

6. September 1993

Seufzend schlug ich mein Geschichtsbuch zu und machte mich auf den Weg zu Zaubertränke, dieser Binns war zu Tode langweilig. Ich werde demnächst mit Vater darüber sprechen, vielleicht konnte er etwas dagegen tun.

Vor dem Zaubertränkezimmer standen schon Potter und seine Freunde. Als sie uns sahen, verfinsterten sich ihre Gesichtsausdrücke sofort, besonders Granger sah wütend aus. „Na Granger, was guckst du so sauer? Hast du eine falsche Antwort gegeben, wie schlimm", rief ich hämisch herüber. Granger wollte mich gerade blöd anpampen, doch Emily- ähm natürlich Hunter hielt sie davon ab.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und wir traten ein. Severus stand vorne in seinem Fledermausumhang und sah uns kühl an, was er zugegebenermaßen immer tat. „Heute werden wir zu Beginn des Schuljahres einen Alterungstrank brauen- in Partnerarbeit", fügte er hinzu und schnippte mit seinem Zauberstab, sodass an der Tafel die Partner erschienen.

Ich stöhnte leise auf. Wollte Severus mich quälen? Wieso musste ich mit Hunter arbeiten. Ein Blick in ihre Richtung verriet mir, dass es ihr nicht anders ging, soeben begann sie zu sprechen: „Professor, können wir nicht bitte andere Gruppen machen?"

„Wieso sollte ich das tun?" Seine Augen glitzerten gefährlich.

„Ich bin mir sicher, es ist nicht nur in meinem Interesse die Partner zu wechseln", meinte sie fast trotzig. Bei diesen Worten sah sie mich kurz an.

„Zehn Punkte Abzug für Gryffindor für sinnlose Fragen, die meine Entscheidung in Frage stellen." Er rauschte zurück zum Pult und sah uns dann an. Emily sah noch so aus, als wollte sie etwas sagen, lies es dann aber bleiben.

„Worauf wartet ihr denn noch. Macht euch an die Arbeit!"

Widerwillig erhob sie sich und lief zu mir herüber. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Wow, am ersten Tag schon Punkte verlieren, das schaffst auch nur du, vielleicht auch noch Potter."

Genervt sah sie mich an. „Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich möchte eine gute Note. Währst du also so freundlich dir deine Beleidigungen für nachher aufzusparen und stattdessen die Zutaten zu holen. Vielen Dank!", sagte sie bissig.

„Pff", ich drehte mich um, um tatsächlich die Zutaten zu holen, gute Noten waren mir nun mal auch wichtig, vor allem da ich Granger in diesem Jahr schlagen wollte.

Eine Weile standen wir still nebeneinander und begannen die Zutaten zu schneiden. Wir hatten uns auf eine Art Waffenstillstand in dieser Stunde geeinigt, da wir beide die Stunde so schnell wie möglich hinter uns bringen wollten. Ab und an sah ich Potter einen mitleidigen Blick in Emilys Richtung werfen, was mich nervte. So schlimm war ich jetzt auch wieder nicht, Pansy hatte es schlimmer abbekommen, sie musste mit Granger zusammenarbeiten.

Während Emily also die Löffelkräuter schnitt, hatte ich leider zu viel Zeit sie von der Seite zu betrachten. Leider musste ich feststellen, dass sie erwachsener geworden war, ihre Haare waren länger geworden und standen ihr richtig gut. Außerdem roch sie sehr angenehm, nach einer Mischung aus Rosen und Nussschokolade.

Als hätte sie meinen Blick gespürt sah sie auf. „Ist was? Habe ich was im Gesicht?" Super, die hatte wirklich ein Gespür dafür, wenn man sie beobachtete.

Irgendwie versuchte ich mich aus dieser Situation zu retten, doch es war nicht schön: „Ich glaube du hast wirklich was im Gesicht. Oh warte, das ist ja deine hässliche Fassade, ups."

Sie sah mich mit offenem Mund an, doch fasste sich schnell wieder. Kurze Zeit später kam auch schon der Konter: „Was soll das? Ich dächte wir hätten einen kurzen Waffenstillstand, aber anscheinend ist es dem heiligen Mister Malfoy egal sich an Regeln zu halten." Mit diesen Worten schnappte sie sich die Schale mit den Wellhornschnecken aus meiner linken Hand und warf sie in den Kessel. „Außerdem hättest du die Schnecken schon längst hier reinwerfen sollen, aber das war dir ja offensichtlich auch egal. Ist ja nur eine schlechte Note, hauptsache mir die Note gleich mitversauen. Oder warst du von meiner hässlichen Fassade zu sehr abgelenkt?", giftete sie weiter. „Oder hast du in den Spiegel geschaut, deine Haare sehen aus, als ob du gerade durch einen Orkan gelaufen bist, hättest du die mal besser gegelt!"

Das saß.

Soeben wollte ich den Mund öffnen, wurde aber von Severus unterbrochen: „Die Stunde ist um, nun werde ich die Tränke begutachten." Fast lautlos schritt er herum und besah sich die Tränke. Bei den meisten hatte er etwas auszusetzen, bei Longbottom wollte er ihn üblich beleidigen, leider war sein Trank sogar akzeptabel, da er mit Daphne zusammengearbeitet hatte. „Sehr gut Miss Parkinson", lobte er Pansy, als er an dem Gebräu von den beiden vorbeiging. Granger sah aus, als wollte sie Severus umbringen.

Als letztes schritt er zu uns und besah sich unseren Trank. „Viel zu dunkel Miss Hunter, bekommen sie es nicht auf die Reihe die Anleitung zu lesen." Seine glitzernden Augen bohrten sich in ihre.

Emily hielt seinem Blick aber stand und sagte: „Das war Malfoy, er hat vergessen die Schnecken hinzuzufügen."

Bei Gott, sie war ja schlimmer als Potter!

„Das soll ich ihnen glauben? Leider muss ich sie da enttäuschen." Mit einem Schwenker seines Zauberstabs verschwand unser Gebräu und die Stunde war beendet.

„Was hast du ihr denn jetzt schon wieder angetan?", fragte mich Blaise mit einem amüsierten Blick.

„Ich hab ihr gesagt, sie sei hässlich." Ich spürte einen Stich in meinem Herzen, ihr Gesichtsausdruck sah für wenige Sekunden verletzt aus.

„Nicht cool, bro. Sogar du kannst nicht leugnen, dass sie hübsch ist." Mit diesen Worten klopfte Blaise mir auf die Schulter und machte sich auf den Weg zu Wahrsagen, ich schlug den Weg zu Arithmantik ein.

Emily hatte, wie mir auffiel, anscheinend mit Potter zusammen Wahrsagen belegt, und durfte sich die Todesvorhersagen von der alten Trelawney anhören. Nach Arithmantik machte ich mich auf den Weg in die große Halle, um zu essen. Potter und Wiesel saßen schon mit Granger da, in diesem Moment setzte sich auch Emily mit der Weasellette an den Tisch.

Während ich in meinem Essen herumstocherte, beobachtete ich den Gryffindortisch aus den Augenwinkel. Im Gegensatz zum Slytherintisch schienen sich die fünf prächtig zu amüsieren, am Slytherintisch zeigte man seine Emotionen nicht offen. Generell zeigte man seine Emotionen nie, Emotionen zeigten Schwäche und Schwäche machte angreifbar, was die Trottel aus Gryffindor, Ravenclaw und Hufflepuff noch nicht geschnallt hatten.

„Was glotzt du Potter die ganze Zeit an", unterbrach Blaise meine Gedanken und wackelte mit den Augenbrauen.

Fast verschluckte ich mich an meinem Essen. „Ich glotzte doch nicht Potter an, geht's noch!"

„Aha wen denn dann? Doch nicht etwa Hunter?"

„Nein, natürlich nicht", meinte ich gereizt und stand auf. „Entschuldige mich, ich muss mir noch angenehmere Kleidung für Pflege magischer Geschöpfe anziehen."

Bevor ich jedoch verschwinden konnte, nahm Blaise meinen Arm und sagte mir ernsterer Stimme: „Wenn du reden willst, ich bin da. Ehrlich Mann, selbst wenn es Hunter ist. Außerdem ist der Unterricht erst in zwei Stunden." Mit diesen Worten richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Essen und ich lief zum Gemeinschaftsraum.

Genervt davon, dass jeder denkt ich will was von der, schmiss ich mich auf einen Sessel. Pansy Parkinson witterte ihre Chance und kam auf mich zu, doch mit einer genervten Handbewegung verscheuchte ich sie und sie setzte sich schlecht gelaunt zu ihrer Freundin Daphne Greengrass.

Ich versuchte mich an meinem Aufsatz für Arithmantik, doch so ganz gelingen wollte es mir nicht und ich beschloss ein bisschen frische Luft zu schnappen. Pansy starrte mir hinterher, als ich aus dem Gemeinschaftsraum ging. Wetten, sie hatte mir auf den Hintern gestarrt.

Nach einem kurzen Marsch, war ich endlich im Innenhof angekommen und setzte mich auf eine Bank. Ich packte meinen Aufsatz für Arithmantik aus und begann ihn weiterzuschreiben, was mir auch deutlich besser gelang. Tief in Gedanken versunken, merkte ich gar nicht, wie jemand auf mich zukam und bemerkte es erst, als die Person nur einen Meter von mir entfernt stand und mich mit einer allzu bekannten Stimme ansprach.

„Sieh an, der große Malfoy macht seine Hausaufgaben draußen. Bist du jetzt ein Naturmensch?" Ich sah auf, Emily stand nur einen Meter von mir entfernt und schaute kritisch auf meinen fast fertigen Aufsatz. Ohne es zu wollen, bemerkte ich erneut ihren Geruch nach Rosen und Schokolade, was um ehrlich zu sein extrem gut roch.

„Problem damit?", erwiderte ich knapp. Sie wollte provozieren? Oh, das konnte sie haben!

„Es interessiert mich nicht was du machst, Malfoy, ich wollte dich auch gar nicht stören", sagte sie und hob sich die Hand vors Gesicht, bevor sie weglief, eine Anspielung auf ihre „hässliche Fassade".

Ich wollte ihr hinterherrufen, dass ich das nicht so gemeint hatte, aber sie würde mir sowieso nicht glauben und außerdem war ich ihr Feind, man entschuldigte nicht bei seinem Feind. Leider musste sogar ich mir eingestehen, dass sie wunderschön war mit ihren langen, braunen, welligen Haaren und ihren Schokoladenaugen. Aus dem Bedürfnis heraus ihr überhaupt etwas hinterherzurufen, rief ich ihr hinterher: „Ich hab mich bei dir bedankt, was sollte das dann?"

Mitten in der Bewegung, drehte sie sich um und starrte mich ungläubig an. „Was das soll? Du hast meinen besten Freund beleidigt, und ich hab es nicht so gerne, wenn man meine besten Freunde beleidigt. Würdest du es zulassen, dass man deine besten Freunde beleidigt, oder hast keine? Du bist so dumm!", schrie sie mich an und lief heraus, ehe ich überhaupt reagieren konnte.

Geschockt schaute ich ihr hinterher, sie hatte mich noch nie so angeschrien. Ich schüttelte leicht den Kopf und stand auf, um meine Materialien für Pflege magischer Geschöpfe zu holen. Im Gemeinschaftsraum wartete schon Blaise auf mich. Genervt sah er mich an und meinte: „Beeil wir kommen zu spät. Wo warst du überhaupt und warum siehst du so fertig aus?"

Schnell und ohne ihm eine Antwort zu geben, packte ich meine Sachen zusammen und lief mit ihm zu der Hütte von diesem Hagrid. Auf dem Weg erzählte ich Blaise von meiner eher weniger erfreulichen Begegnung mit Emily- wann war sie eigentlich zu Emily geworden?