ᴅʀᴀᴄᴏ ᴍᴀʟꜰᴏʏ

Unten an der Hütte, Haus konnte man es beim besten Willen nicht nennen, standen schon alle Gryffindors und schauten den fetten Riesen ehrfürchtig an, als sei er ein heiliger. Mein Gott, Vater hatte mir erzählt, dass er von der Schule geflogen war und nur wegen dem tollen Dumbledore, hier unterrichten durfte. Ich stellte mich zu meiner Slytherin-Clique und wir sahen uns alle mit einem Blick an, der so viel sagte wie: „Wieso haben wir das gewählt?"

Naja, dieser Hagrid klatschte dann in seine Pranken und wies uns an, ihm zu folgen- in den verbotenen Wald. Mit dem hatte ich ganz schlechte Erfahrungen gemacht, mich schüttelte es schon bei der Erinnerung an diese Kreatur. Widerwillig folgten wir ihm und machten dabei möglichst viel Krach, einfach nur um diesen Riesen zu ärgern. Ein bisschen schlecht fühlte ich mich schon, aber Vater hatte mir dies ausdrücklich erlaubt, deshalb tat ich es auch.

Wir liefen einen knappen Marsch von fünf Minuten, ehe wir an einer Lichtung ankamen, die gegen meinen Willen, ziemlich schön und beeindruckend war. Potter und sein Gefolge stand an der Seite und beglotzten Hagrid, als sei er ein Gott. Ja, der Gott der Dummheit. Wenn mein Vater davon erfuhr, dass wir im Wald waren, war Hagrid seinen Job schneller los, als das er „Reinblut" sagen konnte. Dieser ging gerade weg, um was auch immer zu machen.

„Wartet nur bis mein Vater davon erfährt, dass Dumbledore diesen Trottel hier unterrichten lässt", sagte ich so laut, dass auch Potter es hören konnte. Besagter lies natürlich sofort seinen Heldencharakter hochfahren und modelte schon halb auf mich zu. Was war das? Wollte er Model werden?

„Sei ruhig Malfoy!" Süß, mehr hatte er nicht drauf.

„Ooouhh", meinte ich nur und walkte auch auf ihn zu. Was der konnte, konnte ich schon lange. Dabei biss ich mir auf die Lippen und musterte Potter.

Dieses Jahr sah er schon extrem gut aus, dass musste ich sogar zugeben. Diese schreckliche Plattfrisur war endlich weg und er hatte fluffiges Haar. Ein Meter vor Potter blieb ich stehen und sah hinter ihn. „Dementor, Dementor", rief ich dann laut und natürlich drehten sich die leichtgläubigen Gryffindors um. Schisser! Wir zogen uns die Kapuzen hoch und spielten Dementor, einfach nur um Potter zu ärgern.

Dieser wollte gerade irgendwas sagen, aber Granger zog ihn weg und Emily sah aus, als ob sie mich am liebsten umbringen wollte. Ich wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch sie fuhr mir dazwischen: „Ach halts Maul, Malfoy!" Genervt sah sie uns an und zog Potter weg.

Hagrid, dieser Trottel, war dann auch wieder aufgetaucht und klatschte erneut in seine Pranken. Hinter ihm erschien dann etwas, was ich als Hippogreif deuten konnte. Geschockt sah ich das Tier an. Das war verboten! Sofort sah ich zu Granger herüber, in der Hoffnung, dass sie etwas sagen würde, doch sie starrte nur den Hippogreif an. Na toll, einmal brauchte man ihre große Klappe, da war sie schon still. Emily machte auch nicht den Eindruck, auch nur irgendwas zu sagen, und dieser Trottel würde sowieso nicht auf mich hören.

Von Potter und Wiesel fing ich mal gar nicht an, die beiden küssten doch den Boden unter Trottel's Füßen!

Der Depp stellte dann diesen Hippogreif dann vor, er hieß Seidenschnabel. Aha. Natürlich nahm er dann Potter dran, damit dieser ihn streichelte. Die hatten das bestimmt schon geübt, damit das gut klappte. Mich brachte keiner dazu, das Ding zu streicheln! Potter verbeugte sich dann und streichelte ihn. Dann kam dieser Hagrid auf die glorreiche Idee, Potter auf dieses Pferdähnliche Teil zu setzen und klatschte ihm auf den Arsch.

Also natürlich dem Pferd.

Dieses Tier hob dann ab und flog weg. Ja, schön und jetzt? Nach ein paar Minuten pfiff dieser Hagrid dann und das Tier kam mit Potter auf dem Rücken angeflogen. Was wäre wenn Potter runtergeflogen wäre? Dann wäre Hagrid sicher kein Lehrer mehr.

Und Potter wäre nur noch Matsch.

Alle klatschten und bejubelten Potter und bei mir brannte eine Sicherung durch. Ich stieß die Schüler vor mir zur Seite und lief auf diesen Hippogreif zu. „Wetten du bist gar nicht gefährlich? Du großes, hässliches Scheusal!" Seidenschnabel bäumte sich direkt vor mir auf und ich sah nur noch zwei riesige Hufen, oder Pfoten, bevor ich einen stechenden Schmerz in meinem Arm vernahm und umfiel. Jemand schrie.

Mein Arm tat weh, als ob man ihn durch den Presswolf gejagt hätte und ich wimmerte: „Ich sterbe, ich sterbe, dieses Vieh hat mich umgebracht!" Ich spürte wie es kälter wurde, dieser Hagrid stand über mir und nahm mir die Sicht zur Sonne.

„Er muss sofort in den Krankenflügel", hörte ich jemanden sagen, aber ich konnte die Stimme nicht zuordnen, ich kannte sie nur.

Noch bevor Hagrid mich hochhob, verlor ich das Bewusstsein.

OoOoOo

ᴇᴍɪʟʏ ʜᴜɴᴛᴇʀ

Geschockt sah ich wie Hagrid, Malfoy wegtrug. Als sie die Lichtung verlassen hatten ging Hermine nach vorne und räusperte sich: „Ähm, nun ja, hm, vielleicht sollten wir alle zurück in die Gemeinschaftsräume."

„Du kannst uns gar nichts sagen", quiekte jemand von den Slytherins. Diese Parkinson, die auf Malfoy stand.

„Halt die Klappe Parkinson, oder ich verhexe dich. Wir haben jetzt keinen Bock auf diese Spielchen", fuhr ich sie genervt an und verließ die Lichtung mit Harry, Ron, Hermine und ein paar anderen aus unserem Jahrgang.

Bevor wir sie verlassen hatten, drehte ich mich nochmal um, die Slytherins standen unschlüssig immer noch auf der selben Stelle. Ohne ihren Anführer, den großen Malfoy, waren sie wohl nichts. „Natürlich könnt ihr hier auch vergammeln", rief ich ihnen zu und ging dann weg.

Auf dem Weg hoch zum Schloss diskutierten natürlich alle über den Vorfall, doch ich ging stillschweigend nebenher, im Moment hatte ich dafür einfach keine Lust. Spätestens morgen wird sich sowieso jeder das Maul darüber zerreißen.

„Alles gut?", fragte mich Harry, der neben mir herlief. Natürlich hatte er bemerkt, dass ich, die größte Labertasche, nichts sagte.

„Ja, ich bin nur ein bisschen müde. Heute ist viel passiert", ich schenkte ihm ein müdes Lächeln.

„Wieso hast du so geschrien?", fragte mich Hermine.

„Ich hab mich einfach erschrocken", meinte ich und blieb vor der fetten Dame stehen. Hermine nannte das Passwort und wir stiegen ein. Die drei setzten sich in die Sessel und sahen mich fragend an. „Ich möchte mich ein bisschen ausruhen, wisst ihr, ich bin ziemlich geschafft", sagte ich und lief in Richtung Mädchenschlafsaal.

Dort setzte ich mich auf mein Bett und hoffte, dass Ginny bald auftauchte. Nach einer Weile öffnete sich die Tür und die kleinste Weasley mit den feuerroten Haaren trat ein. „Stimmt es was sie alle sagen? Das mit Malfoy?"

„Ja."

Sie flitzte zu mir herüber und schüttelte mich ordentlich durch. „Ich will jedes Detail, wirklich jedes, hören!" Dann schmiss sie sich auf mein Bett und sah mich an.

Ich seufzte, gegen Ginny war man machtlos, aber sie war auch die einzige, der man sich anvertrauen konnte. Klar Hermine auch, aber Ginny verstand mich einfach wie keine andere. Nun gut, sie war auch meine beste Freundin.

„Also erstmal war er heute richtig komisch, gestern auch. Er hat sich bei mir wegen dieser Dementorensache bedankt. Dann, heute in Zaubertränke, war er irgendwie anders, keine Ahnung. Er hat mich die ganze Zeit beobachtet, und als ich ihn dann gefragt habe wieso, hat er mir gesagt, wegen meiner hässlichen Fassade..."

„Ne oder. Hat er nicht? Wo ist er? Im Krankenflügel, oh dem werd ich mal einen Besuch abstatten!"

„Lass gut sein", erwiderte ich müde. „Na ja, dann hat er im Hof Hausaufgaben gemacht und mich dann gefragt, warum ich das mit Dementoren gesagt habe."

„Als ob er sich das nicht denken konnte, was ein Depp", schnaubte Ginny und spielte mit den Enden ihres Gryffindorpullis.

Ich zuckte mit den Schultern und wollte soeben mein neues Buch vom Nachttisch nehmen, doch Ginny riss es mir aus der Hand und zog mich mit solcher Wucht vom Bett, dass ich auf den Boden fiel. „Du kannst hier nicht nur rumsitzen, lass uns was unternehmen!"

„Spinnst du? Ich hätte mir was brechen können!"

„Wär gar nicht mal so schlecht, dann können wir dem Krankenflügel mal einen Besuch abstatten."

„Bitte?"

„Diesem Malfoy würde ich gerne mal einen Besuch abstatten, so ein widerlicher, gemeiner..."

„Ja, ich habs verstanden, Ginny. Können wir dann mal los, oder willst du erst um Mitternacht in den Krankenflügel wenn Malfoy schläft?"

„Das wäre vielleicht gar nicht so schlecht!" Schelmisch grinste sie mich an und riss dann förmlich die Tür auf und zog mich mit sich.

„Ginny!"

„Hm?"

„Ich hasse Malfoy, aber du wirst ihn nicht verhexen!"

„Jaja."

„Jaja heißt wörtlich übersetzt: Leck mich am Arsch!"

Im Gemeinschaftsraum warfen Harry, Hermine und Ron uns fragenden Blicke zu, doch ich zuckte nur mit den Schultern und kletterte hinter Ginny aus dem Portraitloch.

Den Gang durch die zugigen Gänge atmete ich tief durch, hier im Norden mit nichts außer Natur um Hogwarts, war die Luft nochmals besser und klarer. Tatsächlich tat es mir gut, die kalte Abendluft einzuatmen, denn mein Kopf lichtete sich ein wenig und ich fühlte mich wieder leichter.

„Wieso müssen wir eigentlich in den Krankenflügel?"; fragte ich sie, denn mir war aufgefallen, dass sie mir ihr Handeln nicht einmal erklärt hatte. „Ich würde ihm gerne mal ein paar Fragen stellen." Mit diesen Worten hielt sie vor dem Krankenflügel halt und öffnete die Tür.

Sofort wurde sie grün im Gesicht und stolperte herein. „Oh Madam Pomfrey, mir ist so übel. Ich glaube, die ganze Torte gestern war nicht gut für mich!" Völlig erschöpft setzte sie sich aufs Bett und sah Madam Pomfrey an, die sofort auf sie zuwuselte und sie untersuchte. In einem unbeobachtetem Moment zwinkerte sie mir und sah dann sofort wieder kränklich drein.

Seufzend wandte ich mich um, ich würde gerne auf sie böse sein, aber ich wusste dass sie mir nur helfen wollte. Heute war einfach ein komischer Tag, vor allem Malfoy benahm sich seltsam. Dort hinten lag er, umgeben von der Sabbertante Parkinson. Unwillkürlich verdrehte ich die Augen, mit dieser Kuh brachte es nichts, dass wir in den Krankenflügel gegangen sind.

Ginny war soweit auch fertig, nachdem sie gemerkt hatte, dass ein Besuch nichts brachte, war sie auf einmal blitzgeheilt und zog mich aus dem Krankenflügel.

„Wo gehen wir jetzt hin?", fragte sie mich. Wie nett, dass sie mich auch einmal fragte.

„Vielleicht zum See", erwiderte ich knapp und lief durch das breite Tor hinaus in die Freiheit. Okay, dass war jetzt übertrieben, aber am Seeufer war niemand und wir setzen uns an einen nah gelegenen Baum.

Wir saßen eine Weile da und unterhielten uns, vor allem über Malfoy und dann legten wir uns einfach ins Gras und rollten darin herum. Ein absolut seltsames Verhalten, was sich keiner von uns erklären konnte, doch wir beide waren übergeschnappt, also machte es Spaß.

Als Ginny dann noch anfing lauthals die Lyrics unseres Lieblingslieds zu schmettern, war es mit meiner restlichen Selbstbeherrschung vorbei und ich schrie mit. Sollte jemand aus dem Fenster schauen, ergab sich bestimmt ein ziemlich komisches Bild für ihn: Zwei Gryffindors rannten mehr, als tanzten, im Gras rum und sangen lauthals Lieder.

Nach einer Weile konnte ich nur noch krächzen und wir beschlossen wieder reinzugehen, denn die Ausgangssperre begann bald. Im Gemeinschaftsraum waren vorwiegend nur noch ältere Schüler, Hermine lag schon auf ihrem Bett mit einem Buch und sah uns an. Wir sahen schrecklich aus, mit unseren zerzausten Haaren. „Wo ward ihr denn?"

„Draußen", sagten wir einstimmig. Wir machten uns bettfertig uns setzten uns in unsere Betten.

Bevor ich einschlief, fiel mir ein, dass ich noch überhaupt keine Hausaufgaben gemacht hatte.

Egal.

OoOoOo

ᴅʀᴀᴄᴏ ᴍᴀʟꜰᴏʏ

Wieso war Emily im Krankenflügel gewesen? Klar, die Weasellette war da, aber wieso auch Emily? Diese Frage beschäftigte mich seit Stunden und hinderte mich beim einschlafen. Genervt von mir selbst, setzte ich mich auf und spürte sofort wieder Schmerzen in meinem Arm. Super, dieser Hagrid-Trottel wird dafür bezahlen, Vater wird schon dafür sorgen. Langsam schlurfte ich zum Fenster und sah hinaus.

Emily sah vorhin so aus, als ob sie zu mir herübergehen wollte, natürlich Schwachsinn, sie hasste mich, das hatte sie mir mehrmals deutlich gemacht. Vorhin hatte ich sie beobachtet, nachdem ich Pansy endlich losgeworden bin, habe ich mich ans Fenster gestellte und nur rausschauen wollen, doch dann habe ich sie mit der Weasellette tanzen und rennen gesehen, irgendwas daran hatte mich einfach in angezogen. Vielleicht die Art wie sie rumgerannt ist, als ob sie frei wäre, ich wusste es nicht.

Irgendwann ist sie dann wieder reingegangen und ich hatte mich hingelegt und versucht zu schlafen. Ich seufzte, schloss das Fenster und ging wieder zu meinem Bett. Nach einer Ewigkeit schlief ich dann endlich ein.