ᴅʀᴀᴄᴏ ᴍᴀʟꜰᴏʏ
Was war denn mit Emily schief gelaufen? Sie war ja immer abgeneigt gegenüber mir, um das nett auszudrücken, aber so komplett vor der ganzen Klasse angeschrien zu werden, war gar nicht ihre Art. Was war denn heute los mit ihr? Beim Essen sah sie so fröhlich und entspannt aus, ganz anders als noch ein paar Minuten zuvor.
Es setzte mir mehr zu, als ich zugab, dass sie mich so offensichtlich hasste, auch wenn es sicher nicht schlau von mir war, sie auf ihre Periode anzusprechen.
Emily spürte mal wieder meinen Blick, doch diesmal sah ich nicht weg, sondern starrte ihr direkt in die Augen, sodass ich sogar sehen konnte wie ihre schokoladenfarbenen Augen einen ständigen Wechsel der Emotionen spiegelten.
Natürlich nur die giftigen; Wut und Hass gepaart mit ja- Was eigentlich?
Für einen kurzen Moment sah sie mich emotionslos an, dann schenkte sie mir wieder einen Todesblick und aß weiter. Kopfschüttelnd stand ich auf; dieses Mädchen machte mich wahnsinnig. Warum war ich so versessen darauf, sie besser kennenzulernen? Weil du ihre nette Seite kennst ,flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Ich hasste diese Stimme!
Es war die schlimmste Entscheidung nach Weihnachten, Granger zu beleidigen. Emily konnte mich schon davor nicht leiden, doch jetzt hasste sie mich abgrundtief. Gut, sie mochte mich wahrscheinlich an Weihnachten auch nicht und tat nur so, um diesen, für sie, schrecklichen Abend hinter sich zu bringen.
Die Lust aufs Essen war mir gründlich vergangen und ich lief alleine zur Tür hinaus. Nach kurzem Nachdenken fasste ich den Entschluss auf den Astronomieturm zu gehen, da dort wahrscheinlich niemand war und ich meine Ruhe hatte.
Doch schon nach wenigen Minuten hörte ich wie sich die Tür öffnete und genau die Person durchtrat, an die ich in letzter Zeit viel zu oft denken musste. Als sie mich sah erstarrte sie, doch dann trat sie näher ans Geländer.
„Na Hunter? Brauchst du nach deinem Geschrei eine Pause um deine Stimmbänder zu schonen?", fragte ich sie sofort mit einem provokanten Unterton und die Wirkung trat prompt ein. Wie ich es doch liebte sie zu provozieren.
„Halts Maul Malfoy!", fuhr sie mich sofort an und starrte mich mit ihrem Todesblick an. Sie war wirklich viel zu leicht reizbar.
Für einen kurzen Moment sahen wir uns in die Augen. Ihr Todesblick sollte mir schon lange nichts mehr ausmachen, so oft wie ich ihn zu sehen bekam. Doch trotzdem zog sich mein Magen wieder zusammen, als sie mich ansah, als wollte sie, dass ich vom Turm flog.
„Wir sehen uns Malfoy." Bevor ich den Mund aufmachen und etwas sagen konnte, war sie schon wieder verschwunden und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
Einen kurzen Moment lang starrte ich auf die Tür, dann lief ich ebenso nach unten.
Im Gemeinschaftsraum war zu viel los, weshalb ich beschloss meine Hausaufgaben in der Bibliothek zu erledigen. Fast musste ich lachen, als ich ein bekanntes Gesicht dort sah. Natürlich war Granger hier. Sie verbrachte fast ihr ganzes Leben in der Bibliothek. Granger war mir schon immer ein Dorn im Auge. Nur wegen ihr, war Vater immer sauer, dass ich nicht Klassenbester war. Relativ am Anfang des Schuljahres, hatte ich schon bemerkt, dass Granger nicht zu toppen war, egal wie viel ich lernte. Wie ich sie dafür hasste!
Nach dem Zaubertränkeaufsatz, für den ich sowieso eine gute Note bekommen würde, packte ich alles ein und verließ die Bibliothek, um zu Pflege magischer Geschöpfe zu gehen.
Ich war einer der ersten an der Hütte, einzig Emily saß dort auf einem Hocker und streichelte Hagrid's hässlichen Hund. Wie konnte ein Mensch so elegant da sitzen, während er einen Hund streichelte? Als sie mich hörte, hob sie ihren Kopf und starrte mich an. Sofort verengten sich ihre Augen und sie warf mir wieder ihren Todesblick zu, den sie sich nur für mich aufhob. Was für eine Ehre.
29. Juni 1994
Das Tuten des Zuges riss mich aus meinen Gedanken und ich stieg schnell ein, bevor sich der Zug ohne mich in Bewegung setzte. Ich suchte ein leeres Abteil und hievte meinen Koffer auf die Gepäckablage; dann setzte ich mich auf die Bank und starrte aus dem Fenster.
Seit dem „Treffen" auf dem Astronomieturm war ich Emily die meiste Zeit aus dem Weg gegangen. Sie hasste mich und ich hasste es. Jedes einzelne Mal wenn sie mich mit ihren Blicken erdolchte zerbrach mein Herz ein Stück mehr. Mehrmals hatte ich sie heimlich beobachtet, wie sie am Tisch saß und aß, ohne ihren Todesblick. Wen sie mich nur einmal ohne diesen Hass in den Augen ansehen würde.
Ich hatte gesehen wie sie vor ein paar Nächten mit Potter, Granger und dem Wiesel in den Tunnel der Peitschenden Weide verschwunden war. An diesem Abend war mir langweilig und ich beschloss dem Astronomieturm einen Besuch abzustatten. Von oben sah ich wie Gestalten auf den Baum zuliefen. Der gekrümmten Haltung zufolge, war einer davon Potter.
Neugierig lief ich nach unten, um nach dem rechten zu sehen. Ich sah alles. Wie Lupin und Severus hinterherkamen und am Ende wieder hinausgegangen sind, einen hässlichen Mann im Schlepptau.
Doch der Vollmond, der sich hinter einer Wolke versteckt hatte, trat zum Vorschein und die Ereignisse überschlugen sich regelrecht. Lupin war ein Werwolf. Black ein Animagus, der heldenhaft die vier Jugendlichen beschützen wollte. Der hässliche Mann verwandelte sich in eine Ratte. Potter rannte dem Hund und dem Werwolf hinterher.
23. Juni 1994
„HARRY!" Ihr Schrei zerriss die Stille der Nacht wie ein hauchdünnes Schwert. Sofort fuhr ich herum und erblickte gerade noch wie sie sich von Severus Arm losriss und Potter hinterherrannte, dicht gefolgt von Granger. Sie rannten direkt auf den See zu, auf welchen in diesem Moment Dementoren Kurs machten.
„Scheiße!", fluchte ich und rannte los. Die Dornen zerfetzten meine Kleidung, doch es könnte mich nicht weniger interessieren. Rasend schnell rannte ich den Weg zum See entlang um Emily rechtzeitig warnen zu können, doch als ich schon in dessen Nähe war, konnte ich hören, dass ich zu spät war.
Wortfetzen, laut und panisch, drangen an mein Ohr. „Es ist Expecto Patronum... Woher soll ich das wissen?... MACH DOCH WAS, SIE WERDEN UNS TÖTEN!!!!!!!!" Ihre Stimme war voller Panik, als sie die Sätze herausschrie. „Es sind zu viele..." „DAS IST JETZT NICHT DEIN ERNST! VERSCHEUCH SIE BEVOR SIE UNS DIE SEELE AUSSAUGEN!" Ihre Stimme wurde immer lauter und panischer.
Plötzlich war es still. Viel zu still. Mittlerweile war ich unten am See angekommen und starrte durch das Gestrüpp. Glücklicherweise hatten die Dementoren mich nicht bemerkt, ihre Aufmerksamkeit galt ganz den vier Personen am Seeufer. Sirius Black lag bewusstlos dort, Granger ebenso. Potter versuchte noch sich zu wehren, doch seinem Zauberstab entkamen nur klägliche Silberstreifen. Emily lag daneben auf dem Rücken und hatte die Hände auf ihr Gesicht gepresst, damit der Dementor sie nicht küssen konnte.
Eben dieses schleimige Viech packte nun mit seinen schleimigen Fingern ihre Hand, es würde nicht mehr lange dauern, bis er sie wegdrücken konnte. Plötzlich überkam mich eine unbändige Wut. Dieser Haufen Dreck soll seine Finger von ihr lassen!
Bevor ich jedoch aus dem Gebüsch herausstürzen konnte, wurde die eiskalte Luft jedoch schlagartig warm und von Licht erfüllt. Ich traute meinen Augen kaum, als ein riesiger Patronus über den See auf uns zulief und die Dementoren verjagte.
Kaum war er verschwunden, erschien Severus am Ufer und beschwur Tragenhervor, mit denen er die vier zum Schloss transportierte.
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Ich hatte nie jemanden erzählt, was ich gesehen hatte; nicht einmal Blaise. Dumbledore wusste es, Severus hatte es gesehen. Mir würde sowieso niemand glauben.
Vater würde mir zwar glauben, doch wollte ich das überhaupt? Vater würde einen riesigen Aufstand machen und mich von der Schule nehmen, wenn er herausfand, dass Black ein Animagus war.
Ich wollte nicht nach Durmstrang. In Hogwarts hatte ich Freunden und auch wenn es mich nicht erfreute- der Gedanke Emily nicht mehr zu sehen und nicht mehr auch nur die kleinste Interaktion mit ihr zu haben, stimmte mich traurig.
OoOoOo
ᴇᴍɪʟʏ ʜᴜɴᴛᴇʀ
Mit halbem Ohr hörte ich Harry zu, doch meine Gedanken schweiften erneut ab; zurück an den Abend in der heulenden Hütte. Wer hätte gedacht, dass Hermine einen Zeitumkehrer hatte? Wirklich schlau, damit Sirius Black zu retten. Auch wenn ich nicht dabei war, da ich bewusstlos im Krankenflügel lag. Dank der Dementoren.
Vater und Mutter hatten einen Herzinfarkt bekommen, als sie das herausfanden und drohten Dumbledore mich von der Schule zu nehmen, sollte noch einmal ein Werwolf Lehrer werden.
Glücklicherweise reagierte Dumbledore recht besonnen darauf und meinte lässig, dass so etwas nicht mehr vorkommen würde. Beim Abschied bot er meinen Eltern noch Zitronenbonbons an. Ich konnte Mutters angewiderten Blick immer noch glasklar vor Augen sehen.
Inzwischen hatte ich mich relativ gut von den Dementoren erholt und hatte es sogar geschafft, mit Harrys Hilfe, zwei Tage vor den Ferien einen Patronus zustande zu bringen. Er hatte noch keine Form, aber Harry war zuversichtlich, dass es bald klappen wird.
In den Ferien war die Quidditchweltmeisterschaft und es war schon abgesprochen, dass ich die Ferien bei den Weasleys verbrachte, da konnten meine Eltern sich so quer stellen wie sie wollten. Eigentlich hätte ich mit meinen Eltern dorthin sollen, doch ihnen ist natürlich etwas dazwischen gekommen und so waren sie gezwungen mich bei den Weasleys abzugeben.
Lächelnd sah ich aus dem Fenster. Das würden die besten Ferien aller Zeiten werden.
