ᴇᴍɪʟʏ ʜᴜɴᴛᴇʀ

8. Juli 1994

Freudig schloss ich Ginny in meine Arme. Auch wenn ich nur eine Woche bei meiner Familie verbringen musste, war ich heilfroh endlich dort herauszukommen und im Fuchsbau zu wohnen. Hermine schloss ich auch in eine Umarmung, dann schleppten wir meinen Koffer in Ginny's Zimmer, dass wir uns die nächste Zeit zu dritt teilen würden.

Von unten konnte man hören wie meine Eltern den Ablauf der Weltmeisterschaft mit Mr. und Mrs. Weasley besprachen. „Das wäre ja wirklich nicht nötig gewesen", hörte ich meine Mutter herumflöten. Unwillkürlich musste ich die Augen verdrehen, das war ja mal wieder typisch.

„Emilyyyyy", schrie meine Mutter schon halb hoch und da ich wusste, dass sie keine Ruhe geben würde, bis ich hinunterging, lief ich gemeinsam mit Hermine und Ginny hinunter, bevor sie nochmal meinen Namen so laut schrie.

„Ja Mutter?", fragte ich betont höflich, damit sie mir nicht gleich einen Vortrag hielt. Die ganze letzte Woche, gingen sie mir schon auf den Keks. Ständig haben sie über das besondere Ereignis, das dieses Jahr kam gesprochen. Wenn man nachfragte, wechselten sie sofort das Thema und sprachen über irgendwelche Ministerheinis, die keinen interessierten.

„Vergiss nicht dich zu benehmen, es ist sehr nett von den Weasleys, dass sie dich aufnehmen, also zeige ihnen diese Dankbarkeit", sagte sie in einem absolut peinlichem Tonfall.

„Ja Mum", erwiderte ich genervt. Als ob man mir das sagen müsste. Diesmal ließ sie sich nicht so lange Zeit bei der Verabschiedung, da sie glücklicherweise noch einen Termin hatte.

Nachdem sie mit einem leisen plopp verschwunden war, gingen wir hinaus in den Garten, um Quidditch zu spielen. Vielmehr spielten Ginny und ich Quidditch, während Hermine nach fünf Minuten zu dem Schluss kam, das sie lieber festen Boden unter den Füßen hatte. Doch sie war strikt dagegen, dass wir auch aufhören wollten zu spielen, weshalb sie sich mit einem Buch in einen Gartenstuhl setzte, während Ginny und ich gemeinsam neue Jägerstrategien übten.

Gegen Abend rief uns Mrs. Weasley, zum Essen herein. Nach dem besten Essen, dass ich je gegessen hatte, gingen wir hoch in Ginnys Zimmer und ließen und dort aufs Bett fallen.

„Percy, dieser Idiot, redet die ganze Zeit von einem besonderem Ereignis im nächsten Schuljahr. Habt ihr eine Ahnung was das sein könnte?", fragte Ginny direkt heraus. Stumm schüttelte ich den Kopf und ließ meinen Kopf auf mein Kissen sinken.

Die letzten Wochen waren meine Gedanken ungesund oft, an einen bestimmten Slytherin gewandert. Ich wusste nicht einmal wieso, er tauchte einfach immer darin auf, ohne jegliche Vorwarnung. Manchmal wünschte ich mir, dass er einfach aufhören würde, mich so zu nerven.

Vielleicht, wenn er kein Malfoy und kein komplettes Arschloch wäre, vielleicht könnten wir dann sogar befreundet sein. Immerhin konnte er wirklich nett sein, das hatte ich an Weihnachten bemerkt.

Doch eine Gryffindor und ein Slytherin war schon aus Prinzip ein Problem. Dann auch noch eine Blutsverräterin und Harry Potters beste Freundin, und dem gegenüber der „Eisprinz" Slytherins und ein Malfoy setzte dem ganzen die Krone auf. Es war unmöglich mit ihm befreundet zu sein, es wäre schon von Beginn an, zum Scheitern verurteilt.

Außerdem verhielt er sich in 99 Prozent der Fälle wie ein komplettes Arschloch.

Ich beschloss Malfoy aus meinen Gedanken zu verbannen, denn er hatte es nicht verdient, dass ich auch nur einen einzigen Gedanken an ihn verschwendete.

Dann rappelte ich mich auf und versuchte halbherzig an Hermines und Ginnys Gespräch teilzunehmen, doch sie waren nicht dumm, sie sahen, dass mit mir etwas nicht stimmte, doch sie hakten nicht nach, wofür ich ihnen zutiefst dankbar war.

7. August 1994

Mittlerweile waren ein paar Wochen vergangen und es war der Tag angekommen, an dem wir Harry von seinen schrecklichen Verwandten abholen wollten. Dank Mutters Kontakten wurde sogar das Flohnetzwerk an den Kamin der Dudsleys, oder wie sie hießen, angeschlossen.

Hermine hatte den Vorschlag mitzukommen abgelehnt, sie hasste das Flohnetzwerk fast genauso wie das Fliegen und Ginny blieb bei ihr. So kam es dann, dass zuerst Fred, dann George in den Kamin einstiegen, etwas Pulver in die leuchtend grünen Flammen schmissen und laut „Ligusterweg vier" riefen.

Nachdem George in den Flammen verschwunden war, war ich an der Reihe. Mit der Hoffnung, zumindest diesmal nicht aus dem Kamin zu fallen, stieg ich in den Kamin, ließ das Pulver los und rief auch laut: „Ligusterweg 4."

Der Fuchsbau verschwand vor meinen Augen und das bekannte Ziehen in meiner Magengegend tauchte wieder auf, während der Kamin mich nach Little Whinging transportierte. Endlich verschwand das Schwindelgefühl und der Kamin spuckte mich aus, doch anstatt einem Wohnzimmer, oder generell Licht, sah ich nur Dunkelheit bevor ich gegen einen warmen Körper knallte.

„Aua!", schrie eine empörte Stimme, die sich nach einem der Zwillinge anhörte.

„Fred? Wo sind wir?", fragte ich nach.

„George, und diese Muggelfamilie hat den Kamin verriegelt!"

„Super!", stöhnte ich auf. Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen und gleich kam auch noch...

Bevor ich diesen Gedanken beenden konnte, wurde es hinter mir ganz heiß und jemand krachte mit voller Wucht gegen mich, dass mir kurzzeitig die Luft ausblieb. Krächzend versuchte ich Ron die Situation zu erklären, doch der Kaminstaub machte mich wahnsinnig und trocknete meine Kehle vollkommen aus.

„Keine Sorge, gleich kommt Dad", meinte einer von ihnen. Na super. Es war schon so eng hier, ich konnte nicht einmal meinen kleinen Zeh bewegen und gleich sollte auch noch ein Erwachsener hier auftauchen. Schlimm genug, dass ich schon an die Zwillinge gepresst wurde, die es natürlich nicht unterlassen konnten, zweideutige Kommentare dazu zu machen.

Erneut wurde es ganz heiß und ich konnte aus den Augenwinkeln grüne Flammen wahrnehmen, bevor ich noch stärker an Fred oder George oder auch an beide gepresst wurde. Klasse, hätte ich das gewusst, wäre ich im Fuchsbau geblieben. Ginny würde wahrscheinlich nachher vor Lachen sterben, wenn ich ihr davon erzählte.

Die vier Weasleys diskutierten noch eine gefühlte Ewigkeit, wie sie hier rauskommen konnten, ich jedoch stand einfach nur still da und betete, dass ich hier so schnell wie möglich rauskam. Von außen drangen undeutliche Stimmen in den Kamin, eine Männliche und eine Weibliche.

„Bombarda", rief Mr. Weasley auf einmal und die Dunkelheit explodierte.

Bevor ich mit voller Wucht auf den Boden knallte, konnte ich noch ein viel zu penibel sauberes Wohnzimmer ausmachen. Erleichtert seufzte ich auf, als ich endlich meine Arme bewegen konnte.

Ein paar Schuhe traten in mein Blickfeld und ich sah hoch. Harry stand vor mir und schauten belustigt auf mich herunter. Kein Wunder, wahrscheinlich sah ich aus wie ein verletztes Tier. Er streckte mir seine Hand aus und obwohl ich mich erst weigerte, nahm ich sie dann doch an und ließ mich von ihm hochziehen.

Nachdem ich aufgestanden war, konnte ich endlich das Chaos, welches entstanden war, betrachten. Die Zwillinge standen an der Seite mit einem diabolischen Gesichtsausdruck, der nichts Gutes verhieß. Sie hatten uns von ihrem Plan erzählt, Harry's Cousin etwas Würgezungentoffee unterzumischen, der eigentliche Grund, weshalb ich überhaupt mitgekommen war, mal abgesehen davon, dass ich endlich Harrys Muggelverwandte sehen wollte.

Eben diese kreischten nun herum wie aufgescheuchte Hühner; diese Frau versuchte zumindest den Schaden ein wenig zu beseitigen, während ihr Walrossgatte nur herumstand und dumm Mr. Weasley anstarrte, als sei er ein Bergtroll.

Kurz verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln, als ich auf Harrys sogenannten Onkel zutrat und ihm mit den Worten „Freut mich sie kennenzulernen, wir sind Harry Potters Freunde und sind hier um in abzuholen" meine Hand entgegen streckte. Das Wort Freunde betonte ich dabei besonders und die erwartete Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, denn dabei nahm das Gesicht dieses Walrosses einen noch ungesünderen Rotton an, als zuvor und auf seiner Schläfe konnte man eine pulsierende Ader ausmachen.

Fred und George lachten sich in der Ecke halb tot, während Harry und Ron daneben standen und sich ein Lachen verkneifen mussten. Auch ich musste mit größter Mühe das Lachen unterdrücken und lief wieder zu Harry, um so schnell wie möglich aus der Reichweite von Venom, oder wie er hieß, zu verschwinden. Ich wollte schließlich nicht, dass dieser mich an Harrys Cousin verfütterte.

In der Ecke konnte ich in diesem Moment Harrys Cousin Dudley ausmachen, wie er mit dem Hintern an der Wand langschrammte, und als er hersah und ich ihm kurz zuwinkte, wurde er noch panischer, weshalb ich fast wieder einen Lachanfall bekam. Die Aktion mit dem Kamin hatte sich also doch gelohnt.

Langsam hatte sich das Chaos wieder beruhigt, doch die Muggelfamilie weigerte sich immer noch, das Mr. Weasley den Dreck aus dem Kamin beseitigen durfte, stattdessen wollten sie putzen, was viel länger dauerte und viel zeitaufwändiger war. Typisch Muggel.

Kopfschüttelnd wandte ich mich Harry zu, der das ganze Szenario mit einer Mischung aus Belustigung und Entsetzen betrachtete. „Sind die immer so peinlich sauber?", fragte ich und deutete auf seine Tante, die wegen des umgefallenen Couchtisches so tat, als ob die Welt untergehen würde. Gequält nickte er. Da fiel mir auf, dass seine neue Frisur einfach nur schrecklich war. Was sollten diese langen Haare?

Ich stupste ihm in die Seite. „Jetzt kommst du aber mit zum Fuchsbau und dann gehen wir zur Quidditchweltmeisterschaft. Ich freu mich schon rießig", meinte ich aufmunternd und tanzte leicht auf der Stelle, was mir einen ziemlich irritierten Blick von Harrys Schweinchencousin einbrachte.

Wenigstens sah Harry ein wenig positiver gestimmt aus. In der Zeit hatte sich die Muggelfamilie endlich bereit erklärt, den Couchtisch reparieren zu lassen, dennoch beäugten sie Mr. Wealseys Zauberstab, als sei er eine Bombe. Unwillkürlich musste ich lachen, als sie aufquiekten, als sich der Couchtisch wieder zusammensetzte.

Lachend musterte ich das ganze Szenario, dass sich mir bot. Als Mr. Weasley dann verkündete, dass wir gehen würden, warf ich den Zwillingen einen vielsagenden Blick zu, woraufhin sie wie zufällig ihre Tasche fallen ließen und die, als normale Süßigkeiten getarnte, Würgezungentoffees aus der Tasche kullerten.

Schnell kickte ich eins unauffällig in Schweinchens Richtung, dann „half" ich ihnen beim einsammeln der „Süßigkeiten".

Wenn meine Eltern wüssten, was ich gerade tat, hätte ich lebenslänglich Hausarrest bekommen. Belustigt presste ich meine Lippen zusammen, um nicht sofort in Gelächter auszubrechen, dann nahm ich etwas Flohpulver, schmiss es in den Kamin und rief laut: „Fuchsbau"

Das letzte was ich von Harrys Verwandten sah, war ihr entsetzter Blick, als ich in den Flammen verschwand.

Kurze Zeit später stolperte ich aus dem Kamin im Fuchsbau, doch Ginny kannte mich, weshalb sie davor gewartet hatte und mich nun auffing, bevor ich auf den Boden knallte.

„Haben sie die Toffees fallen lassen?" Bestätigend nickte ich, worauf sie diabolisch grinste und ihren Brüdern mehr denn je ähnelte. Bevor ich jedoch anfangen konnte von der ganzen Situation zu erzählen, leuchteten die Flammen grün auf und Fred stieg aus.

„Und?", fragte ich sofort.

„Noch hat er sie nicht entdeckt", sagte er mit Bedauern und zuckte die Schultern.

Kurz nach Fred kam George, dann Ron, doch Harrys Cousin hatte immer noch nichts gegessen. Schade. Als dann jedoch endlich Harrys aus dem Kamin steig, konnte ich an seinem fetten Grinsen, sofort erkennen, dass sein Cousin seinen Futterinstinkt eingeschaltet hatte.

Wir mussten alle lachen, doch wir wurden von Mr. Weasley unterbrochen, der stinksauer aus dem Kamin stieg und die Zwillinge wütender denn je ansah. „Oh Shit", hörte ich sie noch murmeln, da begann dann auch schon ihr Vater zu schreien.

Unterbrochen wurden sie dann von Mrs. Weasley, die natürlich wissen wollte, warum er so schrie. Sie schickte uns kurzerhand hoch, wir konnten nur noch ihre laute Predigt hören. In Ron's Zimmer schmissen wir uns auf deren Betten und redeten über relativ belangloses Zeug, bis uns Mrs. Weasley zum Essen herunterrief.

„Sag mal, wie lang war jetzt seine Zunge genau?", fragte ich Harrys grinsend, als wir als letztes die Treppe heruntergingen.

„Circa ein Meter", antwortete er und konnte sich auch ein Grinsen nicht verkneifen.

„Cool", meinte ich nur und musste lachen. Harry stimmte in mein Lachen mitein und so gingen wir gemeinsam in den Garten des Fuchsbaus um Abend zu essen.