2.
„Was?", war Jess' Antwort auf meinem Satz.
Er konnte es einfach nicht glauben, war das wirklich wahr?
Er sah verwirrt aus, sein Gesicht bestand aus einem Teil Freude und einem Teil des Verwirrt seins.
„Ja!", ich nickte, „Ich komme mit dir mit!"
Wahrscheinlich wahr ich mir noch nicht im Klaren, dass mich meine Mum zerreisen würde, Lane davon noch überhaupt nichts wusste und ich einfach so mal meinem Ex-Freund vertraute.
Doch irgendwie kam es mir richtig vor, als würde es einfach so sein müssen und als würde es mir in meinem weiteren Leben helfen.
Jess löste sich aus seiner Erstarrung.
„Wow, ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll!", sprach Jess und ging noch weiter auf mich zu.
Wir standen jetzt schon fast ganz gegenüber, uns trennte nur noch cirka einen Meter.
Automatisch trat ich zurück. Vielleicht vertraute ich ihm noch nicht ganz.
Wahrscheinlich dachte ich viel zu viel darüber nach und darum sagte ich auch:
„Freu dich nicht zu früh, Jess! Wir sind hier auf einem Rockkonzert, meine Freundin ist noch da drinnen, wie sollte sie nach Hause kommen, wenn ich jetzt einfach mitkommen würde und ich glaube auch kaum, dass ich ohne Gepäck so mitfahren würde."
Ich ging. Die Straße entlang wo ich gekommen war.
Jess stand noch immer da.
Ich hoffte er würde etwas sagen, er würde nach mir rufen, mich zurück halten, mich fragen, was jetzt los war, ob ich spinnen würde und ihn einfach so stehen lassen ohne einer richtigen Antwort.
Ich wurde immer langsamer, denn es kam nichts.
Wieso konnte Jess Mariano nicht einmal den Mund aufbringen.
Ich seufzte leise und nahm wieder meine normale Schrittschnelle ein.
Ich war beleidigt.
Hatte ich mich wirklich so getäuscht, hatte geglaubt er meinte es ernst, doch anscheinend machte nicht ich einen Rückzieher, sondern er.
Plötzlich hörte ich schnelle Schritte hinter mir und dann Rufe:
„Rory, warte!"
Er kniff also doch nicht, er meinte es wirklich ehrlich.
Ich blieb stehen, mit einem Lächeln im Gesicht, doch sobald ich mich umdrehte, war es verschwunden. Ich wollte ihm nicht zeigen, dass ich mich freute, ich wollte cool und gelassen wirken.
Jess war einige Meter hinter mir, doch Sekunden später stand er wieder vor mir.
„Wann bist du fertig, wann kann ich dich abholen?", fragte er schnell, in der Annahme ich würde ihn wieder eine plausible Erklärung für ein späteres Mitkommen erzählen.
Ich antwortete klar und kurz:
„In zwei Tagen, in Stars Hollow, dann habe ich alles geregelt."
Er nickte nur kurz und sagte dann schnell:
„Ja.. du kannst wieder zurück zu deiner Freundin gehen, ich meine, wenn du willst kannst du es tun, du kannst auch hier bleiben, also…."
Ich grinste kurz, es war witzig Jess irgendetwas daherreden zu sehen.
„Nein, ich gehe wieder zurück zu Lane, sie wird sich sicher schon sorgen machen", sprach ich, machte auf der Stelle kehrt und rannte zurück zur Konzerthalle.
Ich war mir noch immer nicht im Klaren, was ich getan hatte, ich würde in zwei Tagen mit Jess irgendwo hinreisen, weiß Gott wo und das alles nur, weil ich glaubte ihn zu lieben? Irgendetwas war wohl in mir gefahren, um so einen Leichtsinn zu begehen.
Laute Musik kam mir entgegen und eine aufgebrachte Lane:
„Rory, da bist du ja, ich hab schon überall nach dir gesucht!"
„Tut mir Leid!", entschuldigte ich mich und lächelte sie an, „Komm lass und rein gehen und uns das Konzert weiter genießen!"
„Ok!", redete sie, doch sie war sich immer noch unsicher, „Wirklich alles klar bei dir?"
„Sicher!", log ich. Doch wahrscheinlich hatte ich eben gerade einen Fehler begannen….
1. Tag vor der Abreise
Wir sind etwa so um 4 Uhr nach Hause gekommen. Ich hatte großen Spaß, denn ich wusste nicht wann ich wieder mit Lane so viel Spaß haben werde.
Ich habe ihr nichts von meinen Plänen erzählt und ich finde das war auch gut so, sie hätte sich sorgen um mich gemacht und dann wäre der ganze Abend in die Hose gegangen.
Zu Hause angekommen zog ich mich aus, zog mir meinen Pyjama an und legte mich ins Bett.
Ich war müde, dennoch konnte ich nicht schlafen.
War es wirklich richtig mit Jess mit zugehen?
Ich konnte nicht anders, ich holte von meinem Schreibtisch eine Stück Papier und einen Stift.
Meine Pro & Contra Liste wurde lang, vor allem weil das Contra überwiegte, doch irgendwie beachtete ich die rechte Spalte des Zettels nicht.
Ich konzentrierte mich eher auf den einzigen Punkt der Pro Seite:
„Ich gehe mit, weil ich Jess vielleicht liebe!"
Das Vielleicht hatte ich öfter als 3 mal unterstrichen, während ich auf weitere Ergänzung dieser Seite nach dachte.
Mir fielen nur blöde Sachen ein, wie: ‚Weil ich gerade Ferien habe' oder ‚Ich könnte Spaß haben'
Das waren nicht wirklich plausible Gründe.
Wieder einmal seufzte ich leise und legte den Zettel mit dem Stift auf den Boden.
Ein weiteres Mal versuchte ich zu Schlafen, es war schon 5 Uhr morgens.
Ich machte meine Augen zu, doch ich hielt es nicht lange aus, schon musste ich sie wieder aufmachen.
War es wegen Jess? oder der Tatsache, dass ich zu viel Red Bull getrunken hatte?
Ich setzte mich wieder auf, holte die Liste wieder hervor und drehte den Zettel um.
Oben schrieb ich:
‚Was ich alles mitnehmen muss:'
Es war nicht falsch vorher aufzuschreiben, was man brauchen würde, wenn man mit jemand einen Road Trip macht.
Ich schrieb bis halb sieben, immer wieder fielen mir Dinge ein, die ich brauchte, doch Strich manche Sachen wieder aus.
Man konnte doch nicht so viel mitnehmen.
Es musste schlicht sein, ok, beim Gewand konnte man ein bisschen mehr einpacken, doch sonst…
Ich hörte Schritte, sie kamen von der Treppe, ich schmiss den Zettel und den Stift auf den Boden, legte mich schnell hin und tat so als ob ich schlafen würde.
Meine Zimmertür ging langsam auf und das Gesicht meiner Mum lugte hervor.
„Schatz, bist du schon wach, ich habe ein Geräusch gehört?", fragte sie leise.
Ich regte mich in meinem Bett, rieb mir verschlafen die Augen, tat so als ob ich gähnte und sagte dann mit ruhiger Stimme:
„Mum, ich hab gerade so gut geschlafen."
Jetzt öffnete sie die Tür ganz, ein heller Lichtstrahl drang ins Zimmer und erhellte den Raum.
Mein Gewand lag noch immer irgendwo verstreut im Zimmer. Ich war wohl so in Gedanken, dass ich gar nicht geachtet hatte, wie ich die Vorhänge zugezogen hatte.
Sie waren total durcheinander, trotzdem ließen sie kein Licht hinein.
Ich setzte mich auf, schob nicht merkbar, den Zettel unters Bett und fragte:
„Wie spät ist es denn schon?"
Lorelai war jetzt ganz im Zimmer und setzte sich neben mich.
„Halb sieben", sie sagte das, als wäre es schon ziemlich spät, „Wie war das Konzert? Hattest du Spaß?"
Ich war wieder putz munter und lächelte:
„Es war super, Simple Plan sind wirklich eine coole Band mit tollen Liedern und alles."
„Das freut mich!", antwortete sie.
Erst jetzt sah ich, dass sie schon angezogen war, ihre Haare schon perfekt saßen und sie sogar schon etwas Make-Up trug.
„Willst du irgendwo hin?", fragte ich verblüfft.
„Ja, frühstücken, zu Luke, kommst du mit oder willst du weiter schlafen?", fragte sie gelassen, weil sie die Antwort schon kannte.
„Ich komme mit, du hast mich total aus dem Schlaf gerissen", log ich sie an.
Was war mit mir los, ich konnte ja sonst alles mit meiner Mum bereden, wieso klappte es jetzt nicht. War es, weil sie Jess nicht mochte und wollte ich einfach nichts erzählen? Wollte ich das als Geheimnis hüten?
Aber ich musste es ihr sagen, entweder heute oder morgen, am besten heute, doch wie sollte ich es anstellen? Würde sie mich gehen lassen?
