Anmerkung der Autorin: Bitte, bitte, ich brauche dringend Reviews! Sonst weiß ich doch gar nicht, ob es euch gefällt oder ich ech nur langweile. :)

Rettung in letzter Sekunde

„Wo warst Du denn die ganze Zeit? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!" Während Harry noch durch das Porträt-Loch zum Gemeinschaftsraum kletterte, wurde er von Ron mit dieser Frage bestürmt. Er lächelte seinen besten Freund beruhigend an und ließ sich in einen Sessel nahe dem Kamin sinken. „Ich war bei Schnuffel."

In Kurzform erzählte er Ron das Gespräch mit seinem Paten. Ron hörte aufmerksam zu, und auch in seinem Gesicht leuchtete bald Verständnis für Sirius eigenartiges Verhalten auf. „Kein Wunder, dass er so komisch war. Bei den ganzen Verwirrungen, die es zwischen den beiden gegeben hat!" Harry nickte. „So hab ich ihn wirklich noch nie erlebt." Beide hatten die Stimmen gesenkt, damit niemand bemerkte, dass sie nicht nur über ein Haustier sprachen. „Er war völlig außer sich. Und eifersüchtig! Er meint, dass sie etwas mit Lupin hat."

Ron runzelte die Stirn. „Na ja, so aus der Luft gegriffen ist das vermutlich nicht. Sie redet schließlich im Unterricht ständig von ihm und scheint auch noch in regem Kontakt zu ihm zu stehen." Harry konnte es nicht erklären – trotzdem schüttelte er energisch den Kopf. „Ich glaube das wirklich nicht. Warum hat Mila Sirius denn sonst im Wald so komisch angesehen?" Ron zuckte die Schultern. „Keine Ahnung", antwortete er wenig hilfreich. „Puh, wenn alles in Sachen Liebe so kompliziert ist, dann lasse ich die ganze Sache wohl besser. Für so komplizierte Sachen bin ich echt nicht geschaffen, Harry!"


Am nächsten Morgen hatten sie wieder Verteidigung gegen die dunklen Künste. Zu aller Verwunderung führte Mila die Klasse hinaus zum See, um dort über eine neue Kreatur zu unterrichten. Auf dem Weg dorthin wurden Ron, Hermine und Harry von Draco Malfoy und seinem Trupp von dummen Muskelprotzen eingeholt. Sie unterhielten sich grade so laut, dass die Drei jedes Wort verstehen konnten.

„Ich habe meinem Vater geschrieben und ihm von unserer neuen Professorin erzählt. Er war völlig außer sich. Jetzt ist es nicht nur diese strohdumme Witzfigur von einem Wildhüter, der uns unterrichten soll", die letzten beiden Worte sprach er so verächtlich aus als spreche er über etwas völlig Absurdes, „sondern auch noch wertlose Schlammblüter! Diese ‚Professorin´ sollte es nicht einmal wert sein unsere Schuhe zu putzen!"

Wütend fuhren Harry, Hermine und Ron herum und Harry stellte sich sofort Malfoy in den Weg. „Sag‚ das noch einmal!" knurrte er bedrohlich. Malfoy hob spöttisch eine Augenbraue. „Potter! Wusstest Du das etwa nicht? Na ja, Du hast ja sowieso eine Schwäche für so niedere Lebensformen, nicht wahr!" Vielsagend ließ er den Blick über Hermine wandern, die daraufhin vor lauter Wut rosa anlief. Harry umklammerte zornig den Zauberstab fester. „Irgendwann, Malfoy! Irgendwann mache ich Dich fertig! Dann wirst Du für Alles büßen! Für jede widerliche Äußerung, die Dein dreckiges Schandmaul je verlassen hat! Ich werde …"

Harry stockte, als etwas an ihm vorbeizischte und Malfoy voll im Gesicht traf. Der taumelte zurück und landete auf seinen 4 Buchstaben. Im nächsten Moment wucherten Tentakel aus seinem Gesicht, die wild in der Gegend umherzuckten. Verblüfft starrte Harry ihn an. Er hatte doch gar nicht gezaubert. Oder? „RON!" kreischte Hermine hinter ihm. Harry wandte sich um. Hermine versuchte grade seinem besten Freund den Zauberstab zu entwinden, den er immer noch drohend auf Malfoy gerichtet hielt. So wütend hatte Harry ihn noch nie gesehen.

Mit kaum kontrollierter Wut taxierte er den kreischenden, am Boden liegenden Malfoy. Seine Hand zitterte richtig! „Ja genau. Sag‚ das noch einmal, Malfoy! Es wäre mir eine Freude, Dir noch so einen Fluch auf den Hals zu hetzen!" fauchte er. „Was ist hier los?" ertönte plötzlich Milas Stimme. Sie kämpfte sich durch die Reihen von Sechstklässlern, die sich im Kreis um die kleine Gruppe geschart hatten und gafften. Ihr Blick fiel auf den am Boden liegenden Malfoy und dann auf Ron, dem Hermine immer noch versuchte den Zauberstab abzunehmen. Ohne weiter zu fragen, zog sie Malfoy am Arm auf die Füße. „Sofort in den Krankenflügel", befahl sie ihm und Malfoy rannte, so schnell ihn seine Füße tragen konnten, hinauf zum Schloss. Nicht allerdings, ohne ein „DAS WIRTS DU MIR BÜßEN, WEASLEY!" zu kreischen.

Als er außer Sichtweite war, wandte sich Mila erneut an Ron. Mittlerweile hatte dieser den Zauberstab gesenkt und sah ihr trotzig ins Gesicht. „Er hatte es verdient, Professor! Er hat Sie und Hermine als Schlammblüter bezeichnet!" erklärte er kurz. Bei der Erwähnung dieses Schimpfnamens zuckte die Professorin leicht zusammen und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, zeigte ihr Gesicht keine auffällige Regung – ihre Augen sprühten allerdings. „Sie wissen, dass das für Sie Strafarbeit bedeutet, Mr. Weasley! Und ihr Haus 20 Punkte kosten wird?" fragte sie in kühlem Ton, der nicht zu dem Funkeln ihrer Augen passte.

Mehrere Slytherins protestierten bei dieser geringen Punktmenge, wurden jedoch von einem eisigen Blick Milas, der Minerva Mc Gonnagal zu Ehre geraten hätte, zum Schweigen gebracht. „Sie können froh sein, dass ich nicht auch ihrem Haus Punkte abziehe. Ich dachte, dass die Schüler in Hogwarts mittlerweile ein wenig aufgeklärter wären und sich nicht auf ein so niedriges Niveau herablassen würden. Gehen Sie jetzt bitte ans Ufer!" Die Klasse setzte sich in Bewegung und Mila wandte sich wieder Ron zu. „Über die Strafarbeit unterhalten wir uns später – Ron." Sie lächelte plötzlich, zwinkerte und klopfte ihm auf die Schulter. „Gut, dass wenigstens ihr wisst, dass es keine Schande ist nicht reinblütig zu sein. Danke."

Mit diesen Worten wandte sie sich um und schlug ebenfalls den Weg zum Ufer ein. Und ließ verblüffte drei Freunde zurück, die ihr nachsahen.

Nach dieser Unterrichtsstunde trödelten Hermine und Harry absichtlich herum. Nachdem endlich alle zurück zum Schloss gewandert waren, stießen sie zu Mila und Ron der, die Hände in den Taschen vergraben, auf sein Urteil wartetet. Als wirklich alle anderen Schüler außer Hörweite waren, hörte die Professorin endlich auf ihre Sachen zusammenzupacken und richtete sich auf. „Nun Ron – Du weißt, dass eine Strafarbeit sein muss. Auch wenn ich sie nicht gern gebe. Mr. Malfoy hatte es vermutlich wirklich verdient – wenn er seinem Vater auch nur ein Fünkchen ähnlich ist." Sie seufzte. „Also …"

Hermine unterbrach sie, bevor sie auch nur eine weitere Silbe sprechen konnte. „Professor!" „Nennt mich doch bitte Mila." „Ähm, Mila … wenn Ron Strafarbeiten bekommt, dann möchte ich auch welche!"

Überrascht hob Mila die Augenbrauen und Ron protestierte lautstark. Allerdings wurde er von einem wütenden Blick Hermines zum Schweigen gebracht. „Na ja", Hermine zuckte kurz und bemüht gleichgültig mit den Schultern. „Wenn ich nicht da gewesen wäre, dann wäre dieser Streit gar nicht so eskaliert, oder? Ich war schließlich der Grund. Er … wollte mich doch nur verteidigen." Ihr Blick streifte den verblüfften Ron kurz, dann senkte sie die Augen. „Daher fände ich es nur gerecht, wenn …"

Mila zögerte nur kurz, dann breitete sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „In Ordnung, Hermine. Ich verstehe, was Du meinst. Ihr beide werdet den Gryffindor-Aufenthaltsraum auf Vordermann bringen. Von der Decke bis zum Kamin." Ron zog bei ihren Worten regelrecht den Kopf zwischen die Schultern. „Und das alles ohne Magie, richtig?" fragte er mit kläglichem Gesichtsausdruck. Offenbar erinnerte er sich noch zu gut an eine Strafarbeit von Snape, bei der er alle Nachttöpfe im Krankensaal von Hand hatte schrubben müssen. Mila jedoch zwinkerte nur erneut vergnügt. „Habe ich das gesagt, Mr. Weasley?" konterte sie lachend und fuhr im Zusammenräumen ihrer Unterrichtsmaterialien fort. Hermine und Ron starrten sie mit offenen Mündern an. Und Harry konnte sich bei ihren Gesichtern nur schwer das Grinsen verbeißen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Mila ihnen absichtlich nur eine so geringe Strafe aufbrummte. Mit Magie nahm das Putzen des Aufenthaltsraumes vielleicht eine Viertelstunde in Anspruch. Und zu zweit würden sie sogar noch schneller sein!


Als sie ihre Tasche endlich fertig gepackt hatte, sah Mila von einem zum Anderen. „Ihr erinnert mich wirklich an meine Schulzeit damals. Diese Situation kam mir nur allzu bekannt vor." Sie ließ sich einfach ins Gras plumpsen und unaufgefordert machten es ihr die drei nach. „Als ich zur Schule ging, war ‚Schlammblut´ ein leider viel zu oft gebrauchtes Schimpfwort. Besonders von den reinblütigen Schülern, die sich fürchterlich etwas darauf einbildeten."

Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse, wirkte traurig, als sie davon erzählte. Harry hielt den Atem an und fragte leise: „Auch mein Dad?" Doch Mila schüttelte vehement den Kopf. „Nein, Harry. Weder James – noch Sirius – haben jemals jemanden so bezeichnet. Und schon gar nicht mich - oder Deine Mutter. Im Gegenteil." Ron klappte vielsagend der Kiefer runter und Hermine fragte verdutzt: „Harrys Mutter war nicht – reinblütig?" Ihr schien dieser Ausdruck mehr als unangenehm zu sein. Unwohl sah Mila Harry an. Sie schien damit gerechnet zu haben, dass er Bescheid wusste. „Ähm - nein. Ich dachte, ihr wüsstet das."

Harry, den sie bei diesen Worten ansah, schüttelte den Kopf. Obwohl ihm der Gedanke nicht allzu befremdlich war – seine Tante Petunia war schließlich ein magieverneinender Muggel erster Güte. Da musste seine Mum ja schon zum Teil nicht magisch gewesen sein. Er hatte nur noch nie darüber nachgedacht – und schlimm fand er es überhaupt nicht. Deswegen lächelte er beruhigend in Milas Richtung. „Keine Sorge, das ist mir egal. Wo ist schließlich der Unterschied?" „Aber jeder hier tut so, als ob Harry vollkommen reinblütig wäre", protestierte Hermine hitzig. Offenbar machte diese neue Enthüllung sie noch wütender gegen die Anfeindungen, die ihr immer wieder entgegen schlugen. „Das stimmst dann doch gar nicht!"

„Das ist ja das verrückte bei Reinblütigkeit", versuchte Mila zu erklären und verdrehte vielsagend die Augen. „Wenn ein Reinblütiger und eine …" Sie suchte nach einem weniger üblen Ausdruck. „… Nicht-Reinblütige Kinder zeugen, gelten diese plötzlich wieder als reinblütig. Diese Leute machen also auch unter sich noch Unterschied. Unantastbar reinblütig bist Du erst nach vielen Generationen. So wie bei James und Sirius Familie. Oder Rons."

Der Angesprochene zog eine Grimasse. Bei der Erwähnung Sirius umschlang Mila plötzlich ihre Knie mit den Armen, als ob sie plötzlich fror. Was Harry nicht verborgen blieb. Sie schwieg eine Weile, erst dann fand sie die Kraft weiterzuerzählen. „Unsere Jungs haben so manch eine blutige Nase verteilt, weil ein Anderer mich oder Deine Mum als Schlammblut bezeichnet hat." Bei der Erinnerung daran lachte sie Gott sei Dank endlich wieder leise. „James wäre einmal fast aus dem Quidditch-Team geflogen, weil er einem Slytherin-Typen wegen Lily ein neues Gesicht verpasst hat."

Verblüfft zog Ron bei dieser Enthüllung die Augenbrauen hoch. „Das hat er echt riskiert?" fragte er ungläubig und Mila nickte. „Hast Du denn eben anders reagiert, Ron?" Sowohl Ron als auch Hermine liefen beide knallrot an. „Ähm. Nein. Wohl nicht", gab er kleinlaut zu. „Ich mag es eben nicht, wenn jemand…" Er vollendete den Satz nicht, sondern starrte viel lieber auf seine Finger, die sich nervös verschlangen und wieder lösten. Mila lächelte in sich hinein, als sie ihn einen Augenblick lang beobachtete. Dann streckte sie sich ausgiebig, gähnte und schaute in die Runde. „Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich habe furchtbaren Hunger. Gehen wir zurück zum …?" Diesen Satz vollendete sie nie.


Mila wurde von einem fürchterlichen Lärm unterbrochen, welcher tief aus dem Verbotenem Wald zu ihnen herüberwehte. Alle 4 fuhren zusammen und starrten die Bäume an, die unter dem Lärm erzitterten. Hermine öffnete den Mund um die Frage zu stellen, die jedem von ihnen auf der Zunge brannte. Wo kam dieses Getöse nur her? Doch ein markerschütterndes Jaulen zerriss die Luft.

Harry und Mila waren fast gleichzeitig auf den Beinen, und ohne nachzudenken rannten beide in den Wald hinein. Sirius! Bei diesem Gedanken blieb Milas Herz erst stehen, bevor es dann in Lichtgeschwindigkeit in ihrem Hals erneut zu schlagen begann. Sie rannte wie noch nie in ihrem Leben. Hoffentlich …

Äste und Farne verfingen sich in ihrem langen Haar und zerkratzten ihr das Gesicht. Als sie endlich durch das Gestrüpp brachen, bot sich ihnen ein schauerliches Bild. Sirius stand, umringt von mehreren kleinen Wesen mit Keulen und Äxten bewaffnet, inmitten der winzigen Lichtung. Offenbar hatte er sich grade erst zurückverwandelt. Es waren Grommlins – kleine, gedrungene Wesen mit übermäßigen Kräften, sozusagen Trolle im Kleinformat - gemeine Verbündete Voldemorts, die aus reinem Vergnügen folterten und töteten. Ein Fuß Sirius schien verletzt, er hatte sein gesamtes Gewicht auf das Andere verlagert.

Diese Dinger kreisten ihn ein und griffen ihn gleichzeitig von mehreren Seiten an. Die ersten Keulen konnte Harrys Pate mit dem Zauberstab noch abwehren, dann aber traf ihn ein Schlag mitten im Rücken. Es gab ein fürchterlich knackendes Geräusch, bevor Sirius ächzend in die Knie ging.

Mila griff sich unwillkürlich an die Kehle. Sie konnte diesen Schlag auch ohne körperlichen Kontakt fast spüren. Harry zögerte nicht so lange. Mit einem Blick erfasste er die Situation. Allein hatte Sirius nie eine Chance. Der nächste hob seine Keule – und Harry war sich sicher, den nächsten Schlag würde sein Pate nicht überleben. Ohne nachzudenken zog er den Zauberstab und brüllte: „STUPOR!"

Einer der Grommlins ging – von Harrys Schockzauber getroffen - sofort zu Boden. Die Anderen allerdings wandten sich um und stürzten sich nun, Kampfschreie ausstoßend, auf ihn und Mila. Er umklammerte den Zauberstab fester. Ein besonders gemein aussehender Grommlin stürzte sich auf ihn, doch im nächsten Moment traf ihn etwas und schleuderte ihn gegen den nächsten Baum. Harry wandte den Kopf, als er eine Bewegung seitlich von ihm wahrnahm. Mila stand mit einem Mal vor ihm, mit einem Gesicht als würde sie jeden umbringen, der es auch nur versuchte ihm ein Haar zu krümmen. „Mach‚ das Du hier weg kommst, Harry!" schrie sie ihn über ihre Schulter hinweg an und schickte das nächste Wesen zu Boden. „Ich schaff das schon! Los, lauf!"

Während sie gegen diese kleinen, gemeinen Wesen kämpfte, überlegte Harry fieberhaft, an wen Mila ihn in diesem Moment erinnerte. Diese Szene war so seltsam vertraut. Als es ihm klar wurde, war sein Mund plötzlich staubtrocken. Sie erinnerte ihn an … seine Mutter. Eine Sekunde lang war er der festen Überzeugung, dass der Schock ihm die Füße wegziehen würde, doch bevor dies' geschehen konnte, warf sich der nächste Feind in seine Richtung und er wurde gewaltsam dazu gezwungen weiterzukämpfen.


Beide kämpften verbissen. Wer auch immer diese Wesen waren, sie waren verdammt zäh – erst als Ron und Hermine keuchend zu ihnen stießen und mit ihnen kämpften, schafften sie es sie in die Flucht zu schlagen. Sie rannten einfach weg und ließen ihre ohnmächtigen, verletzten Leute liegen. Als sie endlich den Letzten vertrieben und die Zurückgelassenen gut verschnürt hatten, stemmte Harry schweratmend beide Hände in die Seite – und Mila rannte hinüber zu Sirius. Dieser lag bewegungslos im Staub.

Sie fiel neben ihm auf die Knie und beugte sich über ihn. „Sirius? Sirius? Öffne die Augen! Bitte!" Mit zitternden Fingern strich sie ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er hatte mehrere Schläge abbekommen. Sein Gesicht war gezeichnet von Schnittwunden und Prellungen. Als sich Mila überzeugt hatte, das er immer noch atmete und ihr ein erleichterter Seufzer herausrutschte, begann sie methodisch seinen Körper abzutasten. Als sie in Hüfthöhe ankam, stieß er plötzlich ein schmerzerfülltes Stöhnen aus und versuchte sich auf die Seite zu drehen. Die Erleichterung ließ ihr Gesicht aufleuchten. „Oh Gott sei Dank! Mach‚ die Augen auf."

Auch Harry ließ sich neben seinem Paten nieder und beugte sich über ihn. „Sirius?" Endlich schlug dieser die Augen auf und sah Mila an. Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille – sogar der Wind schien vergessen haben durch die Bäume zu rascheln, während sich beide stumm in die Augen sahen. Dann löste Sirius den Blick und schien endlich Harry zu bemerken. Augenblicklich versuchte er sich aufzurichten, in dem dummen Bemühen den Jungen seine Verletzungen nicht merken zu lassen. Doch es gelang ihm einfach nicht. Auch beim zweiten Anlauf musste er sich mit einem leisen Schmerzenslaut zurücksinken lassen.

„Hör' auf den Helden zu spielen und bleib liegen", fuhr Mila ihn wütend an. Ohne zu zögern riss sie sein Hemd, durch das bereits Blut sickerte, nach oben und ignorierte Hermines leisen Überraschungslaut. Eine große, klaffende Wunde zog sich von seinem Rücken zu seinem Hosenbund. Harry atmete geräuschvoll aus und sah seinem Paten wieder ins Gesicht. „Das muss versorgt werden."

„So ein Quatsch! Dieser kleine Kratzer!" protestierte Sirius mit rauer Stimme. Erneut versuchte er aufzustehen, doch Mila drückte ihn zurück. Als ob sie sich dabei selbst verletzt hätte, presste sie plötzlich die Hand auf ihre Seite und ein leiser Schmerzenslaut entfuhr ihr. „Lass das!" schimpfte Sirius sofort als er es bemerkte und funkelte sie wütend an. Wie ihr befohlen zog Mila sofort ihre Hände zurück „Entschuldige", murmelte sie kleinlaut, fügte dann aber mit bestimmter Stimme hinzu: „Harry hat Recht! Die Wunde muss versorgt werden." „Und von wem!"

Unbeabsichtigt war Sirius erneut lauter geworden. Als er sich dessen bewusst wurde, atmete er einmal tief durch – was ihn erneut an die Wunde erinnerte, die begann wie Feuer zu brennen. Mühsam stützte er sich auf und fügte nicht mehr ganz so wütend hinzu. „Wer sollte sie sich ansehen können? Wollt ihr mich etwa zu Madam Pompfrey bringen? Dann könnt ihr auch gleich das Ministerium verständigen, dass ich hier herumliege."

Damit hatte er Recht. Trotzdem gab Mila sich nicht geschlagen. „Ich werde Dich auf keinen Fall hier lassen!" Sie stand auf und nahm sich den Umhang von den Schultern. Mit Harrys Hilfe faltete sie ihn so, dass ein längerer Stoffstreifen entstand. Während er und Ron Sirius halfen sich aufzusetzen, wickelte Mila zusammen mit Hermine diesen behelfsmäßigen Verband um seine Hüfte und band ihn fest. „Und jetzt?" fragte Hermine kleinlaut und sah sich den Verband genauer an. „Das wird wohl nicht reichen." Die Wunde blutete immer noch, trotz des Verbandes. Zwar nicht mehr so stark, aber immer noch sichtbar. Mila stützte beide Hände in die Seite, überlegte kurz - und sah dann in höchst gebieterische Weise auf Sirius hinunter, der trotzig ihren Blick erwiderte.

„Verwandle Dich!" forderte sie ohne lange zu zögern. „WAS?" schallte es von den anderen Vier wie aus einem Mund zurück. „Verwandle Dich in den schwarzen Hund. Guck nicht so, ich habe nicht vergessen, dass James, Peter und Du Animagi waren. Los!" „Was soll das nützen?" fragte Ron total verwirrt.

Sirius starrte sie an - dann antwortete er langsam für Mila. „Sie will mich ins Schloss bringen", murmelte er fassungslos. „Und als Hund wird mich keiner erkennen, der nichts von meiner Fähigkeit weiß." Zustimmend nickte Mila knapp und sah ihm erneut herausfordernd ins Gesicht. „Na mach' schon. Im Schloss kann ich die Wunde wenigstens richtig verbinden. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ich Dich allein zusammenflicken muss. Und vielleicht gelingt es mir sogar, Madam Pompfrey eine heilende Salbe oder so etwas abzuluchsen." Ein kleines, herausforderndes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Oder kannst Du meine Heilkünste etwa verleugnen?" Beide sahen sich einige Sekunden wortlos an. Dann lächelte auch Sirius leicht. „Nein. Kann ich nicht. Da hast Du wohl Recht."


Diese Sache war allerdings trotzdem ziemlich riskant. Es stimmte zwar, dass niemand Sirius in Gestalt des Hundes erkennen würde – aber würde es über kurz oder lang nicht auffallen, dass sich urplötzlich ein Hund auf dem Schlossgelände herumtrieb?

Hermine war es, die diese Frage stellte. „Außerdem wird Filch ganz bestimmt nicht davon begeistert sein. Es ist wohl anzunehmen, dass seine Katze Mrs. Norris nicht unbedingt erpicht ist auf Hunde", bemerkte Ron zusätzlich. Mila seufzte schwer. „Ich regle das schon. Keine Sorge." Sie rieb sich müde die Augen. Die Kratzer in ihrem Gesicht begannen höllisch zu brennen und Sirius Schmerz hallte immer noch in ihrer Seele nach. Sie hatte keine Kraft mehr, um mit ihnen allen herumzudiskutieren. Harry kam ihr Gott sei Dank endlich zur Hilfe.

„Was meckert ihr denn alle?" blaffte er seine Freunde an. „Habt ihr eine bessere Idee? Wollt ihr Sirius hier im Dreck mit dieser Wunde zurücklassen?" „Nein", murmelten beide kleinlaut. Auch Sirius bekam einen bösen Blick Harrys. „Stell‚ Dich nicht so an und verwandle Dich, verdammt noch mal!" Sirius gab nach einem kurzen, trotzigen Zögern seufzend nach. „Schon gut, schon gut. Aber wenn Deine Mutter wüsste, das Du so fluchen kannst …" Er grinste und nahm endlich die Gestalt des Hundes an. Mit einem Schwenk von Milas Zauberstab erschien eine Trage neben ihnen und mit vereinten Kräften hievten sie den leise winselnden Hund hinauf. Auf dem Weg ins Schloss sprach keiner von ihnen ein Wort.